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ZEITSCHRIFT
FÜR
ROMMISCHE PHILOLO&IE
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. GUSTÁY GRÖBER,
PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT STRASSBiniG Ì. E.
1901.
XXV. BAIO).
HALLE
MAX NIEMEYER.
77/78 OB. STEINSTRASSE.
tgoi.
Inland Stanford,
a. <ò I c^o5
INHALT.
Seite
L. F. D. BlÖtb, Der historische Schwanritter (3. ii. 99) i
F. Fd. Schnkboans, Ueber die Sprache des Skizzenbuches von Vilard
de Honneconrt (19. 4. 00) 45
P. Toldo, Études sur la poésie burlesque française de la Renaissance.
(19.2. 00) 71. 215. 257. 385. 513
H. SCHUCHARDT, Franz, caillou ) coclaca. — Über Laut- und Bedeutungs-
wandel (IO. II., 29.12. 00, 24. 2. Ol) 244
TuiODOR Kalepky, Zur französischen Syntax (31. 5. 00) 322
Hl'go Albert Rknnxrt, Ueber Lope de Vega's El Castigo sin Ven-
ganuL (8. II. 00) 411
Elise Richter, Zar Syntax des rumänischen Possessiv • Pronomens
in. Person (9. 11. 00) 424
Eduard Wechssler, Bemerkungen zu einer Geschichte der französischen
Heldensage (20. 10. 00) 449
B. Jaberg, Pejorative Bedeutungsentwicklung im Französischen. Mit
Berücksichtigung allgemeiner Fragen der Semasiologie (18. 5. 01) 561
W. Meyer -LÖBKE, Oskisch dai, ital. da, sard, dae (i. 3. 01) . . . . 602
Eugen Herzog, Zusammenfassendes lo im Spanischen (11. 3. 01) . . 705
George C. Keidel, Notes on ^sopic Fable Literature in Spain and
Portugal during the Middle Ages (17. il. 01) 721
TEXTE.
Walther Suchier, Ueber das altfranzösische Gedicht von der Zerstörung
Jerusalems La Venjance nostre seigneur (Schlufs) (22. 9. 99) . 94
J. Zeidler, Der Prosaroman Ysaje le Triste (23. 12. 00) . . 175. 472. 641
A. Pellegrini, Il Piccinino (4. 6. 99 ; 1 6. 6. 00) 230. 686
Carolina Michaelis de Vasconcellos, Randglossen zum altporiugie-
sischen Liederbuch. Forts. (18.4. 00) . . . 129. 278. 533. 669
Emmanuel Walberg, Deux détails du Bestiaire de Philippe de Thaun
(19.2. Ol) 697
VERMISCHTES.
1. Zur Textkritik.
Hugo Andresen ,'. Zur Karlsreise (4. 8. 00) iio
2. Zur Lautlehre.
A. Horning, Die betonten Hiatusvokale im Vulgärlatein (28. 10. 00) . 341
A. Zimmermann, Zum Uebergang von intervokalischem / zu </ im Vulgär-
latein (23. 12. 00) 731
IV
Seitt
A. Zimmermann, Ueber i-Epenlhese im Italischen bezw. im Vulgärlatein
(1.4. Ol) 735
— Lesefrûchte aas dem Bereiche der römischen Inschriften, den Ro-
manisten ZOT Beurteilung vorgelegt (i. 4. Ol) 735
A. HORNINO, Zur Behandlung von Ci und Ti (24. 6. 01) 736
3. Zur "Wortgeschichte.
G. Pfeiffer, Zu Rudows Rumänischen Wörtern Ztschr. Bd. XIX und
xxn (27.3. 99) 112
Giacomo De Gregorio, Ant. sic. (a la) Urta (9. io. 00) 113
H. SCBUCHARDT, Ecclesia (30. II. 00) 344
— Yrvsa., houée\xx!^'di, houchen (20. i. 01) 345
— Franz, glaive (20. i. 01) 345
— Franz, bretelle, bretellière (20. I. 01) 346
— Franz. //¿f „Scholle" (20. I. 01) 346
— 'Pt9,i^z, turbot ){á, Dornbutt) {20,1, Ol) 349
— Ischi] JnsulaF (20.1. Ol) 349
— FrtíTiZ. Permaine (20. I. Ol) 353
W. Meyer • LÜBKE, lisii, saia, saio, frz, sate (28.11. 00) 354
— lui. usao, frz, huis (13. 1. Ol) 355
H. SCHUCHARDT, Lat. torta, tartarum (zu Ztschr. XXIV, 2$0f.) (4. 3. 01) 490
— xakvfjifjia, xoXvfJLß&Vf (?) xakwç im Rumänischen (4. 3. O') • • 490
— Franz, guideau (4. 3. 01) 49S
— Franz, bœuf, vache (Fischerspr.) (4. 3. 01) 498
— Ostital. togna; ital. volantino (Fischerspr.) (4.3. 01) 502
— Span, castarete, port, caçarete (Fischerspr.) (4. 3. 01) 503
A. Horning, Frz. Glaise, voges. brossçy (3. 12. 00) 503
J. Ulrich, Andare, aller (6. 12. 00) 506
— A. engad. cupitz (14. il. 00) 507
— "EngSiá, padimêr (14. ii. 00) 507
W. Meyer -LÜBKE, Frz. scieur de long (i. 3. 01) 611
A. Horning, Voges. lur, burgund. lôvre (17.2.01) 612
— Afrz. heucâ, nfrz. esse (17.2. 01) 614
H. SCHUCHARDT, Ficätum, fecätum} fciitum -{- hepäteP (15. 7. Oí) . . 61S
A. Horning, Span, lelo (24. 6. 01) 73^
— Sp. emperador (24.6. Ol) 739
— Sp. pg. rozar (24. 6. Ol) 740
— Provenz. desco, poitevin, daiche (24. 6. Ol) 740
— Rätorom. magliar (24. 6. Ol) 740
— Faluppa im Romanischen (Nachtrag zu Ztschr. 21, 192 ffg.) (3. 8. 01) 741 .
— Span, marica (3. 8. Ol) 742
— It. indugia (3. 8. Ol) 743
Giacomo De Gregorio, It oUa (15. 6. 01) , 744
— Sic. mattanza (15. 6. Ol) 74^
— It. bazza, sp. baza, cat. basa (15. 6. Ol) 747
— Siz. bauariotu (15. 6. Ol) 747
BESPRECHUNGEN.
Paolo Savj- Lopez, Pio Rajna, Le fonti dell* Orlando Furioso
(25. 6. 00) 114
V
Sehe
G. W^EiGAiTD, G. AlexicT, Texte din literatura poporanS romÎDS
(î6. 6. oo) Ii6
P. DB Mugica, Anibal Echeverría y Reyes, Voces asadas en
Chile (13.3. 00) 118
— Diccionario de la Lengua Castellana por la real Academia Española
(6. 3. 00) 119
G. Weigand, Tcutsch u. Pepea, Lehrbuch der rumänischen Sprache
zum Schul- und Selbstgebrauch (16. 6. 00) 359
Ph. Aug. Becker, Paul Runge, Die Lieder und Melodien der Geiisler
des Jahres 1 349 nach der Aufzeichnung Hugos von Reutlingen,
nebst einer Abhandlung über die italienischen Geifslerlieder
von H. Schneegans und einem Beitrage zur Geschichte der
deutschen und niederländischen Geiisler von H. Pfannen -
Schmid Í20. 7. 00) 360
— Carl Voretzsch, Epische Studien (16.8. 00) 3^5
Theodor Gartner, Genelin, Dr. P., Germanische Bestandtheile des
rätoromanischen (surselvischen) Wortschatzes (19. 12. OO) . . 617
— Huonder, Josef, Der Vokalismus der Mundart von Disentís
(1.4. Ol) 622
— Candrian, J. J.* Det Dialekt von Bivio-Stalla (1.4. Ol) . . . 627
£. K0SCHWITZ, Eugen Herzog, Materialien zu einer neuprovençalischen
Syntax {4. I. 01) 630
Eh. Walberg, André G. Ott (de Zurich), Étude sur les couleurs en
vieux français (19. 2. 01) 633
M. Friedwagner, Emile Delignières, Nouvelles Recherches sur le
lieu d'origine de Raoul de Houdenc (26. 2. 01) 748
Eugen Herzog, Dr. Leo Wiese, Die Sprache der Dialoge des Papstes
Gregor (17. 3. Ol) 757
W. Meyer -LÜBKE, E. Frkymond, G. G., Romania No. 114, 115, 116
123. 380. 508
O. SCHLXTZ-GORA, BERTHOLD WiESE, Giornale Storico della Letteratura
italiana. Anno X Vili, Voi. XXXVI, fase. 1—3; Anno XIX,
Voi. XXXVII, fasci — 3; Supplemento 3 . . . . I2I. 376. 510
W. Cloètta, Archiv fur das Studium der neueren Sprachen und Litte-
raturen XCIX (19. 5. 99) 127
Heinrich Schneegans, Studi glottologici italiani diretti da Giacomo
de Gregorio. I. (4.9. 00) 636
D. Behrens, Publications of the Modern Language Association of America
VoLV, VI, Vn edited by James W. Bright (18. I.; 7.4. 01) 758
G. G., Neue Bücher 128
W. Suchier, Nachtrag zu Zeitschr. XXV 94—109 256
Berichtigung 384
Berichtigungen zu SS. 633 — 5 762
Register 763
/
Ausgegeben den 2. Januar 1901.
ZEITSCHRIFT
FÜR
EOMMISCHE PHLOLO&IE
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. eVSTAT GRÖBEB,
PROFRSSOR AN DRR UNIVERSITÄT STRASSBURO i. B.
1901.
XXV. BAND. 1. HEFT.
HALLE
MAX NIEMEYER.
77/78 GR. STEINSTRASSE.
igoi.
Die Zeitschrift erscheint in Bänden (von 6 Heften) zu 25 Marli.
INHALT.
Sette
J. F. D. Blöte, Der historische Schwanritter (3. II 99) i
F. Ed. Schneegans, lieber die Sprache des Skizzenbaches von Vilard
de Honnecourt (19. 4. 00) 45
P. Toldo, Études sur la poésie burlesque française de la Renaissance
(19.2. 00) 71
Walther Suchier, Ueber das altfranzösische Gedicht von der Zerstörung
Jerusalems La Venjance nostre seigneur (Schlufs) (22. 9. 99) . 94
VERMISCHTES.
Hugo Andresen, Zur Karlsreise (4. 8. 00) iio
G. Pfeiffer, Zu Rudows Rumänischen Wörtern Ztschr. Bd. XIX und
XXII (27.3. 99) 112
Glacomo De Gregorio, Ant. sic {a la) Urta (9. io. 00) 113
BESPRECHUNGEN.
Paolo Savj- Lopez, Pio Rajna, Le fonti dell' Orlando Furioso
(25. 6. 00) 114
G. Weigand, G. Alexici, Texte din literatura poporanS rominS
(16.6.00) 116
P. de Mugica, Anibal Echeverría y Reyes, Voces usadas en
Chile (13. 3. 00) 118
— Diccionario de la Lengua Castellana por la real Academia Española
(6. 3. 00) 119
O. ScHULTZ-GoRA, BERTHOLD WiESB, Giornale Storico della Letteratura
italiana. Anno XVIII, Voi. XXXVI, 1—2 (19.10.; 2.12.00) 121
W. Meyer-LCbke, G. G., Romania No. 114 (28. 11.; 4.8. 00) . . . . 124
W. Cloëtta, Archiv fur das Studium der neueren Sprachen und Litte-
raturen XCIX (19. 5. 99) 127
G. G., Neue Bücher 128
Manuskripte für die Zeitschrift sind an den Herausgeber,
Strafsburg i. Eis.,
IJniversitätsplatz 8
zu senden. An die Verlagsbuchhandlung Ifiax Niemeyer in Halle
sind alle Honorar und Sonderabzüge angehenden Anfiragen und
Wünsche zu richten.
Der historische Schwanritter.
(n. Artikel.»)
In dieser Zeitschrift habe ich vor einiger Zeit darauf aufmerk-
sam gemacht, dafs wit in dem Schwanritter wahrscheinlich den
Reflex einer historischen Person zu sehen haben. Eine Familien-
tiadition, die sich um Roger von Toëni, einen normannischen Frei-
berm der ersten Hälfte des ii. Jhds., gebildet hatte, habe man
mit Balduin von Boulogne, dem Gemahl der Enkelin dieses Roger,
verbanden, und diese Verbindung sei die Ursache geworden, dafs
Gottfried von Bouillon und seinen beiden Brüdern zur Zeit des
ersten Kreuzzugs und nachher ein Grofsvater zugeschrieben wurde,
den ein Schwan in das Land gebracht haben sollte. Der Ge-
dankengang aber, wie er in dem Aufsatz niedergelegt war, berück-
sichtigte im wesentlichen nur eine Seite des Themas. Er stellte
nur diesen Roger in den Mittelpunkt der Betrachtung, ging auf
eine Klarlegung anderer die Herkunft der Sage berührender Fragen
nicht ein und erfuhr daher eine ablehnende Besprechung von
G. Paris, indem dieser den hypothetischen Charakter einzelner
Glieder der Beweisführung hervorhebend die Lösung des Problems
um keinen Schritt weiter gefördert erachtete.^ Es sei mir gestattet
noch einmal auf die Sache zurückzukommen. Jetzt freilich etwas
ausführlicher. Ich glaube, dafs ich zu zeigen vermag, dafs auch
andere, von der Persönlichkeit des Roger von Toëni vollständig
unabhängige Erwägungen in die von mir bezeichnete Richtung
hinùberleiten, und dafs infolgedessen das Resultat dieser Er-
wägungen in Verbindung mit dem, was wir von Roger von Toëni
und seinen Nachkommen ermitteln können, von neuem ergiebt,
dafs die Sage vom Schwanritter eine lothringische Umbildung ist
der normannischen Familientradition. —
Die ersten Abschnitte der folgenden Untersuchung beschaf-
fen sich mit der Frage, ob es vor Gottfried von Bouillon eine
lothringische Ueberlieferung von einem Schwanritter gegeben haben
kann.
I.
Wenn je ein mächtiges und weitverzweigtes Geschlecht im
^^•]hd. historisch prädestiniert schien, seine Herkunft mit dem
* Vgl. ZUchr. 21, 176 fif. « Romania 26, 580 f.
2ciuchr. L rom. Phil. XX Y. l
2 J. F. D. BLÖTSy
Schwanritter in Verbindung zu bringen, so war es das Geschlecht
der Grafen und Herzoge von Limburg, das von der Mitte des
1 1 . Jhds. bis an das Ende des 1 3. eines der angesehensten Hänser
Niederlothringens war. Unter seine Vorfahren zahlte es die gleichen
Geschlechter wie Gottfried von Bouillon ; * zwei Herzoge (Grafen)
dieses Hauses waren als Herzoge von Niederlothringen die un-
mittelbaren Nachfolger Gottfrieds.^ In den Ardennen lag ihr Ge-
biet, und zur Zeit, da die Sage vom Schwanritter blühte, fahrten
sie im Volksmunde und offiziell den Titel 'Herzoge der Ardennen ',3
wie die Herzoge von Niederlothringen des 1 1 . Jhds. aus dem Hause
der Ardennen genannt wurden und wie der Schwanritter in einer
Version zu einem Herzog der Ardennen gemacht ward.^ Zwei-
einhalb Jahrhunderte bestand das Geschlecht in ununterbrochener
Fortdauer und konnte es auf ebenso reiche Verbindungen weisen als
Brabant, mit dem es rivalisierte. Welche günstigen Umstände, die
Erinnerung an eine Herkunft vom Schwanritter zu wecken und
lebendig zu halten, falls der Keim dazu schon vorher in diesem
Geschlechte bestanden und bis dahin nur geschlunmiert hätte!
welche günstigen Verhältnisse für eine Verknüpfung mit der Her-
kunft, falls diese nur ein willkürliches Gewebe der Volksphantasie
gewesen wäre, das sich beliebig an den günstigsten Fleck heftete,
oder von einer Familie aus beliebig auf eine andere hätte über-
tragen werden können! Wohl reichten die Herzoge ihre Herkunft
bis auf Karl den Grofsen hinauf.^ Aber zu dem Geschlecht des
Schwanritters rechneten sie sich nicht, und auch andere rechneten
sie nicht dazu. Dafs es sich hier nicht um ein zufalliges Fehlen
irgend welcher Aufzeichnung handelt, zeigt folgendes.
Das limburgische Haus erlosch zwar 1283 mit dem Tode der
kinderlosen Ermengardis, aber trotzdem hat kein lothringisches Ge-
schlecht eine so mannigfaltige genealogische Entwicklung aufzu-
weisen als Limburg in Verbindung mit Luxemburg (letzteres seit
12 14). In der Nähe des Stammlandes die Häuser Montjoye,
Valkenburg, Berg, Reifferscheid, Wildenberg. Waleran IV. nennt
in einer Urkunde v. J. 1253 unter seinen Verwandten die von
^ Der Vater Gottfrieds von Bouillon und die Grofsmatter Heinrichs I.
von Limburg (f II 19) mütterlicherseits waren Geschwister, Kinder Eustachs I.
von Boulogne und der Gerberga von Löwen (Brabant). Der Stammvater der
Herzoge von Niederlothringen war Wigerich, Graf von Bedgau und Trier,
unter Karl dem Einfachen Pfalzgraf von Lothringen (f nach 926). Sowohl
durch seinen Vater als durch seine Matter gehörte der genannte Heinrich zu
dem Geschlechte dieses Wigerich.
' Heinrich I. (f 11 19) und dessen Sohn Waleran H. Paganas (f 1139).
Auch Heinrichs L Groisvater, Friedrich von Luxemburg, war Herzog von
Niederlothringen gewesen, 1048 — 1065, zur Zeit, da Herzog Gottfried aus dem
Hause der Ardennen, Gottfrieds von Bouillon Grofsvater (f 1070), sich gegen
die kaiserliche Gewalt auflehnte.
' Zeugnisse bei M. S. P. Ernst, Histoire du Umbourg, Liège 1837 — ^^47»
til S. 52, t. m S. 99. III. 117. 139.
* Grimm, Deutsche Sagen, No. 545 'Der gute Gerhard Schwan'.
B Ernst, a. a. O. t H S. 64.
DBR mSTORISCHB SCHWANRITTER. 3
Luxemburg, Berg, Jülich, Wassenberg, Reifferscheid, Montjoye.*
Aus d^ Ehe Walerans III. mit Ermensinde von Luxemburg (12 14)
ging das luxemburgische Haus hervor, das dem deutschen Reiche
vier Kaiser gegeben hat, von denen drei auch Könige von Böhmen
waren, einer König von Ungarn. In Frankreich führten eine Anzahl
hoher Familien ihren Ursprung auf Limburg zurück.^ Aber bei keiner
einzigen läfst sich nachweisen, dafs sie sich von der Schwanritter-
herkunft betraditeten , es sei denn durch eine spätere Verbindung
mit Brabant^ Und was vom 1 2. Jhd. an für sämtliche Nachkommen
gilt, erlaubt den Rûckschlufs auf das Stammhaus: es hielt sich
nicht von der Abstammung vom Schwanritter, und auch andere
gaben ihm diese Auszeichnung nicht^
Das Haus Limburg (und Luxemburg) hatte keine Herkunft
vom Schwanritter. Dieses Ergebnis fuhrt zu folgenden Schlüssen:
1. Für die Herzoge von Niederlothringen aus dem
Hause der Ardennen oder Verdun: Die Sage vom Schwanritter
ist keine von Anfang an ererbte uralte Haussage der Vorfahren
von Gottfrieds von Bouillon Mutter, denn wäre sie schon mit
Wigerich (f nach 926), dem Stammvater aller ardennischen Ge-
schlechter verbunden gewesen — wie die Herkunft von Karl dem
Grofsen und Troja — so hätte sie sich auch in dem limburgischen
Haus zeigen müssen, wo alles dem Fortleben der Sage günstig war.^
2. Für die Grafen von Boulogne: Die Sage stammt auch
nicht aus dem Hause der Grafen von Boulogne vor Gottfried von
» Ernst, a. a. O. IV, 238. • Ernst, a. a. O. IV, 76.
' Im Jahre 141 2 war Edmond von Dynter im Auftrage seines Herzogs
(Anton von Brabant) bei Wenceslas, König von Böhmen. Dieser führte den
Gesandten in einen Saal, wo Kaiser Karl IV. (1346— 1378), Wenceslas' Vater,
die Bilder aller Herzoge von Brabant bis auf Johann III. (1312 — 1355) hatte
aufhängen lassen, und sagte zu ihm 'quod illa sua esset genealogia, quodque
ipse de propagine Trojanorutn et signanter sanctt Karoli Magni imferatoris
et inclite do mus Brabancie descendit, et quod Ueinricus de Lucemhurgo
imperaior, proavus suus, hahuit filiatn primi duds Johannis Brabancie, ex
qua genuit avum suum Johannem Bohemie et Polonie regem* {Chronique
des Ducs de Brabant par Edmond de Dynter, publiée par P. F. X. De Ram,
Bruxelles 1857, t. UI p. 74 if.). — Man beachte die Zusammenstellung 'Troja,
Karl der Grofse, Brabant'. Die Erwähnung von Troja und Karl dem Grrofsen
fuhrt zu der Folgerung, dafs Wenceslas bei dem Namen 'Brabant' an den
Stammvater dieses Geschlechtes dachte, d. h. an den Schwanritter, um so mehr,
da die brabantischen Herzoge sich auch schon insbesondere von Troja und
Karl dem Grofsen rühmten, sodafs dieses besondere Nennen von Brabant
nicht nötig war. Erwägt man nun, dafs Wenceslas auch Heinrich von Luxem-
burg erwähnt, und dieser ein Enkel war Walerans von Limburg und Ermen-
gards von Luxemburg, und Limburg und Luxemburg sich auch schon von
trojanischer und karolingischer Herkunft hielten, so hat das 'Brabant' einen
besonderen Sinn. Durch Brabant konnte Wenceslas sich nicht nur auf Troja
und Karl den Grofsen berufen, sondern auch auf den Schwanritter. Nur
Brabant kannte er den Ursprung zu, nicht Luxemburg oder Limburg.
^ So gestatten z. B. die Häuser Hessen und Heinsberg Rückschlüsse auf
Brabant Vgl. Verf., Das Aufkommen des clevischen Schwanritters, in der
Ztschr. f. deutsches Altertum und d. Litt. 42, 41 ff.
* Wir ñnden sie ebensowenig bei den Grafen von Salm, von Bar, die
gleichfalls von Wigerich stammten.
4 J. F. D. BLÖTE,
Bouillon. Denn hätte Gottfrieds Vater Eustach IL sich dieses Ur-
sprungs gerühmt, wie er sich durch seine Mutter Mathilde von
Löwen (Brabant) karolingischen Geblütes nennen konnte,^ so hätte
auch seine Schwester Gerberga, Heinrichs L von Limburg Grofs-
mutter, die Herkunft in das limburgische Haus hinüber geleitet
3, Für die Entstehung der Geschlechtssage: Das Fehlen
der Herkunft im Haus Limburg trotz der aufserordentlich günstigen
Verhältnisse zur Aufnahme derselben führt zu der Vermutung, dafs
die Herkunft von einem Schwanritter in anderen Häusern nicht
auf willkürlicher Volksphantasie beruht, sondern dafs sie sich auf-
baute auf irgend einer reellen Grundlage.^
Die in dieser Weise gewonnenen Folgerungen haben deswegen
einen hohen Grad der Wahrscheinlichkeit, i. weil der Ursprung
von Karl dem Grofsen durch die weiblichen Linien in den ver-
schiedenen Familien vermittelt wurde, wofür Brabant, Namür, Bou-
logne Beispiele sind; 2. weil die Geschlechter Brabant, Qeve,
Heinsberg 3, Arkel nur durch eine ihrer Frauen zu der Abstammung
von einem Schwanritter gelangten.
2.
Im J. 1113 stirbt die Ida, die Mutter Gottfrieds von
Bouillon. In der Lebensbeschreibung 4, die zwei oder drei De-
cennien nach ihrem Tode abgefafst wurde, wird berichtet, wie sie in
besonderem Rufe der Keuschheit, Frömmigkeit und Wohlthätigkeit
stand und Wunder verrichtete während ihres Lebens und sogar nach-
her. Ihr Mann, Eustach II. von Boulogne, ist ^genere nobiiùstmtis.
Carolo eiiam regi consanguiniiaie proximus\ Ida selbst wird mit der
üblichen Formel ^nobilissima exorta prosapia"^ bezeichnet. Aber der
Autor dachte sich die Eltern und die Vorfahren der Ida echt mensch-
lich: spater ejus supra potentes atque fama majores coram imperatore
Alemannorum gradum altiorem et quasi Privilegium dignitatis atque
^ Autoren aus der ersten Hälfte des 12. Jhds. nennen ihn von karo-
lingischer Herkunft. Vita B, Idae, cap. i * genere nobilissimus. Carolo etiatn
regt consanguinitate proximus* (Migne 155, 439); Ord. Vital. 1. IV c. 3 (ed.
Le Prévost) 'erat magnae nobVitatis, ex prosapia scilicet Caroli Magni Fran'
cor um strenuissimi regis\
* Eine 4. Folgerung finde hier in der Note ihren Platz. Wenn die
Redaction der Sage von Gerhard Schwan nach Grimm DS. No. 545 den
Schwanritter zu einem Herzog der Ardennen macht, und Albrecht in dem
'Tilurel' zwischen 1260 und 1270 ihn in Luxemburg (so wenigstens nach
Grimm DS. No. 543; nach ed. K. A. Hahn Str. 5960 *Lizabune\ welches seit
Lohengrins Tod *Luthringen* hieis; vgl. noch die verwirrten Angaben in
diesem Gedicht, wie Lohengrin in diesem nämlichen Gebiet als Herzog von
Kasperle 5918, Basper 5920 erscheint; Belaye ist aus Cornvaie 592 1) sterben
läfst, so ist, abgesehen von anderen Gründen, hier nur an die allgemeine
Richtung des Ardennerwaldes zu denken, d. h. mit Erinnerung an Bouillon,
welches in den Ardennen lag.
' Das Aufkommen des clevischen Schwanritters, a. a. O. S. 1 8 ff. Ueber
Brabant handle ich nächstens in einer besonderen Schrüt 'Das Aufkommen
der Sage von Brabon Silvius, dem brabantischen Schwanritter'.
* Migne 155, 437 flf.
DBR mSTORISCHB SCHWANRITTER. 5
potesiatìs ohiinens fuiit nomine Gode/riduSt mater vero ejus, nan minus
egregia. Do da vocabaiur\ Der nm 1136 oder etwas später, jeden-
falls vor 1153 entstandene Ausspruch spezialisiert für Idas Vater
nicht weiter, was wir unter dem *gradum altiorem ei quasi privi"
legium digniiaiis atque potestaiis^ zu verstehen haben. Aber es ist
historische Thatsache, dafs Idas Vater, Gottfried mit dem Bart
(t 1070), zuletzt eine weit gröfsere Macht inne hatte als irgend
einer seiner direkten Vorgänger: in seiner Hand lag die Herrschaft
über Nieder- und Oberlothringen und über reiche Gebiete in
Italien, die er sich durch seine zweite Ehe erworben hatte. Dafs
in dem *gradum aliiorem et quasi Privilegium dignitatis atque potesiaiis^
nicht die Andeutung einer besonderen Herkunft verborgen liegt,
ergiebt sich aus des Autors Mitteilungen: Idas Vater nennt er
Gottfried, als Gattin giebt er ihm die Doda, die ^non minus
tgregia* als ihr Mann ist, er erkennt ihm * major es\ also nieder-
lothringische Vorfahren, zu, was dem Wesen des Schwanritters
widerstreitet, er fafst ihn auf als einen Fürsten über ererbtes Ge-
biet, denn die Doda tritt ganz zurück, der Autor weist also auf
verbürgte historische Verhältnisse hin. Dafs auch Idas Vater nun
seinerseits nicht von einem göttlichen Ahnherrn abstammte, liegt
in demselben Satz, denn Gottfried übertraf seine Vorfahren in
Würde und Macht. Und doch wollte der Autor die Ida besonders
verherrlichen. Er deckt den Glanz ihrer hohen Herkunft auf, aber
Wunderbares weifs er nur in den Wundem, die sie verrichtete.
Was ihm bekannt ist, sagt er von ihr. Er erwähnt sogar zwei
Züge, die wir nachher in der Sage wiederfinden: sie sollte nach
göttlicher Verheifsung drei Söhne gebären und stillte diese Kinder
selbst. Nach ihrem Tode noch heilte sie die Enkelin von ver-
zehrender Fieberkrankheit. Ihr Grab hat der Autor offen gesehen,
unversehrt lag sie darin. Trotzdem hat er nichts von einer wunder-
baren Herkunft zu berichten. Sein Schweigen wird unter diesen
Umständen beredt: die drei Söhne der Ida und die Ida selbst
ererbten die wunderbare Abstammung nicht als Familiengut, die
Herkunft von einem Schwanritter ist ihnen von aufsen her aufge-
tragen worden.
3.
Die zeitgenössischen Aufzeichner der Ereignisse des ersten
Kreuzzugs schweigen ohne Ausnahme bei Gottfried und seinen
Brüdern von der wunderbaren Herkunft, ebenso wie frühere Autoren
davon bei den niederlothringischen Herzogen schwiegen. Aus den
Berichten, die gleich nachher entstanden und fast noch als zeit-
genössisch gelten dürfen, hebe ich dennoch eine Notiz über Balduin
heraus, die durch die Eigentümlichkeit ihrer Vorstellung der Dinge
ïind durch den Charakter des Schreibenden mindestens den Schlufs
erlaubt, dafs Gottfried und seine Brüder sich nicht als Nachkommen
eines Schwanritters betrachteten, und dafs in den höheren Schichten
der kleinasiatischen Abendländer die angebliche Abstammung ent-
weder nicht bekannt oder der Erwähnung unwert erachtet wurde.
6 J. F. D. BLÖTB,
Radülf von Caen geht 1107 nach Palästina, dient zwei
Jahre unter Bohemond, wird darauf Secretar bei Tancred und
verfafst seine Gesia Tancredi aus den Aussagen derer, die die
Dinge von 1095 an mitgemacht haben. Die Charakteristik, die er
in diesen Gesten von Gottfried entwirft, besagt fur unseren Zweck
nichts und ist in wenig Worten zusammenzufassen: Bouillon habe
ihm Namen und Würde gegeben, diese Würde werde erhöht durch
göttliche und weltliche Tugenden, in welchen er sich als das Kind
des tapfem Vaters und der fronmien Mutter bewahre (cap. 14).
Wichtig ist aber der Passus über Gottfrieds Bruder, Balduin L,
König von Jerusalem. Radulf hält Balduin offenbar für einen
Mann von höherer Bedeutung als Gottfried. Das Blut Karls des
Grofsen, den Thron Davids, das Leben Alexanders des Grofsen
nimmt er für Balduin in Anspruch: '. . . toi vüae inUrvaüü omari^
quae a Francorum sceptro lucem ingressa, ab HierosolymiUmorutn erat
egressura; atque liquidius claret, a magno ilio rege Carolo genus
trahens super solium David sessurus divinitus trahebatur. Jure
ergo ac merito Alexandrum vivehat, cujus illusirabant Carolus ortum,
David occasum; nee degenerare dehehat gladius hebes, cujus sie fulge^
rent cunae et tumulus^ (<^P* 37)* Hier wäre doch, sollte man meinen,
neben Franken und Jerusalem, neben einem Ursprung von Karl
dem Groisen, dem Sitzen auf dem Thron Davids, neben dem Leben
wie Alexander der Grofse, neben der göttlichen Führung, neben
der glänzenden Wiege und dem glänzenden Grab, ein Hinweis
auf eine höhere, besondere Herkunft angebracht gewesen. Radulf
ist freilich ein Skeptiker. Man sieht es aus seiner Stellung zu der
hlg. Lanze (cap. loi), die er sogar einen Betrug nennt (cap. 108).
Hat Radulf geschwiegen von der wunderbaren Herkunft Balduins,
weil er nicht darum wufste, oder hat er sie übergangen als eine
unnütze Fabel? Die Lanze, die soviel Aufregung hervorrief, konnte
er nicht übergehen, sie war ein Stück Geschichte von eingreifender
Bedeutung, das manche als ein Wunder betrachteten. Die Volks-
meinung über Balduins Herkunft, falls sie damals schon bestand,
hatte diesen Wert nicht Aber eins folgt aus den Worten Radulfs.
Eine Haussage der Herzoge von Niederlothringen aus dem Hause
Verdun war die Tradition nicht. Sie wäre alsdann zur Zeit Gott-
frieds allen Niederlothringem bekannt gewesen, und lobend oder
tadelnd hätte Radulf etwas davon in die Charakteristik Balduins
einfliefsen lassen.
Und zu dem gleichen Schlufs fahrt die Chronik Alberts von
Aachen (um 11 25), der wir den ausführlichsten Bericht über den
Anteil der Lothringer an dem Kreuzzug verdanken. Im Gegensatz
zu Radulf, für welchen Balduin gröfsere Bedeutung hatte, verherr-
licht der Aachener Kanoniker den Gottfried übermäfsig, sieht in
¡hm das auserwählte Rüstzeug Gottes, späht nach Zeichen, Wundem
und Träumen, aus denen sich das Leben und die Thaten seines
Helden schon vorher ableiten liefsen. Ein Geistlicher Aachens hat
in einem Traume Gottfried in der Sonne gesehen, unzählige Vögel
DER mSTORISCHB SCHWANRITTER. 7
aller Art kamen auf den Herzog zugeflogen, von denen sich ein
greiser Teil ihm zur Rechten und zur Linken setzte; die Sonne
wurde alsdann durch die strahlende Klarheit des Herzogs ver-
dunkelt, endlich versank der Herzog mit seinem Stuhl und mit
ihm fast alles Geflügel (1.VI c. 36. 37). Würde ein Mann, der
solches in seine Darstellung aufnimmt und deutet, eine wunderbare
Herkunft Gottfrieds oder eines seiner Ahnen nicht mit in Rechnung
gezogen haben, würde er sie nicht als ein neues Moment auf-
gegrifien haben, seioen Gottfried über alle anderen hinauszuheben,
wenn wir in der Abkunft eine alte Haussage der Herzoge hätten?
Von den Vorfahren der Brüder ist charakteristisch genug bei Albert
überhaupt nicht die Rede. Eine neue Andeutung, dafs Albert von
einer alten Haussage nichts bekannt war.
Gottfried von Bouillon und seine Brüder waren von Haus aus
keine Nachkommen eines wunderbaren Vorfahren.
4-
Die Herkunft war demnach keine den Herzogen von Nieder-
Uvthringen oder dem Gottfried von Bouillon ursprünglich ange-
borene. Dies folgt aus den limburgischen Verhältnissen, aus der
Lebensbeschreibung der Ida, aus den Berichten eines Radulf von
Caen und eines Albert von Aachen.
Der nächste Gedanke ist jetzt wohl der, dafs in Nieder-
lothringen eine von dem Geschlecht der Herzoge unabhängige
Volkstradition bestanden habe, sei es als eine in der Tiefe des
Volksglaubens ihr stilles Dasein fristende, sei es als Herkunftssage
einer anderen lothringischen Familie, so dafs von dort aus die
Herkunft auf Gottfried von Bouillon übertragen worden sei, ent-
weder aus hoher Verehrung seiner Person oder aus einem anderen
uns weiter nicht bekannten Grund. Und von diesem Gedanken
aus läfst sich dann Weiteres folgern. Wenn um 1 100 in Lothringen
die Anschauung bestand, dafs einst ein unbekannter Ritter mit
einem Schwan erschienen sei und noch erscheinen könne, um wie
ein Retter in den Geschicken des Landes aufzutreten; wenn da-
neben märchenhafte Vorstellungen im Umlauf waren, nach welchen
Kinder in Schwäne und umgekehrt verwandelt werden konnten:
greift dann eine solche Tradition mit ihren Wurzeln nicht tief in
die alte heidnische Zeit zurück, liegt ihr Keim dann nicht in der
bei uncivilisierten Völkern häufig beobachteten Ansicht, die übrigens
auch ihre deutlichen Spuren in der ägyptischen und in der israe-
litischen Cultur hinterlassen hat, dafs eine enge Verwandtschaft
bestehe zwischen Mensch und Tier, die sich u. a. auch bethätige
in dem gegenseitigen Wechsel der Gestalt vor oder nach dem
Tode, — kurz, ist dann die Sage vom Schwanritter nicht ein Rest
von einstigem Totemismus? Und wenn dem so ist, so steht die
Volkstradition noch unter der Einwirkung einer Zeit, von der aller-
dings nur spärliche Kunde auf uns gekommen, aber ist sie eben
deshalb alsdann ein wertvolles Zeugnis von der Macht und Zähig-
8 J. F. D. BLÖTEy
keit uralter Anschauungen, die immer wieder unter günstigen Um-
ständen durchbrechen, sich anschmiegen an neue Verhältnisse und
erneuten Beifall finden und begeisterten Glauben.
Und wirklich scheint einiges diesen naheliegenden Gedanken
und seine Folgerungen zu stützen. Für die totemische Natur der
Sage bieten sich als Parallelen das Märchen von den Schwan-
kindem, das gewöhnlich mit unserer Sage verbunden vorkommt,
und die Berichte von Menschen und höheren Wesen, die sich nach
germanischem und keltischem Volksglauben in Schwäne und andere
Tiere verwandelten. Für eine alte vorgottfriedische lothringische
Volkssage läfst sich die Art und Weise geltend machen, wie Johannes
von Alta Silva und der Chronist von Brogne die Sage vom Schwan-
ritter mitteilen.
Und dennoch: wie naheliegend der Gedanke, wie folkloristisch
und modemer Auffassung gemäfs die Folgerungen auch sein mögen,
Gedanke und Folgerungen stehen auf unsicherem Grunde, noch
mehr: sie weisen in falsche Richtung.
Prüfen wir zuerst einmal, ob Johannes von Alta Silva und
der Chronist von Brogne, welche doch bei all dem stützenden
Material faktisch die einzigen sind, die sich mit dem Schwanritter
beschäftigen, in ihren Angaben wohl etwas für eine alte lothrin-
gische Sage von einem Schwanritter beweisen.
5.
Johannes von Alta Silva läfst in seinem frühestens 1179,
vermutlich aber ca. 11 84 verfafsten^ Dolopathos einen der Sieben
Weisen die Geschichte von den Schwankindem erzählen als Bei-
spiel von einem Fall, der * quondam accidìi, ut mulieris malitìa de^
iegatur^ (ed. H. Oesterley S. 73). Als nun die Geschichte bei dem
Punkte angelangt ist, dafs einer der Schwäne durch die schadhaft
gewordene Kette nicht mehr in die menschliche Gestalt zurück-
kehren konnte, da findet sich der Zusatz *ctgnus permanens um
socio rum adhesit frairum. Hie est cignus, de quo fama in eie mum
perseverai, quod caihena aurea miliiem in navícula irahai armaium*
(ebd. 79), worauf dann die Erzählung in wenigen Zeilen (6 in
Oesterley *s Ausgabe) noch berichtet, dafs der Vater die Kinder
als die seinen erkannte, seine Gattin in ihrem Rechte wieder her-
stellte, die böse Mutter aber zu derselben Strafe verurteilte, als
vorher über die Gattin verhängt worden war. —
Was sich bei Johann v. Alta Silva von einem Schwanritter
findet, ist also wenig, und das Wenige sehr imbestimmt
Nun ist es allerdings richtig, dafs die Version von den Schwan-
k'lüdern bei Johann v. A. S. ältere Züge aufweist, als die anderen
Redactionen,^ dafs der Dolopathos die einzige von den uns er-
1 H. Oestedey, yohannis de Alta Silva Dolopathos, Strasburg 1873,
Einleitung S.XI: 1 184/5; G.Paris, Romania 19,317: vers il 90; G. Gröber,
Grandriís der rom. Phil. II, i S. 321: vor 1200.
« G. Paris, Romania 19, 319 f.
■ DER HISTORISCHE SCHW
halteoeo Fassungen von den Sieben Weisen ist, die das Märchen
von den Schwankindem erzählt, und dafs mit hoher Wahrschein-
lichkeit die Benutzung der Schwanensage in dieser Rahmenerzählung
von Johann herrührt. Es ist femer richtig, dafs in dem Zusatz
über den Schwanritter die historischen Bezüge zu den Herzogen
»on Niederlothringen oder zü anderen Häusern fehlen, und dafs
das 'cignus, de quo fama in ettrnum fxrsiveral . . .' einen gewissen
rbetorischen Schwung zeigt Aber, wenn aus alledem geschlossen
werden sollte, dafs namentlich in Anbetracht der älteren Züge der
Version von den Schwankindern das Fehlen der historischen Be-
züge in den Worten über den Schwanritter doch wohl aufgröfserc
Allertümlichkeit auch dieser Materie bei Joh. weisen könnte, auf
eine Periode, da die Sage vom Schwanrilter noch nicht mit einer
hislOTÎschen Persönlichkeil verbunden war, so schliefst man doch
wohl etwas voreilig. Zunächst besagen die älteren Züge in dem
Märchen von den Schwankindern gar nichts für den Zusatz vom
Scbwanritter, denn die Verbindung von Schwanritter und Seh wan-
Uadem war zur Zeit des Johann v. A. S., d. h. 1 179 oder nachher,
noch sehr jung,^ so dafs von den Schwankindem aus keine Schlüsse
ani Allertümlichkeit von Johanns weiteren Angaben gemacht werden
können. Und femer findet sich in der Redacüon der Elioxe-version
der Scbwankinder, die einige gleich alte Züge aufweist und der
gleichen Zeit angehört,* nur die Verbindung mit dem Schwanritter
Bouillons.
Aber wir kennen aufserdem den klar ausgesprochenen Zweck
der Erzählung und den Charakter des Erzählers. Wie die anderen
, Enählungen im Dolopathos geht auch das Märchen von den
» Schwan kindern kaum einen Schritt über diesen Zweck hinaus.
ft^Alles spitzt sich auf ein Umstimmen des Königs, damit er den
Sobn nicht dem Flammentod preisgebe. Nicht die Mitteilung einer
in sich abgerundeten Redaction von der Schwan en sage ist das
Ziel des Mönchs von Haute-Seille, obgleich sich an den älteren
Zügen zeigt, dafs er seine Quelle in den Hauptmomenten genau
wiedergegeben haben mufs. Sondern: einer der Weisen soli aus
i (einer Erzählung hervortreten lassen, wie es einst geschah, dafs
I die Bosheit einer Frau aufgedeckt wurde, oder wie er nach Be-
Lendigung der Erüählung sagt, wie grofs die Bosheit einer Frau sei.
; dem Märchen von den Schwankindem wird die Bos-
eit der Frau aufgedeckt. Die Geschichte von dem Schwanritter
latte für diesen Zweck keinen Werk. Und angesichts dieses Zweckes
t es begreiflich, dafs Johann v. A. S. nur wenige Worte für den
SdiwantiCEcr hat Blofs das Allernöligste wird gesagt Es fo'nt
auch sofort in seiner Erzählung nach dieser Andeutung auf aen
I Schwanritter die Rückkehr zu den Schwankindem, 'Rrcognavit
4rga Tteepitijut paler fili'os ....'. Die wenigen Worte über den
Scbwanritter beweisen also nicht nur nichts für ein älteres Stadium
> S. unlïD S. 1 6 f. "G. Pïris, Romania a, a. 0.
s.
S
IO J. F. D. BLÖTB,
der Sage vom Schwanritter, sondern die Haltung der Erzählung
und ihr Zweck erlauben keinen anderen Schlufs, als dafs Joh. v.
A. S. mehr von dem Stoff wufste, dafs das Allgemeine, das Unbe-
stimmte in dem Satz eine Folge ist von der Bedeutung, die Job.
V. A. S. dem Märchen von den Schwan kin de rn beilegte.
Und hier ist, dünkt mich, nicht ohne Bedeutung, dafs Job.
V. A. S. durch sein 'agnus, de quo fama in eternum per sever aV dem
Zusatz vom Schwanritter einen gewissen rhetorischen Schwung ver-
leiht Seine Worte weisen darauf, dafs er von einem Factum
spricht, das auch andere kennen, ihn selbst aber mit Bewunderung
erfüllt Und das schliefst ein, dafs der Autor sich nicht an einem
blofsen Märchen begeistert hat. Sehi rhetorischer Schwung deutet
auf eine Beziehung, an deren Existenz man glaubte, die in den
Augen des Erzählers etwas Grofses, etwas Ungewöhnliches hatte.
Und das kann für 1179 ^^^^ ^^^ nachher nur die Beziehung ge-
wesen sein zwischen dem Schwanritter und Gottfried von Bouillon.
Denn die Herzoge von Oberlothringen, wie die von Niederlothringen
seiner Zeit stammten nicht von einem Schwanritter. Aufserdem
war die Verbindung zwischen Schwanritter und Schwankindern
kaum einige Jahrzehnte alt Und nur ein dichterischer Kopf voll-
zog sie, denn es scheint, dafs am Ende des Schwankinder-
märchens Aenderungen vorgenommen worden sind, damit die Ver-
bindung möglich sein konnte.* — Was Johann v. A. S. zu dem
Ausruf *hic est ctgnus, de quo fama in eiemum persévérât^ brachte,
ist ihm auch wohl kaum aus Begeisterung för Lothringen ein-
gegeben. Er war Geistlicher und überall in seinem Büchlein be-
wahrt er seinen Charakter als Geistlicher: die Hand Gottes greife
ein, von den Frauen rühre das gröfste Unheil in der Welt Auch
in der Schwanensage und was mit dieser bei ihm zusammenhängt,
zeigen sich diese asketischen Züge. Ihn, den Geistlichen, wird
der Schwan als göttliches Wunder begeistert haben, wie wenige
Jahre nachher Lambert von Ardres und etwas später der Chronist
von Brogne den Schwan oder den Ritter als besonders von Gott
gesandt betonen. Hätten wir es mit landschaftlicher Begeisterung
zu thun, so wäre es gewifs nicht bei der vagen Andeutung ge-
blieben, es würde sich wohl ein Hinweis auf Lothringen gefunden
haben. Und dabei darf nicht vergessen werden, dafs das Kloster
Alta Silva nicht in dem Gebiet lag, das Gottfried von Bouillon
einst verwaltet hatte. Und so ist das Präsens nicht mehr auf-
fallend in ^Hic est cignus, de quo fama in eternum persévérât, quod
cathena aurea militem in navicula tra hat armatum\ Nach der Vor-
stellung Johanns könne der Schwan jeden Tag von neuem er-
scheinen, das Wunder also sich jeden Tag erneuern. Und eine
solche Vorstellung konnte der Verfasser aus der Sage vom Schwan-
ritter gewinnen, wie sie die damaligen französischen Versionen
boten: noch liefs man den Schwan nicht in seine menschliche
» G, Paris, a. a. O. 325.
DER mSTORISCHB SCHWANRTTTER. II
Gestalt zurückkehren, noch wufste man nicht von einem Wieder-
finden des weggezogenen Schwanritters. Die vage Angabe Johanns
V. Â. S. ist demnach, ebenso wenig als der Bericht des Brogner
Chronisten, wie wir gleich sehen werden, ein Beweis für die
Existenz einer uralten lothringischen Version des Schwanritters:
das Allgemeine der Angabe, der Zweck der Erzählung, zu der sie
nur ein unbedeutender Zusatz ist, die Zeit, in welcher der Ver-
hssex des Dolopathos schrieb, der geistliche Charakter des Autors,
sein rhetorischer Schwtíng, das Stadium, in welchem sich damals
die französischen Versionen befanden, das alles weist auf keine
andere Form der Sage, als die wir aus den französischen Versionen
kennen, — und diese knüpfen ausnahmslos an Gottfried von
Bouillon an. —
6.
Mit groCsem Feuer spricht ein Chronist des Klosters
Brogne (oder St. Gérard südlich von Namür) um 1211 von der
Errettung der erhabenen Mutter der Lothringer und ihrer
Tochter durch einen Ritter, den Gott, alte Wunder erneuernd,
unter Führung eines Schwanes nach Mainz sandte. Dieser Ritter
habe an eben diesem Orte den unverschämten Fürsten von Sachsen,
den Bedränger der beiden Frauen, getötet und die Tochter ge-
heiratet. Aus dem Samen dieses Ritters seien Gottfried von
Bouillon und dessen Brüder hervorgegangen, wie auch eine
Schwester Gottfrieds, die Mutter des Manasses, des Herrn von
Hierges.^ — Wie es um diesen Bericht und die Zuverlässigkeit
desselben steht, werde ich in einer besondem Arbeit zeigen, da
die Auseinandersetzung hier zu weit führen wûrde.2 Ich gebe hier
nur die Resultate. Die Begeisterung findet bei dem Chronisten
nicht etwa ihren Grund in der Verehrung des Schwanritters an
sich, oder in seinem lothringischen Patriotismus, oder in besonderer
Bekanntheit mit lothringischer Folklore und lothringischer Ge-
schichte, sondern seine Begeisterung ist nur ein Ausflufs einer be-
greiflichen Verhimmelung des Manasses von Hierges. Dieser halte
dem Kloster Brogne eine wertvolle Reliquie mitgebracht — ein
Stück des echten Kreuzes — und ihm andere Schenkungen ver-
macht Und das Kloster hielt dafür den Manasses in dankbarem
Angedenken, zu urteilen wenigstens nach dem Chronisten. Die
Chronik handelt nur von Manasses und der geschenkten Reliquie.
Der Chronist sucht also jedem Vorkommnis in des Manasses Leben
eine besondere Bedeutung beizulegen. Ob der Lobredner bei
diesem Verfahren die historischen Thatsachen schief interpretiert,
^ Die Chronik ist 1780 in Basel herausgegeben von Le Paige in seiner
Histoire de l* Ordre héréditaire du Cygne, Ein Auszug daraus bei Reiffen-
berg, Chevalier au Cygne, Bruxelles 1846, S. 147 fF. Ergänzende Besprechung
dazu von Eug. del Marmol in Annales de la Société Archéologique de Namur
tv p. 261 ff.
' In der Ztschr. f. deutsches Altertum u, d. Litt. Bd. 45.
12 J. F. D. BLÖTB,
macht ihm wenig Sorgen. Der Himmel und die höchsten welt-
lichen Mächte stehen in Beziehung zu seinem Manasses. Die
Jungfrau María liefs ihn in einem unbekannten Winkel geboren
werden und ihn doch der höchsten irdischen Ehren geniefsen.
Nach seinem Tode greift Gott selbst ein, als des Manasses Sohn
sich weigerte, die Reliquie herauszugeben, wie sein Vater ihm ge-
boten hatte. Manasses stammt von dem sagenhaften König Marcus
und von dem gottgesandten Schwanritter, er ist eines Blutes mit
den Herzogen von Lothringen, den Vorfahren seiner Mutter und
der Könige von Jerusalem. Er wird nach Jerusalem gerufen: die
Königin -Witwe, seine Cousine (einst die Gemahlin König Fulkos),
hat von seinem Ruhm gehört und bedarf seiner. Er wird ihre
Stütze in der Regierung und erzieht ihren Sohn. König Lothar
und König Ludwig loben ihn, als sie nach Jerusalem kommen. —
Aber der gröfste Teil der Herkunft ist Fabel. Wohl war Manasses
durch seine Mutter ein Neflfe Balduins IL von Jerusalem (i n8 — 1 131),
dieser aber war kein Nachkomme des Schwanritters. Der Chronist
fafst femer diesen Balduin II. und dessen unmittelbaren Vorgänger
Balduin I. (iioo — m 8), den Bruder Gottfrieds von Bouillon, als
eine Person auf. Und so begreift es sich, wie Manasses bei ihm
zu einem Nachkommen des Schwanritters wird. Und dafs die
Herren von Hierges nicht etwa durch sich selbst schon von dem
Schwanritter abstammten, zeigen des Chronisten Worte, dafs Ma-
nasses nur durch seine Mutter Schwanritterblut hatte, indem
diese Mutter eine Schwester Gottfrieds von Bouillon war. — Was
an Schwanritterstoff geboten wird, gehört also nicht zum Manasses
und kann nach dem Charakter dieser Chronik nur ein aufge-
bauschter Nachhall der Sage von dem Grofsvater der drei Brüder
sein. Ein Zug läfst sich geradezu als falsch erweisen: Mainz als
Ort der Landung und des Kampfes. t Wie es scheint, folgte der
Chronist der sehr verbreiteten Beatrixversion vom Hörensagen (eine
silberne Kette zieht das Boot, bei Alta Silva und in der Elioxe-
version eine goldene). Er schrieb 1 2 1 1 , d. h. ein volles Jahrhundert
nach Gottfrieds Tod. — Aus seiner Darstellung ist demnach kein
Beweis zu schöpfen für die Existenz einer vorgottfriedischen lothrin-
gischen Sage oder für ein besonderes Stadium der Tradition vom
Schwanritter.
7-
Wenn aus den soeben behandelten Berichten ein Schlufs auf
die Existenz einer lothringischen Sage vor Gottfried nicht gestattet
ist, so berechtigt dies keineswegs das Bestehen einer solchen Tra-
dition ohne weiteres in Abrede zu stellen. Die Untersuchung ver-
langt also eine Antwort auf die Frage, ob aus irgend einem Um-
stand gefolgert werden kann , dafs im 11. Jhd. oder anfangs des
1 2. Jhds. in Lothringen eine solche Sage vom Schwanritter möglich
^ Ztschr. f. deutsches Altertum u. d. Litt., a, a. O^
DER HISTORISCHE SCHWANRITTER. I3
oder nicht möglich war. Und dabei sind zwei Falle zu erwägen.
Gab es eine lothringische Sage vom Schwanritter vor Gottfiied, so
war sie entweder unabhängig von irgend einem Geschlecht, oder
sie war eine Haussage irgend einer anderen lothringischen Familie.
In dem einen wie in dem anderen Falle wurde alsdann die Her-
kunft xor Zeit des ersten Kreuzzugs oder, was wahrscheinlicher
wäre, nachher auf Gottfried von Bouillon und seine Brüder über-
tragen.
In der Verbindung der Sage mit Gottfried und seinen Brüdern
haben wir ein Mittel über eine solche vorherige Existenz der Sage
ins Klare zu kommen.
Erste Annahme.
Die Sage bestand zuvor unabhängig von irgend einem Ge-
schlecht und ward nun um oder nach iioo mit Gottfried von
Bouillon und seinen Brüdern verbunden. Gottfried allein oder
einer seiner Brüder oder sie ^Ue zugleich müssen alsdann speziell
zu der Verbindung Anlafs gegeben haben , denn sonst hätte die
Verbindung sich an ihnen ebenso wenig vollzogen als an ihren
nächsten Vorfahren oder als an anderen ihrer lothringischen und
sonstigen 2^itgenossen. Eine sehr gewöhnliche und verbreitete
Ansicht ist die, dafs die Lothringer ihrem Gottfried, d. h. dem
Manne, der das Teuerste, was die Christenheit kannte — Jeru-
salem und das heilige Grab — , den Heiden entrifs und dann an
dem heiligen Ort König war, durch die Verbindung eine über-
natürliche Herkunft verleihen wollten. Und diese Ansicht scheint
berechtigt zu sein, obgleich ich dafür bis jetzt noch nirgends eine
ausführlichere Motivierung gefunden habe. Kein einziger der anderen
Kreuzfahrer kam ja zu dieser Herkunft; Gottfried war der Anführer
der Lothringer und gelangte durch den Zug zu hoher Bedeutung,
während er als Herzog von Niederlothringen (seit 1089) keine
Rolle gespielt hatte; ^ nur lothringische Historiographie fafste ihn
in den ersten Decennien des 12. Jhds. als einen gottgesandten
Führer auf;* kein einziges Factum aus dem Leben der nächsten
Vorfahren Gottfrieds ist bekannt, das zu der wunderbaren Her-
kunft hätte Anlafs geben können, ja, es läfst sich geradezu zeigen,
dafs die Herkunft von einem der nächsten Vorfahren nicht her-
rühren kann;^ und schliefslich: haben wir nicht analoge Fälle an
den gotischen, angelsächsischen, schwedischen Königen, an den
griechischen und römischen Heroen, Familien und Fürsten u. ä.,
dafs zu deren Verherrlichung eine ähnliche Verbindung mit der
Gottheit erfunden wurde? Und so hat es in der That den An-
schein, dafs die Lothringer Gottfried mit dem Schwanritter in Be-
ziehung setzten, um ihn in dieser Weise vor allen Grofsen und
> H. Pirenne, Geschichte Belgiens Bd. I, Gotha 1899, S. ICX).
• Zuerst bei Albert von Aachen; nicht bei den Zeitgenossen anderer
Nation. Vgl. H. v. Sybel in Allg. Monatsschrift f. Wissenschaft u. Litteraiur,
Juli 185 1, S.48f.
* S. unten Anfang des 9. Abschn. S. 26 f.
14 J* ?• D* BLÖTB,
Fürsten zu erheben , mochten diese nun an dem heiligen Krieg
teilgenommen haben oder nicht. — Eine solche Ansicht von der
Entstehung der Herkunft schliefst aber notwendig die Voraus-
setzung ein, dafs die Lothringer vor Gottfried oder zur Zeit des
ersten Kreuzzugs und noch nachher in dem Schwanritter eine be-
sondere Persönlichkeit erblickten, dafs speziell die Niederlothringer
um I ICO zu dem Schwanritter aufschauten wie zu einem Volks-
heiligen oder zu einem schützenden Landesgenius oder zu einem
Wesen von ähnlicher hoher Bedeutung, von dem abzustammen in
den Augen der damaligen Lothringer ein hohes begehrenswertes
Gut, vielleicht das höchste Ideal ward, ebenso als die angelsädi-
sischen Könige von ihrem Wodan, die schwedischen von ihrem
Frey, die gens Julia von Mars und Venus und Kaiser Augustus
von Apollo^ abstammten. Denn die Verbindung Gottfrieds mit
einem landläufigen Märchen liegt aufserhalb der vorausgesetzten
Verehrung.
Aber die Bedenken gegen diese Ansicht sind so grofs, dafs
sie nicht aufrecht gehalten werden kann. Die Lothringer können
vor Gottfried und in der ersten Zeit nachher in dem Scbwan-
ritter keine besondere, von Gottfried unabhängige Persönlichkeit
erblickt haben, und infolgedessen Gottfried nicht dadurch haben
verherrlichen wollen. Die Bedenken sind folgende:
1. Liegt es wohl in dem Charakter des letzten Jahrzehnts des
II. und der ersten Hälfte des 12. Jhds. mit ihren Kreuzzugs-
tendenzen und Kreuzzugserinnerungen, dafs sich in Lothringen
eine Anschauung Bahn brechen konnte, die einen christlichen
Helden infolge speziell christlicher Thaten als Nachkommen eines
Wesens auffafste, dem gegenüber die Kirche als Kirche sich ganz
neutral verhielt? Neutral, denn Männer geistlichen Standes, wie
Johann von Alta Silva und der Chronist von Brogne, betrachteten
mehrere Jahrzehnte nach Gottfried den Schwanritter zwar als ein
göttliches Wunder, aber der schroffe Helinand erklärte ihn um
dieselbe Zeit für eine Ausgeburt der Hölle, für ein beweisendes
Beispiel zu seiner Meinung, dafs der böse Geist einen fruchtbaren
fleischlichen Umgang mit einem menschlichen Wesen haben könne,
wie ihm nach Vincenz von Beauvais und sodann die Hexenbûcher
seit dem ausgehenden 15. Jhd.' Und hätte die Eärche den Schwan-
ritter als besonderes Wesen anerkannt, so würde er gewifs nicht
mit Gottfried verbunden worden sein, es sei denn dafs Gottfrieds
Vorfahren schon von dem Ritter ihre Abstammung hergeleitet
hätten, was aber nicht der Fall war.
2. Liegt es wohl in dem Charakter einer Gruppe oder eines
einzelnen ihren gefeierten Helden so kurz nach seinem Tod zu
einem Nachkommen eines Wesens zu machen, von dem man bis
^ Nach dem Aegypter Asclepiades von Mendes, bei Sueton, Octav. c. 94.
* S. für den Schwanritter als Dämon Verf. Das Aufkommen des de-
vischen Schwanritters a. a. O. S. 6 f. Anm.
DKR HISTORISCHE SCHWANRITTER. 1 5
dahin wofste, dais es keine Nachkommen hatte? denn Gottfried
und seine Brüder waren die ersten, die Nachkommen des Ritters
^wurden. Und dies im Widerspruch mit aller germanischen, kel-
tischen, griechischen und römischen Tradition, die uns lehrt, dafs
aus der Ehe von unsterblichen Vätern mit sterblichen Müttern
Sohne geboren werden, so dafs wir erwarten mûfsten, dafs die
Brader durch ihren Vater Enkel des Ritters wären.
3. Liegt es wohl in dem Charakter einer sagenbildenden Zeit
überhanpt, ein Wesen, das bis dahin in nebelhafter Feme lebte,
fortan als den Grofsvater eines Mannes zu betrachten, der soeben
erst gestorben war, dessen Vorfahren nicht mit diesem Wesen in
Verbindung standen? Oder falls in der That ein Wesen existierte,
das als Landesgenius oder ähnlich aufgefafst wurde, das also nach
landläufiger Anschauung zu jeder Zeit erscheinen könne, lehren
uns dann andere Ueberlieferungen nicht, dafs ein göttliches Wesen
selbst der Vater wird und zwar durch wunderbare Befruchtung
der Mutter? Der keltische Lug zeugt so den Helden Cûchulainn,
der römische Mars den Romulus und Remus und nach Ascle-
piades von Mendes ward Apollo der Vater des Augustus, indem
der Gott als Drache die Atia überraschte. So dafs es auffällt,
dais nichts Wunderbares mit Ida stattfindet und auch die beiden
anderen Brüder mit in die Verherrlichung gezogen werden.
4. Kann überhaupt von Erhöhung die Rede sein, wenn die
französischen Chansons, die die Herkunft Gottfrieds um ihrer
selbst willen erzählen und die Stimmung bewahren, in welcher der
erste französische Redactor den Stoff um 11 60 oder etwas später
vorfand, das Factum von dem Auftreten des Ritters berichten wie
andere Erzählungen der gleichen Art, nicht den Ritter wie eine
Wundererscheinung vorführen, die in der höchsten Not von Gott
gesandt die Entscheidung bringt, sondern ihn begleiten, wie jeden
anderen Ritter, der in solchen Romanen auf Abenteuer auszieht?
]a, sie fassen den Ritter so menschlich auf, dafs er seinen Geg-
nern kaum gewachsen scheint, ebenso wie die sonstigen Ritter
dieser Kategorie. Sie betrachten die Sache so wenig als eine
göttliche und den Ritter so wenig mit der Gottheit in Verbindung
stehend, 1 dads die ältesten Versionen den Zweikampf des Ritters
mit dem Bedränger der Frauen als die erste That seiner Jugend
berichten, und dafs der Ritter aufserdem mit den Schwankindem
vereinigt wurde. — Ein jedes von diesen vier Bedenken weist
* Allerdings sagt der Engel, der Ida in der Hochzeitsnacht erscheint:
'Dex le t'a envoie par son commandement;
Bien le devés amer, quant vo terre vos rent
£t il vos a ostée de deseritement.
Il est plus jentiex hom, por voir le vos créent,
Que ne soit Tempérer e , à qui Cologne apent.'
(éd. Hippeau I, S. 154.)
l^och wohl nichts Anderes als ein Zusatz vom Dichter imter dem Einflufs der
Eriählung. In der Handlung selbst tritt von der göttlichen Natur des Ritters
nichts hervor.
1 6 J. F. D. BLÖTE,
darauf, dais eine vorherbestehende Traditíon nicht absichtlich mit
Gottfried zu seiner Verherrlichung verbunden wurde, dais es ein
anderes Band gewesen sein muís, ein natürliches, das ihn mit
einem Schwanritter verknüpfte.
£s giebt aber noch Anderes.
5. Mit der hohen Bedeutung etwa als der eines Schutzgeistes
des Landes ist ferner in Widerspruch, dafs die märchenhafte Vor-
stellung vom Schwanritter im Verborgenen lebte, denn nirgends
hat sich eine Andeutung über sie erhalten aus der Zeit vor dem
letzten Viertel des 12. Jhds., in keiner Chronik des 10. und 1 1. Jhds.,
sogar nicht in der Geste der Loherains, während von ca. 11 80 an
reichliche Zeugnisse vorliegen. Man halte dagegen die Herkunft
der germanischen Könige von Wodan und Frey und die Ab-
stammung der griechischen und römischen Geschlechter und Heroen
von ihrem Zeus, Apollo u. ä., auch ohne diese Abstammung kennen
wir die Bedeutung dieser Götter. Und der Schwanritter hat sogar
keinen Namen, denn Helyas, Loherangrin, Brabon Silvius sind Be-
zeichnungen späterer Zeit. — Die märchenhafte Vorstellung kann
femer schwerlich auf die günstigste Gelegenheit gewartet haben
hervorzubrechen, denn die vorangehenden Herzoge von Lothringen,
Gozzillo 1 1044, Gottfried der Bärtige 1 1070» Gottfried der Höckrige
t 1076, übertrafen sowohl ihre .Zeitgenossen als auch Gottfried an
Macht und Ansehen, und die beiden letzten fanden aufserdem
ihren Platz in den französischen Epen vom Schwanritter. Nach
den Chansons soll der Ritter übrigens erst nach Gottfried dem
Höckrigen erschienen sein. Und mit der vorherigen Verborgen-
heit des Daseins des Schwanritters steht denn doch das hohe An-
sehen in Widerspruch, das der Ritter vor Gottfried genossen
haben sollte, indem man ihn würdig erachtete ein Vorfahr Gott-
frieds von Bouillon zu werden, damit man Gottfried vor allen
anderen verehren könne. —
6. Während sie so im Verborgenen lebte, bestand neben der
Tradition von der höheren oder niederen Gestalt des Schwan-
ritters auch das Märchen von den Schwankindern. Ein oder
mehrere Jahrhunderte gingen die beiden Stoffe trotz einzelner Be-
rührungspunkte neben einander her, ohne dafs sie sich gegenseitig
beeinflufsten. Als aber die Verbindung mit Gottfried stattgefunden
hatte, schlössen die beiden sich zusammen, und zwar wie mir
scheint erst nachdem sich die französische Dichtung des Stoffes
vom Schwanritter bemächtigt hatte.i Und dennoch sah ein Johann
^ Es hat Chansons vom Chevalier au Cygne gegeben, die die Schwan-
kinder nicht kannten: l. Berner Ms. 627 (vgl. dazu A. G. Kruger, /Somanta
23, 445 ff.); 2. der französische Dichter, der die Version von den Schwan-
kindern, in welcher die Mutter dieser Kinder Beatrix heilst, verbunden brachte
mit der Geschichte vom Schwanritter, glaubte der erste zu sein, der erzählen
könne, woher der Schwanritter kam:
'Signor, or eacoutés, franche gent assolue,
S'orés bone chançon qui n'est mie seue . . .
Del chevalier au chisne aves chançon oüe:
DER mSTO&lSCHE SCHWANKlTTER. tj
von Alta Silva in dieser Vereinigung nichts Auffallendes, denn die
Verbindung war für ihn etwas Unzweifelhaftes. Gerade er, der
Lothringer, hätte sich beleidigt fühlen müssen, dafs man den alten
von ihm hoch gehaltenen Schwanritter ^ mit einem Ammenmärchen
zu verbinden wagte. — Da die Anschauung, dafs Kinder, Frauen
and höhere Wesen sich in Schwäne verwandeln können, uralt ist
nnd bezeugt wird in der keltischen und germanischen heidnischen
Zeit, so muís das Märchen vom Schwanritter zur Zeit der Ver-
bindung mit den Schwankindem das Neue gewesen sein, das Alte
schlofs sich an das Neue, Kränigere an und muíste sich deswegen
eine Aenderung^ gefallen lassen.
Die höchste £hre fur ein niederlothringisches Geschlecht des
II. und 12. Jhds. und nachher war zu stammen von Troja und
von Karl dem Grofsen, der höchste Titel war von königlichem
Geblüt genannt zu werden. Erst um die Wende des 12. und
13. Jhds., als der Schwanritter als Ahnherr Gottfrieds von Bouillon
allgemein gefeiert wird, fängt Brabant, das durch eine Vermählung
mit Boulogne das Recht auf diese Abstammung erworben hatte,
an, sich auf diese Herkunft zu berufen. Um dieselbe Zeit er-
hebt Lambert von Ardres das Haus Boulogne wegen eben dieses
Ursprungs, aber Flandern, sagt er, reiche nicht an diesen gött-
lichen Ursprung, obgleich es seine Abstammung von Kaisem und
Königen ableite. So wenig willkürlich war die Verbindung. —
£in schwebendes Märchen — denn dies wäre doch am Ende die
Sage vom Schwanritter gewesen, wenn wir ihre geschlechtslose
Existenz vor Gottfried voraussetzen — konnte nicht zur Erhöhung
irgend einer Persönlichkeit beitragen. Bestand in Lothringen um
1 100 eine Sage vom Schwanritter, unabhängig von irgend einem
Geschlecht, so hat man diese Sage nicht als Herkunft für Gottfried
benutzt, um damit Gottfried verherrlichen zu wollen. Bestand
in der That eine solche Tradition vorher, so war der Grund der
Verbindung ein anderer.
Wer übrigens eine absichtliche Verbindung annimmt, wird wohl
immer geneigt sein, von der Hoheit des Schwanritters auszugehen.
Und dennoch: wenn wir seit dem letzten Viertel des 12. Jhds. in
einigen unserer Quellen den Schwanritter als höheres Wesen ge-
feiert fìnden, welche Bürgschaft haben wir, dafs sich diese Ver-
ehrung nicht erst bildete, nachdem die Verbindung mit Gottfried
sich vollzogen hatte? Denn die Begeisterung, mit der um 1184
ein Johannes von Alta Silva, um 1198 ein Lambert von Ardres,
um 121 1 ein Brogner Chronist von der Erscheinung sprechen, ent-
II n'i a si vieil home ne feme si chenue
Qui onques en oïst la premiere venue,
De quel terre il ert nés; mais or sera seiie:
Je le vous dirai bien, se Dieu piaist et s'aiue.
(G. Paris, Romania 19, 323.)
^ S. oben Abschnitt 5, S. io.
* G. Paris, a. a. O. S. 325.
Zeitschr. £ rom. PhiL XXV. 2
20 J. V, D. BLÖTE,
LothrÍDgen auf der Hand liegende Identifîsiening mit dem wtrk-'l^
liehen Grofsvaler nicht stattgefunden hatte. So fest war das sageit- 1
hafte Verwandtschaft liehe Verhältnis geschmiedet, dafs der wirkliche I
Grofsvaler nicht identifiziert, mondera kurzweg um zwei Stufen f
hin aufgeschoben , d. h. zum Grofsvater der Gemahlin des Schwan- '
ritters gemacht wurde, und nachher das Märchen von den Schwan-
k indetti sich ein paar auf serliche Aenderungen muíste gefallen
lassen, um dann vor das Ganie gesetîl zu werden, als ein i
leres Ausspinnen der Herkunft, ohne dafs eine innere Verkettung
angestrebt wurde, so dafs die Verbindung auf den ersten Blick ia J
die Augen fällt. Und das giebt uns einen Hinweis, wie die Ver- 1
einigung zwischen einer etwaigen vorgotl fri ed ¡sehen Tradition und I
der Herkunft eines Grofsvaters \on weiblicher Seite innerhalb des
kurzen Zeitraums von etwa 50 Jahren ausgefallen wäre: nicht t
Mischung, sondern eine Aufeinanderfolge, nicht zum Grofsvater
wäre der Schwanrilter irgend einer vorgottfriedischen lothringischen
Sage geworden, sondern auch in der Verbindung hätte er eine J
selbständige Rolle bewahrt Und dafs er diese selbständige Rolla 1
nie gehabt hat, zeigt die Vorsetzung des Märchens von den Schwan- J
kindern. — Und gesetzt, es hätte eine energischere gegenseitige 1
Anpassung stattgefunden, sollte da die Concurrenz zwischen der 1
Landessage einerseits, die keine Nachkommen gekannt hatte und I
von der wir anzunehmen haben, dafs sie lange vor Gottfried bekannt '
war und auch nach ihm bekannt blieb, und der Herkunft Gottfrieds
von einem Grofsvater andererseits, von welchem er ein Nachkommen
genannt wurde, und welcher an sich ein Grofsvater einer der
Gattinnen der Brüder war, den man aber für einen wirklichen
Grofsvater der Brüder hielt, sich um 1 150 schon so ganz zu Gunsten 1
des übertragenen Grofsvaters entschieden haben, dafs man die 1
wirklichen Vorfahren Gottfrieds nur um einige Stufen hinauf ge- |
schoben hätte, um dem sagenhaften Grofsvater Platz machen zn I
können? Von dem man doch nach der alten Landessage wufste, J
dafs er lange vor diesen Gottfrieden erschienen war. Wie lehr- 1
reich sind hier die oben schon angeführten Genealogien! ohne die 1
Abstammung von Wodan, Frey, von Zeus, Apollo u.s.w. in ge- 1
wissen Familien, würden wir doch die Bedeutung dieser Wesen in |
dem eInsligcQ Gölterglauben kennen. Von dem Schwanritter \
man nichts als durch Gottfrieds Abstammung. Und ein uraltes Wesen
hätte gewifs einen Namen gehabt, und der Ritter ist anfangs
namenlos. Auch bei energischerer Anpassung wäre das Produkt
in dem kurzen Zeitraum Aufeinanderfolge gewesen und nicht Iden-
tifizierung. — Und noch einmal: keine einzige Version aus der ]
Zeit bis etwa 1230 läfst sich anführen, die die Sage zweifellos un-
abhängig von Gottfried von Bouillon giebt. — Und auch hier
spricht die Verbindung mit den Schwankindetn gegen eine Con-
tamination von einer Ursage mit den Erlebnissen einer historischen
Person. Die Verbindung scheint mir, wie ich oben angab, ein
Erzeugnis aus der Zeit, da der Schwanntter schon in der lianza-
li
1
il
DER mSTORISCHB SCHWANRTTTER. 21
sischen Litteratur seinen Dichter gefunden hatte. Wäre eine Tra-
dition von einem Scbwanritter uralt gewesen, so hätte sich die
Verbindung mit den Schwankindem, d. h. mit einem Märchen von
hohem Alter, nicht erst so spät vollzogen. — Die Ansicht, dafs
die sagenhafte Herkunft der Brüder eine Contamination wäre aus
dem, was man etwa von einem Grofsvater weiblicherseits erzählte,
and einer vorauszusetzenden alten lothringischen Tradition, die un-
abhängig von irgend welchem Geschlecht bestand, ist unhaltbar. —
Wir waren von der Annahme ausgegangen, dafs es eine ge-
schlechtslose vorgottfriedische Sage vom Schwanritter
könnte gegeben haben. Diese Annahme hat zu dem Resultat ge-
führt, dafs es eine solche Sage nicht gegeben hat
Zweite Annahme.
Die Sage war vielleicht eine Haussage irgend welcher lothrin-
gischen Familie und wurde jetzt zur Zeit des ersten Kreuzzugs
oder kurz nachher auf Gottfried von Bouillon übertragen. — War
es wiederum eine absichtliche Verbindung, so denken wir dabei
zunächst daran, dafs ein solcher wunderbarer Ursprung für höher
als jegliche andere Abstammung gehalten wurde. Da die vor-
nehmen Familien Lothringens um diese Zeit ihren höchsten Stolz
in Abstammung von Kaisem und Königen setzten und womöglich
auf Troja und Karl den Grofsen sich beriefen (Flandern, Brabant,
Namûr, Limburg, Hennegau, Holland), Brabants und Namûrs An-
sprüche auf den Schwanritter erst im 13. Jhd. sich entwickelten,
so mufs es also eine lothringische Familie von geringerem Ansehen
gewesen sein, in welcher die Sage lebte und aus der man den
Ursprung für Gottfried schöpfte.
Aber: ein Volk, das seinen Helden wirklich ehren will, und
ein einzelner, der seinen Liebling besonders auszuzeichnen begehrt,
greifen nach dem Höchsten, was sie kennen, und das konnte doch
nicht die an sich dunkle, auch für jene Zeit (man denke an die ab-
lehnende Haltung sämtlicher Chronisten des 1 2. Jhds., etwa Lambert
von Ardres von ca. 1200 ausgenommen) sehr problematische Her-
kunft eines Geschlechtes sein, das von weitem nicht an das Ansehen
eines Gottfried von Bouillon auf und nach der Kreuzfahrt reichte.
Gerade die Sonderstellung Gottfrieds in den Augen der Lothringer
steht im Wege, wie wir sie aus Albert von Aachen ca. 1 1 25 kennen
lernen. — Und femer, wenn diese willkürlich übertragene Ver-
bindung, nachdem sie einmal erfunden worden war, im 12. Jhd.
so leicht allgemeinen Glauben fand, warum gingen dann Limburg,
Hennegau, die Könige von Jerusalem seit Balduin IL, d. h. seit
II 18, und Robert von Flandern leer aus? Das mit Brabant riva-
lisierende Limburg, von welchem zwei Grafen, wie wir oben
sahen, in der ersten Hälfte des 12. Jhds. den Titel Herzog von
Niederlothringen führten und unmittelbare Nachfolger Gottfrieds in
Niederlothringen waren oder sich als solche betrachteten. Henne -
gau mit seinem in den Kreuzzug gesandten Balduin II., der im
Wg. Land spurlos verschwand, aber ns^chher eben deswegen *von
22 J. F. D. BLÖTE,
Jerusalem* genannt wurde. Die Könige von Jerusalem nach
Balduin I. (f m 8), die so recht doch als Nachfolger Gottfrieds
und Balduins sich ohne weiteres die Herkunft hätten beilegen
können. Robert II. von Flandern (1093 — im), der 'durch
religiöse Begeisterung in den ersten Kreuzzug getrieben* 'ruhm-
bedeckt' aus Palästina zurückkehrte, der in dem Gesang von An-
tiochien in den Mittelpunkt gerückt wird, dessen Vater Robert der
Friese 1083 schon durch seine Fahrt nach dem hlg. Land und
dann durch andere Thaten eine gefeierte und sogar gegen Ende
seines Lebens sagenhafte Persönlichkeit geworden war,i und dessen
Nachkommen trotzdem, wie Lambert von Ardres ausdrücklich be-
tont, von keinem Schwanritter stammten. Man füge hinzu, was
ich schon oben bemerkte, dafs erst Gottfried und seine Brüder
dieser Ehre teilhaft wurden, und nicht einer ihrer Vorfahren; dafs
uns von einem Schwanritter erst mit Gottfried von Bouillon be-
richtet wird; man erwäge, dafs bei den Familien, die sich seit dem
13. Jhd. gleichfalls vom Schwanritter nannten (Brabant und Cleve),
die Herkimft durch eine Vermählung entstand, ebenso wie bei
anderen von Karl dem Grofsen, — und es läfst sich keine andere
Folgerung ziehen, als dafs Gottfried nicht durch irgend welche
willkürliche Uebertrag^ng aus einer oder der anderen lothringischen
Familie zu seiner Herkunft von einem Schwanritter gekommen ist.
Aber hat das Lothringen des 1 2. Jhds. angesichts der ins
Ideale sich hebenden Gestalt Gottfrieds seinem geliebten Helden
nicht um jeden Preis eine wunderbare Herkunft geben wollen?
Was fragte es denn danach, ob die Herkunft anfangs nur ein
schwebendes Märchen war, oder eine Haussage eines anderen Ge-
schlechtes? Zur Not schleppte es eine Tradition von auswärts
herbei, erdachte sich vielleicht selbst diesen einzigartigen Ursprung,
wenn die Herkunft nur wunderbar war und sich dadurch der
Schein einer Verbindung zwischen der Gottheit und Gottfried oder
überhaupt etwas Fremdartiges herstellen liefs. — Gegen dies alles
spricht zunächst schon der Zweck. Wer verehrt, greift nicht nach
dem ersten Besten, sondern nach dem, was in der Umgebung als
etwas Hohes betrachtet wird. So wurden Germanen und Römer
mit den Göttern verbunden, setzten Franken ihren Stolz in troja-
nische Abstammung. Sodann ist immer das eigentümliche ver-
wandtschaftliche Verhältnis zwischen dem Schwanritter und den
drei Brüdern im Wege. Bei allen anderen Geschlechtem, die
später einen autochthonen Schwanritter besafsen, wird das Auftreten
des Ritters verlegt in weite Vergangenheit, in das 8., 7., 6. Jhd.
n. Chr., sogar einmal in die Zeit J. Cäsars. Der brabantische, cle-
vische, arkelsche Ahnherr steht fast an der Spitze des Geschlechtes.
Nicht anders in dieser Beziehung die Abstammung anderer histo-
rischen Persönlichkeiten. Absichtliche genealogische Familiendichtung
fuhrt in die Feme, oder macht das göttliche Wesen zum Vater
^ H. Pirenne, a. a. O. S. 115 f.
DBR HISTORISCHB SCHWANRITTER. 23
der historischen Person. Gerade der Schwanritter als Grofsvater
und zwar dorch die Mutter, gerade dafs auch die beiden anderen
Brüder mit in die Verherrlichung gezogen wurden, am auffallendsten
Eustachi der in Lothringen fremd war, mahnt daran, dafs an eine
absichtliche Verbindung von welcher Art auch nicht zu denken ist
Eine absichtliche Verbindung mit irgend welcher vorher
schon bestehenden lothringischen oder fremden oder erfundenen
Tradition ist ausgeschlossen. Eine unwillkürliche Uebertragung
einer lothringischen Landessage oder eines lothringischen Märchens
auf Gottfried hat nicht stattgefunden. Es gab vor Gottfried eine
solche Tradition in Lothringen überhaupt nicht Dies Resultat ist
im Einklang mit dem Schweigen der Berichte von einem Schwan-
ritter vor ca. II 80 und mit der Thatsache, dafs es in der germa-
nischen und keltischen Mythologie kein göttliches Wesen gab,
dessen charakteristisches Attribut oder Merkmal ein Schwan ist^
Ein ganz bestimmter Umstand mufs unwillkürlich dazu Ânlafs
gegeben haben, dafs den Brüdern ein Schwanritter zum Grofsvater
mütterlicherseits gegeben wurde. Aus einem historischen Factum
mufs ihnen die Herkunft erwachsen sein.
8.
In dem vorhergehenden Abschnitt habe ich wiederholt den
Schwanritter als Grofsvater der drei Brüder betont Ich schalte
hier eine kurze Erörterung über diesen Punkt ein.
Die französischen Chansons führen den Schwanritter nur als
Grofsvater Gottfrieds auf. Andere Fassungen — freilich nur
kurze, oft sind es nur Andeutungen — geben das genauere Ver-
wandtschaftsverhältnis zwischen dem Ritter und Gottfried nicht an.
Weist das Nichtangeben der engeren Verwandtschaft nicht etwa auf
ein ursprünglicheres Stadium?
Bei dieser Frage läfst sich eins schon gleich constalieren. Aus
nicht einem Zug der Fassungen und Andeutungen mit der fehlenden
Bezeichnung der Verwandtschaft zeigt sich, dafs das Fehlen seinen
Grund hat in einer von den Chansons verschiedenen Vorstellung des
Grades der Verwandtschaft: alle heben andere für ihre Darstellung
wichtigere Züge hervor und berücksichtigen infolgedessen den ge-
nauen Verwandtschaftsgrad nicht. Von Johannes von Alta Silva
war oben die Rede. Er hat nur ein paar Worte für das weitere
Schicksal des Schwans, der nicht mehr in seine menschliche Ge-
1 Ich habe 1894 i° ^^^ Ztschr. f. deutsches Altertum u. d. Litt. 38, 280 f.
die Vögel, welche Lug nach einer irischen Legende vorausschickt, als er den
Helden Cûchulainn erzeugen wollte, als Schwäne gedeutet. Wenn die da
geäufserte Vermutung über diese Vögel richtig ist, so bleibt noch die schwie-
rige Frage, ob die Legende eine irische Erfindung ist oder ob sie auf einer
allgemein keltischen Ansicht beruht. Die Aufzeichnung dieser Legende soll
dem Ende des li. Jhds. angehören. Lug erscheint sonst immer ohne Vögel. —
Die Erzählung von dem faröischen Höni (übersetzt bei K. Simrock, Handbuch
d, deutschen Myth.* S. 103 fif.) gehört nicht hieher. S. Verf. a. a. O. 287 f.
J. F. D. BLÖTE,
Stall zurückkehren konnte. Von einem Ver wan dtschafts verbal tn
zu Gottfried oder 2u einem anderen Geschieclit spricht Joh. '
nichL Zweck seiner Darstellung war ja, die Bosheit einer Fr«
sum Ausdruck zu bringen, und dazu genügte das Märchen t
den Schwankindem. — Sein französischer Uebersetzer He:
hebt lira izio den Ritter hervor, aber hat von diesem nur (
Zusatz 'Fuis lini de BoiUon la duchiP Von Nachkommen ist i.
bei ihm mcht die Rede. — Wilhelm von Tyrus geht ca. i
in seiner Historia IX, Ô, nachdem er von Idas Prophezeiung i
den zukünftigen Titeln ihrer drei Söhne gesprochen hat, geSisseni-
lîch nicht auf die Fabel von dem Schwan ein, •Hut id verum fuisse
pltirimorum aslrual narralio', und darum lag es ihm fern von dem
Verwandtschaftsgrad zu sprechen. — Lambert von Ardres sieht
ca. 1198 in seiner Begeistemog für den Ursprung seiner Grafen
von Gnines in dem boulognischen Haus des 10. Jhds. sogar schon
göttliche Herkunft durch den Schwanritter, entgegen dem wirk-
lichen Thatbestand (Boulogne kam erst durch Eustach 111. zur
Sage], entgegen aller Tradition, entgegen der Ankündigung seines
Prologs, dafs er nur Wahrheil berichten wolle. Seine Mitteilung
hat er freilich nicht aus einet Chanson, sonst würde er den Ana-
chronismus und den genealogischen Fehler nicht gemacht haben:
er glaubte, indem er über das wahre Verhältnis nicht genauer Be-
scheid wufste, dafs die Herkunft des Hauses Boulogne seiner Zeit
schon einem früheren Zeitraum angehörte. Von dem Schwanritter
berichtete er auch nur, dafs er vom Himmel kam: 'Cicnt non phan-
tastici sed veri et divini ducaiu eeliltts adveclus' (MG. SS. 24, 570). —
Helinand ist ca. laoo derart von dem Zweck, zu welchem er den
Schwanrittcr in seine Weltgeschichte (sie ging bis 1204) aufnimmt,
erfüllt, dafs er nur die Züge, die er für diesen Zweck geeignet
glaubte, erwähnt. Der wellverachtende Geistliche war einst ein
wellfroher Sänger gewesen, der bei keiner Festlichkeit gefehlt hatte.1
Die Lieder über den Schwanritter fallen in die Zeit seines Sänger-
tums. Wenn Helinand auch selbst nicht davon gesungen hatt^
der Stoff war ihm bekannt Jetzt, da dieser Sänger fromm ge-
worden, ist ihm der Ritter gerade noch gut genug, um mit aufge-
führt zu werden unter einer Gruppe von Beispielen, durch welche
gleichsam ad oculos demonstriert werden soll , dafs auch Dämonen
Menschen von Fleisch und Blut erzeugen können. Daher die Her-
vorhebung des Beglaubigten (viele Fürsten seien in einem grofsen
und berühmten Schlofs am Rhein, Juvamen geheifsen, zugegen ge-
wesen und kannten dennoch den Fremden nicht), daher die Erwäh-
nung, dafs der Fremde sich später eine edle Gatlin nahm, bei
der er Kinder gewann, die Betonung des Dämonischen in seiner
Ankunft und wie er endlich zufiillig wiederum in dem Schlofs ver-
' In der Epistola ad Gallerum clericum (lib. de repai
3IZ, 748, sagt Helioaad von SEinem weltllcbcD Leben; '»<;
nen tktairmn, «on amptiithtatrum, non amphicirats, non _
^dP> gymnasium, non arena sine eo {«c. Hclinando) reionaòat'
DER mSTORTSCHB SCHWÂNRTTTER. 25
weilend den Schwan mit Boot und Kette wiedersah und sich sofort
in das Boot stürzte, daher die Allgemeinheit des mit Rücksicht auf
den Zweck für Helinand und seine Leser wichtigen Schlusses * pro-
genies dus usque hodü perseverai,^ — Wolfram von Eschenbach
hat eine Verwandtschaft, die ganz deutlich weit über den Grofsvater
hinausreicht Aber irgend welche beweisende Krad liegt in seiner
Darstellung nicht dafür, dafs er das ursprüngliche Verhältnis wieder-
giebt Infolge der Composition seines Parzival brauchte der bairische
Dichter oder seine Vorlage einen Ritter, der nach Vorschrift des
Grals geheimnisvoll in einem Land erscheint, wo man seiner bedarf,
wo er sich eine Gattin nimmt, Kinder zeugt und dem Lande zum
Segen wird. Die Sage vom Schwanritter ist demnach bei Wolfram
in den Dienst des Ganzen getreten. Sein Schwanritter muíste ein
Gralritter sein, und so machte er ihn zum Sohne Parzivals und
somit zimi Zeitgenossen König Arthurs. Aufserdem verdunkelte
Wolfram das verwandtschaftliche Verhältnis, indem er für das
überlieferte Bouillon Brabant einsetzte.* — Der Chronist von
B rogne nennt ca. 121 1 die drei Brüder von dem Samen des
Schwanritters. Aber auch er verfolgt einen Zweck. Dieser Zweck
beherrscht ihn vollständig: die Verherrlichung des Manasses von
Hierges, des Wohlthäters seines Klosters. Indem er Balduin U.
von Jerusalem verschmilzt mit Balduin L, läfst er Manasses von
einem Schwanritter stammen. Seine schwulstige Version mufs der
Nachklang irgend einer französischen Version sein, ein Nachklang,
der, wie ich oben im 6. Abschnitt schon andeutete, der Gewissen-
haftigkeit des Chronisten wenig Ehre macht. Das Verschweigen
des genaueren Verwandtschaftsgrades erlaubt bei ihm demnach
keine Schlüsse. — Philippe Mousket sagt mit seinem *5*en fu
Gode/rois, ce sei-on, kì fu de Jhérusalem rozs'^ zwar nicht ausdrück-
lich, dafs Gottfried der Enkel des Schwanritters war, aber erstens
weisen die Jahre, in welche er die Erscheinung fallen läfst (um 1025),
und sodann die Nebenumstände, die Mousket erwähnt, auf das-
selbe Verhältnis wie in den Chansons. —
Das also sind die frühesten Versionen,* die von dem genauen
Verwandtschaftsgrad schweigen, obgleich ihnen der Schwanrittcr
* Bei Vincenz von Beau vais, Spec. Natur, II, 127. — Vgl. über die
Helinandstclle Verf. Das Aufkommen des clevischen Schwanriltcrs a. a. O.
S.6-8.
'Bei Gerbert, der den Schwanritter auch mit Percheval in Beziehung
l^ringt, ist der Ritter ein ferner Nachkomme Perchevals. Gerbert halt aber
iest an dem Grofsvatertum des Schwanritters in Bezug auf Gottfried v. B. —
Vgl. über Wolfram v. E. und über Gerbert Verf. a. a. O. S. 18 ff. 47 ff.
' Reiffenberg, Chevalier au Cygne, Bruxelles 1846, S. 150.
* Einer späteren Zeit angehörig ist die Prosaeinleitung zum Sone von
Nausay. Diese kennt den Schwanritter als Gemahl der Beatrix nach der
Jolung des Sachsen zu Nimwegen und als Vater der Ida, läfst ihn aber nach
^cr Frage nach Kleinasien ziehen, wo er an einer zweiten Gemahlin, der
«errin von Baruch, drei Söhne gewinnt (M. Goldschmidt, Sone von Nausay,
i'^-I^ubl. d. Litt. Vereins, Tübingen 1899, S. 554, wo in 'Elyas ochist le
^^c Animaye* lur *Animaye' zu lesen ist *a Nimaye* d. h, *zu Nimwegen*).
2Ò J. F. D. BL6TB,
als Herzog von Bouillon vorschwebte. Sie sind sämtlich entstanden
nach 1 1 79, d. h. nachdem die französische Dichtung sich schon
des Stoffes bemächtigt hatte. Sieht man ab von Herbert und
Ph. Mousket, deren Meinung in unserer Frage wohl ohne weiteres
auf das Verhältnis in den Chansons hinweist, so erzählt kein ein*
ziger der besprochenen Berichte die Sage um ihrer selbst willen.
Alle betonen nur die für ihren Zweck wertvolleren Züge, so dafs
sie unwillkürlich (Wolfram allerdings absichtlich) den genaueren
Verwandtschaftsgrad nicht zum Ausdruck bringeiL Und kein anderer
Zug berechtigt bei ihnen zu der Annahme, dafs sie ein Stadium
der Sage vertreten, welches im 12. Jhd. den Schwanritter anders
denn als den Grofsvater Gottfrieds kannte. Sie stehen in Bezug auf
diesen Punkt in keinem Widerspruch zu der Angabe der Chansons.
Damit ist freilich nicht ausgemacht, dafs die Angabe der
Chansons ursprünglicher ist. Aber es ist zweifellos, dafs der Re-
dactor, der zuerst den Stoff französisch in der Gestalt behandelte,
wie wir ihn aus den Chansons kennen lernen, das Verhältnis vom
Grofsvater zum Enkel hatte, denn alle ausführlichen Redactionen,
die nach ihm entstanden und sämtlich im letzten Grunde auf seine
Bearbeitung zurückgehen, haben das Verhältnis. Da femer nur
in Lothringen Gott^ed schon früh als gottgesandter Führer anf-
gefafst wurde, während er bei den Berichterstattern anderer Ge-
genden ein gewöhnlicher, wenn auch tüchtiger Anfuhrer ist, und
andere Völkerschaften andere Helden des Kreuzzugs feiern ,1 wie
z. B. Flandern den Grafen Robert, so stammt der Stoff ans Lo-
thringen, worauf auch ohnedies das Historisch -Locale weist So
fest nun mufs das Verhältnis von Grofsvater zu Enkel gewesen sein,
dafs der erste französische Redactor oder dessen Quelle schon den
historisch überlieferten wirklichen Grofsvater Gottfried den Bärtigen
um zwei Grade in der Verwandtschaft hinaufrûckte, damit der
sagenhafte Grofsvater seinen Platz fände. Ein Zug, wie der eines
Grofsvaters, und zwar von der mütterlichen und nicht von der
väterlichen Seite, ist übrigens, wie wir schon im vorigen Abschnitt
sahen, zu charakteristisch, als dafs er beliebig statt eines willkür-
lichen Vorfahren eingesetzt worden wäre. Der Redactor der ersten
französischen Chanson vom Schwanritter hat demnach nur ein Ver-
hältnis wiedergegeben, das er vorfand.
9-
Die Erlebnisse des Vorfahren der drei Brüder, der zu der
5>age Anlafs gab, müssen unwillkürlich in den Gesichtskreis der
Lothringer des 12. Jhds. getreten sein, mag dieser Vorfahr non ein
Grofsvater gewesen sein oder nicht Und dennoch scdieint diese
Erwägung uns um keinen Schritt weiter zu fuhren. Denn weder bei
den Vorfahren väterlicherseits noch bei denen mûtteriidierseits des
II. Jhds. finden wir etwas berichtet, woraus sich die wunderbare Vor-
> S. S. 15 Anm. 2.
DER HISTORISCHE SCHWANRÎTTER. 2^
Stellung von einem Schwanritter hätte entwickeln können. Ununter-
brochen schreiten aufserdem die Geschlechter Verdun (dieses bis 1076)
und Boulogne von Vater auf Sohn, ein einziges Mal auf den Bruder.
Eine Frauenregierung kommt nicht vor. Kein Fremder drängt sich
hinein, der sich vermählt mit der Tochter des Fürstenhauses und
fortan Herr des Landes ist Und zudem: in keiner Version fuhrt
der Schwanritter einen Namen, der an einen Fürsten aus einem
der beiden Häuser erinnert, wie man doch erwarten dürfte, wenn
einer der Vorfahren den Schwanritter abgegeben hätte. Die
Chansons bewahren manches Historische. Sie nennen Gottfried
den Bärtigen, Gottfried den Höckrigen, Eustach II. von Boulogne,
die Ida, die drei Brüder. Sie scheiden genau in den Titeln
zwischen einem Grafen von Namûr, einem Herzog von Löwen,
von Limburg, von Lothringen. Sie wissen, dafs Löwen und
St. Trond zusammengehören. Nur der Schwanritter und die be-
drängte Witwe sind namenlos, oder haben später einen Namen,
der in dem Haus der Ardennen und in dem Geschlecht der Grafen
von Boulogne nicht vorkommt, nicht vorher und nicht nachher.
Eine Betrachtung der Vorfahren der drei Brüder führt zu
keinem Ziel. Und doch mufs die Tradition sich aus Vorstellungen
entwickelt haben, die an sich nicht so ganz weit von den Brüdern
abgelegen haben können. Waren auch die Thatsachen, welche
diese Vorstellungen erzeugten, den Zeitgenossen und denen nach
ihnen unklar, es war doch soviel davon bekannt, dafs dadurch die
Phantasie der Masse oder des einzelnen angeregt wurde. Es mufs
ein Fall gewesen sein, wie er in ähnlicher Weise bei Lambert von
Ardres und dem Chronisten von Brogne begegnet Man — um
dieses allgemeine Wort zu gebrauchen — wollte nicht absichtlich
fälschen; man deutete aber falsch.
Da wir also bei den Verwandten der Brüder bleiben müssen,
so giebt es nur noch als letzte Möglichkeit, dafs die Abstammung
einer Gemahlin eines der drei Brüder eingewirkt hat Man —
mehrere oder ein einzelner — hätte alsdann irrtümlich dem Gatten
zuerkannt, was rechtens nur der Gattin gehörte. Die Verwechs-
lung mufs aus irgend einem Grunde leicht gewesen sein. Von da
aus erfolgte dann die Uebertragung auf die drei Brüder zusammen.
Wir hätten also etwas Aehnliches wie bei Wolfram von Eschen bach,
der dem Haus Brabant einen Schwanritterursprung zuschrieb, der
erst für die Herzogin von Brabant seiner Zeit, eine boulognische
Gräfin, gelten konnte, oder aus der Verwechslung zwischen den
Herzogen von Niederlothringen aus dem Haus Verdun mit denen
aus dem Haus Löwen hervorging.^
Gottfried von Bouillon selbst war nie verheiratet — Eustach III.,
* lieber das Aufkommen und die Entwicklung des brabanüschen Schwan-
'^tters wird eine besondere Arbeit erscheinen. Für jetzt gestatte ich mir zu
^crwreiscn nach Verf,*s Da^ Aufkommen des cle vischen Schwann Iters a. a. O,
S. isaf.
28
J- 1
der älteste der drei Brüder, Graf von Boulogne nach dem Tode
seines Vaters, hatte Marie, die Tochter Malcolms III., Königs von
Schottland, zur Frau. Aber auch wenn die Könige von Schottland
eine wunderbare Herkunft gehabt hätten, so wäre das alles doch
ohne Wert für den Ursprung unserer Sage gewesen: denn Eustach III.
stand den Lothringern fem, er machte den Kreazzug nicht mit
ihnen mit, er brach später auf mit den französischen Herren und
gelangte über Italien vor Antiochien. Und was jegliche Möglich-
keit abschneidet: erst nach seiner Rückkehr ans dem big. Land
heiratet Eustach 111., im J. It02. So dafs speziell die Lothringer
keinen Anlafs gefunden haben können, eine etwaige Herkunft von
seiner Gattin auf ihn und seine Brüder zu übertragen.
Bleibt übrig der jüngste Bruder, Balduin, der nach dem Tode
Gottfrieds König von Jerusalem wurde (noo — Ili8).
Balduin war dreimal verheiratet. Mit der ersten Frau —
Godehilde von Toeni — hatte er sich, kurz bevor er zum Kreuzzug
aufbrach (August logò), vermählt. Sie begleitete ihn auf der Fahr^
starb aber nach monatelanger schmerzlicher Krankheit bei Maresia
in Lykaonien (Juli 1097), noch ehe das Hauptheer vor Antiochien
gelangte. — Das zweite Mal heiratete Balduin in Edessa eine arme-
nische Fürstin, von der er sich aber wieJenim trennte, obgleich
ein Grund der Trennung, der ihn dazu berechtigte, nicht vorlag.
Einige sagen — fahrt Wilhelm von Tyrus XI, 1 fort — , dafs der
tiefverschuldete König eine reichere Frau nehmen wollte; andere^
dafs sie ihre weibliche Ehre nicht genug wahrte. Balduin steckte
sie in ein Nonnenkloster in Jerusalem; als sie durch List entkam,
floh sie aus dem Reiche und soll weiter ein gemeines schlechtes
Leben geführt haben, — Die dritte Gemahlin war die Gräfin von
Sicilien, eine edle und mächtige Frau, die Witwe des Grafen Roger
Bursa, eines Bruders von Robert Guiscard. Dreizehn Jahre lang
lebte sie mit Balduin in kinderloser Ehe. Dann liefs er, in seinem
Gewissen geängstigt wegen seiner Ehe mit der zweiten Frau, sich
von ihr scheiden. Dieses Unrecht war zur Zeit des Wilhelm von
T)TUS noch unvergessen bei den Erben ihres Sohnes, der nach
dem Vertrag König von Jerusalem liätle werden müssen, weil seine
Mutler kinderlos geblieben war {Wilh. v. Tyrus XI, 29).
Die Ehe mit der dritten Frau fällt in eine Zeit, da die wcll-
erschültemden Ereignisse vollbracht sind. Gottfried ¡st gestorben,
die meisten Abendländer sind wieder nach der Heimat zurück-
gekehrt, Balduin ist seit einigen Jahren König in Jerusalem. Die
Wogen der Begeisterung haben sich gelegt und mit nüchternem
Auge werden die Dinge im Morgenlande betrachtet. Und auch
wenn die Gräfin von Sicilien eine fremdartige Familien tradition
gehabt hätte, — so manches Jahr hat die Umgebung Balduins
und die anderen den Balduin ohne eine seltsame Herkunft ge-
kannt, dafs eine etwaige Uebertragung auf ihn nicht mehr statt-
gefunden haben kann. Zudem weisen die unvergessenen An-
sprüche der Erben des Sohnes aus der ersten Ehe der Gräfin
DER HlSTOUISCHli SCHWANRin
29
darauf, daTs die Abkunft der sicilischen Gräfin und die Balduins
nicht vennischt wurden.
Schwieriger ¡st eine Entscheidung für die zweite Ehe, denn
die Vermählung mit der armenischen Prinzessin fällt noch in die
Zeit der Aufregung. Allerdings darf man auch hier geltend machen,
dafs, wenn bis dahin auf dem Zuge niemand aus der lothringischen
Umgebung von einem fremdartigen Ursprung Balduins gehört hatte,
such jetzt nach zweijährigem Zusammensein eine fremdartige Ab-
kunft der zweiten Gemahiin auf Balduin nicht mehr übertragen
worden wäre. Man darf ferner geltend machen, dafs die Ver-
bindung mit der annenischen Prinzessin für Balduin eine rein
äufserliche gewesen zu sein scheint, weil er sich dadurch einen
festen Halt in seinem neuerworbenen Gebiet zu verschaffen hoflle.
Sodann, dafs eine Uebertragung einer klein asía ti sehen Abkunft, die
die neue Gemahlin mitbrachte, bei der abendländischen Umgehung
keine feste Wurzel geschossen hätte , besonders nicht , da diese
Frau zuletzt zur Zeit, da Balduin schon König war, von ihm ver-
stofsen wurde. Aber das alles macht eine Uebertragung wohl
selir zweifelhaft, an sich aber doch nicht ganz unmöglich. Wir
werden zu dieser zweiten Ehe zurückkehren müssen, falls die Ehe
mit der Godehilde von Toeni keine wichtigen Folgerungen ge-
StalteL —
Das, was sich gegen eine Uebertragung einer Herkunft der
zweiten und dritten Cïattin anführen läfst, triflt bei der ersten nicht
zu. Godehilde und Balduin treten gleich am Anfang des Kreuz-
zugs beide vereint in den Gesichtskreis der grofsen Masse der
Lothringer. Nur wenige Lothringer mögen die beiden getrennt
gekannt haben.' Ihre kurze Ehe durchleben Balduin und Gode-
hilde auf der Reise von Lothringen aus in der Zeit, da ihre Um-
gebung und sie selbst sich an den Thaten der Vergangenheit be-
geistern für die Thateu der Zukunft. Hatten Godehildens Vorfahren
eioät gegen die Heiden gekämpft, so erfuhr die Umgebung davon.
Binnen Jahresfrist verschwindet Godehilde nach langem Kranken-
lager, Balduin macht bei seinem Eintritt in Kleinasien mit seiner
Schar eine Unternehmung auf eigne Faust. Getrennt von dem
Hauptheer sucht er sein eignes Glück. Und dann kommt der
Strom der grofsen Ereignisse, an deten Hauptmomenten auch
Balduin sich wiederum beteiligt, mit ihren Perioden der Verzagung
und der Aufrichtung, wo das Heer der Christen die Gottheit sicht-
barlich eingreifen sieht. In solchen Zeiten tritt die Vergangenheit
rascher als sonst in weite Ferue zurück. Die Massen, wie die
Einzehfien, leben durchweg ¡n einer geistigen Atmosphäre, die fast
ID jeder Zeit Gelegenheit gieht, dafs unklar aufgenommene Vor-
stellticgeri sich zu eigentümlichen wunderbaren Gebilden abrnudeu,
■ Nach Wilhelm vod Tyrus X. 1 war Bttlduin fiübcr cio Geistlicher gc-
wcwQ, (Ici wegen seiaer edlen Gehuil Prabeaden in Rheimi, Cambiai und
LâUicb erhicli, dann aber aus uDbckunnlen Grüodcn Kriegsmann wurde. An-
lui£t da 90-gct Jaluc war ei scbou kdn Geisllicbei mehi.
^^_ lui£t da 90-gct
JO J. p. D. BLÖTK,
die ihre Gläubigen finden. Und hier siod aufserdem die versdiie-
densten Völker wiederholt zusammen. Ein jedes siefat in seinem
Anfuhrer den trefflichen Helden. Es lassen sich kaum günstigere
Umstände zu einer Sagenbildung denken: die mil Balduin zugleich
auftretende Godebilde, ihr baldiger Tod, die darauf folgende Sonder-
cxistenz lialduins, seine Beteiligung an den grofsen Ereignissen, sein
neues Zurücktreten bis ku seinem Königtum. —
Was wissen wir von Godehildcns Vorfahren.-'
Das Geschlecht der Toënî fangt au mit Radulf L, f ca. 1020.
Es rühmte sich im il.Jhd. abzustammen von Rollos Valerbruder.
Von Radulf 1. erfahren wir nur einige seiner Streitigkeiten, Etwas
mehr aber von seinem Sohn, Roger I., dem Grofsvater Godehildens,
den Balduin nach üblichem Sprachgebrauch auch seinen Grofsvater
genannt haben wird. Was wir wissen, ist eine Combination von
dem, was der Aquitanier Ademar von Chabanoais, die normannischen
Chronisten Orderic Vitahs und Wilhelm von Jumiéges oder dessen
Fortsetier berichten, verbunden mit einzelnem aus ein paar Ur-
kunden.' Dies ist alles. Aber merkwürdiges Factuml Dieser
Grofsvater macfat eines Tages Erlebnisse durch, die einigen dem
Schwanritter der Sage eigentümlichen Zügen entsprechen. Nur ist
alles in ganz anderer Umgebung, an ganz anderer Oertlichkeit,
in ganz anderer Iteleuchtnng. Auch fehlt diesem Grofsvater das
Elegische des Schwanriilers der Sage. Er ist ein wilder, gegen
seine Feinde erbarmungsloser normannischer Krieger. Und damit
wir schon das Wichtigste vorwegnehmen: in den Quellen, die im
II. und in der ersten Hälfte des iz. Jhds. von ihm berichten,
findet sich nichts von einem Schwan.
Dieser Roger von Toëni, der erste seines Namens, dieser ver-
wegene, unruhige, stolze normannische Freiherr, zieht 1018 an der
Spitze einer Schar Normannen nach Spanien mit dem Zweck die
Saracenen zu bekämpfen.^ Es ist die alle normannische Thaten-
lust, die zu gleicher Zeit einen anderen Haufen dieses Stammes
nach Italien und Sicilien treibt. In gröfster Bedrängnis ist in
dieHem Jahre die Grafschaft Barcelona. Graf Raimund-Borrel ist
kurz zuvor (1017) gestorben, und die Mauren stehen bis vor die
StadL Ermessiode, die Witwe, ist nach dem Willen ihres Gemahls
Herrin des Landes. Sie ist Mutter von wenigstens drei Kindern,
von dcQen zwei Töchter sind, auch das älteste. Da erscheint
Roger mit den Seinen, rettet das Land von dem Untergang und
vertreibt die Heiden, so dafs das Land auf Jahre hinaus in Sicher-
heit ist. Zum Lohne und wohl auch um ihn z\x fesseln , giebt
Jixmessinde ihm ihre Tochter Godehilde zur Frau, — 1035 bei
' Für die ZusammeD Stellung dieses Materials s. Zlscbr. zi, iSi S.
■ So nach dem Zeitgenoisen Ademar von Chabannais [f ca. 1031). Sdne
GcBcblchle EnUland wahracheinlich lOiS. Der Zug machte vod sieb rcdcD, da
Ademar ilin besonders »erieichnelc. Nach Wilb. v. Jumièges VII, 3 scbeinl
Roger später mil Hcriog Koben (ioî8 — 1035) noch einmal in Span"
kimpit ta babea.
I
I
DER HISTORISCHE SCHWANRIITBR. 3I
dem Tode des Herzogs Robert von der Normandie ist Roger
urieder in seiner Heimat und findet den Tod in den Parteikampfen
bei der Thronbesteigung von Richards minderjährigem Sohn, dem
späteren Eroberer von England. — Seine Unternehmung und sein
Aufenthalt in Spanien brachten ihm in der Normandie den Zu-
namen des Spaniers ein, wie wir aus Orderic Vltalis an mehreren
Stellen erfahren. Die Nachkonmien fingen im 1 2. Jhd. mit ihm
das Geschlecht an, und die Mönche des Klosters Conches in der
Nähe seines Schlosses hielten ihn als den Gründer ihres Hauses
in hohen Ehren, t Soweit das Thatsächliche, für soferne wir es
erreichen können.
Vergegenwärtigen wir uns nun die Umgebung und die Züge,
unter welchen in Conches, der normannischen Residenz der Toêni,
die Erinnerung an diesen Roger den Spanier gegen Ende des
1 1. Jhds., als Balduin von Boulogpe um die Godehilde warb, gelebt
haben muís. Herr von Toêni war damals noch der älteste Sohn
dieses Roger aus der Ehe mit Godehilde von Barcelona, Radulf II.
(t 1 102/3). Minderjährig als sein Vater fiel, hat er sich dennoch
entwickelt wie ein Sohn seines Vaters: unruhig, kühn in Aben-
teuern, freigebig in Schenkungen an die vom Vater gegründete
Abtei Conches.^ Wie sein Vater heiratet er erst spät, und auch
seine Gattin ûbertrifit in ritterlichen Spielen und ritterlicher Unter-
nehmungslust ihre Umgebung.^ Und wohl mag er sich den Vater
zum Muster genommen haben: der Name des Spaniers hielt ja
die Erinnerung an die Thaten Rogers wach, nicht nur in der
Familie, sondern auch auswärts. Und mit den Thaten und dem
Namen deckte sich in der Familie die Uebei lieferung, wie einst
der Vater sich seine Gattin erwarb. Eins gehörte untrennbar zum
andern. Und so müssen in der Familientradition der Toëni wenig-
stens folgende Züge gelebt haben: i. Radulfs Vater zog einst nach
Spanien zur Vernichtung der Saracenen, 2. er rettete die bedrängte
Witwe von Barcelona und die Ihrigen, 3. er erhielt die Tochter
zur Frau, 4. er zog wieder in die Heimat zurück. Dafs noch
mehrere andere Züge dazu gehört haben, ist selbstverständlich. Die
Ueberlieferung aber läfst uns darüber in Zweifel, von welcher
Natur sie waren.
Und in diesem Kreis wird Balduin von Boulogne der Gemahl
der einzigen Tochter. Es folgen die Vorbereitungen zum Kreuz-
zag. Balduin tritt durch seine Fahrt nach dem big. Land in
Parallelismus zu dem Ahnherrn der Toëni. Godehilde hiefs nach
der Godehildis von Barcelona, ihrer Grofsmutter, und Balduin stand
im Begriff aufzubrechen um zu kämpfen gegen die Heiden, wie einst
Roger. Soeben hatten die Toëni den ältesten Sohn durch den
Tod verloren, jetzt sahen sie ihre einzige Tochter davonziehen.
1 Gallia Christ, t. XIj (1874) S. 637 ff.
* S. namcnlHch Ord. Vital, (ed. Le Prevosl) t. II S. 121. 148. 297. 401;
t. III, 25. 238. 262. 296. 346 ff.; t. IV, 67. — Will. Gemm. l.VJI cap. 24.
» Ord. Vüal. t. m S. 345.
r. Dl BLÖTB,
1 Spanier erinnert worden sein.
L, I^iduin und Godebildis, nicht von ähn-
.i,«n? Müssen nicht BalduJn und Gode-
.:; ;u ihrer Umgebung gesprochen haben
iLjuni 1 Nachricht von diesem Grofsvater
•ácn Fall in die Menge der lothringischen
. '-"ntersuchung führte uns zu einem Vor-
iiL l'oëni. In Roger von Toeni, dem Gro&-
i.iicn wir eine Persönlichkeit kennen, deren
_ I jiij; finden in einigen Zügen des Schwan-
.[■.ii Grofsvaler Balduins und seiner Brüder
.:rj:ieruDg der Toëni — denn von Balduins
-.- 1 »ir jetzt wohl absehen — war also der
1. ioende Kraft der wunderbaren Verhältnisse
.ili:. Und wenn dem so ist, so mufs Roger
i.m ïu schaffen gehabt haben. Denn der
Sage vom Schwanritter ein Haupimoment.
•ik- die ganze Herkunft unbemerkt vorüber-
lii- Clironistik des ii.und 12. Jbds, schweigt
■!il dem Roger verbunden war, ebenso wie
-, 1 2. Jhds-, mit einer einzigen Ausnahme,
.iijlirt über die wunderbare Herkunft Gott-
\
fe .Jkwei Zeitschrift 21, 177 ff. auf zwei Stellen bei
;^uii'scn, in welchen die Toöni, die seit der
■ iigo Grundbesitzer in England waren, mit
uiit Rittern, die Schwan hiefsen, in Ver-
...11. Ich bringe diese Stellen noch einmal
, ïi das Vorhergehende in ein anderes Licht
o.'h selbst heraus, namentlich die zweite,
.;i.-\l«Ucn, als mir in dem früheren Artikel
I,- Stelle — sie ist vom J. ijoo und findet
loa vorzugsweise heraldischem Inhalt, das
charakterisiert, die mit Edward I. im Juli
i.li Schottland mitmachten — besagt von
ii lier leinte des Geschlechtes), dafs dieser
Kühlung "gut zeige, dafs er vom Schwan-
,:i diesem Passus wohl ohne weiteres ent-
.h^mW tut« •' blancUes alelíes,
to,.» W**« el laniere blínclie
JkMtt » 1» vínníillí manche
K« It «M lia cnevilier n eigne'
H. H. NicoUi, Th, Sugi of Carlav-^rc.i,
LondoB iBii, S. 41. Vgl. ebd. S. 369 f.
DER HISTORISCHE SCHWANR1TT£R. 53
nduneiiy dais nicht blofs der anglonormannische Dichter, der als
Augenaceuge berichtet, meinte, der Tony, von dem er spreche, leite
seine Herkunft ab von dem sagenhaften Grofsvater Gottfrieds von
Boaiilon. Auch dieser Tony selbst, so scheint es nach den wenigen
Zeilen des Gedichts, mufs der Ansicht gewesen sein, er stamme
von dem in den Liedern gefeierten Helden. £r galt nach eigner
und anderer Meinung für einen Nachkommen des Schwanritters.
Aber zu keiner Zeit hatte sich einer der Barone von Tony mit
einer Tochter aus dem Hause Boulogne vermählt, wodurch sich
die Herkunft erklären liefse, wie sich aus der Genealogie des
Hauses Boulogne leicht ergiebt Gleichfalls mit keiner Tochter
aus den Häusern Brabant oder Qeve, obgleich diese und andere
Häuser für diesen Zeitraum noch nicht in Frage kommen können.
Dafs die Tony, weil Godehilde sich mit Balduin von Boulogne
vermählte, sich dadurch die Abstammung beigelegt haben sollten,^
ist deshalb nicht anzunehmen, da in keinem Lande die ehelichen
Verbindungen durch die Erblassungen und Schenkungen urkund-
lich so fest bewahrt blieben und dadurch Recht oder Unrecht auf
einen Titel so festgehalten wurde als bei den Normannen in Eng-
land. Auf dem Kontinent sieht man die Abstammung vom Schwan-
ritter oder von Karl dem Grofsen nur dann auf ein Geschlecht
übergehen, wenn wirkliche Verwandtschaft bestand. Einen Schwan
im Wappen hatten die Tony seit dem Aufkommen der erblichen
Wappen nicht,^ wodurch sie, wie die Bohun in England im 14. Jhd.,
zu der Abstammung gelangt sein könnten. Aus unserer Stelle
wurde also dieses folgen: die Herkunft der Tony geht nicht auf
Gottfrieds sagenhafte Abstammung zurück; es bestand ursprüng-
lich unabhängig von Boulogne und Gottfried bei den englischen
Tony eine verwandtschaftliche Beziehung zu einem Schwanritter in
irgend welcher Gestalt; im Laufe der Zeit verblafste die richtige
Vorstellung davon in der Familie, die Erinnerung aber blieb;
diese Erinnerung lebte wiederum auf, als Gottfrieds Grofsvater zu
dem gefeierten Ritter gemacht ward, und es allmählich dann für
ruhmvoll galt, von diesem Schwanritter abzustammen. — So weit
die Deutung aus der Stelle von 1300. —
Die zweite Stelle findet sich bei Matthaeus Paris in der
Lebensbeschreibung der Aebte seines Klosters, die er um 1250
aasarbeitete. Bei Leofstan, dem 12. Abt von St. Alban (nach
104Ò — 1064), wird erzählt,^ wie dieser Wege zum Kloster anlegen
* G. Paris, Romania 26, 581.
' Sie führten einen roten Aermel in Silber.
* Ed. Guill. Wats, London 1639, S.45 f. Durch H. Th. Riley's Ausgabe
^^^ Gesta Abbatum Monasterii Sancii Albani a Thoma H^aising^ham Vol. 1,
p ■ ?• 793 — 1290, London 1867, in welcher der Herausgeber den dem Matth.
y^ gehörigen Teil nach Cott. Ms. Nero D. I bezeichnet, auch mit steter
.. ^Idchung von Wats* Ausgabe, ist für unseren Zweck ein Hinweis auf
,'^se handlichere Ausgabe genüt^end. Der uns angehende Teil findet sich
«^«IbstS. 39-41. ^ ^ ^
^•ilKllI. 1 RIO. PliiL XXV. t
34 J. 9. D. BLÔTSy
liéis nnd, damit die Frommen mibehelligt das Kloster besuchen
konnten, einem sehr tûditigen Krieger Tumothns und dessen Ge-
nossen Waldef und Hiorman auftmg, mit ihren Lenten die dichten
Wälder des Klosters von wilden Tieren nnd Räubern, die sich in
grofser Zahl dort aufhielten, zu säubern, dem Tumothus und den
beiden Genossen aber dafür den Hof Flamstude um einen geringen
Preis abtrat; wie die Krieger und danach ihre Erben dem Auftrag
treu nachkamen, bis zur Zeit der Eroberung; wie sie sich aber
alsdann dem normannischen Regiment nicht fugen wollten und
lieber den Besitz aufgebend sich unbezwungen in den Wäldern
festsetzten und den Normannen durch Mord und Brand allerlei
Schaden zufügten. ^Sfd prosperante Rege memorato (sc. Willelmo),
omnes vel ad pacem qua lern qualem r edier unt^ vel capti, sicut sequens nar»
ratio declarabit, perierunt, Veruntamen quidam noòi/is, 'Roger us de
Thon i* nomine, cui successit in sortem distrihutionis lUud manerium,
nolm't jus Sancii Albani auf erre, et servitium praedictum strenue adim'
plevit* Und nun folgt der für uns wichtige Passus. Œrat enim in
armis clarissimus, et genere, natione Normannus ; ab Ulis famos i s
militibus trahens propaginem, qui a Cygni nomine iníitU'
I an tur. Sed haec suo loco pienius conscribentur* — Nach dieser
Mitteilung über das Verhältnis zwischen Flamstead und St Alban
giebt der Autor noch eine kurze Bemerkung über den Abt Leofstan
(die Erwirkung von Privilegien durch die Freundschaft König
Edwards, den Tod des Königs und des Abtes), in Riley's Aus-
gabe 6 Zeilen.
Ich habe die Stelle etwas ausführlicher gegeben, damit der
Leser sich bei der folgenden Auseinandersetzung ein selbständiges
Urteil bilden kann. Denn die Vitae Abbatum des Matthaeus París
beruhen für die älteren Aebte auf einer Rolle, die früher Adam
dem Kellermeister, einem hochangesehenen Bruder des Klosters, an-
gehört hatte, welcher schon 1138 als Mönch St. Albans vorkommt
und zur Zeit des 20. Abtes (Warin de Cantebrugge 11 83 — 1195)
zu den Gestorbenen gehörte.* Wir haben jetzt zu entscheiden, ob
die soeben gegebene Charakteristik des 'Rogerus de Thoni* sich
schon auf der älteren Rolle befand oder ob sie erst von Matthaeus
Paris eingefügt worden ist.
Wats, der erste Herausgeber der Vitae, konnte zu seiner Ausgabe
von 1639 drei Hss. benutzen. Von diesen ist jetzt eine verschollen.
Von den beiden erhaltenen gehört die eine (Brit. Mus. Cott Nero
D. I) dem 13. Jhd. an, die andere (Brit Mus. Cott. Claud. E. IV) dem
14. Jhd.2 Die verschollene Hs., die zur Zeit des Wats im Besitz des
gelehrten Spelman war, hat bei den ersten Aebten mehreres nicht, was
sich in den beiden anderen Hss. findet. Nun hat sowohl Ms. Spelman
als Cott Nero D. I am Anfang die Bemerkung 'Secundum antiquum
Rotulum Bartholomaei Qerici: qui cum Domino Adam Cellarario diu
« Rüey, a. a. O. Pref. 1 1 S. XIV ff.
* Th. D. Hardy, Descriptive Catalogue, Vol. Ill, London 1871, S. 141.
DBR mSTORISCHS SCHWANRITTER. 35
futraU servüns «, et ipsum rotulum sibt retinuit, de scriptis suis hoc
solum eligens\^ Daher kommt es Wats, der in seiner Ausgabe das-
jenige, was in Ms. Spelman nicht gefunden wird, eingeklammert
hat, mid nach ihm auch Riley, dem Herausgeber der Gesta Ahbatum
Sl Albani Walsinghams, wahrscheinlich vor, dafs die Hs. Spelman
sich in der älteren Partie näher als die anderen Hss. an die alte
Rolle anschlofs. Von allem, was sich nun beim Abt Leofstan in
den anderen Hss. findet, fehlte in dem Ms. Spelman nur der Satz
*Sid haec suo loco plenius conscrihentur^ am Schlufs des Kapitels
über die ursprüngliche Beziehung zwischen Leofstan und Flamstead.
Dieser im Ms. Spelman fehlende Zusatz bezieht sich aber auf die
£rzählung von der Empörung der Engländer gegen den Eroberer
und ihrer Niederwerfung, wie sich aus der Vita des folgenden
Abtes Frethericus ergiebt, denn von dieser in der ed. Riley 5 Seiten
umfassenden Erzählung (S. 44 — 49) ist wiederum im Ms. Spelman
nicht die Rede. So dafs nach dem vermutlichen Verhältnis der
handschriftlichen Ueberlieferung die Vita des Abtes Leofstan schon
auf der alten Rolle stand, und zwar — mit einer kleinen Ab-
weichung durch den Zusatz *Sed haec etc.' — in der Gestalt, wie
sie Matthaeus Paris bietet Und somit auch die Charakteristik
Rogers von Thoni, da der Einschalter des *Sed haec etc' diesen
Passus erst nach der Charakteristik setzte, d. h. an das Ende des
Kapitels, während der Zusatz doch faktisch hinter die Mitteilung
von dem Aufenthalt in den Wäldern um Flamstead hingehört.
In die gleiche Richtung weist eine Prüfung des überlieferten
Textes, der von Leofstan und im besondern von der Herkunft
Rogers von Thoni handelt
I. Matthaeus Paris sagt in seiner Historia major, dafs König
Edward 1066 */« vigilia Epiphaniae Domini, feria quinta, pro regno
ttmporali commutavit aetemum\ Obgleich es nun in den Vitae heifst,
dafs der Abt Leofstan * biennio ante Conquaestum\ also 1064, und
'annis duodecim et amplius^^ vor dem Tode seines Nachfolgers (1077),
d.h. vor 1065, stirbt, lassen die Vitae ihn trotzdem *cito posi*^
nach König Edward, also 1066, aus dem Leben scheiden. Und dieser
Widerspruch ist um so auffallender, als die Vitae Ahbatum als eine
Ergänzung zur Historia major bestimmt waren und ursprünglich in
den gleichen Band mit dieser aufgenommen werden sollten.* Wir
lenien daraus, dafs diese Daten nicht das selbständige Werk von
Matthaeus Paris sind und dafs er sie unrevidiert aus einer anderen
Arbeit aufnahm: diese andere Arbeit war aber nach der Bemerkung
in zwei Hss. die alte Rolle Adams des Kellermeisters. Für uns
aber ist von Wichtigkeit, dafs dieser Widerspruch beim Abt Leofstan
begegnet, in dessen Leben sich der Passus von dem Thoni findet.
2. Das einzelne, was bei Leofstan von dem Verhältnis zwischen
dem Kloster St Alban und dem Hof Flamstead berichtet wird,
^ Riley, a. a. O. S. 4. Vgl. ebd. S. XIV.
' ebd. S.44. » ebd. S.41. * ebd. S.XIf. .
36 J. F. D. BLÖTE,
mufs auf mündlicher Klostertradition beruhen, es kann nicht aus
zeitgenössischer Aufzeichnung oder aus Urkunden hervorgegangen
sein. Darauf weist, dafs sowohl die Namen des Tumothus und
seiner Genossen, die kurz vor der Eroberung Flamstead besafsen,
als auch das Kloster St. Alban als frühere Eigentümer Fiamsteads
im Domesdaybook fehlen. Ferner, dafs Rogerus de Thoni als
erster normannischer Besitzer Fiamsteads aufgeführt wird, statt
Radulf US de Thoni, wie das DB. angiebt.* Endlich die allge-
meine Erscheinung, dafs die älteren Aebte, unter welchen auch
Leofstan, ohne Regierungsjahre behandelt werden, wahrend erst
nach der Zeit der Eroberung die Daten eintreten ; wir sahen soeben,
wie zweifelhaft noch die Zeitangabe des Antritts der Verwaltung
durch Leofstans Nachfolger war. Nun war allerdings niemand mehr
als Matthaeus Paris in der Lage sich das meiste und zuverlässigste
historische Material zu verschaffen. Das Kloster war ein Centrum
geschichtlicher Bildung der damaligen Zeit und Matthaeus Paris
der Mittelpunkt in diesem Centrum. Eine reiche Bibliothek stand
ihm zur Verfügung. Er überragte seine Zeitgenossen an Kennt-
nissen und in der Kunst die Ereignisse ansprechend mitzuteilen.
Mit den Grofsen seiner Zeit stand er in lebhafter Beziehung. Aber
schon vor Matthaeus wurde im Kloster St. Alban schridstellerisch
Tüchtiges geleistet, und durch seine Historia major haben wir einen
Einblick in die Methode seines Schaffens: bedeutend ist Matthaeus,
wo er als Berichterstatter des Selbsterlebten auftritt, oder wo er
aus dem Urkundenschatz mitteilt; für die ältere Zeit copiert er
eine vorhandene Chronik, nennt den Namen ihres Verfassers nicht,
betrachtet sie vielmehr als klösterliches Eigentum, macht aber Zu-
sätze, die er wiederum anderen Quellen entnimmt. — Nun gab
es vor seinen Vilae eine alte Rolle, die von den ältesten Aebten
handelte, zwei Hss. weisen mit ausdrücklichen Worten auf die Be-
nutzung derselben hin; von der Entwicklung des Verhältnisses, das
einst zwischen Flamstead und St Alban bestand, war zur Zeit des
DB. schon nichts mehr urkundlich bekannt Es liegt also auf der
Hand, dafs die alte Rolle die mündliche Ueberlieferung schon ver-
zeichnet hat und somit auch die Mitteilung über den Thoni ent-
hielt, die notwendig zu dieser mündlichen Ueberlieferung ge-
hörte. —
3. In Verbindung mit diesem allgemeinen Charakter der Viia
Leofstans hat nun ein spezieller Zug in dem uns näher angehenden
Passus besondere Bedeutung: die in der Charakteristik Rogers
(1. Radulfs) von Thoni gegebene Vorstellung von der Herkunft ist
im Widerspruch mit den Anschauungen, die um die Mitte des
13. Jhds. in der litterarischen Welt und bei den Tony um 1300
über den Schwanritter herrschten und demnach auch im Wider-
spruch mit dem, was wir von Matthaeus Paris voraussetzen müssen.
Sie ist — und darin liegt ihre besondere Bedeutung — überhaupt
^ Zuchr. 21, 179 f.
DBR HISTORISCHE SCHWANRITTER. 37
im Widerspruch mit einer Auffassung, die von dem Schwanritter
der Sage ausgeht
*AÒ Ulis famosis tnilitihus trahens propagìnem, qui a Cygni
nomine iniitulantur^ Es heifst nicht, dafs der erste nor-
mannische Besitzer Flamsteads von einem berühmten Vorfahren
stammte, sondern er leitete seine Herkunft ab von einer Gruppe
berühmter Ritter. Und der Wortlaut des 'militibus, qui a Cygni
nomine intiiulantur^ weist an sich nicht auf Ritter, die einst Schwäne
waren, wie man sich die Sache zurechtlegen möchte, sondern
auf solche, die eben aus irgend einem Grunde 'mit dem Namen
des Schwanes genannt, bezeichnet, betitelt, angeredet werden V
analog etwa einem ^^miliiibus, qui a Pianiagenisiae nomine intitu-
lantur^ für die englischen Könige aus dem Haus Anjou. Und
doch mufs auch in England zur Zeit des Matthaeus Paris der Stoff
vom Schwanritter verbreitet gewesen sein, und mufs es auch da
fur eine besondere Ehre gegolten haben, sich von dem wunder-
baren Ursprung nennen zu können, wie aus unserer ersten Stelle
und aus der Aufnahme der Herkunft im Geschlecht der Bohuns
um oder nach 1300 hervorgeht, und nicht anders möglich ist
durch die Berührungen zwischen anglonormannischer und franzö-
sischer litterarischer Bildung. Von mehreren Schwanrittern im
Sinne der Sage war damals nichts bekannt: die Entstehung auto-
chthoner Sagen in Brabant und Cleve gehört späterer Zeit an.^
Also der Wortlaut des Passus schon macht es bedenklich, den
Zusatz dem Matthaeus Paris oder einem solchen Vorgänger des-
selben zuzuschreiben, der zur Blütezeit der Sage lebte, als hätten
sie im allgemeinen Sinn die Herkunft vom Schwanritter der Sage
bezeichnen wollen und unter den berühmten Rittern Helyas und
seine Brüder verstanden. Dazu kpmmt, dafs Matthaeus in seinen
anderen Werken kein Wort verliert über die alsdann gleiche Her-
kunft Gottfrieds von Bouillon und die der Königin Mathilde, wäh-
rend er bei Roger von Thoni den Zusatz hätte für nötig erachten
sollen. Dafs Matthaeus Paris gerne alles berichtete, was er von
den Thoni in Erfahrung bringen konnte, kann man gar nicht
sagen: ein bei Wats vorkommender und von diesem vermutlich aus
Ms. Spelroan genommener Passus über einen Robert von Thoteneio,
der die Kirche *Cellae de Bealvero* gründete und 1088 starb,^
findet sich ferner bei Matthaeus Paris nicht. Erst von den Thoni
desi3. Jhds., seinen Zeitgenossen, meldet er einiges in seinen
beiden gröfseren Werken.
* Du Gange hat fur die Bedeutung von * intitulare^ nur eine auf unsere
Stelle passende Bedeutung: * intitular i^ = * titulo decorar i\
' Das Aufkommen des clevischen Schwanritters a. a. O. — Auch die
Romane von Balduin von Sebourg und dem Bastard von Bouillon gehören
^em 14. Jhd. an. Allerdings spricht der Schlufs der Elioxe- Version der Schwan-
kinder davon, dafs alle Brüder auf Abenteuer ausziehen {La naissance du
Chevalier au Cygne, ed. H. A. Todd, Baltimore 1889, 8,92). Die Angabe
clieint mir aber eine Phrase des Dichters zu sein.
' Rilcy, a. a. O. S. 66.
38 J. r. D. BLÖTB,
Wie man sieht: in Verbindung mit der vermutlichen hand-
schriftlichen Ueberlieferung, mit dem altertûmh*chen Charakter des
sonst über Leofstan Mitgeteilten, kann Matthaeus Paris der Urheber
der Charakteristik Rogers (d. h. Radulfs) von Thoni nicht sein. Die
Charakteristik mit ihren Rittern *qui a Cygni nomine iniitulaniur^
scheint einer Zeit anzugehören, da eine andere Auffassung als die
unserer Sage bestand.
1138 war Adam der Kellermeister, der Besitzer und wahr-
scheinlich auch Verfasser der alten Rolle, schon Mönch des Klosters
St Alban. Zum letzten Male wird er 11 66 handelnd erwähnt 1
und unter dem 20. Abt (i 183 — 11 95) werden Vorschriften ge-
geben zur Feier des Erinnerungstages seines Todes. Während
seines Lebens — obgleich von ihm vielleicht unbemerkt — geht
die litterarische Entwicklung der Sage vom Schwanritter vor sich.
In dem ersten Decennium seines Klosterlebens und noch manches
Jahr nachher war die Welt noch nicht voll von dem Grofsvater
der drei Brüder, am allerwenigsten in England, obgleich doch
damals das einzige Kind eines der drei boulognischen Brüder,
Mathilde, die Gattin König Stephans, auf dem englischen Thron
safs. Erst um die Mitte des Jahrhunderts, eher später als früher,
tritt der Stoff von den Vorfahren Gottfrieds von Bouillon in die
französische Litteratur ein und mag darauf bald nach England
gelangt sein. Da also die Sage von dem Grofsvater Gottfrieds
erst nach 1 1 50 in England aufgetreten sein kann, und die Familie
Toêni durch die Nähe Flamsteads und das Verhältnis, das zwischen
Flamstead und St. Alban einst bestanden hatte, im Kloster be-
sonders bekannt war, so hätte Adam, falls die Herkunft der Toeni
im Sinne der continentalen Sage erst mit dieser aufgekommen
wäre, doch eine längere Periode erlebt, in welcher die Toeni
keinen Ahnherrn dieses Charakters kannten. Da femer die Toeni
in der zweiten Hälfte des Jhds. allem Anschein nach der Herkunft
gar keine Bedeutung beilegten — denn beim Aufkommen der
erblichen Wappen nahmen sie nicht einen Schwan, sondern einen
Aermel als unterscheidendes Zeichen an — , so kann der Verfasser
der Rolle nicht durch die festländische Sage oder durch die zeitge-
nössischen Toeni beeinflufst worden sein.^ Und schliefslich : da wir
in der Vita Leofstans nur mündliche Klostertradition constatierten,
so beruhen demnach auch die Worte ^qui a Cygni nomine iniiiu"
lantur* auf mündlicher Ueberlieferung. Und so können diese Worte
1 ebd. S. 182.
' Aufserdem scheint die alte Rolle anfangs nur bis zu dem Tode des
15. Abtes (Richard 1097 — m 9) gereicht zu haben, weil das Ms. Spelman
— zu urteilen nach Wats* Bezeichnungen — nur bis zur Regierung dieses Abtes
Auslassungen hat. Die Abfassung der ersten Viteu düríie also in die erste
Klosterzeit Adams fallen, vermutlich unter den 16. Abt Gaufndus (1119 — 1146).
Nachher wird Adam Fortsetzungen gemacht haben, die seinem Ms. hohen Wert
verliehen. Auf ihn als Autor weist vielleicht auch der ausführliche Bericht
über die Küche imter dem soeben genannten Abt Gaufridus (Riley, a. a. O.
S. 73 ff.).
I>BR mSTORISCHB SCHWANRITTBR. 39
leloe andere Bedeutung haben, als dafs nach eben dieser Ueber-
lieferung der erste normannische Besitzer Flamsteads sich verwandt-
schaftlich za den Rittern rechnete, die aus irgend einem Grunde
'Schwan' hiefsen und durch ihre Tapferkeit unter dem anglo-
normannischen Adel einen besonderen Ruf hatten. Nun liebten
die Norman neu Zunamen. Häufig spottend. Hugo von Âvranches
nannte man «Wolf», Radulf von Gacé 'Eselskopf' 2, Wilhehn von
Poitiers sogar * Wergkopf* 3, Herbert I. Graf von Maine f 1036
•Hundewecker '4 u.s.w. Vergleichen wir aber die Plantagenets, so
kann das *a Cygni nomine^ nichts anderes besagen wollen, als
dais der erste englische Toêni von Rittern abstamme, die sich
dardi ein Schwanzeichen von anderen unterschieden und dadurch
•Schwan* hiefsen. Vermutlich führte er mit seinen Leuten auf
seinen vielfachen Kriegszügen dieses Zeichen auch selbst,^ und war
dies die Ursache, dafs die Ueberlieferung in St. Alban gerade
diese Eigentümlichkeit bewahrte und hervorhob. £s war also ein
Fall, wie bei Thomas von Woodstock t I397 und Humphrey Plan-
tagenet t 1446» die nach ihrem Abzeichen (badge) Schwan genannt
wurden,^ und andere anders.*^ — So aufgefafst, bewahrte die noch
zur Zeit König Stephans (11 35 — 1154) oder vielleicht zur Zeit
Heinrichs II. (1154 — 11^9) entstandene Rolle eine ursprüngliche
Bezeichnung für die Toêni, die allmählich verloren gegangen war.^
Sollte ich etwa zuviel aus den Stellen von 1300 und 1250
geschlossen haben?
Da greift nun zu endgültiger Entscheidung nicht nur dasjenige
ein, was wir von Roger dem Spanier wissen, sondern in erster
Linie das Hauptresultat unserer Untersuchung in den vorangehenden
Abschnitten. Dieses liefs uns — wir dürfen von Balduins zweiter
Gemahlin, der armenischen Prinzessin, absehen — keinen anderen
Weg offen, als dafs von Roger dem Spanier die Sage von dem
^ Pluquet, Roman de Ron, t. II S. 242 Anm. 2. * ebd. S. 252 Anm. 2.
» ebd. 1. 1 S. 115. * Ord. Vital, 1. 11 S. 102. 252.
* Eine ähnliche Auffassung hatte vor 75 Jahren Aug. Thierry, als er
den neuen Besitzer Flamsteads mit einem Schwan auf dem Schild sein Gut in
Bcsitr nehmen läfst Hist, d. l. Conquête de l* Angleterre t. II S. 23 (ed. 1839).
• Für Thomas von Woodstock: *Thorw the bush a swan was sclayn*
[Political Poems and Songs, ed. by Th. Wright, Vol. I, London 1859, p. 363);
'The Swan ff'ailed* (Richard the Redeless, ed. by W. Skeat, Oxford 1886,
Vol.1 p. 617) a. s. w. — Für Humphrey Plantagenet: 'The Swanne is
goone* {Political Poems o. c. Vol. II, 1 861, p. 221).
^ ebd. an anderen Stellen.
" Ich habe bei dieser Untersuchung eine Stütze nicht berücksichtigt, da
sie sich in zweierlei Weise deuten läfst und ihre Documentierung erst spät
auftritt. Roger der Spanier hatte noch einen zweiten Sohn, Robert, welcher
als Robert von Stafford der Begründer des Geschlechtes der Stafford wurde.
Edward von Buckingham nun, Herr von Stafford, nannte sich ca. 1500
'lineally descended* von Helyas dem Schwanritler. Als die Staffords von
Stafford einen Helmschmnck annahmen (das älteste uns erhaltene Siegel ist
allerdings erst v.J. 1403, wie Hr. E. Maunde Thompson vom Brit. Mus. mir
gütigst berichtete), war derselbe ein Schwan. — Eine Studie über den Schwan-
ntter in englischen Häusern hoffe ich nächstens vorlegen zu können.
40 J. F. D. BIATBv
Grolsvater der drei boalogniscfaen Brader ihren Ausgang nahm. In
den Beriditen, die von diesem Roger handehi, &nden wir freilich
keinen Sdiwan erwähnt Aber: wenn die energische That des ver-
wegenen Mannes, die ihm die Gattin und bei den Zeitgenossen
and Chronisten den Namen des Spaniers einbrachte, ihre Ent-
sprechung findet in charakteristischen Zögen des Schwanritters
der Sage; wenn dieser Roger der Grofsvater ist der God^ilde von
Toêniy wie der Sdiwanritter der Grodsvater Baldoins von Boulogne;
wenn die Sage keine Erinnenmg oder Modifizierong einer vor-
gottfriedischen lothringischen Landes-, Familien- oder Volkssage
sein kann; wenn der erste Kreozzog eine Zeit der Err^^ng heraof-
brachte, in welcher aas anklar aufgenommenen Vorstellungen ein
sagenhaftes Gebilde ein üppiges Wachstum finden konnte: so folgt
schon daraus, dais Roger der Spanier das Urbild des Sdiwanntters
war, und legt es den Schlufs nahe, dafs Roger etwas mit einem
Schwan zu schaffen hatte. Wenn Dun gar in einem von Matthaeus
Paris fortgesetzten Werk berichtet wird, dafs der erste Besitzer
Flamsteads, der wie wir wissen der Sohn des Spaniers war, seinen
Ursprung von Rittern ableitete, 'cut a Cygm nomine vUihiiantur\ und
dafs mehrere Anzeichen darauf schliefsen lassen, dafs diese Aussage
sich auf einer alten Rolle vorfand, die zur Zeit König Stephans
oder König Heinrichs geschrieben ward; wenn femer ein Tony von
1300 sich des Ursprungs vom Schwanritter rühmte und kein Zu-
sammenhang mit einem sonstigen Geschlecht vom Schwamitter der
Sage besteht, wie sich für Brabant, Cleve und Arkel nachweisen
läfst: so sehen wir unsere Schlufsfolgerung bestätigt, dafs Roger der
Spanier in irgend welcher Weise mit dem Sdiwan verbunden war,
und dafs die Berufung der englischen Tony ursprünglich unabhängig
von der Herkunft der drei boulognischen Brüder war und bis in
die Zeit vor der Eroberung hinaufireichte, wie auch der Passus des
Matthaeus Paris zum Ausdruck brachte.
So erhellen die Stellen des Matthaeus Paris und des Wappen-
dichters, die Berichte über Roger von Toeni und die Sage vom
Schwanritter sich gegenseitig und greifen fur unsere Erkenntnis
ergänzend in einander ein. Die Erinnerung an Godehildens von
Toeni Grofsvater ist also in der That der Same, aus welchem zur
Zeit des ersten Kreuzzugs auf dem Kontinent die Sage vom Schwan-
ritter hervorsprofs. —
Ich sprach oben im Anschlufs an die Plantagenets die Ver-
mutung aus, dafs Roger und wohl auch sein Sohn Radulf auf
ihren Kriegszûgen sich und die Ihrigen durch ein Schwanzeichen
unterschieden oder ein Schwanzeichen führten. — Roger von Toeni
war wie sein Sohn Radulf ^stgnifer totius Normanmae\^ Wir be-
gehen also keinen Anachronismus, wenn wir annehmen, dafs ent-
weder Roger in seinen Privatunternehmungen auch seinen signifer
» Ord, Vital, t. II S. 401. n, 121; WilL Gemmet VII, 3; Roman de Rou,
ed. Pluqaet, t. II S. 195.
DER HISTORISCHE SCHWANRITTER. 4I
hatte oder dafs er und seine Leute an einem besondem Zeichen
erkennbar waren.* Wir haben uns den Schwan bei Roger von
Toëni also als ein Kriegszeichen vorzustellen.
Und auf einen Schwan als Kriegszeichen weist noch etwas
Anderes. Ich wiederhole hier die Vermutung, die ich schon in
dem ersten Artikel S. 158 ff. als eine sehr berechtigte angeführt
habe. Balduin von Boulogne wurde vor seinem Königtum an
einem besondem Zeichen, das leider nicht beschrieben wird, er-
kannt^ Nun hatte er bei seiner Fahrt nach dem Orient einen
ähnlichen Zug angetreten wie der Grofsvater seiner Frau; bei
beiden war der Zweck und das Ziel Kampf gegen die Heiden.
Balduin war der jüngste Sohn des Hauses Boulogne, er hatte sich
soeben erst mit der einzigen Tochter der Toëni vermählt, die ihn
auf der Reise begleitete, und kein Toëni nahm an dem Kreuzzug
teil: alles Grund genug, das Zeichen des gefeierten Spaniers als
einen glückanbringenden Talisman gleichfalls als unterscheidendes
Zeichen anzunehmen. Und femer: die einfache Erzählung, dafs
der Grofsvater ein Schwanzeichen geführt hatte, wäre wohl in den
bewegten Zeiten des Kreuzzugs verschollen, wenn nicht etwas An-
lafs gegeben hätte, den Gedanken daran in der Umgebung und
in weiteren Kreisen festzuhalten. Und dazu eignete sich vor allen
Dingen ein sichtbares Schwanzeichen. Der Grund, weshalb Bal-
duin gerade dieses Zeichen gewählt hatte, wurde gleich anfangs
bei seiner Umgebung bekannt. Und als Godehilde nun durch
Siechtum zurücktrat und binnen einem Jahre starb, war die Ver-
wechslung zwischen Balduins und Godehildens Grofsvater ein
Leichtes, wenn dieselbe nicht schon eingetreten war. Dadurch
erklärt sich auch, dafs gerade nur das Allgemeine aus der Familien-
tradition der Toëni festgehalten wurde: wie der Grofsvater mit
seinem Schwan rettend in dem Lande erschien, der Witwe zu
ihrem Rechte verhalf, die Tochter zur Frau nahm. Das genauere
Locale drang nicht in die Menge, oder wurde bald spurlos ver-
wischt. Und so nahm der Stoflf, als der Schwanritter als Grofs-
vater Balduins und nicht seiner Gattin aufgefafst wurde, leicht
lothringische Färbung an.
Dafs die normannischen Chronisten von Rogers Zeichen
schweigen, ist nicht auffallend. Wilhelm von Poitiers, der aller-
dings der Einzelnheiten wenige bietet, Wilhelm von Jumicges,
Orderic Vital , Robert von Monte schweigen sogar von den Zeichen
und Farben der normannischen Reichsfahne. Aus ihnen und den
sämtlichen Chronisten des 12. und 13. Jhds., Wilhelm von Tyrus
ausgenommen, erfährt man gleichfalls nichts von der wunderbaren
Herkunft Gottfrieds von Bouillon und seiner Brüder. Noch mehr:
aus den normannischen Chronisten vernehmen wir über Rogers
^ Dais es zur Zeit der Eroberung und vorher unterscheidende Kriegs-
zâcben gab, davon haben sich Berichte erhalten. Vgl. Ztschr. a. a. O. S. 181,
* Albert von Aachen DC, 9. Wilhelm von Tyrus III, 20,
42 J. F. D. BLÖTB,
Fahrt nach Spanien nur, dais er in Spanien gewesen ist und dafs
er seitdem den Namen des Spaniers hatte. Hätten wir den mit
Roger gleichzeitigen Bericht Âdemars nicht, wir würden auch für
die Erlebnisse Rogers in Spanien vollständig im Dunkeln tappen.
Und so wissen wir von Roger dem Spanier auch zu wenig,
um feststellen zu können, ob die beiden merkwürdigen Zuge der
späteren Sage — der Zweikampf und das Verbot der Frage —
nicht schon in der Tradition, die sich um seine Person in der
Familie Toeni entwickelt hatte, vorkamen. Dafs diese Zuge aus
altertümlichen Anschauungen hervorgegangen sein müssen oder be-
liebige dichterische Zusätze sein sollten, ist ebenso wenig notwendig»
als dafs die Sage vom Schwanritter aus alten heidnisch-mythischen
oder gar ursprünglich totemischen Anschauungen hervorgegangen
wäre. Nur in der Gestalt, wie wir sie in den Aufzeichnungen seit
den Chansons kennen lernen, sind sie uns auffallend. Roger kann
einen Zweikampf in Spanien bestanden haben und so besonders für
das gute Recht der Witwe ^ eingetreten sein. Roger kann aus irgend
einem Grunde auf diesem Zuge oder sonst verboten haben, nach
seinem Namen zu fragen, er war ja zu Sonderbarkeiten geneigt.
Auch Erlebnisse verschiedener Zeiten können sich zu dem Gesamt-
bild vereinigt haben. Die Familientradition kann unserer Sage in
diesen Zügen schon ähnlich gewesen sein. Aber Material zu sichern
Schlüssen ist nicht auf uns gekommen.^ —
Die Erinnerung an den Spanier und sein Zeichen machte in
der Familie Toêni im Laufe der Zeit verschiedene Phasen durdi,
die sich aus gewissen Kennzeichen bestimmen lassen. Unter seinem
Sohn Radulf IL, f 1102, lebte die Familientradition in ihrer ganzen
Kraft, wie Roger den Namen des Spaniers erwarb, wie er zu seiner
Gattin kam, mit welchem Zeichen er damals und sonst auszog.
Die Ueber tragung der Familientradition der Toeni auf Balduin
weist darauf, dafs Balduin vermutlich dieses Schwanzeichen annahm.
* Sie war die Erbin , s. Ztsclir. a. a. O.
* Was ich in Ztschr. a. a. O. S. 183 f. aufstellte, waren Vermutungen. —
Ob wir, um das Verbot der Frage und das Wegziehen des Ritters zu ver-
stehen, an einen (oder zwei) der keltischen Heldensage entnommenen ¿^ess zu
denken haben (Ed. Wechssler, Die Sage vom heiligen Gral, Halle 1898, S. 131),
kommt mir angesichts der Entstehung der Sage vom Schwanritter sehr un-
wahrscheinlich vor. Nachdem das Rohmaterial unserer Sage in die dichte-
rische Sphäre gerückt war, konnte sich freilich bei der Weiterbildung manches
anschliefsen, und das Märchen von den Schwankindern ist dafür ein charakte-
ristisches Beispiel, obgleich bei diesem Märchen zu betonen ist, dafs es durch
die Schwäne etwas Verwandtes hatte. — Das Verbot der Frage und das
Wegziehen des Ritters lassen sich übrigens verstehen als eine Weiterentwick-
lung der lothringischen Auffassung von einer geheimnisvollen Ankunft des
Ritters: eine geheimnisvolle Ankunft bedingte bei weiterer Abrundnng der
Sage ein geheimnisvolles Wegziehen; das geheimnisvolle Wegziehen verlangte
sodann eine Motivierung, und dafür lag die Verwendung des alten Motivs auf
der Hand, dafs ein wunderbares Wesen eine Frage nach seinem Ursprung
nicht gestattet. Ebenso entwickelte sich nachher, jetzt aber wahrnehmbar,
der willkürliche Zusatz von einem Wiederfinden des Ritters. —
jmR HI3TORISCHB SCHWANRITTER, 43
Nadb Radulfs II. Sohn, Radali III. f 1126, muís eine allmähliche
Verdanlclüng in der Erinnerang eingetreten sein, die bis nach der
Entstehung der englischen Familienwappen gedauert hat, denn
wäre in der zweiten Hälfte des 12. Jhds. in der Familie die Er-
innerung an die Thaten Rogers in voller Lebendigkeit gewesen
wie im II. Jhd., oder hätten die Tony aus dieser Zeit auf die
Tradition mit dem Schwanzeichen besondern Wert gelegt, so hätte
das Geschlecht wohl einen Schwan in sein Wappen aufgenommen,
nicht einen Aermel. Die in dem Kloster St. Alban entstandene
Rolle verzeichnete um 11 50 die Erinnerung an das einst gefeierte
Zeichen. — Als nun die französische Dichtung sich des Stoffes
bemächtigt hatte, und der Stoff dann nach England drang, mag
auch zuletzt bei den Tony wieder lebendig geworden sein, was
nur noch als dunkle Tradition in ihrer Familie lebte, d. h. dafs
einst einer ihrer Vorfahren und die Seinen einen Schwan als
Kriegszeichen fahrten. Und was Wunder, dafs unter dem Einflufs
der bedeutenderen Tradition von dem Schwanritter der Sage die
Erinnerung der Tony sich der glänzenderen Vorstellung der Her-
kunft assimilierte, als eine Folge der nur unklar fortlebenden Er-
innerung an ihren einstigen Vorfahren. —
Fur den Anfang der litterarischen Entwicklung der Herkunfts-
sage der drei Brüder scheinen mir die Daten nicht unwichtig, die
wir durch Radulf von Caen, Albert von Aachen und den Verfasser
des Lebens der B. Ida erhalten. Der Keim der Herkunft wurde
zur Zeit des ersten Kreuzzugs gelegt; nur für die Lothringer hatte
es Bedeutung sich gerade mit der Herkunft Gottfrieds und Balduins
zu beschäftigen, und die nachherigen Gedichte vom Schwanritter
verraten niedcrlothringische Quelle. Wenn nun um 11 25 Albert
von Aachen die Herkunft nicht erwähnt, wiewohl er nach pro-
phetischen Zeichen für seinen Gottfried spähte, so sind wir sicher,
dafs es um diese Zeit noch keine ausführliche littcrarische Behand-
lung der Herkunftssage gab, welche etwaige Angaben Alberts in
dieser Materie hätte documentieren können. Auch nicht im hlg.
Lande, wie Radulf von Caen m 8 zeigt. Vermutlich noch nicht
um II 36 in Lothringen , da ein Verherrlicher der Ida nach geeig-
lictem Material ausgeschaut haben mufs. Nach den angeführten
Daten kann die litterarische Entwicklung der Sage also frühestens
in dem zweiten Viertel des 12. Jhds. ihren Anfang genommen
haben. Es gab demnach in Lothringen eine Periode mündlicher
Tradition, die mindestens ein Vierteljahrhundert, vermutlich aber
länger dauerte.
Dies sind die Gedanken, die ich über den Gegenstand vor-
lege. Ich glaube die Resultate in folgenden vier Sätzen zusammen-
fassen zu dürfen:
I. Die Sage vom Schwanritter ist keine alte vorgottfricdische
lothringische Tradition oder ein Ausflufs einer solchen.
44 J. y. I>. BLÖTB, DER HISTORISCHE SCHWANRITTBR.
2. Sie ist die Umbildung und Ausschmückung der Erlebnisse
Rogers von Toëni, des Grofsvaters der Godehilde, welche die Ge-
mahlin Balduins von Boulogne wurde.
3. Diese Umbildung ist von Lothringern während und kurz
nach dem ersten Kreuzzug vollzogen worden.
4. Die französischen Chansons bewahren im gewissen Sinn das
richtige verwandtschaftliche Verhältnis, nach welchem der Schwan-
ritter Grofsvater der drei Brüder war.
J. F. D. Blöte.
Berichtigung.
Auf S. 1 1 Anm. 2 ist zu lesen Bd. 44.
lieber die Sprache des Skizzenbuclies von
Yilard de Honnecoart.
In der Galerie Mazarine der Nationalbibliothek zu Paris wird
das den Archäologen und Architekten wohlbekannte Skizzenbuch
eines Baumeisters des 13. Jahrhs., Villard de Honnecourt,* auf-
bewahrt. Mit sicherer Hand hat der alte Meister auf seinen Kunst-
reisen einzelne Bauteile berühmter Kirchen, Kirchen gerate, Statuen,
Freskenbilder kopiert, Zeichnungen nach lebenden Tieren, einem
Löwen, Bären, Schwan, einer Heuschrecke, gemacht, Gewandstudien
von auffallender Schönheit gezeichnet Diese zum eigenen Ge-
brauch ausgeführten Skizzen wird er nachträglich zusammengestellt
baben mit der Absicht eine Art Lehrbuch etwa für seine Mit-
arbeiter und Schüler daraus zu bilden; die Zeichnungen wurden
mit einem erläuternden Text versehen. Aus der einleitenden Be-
merkung geht hervor, dafs das Skizzenbuch ein Traktat über
„maconerie", „carpenterie" und „portraiture" (Zeichenkunst), „ensi
come li ars de iometrie le commande et ensaigne" werden sollte.
In der That finden wir nach einer Reihe von Zeichnungen, welche
dieser Definition nicht entsprechen, einige Blätter mit Skizzen von
Maschinen (engiens), verschiedenen Gebälksystemen und eigentüm-
lichen Versuchen Menschen- und Tiergestalten in geometrische
Figuren einzuzeichnen und zu schematisieren. Ein späterer Schreiber
(s. unten) hat diese Zeichnungen z. T. mit Erklärungen versehen,
vielleicht sind einige Maschinenzeichnungen sogar diesem jüngeren
Bearbeiter zuzuschreiben. Den Schlufs des Buches bilden wieder
Zeichnungen, die rein künstlerischen Absichten ihre Entstehung
verdanken. Schon diese eigentümliche Anlage zeigt, dafs die
Handschrift nicht in der ursprünglichen Gestalt erhalten ist. Wenn
wir ferner bedenken, dafs die einzelnen Hefte, aus denen das
Buch zusammengesetzt ist, von sehr ungleichem Umfange sind und
z.T. aus losen einzelnen zusammengenähten Pergamentblättern be-
stehen, so werden wir annehmen, dafs Villard ein Handbuch aus
seinen Studienblättern zusammengestellt hatte, dafs dann etwa nach
^ Album de Villard de Honnecourt, architecte du XIII. siede, manuscrit
publié en fac-similé annoté, précédé de considérations sur la renaissance de
^'art français au XIX. siècle et suivi d'un glossaire par J. B. A. Lassus,
ouvrage mis au jour, après la mort de M. Lassus et conformément à ses manus-
cnts par Alfred Darcel. Paris, Imprimerie impériale. 1858. XVIII, 232 p.
46 r. ED. 5CHNEEGAKS,
seinem Tode die Blätter getieniit, z.T. zerschnitten worden sind,
um als Zeichenvorlagen zu dienen and dann aus den Trûmmem
die uns erhaltene Handschrift wiederhergestellt wurde; viele Blätter
waren aber verloren gegangen. Die Reste des Traktats über „cor- ,
penterie", „maconeiie" und „portraiture" wurden mitten unter andern
Zeichnungen untergebracht. Noch im 13. Jahrh., wie der Heraus-
geber Lassus nditig bemerkt hat, wurden die ersten Blätter durch
Buchstaben auf r" imd v» bezeichnet, nach fol. Sr" hört diese Pagi-
nation auf; fol. g, h ist nach dieser Seilenbezeichnung spurlos ver-
sdiwunden, vor einer spätem Seiten bezeichnung aus dem 15. Jahrh.,
die nur r* der einzelnen Seiten mit Buchstaben bezeichnet und
die Lücke fol. g, h nicht berücksichtigt. Diese zweite Zählung geht
ohne Störung bis T (entsprechend unserm fo!. iqt"}, ist dann unter-
brochen und fol. 20r'' mit römischen ZifFem VI bis XVIUI fortge-
setzt; zwischen foL^ir" (bezeichnet XVllU) und fol. 33ro (= XXVH)
fehlen wenigstens 7 Seiten, üeber die Lücke zwischen fol. iQi'
und fot. 20r' (T und VI) läTst sich nichts Bestimmtes sagen. Ein
späterer Besitzer ]. Mancel ' bemerkt auf der leliten Seite der H«.
„En ce livre a quarante et i feuillet"; da der jetïige Text nur
33 Seiten zählt, sind seit dem 15. Jahrh. 8 Seiten, nämlich die jetzt
fehlenden S. XX— XXVI und eine Seite wohl nach fol. 33 V'' ver-
schwunden. Aufserdem sind vor der zweiten Zählung mehrere
Seiten ausgeschnitten worden, deren Reste noch vorhanden sind,
im ersten Heft i Blatt (zwischen òv* und yr''), im zweiten Heft
5 Blätter (zwischen 8 und 9, 10 und tt, 12 und 13), im dritten
Heft 2 Biälter (zwischen 14 und 15 und 17 und 18; Lassus nimmt
ein drittes fehlendes Blatt an, von dem ich keine Spuren gefunden
habe), im vierten Heft 2 Blätter (vor fol. 18), im fünflcn Heft 1 Blatt
(zwischen 30 und 31, lassus nimmt eine Lücke am Anfang dieses
Heftes an, die ich nicht bemerken konnte); mit der oben nach-
gewiesenen Lücke von 8 Seiten würden vor der letzten Seiten-
bezeichnung im 15. jahrh. ig Seiten (nach Lassus 21) verschwanden
sein. Dazu kommt ein Blatt, das bereits im 13. Jahrb. fehlte, und
die Lücke von etwa 10 Seiten, die wir zwischen der Seitenbezeich-
nung nach Buchstaben und der nach römischen Ziffern annehmen
müssen. Es würden somit etwa 30 Seiten fehlen. Die Verluste
waren aber offenbar viel gröfser, denn 1 1 einzelne lose Blätter nnd
1 Fragmente lassen das Fehlen von weiteren 13 Seiten annehmen,
also zusammen etwa 40 Seiten.
lassus hat die Handschrift eingehend und sorgfältig be-
schrieben, nur in der Verteilung der Blätter auf die einzelnen
Hefte stimme ich nicht mit ihm überein. Ich entnehme seiner Be-
schreibung folgende Angaben; „L'album de Villard de Honnecour^
' J. Mancel kann niclil die Zäiiluitg dtt Seiten zugeschrícbíD werden,
wie Laïsas anDÌmml, wigen der Untfibrecbung ¿et Zahlung nach T; die
fehlenden Seilen mÜsKD vetichwunden lein, bevor er die SeileDuhl aaf 41
berccluiete.
t
SKIZZEHBCCB VON VHJUtD DE HONNECODRT. 47
conservé à la Bibliotbèqne impénale avec les manuscrits qui pro*
viennent de l'abbaye de Saint-Germain des Prés et coté S. G, latin
1104, est composé de 33 feuillets de parchemin de qualité infé-
rieure, noirda par l'usage et irrégulièrement coupés. Ces Teuillets,
qui mesurent o",232 á o "',240 de hauteur sur o^jsj de lar-
geur CD moyenne, formés d'une feuille de parchemin pliée en
deux, sont protégés par une peau de truie dont l'un des côtés se
rabat sur l'autre, et reliés en six cahiers solidement cousus aux
nervures qui garnissent le dos du volume. Cette reliure, sous la
garde de laquelle on a inscrit la date de 15Ò0, doit être du
XUl. siècle, mais postérieure aux dessins qu'elle conserve, car, bien
que chaque feuillet ser\'e de champ à un ou plusieurs dessins
Complets, il en est un qui gagne d'une page sur l'autre. Ainsi
l'on peut voit près de la tête de l'un des deux personuages assis,
planche XXVI (der Ausgabe ^ fol. ut"), les fers des lances que
portent les cavaliers de la planche XV (fol. Sr") qui, dans l'Album,
fait partie de la même feuille de parchemin" (Eiol. S. 55).
Die wertvolle Handschrift ¡st bis jetzt nur von Künstlern und
Archäologen untersucht worden , die für die Erklärung des oft
schwierigea Textes und die Deutung der Zeichnungen wertvolles
Material geliefert haben. Der Text hat aber für die Erforschung
der Sprache des Mittelalters den seltenen Vorzug ein Originalwerk
SU sein, entschieden dialektisch gelatbt, genau lokalisiert und datier-
bar und ausführlich genug lu sein, um Stoff zu einer sprachlichen
Untersuchung zu bieten. Er verdient also wohl auch in der Be-
ziebting bearbeitet zu «.erden. Ein Vergleich der Handschrift und
die Untersuchung der Sprache lassen aufser Zweifel, dafs wenig-
stens drei zeitlich und ihrer Üildung nach verschiedene Schreiber
an dem Texte gearbeitet haben, eine Beobachtung, die mcrk-
wördiger weise den bisherigen Bearbeitern des Textes entgangen
IQ sein scheint, für die Beurteilung der Leistungen Villard's
aber nicht ohne Wichtigkeit isL Leicht erkennbar ist die Schrift
Villard's (ms. i), schöne, sorgfältig geformte Buchstaben, mit cha-
rakteristiscbem keilförmigem obenn Ansatz der Zeichen /, A, 6,
Scbrlftzüge, die von der hohen Bildungsstufe des Schreibers zeugen.
Die Schrift ist sehr gleichmafsig ebenso wie die Orthographie, am
Sdilafs fol. 33 r" (dem medizinischen Rezept) ist sie etwas gröfser
als gewöhnlich. Die Inschrift fol. 3v" „orgieus si cume il tribuche.
hnmiliie" ist von einer andern Hand (ms. 2}; die Buchstaben sind
mehr gerundet und schmaler, der Ansatz des A, des / ist ver-
Khkden. auch das Abkürzungszeichen für et. Derselben ms. 3
möchte ich auf fol. lîr" die Inschrift „ce est un imaie de iu sí
cume 11 est dieus", sowie fol. 2 1 v" die beiden Rezepte für die Zu-
bereitung von Töpfeierde und eines Enthaarungsmittels („on prent
kaua et tjeule mulue de païens" etc., „on prent vive kaus bolete"
etc.) nnd auch den erklärenden Text zu fol. 3 1 v° zuschreiben.
Der gioiste Teil des Textes stammt von ms. i. Sehr verschieden
TOD ms. I und ms. 2 bt die viel nachlässigere, auch rundere Kursiv-
^_ TOO IDS. I Ul
48 F. ED. SCHNBEGANS,
Schrift (ms. 3) des Textes zu den Skizzen der „force de le maco-
nene" fol. 20 r®, 20 v®, 2ir® und gelegentlich zu andern Skizzen,
die ms. i bereits mit Erklärungen versehen hatte, so fol. I5r®, i6r<>.
Es ist offenbar die Schrift eines Mitarbeiters Villard's oder eines
späteren Besitzers seines Skizzenbuches, den besonders die archi-
tektonischen und rein technischen Zeichnungen interessierten, also
wohl eines Werkmeisters. Diese Schrift (ms. 3) wird gröfser und
derber, da wo der Raum es gestattet, so fol. 22 v®, 23 r^ 6v® (»cest
li masons don orologe'^). In dem folgenden Abdruck des Textes
nach dem Original der Nationalbibliothek sollen ms. 2 durch ge-
sperrten Druck, ms. 3 durch Kursivschrift unterschieden werden.*
1. fol. I v^. Ci poeis v(os) trover les agies des .XII. apostles en séant.
Wilars de honecort v(os) salue et si proie a tos cens qui de ces engiens
ouverront, c*on trovera en cest livre qu'il proient por s'arme et qu'il lor so-
viengne de lui. Car en cest livre puet o(n) trover grant' consel de le grant
force de maconerie et des engiens de carpenterie, et si troveres' le force de
le portraiture, les trais ensi corne li ars de iometrie le (co)ma(D)de* et ensaigne
2. fol. 2r®. (sehr verblafst) de Honnecor cil qui fut en Hongrie.
3. fol. 3v«. ms. 2. orgieus*^ si* cume il tribuche. humilité.
4. foL 5 r^. Maint ior se sunt maistre despute de faire tomer ime ruée
par li seule; ves ent ci c'o(n) en puet faire par mailles nonpers a par vif«
argent.
5. fol. 6r°. De tel maniere fu li sepouture d'un Sarrazin q(ue) io vi
une fois.
6. fol. 6v°. c*tsi H masons d*on orologe,
Ki velt faire le maizo(D) d'une ierloge ves ent ci une q(ue) io vi une
fois. Li p(re)miers "^ estages de desos est quares a .1111. peignondaus. Li
estages deseure est a .VIII. peniaus, et puis covertic, et puis .IUI. peignon-
ciaus; entre .II. peignons .1. espasse wit. Li estages tos deseure s'est q(ua)res
a .IUI. peignonciaus", et li co(n)bles a .VIII. costes. Ves aluce le portrait
7. fol. 7r®. Ki velt faire .1. letris por sus lire evangille, ves ent d le
mellor maniere que io sace^: premiers a p(ar) tierre .lU. sarpens et puis une
ais a .III. conpas deseure et par deseure .IlL sarpens d'autre maniere, et co-
lonbes de le hauture des sarpens, et p(ar) deseure .1. tria(n)gle. Apres v(os)
vees^° bien de confaite maniere li letris est: ves ent ci le portrait; en mi liu
des .III. colonbes, doit avoir une verge q(ui) porte le pumiel sor coi li
aile siet.
8. fol. 9rO. Ves ci une cantepleure c'o(n) puet faire en .1. henap c(n)
tel maniere, qVns en mi le henap doit avoir une torete et ens en mi liu de
le tourcte doit avoir .1. behot q(ui) tiegne ens el fons del henap, mais q(ue)
li bebos soit ausi Ions co(n) li henas est p(ar)fons, et ens en le torete doit
avoir .111. travccons p(ar) soutre le fons del henap, si q(ue) li vins del henap
* Die Interpunktion des Originals, die die Pausen des gesprochenen
Satzes getreu wiedergiebt, wurde beibehalten, nur wurden die Punkte durch
die entsprechenden modernen Zeichen ersetzt.
Abweichungen von dem Text in Lassus' Ausgabe: * grand ' treueres
* comand * orgie ul * Hs. csi ' premiers * peignondaux • face *® veea
SKIZZSNBUCH VON VILARO DE HONNECOURT. 49
puist aler al behot, et p(ar) deseur le torete doit avoir J. oiziel^ q(ui) doit
tenir so(n) biec si bas q(ue) qant' li henas iert plai(n)s qu'il boive; adont s'en
corra li vins p(ar) mi le bebot et p(ar) mi le piet del henap q(ui) est dobles;
et s'entendes bien q(ue) lì oiziaus' doit estre crues.
9. fol.9x<^. Et se v(o8) voléis faire .1. escaufaile de mai(D)s vos fereis
ausi come une pume de keuvre de .IL moitiés clozeice. Par dedens le pume
de keuvre doit avoir .VI. cierdes de keuvre, cascuns des ciercles a .II. to-
reìUona et ens en mi liu doit estre une paelete a .II. toreillons. Li torello(n)*
doivent estre cangiet en tel maniere, q(ue) li paelete al fu demeurt ades droite.
Car li uns des toreillons porte l'aut(re) et se v(os) le faites a droit si (co)me
li letre le v(os) devize' et li portraiture, torner le poes quel part q(ue) v(os)
Toleis ia li fus ne s'espanderà. Cis engiens est bons a vesq(ue), h(ar)diement
puet estre a grant messe car ia ta(n)t com il tiegne cest eogieng entre ses
mains froides nés ara, ta(n)t co(ro) fus puist durer en cest e(o)gieg n'a pl(us).
Cis engiens est fais p(ar) tel maniere quel p(ar)t q(u'i)l tort ades est H
paelete droite.
10. fol. 9vo. J'ai este en m(o)lt de tieres si co(n) v(os) pores* trover
en cest liv(re); en aucun liu, onques tel tor ne vi co(m) est cele de Loo(n):
ves ent d le prem(ier) esligement, si con des p(re)mieres fenestres. A cest
esligement est li tors tornee a .Vili, arestes, s'en s(uD)t les .IIII. fìlloles
qoarees, seur colonbes de trois. Puis si vienent arket et entaulemens se
resunt les fìlloles p(ar)ties^ a .VIII. colonbes, et e(D)tre .II. colonbes saut uns
bues. Puis vienent arket et entaulemens; p(ar) deseure sunt li conble a
.VIII. crestes; en cascune espase a une arkiere por avoir clarté. Esgardes
devant v(os) s'en vereis* m(o)lt de le maniere et tote le montee, et si co(n)
les fìlloles se cangcnt; et si penseiz car si v(os) voles® bien ovrer de ter*®
grans pilcrs forkies v(os) covient avoir q(ui) ases aient col. Prendes garde ^^
en vostre afaire si feres q(ue) sages et q(ue) cortois.
11. fol. 10 v^. Ves ci une des formes de Rains des espases de le nef
teles com eles sunt entre .11. pilers. J'estoie mandes en le tierre de Hongrie
qant io le portrais por co Tamai io miex.
12. fol. 12 r®. Ves ci l'une des .II. damoizieles de q(ue)** li iugemens
fu fais deva(n)t Salemon de leur enfant, q(ue) cascune voloit avoir.
13. fol. 14VO. Ves ci une glize desquarie ki fu esgardee a faire en l'or-
dene de Cisliaus".
Ves ci Tesligement del chavec me dame Sainte Marie de Canbrai, cnsi
corn il ist de tierre. Avant en cest livre en trouvères les montees dedens et
dehors, et tote le maniere des capeles et des plains pans autresi, et li maniere
des ars boteres.
14. foL I5r®. ms. 3 Istud bresbi'tertu{m)^^ invener{un)t Ulardus de Hune-
con et Petrus de Corbe ia i\n)t (sic!) se disputando,
Istud est presbiteriu{m) S(an)c{ti) Pharaon is in Miatts^^»
ms. I Ves ci Tesligement de le glize de Miax de Saint Estiennc. — De-
^eure est une glize** a double charole, k(e) Vilars de Honecourt trova et
^'^rcs de Corbie.
, Lassù? : * oisiel 'quant ^ oisons * toreillon ^ devise * porcz ' porlics
^^^eïciz » volez *<» de toz " gard ** qui »^ Cisliaux " presbiierium
^^tts ^* glise
t rom. PhiL XXV. 4
5 ó If. BD. SCHNBBQÂNS,
15. fol. 15VO. ms. 3 Chi prennes matere d'on piler metre a droite
toisons,
ms. I J'estoie une fois en Hongrie la a ie mes maint jor la vi io le pa-
vement d'une glize de si faite maniere.
ms. 3 Ista est fenestra in te(m)plo s(an)c(t)e Marie Carnoti.
16. fol. i6r^. ms. i C'est une reonde venere de le glize de Lozane.
ms. 3 Ista est fenestra in Lasaña eccl(es)ia,
17. fol. I7r<*. ms. 3 Isttid est presbiterium beate Marie VeceUensis
eccl{es)ie ordinis Cisterci{e)n(sis).
ms. 2 Ce est un imaie de J(es)u^ si cume il est cheus.
18. fol. lyvo. Or poes veir .1. bo(n) conble leg(icr)*, por hierbegier dc-
seur une chápele a volte.
Et se v(os) voles veir .1. bon conble legier a volte de fust prendes
aluec garde'.
Ves ci le carpenterie d'ime forte acainte.
Ves ci une esconse q(ui) bone est a mones por lor candelles porter
argans; faire le poes se v(os) saves torner.
1 9. fol. 181^. ms. 3 Chi commence le mate de la portraiture»
Incipit materia portur ature,
20. fol. 1 8 v^ ms. I Ci comencé li force des trais de portraiture si con
li ars de iometrie les ensaigne, por legierem(en)t ovrer, et en l'autre fuel s(un)t
cil de la maconerie.
21. fol. içv^ En ces .HU. fuelles a des figures de Part de iometrie,
mais al conoistre covient avoir g(ra)nt esgart ki savoir velt de q(ue) cascune
doit ovrer.
22. fol. 20 r<*. ms. 3 a) Par eu pre(n) um la ¿grosse d*one colonbe que
on ne voit mie tote,
b) [^Pyir chu trov*om le point en mi on canpe a conpas,
c) \_P'\ar chu tail*om le mole d*on ¿^rant arc dedens ,111, pies de tere,
d) \P'\ar chu fait om on cavece a ,XII, vesrires,
e) \P^ar chu vos^om une arc le cintreel devers le ciel,
f) [/'Jar chu taiVom erracenmens,
g) [/'Jar chu fait om cheir deus pires a un point si Ions ne seront,
h) [PJûr chu iaiVom vosure d*estor, de machonerie roonde,
i) \P^ar chu taiVom vosure besloge,
j) \ßy^^ chu fait om on pont desor one aive desus^ de ,XX, pies
de^ Ione,
k) \P'\ar chu fait om on clostre, autre tant es voies com el proel,
1) \P^ar chu prent on la largece d*one aive, sens paseir,
m) [PJar chu prent om la largece d'one fenestre ki est Ions,
n) \P'\ar chu •'Ossiet om^ les ,1111, coens d^on clostre sens pione e
ssens linei,
o) [/'Jûr chu partis om one pirre que les ,11, moitiés sont q{ua)reies^,
P) l^^^^ ^^" ^^''^ ^^ ^ ^'J ^*^^ Persoir.
q) [/'jar chu fait om ,11 vassias, que li ons tient JI, tans quo*
li atres.
Lassus: ^ Deiu ^ leger ' gard * fus ' d ^ am ^ a queres * que
ȆRT.
SI
r) [/>]ar chu tail'on vaíure rittlrii.
s) Toteî ces figutts sunt tsitaites* Jt gremttrit.
13, fol. ïov", a) Pur chu laU'ùn pendam* riults, metts tt bat tt haut,
b) En si prendes ^ one roonde, en an agte s'en ares le geùse.
e) Par dm /ait on ene efe/ tie! tij'rc* ei justice ont scere.
à) Par chu lail'o» one ele/ del çuint peint.
t) Par cku /ait on en puer de quatre cuins i-inir a ¡oison.
S) Far chu faii'an vosors par esscandelon.
g) Par ceste raison mortl'om^ l'agaile d'ene toor et laUle ¡es mêles.
h) Par chu laU'om vosurt pendant.
i) Pa chu p{re)ni oîi.» le hautece d-one taor.
j) Par chu mont'om^ dons pders d'one hautece sens pio ai et sens Uvei.
24. fol. 211°. a) Pa chu met om an capitel d'ut! colantes a âne sole
s'en n'est mit si en etnbres, s'est li machonerie ione.
b) Par chu met om on ne/ desseï ane poire par mesure, que U poire
e) Par chu parirait am ane toar a chine arestes.
A) Par chu trov'om^ les pains d'ane vasure taiüir.
c) Par chu daifom an vosoir se lumeie, sens molle.
T) Par chu bev'um erracemettt jagijs sens molle, par on membre,
g] Pa chu tail'am vosure engenoUi.
h) Par chu /ait om trois manires d'ars, a conpas ovrir »Ht /ois.
35. fol. 2lv<>. Ves la JI. testes de ruelles.
i deios le* (¡cures de le ruée de fortune, totes les .VII. imágenes'.
Od
: del'u
et lyeule m
uW de l'.u»
t d'oile de lin
Í faire
kai
bolet
Di plaa del
.res. Desler
asse! pur eu
■ eat se le n
por pail os
par li sou.
fers U Sùlel.
sai, por /ais .
ule de
'e dìachene kant ¡al
1(1. fol. 12 v°. Par cha /ait em une s
Par chu /aü om une are ki ne /out.
Par ehu /ait om un angle tenir san doit ades i
Par (hu /ait am on des plus /ors engiens ki
Par chu /ait om dorner la teste de l'aquUe
17. fol. iix'. Par cesi engien recop'on eitacei dedens une aie por une
sole asir sas.
Far chu /aä om ¡'enbraceme(n)t d'âne roe sens l'arbre endamer.
En li poes ovrer a one tor u a ont maison de bas si sunt trop car.
Par copreste de ceste manine pan rtdreicir une maison ki pent d'one
part ja a pesans ne sera.
zS. fol. 241". De l'ensaignemeiit de] lion v{os) vel gc p(ir]leir. Cil q(ui)
le lio(D) ducttioe, il a .II. cbaiaos;" quant il veli le lion faire faire aucune coze
sc li comaDdei se U lions gioîgne, il bat ses kaìaus, dont a li lions e[Ta}nt
52 F. ED. SCHNSBGANS,
doutance qant il voit les kaiaas batre; se refraint so(d) corage et fait co c'o(n)
li comande \ et s*il est ooredes sor co ne paroil mie, car il ne feroit por nelni
ne tort ne droit Et bien sacies q(ue) ds lions fa contrefais al vif*.
29. fol. 24v<^. Ves ci .1. lion si corn on le voit p(ar) devant et sacies
bien q(a'i)l fu contrefais al vif.
Ves ci .1. porc espi, c'est une biestelete, q(ui) lance se soie qant de
est corecie.
30. fol. 27 r^. Ves ci le labitement Saint Come, et saint Domijen.
31. fol. 27 v^ Ves ci une legiere poupée d'ans estaas a .1. entredós a
tote le def.
32. fol. 29 r^. Se v(os) voles bien ovrer d'une bone poapee a ans estaas
a cesti v(os) tenes.
33. fol. 30 r<^. Se v(os) voles faire le fort engieng c'on apiele trebacet
prendes d garde'. Ves ent ci les soles si com il siet sor tierre. Ves la de-
vant les .n. windas et le corde ploie a coi on ravale le verge. Veir le
poes en cele autre pagene. Il i a grant fais al ravaler, car li co(n)trepois est
m(ou)t pezans. Car il i a une huge plainne de tierre, ki .II. grans toizes a
de Ione et .VIIII. pies de le, et .XII. pies de p(ar)font. Et al descocier de
le fleke penses et si v(os) en dones ^ garde'. Car ille doit estre atenue a cd
estancon la devant.
34. fol. 30 vo. Ves d le droite mo(D)tee des capeles de le glise de Rains
et toute le maniere, ensi com eles sunt p(ar) dedens droites en lor' estage.
Ves ci les voies dedens et les orbes arkes.
Et en cele autre pagene poes v(os) veir les montees des capieles de le
glize de Rains par dehors, tres le comencement desci en le fìn ensi com eles
s(un)t. D'autretel maniere doivent estre celes de Canbrai s'o(n) lor fait droit.
Li daerrains cntauleme(n)s doit faire cretiaus.
35. fol. 3iv<^. Entendez bien a ces montees: devaunt le covertiz
des accaintes doit aver voie, sur l'entauÎement et desur le combe
des acaintes redoit aver voie, devant les v(er)reres et un bas cre-
teus si cume vosveez, en le purtraiture devant^ vos, etsurlemors
de vos piliers dait aver^ angeles, et devant ars buteret. P(ar)
devant le g(ra)nt conble en haut redoit' aver voies, et creteus
desur l'entauleme(n)t, k'en i puit aler pur peril de fiu, et en
l'entaulem(en)t ait^ nokeres por l'ève getir; pur les capeles
le vos di*°.
36. fol. 32 r°. Ci poes v(os) veir l'un des pilers toraus de le glize de
Rains, et .1. de ceus d'entre .II. capieles, et s'en i a .1. del plain pen, et
.1. de ceus de le nef del moustier; par tos ces pilers sunt les loizons tdes
corn eles i doive(n)t estre.
Ves ci les molles des chapieles de cele pagne la devant, des formes et
des verieres, des ogives et des doubliaus, et des sorvols p(ar) deseare.
Lassus: ^ comand ^ Rabelais (Gargantua cap. il) zahlt unter den Jugend-
spielen seines Helden auf: „battoyt le chien devant le lyon". ' gard * donez
' los ' Hs. scheint devant zu haben, 1. devant? "* piliers doit ' conbie bis
doit stark verwischt. Das h von haut aus a corrigiert. ' ait unter cancel-
liertem des. Lassas \, aU des ^ pur bis di auf fol. 32r<>.
SKIZZENBUCB VON ^
1 DE HOMNECOüRT.
53
I
Ves ci les montees de le gliie' de Ratai et del plain pen, dedcns et
itelicits. Li premiers etcautemeos des acainies doit ütire cretiaus si q(u'i)1 puist
aioit voie devant t« covertic. Encoclrc ce CDT(er)tic sunt les voies dedens,
cl qanl ces voies sunt volses ri rntaulees adont tevienctit Its voici dehors
c'o(n| pael alet devant les suels des vcrieres; en reat3iileme(o)t daerrû(n) dmt
avoir crcliaus* c'oa pnist alcr devant le coverlîc. Ves aluec les manieres de
37. fol. 331". Reteneá co que io *(i>s) dirai: prendes* ruelies de col
roges, et sancmonde — c'est une erbe c'on clainme galiofa) ülale — prendes not
ofw c'on clainm< lanesíe el eaneuviee — c'est scmeiiec de canvre —, cstanpes
ees .IUI. erhes si (ju'il n'i ail nient pl(us) de l'une, q(ue) de l'autre. Apees si
ptendeis varaace .11. lans q(ue) de l'une des .IUI. etbcs et puis si l'estanpes
puis ú meléis ces .V. erbe» en .1. pot et si metcis blanc vin al desteoprer
U meilloc q(Qe) v(os) poes avoir auq(uejs lenpreemcnt q(uc) les puiions ne
soîcDl trop cspesscs* à c'o(n) les puist boire; n'en beveis' mie trop co une
«scalane d'uef en ares* v(os) aseis' por q(Q'e)le soit plainne; quel plaie q(ae)
T(oi) aies ï(os) en gariies. Tergies vo plaie d'un poi d'estoupes mêles sus
une facile de col roge, puis si beveis des puizoDS al matin et al vespre H. fois
le ior. ele» valent mi« desiemprees de moust doue q(ne) d'auite vin, mais
q(n'i)l soit bons si paerra li mous avec les etbes; et se v(as) les destenpres
de vies vin iaissies les .11. ¡ora ancois c'o(n) en boive.
Cuellies vos Hors an mati|n) de diverses colora k« l'une ne louce a
l'autre, prendes nue maniere de piere c'o(n) taille a ciiiel, q(D'e)le soit blance
molue et deliie; puis si meteis vos ñors en cecie ponre, cascune maniere p(ar)
li si doerront vos flore en Ior colors.
Honnecourt, der Heimatsort Vilard's, liegt zwischen Cambrai
und Vaucelles und gehörte ïur Grafschaft Vennandois, zum Amts-
bezirk St. Quentin (cfr. F. Bénard, Kechercbcs sur la patrïi! et les
ttavaus de Vilard de Honnecourt in den Travaux de la société
académique des sciences, arts, bel les- lettres, agriculture et industrie
de St. Quentin, 3' série, Tome VI, 1864—6, p. 260 — 80), Ueber
die Lebenszeit und Thäligkeit Vilard's erfahren wir aus seinem
Skiizenbach und den Untersuchungen namhafter Archäologen, be-
sooders Quicheral's,'' folgendes: Alle Zeichnungen Vilard's, soweit
sie sich auf Denkmäler beziehen, deren Enlstebuugszeit bekannt
ist, verweisen uns auf die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts. £ine
Bemerkung fol. 31 r' beweist, dafs V. irgendwie an dem Bau des
Chores von Cambrai beteiligt war (Lassus, Ausgabe des Album,
Notice p. 45 ff. nimmt an, dafs V. den Bau als Architekt leitete):
(0 einer Zeichnung des Chors der Kathedrale von Reims bemerltt
der KünstJer, dafs die Kapellen von Cambrai denen von Reims
gleichen sollen „s'on lor fait droit"; der Chor von Cambrai wurde
Lassos: ' glise ' crenaus ' prendei * espessei ' beveii ' arei
■ Qaidierat, Noiic« sur l'ilbam de V. de II. Revue archéologique iS^g
A. VI, 65— 80, 164 ff., 111—16. ViollcI-le-Duc, Revue archÉol. 1863 Bd. VU.
E. Renan, Hist, litter, de la France XXV, I— g. Eitelberger. Miltbeil. der
i. k. Central- Commission tur Erforsch, u, Erhalt, der Baudenkmäler IV (1859}.
54 P- KD. SCHNEEGANS,
zwischen 1230 und 1 250 gebaut; die auffallende, von Lassos (ib
p. 46) nachgewiesene Aehnlichkeit der Choranlagen von Reims um'
Caiabrai macht es n-ahischeinlicb, dafs V, die betreffuide 7
ioLjir" vor 1^50 und wohl schon vor Beginn der Arbeiten
Cambrai, also vor I2J0, auf einer Studienreise in Reims i
bat Später, i\vischen 1241 und 1257, der Bauzeit des Sei
der KaÜiedrale von Reims, wurde eines der Fenster „por co l'ar
io miex" skizziert: damals war V. auf einer Reise nach Unga
begríflen, wohin er als Architekt berufen war „j'estoie man'
le tierre de Hongrie"; er genofs also schon einen guten 1
tächtiger Architekt und stand wohl in vollem Mannesaher. Man 1
hat versucht die Zeit dieser Reise nach Ungarn genauer m be^ 1
stimmen. Qaicherat, der Vjlard an dem Bau von Cambrai altj
Architekt arbeiten läfst, setzt diese Reise zwischen 1244 und i
an, während einer Unterbrechung der Arbeiten in Cambrai,
bringt sie mit der Thatsache zusammen, dafs mehrere im ij. Jal
entstandene ungarische Kirchen noTdfianzosiscben Einâufs zeigoi
und die Beitehungen der heiligen Elisabeth von Ungarn mit Cambiai
die Berufung Vilard's nach Ungarn erklären könnte.' Für die An-
nahme, dafs V. vor 1 230 in Reims zeichnete, sprechen Abwi-ïchuogeil
seiner Zeichnungen \on dem späteren Bau, der ca. 1230 bei dcK
Wiederaufnahme der Arbeiten in Einzelheiten umgestaltet '
In Ungarn blieb Vilard „maint ior" {fol. isv"). Nach seiner Rädk^
kehr zeichnete er „!e pavement d'une glize", gemusterte Bai±steiii>
fliese, die er dort gesehen balte. Der Ausdruck „j'estoie une fcÒK
en Hongrie la u ie mes maint jor" lâfst darauf schlïefsen, dafs a
die Mitte des 13, Jahrhs. überlebte und im Alter diese Skizze und
wohl noch andere aus dem Gedächtnis zeichnete oder sein Skizzen*
buch damals revidierte und z. T. mit dem erklärenden Text versalz
Weitete Skizzen von Teilen der Kathedralen von I-aon, Lausanne
Vaucelles, Chartres zeigen Vilard mitten in der künstlerischen Í
wegung in der Zeit der höchsten Blüte derGothik, wohlbewandeit
in der Bautechnik und in den Hülfswissenschaften , besonders del
Mechanik.
Der Text seines Skizzen buches, ein Denkmal der Sprache
Vermandois in der ersten Hälfte des 13. Jahrhs. (ca. 1230 — 126(^
soll im Folgenden derart untersucht werden, dafs die Sprach
eigt:ntumlichkeiten der drei Schreiber unterschieden und, da (
sich um einen Originaltext handelt, besonders bei ms. 1 auch an
orthographische Erscheinungen binge^^'iesen wird.
LAUTLEHRE.
Vortoniges j+gm wird ¡eu in orfieumml (ms. 2) 25.
' Ren^in nnd Eitelbe^er 1. c. selten die ungarische Reise cwiidiei] Ili
m
SKIZZBKBUCH VON VILARD DE HONNECX)URT. 55
E.
•
ms. I. Freies f wird zu oi: avoir 7. 8. 12. 21. 36. 37; doit
7. 8. 36; doiveni 34. 36; sou 8. 37; boive 8. 37 u. s. w.
Vor Nasal: plains 8. 13. 36; plainne 34; ^j/jw 11. 34. 36.
Dieselbe Schreibang vor ñi ensaigne i; ensaignement 29.
Vortonig dagegen: peignon 6; peignonciaus 6.
.tf vor epenthetíschem 1*: y<7/j 5. 6; í/r<?i/ 9. 28; droite 34;
froide 9; ^(?/> 33. — Vor Nasal: acainte 19. 36; refraint 28. —
Vor /: r¿ww^/ i.
Ç vor gedecktem Nasal ist von a -|- ged. Nasal geschieden:
lahitemmt 30; ¿¿tî/mj 34; dedens 34; comencement 34; entaulemens 34
und inmier ^/.
Die £ntwickelung von ^/-|-Kons. zu iau ist unserem Texte
unbekannt: ceus i. 31.
Vortoniges freies ^: peniaus 6; ^^10 37; p«r 18. 36; — vor
epenthetischem 1: damoizieles 12; loizons 36.
ms. 2 hat neben í/í?// und voie 35 für betontes freies ç\ ai
und ^ in: dait 35; /ö/7 25; aver (2 mal) 25.
Vor Nasal in gedeckter Silbe: unnetnens 25; orpieutnent 25;
miaulement 35. — p-\-nct ergiebt -ain: accaintes 35. — tegula wird
iyeule 25.
ms. 3 hat in freier Silbe: poire 24; voit voies 22,
In gedeckter Silbe vor Nasal: sens 23. 24; dedens 9. 27; ens g;
entre 6; embracement 27; /r^/ 22.
Vor epenthetischem i\ droite 15; vortonig /9¿r^;i 23.
regula wird r iules 23, davon riuleie 22 x.
E.
<
ms. I. Freies betontes p wird ie\ siet 7. 33; iert 8; //>/ 8;
/'" 33; A'^^''^ 37; ^^■^''^^ 14-
f in gedeckter Silbe erscheint in doppelter Gestalt als e:
fcntstres lo; capeles 13; chápele 18; candelles 18; /w/<fj 25; ^r^^ 37;
«/r<f 9. 34. 36; vespre 37;
als />: pumiel 7; ö/ä/V/ 8; ¿/Vi 8; ciercles 9; //>r^j 10; tierre
^^- 13- 33 Î i^A^/^ 33; capieles 34. 36; chapieles 36; m/>/ 37.
-;//ttj wird 'iaus\ peignonciaus 6; peniaus 6; oiziaus 8; kaiaus
chaiaus 28; cretiaus 34. 36; douhliaus 36; Cistiaus 13; i^WAT 14.
Gedecktes / vor Nasal: destemprez 37.
; vor epenthetischem z erscheint als /V in engiens i; engien 9. 33
(iÄ^/>^ 9 s. Aiol ed. Foerster p. LI); w/Va- ii. 37 und natürlich in
den analogischen Bildungen : soviegne i ; tiegne 8 (nach den endungs-
betonten Formen sind gebildet proie, pr oient i neben lire 7, glize
14 U.S. w.).
Vortoniges p vor r wird zu a in sarpens 7.
ms. 2 scheint die Diphthongierung des p in gedeckter Stellung
unbekannt zu sein: vassel 25; fö/^/^j 36 (Ende der Notiz 35). —
'^^ ist einmal durch -eus wiedergegeben in creteus 35.
56 F. BD. SCHNEEGANS,
ms. 3 entwickelt in offener Silbe te zu i*: pires 22 \ pirre 22;
ebenso /tjrc 2^.
In geschlossener Silbe kennt ms. 3 nur e: iesie 26; tere 22;
vers 22, 2Ò; /enes/re 22; scere 23; prael 23; capitel 24; cintreel 22.
'ellus zu iaus geschrieben ias in vassias 22.
vor epenthetischem 1': engiens 26; engien 27 neben lisi 26.
gedecktes / vor Nasal: pendant 23; ^^/ 27.
/ vor epenthetischem i in vortoniger Silbe: soir (secare), soore
(secatona) 26.
Der centralfranzösische Diphthong ie erscheint in ms. 3 oft
vereinfacht, meist zu / (vgl. oben i aus p in pires u. s. w.), mag der
Laut aus lateinischem a nach Palatal entstanden sein: soir 26;
redrescir 27 oder aus dem Suffix 'arius: vesrires 22; manir es 24;
manine 27 neben einmaligem mater e 15 und verstümmeltem mate 19
(die vielleicht als Latinismen aufzufassen sind nach materia), ebenso
wird ai vortonig zu a in masons 6; vassias 22 q, neben maison 27;
raison 23.
O.
ms. I. Freies q wird «^: /«^Z i; ruee 4. 25; a/i^f 6; rrwj 8;
¿«<fj 10; ebenso ^ vor /: /«^Z 20; fuelles 21, 25. 27; suels 36; vor-
tonig cueillies 37. — Vorhergehendes t^ absorbiert den f/-Laut in
»^//6. 7. 21. 28; i»^/ 28 (vgl. die Schreibung wel in Tailliar, Actes
wallons n® 47 Urkunde von Preux-au-Bois bei Avesnes, wellent in
dem Livre Rouge de St. Quentin ed. Bouchot et Lemaire, St. Quentin
1881, s. F.Neumann, Zur Laut- und Flexionslehre S. 48).
locus, focus werden liu 7. 10, aber fu 9.
Ç in gedeckter Silbe vor Palatal wird ui: puist 8; puizons 37;
wit (vocitum) 6, wo der anlautende konsonantische Laut durch
Assimilation an den ersten Bestandteil des Diphthongs halb-
vokalisch wird.
Für p/+ Kons. = au fehlen Beispiele, volet wird velt.
monachus wird mones 18; orologium: ierloge 6.
In ms. 2 wird çlea zu oile 25; focus zm fiu 35.
q vor l'\-s wird ieu\ orgieus 3.
ms. 3 hat für freies q bald ue bald oe\ uef 24. 37; oef 24;
roe 28. In gedeckter Silbe vor Palatal: uit 24.
O.
•
ms. I hat für freies 0 die Zeichen 0 und eu\ seule 4; scure
6. 36; caniepleure 8; seur 8; keuvre 9; demeurt ^ neben sor 28, 33;
OT^//(7r 7; /i^rj, f<?/örj 37.
Vor Nasal schreibt ms. i u: pume 9, vortonig pumiel 7 (neben
maizon 6); j?/«/ {dbex come i. 9), wodurch wohl der nasalierte Laut
ausgedrückt wird (in den von Raynaud herausgegebenen Urkunden
von Ponthieu wechseln die Schreibungen -omm, -oumy -umm, -un,
-on ab. In Gui de Cambrai's Barlaam reimt pume mit omme. Die
Urkunden von St. Quentin, Bibl. de l'école des Chartes XXXV, ge-
SKIZZENBUCH VON YILARD DB HONNECOURT. 57
braucheii neben "im überwiegend die Schreibung "Oun: maizoun,
sauni, fount u. s. w.).
Vor ñ wird ç zu oh gr oigne 28.
In gedeckter Stelluog wird ç durch o^ seltener durch ou^ nie
durch u wiedergegeben: tos i; iorn 4; dohUs 8; for 10; formes
I. 36; sorvols 36; rogé yj u. s. w. neben Honecouri 14; double 14;
toute 34; estoupe 37; moust^ touce 37.
0/+ Kons, wird ou in doue 37; daneben die Schreibungen sor-
vols, volses 36.
ms. 2 hat nur ^i9/(í7r 25. In geschlossener Silbe steht u: cume
17. 25; cum 25 neben come 25.
ms. 3 hat für freies ç 0 und ou\ color 26; desor 22; sole (solam)
24. 26; dous 23.
Für ç in gedeckter Silbe steht 0: grosse 22. ly, mole 22, 23;
Ä?/(f, tort (tort cm), //ö« 23. 00 in /i?ör 23. 24 soll wohl den
Doppellaut ausdrucken.
Der Diphthong oi wird von dem ungebildeten Schreiber durch
0 und a wiedergegeben: vosor 23; soore 26; aas 2jf bleibt aber
vor Nasal coens 22; cuins 23; poins 24.
Im Vorton wird der aus p und ç entstandene Laut in ms. i
mit 0 ausgedruckt: poeü trover trovera i; cover tic 6; voléis 9; torner
4. IO. 19; torete 8; clozeice 9; cor lois io u. s. w.
Vor í^ findet sich auch <w: trouvères 13; ouverront i; ebenso
in poupée 31; moustier 36.
ms. 2 hat (7 und t/: /»r ¿¿?/if/^ /tii/Zv^ unnemens 25; ebenso ms. 3
vosure 22; ovrer 2'j\ trov^om 22 neben cu (ecce-hoc) chu 22, 2y 24.
Für om hat ms. 2 en (wohl = 5) 35, ms. 3 auch um 22.
Vilard zeigt also auch in diesem Punkte sein Bestreben
eine konsequente Orthographie durchzuführen und scheidet scharf
zwischen dem Zeichen u (für ü und für 0 vor Nasal) und anderer-
seits dem ihm wohl weniger geläufigen Zeichen ou und 0» Die
Schreiber von ms. 2 und ms. 3 behelfen sich mit den unvollkom-
menen Zeichen 0 und u.
A.
ms. i. Freies betontes a wird bald durch e bald durch ei
wiedergegeben :
e: tel ^, 8. 9; çuel g; autretel ^^; aler 8; quares 6; guar ees io;
esgardes lo; torner 4; trover i; prendes 18. 34; poes 18. 33. 34;
poupée 31 u. s. w.
ei: poeis i; voléis 9; fe reis 9; penséis 10; parleir 28; retenéis
prendéis metas beveis aséis meteis 37.
-¿7/0 wird />: cor ene 29; ^A?/V 33; ¿/f//» 37.
fi'eies 0 vor Nasal: mains 9; clainme 37; daerrain 36; hinter
Palatal Domiien 30.
gedecktes 0 vor Nasal: espanderà 9; ^í?«j 13; comande doutance
quant 28; /t7;ff^ 29; ¿/í7w 37; vortonig estancon 38; estanpes 37. —
Daneben steht zweimal /^» 36.
58 F. ED. SCHNEEGANS,
a vor epenthetíschem i: ais 7; Canbrai 13; contrefais 28. 29;
/Ä7/> 37.
Das Suffix ^aritiSy ^aria wird -/Vr, -iVr^: premier 10. 36; ^í-
wiVr^ 10; maniere 13. 15. 34. 36; veriere 16. 36.
Vortoniges a ist erhalten in paelete 9.
Für aquila hat ms. i die interessante Form aile, wohl nur eine
orthographische Variante (s. unten T) zu dem oft überlieferten aille.
ms. 2 scheint ci für freies betontes a fremd zu sein : desUmprez
pocz 25; entendez vecz aler 35.
Für freies a vor Nasal nach Palatal hat ms. 2 iens\ paiiens 25.
Für ¿7 in gedeckter Silbe vor Nasal schreibt ms. 2 au in tatmt
25; (levaunt ^^, neben autretani zy, devant (3 mal, á^zxx devautt viel-
leicht für devau{n)t) 35.
-aria wird ^ere in ver reres 35. — aqua erscheint als euge 25
(2 mal) und eve 35.
vortoniges ¿7/ zu a in vassel 25.
ms. 3 schwankt wie ms. i zwischen e und ei für freies be-
tontes a\ pQseir quareies riuleie 22; iumeie 24, neben riules prendes
ares clef piler linei 2 y, ovrer poes 2'j, — 'iata = ie: engenolie 24.
Für gedecktes a vor Nasal hat ms. 3 nur an\ canpe (campus)
22b; tant 22; angle 26. — aqua wird aive 22; aie 27.
¿7.
ms. 3 hat für unus una on one neben une, sursum wird sos 27.
Konsonantismus.
Die wichtigste Erscheinung betrifft die Palatallaute.
ms. I hat c vor a meist erhalten: carpenterie i. 18; cantepleure 8;
escau/aile cascuns cangiet 9; Canbrai 13; capeles 13. 35. 37; can-
del le s 1 8; kaiaus coze 28; ör^w 34; capieles 37; rt?/ caneuvize canvre
escargne touce hlance 37.
vor ^, /V aus 0: arkiere forkies 10; descocier 33. Die wenigen
Ausnahmen sind technische architektonische Ausdrücke, die Vilard
auf seinen Reisen mit der centralfranzösischen Aussprache hörte:
chavec 13; charole (Chorumgang) 14; chápele 18; chapieles (mit picar-
discher Behandlung des p) 36. Auffallend ist chaiaus 28 neben
kaiaus,
ms. 2 scheint zwischen i- + 0 und r^ vor ^, lif aus a zu scheiden :
kaus 25, aber cheus 17; tribuche 3.
ms. 3 ¿-i?«/^ ¿raz'^« 22; esscandelon 2^\ capitel 24; esiaces 27;
erracenmens 22, 24, neben r^/r 22; r^Äiir^ (Kj. Praes. mit dem auch
sonst aus ie entstandenem i) 24.
Schwierigkeit bereiten die Laute f + ^, i und /i*+ Vokal, ms. i
gebraucht für beide Laute anlautend und hinter Konsonant aus-
schliefslich c\ c-\-i^ ei ci ceus ces cest i; maconerie i. 20; chzeice
(Adj.) 9; CO II. 28; acainte 19; /j«« 29; cesti 32; f^/ 33. — /i +
Vokal: travecons 8; comencé 21; ybrr^ i. 20; corecies 28; estancan
33; comencement 34; warance semence ancois 37; einmal jx: espasse 6.
SKIZZENBÜCII VON VILARD DE HONNECOURT.
59
1 covírík 6. 36;
r aeaintes 35; einmal
I
I
Auslautend wird der Laut mit c bezeichnet i
ehaife [3; doue 37; a.heT /oit.
ms, 2 hat ebenfalls c in ameni cist 25 ;
aaslautend z in eovtriis 35.
ms. 3 schreibt e und ch: c'esl 6; tmmence 19; íu (= eo) cavtce
(iiüretl del 22; cesie juslici zy, e'esi redresctr 27; chice 24 neben
chi 14. ig; machonerie 22; fAu, stets in der Fonnel/rt/- cku, chine 24.
Im Auslaut s: jagjis 24.
Dasselbe Zeichen c findet sich ms. i für ^i+Vokal in saee 7;
saciei 28. 29.
Erwähnt sei noch die picardischer Orihographie entsprechende
Form argans 18, wo g lateinisches dt darstellt (cfr. Suchier, Aue.
and Nicol.* S. 66).
/ im Ausiaat nach Vokalen ist meist abgefallen: ¡e ¡^, auch
in der 3. Sing. Perf. _/« 5. 13. 2g. ful steht einmal in der ganz
verblafslen, sicher nicht von ms. i stammenden Inschrift zu fol. ar".
/ ist erhalten in cangie! (Part.) 9; pici 8. Nach Konsonant ist / ab-
getalleo in ms. 3 e^r 27.
Für das dem Picardischen eigentümliche Fehion der Hülfs-
laute d, b zwischen / — r, n — r, m — / findet sich nur ein sicheres
Beispiel: paure (pol're) 37; daneben conhies b. 10. 18. 35 (ms. 2)
und conbe 35 (ms. 2).
l-\-s im Auslaut ist in ms. i meist nach picardischer Art zu s
geworden: lot i. 6. 36; an i; poeit i; Irais i. ig; ves 4 (so immer);
mailles 4; quarts 6; costes 6; sarpens 7; vets 7; ens entendes fans
hthos 8 n. s.w. (in penséis 10, aséis beveis 37 ist für s ein r-áhn-
liches Zeichen gebraucht, das aber auch i
puisons 37 angewandt ist).
ms. 2 hat auslautendes s in fin
disttmprez poct 25, enlenda vets 35.
ms. 3 kennt nur s: prennes
2r,fors 26.
-sis wird s im Auslaut: eis g. 28; mous (= mousts) 37.
Vor Flexions-f fallen die Konsonanten c, p aus in Ions 8. 22
(ms. 3); ars 13. 24 (ras. 3): henas 8, engieng-\-s wird engiens i.
j verstummt vor Konsonant in crcliaits 36; puil creleus 35 (ras. 2);
4rraetnmenl 22 f. 24 f. (ms. 3).
r verstummt mehrmals im Auslaut in ms. 3: pa cku 24.
In ms. 3 fallt / vor Konsonant aus in vosure zz; vosor 23; vo-
sear 24; aires 22; neben haul 23.
Der mouillierte ^Laut wird im Wortinnern in ms. i durch iü
oder //ausgedrückt: mailies 4; mellor j; loreillons iorellen q; ßlloles
\cy; fuelles 21. 25. 37; meillor 37.
ms. 2 hat holians 25: ms. 3 tail'on 22; laille 23; laillie 24;
tngenolie 24. — Im Auslaut haben die drei Texte einfaches /:
consti i; fuel 20; vel 28; peril 35 (ms. 2); solel 26 (ms. 3).
Germanisches w ist erhalten in HV/ar/ i; windas ^¡\ waranee
37; neben garde.
6 und espesses
25 neben 3 in
6o F. ED. SCHNBEGANS,
Folgende Einzelheiten seien noch erwähnt:
b für p in dem gelehrten Worte Idbitement 30 (ms. i), die
merkwürdigen Schreibungen domer 29, endamer 30 in ms. 3, aus
denen man schliefsen möchte, dafs der Schreiber von ms. 3 kein
geborener Franzose ist, was seine unbeholfene Sprache und tastende
Orthographie erklären würde; freilich finden sich ähnliche Formen
{enireconderent) in der Handschrift des Chevalier as deux espees
(s. Ausg. von Foerster p. LI).
FORMENLEHRE.
Für den bestimmten Artikel weist ms. i folgende Formen auf:
Masculinum. Femininum.
Sing. Nom. // Sing. Nom. //*
Acc. U Acc. ie^ einmal li 13
Plur. Nom. // Plur. les,
Acc. les {des)
In ms. 2 finden sich die Formen: Masculinum Sing. Acc. le,
Plur. Acc. les; Femininum Plur. les. Für Sing, im Femininum ein-
mal del 2 s (cfr. Meyer -Lûbke II S. 126).
ms. 3 hat:
Masculinum. Femininum.
Sing. Nom. //* 22 Sing. Nom. li, le (le male 20)
Acc. le Acc. la, le.
ms. 1 führt die Regeln der Deklination mit Konsequenz durch :
Nom. Sing, der Masculina hat immer das Flexions -j bei Substan-
tiven und Adjektiven (sowohl in prädikativer wie in attributiver
Stellung). Im Accusativ steht einmal irrtümlich /«^//?j de col roges 37
neben richtigem col rogé. Der Nominativ Pluralis der Masculina
steht regelmäfsig ohne s (sages io wird wohl als Nom. Sing, auf-
zufassen sein).
ms. 2 hat
Mase. Sing. Nom. chetis 7 unnemens 25 neben bon
Acc le cover Uz 35
Plur. Nom. angeles 35
Acc. ars buter et 35 un (wohl für uns) bas creteus 35
Fem. Sing. Nom. un imaie 17 ses color 25
Acc kaus 25.
ms. 3 hat im Nom. Sing. Mase, li ons, li atres 27, im Nom.
Plur. der Masculina cor (von curtus) 27, im Fem. Sing. Nom. li
masons 6, pesans 27, im Plur. Nom. Ions, Acc. a droite loisons 15.
Der Text bietet folgende Pronominalformen:
Personalpronomina:
I. Pers. Sing. Nom. io 5. 6. 7. 11
3. Pers. Nom. Fem. Ule 33 Plur. eles 34
Dat. Mase lui i (satzunbetont li 28)
Fem. li 4. 26 (ms. 3).
SKtZZSNBUCH VON VILARD DE HONNECOURT. 6 1
Possessivpronomen :
3. Fers. Fem. Sing. íarnu i st soie 29.
I. Fers. FeoL (Mehrzahl) vo plaü 37.
Demonstrativpronomen :
Mase. Sing. Nom. cil 2 (ms. 2?). 28 Acc cel 33
Fem. Sing, cele 34.
Pluralis ceus i
Mase. Sing. Nom. ds 9. 28 eis 25 (ms. 2) Acc. cesi i
Fem. cesU 27 (ms. 3) Dat. cesti 32
Pluralis ces,
ecce-hoe wird co ^y (cku, cu in ms. 3) und ce 2^ (ms. 2). 36.
Von nul findet sich die Obliquusform nelui 28.
Konjugation.
Indie. Praes. i. Fers. Sing, par oil 28 zeigt Anbildung an die
i'-Verba.
In ms. 3 ist die Behandlung der 3. Fers. Sing. Praes. Indie, vor
dem unpersönliehen on, om, um beachtenswert. Formen wie frov om
21. 22, tail om 22. 24, tori om (Hs. ior torn) 22, moni om, don on,
bev um 24 geben die Aussprache {tor tom) des litterariseh unge-
bildeten Schreibers wieder mit Ausfall des Schlufs-^ und Behand-
lung des Stammvokals und Stammkonsonanten wie in endungs-
betonten Formen und im Inlaut {trov om),
ms. I hat einige Futura von Verben L auf Kons. + r und r mit
Umstellung des 9: ouverront i, duerront 37 und Futura mit Hûlfsvokal
espanderà 9 und zugleich Umstellung paerra 37 (neben corra 8).
Erwähnt sei Imper. 2. Fers. Fl. prendes 18. i^i- 37» während
ms. 3 prennes 15 hat
ms. I hat stets den Infinitiv veir 18. 33. 34. 36; ms. 2 neben
aver, geiir und ostier\ ms. 3 cheir.
Besondere Erwähnung verdient das Participium argans von
ardere analogisch nach Konj. arge, Aehnliche Ueber tragungen finden
sich auch sonst in picardischen Texten, so arg oit (Tailliar, Textes
wallons nO 164, Urkunde der Abtei Auchin). Die artesische Chronik,
ed. Funck- Brentano (Collection de Textes pour renseignement de
rhistoire 1899) hat neben Konj. Praes. argent S. 57 argoient S. 68,
die Chansons et dits artésiens ed. Jeanroy XXI, 64 argans ent-
sprechend torjant, s. W. Kirsch, Zur Geschichte des consonantischen
Stammauslauts im Präsens S. 38, 68.
Für die Sprache Honnecourt's ergiebt die Untersuchung des
Skizzenbuches folgende dialektische Züge, die wir kurz zusammen-
stellen:
1. e, f vor Nasal und a vor Nasal werden auseinandergehalten,
zweimal aber an durch en ersetzt {peii),
2. Freies e und a vor Nasal fallen in ain zusammen. Die
Schreibungen plainne, clainme, die den ursprünglichen Nasalvokal
treu wiedergeben, finden sich mit ziemlicher Konsequenz in picar-
02 F. ED. SCHNEEGANS,
dischen und wallonischen Texten, so in Gui de Cambrai's Barlaam
und Josaphat, in den Urkunden des Livre rouge de St. Quentin
{damme, claimme n^ 34), in den Urkunden von Pontbieu {avainfu,
tnamne), im Poeme moral.
3. Gedecktes / wird bald durch e bald durch te bezeichnet.
Die Sprachgrenze ist für diese Erscheinung durch Suchier
(Grundrifs I S. 602) bestimmt worden. Er giebt als äuiserste Vor-
posten des Gebietes Aire, Lille, Douai, Cambrai, Avesnes, Mau-
beuge an. Das Vorkommen des ie in Honnecourt erlaubt uns
die Grenze etwas genauer zu bestimmen. Da St Quentin den
¿f-Laut nicht kennt, ^ wird die Grenze in der Gegend von Honne-
court sich hinziehen, vielleicht z. T. mit der südlichen Grenze des
Erzbistums von Cambrai (zu dem Honnecourt gehört) überein-
stimmen. Von da scheint sie sich stark nach SW. zu wenden,
denn der Laut ü ist in Cappy (Arrondiss. Perronne) bezeugt durch
eine Urkunde von 1202 (Tailliar, Actes wallons n^ 6). Den älteren
Texten von Arras ist te unbekannt. Ein weiterer Grenzort ist
Hénin-Liétard (Charte communale et serment des échevins de H.-L.,
Tailliar S. 387 ff.).
4. .^/+Kons. wird eu, nicht tau. Die einzige Form ceus^ wird
als individuelle Ansprache W.'s aufzufassen sein, denn die Texte
von St. Quentin und Cambrai führen den picardischen Laut durch.
5. ^ + epenthetischem i wird ie,
6. Freies a wird zu e und ei (cfr. Grundrifs I S. 602).
7. -arius wird -/Vr; -iaia wird ie,
8. Freies q diphthongiert zu ue,
9. "ieu in locus, focus wird zu iu, u (cfr. Suchier, Aue. und
Nie.'* S. 70), daneben ieu,
10. Beispiele des Wandel von p/+Kons. zu au fehlen.
11. Freies 0 erscheint als 0 und eu, o vor Nasal wird durch
u wiedergegeben.
12. f + ö ist erhalten.
c-\-if e, //'+ Vokal sind stets durch c ausgedruckt, das den
¿"Ä-Laut bezeichnet, ebenso wie in sace, sacies. Den Beobachtungen
O. Siemt's (Ueber lat. c vor e, i im Picard. S. 18 ff.) entsprechend,
schreibt Vilard einmal espasse, fois hat auch sonst in picardischen
Texten -s (s. Siemt S. 17).
13» / + -T ina Auslaut wird durch s wiedergegeben, ebenso -sis.
14. /im Auslaut ist z. T. noch erhalten. Die Texte der dia-
lektisch Honnecourt nächstliegenden Orte Cambrai und St Quentin
^ Die Durchsicht der genauen Urkunden des Livre rouge de St. Quentin
(ed. Bouchot et Leraaire, St. Quentin 1881) und der Archives anciennes de la
Ville de St. Quentin (ed. Lemaire I a. 1076— -1328, St. Quentin 1888) bestätigt
die Thatsache. Im Livre rouge fìnde ich nur einmal quarrül n^ 53 und den
„Heu dit": au pierge de Venevilar, wo gedecktes f vorzuliegen scheint.
' Formen auf -eu kommen gelegentlich auch sonst in picardischen Texten
vor, s. Haas, Zur Geschichte des / vor folgendem Consonanten im Nordfran-
zösischen, Freiburger Dissert. 18891 S. 67 f.
í
SKIZZENBUCH VON VILAED DE HONNECOÜRT. 63
zeigen ziemlich konsequent Erhaltung des / (besonders das Livre
rouge de St Quentin und die Archives anciennes ed. Lemaire).
15. Das mouillierte / im Auslaut ist durch einfaches / wieder-
gegeben.
16. Der Húlfslaut ä fehlt zwischen Ir in poure, b findet sich
dagegen in combti, das wohl als technischer Ausdruck der Bau-
kunst die central französische Form aufweist,
Teste aus den verschiedenen Gegenden der Picardie zeigen
eine aufFallcnde Konsequenz in der Auslassung des Hülfslaules,
der nur in bestimmten Wörtern vorkommt: in Cambrai' {Tailtiar
«•215. 260. 268. 108), io SL Quentin Ï finden sich neben den
Formen ohne Hiilfslaut samblable (Livre Rouge LXl), apparlendroü
(ib. LXIV), imamhlt {ib. LXXIII). In der Charte communale de
Philippe-Auguste für St, Quentin (Anf. des XUL Jahrhs. Livre Rouge
Appendice nach einer Abschrift des XllL Jahrhs.) stehen nur
Formen ohne Hülfstaul.^ Arras, Douai, Valendennes, Lille, SL Omer
{z.B. Aumelemait''), Aire und die Texte von Ponthieu (ed. Raynaud)
weisen ebenfalls nur Formen ohne den Hülfslaut auf, aulser den
Vertretern von insimul und simulare, denen zugleich die Ausspraclie
S und entsprechende Schreibung mit an, am eigentümlich ist.
17. Die Artikelformen sind Mase. // — U, H — /«, Fem.
U, Its.
18. Die Deklinationsregeln sind noch konsequent durchgeführt.
19. Das Possessivpronomen weist die picardische Form se
(Fem. Sing.) und die verkürzte Form im Fem. no.
20. ms. 1 weist folgende Erweiterungen der j- Verba auf: paroil,
argons.
Der Infinitiv von videre lautet veìr.
Das Futurum zeigt Formen mit Umstellung des e bei Verben I
auf Kons. + r und Eintritt des Hülfsvokals in tspandtra, patrra.
Die angeführten Beispiele zeigen, mit welcher Genauigkeit
und Konsequenz Vilard de Honnecourt die Laute seines ange-
borenen Dialektes wiedergegeben hat im Unterschied zu den beiden
andern Sclireibern. Erwähnt sei noch die Anwendung des Zeichens
I vxm Ausdruck des tönenden inlautenden j* in Sarroiin 5, motion 6,
tatti 8, chteiei deoiu 9, glize öfters (einmal glise 34), coze 28 u, s. w.
neben tspasst 6, etptsses ases laustes 37.
< I. auch Droits sdgneutiaDx das am ívíquet de Cambrai
FÎDot (Balleiiii «cbfologiijuc da Comité du Iravaax hUlorlquei
fiqoes 1891 S. 432 ff.).
• Livre rouge de St Quentin und Archives
Chutes du Vcrmandois in Bibl. de l'ícole des ch
1175 '
ed. Lemaitc.
XXXV.
n Veimandois (-(■ 108
• Mim. de 1s Sodétí des Antiquaires de la Molinie XIX, 1884 — 5,
S.313 {. (Coutumes de St. Orner).
* ( für tönendes r encbeint in den von Raynaud behandelten Urkunden
too Ponthieu erst seit 1283.
^_ too Pontht
64 F. ED. SCHNEBGANS,
ms. 2 weist folgende dialektische Züge auf:
1. der Diphthong -/>» ist erhalten in orgieus, orpüumenif fyeule\
focus wird aber fiu,
2. e in offener Silbe wird zu ot und ai, e.
3. gedecktes p und gedecktes a vor Nasal sind geschieden.
4. gedecktes / diphthongiert nicht -ellus wird -eus,
5. gedecktes a vor Nasal ist öfters durch ^aun wiedergegeben«
6. ^arius wird ~ere,
7. vortoniges ai wird zu a,
8. für aqua finden sich die Formen eve, mge,
g. olea wird oile.
10. c bleibt vor a, wird vor dem aus a entstandenen e durch
ch ausgedruckt
11. c-\-e,i, /i -{-Vokal werden durch r wiedergegeben, im Aus-
laut in dem einzigen Beispiel durch z.
12. Der Artikel lautet im Mase. U, im Femininum ist del über-
liefert (cfr. Meyer-Lübke II § 104).
Folgende Infinitivformen sind erhalten: aver, getir, ostier.
Soweit aus den wenigen Formen ein Schlufs zu ziehen ist,
läfst sich vermutungsweise als Heimat des Schreibers von ms. 2 der
Süden des picardischen Gebietes bezeichnen, ms. 2 schreibt aufser-
halb des Gebietes, auf dem gedecktes ç zu ie wird. Für die Nähe
der Champagne spricht der Wandel von ai zu a (s. Wilmotte
Romania XX 479 ff.). Die Schreibung dun für gedecktes a vor
Nasal ist nicht mafsgebend ; sie findet sich nicht allein in der Nähe
des normannischen Gebietes.^ Auch die Behandlung von ieu bietet
keinen Anhalt.^
Ziehen wir die Behandlung von freiem e, das ai und oi wird
und auf die Nähe der Ile de France hinweist, hinzu, so läfst sich
als Heimat des Schreibers von ms. 2 die Gegend bestimmen, wo
Ile de France, Champagne und Picardie zusammenstofsen.^
Die Form euge ist wohl identisch mit dem auf picardischem
und ñandrischem Gebiet weitverbreiteten euwe aus aqua, wo w
den Uebergangslaut zwischen dem aus tfia entstandenen Diphthong
eu und 9 darstellt* Das g von euge könnte entweder aus einer
Kreuzung von euwe und aigue entstanden sein oder ist aus dem
auch sonst in picardischen Urkunden bezeugten Wechsel der
^ So z. B. Oorkondenbock van Holland en Zeeland ed. Van Den Bergdc
S. 357-
^ iâu und tu begegnen nebeneinander auch in den von F. Neamann be-
handelten Urkunden, so dafs üu als eine jüngere Form anzusehen ist (s. Zur
Laut- und Flexionslehre des Altfranzösischen S. 42).
^ In Cambrai fìnden sich neben Formen auf oi, oe und o auch Beispiele
von ai, ei aus e (s. Tailliar n^ i Arethoes, ouvoet = habebat, mo «» mensis,
n** 18 estait, deit. In den Briefen des Bischofs Wilhelm von Cambrai (Pcrtx
M. G. SS. VII, no CXXI) estaü,
* Vgl. euwes (habutas) in „Etablissement d'une franche fête à Douai par
la Comtesse Marguerite de Flandres et de Hainaut*' (Tailliar n°l77), auwes
(auca) Urk. von Douai ib. n^' 123. 196.
SKIZZKNBUCH VON VILARD DE HONNECOURT. 65
Zeichen w und ^^ zu erklären; es bat wohl sicher nur ortho-
graphischen Werth (vgl die Verkürzung ¿w 35). Die Form odge
könnte gegen die eben vorgeschlagene Lokalisierung des Textes
ms. 2 angeführt werden. Denn euwe scheint besonders in einer
nördlichen Zone des picardisch-wallonischen Gebietes, zu dem Cam-
brai nicht mehr gehören würde, und in Flandern vorzukommen.^
Für ms. 3 ergeben sich folgende Spracheigentümlichkeiten:
1. teu wird tu.
2. ü aus freiem f, aus a nach Palatal und ^arius wird 1.
3. in geschlossener Silbe unterbleibt die Diphthongierung von /.
4. vortoniges ai und betontes und vortoniges oi werden zu a
und (? (einmal a) vereinfacht.
5. e und a in gedeckter Silbe vor Nasal sind geschieden.
6. freies ç wird nicht zu eu diphthongiert.
7. freies a wird bald durch e bald durch ei wiedergegeben.
8. li in unus, una, sursum wird zu 0,
9. c bleibt vor a, wird durch ch ^viedergegeben vor e, ie aus a.
IG. €-{-€, i und //+ Vokal werden ch (in der Schrift bald c
bald cK)^ im Auslaut zu x.
11. t-^-s im. Auslaut werden zu s.
12. / verstummt meist vor Konsonant
13. silbenanlautendes / wird zweimal zu d,
14. ms. 3 kennt die Artikelform U fur das Femininum.
Auch der Schreiber von ms. 3 gehört dem picardischen Sprach-
gebiet an. Nach dem Osten weisen 2 und 6 hin.
Die Behandlung von u in on^ one ist im Norden weit verbreitet.
ANMERKUNGEN.3
IG. Dem Texte sind drei Zeichnungen beigegeben: eine
Fensterskizze, der Grundrifs des Turms im ersten Stockwerk mit
den vier Vorbauen, die jeder je zwei Ecktürme haben (die ,VIIL
aresies und .IUI. fUloles). Die colonbes de irois sind Säulenbündel,
deren Querschnitt auf der Zeichnung zu sehen ist und die das
^ Vgl. lanwe neben langhe in den Chansons et dits artésiens éd. Jcan-
roy 3. S-
*^ lîénin - Liétard (Tailliar p. 432), Douai: euwf» euwage (ib. 145. 146),
Arras: EuwtlUrie (ein Quartier der Stadt Arras: Chansons et dits artòsiens
XV, 26), Lille: euwe (Tailliar n° 208 und 262). Für Flandern ist die Form
bezeugt durch Tailliar n° 206. In einer Urkunde von Cappy (Somme) finde
ich aige, aigue, in Cambrai bei Gui de Cambrai, Bari, und Jos. ewe» eve,
euue» aigiie, in den Gesta episcoporum Cameraccnsium (Pcrtz M. G. SS. VII)
yawsoes, ebenso in St. Quentin (Livre Rouge: Passelyaue 53, iauve 196. 197;
in den Archives ancieimes: yaus\ in Valenciennes aiuwes (Charte de la frairic
de la halle des draps de Valenciennes ed. Caffiaux, Mém. de la Soc. des anti-
quaires de France 38 p. i flf.).
3 Es sei audrücklich auf den trefflichen technischen Kommentar und das
Glossar der Lassus^schen Ausgabe hingewiesen , die für die obij^en Erklä-
rungen, die nur das Verständnis einiger Stellen erleichtern sollen, reichlich
benutzt wurden.
Zdtschr. £ rom. Pba. XXV. c
66 F. ED. SCHNBEGANS,
Gewölbe der Vorbaue tragen. Das zweite Stockwerk ist in zwei
Abteilungen geteilt, die Vorbaue der unteren sind als arkei et «i-
tau/emenst die der oberen (ofifen, auf acht Säulen und mit vor-
springenden Ochsenleibern verziert) als filióles bezeichnet Die
arket et eniaulemens (oberer Abschlufs des Stockwerkes) tragen die
.VIIL cresies, zwischen denen sich die schmalen Fenster befinden
{arkiere, eine ist auf der Zeichnung sichtbar).
15. d^on piler metre a droite toisons == ,,mit richtigen, passenden
Fugen", gemeint ist die Verbindung der dem Pfeiler angefügten
Säulen zu einem Säulenbundel.
22 b) „par ce moyen trouve-t-on le milieu d'un champ décrit
au compas" L.; Ergänzung von 22 a. In beiden Problemen handelt
es sich um die Auffindung des Mittelpunktes eines Kreises (in 22a
des Querschnittes durch eine Rundsäule) mit Hülfe zweier Punkte
der Peripherie.
22 ¿) L., der auf die Erklärung des Problems verzichtet, über-
setzt „Par ce moyen fait-on arriver deux pierres à un point, si
elles ne sont pas éloignées"; es heifst doch eher „mögen sie auch
entfernt sein".
24 f) „Par ce moyen on biaise les arrachements jaugés pour
chaque membre sans modèle" L. Nach Quicherat's geistvoller Er-
klärung, der sich L. anschliefst, handelt es sich um einen Bogen-
träger, von dem die verschiedenen Gewölberippen {membre) in
spitzen Winkeln {bev*om) ausgehen und um ein Mittel die Form
des Trägers zu bestimmen. Die Zeichnung stellt einen Querschnitt
durch einen Träger dar.
25. vive kaus bolete et orpieument: boUte (von bole^ Kugel) kann
nicht gemeint sein; zu diesem „teigartigen" Schönheitsmittel gehört
„gestofsener Kalk (kein Stückkalk, den das Wasser nur zerbröckeln
würde)", „ungelöschter Kalkstaub" oder „Kalkmehl". Man denkt
an buleter (nfr. bluter), bolete et könnte irrtümlich für buletée et stehen.
Schwierigkeit bereitet aber der (?-Laut, da sonst ms. 2 nicht 0 fur
lat. ü kennt und altfr. nur buleter vorzukonmien scheint; vgl. aber
wallon, boti = bluter (Grandgagnage).
31. Das Blatt weist zwei Zeichnungen auf, einen einfachen
Kirchenstuhl oben, unten einen mit Rankenwerk verzierten, der
auf einem der folgenden Blätter in noch reicherer Schnitzarbeit
wiederholt und als bone poupée 32 bezeichnet wird. L. möchte den
ersten Teil der Inschrift 31 auf die untere Zeichnung beziehen
und erklärt poupée als „rinceau, enroulement, espèce de cloison
feuillagée, quelquefois avec figures terminant un rang de stalles";
den Rest der Inschrifl a ./. entreclos a tote le clef bezieht er auf
die obere Zeichnung, die einen Kirchenstuhl in der Mitte der
Reihe, zu der die untere poupée den Abschlufs bildet, darstellt;
denn die reichverzierte poupée kann nicht die Scheidewand zwischen
zwei Stühlen bezeichnen, die immer einfach ist nach Art der oben
skizzierten. Er erklärt de/ als „accoudoir assemblé avec la pièce
SKIZZBNBUCH TON VILARD DB HONNECOUKT.
67
courante qui forme le dossier*'. Ich würde lieber unter clef einen
auf der oberen Zeichnung sichtbaren Stift verstehen, der den be-
weglichen Sitz mit der Rückwand des Stuhles verbindet.
34. orbes arkes sind innere gewölbte Gänge längs den Fenstern
des ersten Stockwerkes, welche die weit vorspringenden Gewölbe-
pfeiler durchbrechen.
36. Ves ci les molles des chapules de cele pagne = „Das sind
die Modelle (Querschnitte), die in der hier behandelten Kapelle
vorkommen''. Mit louons ist die Verbindung der Halbsäulen mit
dem Pfeiler zum Säulenbundel gemeint
GLOSSAR.
acainte, accainte: Schirmdach 18;
Seitenschiff einer golbischen Kirche
35 ; s. Da Gange s. v. accincta.
agies: Hallung, Bewegung i; s. Gode-
froy s. V, agies, agiez.
aguiU: Turraspiue 23 g.
aiU: Adler 7; aquile 26.
aive: Wasser 22 j. 1; aie 27.
angle: Winkel 23 b.
arbre: Radachse 27.
arc: Bogen 22 c. 24 h; arc boterei:
Strebebogen 13. 35.
arke: Gewölbebogen, gewölbter Gang
34.
ar hiere: Schieisscharte, schmales Fen-
ster 10; s. Grodefroy s. v. archiere.
art: Kunst I. 20. 21.
atenir: festhalten 33.
autre tant — com: sowohl — als
auch 22 k.
bas: Holz, Holzbalken 27.
behot: Röhre 8.
bever: schräg ansetzen 24 f.
bolete: s. Anm. zu 25.
boter et, buter et s. arc,
Canbrai 13.
caneuvite: Hanfsamen 37; s. Godefroy
s. V. canebuise (bezeichnet den Hanf-
samen in der Gegend von Douai).
tangier: abwechseln lassen 9.
canpe: Feld, Fläche 22 b.
cantepieure: „robinet quelconque lais-
sant écouler Teau peu à peu; arro-
soir" L. ; s. Du Gange s. v. canta-
plora.
capitel: Säulenkapitäl 24 a.
Carnoti {S. Maria): Chartres 15.
carole, charole: Chorumgang; s. Du
Gange s. v. carola (clathros seu co-
lumellas fabrefactas, olim in quibus-
dam Gralliarum provinciis in Nor-
mandia saltern, dictas Caroles) und
Godefroy.
carpenterie: Zimmttrhandwerk i; Bal-
kenwerk 18.
chavec, cavece: Chor 13. 22.
ciment: Cement 25.
cintreel: Bogen 22 e.
ciziel: Meifsel 37.
Cistercienns ordo 17.
Cistiaus 13.
clef: Schlufsstein des Spitzbogens
23 c. d. — Teil eines Kirchenstuhles
s. Anm. zu 32.
clozeic adj.: verschlossen 9; s. Gode-
froy s. V. closeis.
clostre: Kreuzgang 22 k.
co {por): deswegen weil 11.
col: „saillie du contre-fort" L. lO.
col roge: Rotkohl 37.
colonbe: Säule 7. 22.
conble: Dachstuhl, Gewölbe 10. 18. 25.
Come (5.) 30.
conpas: Zirkel 22. 24 h; Kreis {une
ais a J 1 1, conpas: Dreipafs) 7; cfr.
Du Gange s. v. compassus; Gode-
froy.
consel: Anleitung I.
68
p. BD. SCHNSBGANS,
contrefaire: abzeichnen (al vif: nach
dem Leben) 28. 29.
copresse: Stütze 27.
Corine (Pier es de) 14.
covertic: Dach 6. 35. 36.
creste: Spitztûrmchen io.
eretici: Zinne, zinnenartige Brüstung
34. 35.
descoscier: abschiefsen 33.
desputer (se) de: konkurrieren um 4.
desquari: eckig 13.
destenprer: mischen mit 25.
deviter: erklären 9.
doctriner: abrichten (einen Löwen) 28.
Domijen (5.) 30.
douhliel: Pfeilergurt 36.
droit (a) adv.: richtig 9.
enbracement: Vierpaû (vierteiliger
Rahmen um eine Radachse) 27.
enconbre: Häufung 24 a.
endamer: anschneiden 27.
engenolie (vosure): „voussoir pronlé
suivant une courbe" L. 24.
en^ng: Baumaschine i. 26; Wurf-
maschine 23.
entauletnent : Stockwerk 10. 34. 35.
entaulé adj.: gepflastert 36.
entreclos: Scheidewand (zwischen zwei
Chorstûhlen) 32.
erracenment : Träger, Gewölbeansatz
22 f. 24 f.; s. Godefroy s.v. esrache-
ment
esscandelon: Stufe 23 f.
escaufaile: Wärmer, Händewärmer 9.
esconse: Blendlaterne 18.
esligement: Grundrifs 10. 13. 14.
espandre: ausgiefsen 9.
espasse f.: Säulen Zwischenraum 10.
estace: Grundpfahl 27.
estancon: Stützbalken (Teil einer
Wurfmaschine) 33.
estanper: zermahnen, zerstampfen 37.
Jßstienne 14.
estor: Fenster 22 h.
estoupe: Werg 37.
euge: Wasser 25.
ßüole: Turmchen, s. Godefroy.
force Technik einer Kunst i. 19.
f or kiet (piler) i Strebepfeilerio („con-
tre-forts d'angle faisant la fourche''
Lassus).
forme: Fensterform il. 36.
fust: Holz 18.
galion filate: Levkoje 37; s. Du Gange
8. v. gariofilata, fr. giroflée ; Gode-
froy s. v. gariofilee.
getir: werfen, ausgiefsen 35.
grosse: Dicke 22 a. 23 b.
hautece: Höhe 23 i.
hauture: Höhe 7.
hierbegier: auf der „herberge'% dem
oberen Abschlufs einer Scheidemauer
zwischen zwei Nachbargebäaden,
aufbauen 18.
Honecourt l, Honnecor\f\ 2, Huné^
cort 14.
Hongrie ii. 15.
huge: Kasten 33.
Humilité: Demut (als personifizierte
Tugend) 3.
jagijs adj.: ausgemessen 24 f. Gode-
froy hat ein Beispiel von jaige s.f.
(„pour ung pié et une jaige de
grans voulseurs" aus einer Quittung
eines Werkmeisters in Dijon, joige
scheint hier eine Längenmafsbe-
zeichnung zu sein).
ierloge, orologe: Uhr 6.
iometrie: Geometrie i. 20. 21; geo^
metrie 22 s.
justicier: richtigstellen 23 c.
kaiel: Hündchen 28.
kaus: Kalk 25.
labitement: Steinigung 30.
largece: Breite 22 1.
letre: Text, Beschreibung 9.
letris: Lesepult 7; s. Du Gange s. v.
lectricium.
linei: Lot 22 v.
SKIZZBNBOCH TON TILASD DB HONNBCODRT.
69
Ih'fi: 23 j.; LassQS fiberseUt y,iiiveati,
ligne, cordeau à diviser".
¿oison: Fuge 23 c. 36.
Ione: entfernt 22 1.
Loon IO.
Lozane 16.
mackonerie: Baukunst I. 19; Bauart
22 h. 24 a.
maillet: Hammer 4.
maizcn: Behausung, Bebälter 6.
maniere: Bauart 5. 7. 8. IO. 13. 34;
manine 27.
menare: architektoniscbes Glied 24 f.
mesure que (par); auf die Art dais
24 b.
mater e: Stoff, Anleitung 15. 19.
Miax 14.
mole: Modell 52. 23 g. 24 e. 36.
montee: Aufriís IO. 1 3. 34. 35. 36.
mors: Krönung, Abscblufs, nfr. amor-
tissement 35.
moustier: Kirche 36.
nokeret: Dachrinne oder Wasserspeier
35 ; s. Godefroy s. v. nochiere, no-
kiere, nochere.
ogive: Spitzbogen 36.
orbe: dunkel, verborgen 34.
Orgieus: Hochmut (Personifikation) 3.
orpieument: Operment 25.
paelete: Pfanne 9.
fan (plain): Mauer 13. 36.
pavement: Fliese 15.
feignon: Giebel 6.
peignonciel: Giebel 6.
fendant: Hängebogen 23 a.
ftniel: Fläche 6.
fer soir: Presse 22 p.
Vieres de Gorbie: ein Architekt, der
mit Vilard konkurriert 14.
^iUr forkiet: Strebepfeiler 10.
Pharao (S.) : die Farokirche in Meaux
H.
flom: Senkblei 23 j.
point: Mittelpunkt 24 d.
forc esfi: Stachelschwein 29.
portraire: zeichnen, skizzieren 11. 24 c.
portrait: Zeichnung 6«
portraiture: Zeichenkunst i (fortu*
ratura 19) 20; Zeichnung 9. 35.
poupée: Rankenverzierung an einem
Kirchenstuhl 31. 32.
pour e : Pulver 37.
proel: Klosterhof 22 k.
pumiel: Knopf, Knauf 7.
quint point: „arcade qui a pour
centre de chacun de ses arcs un
des points divisant sa base en cinq
parties égales, ce point étant le
cinquième à partir de la naissance
de l'arc" L. 23 d.
recoper: Pfähle unter Wasser absägen,
nfr. receper 27.
redevoir unpers.: wieder, ebenfalls
soUen 35.
redrescir: aufrichten 27.
roonde: runde Säule 23 b.
Salemon: König Salomon 12.
sanemonde: Levkoje 37; s. Godefroy.
Sar ratin: Sarrazene 5.
scere: Winkelmafs 23 c.
soie: Borste 29.
soir: sägen 26.
sole: Terrasse 27. 33.
soore: Säge 26.
sorvols: Rippe (an einem Gewölbe) 36.
soutre (par): unten 8.
tanesie: Rainfarn (tanacetum) 37; s.
Godefroy s. v. tanisie.
ter gier: bestreichen 37.
tyeule: Ziegel 25.
tijrc: Spitzbogen, nfr. tiers-point, 23 c.
toi%e: Klafter 23.
toral: zum -Turm gehörig 36.
toreillon: Drehzapfen 9.
torete: Türmchen, turmartige Verzie-
rung 8.
torner: drechseln 18.
traä: Linienführung i. 19.
travecon: Querstab 8.
70 F. ED. SCHNEEGANS, SKIZZENBUCH VON VILARD DB HONMECOURT.
trebucet: Wurfìnaschine 33.
tribucher: zu Falle kommen 3.
tumeü s. f. : Schnitt 24 c.
untument: Salbe 25.
VecelUnsis (S. Maria) Vancelles 17.
verge: Stab 7; Stange (Teil einer
Wurfmaschine) 33.
vertere: Glasfenster 16. {vesrire 23.)
35. 36.
vif (al) : nach dem Leben 28. 29.
Tfif argent: Quecksilber 4.
vis: Schraube 22p.
voü: Gang 22 k. 34. 35.
vols: gewölbt 36.
volte: Gewölbe 18.
vosor: Gewölbstein 23 f.; vosoir 24e.
vosure Schluisstein 22 h. L 24 d. g.
war ance: Färberröte, Krapp 37.
WHart de Honnecourt i; Ulardus 14.
windas: Winde, Feder (zum Spannen
einer Wurfmaschine; mehrere Bei-
spiele dieses Gebrauchs bei Gode-
froy s, V. guindas) 33.
F. £d. Schneegans.
isìe burlesque &ancaÌBe de la BenaisBance.
Cest une vérité démontrée désormais à l'évidence que la litté-
■ lature française du XVI' siècle, naquit et se développa sous la
double i&flueDce classique et italienne. On peat ajouter aussi,
sans crainte d'exagérer, que cette dernière l'emporte de beaucoup,
an moins dans la plupart des genres, sur les inspirations puisées
directement aux chefs-d'œuvre de la Grèce et de Rome, ces
chefs-d'œuvre que tout le monde déclarait bien vouloir suivre de
près, mais dont l'imitation paraissait en eflet difficile, à une époque
oil l'art et la langue étaient encore dans leur enfance. On ne
saurait donc parler de poésie burlesque ou bemesque, sans que
CCS noms mîmes, qui n'ont pas d'ailleurs identité de sens, ne nous
indiquassent leur patrie d'origine. Cest là une production tout-á-
fait italienne, mais les poètes français burlesques, loin d'avouer
franchement leurs emprunts, les dissimulent avec art, préférant se
déclarer redevables de leurs inspirations, à des auteurs grecs ou
latins, dont ils ne connaissaient fort souvent que le nom. Ce fait
que j'ai eu l'occasion de constater autre part pour la comédie est
¿vident ici encore et d'ailleurs bien naturel. Les classiques for-
maient, pour ainsi dire, un patrimoine commun, sur qui tout lu
monde pouvait vanter les mêmes droits et que l'école de Ronsard
ne cessait de recommander à l'imitaliun, tandis que les Italiens
étaient des contemporains, que l'on n'aurait pu piller librement
sans s'esposer à l'accusation de plagiat.
L'imitation italienne, dont je parle, n'est pas d'ailleurs toujours
servile ou littérale. Elle consiste plutôt dans la répétition des
mêmes sujets, que dans la dépendance de la forme; les français
chantent ce que les italiens avaient chanté avant eux, la goutte,
par exemple, la ßevre, la galère et pis encore, maïs les modèles
ne sont, que fort rarement, suivis à la lettre et l'on peut même
parfois croire à une simple réminiscence. Cest iá ce que nous
allons constater dans les chapitres, qui suivent et que j'ai divisés
selon les genres (une division quelque peu vague, mais la seule
qui soit possible), afin que les types caractéristiques de la poésie
burlesque se trouvent en plein jour.
Mais c'est sur ce nom de poésie burlesque qu'il faut faire
[ d'abord quelques restrictions. J'écarte les poèmes burlesques,
; que l'élendue de leurs sujets et le caractère de parodie, en
1
72 p. TOLDO,
font un genre à part. Et la parodie paraît évidente. Didon par-
lant le langage des halles, Énée transformé en bon bourgeois
„gras et fleuri", les vers héroïques de Tépopée du peuple romain
appliqués à des situations plaisantes ou ridicules, enfin la vulgarité
la plus plate, s'opposant à la grandeur du modèle classique, voilà
ce qui constitue le burlesque de ce genre, tel que nous le retrou-
vons chez le Lalli en Italie et chez Scarron en France et qui con-
siste dans la dégradation ou la caricature des héros. Je laisse de
côté aussi les canti carnascialesche bien que le burlesque y joue
parfois un certain rôle, de même que la poésie à la burchia, qui
eut en France beaucoup de succès, j'écarte enfin avec soin tout
ce qui ne rentre par directement dans ce sujet, si riche, si varié
et que Ton n'a pas encore étudié, dans son ensemble, d'une ma-
nière satisfaisante.
L'amour et les femmes.
C'est à elles la place d'honneur, mais il faut le déclarer tout
de suite, la place que les poètes burlesques leur ont assignée ne
mérite pas du tout ce titre. Des courtisanes, des maquerelles, des
femmes, vendant leurs baisers ou ceux de leurs amies, avides, mé-
chantes, sales et souvent grandes sorcières, voilà ce qui se pré-
sente d'abord à notre vue. Mais ce sont surtout les vieilles,
hideuses, repoussantes, cachant leur laideur sous le fard ou l'éta-
lant avant cynisme, celles qui sont en butte aux plaisanteries fort
outrées et fort indécentes de ces poètes. Le mépris des vieilles est
sans doute issu de l'imitation classique; on n'avait qu'à ouvrir les
œuvres d'Horace, d'Ovide et de Martial, pour en trouver des modèles
plus ou moins achevés. Mais il y a là aussi une conséquence du
mépris qu'on avait pour la femme au moyen âge, mépris dû à des
préoccupations religieuses de chasteté, se mêlant ensuite, d'une ma-
nière étrange, aux souvenirs épicuriens du classicisme. La femme,
étant pour les ims une tentation obsédante et diabolique et pour les
autres un simple instrument de plaisir, ne pouvait s'élever pour la
plupart des gens de cette époque à la dignité de mère et de com-
pagne fidèle de l'homme. Le printemps de la vie passé, sa mission
était finie et l'on assistait en riant à sa dégradation. Chez le Berni
et chez plusieurs poètes formés à son école il y a aussi une vive
réaction contre les pétrarquistes et sous ce rapport les vieilles re-
présentent une parodie de la lyrique amoureuse, de même que les
poèmes burlesques nous offrent, à leur tour, une parodie de l'épopée
classique et chevaleresque. Mais avant le Berni, on avait déjà
chanté maintes fois les grimaces de la vieillesse.* Il suffit de rap-
peller ce qu'on lit dans un recueil publié par M' Casini,^ les sonnets
* cfr. l'article de Mj^ Clan „Un codice ignoto di rime volgari appartenuto
a B. Castiglione" dans le Giorn, Stor, della lett, ital. XIII p. 310 — 316. Voyez
aussi un article de Mr Vittorio Rossi dans le même journal (XXVI p, 39)
sur le poète Strazzola.
* dans Ics „Rime dei poeti bolognesi del sec. XIIP" dans la Scelta di
curiosità letterarie, disp. CLXXXV p. 42,
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 73
attribués à Cecco Ângiolieri et cités par M' Ciani et ceux de
Rustico di Filippo, écrivain de la première moitié du XIII® siècle.^
Ce dernier est le représentant le plus accompli de ce genre,
dans la littérature italienne des premiers siècles. On n'a qu'à lire
ce sonnet, où le tableau est déjà achevé:
„Dovnnqne vai con teco porti il ciesso,
oi bngieressa vechia pnzolente,
che qual umqne persona ti sta presso,
si tnra il naso e fìigie jnmantenente.
Li denti le giengie tue menar gresso,
che li tasena 1' alito putente :
le selle paion lengue d' allcipresso
jn ver lo tuo fragor, tant' è repente :
Che par che s' apran mille monimenta
quand' apri il cieffo; perchè non tí spolppe?
o tí rinchiude ssl e' ôm non tí senta ?
Però che tuto '1 monddo tí paventa;
jn còrppo credo filglinti le volppe,
ta 'lezo n' escie fuor, soza giomenta ! "
Ailleurs il parie de sa belle „la donna mia'S qui montre ses
trésors consistant en „cispa d' occhi'' poux, punaises, gale et autres
merveilles de ce genre. Cene de la Chitarra d' Arezzo î* peint, à
son tour, una „vegla nera vizza e rancha''; Franco Sacchetti s'amuse,
à ce sujet, dans des ballades bien connues et le Pistoia^ a un
sonnet d'une beauté merveilleuse sur une dame de quarante-sept
ans, qui n'a pas encore renoncé à la coquetterie:
„Lei pare un carboncin mezzo di foco;
O che bel donnellin creato in fretta!
Che beUe carni purpurine e ranee!"
Bernard Bellincioni, le poète courtisan de Laurent le Magni-
fique, se moque d'un amoureux d'une femme borgne*» et il pré-
lude par là à une foule de compositions pareilles, savoir l'amant
d'une bossue, l'amant d'une négresse etc., qui eurent beaucoup
de vogue, dans les siècles suivants. C'est en parlant de sa propre
maigreur, que le Bellincioni se sert d'une image, que nous retrou-
verons ensuite chez le Bemi et chez beaucoup de poètes français:
„Chi vuol far notomia
Di muscoli, di nervi e poi del drente,
Di fuor mi guardi, e resterà contento."
On ne s'en rappellera que trop et l'anatomie burlesque nous pré-
sentera des modèles afi^eux et vivants d'histologie et de momi-
^ ibidem p. 312.
*^ cfr. bibl. stor. letter, ital. Bergamo, 1899, ^it. Federici, p. 30, 33.
' cfr. vol. CLXXn de la sceUa di curiosità letterarie, sou. 2.
* I sonetti del Pistoia éd. Renier, Torino, 1888, p. 106.
5 cfr. scelta di curiosità lett. livr. XXIV »on. 171«, 34«.
74 P« TOLDO,
fication. Dans Ja istoria della Beca'S attribuée à Louis Puld,
nous avons añaire à une paysanne, dont les appas ne sont gâtés,
que par quelques petits défauts:
,,La Beca mia è solo un po' piccina,
E zoppica eh' appena te n' adrestL
Neil' occhio ha in lutto una tal magliolina,
Che stu non guardi, tu non la vedresti,
Pelosa ha intorno quella sua bocchina.
Che proprio al barbio V assomigliaresti,
E come un quattrin vecchio proprio è bianca.*'
D'autres invectives qui n'ont pas toujours un caractère burlesque
et plaisant, sont lancées contre les vieilles, ayant le tort de ne
vouloir pas servir ces poètes dans leurs amours, ou veillant sur la
vertu des jeunes filles confiées à leur garde. Pour ces auteurs, les
femmes n'ayant plus les charmes de la jeunesse, sont obligées à
un autre métier; courtisanes ou maquerelles voilà leur destinée. Et
les maquerelles ne sont épargnées non plus, car ces poètes sont
vraiment incontentables. Rappelons ce que le Politien écrit ïn anum,
l'Arioste in lenam, le Molza in anum importunant, et la description
d'une vieille entremetteuse, due à la plume du Burchiello.^
C'est là le genre où l'Arétin occupe le premier rang. Nous
venons de constater l'existence de la description burlesque de la
vieille avant le Bemi, mais ici, comme dans toute sorte de com-
position burlesque, il faut bien lui donner la première place. Son
sonnet sur les
„Chiome d' argento fine, irte ed attorte
Senz' arte, intomo ad un bel viso d* oro"
devint bientôt le modèle de tout portrait d'une femme laide et
vieille aux dents d'ébène et aux „luci torte" et on lui emprunta
aussi, pour l'appliquer aux beautés fanées, ce qu'il avait chanté
d'un certain messere, qu'il appelle „una lanterna viva" un „carcame'*,
un sujet sur qui, comme Bellincioni, il invite à étudier la „notomia".
Que l'on ajoute ce que le poète chante de sa servante:
„Balia del Turco, e suocera del boia"
décrite depuis les pieds jusqu'à la tête et ressemblée à une
„cosmografia"
„Pien d' isolctte d' azzurro, e di bianco,
Commesse dalla tigna di tarsia."
Rappelons aussi ce qu'il dit de son „innamorata", dont les grands
pieds avaient touché son cœur.
Dans son mépris pour la vieillesse, le poète italien s'en prend
aussi, avec son manque de sentiment moral et filial, à sa mère, à
ses tantes et à ses oncles:
„£ dicon, che non voglion mai morire,
La morte chiama, ed ei la lascian dire."
1 éd. de Londres, 1757, p. 112, 147.
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 75
Le Manro dans ses „donne di montagna'', que Teau n'a jamais
connues et qui obligent TÂrnour de courber la tête, ajoute d'autres
traits mais plus vulgaires à ceux de son maître:
,^ i capei folti, bosco da pidocchi,
£ gli denti smaltati di ricotta,
£ le poppe, che van fin' a i ginocchi."
Lo Strascino da Siena nous fait admirer sa dama, décrite elle
aussi dans les moindres détails, Messer Àgnolo Firenzuola com-
pose un capitolo „sopra le bellezze della sua innamorata" et il
commence des cheveux, des oreilles et des yeux pour arriver
jusqu'où je ne dirai pas. Enfin le Lasca a de même que le
Bemi, une servante, qui ferait perdre la patience à Jacob, à Isaac
et à lob, lui-même:
„L*Ancroia e TArpalista
£bber men brutta cera.
L' è lunga, vecchia, secca, grinza e nera,
Ch' ella par la versiera,
Anzi una furia, una strega, un' arpia."
G. F. Ferrari, dans ses rimes burlesques (réimpression de Ve-
nise, 1570) et suivant les Paradossi d'Ortensio Lando, aborde une
autre forme du même sujet. Il chante les louanges de la femme
laide, parce que la beauté de la femme forme le désespoir des
maris; en outre le temps détruit cette beauté trompeuse, tandis
que la laideur ne saurait empirer. Que l'on ajoute les souvenirs
de tous les malheurs causés par les belles femmes, depuis Hélène
jusqu'à nos jours, tandis que les femmes laides restent tranquilles
à leur place et se contentent de fort pcü.^ Ce sujet tel que le
Ferrari Ta développé se trouve en rapport direct avec un autrtî
bien plus connu encore de l'antiquité classique, celui des malheurs
de la vie conjugale, sujet qui est, il est vrai, surtout satirique,
mais que la poésie burlesque sait exploiter à son tour. Lorsque
le Bemi, par exemple, dans son sonnet, qui commence:
„Cancheri, e beccafichi magri arrosto"
nous fait rénumération de tous les malheurs possibles, pour con-
clure que le pire de tous est celui „d'aver moglie" il a évidemment
l'intention de tenir en suspens l'attention du lecteur, jusqu'au der-
nier vers, dans un but tout à fait plaisant et la satire passe en
seconde ligne. Il en est de même du Lasca, qui dans un sonnet,
dont le début est moins plaisant que celui du Bemi, mais doni
la méthode et le but rappellent de près ceux de son prédécesseur,
résume, à son tour, tout ce qui peut rendre malheureux un homme
pour conclure que:
^ Pour les louanges de la vieille femme voyez le secentista Murtela,
qm se propose cependant an but difi'érent; cfr. Belloni: // Seicento, p. 66.
76 p. TOLDO,
„Chi vuol mutar costumi, opere e voglie,
Chi vuol d' ogni error suo far penitenza,
E d* ogni ben privarsi, tolga moglie."
Sous un autre point de vue César Bentivoglio, suivant de près
Horace et se moquant de ceux, qui font de la femme le but de
tous leurs désirs, sujet développé déjà, entre autres, par Cecco
Angiolieri,! conclue que le mieux qu'il a trouvé c'est de se con-
tenter de sa propre servante, très simple et qui ne se fait pas trop
prier, ainsi que les dames de la cour. Cette inspiration classique
et italienne nous la retrouverons fort exploitée par les poètes
français. Parfois les écrivains de la Péninsule préfèrent à celui
des femmes un autre amour, dont ils ne font aucun mystère;
Bemi, Dolce et plusieurs autres de ces poètes burlesques avouent,
avec un cynisme repoussant, et pas seulement pour plaisanter, leurs
passions honteuses; on chante le ragazzo, sans le moindre voile,
lorsqu'on ne croit plus convenable, de faire un tour au bordello et
de suivre de près l'inspiration de Pétrone.
C'est par Tamour de la servante opposé à celui des dames,
que nous pouvons aborder l'examen de la poésie burlesque de la
France. Ronsard est là sur le seuil de la Renaissance, avec son
bagage pétrarquesque, chantant la beauté de la femme, sur tous
les tons, mais on aurait tort de prendre trop au sérieux cet en-
thousiasme d'emprunt. En d'autres compositions, en évident con-
traste avec sa lyrique amoureuse, il s'en prend à ce sexe si volage,
qui ne sait apprécier au juste ses grands mérites et ses ardents
soupirs et il arrive par là à conclure que l'amour le plus commode
est encore celui chanté par Horace et par le Bentivoglio.
„Mon Dieu que sert d'aimer à la cour ses princesses?
Jamais telle grandeur n'apporte que tristesses,
Que noises que débats; il faut aller de nuit,
Il faut craindre \m mari, toute chose leur nuit . . .
Quant à moy, bassement je veux toujours aimer."
Et en effet, dans une de ces odes (23^), il se déclare épris de sa
servante, sans qu'il y ait dans cette sorte de passion, aucune idée
élevée ou poétique:
„Si j'ayme depuis naguiere
Une belle chamberiere
Hé, qui m'oseroit blasmer?
De si bassement aimer?"
Il appelle à son secours, n'oubliant pas les préceptes de son école,
une foule d'exemples, tirés de la mythologie et il ajoute:
^ cfr. le sonnet qui commence:
„I' sono innamorato, ma non tanto.
Che non men passi ben leggieremente :
Di ciò mi lodo, e tegnomi valente.
Che all' Amor non son dato totto quanto
PO¿SIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. ^^
„L'amour des riches princesses
Est un masque de tristesses;
Qui vent avoir ses esbats
n faut aimer en lieu bas."
Le bas et la bassesse triomphent donc chez lui et sa décla-
ration ne sera pas perdue pour ses contemporains et pour ses
imitateurs. On n'a qu'à ouvrir le Cabinet satirique pour y retrouver
l'apologie „du plaisir d'une servante" due à la plume du cadet
Ângoulevent:
„Fasse qui voudra l'amour
A ces maistresses de cour,
Quant a moi je me contente
De caresser nuict et jour
Le tèton de ma servante . . ."
Qu'il me soit permis d'interrompre tout de suite notre poète,
qui pousse trop loin sa plaisanterie, pour passer à une autre com-
position, sur le même sujet du même cadet Angoulevent ^ et
qu'on lit dans ses satires bastardes (1615), pêle-mêle étrange, où
l'on rencontre parfois aussi de beaux vers. Ici, par exemple, dans
„l'Amour des chambrières*' après avoir loué
„La beauté qui point ne se farde"
il conclue avec beaucoup d'inspiration poétique:
„Estant au village nourrie,
Elle se laisse apprivoiser,
Et sans me causer fâcherie.
Me fait près d'elle reposer.
Follastrement dedans ma bouche.
Depuis le soir jusques au matin.
Je me rends maistre de sa couche.
De ses flancs et de son tetin.
Ore dessoubs le verd boccage,
Ore dans un pré fleurissant,
Au son du rossignol sauvage,
La belle me va chérissant."
Maynard, un contemporain d' Angoulevent (16 13), déclare à son
tour, qu'il se rend avec plaisir à la campagne, où il pourra jouir
à son gré des beautés champêtres et salue avec mépris „les pom-
peuses demoiselles" cachées sous le fard. Mais le cadet d' Angou-
levent ne s'est pas borné à chanter l'amour des „chambrières". 11
a abordé aussi le sujet de la vieille femme; une femme que l'âge
a rendue affreuse, mais avec laquelle il vit en rapports intimes, à
cause de ses richesses, déclaration qui n'est pas faite pour lui
captiver notre estime bien qu'il l'expose avec un sans-gêne ad-
mirable. Enfin s'il se moque en vers de cette maîtresse, toujours
^ Nicolas Joubert sieur d'Angoulevent.
78 p. TOLDO,
est-il qu'il la caresse en prose, ce qu'il avoue dès le début de
la pièce:
„Image de la mort, vieille sempiternelle,
Que vous sert-il d*user tant de cmaatez.
Ma foy vous vous trompez de faire la cruelle.
Car j'aime vos escus et non pas vos beautez"
et il conclue fort galamment:
,iUn bois vieil et trop sec n^est bon que pour brûler*'^
Le cadet d'Angoulevent, que nous venons de citer, excelle dans la
description des vieilles et ce qui rend plus piquants ces rédts,
c'est qu'il se met en scène, lui-même, à côté d'elles. Ainsi après
avoir présenté dans la Poriraicture d^Isabeau une des variétés in-
finies du sonnet du Berni, après avoir dédié soixante-neuf vers à
une autre vieille sempiitrnelle^ des vers, tous commençant par ce
mot de vieille, qui les inspire, dans Vadveniure de Polidorty il nous
expose comment il se trouva entre les bras d'une megère épou-
vantable, qu'il avait crue tout d'abord une fille jeune et charmante.
Ce quiproquo est une source de burlesque, très exploitée à cette
époque.2 Mais la poriraicture de la vieille commence en France
bien avant notre cadet, et en laissant de côté la représentation
de la vieille au moyen-âge,^ celui qui aborde, le premier, d'une
manière nette ce sujet c'est Villon dans une ballade en viel langage
où il chante que „toujours vieil singe est desplaisante". Clément
Marot dans des vers assez connus, répète ces injures:
„Veux-tu vieille ridée entendre
Pourquoy je ne te puis aimer?
Amour, Tenfant mol, jeune et tendre,
Tousjours le vieil sang trouve amer . , ."
^ Tout cela ne lui empêcha point de chanter 'sérieusement ainsi que
Murtola la belle vieille, sujet développé ensuite par Ménage {Aeg. Menagii
poemata éd. de Paris, 1658).
' La poriraicture d^Isabeau s'inspire évidement aux modèles italiens,
que nous venons de citer. En voici le début et la conclusion: *
„Jeune beauté qu'en rougeur surpasse,
Le fond vermeil d'une vineuse tasse,
Qui as les dents plus belles qu'un rasteau
Et le nez laict tout ainsi qu'un marteau . . .
Hé donc pourquoy ne pourra-t-elle plaire
A mes doux yeux qui en sont plus espris,
Que tous les chats des rats et des souris?"
Voici encore le début de la vielle sempiternelle:
y,Vieille ha ha, vieille ho, ho.
Vieille chouette, vieil hibou.
Vieille grimasse de marotte
Vieille gibecière de Juif ..."
Pas trop d'esprit, ou le voit bien, dans ce débordement d'injures.
^ cfr. G.Paris: La litt, franc, au moyen âge, Paris 1888, p. 168 et
Gorra dans sa préface à la réimpression du Fiore (Voyez Mazzatinti, Mss,
itaL delle hibl, di Francia, Vol. 111).
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 79
Après Marot» c'est Ronsard qui s'en prend aux vieilles au moins
si c'est bien dû à sa plume la satire sur la belle Catin
„Chancreuse et noire les dents"
qu'on lit dans le cabinet satyriqtu (éd. 1859 — 1860}, et après Ron-
sard, ou peut-être dans le même temps, Joachim du Bellay, qui
dédia à ce sujet des vers dont l'ispiration italienne paraît évi-
dente. Je n'ai qu'à citer le sonnet qui commence:
,,0 beaux cheyenx d'argent mignonnement retors!
O Iront crespe et serein: et vous face dorée!
O beaux yeux de coral! ô grand bouche honorée
Qui d'un large replis retrousses tes deux bords",
pour que le type du Bemi se présente à nos yeux. Il y avait
évidemment en Du Bellay, aussi bien que chez son prédécesseur
italien, une réaction plus ou moins vive à la lyrique amoureuse
de son époque, car, dans une autre composition, il s'en prend
aux Petrarquistes, oubliant, pour le moment que c'était là, où son
maître Ronsard avait fait cueillette de lauriers. Il s'y plaint de
ce qu'en France l'amour, dans sa représentation littéraire, a pris
„Thusque nature" et que les poètes ne savent chanter autre chose
que le fìn or, les perles „le crystal, le marbre, l'yvoirc, les fleurs,
lis, oeillets et roses" de celles qu'ils supposent d'aimer, peinture, à
ce qu'il ajoute à faire „rougir la carte blanche''. Pour moi déclare-
t-il j'aime un amour plus positif et je me moque de tous ces
vains soupirs.^
Je rappelle encore que dans le sonnet cité. Du Bellay n'oublie
pas les belles dents d'ébène, les ongles dorées et les membres de
glace; et que Melin de Saint Gelais se plut à son tour à la
peinture des:
,,Cheveux d'argent refrangés et retorts,
Espars autour d'un visage doré."
Saint Gelais ajoute l'énumération des appas de celle qu'il aime,
savoir :
„Le front refronci qui m'as decoloré
Te voyant butte et d'Amour et de Mort"
les dents toujours d'ébène, l'oeil qui fuit „à grand tort" le nez
de porphire et d'autres merveilles de ce genre. Cette imitation
directe devait continuer assez longtemps et Desmarets dans ses
Visionnaires (A. I S. IV) chantera, à une époque plus rapprochée
de nous, le coral des yeux, l'azur de la bouche, l'or du teint.
^ Un autre écrivain du XVI« siècle, Nicolas Le Digne composa un
„Discours salyrique de ceux, qui écrivent d'amour" où il se moque ainsi que
son confrère de ceux, qui chantent des maîtresses imaginaires:
,,(Ils) ont fort peu, ce me semble, ou n'ont jamais aimé,
Mais se fantasians une dame en idée
Sur un sujet en l'air leur amour est guidée,
Qui n'estant rien de soy qu'imagination
Ne peut monstrer le vray de leur affection.'*
8o p. TOLDO,
l'argent des cheveux et Tébène des dents de la jeune beauté qu'un
de ses personnages adore. Mais entre Du Bellay et Desmarets il
y a une foule d'autres compositions inspirées à la même pensée
et dont nous allons bientôt faire la connaissance.
D'après Martial (X livre, épigr. 75®), Du Bellay se moque aussi
d'une „vieille afifectée" dont il n'a pas toutefois l'air de repousser
l'amour. Ailleurs il fait conter à une vieille courtisane les aven-
tures de sa vie, les arts de sa toilette, ses charmes passés et ses
repentirs inutiles. Un jour, du temps de Pâques elle éprouve toute
l'horreur de sa condition, se jette au pied d'un autel, prie le bon
Dieu de lui pardonner tout son passé, vend ses biens, les donne
à l'église et se fait religieuse, mais, peu de temps après, l'amour
de sa vie libre renaît dans son âme, et ayant quitté le convent
roule de vice en vice, de corruption en corruption. Pour surcroît
de malheur elle s'éprend d'un amour passionné pour un jeune
homme, et Du Bellay lui met dans la bouche les expressions les
plus tendres les plus vives de ce sentiment, qui la soulève à
une idéalité, dont sa vie de débauches paraissait avoir dû tarir la
source pour toujours. On voit la malheureuse rôdant autour de
la maison de celui qu'elle aime, en proie à la jalousie, qui l'aveugle;
on voit cette main qu'elle voudrait saisir, pour se sauver de l'abîme,
la repousser durement et cette âme qui n'a éprouvé qu'un seul
amour, dans un corps souillé par mille hontes, se replie sur elle-
même et la vie hideuse recommence, pour aboutir à la honte extrême.
La voilà fouettée par le bourreau, dans les rues de Rome, la voilà
en proie à cette maladie affreuse, dont Vénus punit ses adorateurs
et la jeunesse qui s'en va, fait le désert autour d'elle. Cette cour-
tisane, dont nous parle le poète français avec son esprit supérieur,
est bien celle, qui paraît dans la vie et dans la littérature de la
Péninsule. Je ne rappelle pas même en passant, les courti^nes
célèbres de l'Italie, poètes elles-mêmes et dont des écrivains
illustres ont chanté les charmes; je remarque seulement que Du
Bellay représente son héroïne à cheval, splendidement ornée, la
fait chanter, jouer de divers instruments et lui fait dire
,,Et ne se fast nul autre peu vanter
De sçavoir mieulx le Pétrarque chanter."
La vieille courtisane de Du Bellay, se détachant des compositions
plates des poètes de son temps, et où la dégradation de la femme
n'offre aucun élément de burlesque, nous a quelque peu éloignés,
de notre sujet, mais il fallait en faire la connaissance pour faire
saisir la différence des genres chez le même poète et sur le même
thème. Jacques Tahurean avec sa vieille maquerille, contre laquelle
il lance les injures les plus vulgaires et Jean de la Jessée avec
plusieurs compositions dans ce goût, vont nous remettre en route.
Ce dernier dans La bigotte nous peint une „infame maquerelle" qui
lui a enlevé celle qu'il aime:
POéSIB BQRLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 8l
„On peat voir son hydeos visage
Pins de£fait qa'nne vieille image.
Noires ses dentz, puant son nez ..."
et je fais g^âce aux lecteurs de ce qui s'ensuit Le vérisme le
plus outré de nos jours, se trouve souvent dépassé par ces poètes.
Antoine de Baîf chante par exemple une „vieille carcasse saupou-
drée** et une autre „que le vieil âge a minée et pourrie" et dont
il repousse les tendres sentiments. Dans ses „nouveaux satires et
exercices gaillards", Angot TÉpéronnière s'en prend à son tour à
une certaine Jacqueline qu'il appelle l'image de la mort et qu'il
gratifie d*une foule de titres savoir „vieil goufiire infame, usurière
execrable" etc. Il y a, dans cette composition, un certain mouve-
ment lyrique, lorsque le poète nous peint cette malheureuse, qui,
avant de mourir, adresse ses adieux aux biens qu'elle doit quitter
pour toujours:
„Chères vaches à lait que j'ay si bien nourries!
Vous moutons bien-aimés! mes brebis plus chéries!
Petits cochons niquets, qui grondiez après moy,
Lors qu'à votre besoin je vous portois de quoy,
Poulies, poullets, poussins, vous mes autres volailles
Que ma main nourrissoit et de grains et de pailles ...
Terrines, pots à beurre, et vous pots pleins de miel,
Lard, sidre, blé, laniaiz, vous mes chères cotelles ...
Adieu meubles, adieu, dont le soud me blesse,
Puis qu'en laissant le monde, il faut que je vous laisse."
Les vieilles hideuses, repoussantes, à l'haleine infecte, pullulent
dans les œuvres de ce poète aussi bien que dans celles de Claude
de Pontoux, son prédécesseur (Lyon, 1579) et de Pierre Le Loyer
maître, dans ce genre (Paris, 1579).
Qaude de Pontoux avait décrit le malheur qui lui était arrivé,
se laissant surprendre par une vieille femme, dont il n'avait pas
connu l'âge fort respectable, à cause du fard, qui la rendait „plus
vermeille qu'une rose".* Pierre Le Loyer, l'auteur de la Nephélo^
cocugie^ où il s'inspira à Aristophane, nous peint, avec beaucoup
de verve, une dame de son époque fort peu jolie et encore moins
respectable, dans un sonnet qui commence:
„D'une audace superbe aller guydant ses pas,
Monstrant dessus le front sa perruque retorte**
et où il l'accuse de s'abandonner à toute sorte de voluptés. Il
célébra aussi, en deux odes distinctes et contraires, V amour des
vieilles. Dans la première, il déclare qu'il n'y a rien de plus hon-
teux et de plus repoussant, que de s'abandonner entre les bras
d'une vieille femme; dans la seconde il exalte ce qu'il vient de
blâmer, toujours avec la même convinction et c'est le cas de voir
' Ce sujet lui fit répandre des torrents de larmes et d'injures en français
et même en italien, dans un sonnet d'ailleurs fort faible.
Zdtsdir. £ rom. Pbfl. XXV. 6
82 p. TOLDO,
après un not de mots grossers contre les cheveux que l'âge a
blanchis, ce que ce poète, d'un mérite assez distingué, sait dire
en leur honneur. Le Loyer commence par apaiser la colère des
„bonnes vieilles'*, que sa muse vient d'offenser et ensuite il s'aide
de souvenirs mythologiques. De là il passe à la description de
ce qui constitue le charme de cet âge:
,,La vieille à la pomme ressemble
Qui est douce et salubre ensemble
Quand plus est ridée sa pean,
Estant pour un metz delectable,
Plutost mise dessus la table
Que ne seroyt un fruict noaveau."
Personne ne saurait mieux que notre bonne vieille s'entendre aux
plaisirs de Vénus, dont elle a fait si souvent les épreuves:
„Qui avec elle se marie
N'est point espris de jalouzie,
Et le nom de Cocu ne craint."
Elle a soin du menage, aime celui qui la rend heureuse, épargne
son argent, se contente en tout et partout de bien peu de chose;
enfin c'est un trésor qu'on a tous les torts de mépriser.* C'est là
le sujet du Ferrari, mais développé d'une manière fort différente.
Qu'il me soit permis, puisque mon sujet paraît l'exiger, de
donner un coup d'oeil aussi à Véloge de la laideur, tel que nous
le retrouvons, dans la littérature burlesque en prose. „La laideur
et déformité du visage" inspire une des fantaisies de Bruscambille
(Paris, 1612) et c'est toujours la même méthode, c'est-à-dire l'ex-
position des maux que la beauté a causés, pour en tirer une con-
clusion favorable à ce qui lui est opposé.
„C'est grand pitié que d'estre beau et parfaict de tous ses
membres; car on dément ces anciens proverbes, qui contiennent
vérité par ces mots: Non omnia possumus omnes. Et encores:
Nullus ubique potest felici ludere dextra, aut nihil est ex omni
parte beatum. 11 n'y a rien de parfait de tout poinct. Tel aura
le visage beau faict, qui aura le corps mal faîct, les jambes droictes,
et les cuisses esbauchees . . . bien heureux sont ceux qui sont
imperfectionnez en toutes les parties de leurs corps. Car il n'y
a rien que la beauté qui nous soit dommageable, et qui engendre
plus de dissenlions, querelles, meurtres et violances. La laideur
est ferme rempart de chasteté; la laideur conserve les femmes en
leurs pudicitez et les filles en leurs virginitez", et ici l'auteur appelle
à son secours tous les souvenirs des légendes anciennes, Hélène
^ Toujours, dans le même goût, après avoir combattu dans une ode
plusieurs sortes d^amour, dans Vode au contraire. Le Loyer loue ce qu'il
vient de blâmer, savoir Tamour de la „paillarde", de „la pucelle", des filles
„de bas âge", des servantes, et surtout des veuves. C'est à ce dernier sujet
que Pierre Le Brach venait de s'inspirer, vers la même époque (Bordeaux,
1576), dans son amour des vefves.
POESIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 83
et Paris, qui causent la mine de Troie et il exalte la laideur de
Socrate, accompagnée par la vertu.
Il 7 a évidemment dans cette apologie des souvenirs directs des
Paradoxes du Lando, dont nous ferons sous peu la connaissance.
11 en est de même du „biâme de la beauté" d'un contemporain
de Bruscambille, Bertrand Harduin de Saint Jacques, mieux connu
sous le nom comique de Guillot Gorgeu, débitant lui aussi des
prologues facétieux sur le théâtre, pour amuser le public et lui
faire prendre en patience le retard de la représentation. ^ Parmi
ces prologues, on trouve „son blâme de la beauté", où Gorgeu
ajoute de nouvelles raisons à celles de son camarade; il fait, par
exemple, Téloge de la bosse, parce que c'est là la forme de la
terre, il trouve que la laideur indique le mérite parce que les
animaux les moins beaux sont aussi les plus utiles et d'après
Ferrari il déclare que la laideur en vieillissant augmente son prix,
tandis que le temps détruit toute beauté.^ D'ailleurs est-ce parmi
les belles qu'on pourra retrouver la vertu? Ne sied -elle pas
nparmy les halliers, parmy les buissons"?
Revenons maintenaint sur nos pas, car Régnier est là en
pleine Renaissance, étalant sa galerie de femmes affreuses, où
quelques types nouveaux vont se présenter à nos regards. D'après
Òvide,^ il avait déclaré, dans sa septième satire, qu'il ne repoussait
l'amour d'aucune femme, tout en gardant une antipathie extrême,
de même que ses devanciers, pour les rides de la vieillesse. Il
en a donc aux vieilles, mais là où il excelle le plus c'est dans la
représentation des maquerelles hypocrites. Tout le monde connaît
sa Macette, qui n'ayant eu, dans sa jeunesse
„Autre ciel pour objet, que le ciel de son liet"
s'est, dans son âge avancé, tournée à la dévotion:
„Son oeil tout pénitent ne pleure qu'eau beniste.''
^ cfir. Recueil des pièces du temps ou divertissement curieux etc., La
Haye 1685.
^ Un anonyme en 1731 (éd. de Paris) dédia à une certaine demoiselle
Honesta, V Eloge de la méchante femme, composition conçue toujours dans
le même goût. „On entend, dit-il, ordinairement par méchante femme, une
femme emportée et d*un aspect acariâtre, un dragon de vertu, une honnête
diablesse qui gronde et tempête depuis le matin jusqu'au soir qui bat tous les
jours ses domestiques et ses enfans, qui querelle à tout moment ses voisins,
qai tient la bride courte à son mari, qui ne lui passe rien, qui le prêche à
table, qui le damne au lit, qui même dans l'occasion lui jette un chandelier
à la lète ..." Eh bien! une femme pareille loin d'être un malheur forme la
benediction de l'homme qui l'a eue en partage et qui doit partant remercier
b providence de ce cadeau si prédeux. C'est elle en eif-t qui guérit les dé-
fauts de son mari le rendant humble, et patient par ses réprimandes, libéral
par ses demandes, chaste le faisant fuir du lit et sobre, lui empêchant de
manger et de boire. Dans le Cabinet satirique on lit „la louange de la bosse
en faveur d'une malstresse"; c'est là un sujet que nous connaissons déjà et
Von chante en France, de même qu'en Italie, ces louanges ironiques des dé-
fauts physiques des femmes.
^ L'élégie du il« livre des Amours,
6*
Ses arts la rapprochent de la Célestine espagnole, mais elle garde
aussi une physionomie bien italienne, celle des héroïnes de l'Arétin
et de la comédie de la Péninsule, en laissant de côté ce qu'Ovide
avait déjà chanté à ce propos. t Dans sa onzième satire, Régnier
nous mène dans une maison suspecte, où il rencontre trois mé-
gères, maquerelles de la pire espèce et réduites dans un tel état
de maigreur que Michel-Ange, lui-même, selon la déclaration de
l'auteur, ne saurait composer un corps entier en réunissant tous
leurs membres. L'une de ces vieilles rappelle de prés le portrait
du Bemi:
„(Elle) rrssembloit transparente une lanterne vive"
et la description du cabinet de toilette est en rapport direct avec
le caractère de ces sorcières. On attribue à Régnier une autre
poésie, adressée encore à Macette et ici Macette étale sous les
yeux du lecteur ses cheveux ressemblant „à des mèches d'arque-
buse" et sa voix aussi douce que „les coides d'un rebec". Ailleurs,
en s'adressant à une autre pécheresse, dont l'âge a détruit tous
les charmes, Régnier ajoute:
„De moy lu n'auras pux ny tresve
Que je ne l'aye vene en Gresve ..."
La vieille est pour lui de la souche de Tartufe et apparentée as
roi des ténèbres,
La description minutieuse du corps de la vieille forme une
des inspirations les plus communes de notre poète et de ses
camarades. Les contemporains de Régnier raifolent de ce genre.
Voici tout d'abord Sigognes, dans Le cabine! tatirique avec sea
pièces, portant pour titre; la vieille ridée, la vieille dlcripitie, la por-
traidure d'une vieille etc., et c'est toujours le même type, décharnj
et momifié:
„Elle a beaucoup de l'air d'une antique Maialtc,
Son teint csl délicat, comme un ñeil brodequin,
Son coips est embonpoint autant qu'un mannequin,
El chemine aussi gay, comme un líívre qui trotte . , .
Bref, c'est un mannouset habillé d'un rabat,
Un balay cKOurt£ d'une vieille sorciire
Car qui ta monteroit ¡loit droict au labat."
En parlant d'une „respirante momie" et de son „cuir transparent'
Sigognes se propose d'en faire „l'anatomie", et il commence par
sa pnmcUe „louche et liserne", sans épaigner aucun détail de
ses horreurs. On reste étonné d'ailleurs lorsqu'on apprend qu'il
a pu, de même que la cadet Angoulevent, devenir la dupe de
cette mégère et céder à des appas si ßnes. Cost que les jeunes
femmes demandent et que les vieilles donnent.
Ailleurs, Sigognes écrit «¡nlre »ne dame sale, eonire une damt
maigre
„Etqaeletle de peaux et d'oi"
> livre Xm dei Amouri.
I
I
1
VOÈSa BURLESQUE FRANÇAISE DB LA RENAISSANCE. 85
et se plaît à la description d'une certaine PérreUe tnaquertlUy véri-
table sordère, qa'il suit dans les cimetières et dans les caveaux.
La scène cesse d'être burlesque pour dévenir tout-à-fait lugubre:
»Couvent poar exercer Tart de ton sorcelage,
Ta TAS changée en loaye au carrefour d'un village,
CmeUe dévorant les petits et les grands,
Du tout inexorable aux pleurs et à la plainte,
Pois la panse remplie et ta mâchoire teinte
Tu desponilles ton charme et ta forme reprens.
Ou bien des trespasses ouvrant les sépultures,
Tu te formes un corps de leurs vaines figures . . ."
Void, toujours dans le Cabinet satirique, le sieur Maynard avec ses
pièces contre une vieille ridée et contre une vieille courtisane (voyez
édition de ses œuvres, 16 13)
„Ton lict, Margot, a perdu ses chalans;
Et tu n'es plus qu'un misérable reste
Du premier siècle et des premiers galans"
voici encore une pièce anonyme contre une vieille âécrépitie, où il y
a, de môme que dans celle du cadet Angoulevent, soixante -sept
vers, commençant par le mot vieille, voici la description de Macette
»plus claire qu'une lanterne", les malheurs de Perrette devenue:
„Maigre, laide, pauvre et nue
N'ayant ny cheveu, ny dent"
voici enfin le hordeau de Louisen qui:
„A plus exercé de mestiers
Que l'Arétin n'a de postures,
Que l'Espagne n'a de doublons.
Que l'AfFrique n'a de sablons.
Et que le diable d'impostures."
Tous ces collaborateurs du Cabinet , Motin, Sigognes, Maynard,
^rthelot etc. (éd. 1859 — 1860), dédient à Tenvi leurs vers à ce
sujet et leur exemple est suivi par le sieur d'Estemod, qui, dans
son Espadon satyrique, nous présente plusieurs variétés de la même
inspiration. Je rappelle, en passant, Le paranymphe de la vieille
V^ fait un bon office et dont les arts magiques ont une telle
puissance, que:
„Si dessus un troupeau de chèvres
Quelques mots sortent de ses lèvres,
En humeur sont tous les bouquins."
II s'en prend aussi à une vieille fille du Languedoc, avec laquelle le
poète déclare avoir fait pénitence de tous ses péchés et dont il
nous décrit la laideur, et les compositions de ce genre s'ensuivent
dans son œuvre, V ambition d'une fille exempte de tout mérite, la belle
Magdelaine, Phipocrisie d* une femme qui feignoit destre devote et fui
trouvée p..,,, Vode satirique d*un amoureux à sa maistresse, le di'
V0ret du mariagt etc Dans celte dernière pièce od esitend
dialogue fort peu aimable entre un mari et sa femine, et le mari
en U quittant, dte deux vers italiens qae je n'ose reproduire. L
caractère de ce débat peat se comprendre par les vers snivants:
(la femme) (le mari)
„Uaia vous avez de ms jennesse Rooger les os ji oe m'advienDe,
Mane* la (hair, k qu'en dtlitsse Madame, si ions esles chicane.
Ronger les os il tous convient." Ne cioyez pas qne je sois cbien." '
Desportes, lui aussi (Cobinel satirique), s'adiesse plus tard á un
vieille pour lui rappeler son beau temps passé et la misère, qui
l'attend:
„Qn'est devenu ce premier ige,
Où (Util le» fleurs de ton visage?"
Hors de ces porlraicluns, mais toujours dans un bnt burlesque, ce»
gais confrères du Cahintt nons font assister à des scènes erotique«
et ans combolt entre des courtisanes plus ou moins fauées. Tels
sont „le combat d'Ursine et de Perreltc aux Auguslins" composé
par Sigognes, „La réponse de Motin", „Le combat de deux courti-
sanes" dû à la plume d'un anonyme et il va sans dire que ces
luttes commencent par des flols d'injures et finissent, le plus sou-
vent, à coups de poing.
Avec De La Croix {Paris, 162g), nous sommes déjà en plein
XVII' siècle, mais l'inspiration demeure toujours la même. Nous
avons affaire à un disciple très fidèle de Régnier, qui nous offre
une poriraiciure d'une vieille femme, copie assez plate de ses de-
vanciers.' Cette vieille est vierge de corps, ayant été répoussée
de tout le monde, mais son âme est un abîme de corruption.
Ses dehors sont ceux de Macettc, sa maison celle des trois mégères
de Régnier.' Les articles de sa toilette nous sont aussi bien
connus. II y a là:
„De toutes soties d'eaus. ponr cmpescher les tides
Ponr netloier la face et Icindie les cheveus,
Poor donner quelquefois un breuvage amauieus,
Pour endurcir le sein, el l'empêcher de croistrc.
Pour composer un fard, qui ne puisse paroistie,
Pour Taire choir le poil, pour le Tnire tenir",
et la description continue longtemps et l'on comprend, d'après
que nous venons de voir, que ce n'est pas pour elle que la vieille'
■ Tout cela rappelle les déb
» Je .appelle „le teint d'une
triptiun de son front, de son nez
dans le goflt da Bern i.
' Dans cette chambre, on vc
Sans rideaux el sans
et
„Un C5cabeïu tout s
(qui) Achevoit 1 Ud
aïs Qombrcui et tris anciens sur li
noire teinture" r..ancicnne Idole-
,, de ses yeux, de sa bouche etc
lit:
„un lict sans couverture,
draps, confit en pourriture"
tul pris de la cheminée
» pieds SI dure destinée."
POÉSIE BCRl.ESQUE FRANÇATSE DU I.A RENAISSANCE,
87
ircitre travaille à sa chimie. Ce sont là les mislères de la toi-
des jeunes femmes, qui ont le malheur de lui piéter oreille.
Jne troisième description Mt celle de la bibliothèque de la
voit les œuvres de Saint François à côté de
m^re.
l'Amadis
„Un livre d'oraisons pour le soir et le matin,
Avoit choisi S3 place avecque l'Aretin.
Le triste de Bande!, et le second d'AsIrie.
Retenaient eolie aa deus la Legende dorée.
Le Marchand coaverty, RabeUis, Tabarin,
Ua recueil d» sermons de Garasse et Giierïn,
Les fidèles amouts de la bergere Aminle,
Les devoiis du cbrestien en la sepmaine saincte,
L'Aiioste, Marot. te Romani des Romans ■ . ■"
¡test toujours, on le voit, la souche de Tartufe.
Dans les meslanges hertïquts et burlesques du chevalier de l'Her-
oite, on lit, à la même époque, d'autres stances sur la vieilU laidi:
„Vieille carcasse décharnée
Qui n'as rien d'humain que la vojx . . .
Ton corps a plus vescu que le ciel ne vivra;
Et lors qoe Noé s'enyïra.
C'est ta main qui versoit ì boire."
Cest là le commencement, mais on ne saurait suivre l'autetir dans
l'anatomie qu'il fait des horreurs de ce pauvre corps.
Il faut faire une place à part à Brébeuf, qui nous laissa cent
cinquante épigrammes contre une femme fardée, où il y a des
souvenirs de Catulle et de Maniai, mais où il y a aussi une cer-
taine originalité, au moins dans l'étendue qu'il donne à son sujet.
La belle qu'il chante emprunte ses appas de tous les pays de
^irEorope:
^K „Rome a fait les gaods qu'elle porle . . .
^B Londres son habit de campagne,
^V Le Gange s vu naître ses dents
^V Kl son lEïnl brillant vient de l'Espagne."
BtTn jour Alizon en sortant à la hâte, oublie sur la toilette „ses
~ ¿ands, ses dents et son visage"; une certaine Iris a vingt ans le
jour et cinquante la nuit; le fard se charge de tout transformer et
de tromper les amants, mais le poète se charge à son tour d'ar-
racher ce masque et d'en représenter la laideur repoussante. Et
le défílé des vieilles continue.
Dans le Parnasse des poUes salyriques par Théophile (1625),
on lit le testament d'une courtisane et une foule de pièces diri-
gées coutre des vieilles ou des courtisanes avides. Théophile
se détache de ses prédécesseurs en ce qu'il chante une vieille
grasse et trapue, mais le tableau n'est pas plus joli que celui de
la maigreur la plus désespérante. Et Théophile, sans oublier pas
88 p. TOLDO,
pourtant les dents d'ébène, se plaît à décrire les couches de la
graisse, retombant les unes sur les autres:
,,Le menton qui pend sons un autre
Dessus le sein flac yous descend,
Ce sein sur le ventre vous pend,
Et dessus les genoux le ventre."
Théophile ne fit pas école. Maître Adam, le menuisier de Nevers,
dans son VilUhrequin et dans ses Chevilles, revient à la représen-
tation d'un „fantosme d'ossemens'* et le sieur Auvray nous offire
ensuite une autre carcasse d'os, qui a tçutefois assez d'attraits,
pour qu'il n'en dédaigne pas l'amour. C'est que le sieur Auvray
appartient lui aussi au groupe de ces poètes, qui sont la dupe du
fard de ces femmes rusées, si ce n'est l'intérêt qui lui fait prendre
son cœur à deux mains. Ses idées deviennent, entre le bras de
cette belle, on ne pourrait plus lugubres:
„Dès la premiere nuict de nos embrassements
J'imaginay sa chambre estre un grand cimetière.
Son corps maigre sembloit im monceau d'ossements
Son linceul un suaire et sa couche une bière!**
Les paroles qu'il adresse à cette amoureuse séculaire, dans la nuit
qu'ils passent ensemble, sont toutes, dans le même goût II assure
que sa mère dut la mettre au monde en disant son chapelet, car
son corps „n'est que de patemostres" et il déclare reconnaître sa
beauté „au cliquetis des os'', sur lesquels un barbier pourrait
étudier „l'anatomie".
Il paraît que le poète était persécuté par les vieilles. Il s'en
prend à une autre, qui médit de lui, auprès de celle qu'il aime
et il en décrit une troisième, qui a le malheur de s'éprendre de
lui, et dont il ne manque pas de faire la portraicture\
,,Un oeil de chahuan, des cheveux serpentins,
Une trongne rustique à prendre des coppies,
Un nez qui au mois d'aoust distille les roupies,
Un riz sardonien à charmer les lutins.
Une bouche en triangle ou comme à ces mastins
Hors œuvre ou (l'on) voit pousser de longues dents pourries,
Une lèvre chancreuse à baiser les Furies,
Un iront piastre de fard, un boisseau de tetins,
Sont tes rares beautés execrable Thessale . . .**
Ailleurs il écrit des jambes contre une médisante
„Rouge menade à la vineuse trongue"
et contre une foule de courtisanes et de maquerelles, ce qui ne
donne pas une idée favorable des mœurs de notre poète et du
milieu où il vivait
Mais j'ai hâte d'en finir avec cette peinture si écœurante de
la femme. Je laisse de côté partant d'autres descriptions pareilles
I
I
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DR IJí RKNAISSANCB. 8g
et j'arrive â /a vinile dame campagnarde, de celui qu'on appelle le
prince des poètes burlesques de la France. Ici toutefois le genre
paraît déjà trop épuisé, pour que Scarron puisse y trouver des
in^piiations nouvelles. Nous sommes toujours à la présence d'un
membre de cette nombreuse famille, ridée, grise, maigre et puante
et il en est de même d'une autre vieille, que le poÈle nous pré-
sente dans un de ses sonnets, aux „dents noires comme de l'ébène",
appelée pour !a rime Hélène, mais qu'on pourrait appeler Macette
ou Perette, et sur qui on peut étudier cette „anatomie" mise à la
mode par le Bemi. Ce mépris pour celles, qui s'approchent dn
couchant de la vie est bien peu noble et généreux . il faut en
convenir et il Taut reconnaître en m<'me temps que l'art, s'amusant
à la représentation de la grimace et de la laideur, porte en lui-
même les germes de sa décadence. Cette sorte de muse burlesque,
peu d'années après sa naissance, était aussi hideuse et décrépite,
que les vieilles qu'elle peignait et le tableau des vices de l'époque,
des courtisanes et des maquerelles, était lui aussi vicieux et cor-
rupteur, ne laissant presque jamais paraître, sous la plaisanterie,
et sous les apostrophes, la noble indignation qui naît au cœur de
l'homme vertueux. Tous ces écrivains nous promi-nent dans les
iùurdeaux et dans les compagnies les plus honteuses et lorsqu'on
n'a pas devant soi les rides de la vieillesse, on est sAr de voir
toujours celles bien plus repoussantes de la débauche.
A cette description des femmes se rattachent d'autres com-
positions contre l'amour, les plaisanteries sur les mésaventures
conjugales, et les éloges du maquerellage. Voici, par exemple,
Amadts Jamyn, chantant Vlneonslance. Comme s'écrie-t-il toutes
les choses naturelles varient, les saisons, les plantes et tout ce qui
a ¿té créé, il n'y rien d'étonnant si nos goats varient de mi'me:
„Hil comment noslie amour seroit elle immortelle
Quacd mtsme en Jupiter amitj¿ n'est pas telle,
Qui ne monstre en ses faits rien que rauiatìon?"
Et le po¿te conclut en invoquant ces lois de nature, qui servent
si à propos à la plaisanterie de nos poètes:
„Qui ne veut point Taillir doibt suivre la nature.
On ne paist toujours d'une mesme pasture ;
Rien ne donne plaisir tant que li nouveauté."
Mais le fort de notre poète c'est plutôt le contre. Aussi écril-it contre
la Rigueur et contre VAmour, dont les titres rappellent d'autres
compositions italiennes sur les mêmes sujets que nous verrons bien-
tôt, mais tout se borne au titre et à quelques rencontres dues pro-
bablement à l'identicité du thème. Sa pièce contre la Rigtteur n'est
que l'éloge du contraire c'est-à-dire l'apologie de la douceur, récom-
tuandée surtout aux dames; celle contre VAmour n'est à tout prendre
qu'une élégie, où le poète, après avoir fait l'éloge de l'inconstance,
se plaint de celte de sa belle. Selon lui l'amour est la cause de
les malheurs de l'humanité: la raison, à son approche, est
90 p. TOLDO,
forcée de déménager et personne ne saurait se fier à ce Pruthée
changeant. De lui naissent la jalousie, la haine, et il résume
toutes les misères de la vie:
»«Ensemble fuir et pnrsuivre,
Ensemble en un mourir et vivre,
Ensemble espoir et desespoir,
Ensemble crainte et assurance.
Ensemble joye et doleance,
Ensemble tenir et n'avoir . . ."
Uéloge des Cornes (c'est là le titre choisi par nos poètes) se
prête davantage à la plaisanterie et se trouve répété par maint
poète. Le Lando avait déjà célébré la femme infidèle lorsque
Remy Belleau entreprit de passer en revue tous les exemples
mythologiques, pour démontrer que les Sganarelles de son temps
ont beaucoup de tort lorsqu'ils se plaignent de cet ornement de
leur front Jupiter ne s'est-il pas transformé en taureau?
„Et la Deesse qui respand
Et verse aux hommes la richesse
D'une tant prodigue largesse,
Tient-elle pas entre ses dois
La riche corne d'Achelois?"
£t dans cette galerie très riche de maris malheureux nous voyons
passer aussi sous nos yeux, le capricorne et le taureau célestes,
les faunes et les satyres au front armé de bois, le bouc honneur
de la tragédie, les cornes des armées:
„L'Itale en desrobe son nom,
La mer Aegee son surnom,
Et son nom la pecune sainte
Des animaux qui ont emprainte
La corne sur leur front chenu . . .
Les bouts sont encornez des arcs
Les bouts sont encornez des dars,
La lanterne en est encornée.
Le patemostre en est tournee . . ."
On voit que tout l'esprit du poète consiste dans une éniimération
minutieuse et ennuyeuse.
Jean Passerat, à peu près vers à la même époque, avait chanté
la Corne d*abondance, où il s'agit toujours du même sujet développé
toutefois avec plus d'érudition mythologique et se prêtant bien
entendu à l'équivoque. Outre les exemples que nous venons de
voir, l'auteur nous présente Bacchus changé en bouc, le dieu Apis
des Egyptiens, la corne d'Isis et de Diane et Neptune se transfor-
mant en animal cornu pour ravir Proserpine. Ulysse, si l'on veut
ajouter fois à Passerat, assiégeait Troie, pour venger le dés-
honneur d'un de ses amis:
POÉSIB BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE.
[ Quant i
„Pendant que des mugucti la
Eotrctenoit sans luy sa bonne Penelope."
lari d'Hélène, il devait âtre bien aise de son état si
„dedi
Feit dedans mille nefs ton« la Grece eoirer."
Et il continue cette sorte de travestissement de l'ijistoire ancienne,
que la lectnre d'une foule de badinages italiens de ce genre,
pouvait lui suggérer, mais où toutefois il n'y a rien qni soit imité
à la lettre et où Ton trouve en revanche, indépendamment de la
I frivolité du snjet, beaucoup de verve et d'esprit. Pour toute con-
I dusion. Passerai nous assure que:
„Par comes on acquiert et credit et richesses,
Accolades, bons jours et tres bumbles caresses",
I et c'est là souvent la meilleure des méthodes pour parvenir à la
I Hortnne.
Comme Ì! a présenté cette sorte de capitolo sous la forme
I d'nne vision, il conclue plaisamment:
„L'Aurore se Icvotl, lors que je suis venu
A la trop courte fin de mon songe cornu.
Pat la porte de corne: cl qui ne le veut croire
Il prent l'autre chemin de la porle d'ivoire."
Dana les Muitt françoiseï ralliéei (Paris, 1599, par Despinelle), m\
anonjTiie revient sur ce même sujet, en employant à peu près les
mêmes argumentations de ses prédécesseurs. Dans cette „con-
solation pour les cocus", il n'oublie pas les rayons lumineux du
front de Moïse et il donne un caractère nouveau et gai à sa
I pièce en feignant d'adresser ses vers à un de ses amia:
„Vous iouvieoi-il pas, mon Compere
Lors qu'esliei en si grand' colete?"
\ VOUS aviez tort, ajoute-t-ii, de vous plaindre des équipées de votre
et quand même tout le monde se moquerait de vous, la
' corne de l'abondance saurait vous dédommager des autres:
Btef, Competi
Not
s les
Au Tute poumons faire la guerre."
Vers ta même époque, Passerat revienl A la charge {Miiscs Gail-
lardts, Paris, 2"°* éd., 1609) et son exemple est suivi par d'autres
poètes, en plein XVU' siècle. Dans un autre recueil, le Cabinel
xaiyrique (éd. de Paris, 1859 — 1860), Motin aborde un sujet non
moins vulgaire. Son „hymne au maquerellage" est un vrai fatras
mythologique et ennuyeux.
Jupiter aurait été, au dire de Motin, l'inventeur de ce „sage
mestier" et Junon donna elle aussi des preuves de son penchant,
pour ce genre d'affaires. El les exemples mythologiques ne se
f .bornent pas là. Us sont suivis par ceux des médecins, qui
92 p. TOLDO,
ont ennobli ce métier, devant employer „en leurs receptes" tout
ce qu'il faut:
„Pour eschauffer, pour concevoir,
Pour estressir, pour faire avoir
Le teint plus beau, les dens plus nettes . . ."
Les avocats, les prêtres, les magistrats, les musiciens, enfin tout le
monde, y joue un rôle plus au moins important:
„Parfumeurs, perruqueurs, orfèvres,
Faiseurs de miroirs, emailleurs,
Gantiers, barbiers, brodeurs, tailleurs.
Tous artisans qui par leurs œuvres
Servent aux délices humaines,
A l'Amour consacrent leurs peines."
Le ciel lui-même, couvrant à la nuit de son ombre et de son
mystère les couples amoureux, paraît aussi se plaire à ce rôle,
mais ceux qui l'emportent sur tous, ce sont les courtisans:
„Qui sans foy, sans ames et sans honte,
Du macquerellage font gloire
Comme les Allemans de boire."
Dans cette conclusion on pourrait retrouver une intention de sa-
lire, mais que Ton ne prenne pas trop au sérieux cette apostrophe
plus ou moins violente aux courtisans „sans âme et sans honte".
Les poètes de l'époque, vivant à la cour, tiraient bien souvent de
ce genre de services plus de gain que de leurs vers et dans cette
longue enumeration, Motin a eu tort de les oublier.
Un de ses amis, par exemple, le sieur de Sigognes, accusé
de servir aux amours de son maître n'essaye pas même sa défense,
et il se borne à accuser ses accusateurs des vices les plus honteux:
„Pourceau le plus cher d'Epicure,
Qui contre les loix de nature
Tournez vos pages à l*envers ...
Vous dites que j'ai fait la poule.
Et des dames fendu la foule.
De mon maistre le messager . . .
Si s^ay faxet d* amour le message.
Je n'ai point violé Tusage
Ny la coustume de la cour ..." *
La déclaration est, on ne pourrait plus, claire, et rappelons, pour
en finir, la „louange satirique en Thonneur du maquerellage" due
à la plume d'Angoulevent et renfermant Tapologie des bâtards:
„Adiousté qu'on engendre aux larcins de Cipris,
Des enfans mille fois mieux nez et mieux appris
Qu'on ne fait soubs himen, pour autant qu'on espreuve
Cent fois plus de plaisir en une chose neuve."
1 On trouve dans le même reçneil une autre „louange du ms^querellage".
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 93
Vieilles, courtisanes, entremetteuses, femmes infidèles et effron-
tées ce sont là les sources auxquelles puisent les burlesques et
auxquelles puisent aussi, froidement et sans conviction, les poètes
satiriques de l'époque. Souvent le même poète compose dans les
deux genres et lorsqu'il ne s'inspire pas directement à son temps,
il répète à l'ennui, comme un pur exercice de rhétorique, ce que
Juvénal avait dit de Messaline et de ses contemporaines. Aussi
la satire et le burlesque paraissent-ils parfois se compléter entre
eux, surtout lorsqu'il est question d'amour et de mariage et mal-
heureusement les deux genres se ressemblent aussi dans la pauvreté
et dans la monotonie de l'inspiration.
A suivre.
P. Toldo.
lieber das altfiranzösische Gedicht von der Zerstörung
Jerusalems (La Yeigance nostre seigneur).
(Schlufs; s. Ztscbr. XXIV l6l ff.)
111. ABSCHNITT.
Die Quellen.
Seinem Inhalte nach zerfallt das Gedicht in drei Teile. Der
erste (Strophe i — 34) behandelt die Heilung Vespasians, der mitt-
lere (Haupt-) Teil die Belagerung und Zerstörung Jerusalems
(Str. 35 — 102), der letzte die Bestrafung und den Tod des Pilatus
(Str. 103 — 107). Es ist nun die Frage, ob der Verfasser diese
Stücke schon in einer einzigen Quelle vereinigt vorgefunden hat,
oder ob er selbst verschiedene Vorlagen kombiniert hat V^enn
er von einer Quelle spricht, so thut er dies doch nur so allgemein,
dafs man daraus nicht entscheiden kann, ob diese ihm nur für
den betreffenden Teil, oder für das ganze Gedicht vorgelegen hat.
So lautet z. B. K. T. I V. 12:
Quarante anz en apres, ce trovons nos lisant;
V. 34—35:
Ens en Costantinoble devant Sainte Sofìe
Poés trover Tescrit, que que nus vos en die.*
In Str. 96 heifst es:
[La chançon . . .]
Ele n'est pas de fable ne faite de folie,
A ins est traite d'estoire de grant anciserie;
und in der letzten Laisse (K. T. 11 75):
Ce conte l'cscripture, dont la raisons est voire.
* Einer nachträglichen Auskunft, die ich einem türkischen Freunde ver-
danke, entnehme ich, dafs die Hagia Sofía in Konstantinopel wirklich eine
Bibliothek mit Handschriften besitzt; diese enthält aber nur persische, ara-
bische und türkische Werke, indem die sonstigen Handschriften, wie z, B. die
griechischen, in die Privatbibliothek des Sultans überführt worden sind and
sich jetzt im Palast Top-Kapou befínden. Man könnte nun daran denken,
dafs mit obigem escrtt vielleicht irgend eine Handschrift des Josephas gemeint
wäre, die der Dichter, der ja, wie schon Ztschr. XXIV 165/6 bemerkt, wohl
Beziehungen zum Orient gehabt hat, etwa in Konstantinopel benutzt haben
könnte. Eine Bestätigung ilir diese vage Vermutung, welche dann die ebenda
S. 163 versuchte Erklärung umstofsen würde, dürfte kaum za erhoffen sein;
wenigstens habe ich von dem Bibliothekar jener Palastbibliothek keine Aus-
kunft über eine derartige Handschrift bekommen können.
AFRZ. GEDICHT VON DER ZERSTÖRUNG JERUSALEMS. 95
Wie nun spater gezeigt werden wird, nennt das Gedicht an ver-
schiedenen Stellen den Geschichtsschreiber Josephus als Quelle,
und gehen in der That die Angaben des mittleren Teiles auf
diesen zurück. Zu der Annahme, dafs eine Kombination der drei
Teile etwa unter dem Namen des Josephus gegangen sei, liegt
kein weiterer Anhaltspunkt vor. Folglich mufs das Gedicht noch
andere Vorlagen benutzt haben. Die oben gegebenen Zitate würden
dann entweder verschiedenen Texten gelten, oder man müfste auch
sie auf den mittleren Teil, und damit auf Josephus beziehen. Dem
Zusammenhange nach würde dies ganz gut möglich sein, imd wenn
er dann auch so im Allgemeinen, und scheinbar in Hinsicht auf
das ganze Gedicht, als Quelle genannt würde, so wäre dabei doch
zu berücksichtigen, dafs das Mittelstûck gerade der gröfste und
wichtigste Teil der Venjance ist
P. Meyer scheint in dem schon öfter genannten Bulletin anzu-
nehmen, der Dichter hätte seinen Stoff schon in einer lateinischen
Vorlage vereinigt gefunden. Er forderte diese mit Rücksicht auf
die verwandten, besonders altfranzösischen Prosatexte, doch ist das
wohl nicht nötig, da diese Fassungen teils auf dem Gedicht selbst
beruhen (vgl. den IV. Abschnitt), teils zu sehr davon abweichen,
um die Annahme einer gemeinsamen Vorlage gerechtfertigt er-
scheinen zu lassen. Dazu ist, wie Meyer selbst sagt, von einer
solchen nicht das Mindeste bekannt.
Man mufs also für den ersten und letzten Teil besondere
Vorlagen ansetzen, oder vielmehr wohl nur eine. Denn die in
diesen Stücken etithaltenen Legenden von der Veronika und von
Pilatus kommen schon seit etwa dem 7. Jahrhundert verbunden
vor, wie Schönbach im Anzeiger f. d. A. II 165 annimmt Was nun
die als benutzt in Betracht kommende Fassung dieser Legende
betrifft, so scheint Schönbach nach dem Stammbaum auf S. 170
die in Rede stehenden Teile des Gedichtes von der Cura sanitatis
Tiberii ableiten zu wollen. Da aber dieser Text verschiedene Er-
weiterungen enthält, die das Gedicht nicht hat, und dieses sich
keiner der bekannten Formen der Sage näher anschliefst, so möchte
ich eher vermuten, dafs die anzunehmende Vorlage ohne Vermi tte-
lung einer der erhaltenen Versionen auf die ursprüngliche
Fassung zurückgeht, wie sie Schönbach a. a. O. S. 1 65 für die ver-
bundene Veronika- und Pilatussage aufstellt: ,>Der Kaiser in Rom
ist krank. Er hört von dem grofsen Arzte Christus in Jerusalem.
Er sendet um ihn einen Boten an den Landpfleger Pilatus. Dieser
berichtet vom Tode Christi. Es gelangt zur Kenntnis der Boten,
dafs in Jerusalem Frau Veronika sich aufhalte, welche ein Bildnis
Christi auf einem Tuche (den Repräsentanten des nicht mehr
lebenden) besitze, dem Heilkraft inne wohne. Sie veranlassen, dafs
Veronika mit der Reliquie nach Rom fahrt. Der Kaiser wird ge-
heilt Pilatus, den man zur Verantwortung nach Rom gebracht
hat, wird hingerichtet"
Zu diesem Kern sind dann im Gedicht, oder vielleicht schon
WALTHER SUCHIEK,
wesentlichen folgende Episoden
96
zum Teil in dessen Vorlago, :
hinzugefügt
Der Aufanthalt Gais im Hause Jakobs. Nach Heíiuel, Ueber
die französischen Gralromanc, Wien 1891, S. 106 ist dieser Jakob
wohl der Bruder Oiristi, Jacobus minor, der „als Bischof von
Jerusalem seiner Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Gute wegen einen
grofsen Ruf erwarb und auch von den Juden verfolgt wurde".
Verschiedene Angaben des Gedichtes erklären sich darauS)
dafs der Verfasser unter Einflufs der Geschichte die Ereignisse
40 Jahre nach Christi Tod vor sich gehen läfst. Daher ist Vespa-
sian der kranke Kaiser, während es in den älteren Fassungen
Tiberius ist. In eben diesen ist auch der Tod Christi noch nicht
in Rom bekannt, im Gegensatz zu unserer Venjance, wo der Sene-
schal mit dem Auflrag eine von jenem hinterlassene Sache, und
nicht ¡Im seibat, zu holen nach Jerusalem gehl. In den verwandten
Berichten wird Pilatus wegen der Kreuzigung Christi bestraft, im
Gedicht aber ¡st davon gar nicht die Rede, vielmehr wird den
Juden allein die Schuld daran zugeschoben. Wenn nun Vespasian
dem Pilatus einen Tribut auferlegen läfst, den dieser aber ver-
weigert, so ist wohl e¡ne derartige Erzählung aus dem Bestreben
des Dichters zu erklären, dem Landpfleger eine Schuld gegen.
den Kaiser aufzubürden, d¡e seine schliefsliche Bestrafung rech^
fertigte.
Die Krönung des Titus.
Die Episode des Kiemens in Rom. Hierfür liegt wohl
Legende zu Grunde, die an Kiemens L, Romanus, einen der sc
apostolischen Väter angeknüpft hat. Er ist nach altkirchücher An-
sicht ein Schüler des Petrus und von diesem als Bischof
eingesetzt worden (vgl. Langen , Die Kiemen sromane, ihre E[
stehung und ihre Tendenzen, Gotha
D¡e Versiegelung des Tuches durch Kiemens im Altar des
heiligen Simeon. „Das älteste Zeugms für d¡e Anwesenhe¡t der
Reliquie in Rom fällt in das Jahr 705, in welchem Jahre Papst
Johann VII. in der Peterskirche vor der Kapelle der Alaria" [nach
Zöckler in Herzogs Realenzyklopädie für protestantische Theologie
und Kirche, 2. Aufl., XVI 362 S. Maria Maggiore] „ein Tabernakel
zur Bewahrung des Schweifstuches errichtete" (Creizenach, Legenden
und Sagen von Pilatus, Paul und Braunes Beiträge I g6).
Das Schicksal des Pilatus ist infolge verschiedener EinSßsse
umgestaltet. Er wird nicht hingerichtet, sondern nach Vienne in
Siidfrankreicli verbannt. Dasselbe Geschick hat als geschichtlichea
Faktum den jüdischen König Archelaus getroffen, und ist von
Flavius Josephus in dem zweiten Buche seines Werkes „Ueber den
jüd¡schen Krieg" (in der Ausgabe von Naber Kap. 7 Abs. 3 §ill)
erwähnt. Dafs Pilatus an jenem Orte ¡n einem Brunnen gefangen
gehalten wird, beruht wohl auf Einflufs der Mors Filati (Tischen-
dorf, Evangelia Apocrypha S. 458), die als Endschicksal seiner
Leiche die Versenkung in einen Brunnen in den Alpen erzählt
(
I
e
1.
Ed«9
-1*» ™
A
ATKZ. GKDICUT VOH UER ZKKSTÖKDNO JBSUSAUUIS.
97
{vgl, Schônbacb, A. f. d. A. II 198 und Du M¿ril, Poésies populaires
Idn moyen âge, Paris 1847, S. 356 Anm, 7).
Es wäre nicht ausgeschlossen , dafs in der aDiunehmenden
Vortage auch schon in aller KürKe, etwa ähnlich wie in der Vin^
dicta Salvatoris (Tischendorf, Ev. Ap. 47 i — 486) von der Zerstörung
I Jemsalems die Rede gewesen ist, wodurch dann der Dichter ver-
anlaTst worden wäre, das Werk des Josephus heranzuziehen.
Für den mittleren, die Belagerung und Zerstörung Jerusalems
behandelnden Teil ist also das Werk des Flavius Josephus „Ueber
den jodischeD Krieg" benutzt. An verschiedenen Stellen wird
darauf hingewiesen, so heifst es in Str. Ô0 von seinem Verfasser:
ill est mout sages den, ceste estoire escrirai
und in der Schlufslaisse (K. T. II 93):
II escitst cesie esloíre, c'om deol en erint memoire.
Ich vermag nicht zu entscheiden, ob dem Dichter das Werk selbst
vorgelegen hat, also auch nicht, ob er es etwa in der lateinischen,
gewöhnlich dem Kufinus zugeschriebenen Uehcrsetzung, oder viel-
leicht in der freieren, vielfach unter dem aus Josephus entstellten
Namen Hegesippus gehenden lateinischen Bearbeitung vor sich
gehabt bat. Jedenfalls ¡st die Benutaung eine seht freie. Nur die
Hauptereignisse des Feldzugs und der Belagerung sind daraus ent-
nommen, daneben noch eÍQzelne Episoden, leb stelle alle diese
Purilite im Folgenden zusammen, indem ich dabei auf die ent-
sprechenden Abschnitte des griechbchen Originals nach der Aus-
gabe von Samuel Adrianus Naber, Flava Josephi Opera omnia,
vol. V et VI, Leipzig 1895/b verweise. Die Anordnung der folgenden
Stellen ist die des Gedichtes; aus den Verweisungen läfst sich er-
sehen, dafa es die Thalsachen verschiedentlich umgestellt hat
Finnabme von Acre ohne Kampf: Buch III Kap. 2 Abs. 4
9 30 — 32, wo das Gleiche von der Stadt Sepphorts erzählt wird.
Die Eroberung von Jafes durch Titus bildet eine Kombination
der Eroberung von Japha durch Titus (Buchili Kap. 7 Abs. 31)
nnd der von dem dabei gelegenen Jotopata durch Vespasian
(Bachili Kap. 7 Abs. 33— 30).
Die Gefangennahme des Jafel in einem Keller bei der Etobe-
mng von Jafes und seine Begnadigung : Buch III Kap, 8 (Gefangen-
nahme des Josephus in einem Brunnen bei der Eroberung von
Jotopata) und Buch IV Kap. 10 Abs. 7.
Zweimalige Aufforderung Vespasians an Pilatus, sich zu er-
geben, worauf dieser ilin herausfordert: Buch V Kap, Q (Titus er-
mahnt die Juden zur Ergebung und läfst sie dann noch einmal
durch Josephus dazu auffordern, worauf die Judi;n in Schmähungen
ausbrechen).
Tod des seit io Jahren Wehe schreienden Verrückten: Buch VI
Kap. 5 Abs. 3 g 300— 30Q.
IEinschliefsung der Stadt durch einen Graben, um sie aus-
XdBGbr. L nm. FlÜL XXV. 7
g& WALTHER SUCmSR,
zuhungem: Buch V Kap. 12 Abs. i, 2 (Einschliefsimg durch eine
Mauer zu dem gleichen Zweck).
Ausfall der Juden, bei dessen Zurückweisung sich Vespasian
auszeichnet: BuchV Kap. 11 Abs. 4 — 6 (Titus wirft an der Spitze
seiner Soldaten die ausgefallenen Juden zurück).
Der auf Seiten der Juden am Ausfall beteiligte Joseph wird
dabei verwundet: BuchV Kap. 13 Abs. 3 (Josephus, der vor der
Stadt die Juden zum Frieden ermahnt, wird durch einen Stein-
wurf verletzt).
Hungersnot in der Stadt: BuchV Kap. 12 Abs. 3.
Vor Hunger essen die Juden Leder: Buch VI Kap. 3 Abs. 3.
Pilatus gestattet seinen Leuten sich Nahrung mit Gewalt zu
verschaffen. Marie ifst, nachdem sie durch einen Engel im Namen
Gottes dazu aufgefordert worden ist, ihr verhungertes Kind. Pilatus,
der nach dem Gebratenen forschen läfst, erfahrt durch seine ent-
setzten Boten den Sachverhalt: Buch VI Kap. 3 Abs. 4 (Es fehlt
hier die Person des Pilatus, die Aufforderung durch den Engel
und der Name der Mutter; diese tötet auch selbst ihr Kind).
Vespasian schlägt eine Bitte der Juden um freien Abzug ab:
Buch VI Kap. 6 Abs. 3 (hier Titus an Stelle Vespasians).
Essen des Goldes. Diese Episode ist hervorgerufen durch
Buch V Kap. 13 Abs. 4 (Die syrischen Truppen des Titus bemerken,
wie ein Jude aus seinen Exkrementen Gold holt, und schneiden
daher 2000 Juden auf).
lieber das Schicksal der gefangenen Juden ist Buch VI Kap. 9
Abs. 2 nur gesagt, dafs sie teils getötet, teils als Sklaven verkauft,
teils zum Triumph aufbewahrt, teils nach Aegypten zur Arbeit ver-
schickt werden.
An Erweiterungen und Aenderungen, die z. T. auf andere
Quellen zurückzuführen sind, weist der mittlere Teil des Gedichtes
folgende auf.
Die Ueberleitung von dem ersten Teil zum folgenden bildet
in der 35. Laisse die Prophezeiung Christi über Jerusalem (frei
nach Lukas 19, V. 43 und 44).
Abfahrt der Römer von Rom, resp. Barlet : bei Josephus bricht
Vespasian von Antiochia aus gegen Galiläa auf (Buch III Kap. 2
Abs. 4 § 29). (Vgl. noch Ztschr. XXIV 165/6).
WasserbeschaffiiDg. In Bezug auf diese Episode sagt Paulin
Paris in der Histoire littéraire: „Peut-être cette imagination vint-
elle aux pèlerins à la vue des ruines de quelque aqueduc qui
traversait la vallée de Josaphat, et fournissait anciennement d'eau
filtrée la ville de Jérusalem". In der That findet oder fand sich
im Josaphatthale ein „Teich der Leitung" (Siloahteich), in den der
Siloahkanal von dem oberen Gilion (Marienquelle) her Wasser zu-
führte. Da dieser Kanal auf einer Karte in Meyers Konversations-
lexikon 5. Aun. IX 545 als „Tunnel" bezeichnet ist, war er viel-
leicht unterirdisch.
ATItZ. GEDICHT VON DBS ZSRSTÖItCNQ JKR1JSALEM5.
99
I
Die Enählnng von der Cefa nge use tzung und wunderbaren
Befreinng Josephs beruht, wie schon in der Histoire littéraire ge-
sagt ist, auf Stellen der Acta Filati, in der Ausgabe in Tischen-
dorfs Evangelia Apocrypha auf Kap. 12 § i und Kap. 15 § 6 der
Fassung A {S. îiofï., in ß, S. 287 ff., Kap. 12 §1 und Kap 15 g 5),
wo das Schicksal Josephs von Arimathia behandelt ist.
Das Gelöbnis des Vespasian bei dem Ausfall der Juden, er
wolle Christ werden, wenn ihm Gott den Sieg verleihe, erinnert
an das ähnliche Verhalten Chlodwigs in der Schlacht gegen die
Alamannen vom Jahre 49Ó. Vielleicht war dem Verfasser unseres
Gedichtes dieses Ereignis bekannt
Die Angabe, dafs bei der Verfolgung der Juden nach ihrem
Ausfall die Sonne gewartet habe, geht zurück auf eine Stelle im
Buch Josua 10, V. 12 — 13.
Ueber die Herkunft des langen Gesprächs zwischen Jakob und
Joseph vermag ich nichts zu sagen. Es wäre nicht ausgeschlossen,
dafs es der Dichter erfunden hätte.
Für den Selbstmord des Archelaus fehlt mir eine Quelle.
Er ñndet sich auch in der Vindicta Salvatoris (bei Tischendorf
S.471 — 486, g 12), doch weicht diese sowohl ¡n der Angabe der
näheren Umstände der That wie auch im übrigen stark von
unserem Gedichte ab, sodafs ich auf diese Ue berein Stimmung hin
nicht ohne weiteres eine Benutzung der Vindicta durch die Ven-
jance annehmen möchte. Uebrigens findet sich in § 17 der ersteren
die gleichfalls im Gedicht vorhandene, auch anderwärts vielfach
begegnende Angabe des Preises von einem Denar für je 30 ver-
kaufte Jaden.
Die Ergebung der Juden, die ja unter Pilatus' Führung dem
Kaiser vor die Stadt entgegen zi ehe 11 . sieht im Gegensatz zu dem
Bericht bei Josephüs (Buch VI Kap. 8 Abs. 4, 5}, wonach die Stadt,
oder vielmehr nach der allmählichen Eroberung aller übrigen Stadt-
teile die Oberstadt von den Römern erstürmt wurde.
Ebenso widerspricht die im Gedicht erzählte Verschonung des
Tempels {neben der des heiligen Grabes und des Turmes Davids)
der Mitteilung in Bach VI Kap. 4 Abs. 5 — 8 von dem Abbrennen
des Tempels. Allerdings war es gegen die Absicht des Titus ge-
schehen, der auch vergeblich Löschversuche machen liefs. Nach
Buch VI Kap. 9 Abs. i blieben aber drei Turme, darunter nach
Schfirer, Geschichte des jüdischen Volkes Bd, 1, Leipzig 1890,
S. 533 Anm. 122 der später sogenannte Davidsturm, bei der Zer-
slômng stehen.
Die Nachricht von der Aussetzung der verschonten Juden
durch Vespasian in drei Schiffen geht zurück auf eine alte jüdische
Sage, welche die Entstehung eines gewissen Bufsgeheles erklären
will und aus den Rechtsbescheiden der Gaonen stammen soll. Als
Landungsorte nennt sie Lyon, Arles und Bordeaux (vgl. Zun z, Lite-
raturgeichichte der synagogalen Poesie, Berlin 1865, S. 17}. Woher
der Verfasser der Venjance sie keimen mag, bleibt ungewifs.
7*
ÍÓO
SUCalER,
Auch die scbliersliche Taufe der Römer scheiol Eigentümlich-
keit unseres Gedichtes zu sein.
üeber das Perso neu Verhältnis betreffende Verschiedenheiten in
Gedicht und Vorlage ist Folgendes zu sagen. Während im Josephus
Vespasian nur den Anfang des Krieges leitet, später aber dem
Titus den Oberbefehl übergiebt, führt im Gedicht der Kaiser den
Feldzug durch, Titus tritt fast ganz zurück. Die historische Person
des Josephus auf Seiten der Römer vertritt im Anfang Jafel, bis
dann Jakob nach seiner Flucht aus der Stadt diesen Platz ein-
nimmt. Nach der Zerstörung der Stadt tritt auch er in den Hinter-
grund vor Joseph. Während ihres Aufenthaltes in der Stadt sind
Jakob und Joseph wenig hervorgetreten. {Vgl. Heinzel, Ueber die
französischen Gralromane S. lob.)
Schwer ist zu entscheiden, ob man auch für die beiden Führer
der Juden, Pilatus und Archelaus, nach Entsprechungen aufserhalb
des Gedichtes suchen soll. Mit den beiden historischen Tyrannen
Jerusalems während der Zeit der Delagtning. Johannes von Gis-
chala und Simon Bar-Giora {vgl. Schüter, Geschichte des jüdischen
Volkes I 525) wird man sie wegen des Fehlens übereinstimmender
Handlungen und Schicksale nicht identitizieren dürfen. In jedem
Fail ist naiürhch das Auttreten des Pilatus leichler zu verstehen
als das des Archelaus. Sollte vielleicht der im Neuen Testament
verschieden neben Pilatus erwähnte Herodes {Agrippa 1.) mit He-
rodes dem Grofsen verwechselt worden, und mit Rücksicht auf die
seit Christi Tod verflossenen 40 Jahre dessen Sohn Archelaus an
diese Stelle gesetzt sein? Sein Selbstmord bliebe allerdings auch
dann noch unerklärt, und ebenfalls würde noch die ganze Parallele
mit der Vindicta Salvatori s des Aufschlusses bedürfen.
IV. ABSCHNITT.
Die FrosaBuflÖBung.
Unter den verschiedenen altfranzösischen Prosaschriften, die
ähnliche Stoffe wie das Gedicht behandeln, ñndet sich auch eine
Prosaaullösung des letzteren, ^lir sind die folgenden Handschriften
davon bekannt', sämtlich aus dem 15, Jahrhundert, nur 13) aus
dem vierzehnten.
*- Um Irrlum zu vermeidED, fahre ich an, dala du unter alinlicheD Titeln
in deo Handschriflen B. N. fr. 969, 1Z44S< ^5S49- ^5553' Ars. S366 cDthallene
Werk ein andeies ist, wenn auch verwandten Inhalts. Die wenieen mir davon
vorliegenden Xtitproben lassen ca möglich erscheinen, da(s diese Prosa mit
einem in der sogen. Bible en fran^ois des Roger d'ArgenCeuil enthallenen
Stück ideotiich ist. Näheres über das Veibältnis der beiden SlScke lu ùq-
ander vermag ich nicht intugeben. Ueber Rogers Werk vgl, Paul Meyer,
Notices et Extraits XXXUI l" partie 5.71-75, der davon die drei Hand.
Schriften B. N. f. Moreau 1715 — 1719, fr. 1850 und Bibl. roy. de Belg.
angiebt. — Niebla mit der ProsaaullÖsung lu thnn haben auch die ähnlich
betitelten ätückc, wie sie io den Hantlscbtiftcn B. N. fr. iSl, 187, 41J, 1555
I
I
• I
J
I
AFRZ GEDICHT VON DKK ZRRSTÖRrNG JRRUSALFMS. lOI
i) Bibl, Nat. fr. 979 12) Bib!, de Carpentras 464
2) Bibl. Nat. fr. 980— 981 13) Bibf. de Grenoble 50
3) Bibl. Nat. fr. 1370 14) Bibl. de Salins 12
4) Bibl. Nal. fr. 2273 15) Bibl. de Valenciennes 541
5) Bibl. Nat. fr. 17061 10) Bibl. in Bern A 260
6) Bib!. Nat. fr. 24438 17) Bibl Naz. di Torino L IV 10
7) Bibl.Nat.n.a.fr. I357{un- 18) Valik. Bibl. Reg. 1728
vollständig) 19) BHl Mus. Add. 32090
8) BibL de l'Ars. 2114 20) Bibl. des Sir Tb. Phillipps
q) Bibl. de Lyon 8Ò4 Cheltenham 3657
10) Bibl. de Lyon 918 2i) Handschrift im Besitz meines
11) Bibl. de Lyon 1235 Vaters Hermann Suchier
Bei drei weiteren Handschriften, einer aus Besançon (vgl.
G, Paris et L. Pannier, La Vie de S. Alexis, Paris 1872, S. 336),
einer seiner Zeit im Besitz Panniers befindlichen {vgl. ebenda
S- 339) und einer aus Oxford, Douce 337 (vgl. Stengel Mitteilungen
S. 24) habe ich nicht feststellen können, ob das darin enthaltene
Stñcit wirklich die in Rede stehende Prosafassung isL
In Provenza li seh er Fassung steht der Roman in der Hand-
schrift B, N. fr. 25415, vom Jahre 1373 (Beschreibung durch P. Meyer
B. im angeführten Bulietir: S. 50 ff. Der Text ist gedruckt von
Chabancau in der Revue des langues romanes XXXU 581 — 608,
XXÎCIII 31—46, 600 — 609).
Eine katalanische Version ist gedruckt von Prospero de Bo-
famll in der Colleccion de documentos inéditos del archivo general
de Aragon XIII 1 — 52 (vgl. auch O. Denk, Einführung in die Ge-
schichte der altkatalanischen Litteratur, München 1893, S. 149 — 152).
Sie ¡sl nach einer Annahme P. Meyers im Bulletin wohl eine Ueber-
setzaog des provenzalischen Textes. Der Druck beruht auf der
Handschrift 155 des Klosters RipoU. Nach Morel-Fatios Angabe
in Gröbere Grundrifs der romanischen Philologie IIb 88 enthält
auch die Handschrift B. N. £sp. 509 die katalanische Fassung.
Eine englische Version soll nach Stengel a. a. O. S. 24 in der
Handschrill Oxford Laud 662 enthalten sein.
Später ist der französische Roman öfter gedruckt worden,
meist unter dem Titel; Desiruction de Jirusakm. Brunet, Manuel
du libraire II col. 654 — 656 zitiert neun verschiedene Drucke. Ein
Exemplar der zweiten von den drei ersten Ausgaben ohne Jahres-
und Ortsangabe ist auch erwähnt und beschrieben in Picots Cala-
logue des livres composant la bibliothèque de feu M. le Baron
James de Rothschild II 179, Von der an fünfter Stelle genannten,
von Denis Meslier 14QI in Paris gedruckten Ausgabe befindet sich
ein Exemplar auf der Bibliothèque de l'Arsenal, Histoire no. 1869,
neh flitdeD. — Dais dÍE folgenden zi Handschnfteii den gleichen Text eol-
haltej), achliefse icb aas dem ibnen gemeinsamen Anfang: Aprts guáranle
am ¡tte ykttuerUt fut mis en croix en Jhfrtualtm u. s. w,
I02 WALTHER SUCHISR,
£ÌQ Exemplar der sechsten dort angeführten Ausgabe befindet sich
in der jetzt dem Institut de France gehörigen Bibliothek des Her-
zogs von Anmale in Chantilly, fol., signiert C IIL Einen weiteren
Druck habe ich in Bernard Quaritch's Catalogue: Monuments of
printing, comprising books produced by the earliest presses in Ger-
many, the Netherlands, Italy, France, Spain, and England fix>m
1455 to 1500, London 1897, S. 214 gefunden: La desiruciton de
iherusalem u. s. w., gedruckt in Lyon 1 504 von Jaques Amollet
Eine kastilianische Uebersetzung ist nach der Angabe Morel-
Fatios in Gröbers Grundrifs IIb S. 88 in Sevilla 1498 gedruckt
worden. Vgl. dazu Sachs, Beitrage S. 71. Der in Gröbers Grund-
rifs IIb 88 erwähnte und S. 214 besprochene portugiesische Druck
vom Jahre 149Ö, Lissabon, scheint den ursprünglichen Prosatext
mit Momenten aus einem Gralroman vermischt zu haben.
In einer niederländischen Fassung liegt mir unsere Prosa als
Volksbuch vor: De Historie van de Deerlyke Desiruciie en Ondergang
der Stad Jerusalem Door den Keyser Vespasiaan^ Amsterdam, Hendrä
Rynders, ohne Jahreszahl. Der von van den Bergh, De Neder-
landsche Volksromans, Amsterdam 1837, S. 65 — 69 behandelte
Druck scheint eine andere Ausgabe desselben Textes zu sein.
Um das Verhältnis der Prosa zum Gedicht festzustellen, habe
ich für erstere die provenzalische Fassung als die zugänglichste zu
Grunde gelegt Ob diese oder der altfranzösische Text ursprüng-
licher ist, das zu entscheiden würde eine genaue Untersuchung
der beiden erfordern, was hier nicht meine Aufgabe sein kann.
Doch habe ich durch Vergleichung mit der Handschrift meines
Vaters die wesentliche Identität des provenzalischen und altfran-
zösischen Textes festgestellt.
Die Abhängigkeit der Prosa von der Venjance erhellt daraus,
dafs sie bis auf einige später zu erwähnende Ausnahmen sich
genau dem Gedichte anschliefst. Der in der ursprünglichen Gestalt
vorhandene Schlufs läfst erkennen, dafs als Quelle nur eine Hand-
schrift des Grundtextes oder der ersten Bearbeitung in Betracht
kommen kann. Sehr auffällig ist eine Uebereinstimmung mit der
Handschrift A des Gedichtes. Es findet sich nämlich in der Prosa
(Rev. d. 1. r. XXII 597) ein Hinweis des Archelaus auf den den
Römern drohenden Wassermangel, wofür sich einzig in der nur
in A enthaltenen Laisse venir (nach der 41. Strophe eingeschoben)
eine Parallele findet (vgl. Ztschr. XXIV S. 189/90).
Die wesentlichsten Eigentümlichkeiten der Prosa sind die
folgenden:
Klemens wird gleich im Anfang als in Rom befindlich er-
wähnt, und die Kenntnis Gais vom Propheten, die im Gedicht
nicht näher motiviert war, wird bestimmt auf die Wirksamkeit des
Klemens zurückgeführt (Rev. XXXII 583).
Die den Tod des Verruckten behandelnde Episode ist ver-
schoben und in die Schilderung des Ausfalls eingefugt worden
AFRZ. OSDICHT VON DER ZERSTÖRUNG JERUSALEMS. IO3
(Rev. XXXII 607) y doch entspricht auch diese Stellung, ebenso
wenig wie die im Gedichte, der Anordnung bei Josephus.
Das in der Venjance die Strophen 68 — 71 umfassende Ge-
spräch zwischen Jakob und Joseph fehlt
Die Königin von Afrika ifst ihr Kind erst, nachdem vorher
das ihrer Gefährtin von dieser und Marie gegessen worden ist
(Rev. XXXm 34).
Als die Stellen, wo die ausgesetzten Juden landen, werden
Narbonne, Bordeaux und England angegeben (Rev. XXXIII 42).
Hiermit stinmit die Prosa besser zu der auf S. 99 angeführten
Grundlage dieser Sage, als das Gedicht
Die in den zwei Laissen loi und 102 erzählte Taufe Josephs
fehlt der Prosa.
Als Quelle wird Jafel (im Gedicht Joseph) genannt, der per
cosselh de Jacob e dt Joseph geschrieben habe (Rev. XXXIII 46).
Ich möchte noch erwähnen, dafs die behandelte Prosaauflösung
auch zu einer Art Bilderbuch umgestaltet worden ist Mermet,
La Vie de Thomme, poeme de 1509, etc., Vienne 1838, giebt
einen Neudruck des folgenden livre d'heures: Heures à lusaige de
Romnu tout au long sans riens requerir^ avec les figures de la vie de
¡homme: et la destruction de hierusalem, gedruckt 1509 in Paris von
Gillet Hardoujn. Dies Buch enthält also in seinem zweiten Teile
einen kurzen Auszug aus dem Prosaroman, und zwar bildet jeder
der 43 kurzen Paragraphen, die den Text ausmachen, die Erläu-
terung zu einer jedesmaligen darunterstehenden Vignette. Daher
beginnen fast alle Paragraphen mit Comment . . ., z. B. lautet der
zweite in der von Mermet modernisierten Orthographie:
Comment TEmpereur devint Afesel et manda son conseil, lequel ordonna
qa'il envoyât en Jérusalem pour trouver aucunes choses qui ont touché au
saint prophète Jésus-Christ, et demander le tribut à Pilate. Gay, son séné-
chal, en fut messager.
Das dazu gehörige Bild stellt dann Vespasian in seinem Bett, von
seiner Dienerschaft* umgeben, vor. Näheres s. in der Einleitung
zu Mermets Buch. Bei der Kürze des Textes sind natürlich viele
Episoden fortgelassen, doch ist zuweilen auch einmal eine hinzu-
gefügt Gleichwohl zeigt die Anordnung des Ganzen und die Be-
wahrung verschiedener Einzelheiten, dafs der Prosaroman direkt
oder indirekt die Quelle sein mufs.
Zum Schlufs habe ich noch an verschiedene Gelehrte meinen
Dank zu richten. Herr Prof. Trautmann in Bonn hatte mir eine
vollständige Abschrift der londoner Handschrift zur Verfügung ge-
stellt^ Fräulein Pellechet in Paris verdanke ich Auskunft über einige
Drucke des altfranzösischen Prosaromans, der Vermittlung des Herrn
^ Ich übersetze Mermets Ausdruck , serviteurs', der aber, da im Text
ja von , conseil* die Rede ist, nicht recht zu passen scheint.
I04 WALTHER SüCHIBR,
Prof. Kautzsch in Halle Angaben über die Episode von der /
Setzung der Juden, Herrn Prof. Gröber in Strafsburg den Hirn
auf die Vatikanische Handschrift des Prosaromans, Herrn Ol
Prior in London Mitteilungen über die Handschrift 3657
Cheltenham.
Anhang zum kritischen Text
L G. (Zu K. T. 1 Str. i.)
Signour or mentendes nel deues contredire
q onques ot chanter oeste chancon ou lire
On len doit ascouter uolentíers le matire
Car cest coument juis furent mis a martire
Par lempereur de ronme qai leur moustra son ire
n et titus ses fis et cil de son empire
Pour uengier dameldieu qui se laisa despire
Pour coi esmeut chou a sauoir le desire
Pour cou que lempereres cant vous en uoel descrire
Estoit adone malades ne pooit trouer mire
Que li peust aidier si sen tint bien de rire
H maus molt langoussoit toute jor a tire
Che mal 11 a fait diex quii uoloit quii se mire
Auant ou uironique dont en cor nertespire
lempereres de romme qui li mais fist defrire
Son cors et son baudrier come li feus la cire
Ot un urai senescal qui damour uraie entire
Amoit lempereor et pour samour souspire
Maint jor et mainte nuit pour luj ses cauiax tire
Pour cou que cascun jor ce li sambloit empire
Au senescal sanloit par nuit quii aloit gire
Dedens jhil'm la uit de nostre sire
Sa fourme et la portoit sen garisoit son sire
Diex a cuj on offri or et echeus et mire
Sana lempereour ensi com mores dire
Dont joie ot lenpereres et pour cou desconfire
les faus juis mauuais nule gen ne sont pire
n. B. (Zu K. T. I Str. i.)
Signor piaist nous oir une bonne canchón
toute est de uraie estoire si com dist la leçon
ni a mot de mencoigne ne de controuison
ja mais nores parler de plus tres urai sermon
au tans dauid et au tans salemon
furent juif em pris et de molt grant renon
ki or sont en seruage et en cbaitiuison
pour le fil diu kil prisent par nuit en trahison
pour chou le deseruirent li encriesme felon
car vilment le trahirent asses plus cun larron
AFRZ. GEDICHT VON DER ZERSTÖRUNG JERUSALEMS. IO5
ja mais ne sera ion nen aient retracon
apríes U escopirent el vis et el menton
pais le misent en crois par molt male raison
tytus lala vengier ke défit le set on
cil mist eus en la terre a feu et a carbon
onques ne daigna prendre auoir ne raencon
ensi com vous ores es vers de la canchón
HL G. (Zu K. T. I Str. i.)
Tout chil et toutes celles aient beneicon
Qui uorront asconter de moi ceste chancon
Ou il na mot de faus ne de controuuison
Toute est de uraie estore il ni a se uoir non
Et pour chou en doit on bien entendre le ton
De celui qui le dist et en fait mention
Plus doit plaire a oir ne face de charlon
Qui espaingne conquist ensi que bien set on
Par ses bons cheualiers dont il auoit ñiisson
Rolant et oliuier et ogier le baron
Et turpin lacheuesque et le c5 namlon
Plus furent de ualeur que dire ne puet on
Chil qui sont ore endroit ne nalent un bouton
De lor panche encrassier a chescuns henguison
Solas de dames chier en ont labandon
Or larai diaus ester car auenir noit on
Que par les defallis maintes fois a noion
Et pour chou que je sui de chou en soupecbon
Canoie ne uous aie de ma prologuison
Vous dirai chou dont mest sans nule arestison
Au tans le roi dauid et au tans psallemo
Furent juis em pris molt les honneroit on
Or sont il en seruage et en chaitiuison
Car il le deseruirent 11 encrieme felon
Pour le fil dieu qui prisent par nuit en traison
Molt vilment len menèrent a guise de laron
Ja mais ne sera eure nen aient retracon
De chou quii lescopirent el uis et u menton
Puis le mirent en crois il firent mesprison
Titus lala uengier cores en la chancon
Et mist jaus et lor terre en fu et en carbon
Onques nen daigna prendre auoir ne raecon
Ains les fis trestous metre a grant destruction
IV. Ä (Zu K. T.I21.)
toute est de vraie estoire nient de mencoignerie
de la mentación et de la pphesie
en deuine escriture le demostre yzaies
moyses li prophètes helyas geremies
I06 WALTHER SUCHIER,
cil joagleour en cantent mais il Den senent mie
vos lais hom les muet primes qui lestore ot oie
vns clers connut lestoire ki molt la enmieudrie
V. G. (Zu K.T. I 21.)
Il nest nus qui en doiue faire sa moquerie
Qui conques le feroit ce seroit musardie
Il naroit mie en luj gaires de courtoisie
Il me sanio une grans asnerie
De disconter a œus qui m prestent oie
Diaus larai je nai cure dantre leur ruserie
A cens dirai ma rime qui heent uilonnie
Qui nont cure dorguel ne mainnent gloutenie
Mais plus chier a oir ont ceste prophesie
Con trueue en escriture si le dist ysaye
Moyses li prophètes eliot et elye
Chis jougleor le chantent nen dient la moitié
Un lais homs les mut primes la matere a laisie
Ne le sot ordener or la apropriie
Un clés qui pas ne voet lestore soit perie
VI. B. (Zu K. T. I 36.)
Signor or faites pais si me laissies parler
canchón qui de diu est doit on bien escouter
en un saint euuangile lai oi raconter
li hom ki bien velt diu seruir et honerer
de lui et de ses oeures ot volentiers parler
VIL G. (Zu K. T. I 36.)
Signour qui set bien dire il le doit demoustrer
iiij. mos vous dirai ne font a oublier
li primiers est que drois doit tort arier bouter
li secuns com ne doit le poure houme gaber
Pour lamiste dou rice ce vous uoel enorter
li tiers que nus ne doit mais auoir goulouser
Si comme de lautruj ne tolir ne reuber
Pour acroistre le sien la ne doit nus viser
li quars est que tout dis deuons dieu reclamer
En la sainte ewangille ai oi recorder
li homs qui en son euer voet dameldieu amer
De luj et de ses oeures ot uolentiers parler
Ne puet ens en sa fin maise uoie trouuer
Vin. H. (Zu K. T. I 39.)
Mais puis le volt Jhesus par son digne commant
Atourner a no loy par vng malage grant
Ainsy que vous orez recorder ou romant
AFRZ. OSDICHT YON DEK ZERSTÖRUNG JBRUSALBlfS. IO7
Sdgneon or faittes paix poor dico le droitorier
Cbelai Vaspasien dont vous mœz plaidier
Fot empereur de Rome se lent a gonuemer
Moult Ione temps fot payent mais dieu le volt amer
IX. H. (Zu K T. I 40.)
Mais anchois le connint moolt grant paine endurer
Par vne maladye que vous mores nommer
Le Uepre lappellent sergant et baceller
Ce est meselerie an iustement parler
Ainsi volt Jhesucrist qui tous nof volt sauner
X. H. (Zu K T. I 50.)
Nest nuls hoins qui ia mais sánete vous puist donner
Non pourquant ie me suis pris a pourpenser
Je ne scay senuers moy vous en vauries yrer
Mais ie le vous diray se voilez escoutter
XI. F. (Zu K.T.I51.)
Qui descendit du del et se uint ombraer
En la uirge marie ainsi loi nommer
Et puis nesqui de li a un ior de noer
Vne estolle aparut en oriant sor mer
.iij. rois qui Io conurent lalarent nisiter
Offerande aportarent cest por lui presanter
On flun iordain se ñt baptisier et lauer
Et puis après .zzz. anz laissa son cors pener
A ce felons iuef qui ne voudrent amer
Mais ce ñt il por nos que il nos not saluer
Et des poinnes denfer nos uot toz racheter
Je sai que il est uoirs se lo volez amer
Il nos guerra trestot se vos fera sauner
Car iai par nul auoir que vos saichoiz doner
Ne vos uarez garir ne de mal repasser
Se cil ne vos gant don vos moez parler
Xn. G. (Zu K. T. I 57.)
Ains nus bons ne senti je croi plus tres crual
Not cure desgarder a celuj point nul bal
Ne destrument oír cains pourpensast juual
Qui soit toute musique fix fu u nies noal
lempereres de roume qui not euer liberal
XIIL G. (Zu K. T. I 68.)
De ma court te ferai tout maistre principal
Plus te ferai signour cains ne fust perceval
Qui ot de proimete descange le greal
Nies ert al roi peskeur sa terre tint roial
I08 WALTHER SüCHIBR,
Apres cou quii fust mon par son frere agloaal
Manda le roy arta li rois de son ostai
I mena les plus près feste i ot fait ioial
Cou disoit lenpereres qui al uis dun portal
Kstoit estans tous drois de iai fist apoial
Sor son col son brac destre encor disoit tout al
XIV. G. (Zu K. T. I 77.)
Nensoingne ne dois querré que errant sans detrier
Ne voises mon confort v que soit enoerkier
Car on doit tenir lomme pour fol et pour lanier
Ki faut son bon signour sil a de lui mestier
XV. G. (Zu K. T. I 80.)
Ne se ie gis souuins souffrir le redreder
Dame ne damoisele naimme nient desuoier
Nés vne ce voi iou nen vuet a moi plaidier
Mais lues que mont veu sen retraient arrier
Quant cou font molt feroient durement grant dangier
Se iou vne en voloie acoler v baisier
Nés li plus de mes hommes selonc le mien cuidier
Se eis mais me tient longes me lairoient effraier
Droit aront bien ce puis pour verte tesmoignier
XVL Ä (Zu K. T. n Str. 105.)
Car la coustume estoit en ce temps ce sachies
Que nuls homs ne moroit mais il estoit iugies
En la fosse en Vianne estoit mis et muchies
Ensi le tenoit on a Romme et ens es fies
Et lempereur si est volentiers ottriies
Par trente cheualiers y fu tost enuoyes
De karkans et de fiers fu il Ires bien lyes
La ne veoit clarté de nului nest aidies
XVU. (Zu K. T. n 74.) F.
Or prions tuit a deu qui tot forma le mont
De la dolor denfer et des poinnes qui sont
Nos deffende trestoz et la ioie nos dont
Que il done a ces qui son seruise font
Deuant lui en lau ciel ou toz ior permaindront
Ensamble toz les anges don ie mais nan istront
K.
Or prion tuiz a deu si corne il fist le mont
De la dolor denfer. des peines ou il sont
Nos defende trestoz. et la ioie nos doint
Quii a done a ciaus qui son seruise font
Deuant lui enz el del a toz iors permaindront
En la compaignie as angels dont ia mais nen istront
AVRZ. GSDICHT VON DER ZERSTÖRUNG JERUSALEMS. lOQ
XVm. F. (Zu K T. n Str. 107.)
Li romanz iant ici quest de la uangison
que nostre sires prist de maint iaes felon
Vaspasiens de rome et tytns ]i baron
A rome remestrent en la lor region
De ibesu lo propbe lo romant dit anons
Or H deprions toit qai nos face pardon
£t nos mate a sa destre en laute region
Ou pab et gloire ai et babitacion
Walther Suchier.
Nacbtrâge und Bericbtigungen zum ersten Teil
(Ztscbr. XXIV 161 ff.).
S. 166 Z. 5 V. u. ist nacbzutragen eine neue Bescbreibnng der Handscbríft
Bibl. Nat. fr. 20039 in: Henri Oinont, Bibliothèque Nationale, Catalogue géné-
ral des manuscrits français, Ancien Saint-Grermain français t UT, Paru 1900,
S. 467—468.
S. 174 in den Lesarten zu K. T. I 78 tilge: G pius.
S. 191 Z. 13 lies 320 statt 310.
Zu S. 193 Z. 26 vgL noch die kritische Ausgabe der Cura sanitatis Ti-
berii in: £. von Dobschütz, Christusbilder, Untersuchungen zur christlichen
Legende, Leipzig 1899, 2. Hälfte, Beilagen, S. 163** — 189**.
Auf S. 195 hatte die Drudcerei meine Korrekturen der Verweisungen:
S. 188 statt S. 28 auf Z. 6, und: S. 193 sUtt S.33 auf Z. 14 v. u., nicht aus-
geführt.
VERMISCHTES.
I. Zur Textkritik.
Zur Karlsreise.^
V. II 8. Hs.: karl* t entrât ben out al queor g^ni tote. Der
Herausgeber setzt Et Charles i entrât; Suchier schlug vor Cm»
Char/es t entrât. Allein das fehlende Wort scheint mir eher Qtiani
zu sein; dieses konnte vom Kopisten vor karl* leicht vergessen
werden, zumal wenn es nicht wie gewöhnlich Quant oder Q^nif
sondern etwa wie V. i6 Kaunt geschrieben war.
V. 164. Hs.: E le chef saint lazare uuf frai aporter. Der
Herausgeber schreibt mit geringer Aenderung Et le chief saint La-
zare vos ferai aporter. Dies ist sicherlich nicht die ursprüngliche
Lesart, denn der Name Lazarus liegt hier in einer Form vor, die
zwar ins Neufranzösische Eingang gefunden hat (sie ist mit Ver-
letzung des Accents zu Stande gekommen wie Aste, Arabie, Italie,
origine, hostie, altfr. Aise, Arabe, Itaile, auch Itaire, orine, oiste),
aber für ein altfr. Denkmal nicht angenommen werden darf. Hier
lautet der Nominativ Ladres Rendus de Moiliens I S. 50, II, 155,
der c. obi. Lasdre Atre perill. S. 168, Ladre Amis et A. 2879, öfter
Lazaron"^ Roland 2385, G. de Viane 2403, Gui de Bourgogne S. 30,
121, Renaus de Montauban 277, 10, dritte Redaktion der Alexius-
sage S. 299, Rendus de Moiliens II, 156, G. de Coincy 176 V. 612,
Chanson des Saxons II, ^2.'^ Eine altere Form von Ladre ist
Lazere in einer pikardischen Urkunde, die Neumann, Zur Laut-
und Flexionslehre des Altfr. S. 105 anführt, Lazre ebd., Leben des
^ hrsg. von E. Koschwilz. 3. Auflage. Leipzig 1895.
' Mit Flexions-J begegnet Latarons als Nominativ im Rendus de Moiliens
II, 157, 158; auch das unveränderte Lazarus kommt vor (: ^esus), z.B. in
der Vie de Madeleine des Guill. le Clerc (Herrigs Archiv 64, 87).
' Die Form Ladre (als Eigenname ; als Adjektiv hat sich ladre bis zum
heutigen Tage erhalten) ist noch im 15. Jahrhundert üblich: Ladre fron fr er e
point ne lieve, Jubinal, Mystères inédits du quinzième siècle II, 150, Ladre,
vien hors! ebd. 154, Ladre, car nous conpte la peine jy enfer ebd. 170.
Andrerseits läfst sich beobachten, dais Arnoul Greban in seinem grofsen
Mystère de la Passion (p. p. Gaston Paris et Graston Raynaud, Paris 1878)
diese Form nicht mehr anwendet; er gebraucht vielmehr für beide Casus nur
die Form Lazaron; so I4027 (: obligeron), vgl. Lazaron, vien hörst 15072,
Lazaron 15592 (: savon), 16109 (: resurrection), 20052 {: demonstraaon).
HUGO ANDRESBN, ZUR KARLSRBISE. Ill
heíL Thomas hrsg. von L Bekker S. 28. Allein bei Einsetzung der-
selben wäre der Vers noch um eine Silbe zu kurz, während Le
chief Saint Lazaran der Silbenzahl genügen würde.
V. 196. Hs.: Ore ueit li paiarchef deuf i fait uertut. Text:
Or veii li patriarches Deus i fait grans vertuz. Näher liegt es an-
zunehmen, dafs nach patriarchef der Schreiber ein que ausgelassen
hat; also vermutlich: Or veit li patriarches que Deus i fait vertut.
V. 231. Hs.: Si fift il puf car ben en gardât fa fei. Der
Herausgeber setzt Si fist il puis encore, bien en guardai sa feit. Das
Wörtchen car zu unterdrücken und andrerseits das steife encore
einzufügen empfiehlt sich nicht Statt car hat wahrscheinlich carl*
in der ursprünglichen Ueberlieferung gestanden = Carlemaigìies,
wie 365 und 400, und es wird zu lesen sein: Si fist puis Charle^
maignes, bien en guardai sa fa'.
V. 238. Hs.: Cu il lut entendía fi orent le queref ml*t leez\
Text: Com il Pont entendut, liez ont les caer s assez. Eine so starke
Áenderung der überlieferten Lesart geht nicht wohl an. Die Besse-
rung mufs sich zunächst auf das in der Assonanz stehende Wort
beschränken und von der Frage ausgehen, ob leez nicht aus einem
andern ähnlichen Worte entstellt sein kann. Dies Wort scheint
mir levez zu sein, und der Vers könnte gelautet haben: Com il
Vont entendut s* orent les coers lev(z. Vgl. Auberi (Toblers Mitteilungen)
60, 2g\ Li portiers Voit, H euer s li est leves,
^,"^22, Hs.: Si fenz garde remaint io creivi q ele foil pdue.
Text : Se senz guarde remaint, criem quiete seit perdue. Diese Emen-
dation wird deshalb abzuweisen sein, weil das jo im Nachsatze vor
criem kaum fehlen darf. Andrerseits ist aber das Pronomen ele
nach altfr. Sprachgebrauch entbehrlich, daher zu lesen: Se senz
guarde remaint jo criem que seit perdue,
V. 381. Wegen brasme s. Ztschr. XXII, 84 Anm.
V. 384. Hs.: MVt fut gref H oragef 7 hiduf 7 coftif Sollte
vielleicht in coftif, mit dem nichts zu machen ist, restis „unbändig**
stecken? r und e in reftif brauchten nur schlecht geschrieben zu
sein, um die Verderbnis hervorzurufen.
V. 430. In dem Namen der Fee Mafeuz sieht Suchier das altfr.
Mahelz oder Maheuz = Mathildis, Dasselbe hatte schon E. du
Méril (Études sur quelques points d'archéologie et d'histoire litté-
raire S. 398) gethan und zugleich die beachtenswerte Ansicht auf-
gestellt, dafs hier eine freilich unklare Reminiscenz an die Königin
Mathilde, die Gemahlin Wilhelms des Eroberers, vorliege, die ja
der Tradition nach bei Herstellung der berühmten Stickerei von
Bayeux in hervorragender Weise beteiligt war. Haben wir die
Sache in der That so aufzufassen, so ist statt des handschriftlichen
Li cuiâturef fud bonf q Mafeuz uuerat vielleicht zu lesen Li cover-
tors fut bons que Maheuz aovrat,
V. 508. Hs.: Veez cele grant pelote une greirC ne ui meif. Der
Herausgeber fafst (in der dritten Auflage wenigstens, in den beiden
vorhergehenden nicht) die erste Hälfte des Verses als Frage auf
113 V&KMISCUTEs. II. ZUM WORTGESCUICUTS.
und unletdrückt grant vor pelote. Ersteres ist nicht notwendig',
Letiteres, schon wegen graignor, kaum statthaft: grant kann
nicht gut entbehrt werden. Wohl aber ist es erlaubt zu lesen Ves
cele grant pelote, one graignor ne vi mais. Vgl. V. qj sowie Zlschr,
^i35'> wo gst^eigt ist, dafs die Schreibung vet für vee: häußg
bejjegnet.
V.675. Hs.: Def ga q; er sair de/i/tef g'nt /oUe fud. Der
Herausgeber verbessert diesen um eine Silbe zu kurzen Vers da-
durch, dafs er nach dem Vorschlag von Suchier (Zlschr. IV, 4 1 2)
grande für grani setzt: Des gas gu'erseir desistes grande folie /ut.
Diese Besserung kann man sich gefallen lassen, da die Fonn gronde
V. 78S durch die Assonanz gesichert ist Trotzdem möchte ich
glauben, dafs Iresgrant folie zu lesen ist, denn grade tres kann
vom Kopisten vergessen worden sein wegen der Aehnlichkeit mit
der letzten Silbe von defifttf, besonders wenn er es etwa wie V. 57
in der Abkürzung Cf vor sich hatte.
V, 73z. Hs.: E vmt al palatf u earlem seail. Der Herausgeber
liest // en vini al palais la eu Chartes seeit. Eine einfachere Kmen-
dation der ersten Hälfte des Verses giebt V. 747 an die Hand
{Vrai errant), nämlich Errant vitU al palais; für die zweite Hälfte
empfiehlt sich die Emendation Foerslers: u Charles se seeit. Der
ganze Vers würde demnach lauten: Errant vini al palais ou Ciarla
se seeit. ,,
Hugo Ani
(
II. Znr WortgeBcbicfate.
:, Zu Rudows Rumänischen Wörtern
Ztschr. Bd. XIX und XXU.
arfin weifser Baumwollenstoff (XXII, p. 222)
stimmt lautlich genau zu russ. aréin ^^= Elle. Die Bedeutung,
welche das zu letzterem gehörige Adjektiv arsinnyi {arèinnyt Iowar
^ Ellenware) sowie das Derivatum arsinnic {= EUenw aren handler)
haben, leitet auch begrifflich unschwer zu der Bedeutung des rum,
Wortes hinüber, sei es dafs dieses zunächst Kllenware überhaupt
oder von vornherein eine häufig gebrauchte besondere Sorte von
Ellenwaren bezeichnet bat.
eorban. daneben curbam Opfer (XIX, p, 422).
Hebräisch qorban, ein in Levit. und Num. nicht selten wieder-
kehrender Ausdruck, bedeutet gleichfalls Opfer und zwar ganz im
allgemeinen sowohl das blutige wie das unbluiige, eigentlich Dar-
bringung. Freilich denkt man bei einer Entlehnung aus dem Se-
mitischen zunächst an ein arabisches Etymon. Ein solches wird
nun allerdings bei Gesenius, Hand-Wtbuch für das A. Test, unter
¡orban nicht gegeben; dagegen wird bei dem zu Grunde liegenden
I
o. DE GIIBGORIO, AMT. SIC (a LA) URTA. 1 13
Stamm qarahh eine Entsprechung aus dem Arab, aufgeführt, und
so darf man das mm. Wort vielleicht doch als ein Lehnwort aus
dieser Sprache betrachten. Jedenfalls ist sein semitischer Ursprung
^^^^- G. Pfeiffer.
2. Ant sie (a Id) Urta.
La voce b'rta del modo avverbiale dato nel titolo, e anche
in quello di alliria, si rinviene nel codice delle Consuetudini di
Messina, di cui abbiam dato notizia in Zischr,/, rom. PhiloL XXIV 42 1.
Noi r abbiamo già citata occasionalmente [fbid, 421, 423) e dichia-
rata importante, senza indicarne T etimo, che soltanto ora riusdamo
a scoprire con sicurezza. Dal contesto si vede che la vendita
degli animali a la Urta equivalga a vendita di animali "in piedi",
"vivi", o, come si direbbe oggi in sicil., **a//' aggritta*\ Questa
voce non ha però da fare con Urta, che invece, secondo il nostro
parere, fondato sulle ragioni fonetiche e semantiche, si connette
coir it. air erta (per es. nella frase: sentinella cdP ertal Achtung,
Posten!), sost erta, col fr. alerte^ collo sp. alerto. Il significato più
genuino di queste voci è quello che rimane al sostant it. erta^
luogo per il quale si va air insù, o luogo ripido, "eretto", che
appunto ha rivelato V etimo *er(c)tus. Part. P. P. di *ergo =
erigo (Cfr. Körting N. 2833). — Che V iniziale / non appartenga
alla radice della voce, ma solo rappresenti 1' articolo concrezionato,
come nel sic. (/0) léddtra, {la) lapa, it ellera, ape, lo mostrano anche
i riflessi del francese, che accanto a alerte, ant alairte e alerte
(spagn. port alerta) ha à I* air te, à Verthe, che da La Cume (Diet.
hist, de Panc.fr^ e da Littré (Diet, de la lang./r) si sono appunto
attribuiti all' it all* erta.
La tonica i, rispecchiante e chiuso del lat. volg., è regola-
rissima per r epoca a cui risale il codice (Cfr. De Gregorio, Saggio
di Fonetica siciliana § 17), e più genuina del moderno^ ài alt erta,
che proviene dall' italiano.
Giacomo De Gregorio.
Phfl. XXV. 8
BESPRECHUNGEN.
Pio Bc^na, Le fonti dell'Orlando Furioso; ricerche e studi; seconda
ediàone corretta e accresciuta. In Firenze, G. C. Sansoni, Editore, 1900;
pp. XI V- 631.
Ripresentando dopo un quarto di secolo questo libro cosi universal-
mente noto e tenuto in pregio, l' A. mostra come dall' idea di ** una semplice
ristampa con un certo numero di aggiunte" sia passato al più largo pro-
posito "di una revisione accurata ... dal principio alla fine". Ma è pur da
notare, che se rivedendo 1' opera sua ha potuto giovarsi e di nuove ricerche
proprie e di nuove pubblicazioni, ben raramente gli occorre di modificare i
risultati a cui venne si gran tempo addietro; questo ci prova come anche
potendo sembrare qua e là suscettibili di qualche ringiovanimento o accresci-
mento, le Fonti dell' O. F, avevano sfidato con la lor fibra robusta i danni
deU' età.
Non molto di nuovo è nell' Introduzione, dove oggi come allora l' A.
può lamentare la mancanza di uno studio complessivo rigorosamente cri-
tico sul ciclo brettone, intomo al quale "tanta è ancora 1' oscurità die le
più antiche tracce della presenza della materia di Brettagna nel mondo ro-
manzo paiono fino a qui scorgersi in Italia, ossia in un paese che non pre-
sume sicuramente di contestare alla Francia la priorità". Di molte giunte,
specialmente bibliografiche, s' arricchisce la notizia dei romanzi francesi ed
italiani che servirono all'Ariosto e che egli poteva in buona parte trovare,
come mostrarono indagini recenti, nella libreria estense o in quella dei Gon-
zaga di Mantova. Ma più interessa veder opportunamente confermati quegli
apprezzamenti generali sul poema, che il Canello ebbe a combattere viva-
mente da queste pagine. "Per l'Ariosto l'arte stessa diventa fine", è il
parere del Rajna, come fu già del de Sanctis, del Gaspary, del Carducci: se-
condo il quale "la finalità del poema romanzesco è in sé stesso", mentre il
nostro rimpianto romanista cercava di scorgervi alti intendimenti civili.
Non è possìbile, nel breve spazio che ci è concesso, notare tutte le
giunte e le modificazioni che occorrono quasi ad ogni pagina; basti far cenno
di alcune novità introdotte intomo a qualche episodio più rilevante. Ad
illustrare, p. es., "1' aspra legge di Scorzia" da cui è minacciata Ginevra
l'A. può giovarsi ora di un romanzo spagnuolo del quale non aveva potuto
conoscere innanzi che la versione italiana: la Historia de Grisel e Mirabelia,
di Juan de Flores. £ quella novella degli Hecatommitì (Intr, nov. IX) che
parrebbe ispirata dall' episodio ariostesco di Ariodante e Ginevra, deriva pur
essa direttamente da un romanzo spagnuolo a cui l'Ariosto attinse^ TiranU
PIO HAJHA, LB FONTI DBLL^ ORLANDO FURIOSO. 1 1 S
^ Bianco; un romanzo che Isabella d' Este leggeva nel 1500 e che Niccolò
da Correggio cominciò a tradurre molto prima che Lelio Manfredi pubblicasse
la traduàone sua il 1538. — Facendo un salto a' soggiorni di delizia come
quello d' Aldna, è notevole 1' osservazione, che non in Italia ha cominciato a
trasformarsi fl carattere originariamente nordico di quelle descrizioni (dir. gli
kaus pins del Roman de la Rose che divengono gli altissimi pini della
Tesei¿U), ma già nella Francia medesima; dove singolarmente meridionale, o
addirittura orientale, è una descrizione di Renaut de Beaujeu nel Bel Desconeu.
E poiché ho citato il Boccaccio, ricorderò che nell' episodio di Astolfo tras-
mutato in mirto il Rajna osserva un rapporto col Filocolo il quale influì
anche, almeno in parte, sulla metamorfosi cui sono condannati da Aldna i
propri amanti. A proposito di Alcina troviamo anche qualche nuova notizia
bibliografica sull' interpretazione allegorica del poema ; allegorie affini a quella
del famoso episodio avevano adoperate poco innanzi nei loro poemi Girolamo
Benivieni e Ottaviano Fregoso. D' altra parte, nuova messe di riscontri e di
fonti illustra le muraglie luminose di Logistilla. L' apparizione di Melissa,
con mutate spoglie, a Ruggiero, per strapparlo alla voluttuosa chiaviti!, deriva
— com' era già noto dalla prima edizione — dall' apparizione di Mercurio
odi' Eneide e da un' altra del A&imbriano ; se io mettessi accanto a questi
due antenati im episodio della Teseide, sarebbe soltanto perchè il nome del
Boccacdo ricorre spesso altre volte nelle pagine del Rajna. È notevole che
se Melissa si trasforma come ha fatto già Malagigi nel Mimbriano, si tras-
fonna anche l' ignoto dio che apparisce a Teseo ; il quale
Nel dolce tempo che il dd fa belle
Le valli e' monti d' erbette e di fiori (Tes. II, 3)
sene sta "in im Giardin pensando a suo diletto", come Ruggiero starà solo
a godersi **. . . il mattin fresco e sereno Lungo un bel rio" (Ori. Fur.VìIf 53).
Fra le pagine più arricchite e rinnovate sono quelle intomo alla novella
di Giocondo ed Astolfo,^ grazie ad indagini recenti sul libro delle Mille e
»na notte ed a nuovi riscontri orientali; è ricordata ima novella del Sercampi
(n.84, ed. Renier 1889), che viene a mettersi accanto all' ariostesca, senza
(sser legata a questa da alcun rapporto diretto, bensì derivando entrambe da
no progenitore comune.
Sulle considerazioni generali che chiudono il volume, il Rajna non in-
dngia più che non abbia fatto nella prima edizione, e questa misura non parrà
eccessiva o chi pensi come l'indagine, fatta a questo modo, non solo contiene
tutti gli elementi pel giudizio estetico, ma dice per sé stessa più di qualunque
apprezzamento generale. Accompagnano il volume due nuovi indici; V uno
^gne passo per passo il poema, rimandando alle pagine corrispondenti; l'altro
i un elenco delle fonti e dei riscontri che giova anche come quadro comples-
sivo a mostrare i vari aÌHuenti, le fonti maggiori, i più modesti rivoli che
versano le loro acque nella riviera ariostesca. Cosi ora, più che mai, il Car-
ducci potrebbe ripetere un giudizio dato già sulla prima edizione, alcuni anni
or sono: "un libro ove nulla, credo, si desidera".
^ A proposito di Astolfo e del suo viaggio lunare, piace veder accettato
dal Rajna 1' acuto parallelo che B. Zumbini fece fra 1' episodio arìostesco e la
Stultiiiae laus di Erasmo da Rotterdam.
Paolo Savj- Lopez.
8*
BESPRECHUNGEN. G. WEIGAND,
G. Aleiicl, Tei
1 lit
ï popors
Budapes
'8«.
Verfasser, Privatdozent für Rumänisch an der Budspealer Univecsitit,
bietet uns S. i — 270 eine Reihe von Liedern aller Att mit Ausnahme der
lyrischen Galtimg nebat einigen Prosaleilen. die er auf Ferien wan der ungen
in cineiD Zeiuauiae von 15 Jahren unter den ungailacdischeri Rumäneo ge-
simmelt hat. Sieht maii gEQauei zu, 50 fiadet man, dafi dem Umfange nach
die Produkte aus Straja im Banal beinahe die Hälfte des gesamten Matetialt
bilden, daan ist das Atader Koniìiat duicb meiiiete Gemeinden veitreten,
aarserdem noch einige wenige Gemeinden in Bihor und sonst lerstieut, eint
besondere Mannigfaltigkeit darf man bI^q nicht erwarten. Die angewandte
Transskription ist 50 unkonsequent wie uut möglich, angeblicli hat der Ver-
fasser sich nach Miklosich gerichtet, aber davon merkt maa gar nichts. Die
Palatalen weiden z. B. wiedergegeben durch f. iT, F (in der Vorrede S. Xm
steht infolge eines Druckfehler» /), ñ (warum nicht ri), 's (warum nicht i,
beide sind doch ektypiscbe Zeichen), : ^ /, gt ^i gi (£ muís also i und Ì
vertreten, denn es kommt doch auch in den besuchten Gemeinden : vor: /jZr,
jufân etc.); «bedeutet langes offenes 1 ¡e), vertritt aber auch den schweben-
den Diphthong eà {(), also schreibt er grSte (ür grmêà und daneben in dem-
selben Stücke grSial Seite 95 n. 97 steht „iestä =. ist" aus Straja, an andern
Stellen, i. B. S. 0, aus demselben Orte iesl"!'. Derartige Ungenauigkeìten und
Fehler ünden sich genug in dem Buche, was auch nicht lu verwundern ist,
denn S. 193 giebt Veif. an, er habe Stenographie beim Niederschieiben be-
nutzt. Wie dabei eine phonetische Genauigkeit eiziett werden soll, vermag
ich nicht einzusehet). Sandhi-Erschdnungen sind gänilicb vern^icbläuigt Da
er das tumänische Publikum besonders im Auge hat, wäre wohl die phone-
tische Umschrift überhaupt öberflässig gewesen, umsomelii als das meiste au
dem Banater Dialekt stammt, eine einheitliche Bezeichnung durch die gewöhn-
liche Otthogiaphie recht gut möglich war, wenn in dei Voriede auf die Be-
aonderheilen der Aussprache hingewiesen worden wäre. Elwas anderes ist
et, wenn man sehr verschiedenartiüe Dialekte behandeln will, da mnfs man
mit der gewöhnlichen Oilhngr^phie gründlich blechen, sonst müfsic man mit
demselben Zeichen mehii-re Laute bcreicbnen, was unbedingt vermieden
werden mala. Mit der willkürlichen Kompromifsorthographie hat A. weder
dem Fachmanne, noch dem Publikum einen Gefallen geihan. Hätte der Ver-
fasser sich in der phonetischen Litteratur mehr umgesehen, würde er gefanden
haben, dafs weder Miklonch, noch ich eine eigne Schreibweise erfunden haben,
die von uns angewandten Zeichen sind dieselben, und zwar die fast allgeinein
üblichen. Den Untergestell ten Kreis zur Bezeichnung der gedeckten Kehllaute
haben Diez, Miklosicb, G.Meyer und andere vor mir angewandt, ich habe
nur mehr derartige Laute kennen gelernt, als die genannten, daher auch das
Zeichen oiter anwenden müssen. S. 274 — 194 bringt Alexicl eine Reihe von
Bemerkungen m den mitgeteilten Liedern, deien Werl darin besieht, dajs der
mit der magyarischen und serbischen Sprache vertraute Vcilasser die betreffende
Litteratur zum Vergleiche heranzieht; in der vergleichenden Folklorislik 1¡^
überhaupt die Starke des Verfassers In einem zweiten Baude wird A. das
lyrische Material behandeln, ein dritter soll die Grammatik und das etymo-
logische Wörterbuch enthalten. Hoffentlich UUst der letxte Band nicht 10
I
I
A
CALBXICr, TfiXllS DINT LITERATURA POPORANA ROBaNA. II7
lange auf sich warten, denn der Leser vermifst gar oft die Erklärung dia-
lektischer Wörter, ein wenn auch nur kurzes Glossar wäre gewifs schon beim
ersten Bande am Platze gewesen. Was mir am wenigsten an dem Buche ge-
fallen hat, ist die Sprache des Verfassers, die in der Vorrede und in den Be-
merkungen am Schlüsse zum Vorschein kommt. Nicht nur Grermanismen und
stilistische Fehler, sondern grobe grammatische Fehler sind so häufig, dafs
man manchmal bezweifeln mufs, ob der Verfasser ein Rumäne ist. In der
Widmung cartea aceast ist Druckfehler, ebenso S. X Schwerr statt Schnorr,
aber ebenda Zeile 5 von unten numai streiniítñfit, S. XI 8 v. u. tntü statt
fntüU oder ce/e dtnitíu, S. XIII 2 v. u. aceste statt acestea, S. 1 27 auutä
áintr'tán (äran (magy. -/o/), p. 278 doaue variante a resptnditului suhiect,
ebenda Zeile 6 Interesant ft observa, S. 279 Z. 23 {irul doilea etc. etc. sind
(or einen Rumänen unverzeihliche Schnitzer.
G. Wbioand.
Aníbal Boheverria y Beyes, Voces usadas en Chile. Santiago, Im-
prenta Elzeveriana, 1900. XXII, 246 p. 8<^.
La historia del estudio de nuestros dialectos es tan reducida, que pocas
lineas bastan para resumirla. Borao empezó á dar vida al movimento dia-
lectal con su obra sobre el aragonés, de mucha utilidad por cierto. Wolff
consagróse á investigar el andaluz, en el que aun queda gran terreno por
labrar; Sbarbi y Rodríguez Marin han seguido sus huellas. Munthe, en el
corto tiempo que visitó la parte oeste de Asturias, hacia Cangas de Tineo,
recogió datos preciosos, y los recopiló en un trabajo que dio á luz en sueco.
Simonet, no creo debe ser excluido de esta lista somera; en su glosario hay
formas dialécticas muy interesantes. Jovellanos despertó en su país la afición
al estudio del asturiano. Caveda le ha seguido en él, con su colección de
poesías. Vigil, con su obra magna de antiguos textos y documentos. Rato
de Arguelles publicó una obra importante, calificada de algún tanto de-
fectuosa. Acevedo, su crítico, ha escrito mucho en periódicos, sobre el astu-
ñano también, y es quizá el que mejor sabe el bable. Araujo dio á conocer,
en forma galana, ima serie de vocablos salmantinos, en la revista de Victor.
Menéndez Pidal ha escrito un trabajo sobre el Dialecto de Lena (Asturias).
Yo he recogido voces santanderinas y vizcaínas en una obrita, que no cita el
Sr. Echeverría, aunque otras tres mías han merecido acogida en la respetable
lista de bibliografía, que ocupa 20 páginas. No menciona tampoco el notable
Vocabulario dialectológico del concejo de Colunga (provincia de Oviedo) por
Braulio Vigón.
En la península, casi nadie se ocupa de estas labores, teniendo infinitos
ílcinentDs vivos que examinar, los cuales nos llevan al conocimiento del len-
guaje antiguo. No tenemos un grupo de filólogos entusiastas como en Chile,
Dadón que da á España quince y raya en punto á romanismo. A un español
aficionado al estudio de los dialectos, tiene que procurar verdadero placer
<lir con una obra tan pacienzudamente acabada como la que es objeto de
estas lineas. En la imposibilidad completa de ocuparme del libro entero, que
cuenta 246 páginas, me limitaré á lo más esencial é importante, el vocabulario,
1 18 BESPRECHUNGEN. P. DE UÜQlCkf
en el cual empiezo por echar de menos un estadio etimològico, qne falta en
todo el texto. Por ejemplo: achicharrar y achucharrar, de achuchar, dar
achuchones (voz nueva en el diccionarío académico); achunchado, atontado;
aro, igual á ¡halo!; arrollar, arrullar, de rolla, niñera; la idea de barreno,
figurada, se relaciona con la francesa scie, sierra; batea, artesa, es on femenino
de bateo, pronunciado asi en francés antiguamente, por el actual bateau.
Del castellano antiguo : abajar, acetar, agora^ a^yuntar, amatiste, aojar,
asecho, aumentación.
Palabras y acepciones castellanas: acaparador, acaparar, accidentado,
tomar acta, afeitarse, agredir, ajenjo, ametralladora, ounodorrado, amolar,
andar, anilina, animalada, antiescorbútico (admitida), año escolar, armònium,
arnero {harnero, harinero), arnés (harnés, dd francés harnais), arrempujar,
arrope, asafétida, ascensor, asistente, atencuar, atracón (hartazgo), barbaridad
(gran número).
No por dejar de haber admitido la Academia, son dialécticas las voces
siguientes: acreencia, alambrar, alcaldear, alemaniàarse, anestesiar, anticonS'
titucional, antidiluviano, antifebril, antinatural, cmtipirina, antirevotuciO"
nario, antisifilitico, automóvil, avalancha, bacteria.
Como en todas las repúblicas hispanoamericanas, hay en Chile muchos
galicismos: absurdidad, adresse, alienado, amateur, argot, arrière pensée,
attaché, au revoir, bacará, baignoire. Bale, ballet, banal, banalidad,
Anglicanismos: ail right, association football, at home, baòy, back,
ball, bar,
Italianismos : bambino,
Alemanismos: apollinaris,
Dialectismos usados también en Vizcaya: almohadilla por acerico, ama
seca, apa, arismética.
Los vocablos no admitidos por la Academia (ó mal explicados por ella,
por ejeïnplo, avenida, azafate), debió haber colocado el autor en capítulo
aparte, por no ser verdaderos dialecüsmos v. gr. los que he enumerado en el
tercer grupo; los extranjerismos, merecían también capítulo aparte; las voces
y acepciones castellanas están de más. Esta confusión es peligrosa para un
filólogo extranjero, quien tomará por chilenismo lo que es castellano puro, ó
vez admitida, aunque forastera. Además, en pimto á la ortografía, lo mejor
habría sido, aparte del texto de explicación, seguir la académica para no
aumentar el enredo, escribiendo, v. gr. ¡halo!, ¡haro! Conforme con el autor
en mencionar los vocablos indecorosos, cuya malicia tanto más pierde cuanto
más gane la explicación etimológica. Me extraña no dte, v. gr. cojonudo, que
pndo ver en dos obras mías, donde notó, v. gr. acacharse, ajiaco (admitido
ahora), alienado, andada, anexionar, apesar. En punto á erratas, he visto
una en la pág. 127, en aperos.
Examinado en conjunto, es el trabajo excelente, y por él doy la enhora-
buena á mi paisano, de apellido al menos.
P. DE Mugica.
BCHSVBRRÍA T RSTES, YOCBS USADAS EN CHILE. I IQ
Bieeionario de la Iiengoa Gutellana por la real Academia Española.
13.& ed. Madrid 1899. 22 pesetas.
En estos 30 afios, la lengua ha ganado considerablemente en vocablos
modernos, y el romanismo ha adelantado de un modo portentoso. Pero si
alguien quiere conocer el noWsimo lenguaje, no acuda al tal léxico. Si el
diccionario académico debe ser reflejo fìel de la manera de pensar y hablar
de mi pais, hay que confesar que el últimamente aparecido es muy mal espejo
para esas reflexiones. Quien posea la anterior edición, que no adquiera la
actual, tan rematadamente mala como aquella.
En la Academia hay varios académicos á la moderna, pero como si no
existiesen; ni ellos mismos se ocupan del vocabulario. En primer lugar, Galdós
es un modernista, aunque parezca extrafio, estando en el "club de los inú-
tiles". De haberse admitido sus modernismos corrientes, hoy el léxico tendría
unas cuantas páginas más. Pereda moderniza la lengua con antiquismos
pasados por dialectismos. Valera, de la colección de momias del diccionario,
moderniza también. El P. Fita, etimologista eterno, vive en el limbo.
Para un alemán, deben ser interesantes estas etimologías: alfarda,
ant. al. Farfjan, tinte; aliso, al. Else, ant. alto al. Eliaa\ atrever, aL an-
streben; banco, ant. alto t¡\, Bank\ banda, godo Bandi', brindar, al, bringen;
cleda, al. Kleid; china, gót Stein; desligar, got. sliutàan; eperlano, al. Spier-
ling; esbardo, al. Bar; escanciar, aL schenken; escaramuaa, ant. alto al. sker-
man, combatir; esquivar, ant. alto al. skiuhan; estaca, al. Stach; fideos, al.
Fäden; fino, al. fein; fornecer, gót. Fruma; frac, al. Frack; fraguar, godo
vurkjan, trabajar; garvín, al. Hcuir y binden; gerifalte, al. Geierfalk, de
Geier y FcUk; goldre, al. Holfter, vaina; grija, al. Gries; grímpola, al,
Nimpel; guaita, ant. al. wathan, asechanza; guardar, ant. alto al. warten;
guarentigio, al. warant; guarir, gót warjan, proteger; guiar, germ, väan;
hincha, al. Feindschaft; huta, ant alto aL Hutta; lastre, al. Last; muceta,
aL Mütie, del ant verbo muotan, adornar; mueca, al. Maulchen; otear, gót
waht, vigilar {so wat!); pietà, al. Fetten, pasando por el latin; pifiar, al.
pfeifen; ralea, aL Reihe; randa, al. Rand; ropa, ant. alto aL roubón, de
rauban; rufián, aL ruf er, de rufen, ¡Qué sapiencia!
Faltan miles de vocablos y de acepciones, además de los miles que
consigné en mi crítica del diccionario anterior. Solo hablaré de dos ó tres.
Ignoro si Sagasta es ó no autoridad en la Academia; pero á veces
maneja bien la lengua, v. gr. al decir: "podría yo hablar con más despacio"*
Un vocablo excelente no está aún admitido: "siete afios de diferencia-
ción ha tenido el Sr. Silvela con el Sr. Cánovas del Castillo". Ni esta
acepción: "los pobres de espíritu censuran á Cánovas porque no ha dimitido
al duque de Tetuán".
Embrollo es abrojo, maraña, enredo, confusión, embuste» Con sobrada
verdad dice un crítico de mi "Maraña del Diccionario", ocupándose de la
que han armado los inmortales en su mamotreto lexicográfico: "el diccionario
de la Academia es tm embuste inventado para enredar ó descomponer el
negocio del idioma", del cual negocio hablo en otra revista alemana. Em-
buste era antes del griego. Y maraña también del griego, látigo, correa, lo
que se necesita para destruir la maraña del diccionario, y empleó el crítico
I20 BESPRECHUNGEN. P. HE ML
Valbuena, el único que ha conseguido se corríjft >1go. Ahora ímbusle a
impostura y mufiiÄn miscelánea. Aquí de Cernâtes: "yo sabía toda s
marafla y tmòusle".
Ed punto á gramálíca, sabido es que la Academia la conoce ma], vac
läiantemente, y Bferrindosc lo más posible i las anlignaUas
par de ejemplos
nbsolulo; es solo feme-
La, suste aateponersc i
falta aHadir "de perso
Que maguer equivalga
"maguer jae" (aunqut
^ Alejandro); mejor stri»
segurar que hoy
hacci Ï1SO del dcsairollo de la lengua. Solo
Dice que fin es de ambos género», y no es cierto en
nino en la [rase "la ;Íh del mundo", ntida m&f. "
nombres propios de persona de este mismo genero";
del pueblo, del teatro y de la aableía madrileña".
prcdsamenlc i aunque [aun que] no es cierto, v. gr.
que\) "era blanco, negru se va tornando" (Poema di
poner como equivalente no obstante. En maravedií
à no el primero de los tres plurales: maravedís: yo
en dia es el único empleado. Remanir es plaucba; el participio
del Poema del Cid, les llevó ä los usias á ese infinitivo, que es
del Poema de Alejandro. Primera espada, escribían untes, no primer, como
se dice y escribe siempre; ahora ponen primer, 6 primera espada.
Tocante al lenguaje usado en las deüaiciones, es ao levoltijo de varias
épocas, habiendo en ellas vocablos cuyo significado actual es ya distinto dt
todo punto. Arromaditarse ei "eenlraer romadizo", uto es, resfriarse.
Lastimarse, "dolerse del mal de Dno", es decir, condolerse.
Otra pUga, combatida rarísima vez. El diccionario sigue remitiendo del
vocablo moderno al uutiguo. v. gr. de anticipo á anticipación, de empalaga i
empalagamienLo, de hendidura i hendedura, de sallar á sachar.
Eo la ortografía, do me quiero meter á Tonda. Tengo una lista larga
de voces sin h que la llevan en la eliuiologia académica, y á la inversa.
Solo entresacaremos: abilmosco, acá (át hac\). acerico {áe facies'.), aciche (de
asciai), afice, aína, airón (de heigere\), alabarda, alacena, alache (y alece,
alecke), alajú, alamar, alara, albergue, alentar, aleto, almete, aloque, aUo,
ambleo, anafe, anguarina, ansa, anseático, aña, añacea, aquel (de hic\ ille),
etc. Lo mismo digo de la ¿ y la v: abano, abigarrado, abigarrar, abogada,
aiûgadar, abogar, etc. Cita hibernal, hibtrniso, hibitrnal, hibiernar, ser la
estación de invierno, hibierno; peto no hinbierna ò himbìerna. Este es Ú
inconveniente que tiene meterse en lios eliniolúgicos respecto 1 la escrítur«
pedantesca; y eso, etimologixando mal.
La Academia debiera haber adoptado eate tema, de Fray Gerundio;
"Huye cuBDlo pudieres de voces vulgares y comunes, aunque sean propias."
Solamente en la A, se deja en el tintero lo menos 2tx> vocablos novlsimot
Erratas do anotadas: pág. lo6 echas por echar (en aterrar), pá£. l]8
citaredo por citarero ifi acaso error), p. 3») clanga (ó enor), pág, 335 des
segundo artículo conlarcc. por contract., pág. J49 ft. ausenl por auvent,
pig. 599 lai. levile pox fr., pig, gì 6 siluriano por siluriano, piig. 996 unir
(del unire), fatta latin. Dicen que es errala prismSlica por piramidal; eso
se llama error. Y espirar por expitar; la errata no elisie tampoco, sino
el errar. Y que donde dice ambajes debe leerse ambages; jcómo ha de
corregirle?! ese es un tercer error. P. OK MuaiCA.
DICCIONARIO DB LA SENGUA CASTELLANA. 121
GionìAle Storioo della Iietteratora Italiana. Anno XVIII, VoL XXXVI,
fase. I — 2.
G. Bertoni, Studi e ricerche sui trovatori minori di Genova, Wir
erhalten hier die erste Ausbeute des bekannten glücklichen Fundes Bertoni's.
Nenn neue Gedichte, wovon acht Tenzonen sind, bilden zusammen mit einem
Sinrentes von Luquet Gatelus (n<^ X), das, wenn auch nur teilweise leserlich
und unter anderem Namen von r überliefert, schon publiciert war, die Unter-
lage für eine erneute, mit Sorgfalt vorgenommene und hier und da noch ein
unbekanntes Datum beibringende Untersuchung über die Lebensverhältnisse
der kleineren genuesischen Trobadors, nämlich von Percival Doria, Jacme
Gril, Luca Grimaldi, Scot, Simon Doria, Luquet Gatelus; nebenbei wird auch
L. Cigala behandelt (S. 15 — 18). Etwas mehr Vorsicht wäre stellenweise ganz
erwünscht gewesen: wenn es auch gut möglich ist, dafs der Guilhem, mit
welchem L. Cigala eine Tenzone wechselt, Guilhem de Montanhagol gewesen
(S. 17), so verbietet es doch die philologische Methode, ein \de Montanhagol'\
in der Ueberschrift hinzuzufügen (S. 35); die sonst nicht gestützte Angabe
Crescimbeni's von der Verwandtschaft zwischen Simon und Percival Doria
inufste, wenn überhaupt, mit Vorbehalt wiedergegeben werden (S. 14); die
vorhandenen Anhaltspunkte genügen nicht, um zu sagen, dafs Lantranc Cigala
con tutta probabilità ein Bruder des Nicola Cigala war (S. 16); ein Beweis
dafür, dais Sordel an der Schlacht bei Benevent teil genommen habe, wird
durch das Sirventes des Gatelus nicht geliefert (S. 55); ist es so sicher,
dafs der letztere Trobador mit dem Herrn von Lesbos und Aenos (nicht
TCtno) identisch sei (S. 21)? Die S. 14 stehende Anm. 2 gehört an den Schlufs
des Abschnittes über P. Doria, denn erst hier drückt B. klar seine Mei-
nung aus, nämlich dafs zwei Percival Doria gedichtet haben, von denen der
erste Ghibelline und auch italienischer Dichter, der zweite Weife (für diesen
ist nur Nostradamus Zeuge) gewesen sei. Dafs der Vater von Luca Grimaldi
Hugo hiefs und dafs Luca 1257 Podestà von Florenz war, hatte ich schon
Zs. f. rom. Phil. IX, 406 nachgetragen (S. 12). Den Simon Doria, welchen B.
zum Jahre 131 1 nachweist — es ist keine Urkimdenstelle — kann ich nicht
als mit dem Trobador identisch ansehen, der schon 1253 urkundlich erscheint
— sein Vater war damals tot — und der mit L. Cigala tenzoniert ; es erscheint
mir daher auch recht fraglich, ob der Albert, mit welchem Simon eine Ten-
zone wechselt, wie B. vermutet, ein Alberto Scotto sein kann, welcher erst
131 8 starb, und ob nicht doch Albert de Sestaron in Betracht kommt, um so
mehr als die Worte in der Tenzone Vemperador non evei Frederic (Seibach
S. 106) nur auf Friedrich II. als einen Lebenden gehen können.^ Ist 1266,
welches Jahr S. 16 als letztes Datum für L. Cigala angeführt wird, nicht etwa
ein Druckfehler? Das Sirventes, welches r überliefert (n^* i bei Rajna) und
das nach Rajna 1267 oder 1268 fallt, fìndet keine Erwähnung. Wenn S. 17
vom Sirventes des Gatelus gesagt wird, dafs es gegen 1272 entstanden
sei, so steht das in einigem Widerspruch zu dem S. 55 Bemerkten, wo es
^ Die von mir einmal angezogene Stelle, auf welche mich B. verweist,
darf m. E. nicht in Parallele gestellt werden , denn hier werden von P. Vidal
mehrere tote Herrscher genannt; sie trägt einen generellen Charakter: ,ich
will nicht ein solcher Mann sein, wie Ludwig, Manuel, Friedrich es waren*.
122 BESPRECHUNGEN. O. SCHULTZ-GORA, B. WDSSB,
heifst cade tra il 1 26 1 e il 1273 (1261 muís hier Druckfehler sein fur 1267
oder 1268), wobei ich übrigens 1273, weil Sordel vorkommt, fur ein reichlich
spätes Datum halte. B. wundert sich, dafs man immer n*Ad<meUa schreibt
und nicht na Donella, allein seine Meinung, dafs der Name ein Deminutiv
von donna sei, ist unannehmbar; wenn Donella allein begegnet, so dürfte es
erst die aphäresierte Form von Adonella seia, das mir zu einem aus dem Ger-
manischen stammenden Adone zu gehören scheint (ein Madonella, das B. noch
zur Stütze anfuhrt, hat wieder einen anderen Ursprung). Das Sirventes von
Duran Sartre de Carpentras, das S. 18 Anm. aus dem Cod. Campori ange-
führt und dem in MC erhaltenen , MG. 105 stehenden Gedichte gleichgestellt
wird, kann, wie die mitgeteilten Verse lehren, nicht mit letzterem identisch
sein, ganz abgesehen davon, das ja hier Wilhelm von Baux gerade angegriffen
wird (s. Zs. f. rom. Phil. IX, 126 Anm.); es wird vielmehr dasjenige Gedicht
sein, auf welches Duran MG. 105 Str. 4 selbst hinweist und das bis jetzt noch
nicht bekannt war. Ponzio Amato von Cremona, der nach Restori identisch
sein soll mit dem porc armât in dem bekannten Sirventes des G. de la Tor,
gehört nicht in eine Linie mit Taurel und Alberico von Romano (S. 21 Anm.).
Ueber einen Namen Pama sollte man erst dann reden, wenn man das vorauf-
gehende Colega klargestellt hat; der Verweis auf die Annalen des Giustiniani
genügt nicht (S. 23 Anm.); übrigens ist die Ausgabe des Nostradamus, welche
B. citiert, noch immer nicht erschienen. — B. hat zu seinem Artikel einen
Nachtrag geliefert unter Communicazioni ed appunti (Giom. stör. XXXVI,
459 — 4^0* Was hier noch von Biographischem beigebracht ist kann idi
nicht als glücklich ansehen. Mit der Stelle im Sirventes des Aimeric de Pe-
gulhan, wo ein Persaval erwähnt wird, ist nichts anzufangen; ich habe schon
längst in dieser Zeitschrift VII, 205 gesagt, dafs an Perceval Doria nicht zu
denken sei. Auch in einem zweiten Punkte hätte B. besser gethan, Torraca
nicht zu folgen; zwar hat er gewifs Unrecht gehabt S. 16 Anm. 4 zu sagen,
dafs in der treva Beatrix von der Provence genannt werde, und wenn er mit
Bezug darauf im Nachtrage S. 460 auf meine Anmerkung in der Ausgabe der
Briefe Rambauts (ital. Uebers.) S. 170 Anm. 2 verweist, so hat er diese nicht
genau gelesen oder sie mifsverstanden , allein wenn Torraca, der sich neuer-
dings mit der treva besonders beschäftigt hat, einfach den Text ändert, für
moiller ein sor einsetzt und darauf seine Datierung gründet, so wird sich
schwerlich irgend ein Philologe mit solchem Verfahren einverstanden erklären.
Das S. 490 Anm. bezüglich Gr. 10, 35 Bemerkte setzt voraus einmal, dafs
Guillem Raimon nicht mit Raimon Guillem identisch sei (Zs. VII, 231), und
ferner, dafs Aimeric identisch sei mit Aimeric de Pegulhan, was noch nicht
ausgemacht ist; fur das gegen Zingarelli Gesagte sei auf die metrische Be-
merkung bei Appel, Prov. Inedita S. 227 verwiesen.
Was die Texte betrifft, so hat es B. an Mühe nicht fehlen lassen; dafs
er schwieriger Stellen Herr geworden wäre, war nicht zu verlangen, aber
einige Fragezeichen mehr vermifst man in den Anmerkungen, namentlich zu
dem letzten Gedichte; so ist mir z. B. von I. 5 — 6, X, 6, ii — 12, 16, 31 der
Sinn dunkel. Chabaneau hat im Nachtrage schon eine Anzahl Besserungen
gegeben ; hier nur noch ein paar Bemerkimgen : schreibe en fur e^n VHI, 8
(Komma nach sia)^ ia mais getrennt II, 20, ser (= , dient*) für ^er IX, 30,
s. Appel, Chrestöm. S. XXI; ves que Vili, 69 ist doch wohl umzustellen und
QIORNALB STORICO VOL. XXXVI. I2¡
dann amátr wiTeriuidert za lassen; IX, 50 scheint mir far non stehen zu
müssen mon; im verallgemeinernden Concessivsatz X, 29 wird da Conjanctiv
▼erlangt. An ein vü «^ viva glaube ich nicht (Aam. zu I, 7); es dürfte =s
vidi sein. Die in Anm. za Vü, 5 gemachte Annahme ist unnötig; de Lollis,
auf den B. sich beruft, hat die betreffende Stelle syntaktisch nicht richtig auf-
geiaist, da ein Pronomen daselbst nicht zu stehen braucht
O. Schultz - Gora.
P. Savj -Lopez, SuUe fonti della „Teseide", Verf. zieht einige Stellen
aus dem Roman de Thebes und dem Roman de la Rose an, die Boccaccio
benutzt haben kann, um daraus zu schliefsen, dafs der Dichter kein Epos in
klassischem Stile habe schreiben wollen, sondern nur etwas Aehnliches, aber
Feineres, als etwa der Roman de Thebes. Dem widerspricht entschieden
Teseide Xu, 84, wo Boccaccio zu seinem Buche sagt:
„Ma tu, mio libro, a lor [alle Muse] primo cantare
Di Marte fai gli affanni sostenuti,
Nel volgar lazio mai più non vedutL"
Er wollte also thatsächlich ein Kunstgedicht in klassischem Stile schreiben.
Ob er seine Absicht wirklich erreicht hat, ist freilich eine andere Frage und
mufs verneint werden: die Teseide blieb ein romantisch -ritterliches Gedicht,
dem der klassische Mantel nur lose umgehängt ist.
G. Rua, Di nuovo intomo alle „Filippiche" attribuite ad A, Tassoni.
Rua weist Perronis geschickten Angriff (Gsli XXXV S. 34 ff.) auf seine An-
sicht über die Entstehung der ersten beiden Tassoni zugeschriebenen Fiäp^
piche (Gsli XXXn S. 281 ff.) auf allen Linien siegreich ab und bringt sogar
noch Manches zur Verstärkung seiner eignen Stellung bei. Einstweilen bleibt
es also bei seiner durchaus einleuchtenden Darstellung der Verhältnisse (vgl.
Ztschr. XXTH S. 345).
VARIETÀ:
G. Fraccaroli, [Ancora suU* ordinamento morale della „Divina Com-
media". Anknüpfend an einige Aufsätze im zweiten Bande von Moores
„Studies in Dante'* setzt F. nochmals mit grofser Klarheit seine bekannte,
ansprechende Auffassung auseinander, dafs die Ordnung des Höllenreiches
und des Fegefeuers von einander unabhängig ist, da dort die Thaten, hier
die Gesinnungen bestraft werden. Das gemeinsame moralische Princip der
Einteilung in Hölle und Fegefeuer ist Purg. XVII zu finden: die sündigen
Gesinnungen sowohl wie die sündigen Thaten entspringen den drei Arten der
verkehrten Liebe; während sich erstere aber mit den sieben Hauptsünden
decken, muíste für letztere eine andre Einteilung gefunden werden und wurde
des Aristoteles Ethik entnommen.
£. Carrara, C/n peccato del Boccaccio, Carrara will auch in der Liebes-
geschichte von Affrico und Mensola einen autobiographischen Kern finden
und erblickt daria das Bekenntnis Boccaccios, in seiner Jugend eine Nonne
verfuhrt zu haben. Die Selbstbeschuldigung des Dichters in der 15. Ekloge,
dais er Gott einstmals eine Färse geraubt habe, bestätigt ihm dies. Die Er-
klärung hat entschieden etwas Bestechendes. Schon Zumbini in seinem be-
kannten Aufsatze (Abdruck in der Biblioteca Critica della Letteratura Italiana
N. 14 S. 18 ff.) kam der Gredanke, dafs Boccaccio hier eine wirkliche That-
124 BESPRECHUNG HN. W. MEYER-LÜBKE, G.G.,
sacbe behandelt haben konnte. Dafs übrigens, was C. S. l!6 für aasgeicUotscD
hält, der Diana Keuschheit versprochen wurde, uod dafs ein Bredien dieset
Gelübdes Todesstrafe nach sich log, tagt Zatnbini in demselben audi von
C. angcEogenen AafsilEe ii. 14.
RASSEGNA BIBLIOGRAFICA;
il primo centenaria di Giuseppe Parini (Bcttana, eingehende Besprechuiq;
von 24 im Jahre 1899 erschienenen, Psrini betriffeniicu Schriften). — Mooie,
Studies in Dante, second series: MisceUaneaus essays (Renier, besonders eìd-
g^ehende Besprechung dis Aufsalzes über die Echtheit der Quacslio de aqua
et terra. Er hält die ächrifC nach wie vor (üi eine FSlschung, tmd ich gebe
ihm völlig recht). — Carducci e Ferrari. Le rimi di Francesco Petrarca
di su gli originali (Sicardi, mit einer ganiCO Rtihe guter Bcsscrullgs- Und
Erklärnngsvorschläge}, — Lacombe, Introduction à l'histoire liUérairt
(Gentile, Ablehnung der Grundanschauungen der Schrift).
BOLLETTINO BIBLIOGRAFICO:
Alessio, Storia di San Bernardino da Siena e del suo tempo. Bona-
ventura, La poesia neo-latina in llaiia dal secolo XIV ai presente. Saggi»
e versioni poetiche. Grilli, Gli epigrammi iditUci „Lusus pastorales" ^
Mire' Antonio Flaminio. Passerini, Raccolta dì rarità storiche e letterarìtt
Pastor, Geschichte der Papste seù dem Ausgang des Mittelalters. 111, Band.
III u, ly, vielfach timgearbeilete u. veriesiertr Auflage. Cipollini, Scelta
di poesie e prose di Carlo Maria Maggi nel secondo centenario della «M
morte. Gallelli, Un poeta romantica; Carlo Tedaldi Fores. Mantovani,
lì poeta soldato. Ippolito Nievo, iSjl — iSäl. Con memorie, poesie e ¡ettert
inedite. Torraca, Biblioteca critica della letteratura italiana. Dìsp. 32 — jj.
Salvo-Cozio, l codici Cappiiiiiani della biblioteca Vaticani! descritti. CtOC^
Di alcuni principX di limassi e stilistica psicologiche del Gröber.
ANNUNZI ANALITICI, PUBBLICAZIONI NUZIALI.
CRONACA:
Periodici, kurze Mitteilungen, neu erschien en e Bücher.
Berthold Wibsb.
BomaiÜA. No. 114, Avril 1900.
A. Thomas, Etymologies franfaises. l. affier von aplificare;
aiger 'lianf rosten' dasselbe wie das Zs. XV 344 besprochene naisie
Thomas aof nasiare in löckge führt , ohne dafs dieses Sutatral erklärt oder«
Einwendungen gegen die Sllere Deutung gegeben würden : ], dial. 1
ans '*kamellum'; 4. bigtion 'trampe' aus bennione (}); 5. engl, butler.
afr. boulern; b. engl, buitres dasselbe; 7. cagouäle lu cochlea, *coculea;
8. ehaintre lus cancere; 9. ptov. chancera ' Brautausstattung', lim. tianse
ebenfiUli cancer; 10. chaneiire aus 'conceria; 11. clin, ein Marin e aus druck
aus hoU. 'kliakwerk'; 11. coumire 'Art Schwämme' aus *columelia; 13. dial,
fr. ertuson 'Holiwurm' = artisan; 14. raorv. esnoillie 'Sonnenstrahl', ge-
wisaennafsen essoleülie,*exioticlata; I3. U.esteinc Marineausdruck, entsprechend
englisch itudding-sail; l&. afr. estrene 'Tau' vgl. isl. strenge, engl, string;
17. oli. eitriehier 'die Segel glreichen' ebenfaUs gennaniacheD Ursprungs; i&. afr,.
I
I
A
ROMANIA NO. 1 14.
125
■FcDStctband* ^genabeUa von genu; 19. oprov. gineusclo 'Wolf»-
' 'iaelâmteula; ao, »St. gieruote, anch irnote, anoTd. *jÖrdhn«l "Erii-
rali'i 31. tb. gtotttrtnit wie iul. giiottomia niclit, wie ich meinte (ttal.
Gr. p. 190), dutch UmatelluBg eatstanden, sondern *gÍHtturriiii wie fitciturnuj
toraDsMIMlld ; 12. air. jaree 'Ludid', im KaicilingeiUteiD gtrmia unbe-
Herlcunft \^gremia 'Sdio^kind'?]; 3j. dial. b. /arçon 'Stachel' m
farder, nfr. gercer; 14. ly. jouclie ' Joe hri etneo' 'juxlula; 15. npr.
tucio ' Wolfsniikb ' *l¡ulMícla mit einem Sullix -Hic-, das in labrusca, asi-
t und dM Thomas noch anderweitig nachweist; 26. engl, lavn
inwand* von Laon, eîce Erklärung, die auch bei Klugc-Luli zu ñnden
Hi 37. mOTV. iBualettrt 'Slnck zum Gaiben binden' 'relorlature; 2S. iuim-
1 *IimÌHÌone Q); 19. martute wohl *amariislra ncbtn amarutca {vgl. ital.
■9lte neben lArusea); jo, motion 'Zehnten': modialiatte ; 3t. ptoi. Jiergam
■ 'fergamen; ¡2. afr. /ííre aot pyrelhra; 3J. inorv, guUräme
(elhacten' * cretitanluiH; 34. rétnovìad* aus ital. remolata lu remeh
.. ly. f-Difo 'itreifen': raiilare; 36, ruiicun Lehnwort ans ital. ra-
seineiseits aus span, rabicane ' Weifsschanz' slammt; 37. rulline
■Rückitetn': 38. dial, laliuroiíe -Dreifub fut ein Waschtís' «= ielle
'*i 39- ifrran aus span, leron; 4a ligutlle aus ¡lai. seghetta; 41. aft.
hier *iub/ascaTe; 41. añr. i0n^L>/r ' Hebel, Schlüsselbein' von cieonMa;
r. iordtnt 'Uebereahn', von Godefroy fnlscìl übersetzt; 44. seuchet. Post-
la seuekever ; 4;. jaiin^o» 'Art Muschel' von janrf/»; 46. jOH/r< 'Nolii-
, Postverbal za ¡outrer (*sDbstraie); 47. aft. lacre, Ausdruck der Get-
in boll, dater, nbd. decker, engl, dicker, bedenklich wegen dea Vokals,
da das holl. a jung ist; 48. taranche von dem seit dcnv VI. Jahrb. belegten
larinca, das wohl gallischen Ursprungs ist; 49. tenais, bei Colgtave 'the slip
on tenax; 60. lie 'Spìndelfutteral' zu liuhan; 51. lirelaire Um-
talning von triteirt aus tractcrîa; t,l. tirt-vtiUe 'Seil an der äufseccn
I Schiffes', umgestaltet ans älterem tire, vieiiìe; 53. titre 'Auf-
mgsplatz Sài die Jagdhunde', sir. ¡ristre von an. treysta. doch ist die
bdcrgabc von ey durch í mit schwer verständlich; $4. tréteau zu tristegtm,
mischt mit transirum, translellum; 55. travili enlbäU nicht trei = Irais,
ltdern Iris; 56. tringle, ili. tingle aus holl. tengel; 57. troniire ans span,
; j8. lympre aus deutsch. 'Tümpel'; 5g, velanède, vjlanl, auch luA
/an» ^dilavi, ßalavlSi. W. MRyBK-LvBKE.
G. Paris, Air Huon de Bordeaux. Erläuterungen lu einigen Stellen
n der Revne germanique vom Jahre lS6t eradiienencn Aursatzes über
otd„ der in durchgesehener Form in G. Paris' neuem Buche „Poèmes
I Ifgendes du m. i." (1900) wiederholt wurde. Insbesondere nimmt G. P.
I der Zwischenzeit veröffentlichten Arbeiten übet das Epos
1 die Obetonsage von Longnon u. a. Er ball daran fest, dafs Auberon
r deutsche Aibeiich identisch sind, die Ktzählungen von ihnen im ttz.
md im deutschen Ortnit denselben deutscheu Ursprung haben, und ist,
R-Anichlufs an P. Rajna, der Ansicht, dafs in der Quelle des Huon Aubcron
t Vater war. wie Eiberich der Ortnits. äie entstand, wolur Hugo v. Toul
len Anhalt gewährt, im balb wallonischen, halb germanischen Hetinegau,
Q OerlÜchkeilen im MA. den Namen Aubcron trugen, die Hauptstadt des
i fränkisdieii Königs (Tournai) liegt und die Gestalt dea heidnischen
k
126
BESPRECHUNGEN. W. MeVBR - LÜBKE, Q. G,
Lictilgottcs Alberíc mit einem (ränkischen Helden Hugo in VerbindoDg g
bracht werden konnte, de<«eti Gleichnamigkeit mit dem Sohne S^jnins v
Bordeam (ca. 845) die Verschmelzung eines frânkiscîiBn Auberoti-Hugo-Ge- "
dichlg mit der Geschichte ron dem Fürsten m Order Huon von BordesQX und
dem Mörder des Sohnes Karls des Kahlen, Auboain, heibeiiufähren ver-
mochte. Der artesische Vetfasset des lïuon von Bordeaux bättP so den Stoff _
aus der nächsten Nähe geschöpl^ Die Lokahsierung der Auberonsage Í!
der That geeignet, die Berührungen zwischen Huon von Bordeaux und Orto!
und das Forlleben eines germanischen Lichtgottes im christlichen frz. Epa
verslSndlich lu machen, wenn der Gang der Dinge bis zum Huon von Bordean*
Epos sich aacb nicht Schritt für Schritt verfolgen läTät.
G. Doncieux. La charisen du roi Rtnaad, ses dérivées romanes. 1
parenté celtique et scandinave. Sehr interexianler Versuch einer Rekonatruktîc
der Vorlage der (60) romanischen Fassungen der berühmten Rcnaodballad
nach den von G. Paris früher entwickelten GrnndsStzen ausgeführt, n
gäbe Vers fur Vers der die Rekonstruktion stallenden Texte in der WetHf
des Variantenapparsts bei kritischen Ausgaben. Es ergehen sich 21 vierzeilige
Strophen aabb mit Neigung zur Cäsur nach der 4. Silbe „wie in der Passion"
und männlichen Reimen „wie im Leodegar". Eine historisthe Anspielnng,
der Gebrauch des entendre ■\- \ti{. und des vor dem 16. Jh. nicht belegten
Wortes racommoder beslimmen D. das Lied in die erste Hälfte des
andere Gründe es nach der Grenze zwischen bretagniseher und frz. SpracM
in der Bretagne zu verlegen. Folgen noch, in tri. Wiedergabe, die Teilfe«!
Stellungen der armorikanischen , der bask., Venetian., kalalan., span. Fassung,
worunter der arm. ¡Tuen als die Vorlage des frz. Gedichtes sich beransslell^
die selbst aber aus dem in ganz Skandinavien populären Volkslied vom Ritter
Olaf, oder vom Elfcnschlag, (bei Grundtvig eie) Hofs, handschriftlich schoD
ijjo dSnisch überliefert. Logischer als in diesem ergreifenden düstern Li
ist die Sage (schon bei Gervasius von Tilbury) von der Feenrache an dem a
trünnigen Geliebten vor seiner Hochzeit im deutschen Ritter von SCaulenbe
um 14B0 dargelegt. Stärker verbreitete ach die mystische, aus derselb«
VolksanscbanuDg selbständig erwachsene skandinavische Formulierung.
MELANGES. H. Suchier, Quelguet passagíi du Fragment a
Haye, bespricht im Anschlufs an seine neue Rezension des Haager Fragment
in seiner Ausgabe der Narbonnais einige von Havel anders gefafsle Stellen
mit denen sieh derselbe io seiner Ausgabe de» Querolus (1880) bescbälUgl
hatte. Dazu einige Bcrichttgui^en und Nachträge zur Einleitung der N
tonnais.
A.Thomas, La mention de Waland le forgeron dans la chroni
d'Âdémar de Chabannes, stellt fest, dafs der Strich im d des Namens Vum
¡and in der Hs. des Ademar nicht als er aufzafasscD, der Namt also nick
Walander (so noch Jìrìciek, Deutsche Heldensage), sondern vielmehr îVaÎandui
zu lesen und dafs das an derselben Stelle erwähnte, von W. gescbmiedeU
Schwert Cerio als Name des Schwertes Ogiers Caurtain in den allfrz. Ep«B
aufzufassen ist. G. G.
G. Paris, Guel-aßens. Wird zutreffend als à agtat à aptns gedeutet.
Ch. Joret, Des suffixes normands ii)co{íj et (l|io(')- Bringt mit di
genannten SafRxen gebildete Wörter und sieht in -M das üblidie Snftu,
EOMAmA Na 114. 127
£ imd h dneii Shnfichen Konsonanten , wie das / m ákrüer «.s. v.; nîdtt
¿ans fibeneogend. W. Mim-LÛHZ.
COMPTES RENDUS. Mohl, Introduetwn à la ckranoU^ du iaHn
tnUgairei Ders., Romdnskd âv^jice Lad (Roqocs); Snchier, Autasrzm tmd
NicoUU, 4. Aufl. (G. P.); Butler, Legenda aurea (P. iL); Gay, Etsai tur
la vie et Us œuvres litt, du trouvère Adán de le Hale (Jeanroj); Gnerlîn
de Gner, Essai de dialectologie normande (J. G.).
PERIODIQUES. Reme des langues romanes 4« ter. X No. 6 — 5e sér.
n 3 — 4 (P. M.). — Zeitschrift fur rom. Philologie XXIV, i (G. P.). — Ute-
rmtorblatt f. germ, und roman. Philologie XX (E. M.). — Studi glotu^ogid ita-
liani I (Roques).
CHRONIQUE. litterarische Nachrichten. — Knrxe Bcspredtngcs
neuer Bücher. G. G.
JlrohiY fur das Stadium der neoereo Sprmchen und Llttatmtiireo.
Bd. XCIX (1897, 2. Halbjahr).
ABHANDLUNGEN. Johannes Bolte, Die Wochentage in der
.f^oesie, III, (Schlnis), S. 9—24. — Die altfransös. Uederhs. der ßodleiana^
.^Douce 308, diplomatisch abgedruckt von Georg Steffens. 3. FortseCzong
Cmit einem Faksimile der Hs.), S. 77 — 100; 4. Fortsetzung. Schlufr, S. 339 —
388. — Alfred Schulze, lieber einige HäfsmitUl frausôs. BAliograpkie,
^>. ICI — 120. — A. G. Krüger, Eine angeblicke isiänditcke Bearbeäung der
^Sckwtmenriitersage, S 241 — 252. — A.L. Stiefel, Die Nachahmung sfa-
-Rutscher Komödien in England unter den ersten Stuarts, S. 271 — 310 ^•^^^«Hff
^ch an den Aufsatz in den Roman. Forsch. V, 193 — 220 an). — Hermann
^!) e 1 s n e r , Aenderungen von Lafontaines Hand an seinen 'Amours de Psyché
^t de Cupidon\ S. 389— 394. — Richard M. He jer. Die Technik der
Concourt s, S. 39$ — 416.
KLEINE MITTEILUNGEN. Johannes Bolte, Hiobs Weib, S.418
422. — G. Schleich, Ueber die Quelle von Ljrdgates Gedickt 'The
d^horle and the Bird\ S. 425—435.
BEURTEILUNGEN. 191—205 Berliner Beüräge zur gerwtan. und
vornan. Philol. veröff, v. Ebering. Roman. Abth. II: Hermann Springer, Das
4iUfrorüen%aL Klagelied mû Berücksichtigung der verwandten UUeraturen
etc. 1895. ^J^' Philipp SÚDOon, Jacques d Amiens. 1895. IV. Moritz Werner,
Kleine Beiträge zur Würdigung Alfred de Mussets {.Poésies nouvelles). 1896.
V. Albert Maaís, Allerlei provensalischer Volksglaube nach F. Australs 'Mü
rHo* tusammengestelU (Alfred Risop; schätzenswerte Beitrage und Paral-
lelen des Rezensenten, besonders zu Nr. V). — 205 f. Carl Voreu^h, Das
Merowingerepos und die fränkische Heldensage. [Philologische Studien. Feu-
gäbe far Eduard Sicvcrs. Halle, Niemcyer, 1 896] (O. S c h u 1 1 z - G o r a/. —
206 — 208 Friedrich Kraus, Ueber Girhert de Montr euil und seine Werke.
Diss. Würzburg 1896 (Adolf Tobler). — 223—225 Un Ustameni littéraire
at J.J. Rousseau, p.p. O. Schultz -Gora. Halle 1897. 46S. S^iEogènc
bitter; Rez. hält das Testament nach wie Tor für unecht). — 228 Nicola
Zingarelli, La personalità storica di Folchetto di Marsiglia nella ' Commedia '
1 28 BBSPRSCEDNOEM.
di Danti. Napoli 1897 [Extr. dal wl. XIX d.
logia, lettere e belle arti]. 40 S. 4» (Ade
Hecker, Die ilalitnisclu Umgangssprache
mit Âussprackekiiftn dargestellt. Br^imschwi
jlîS. 8" {Adolf Tobler). — 456-
Crémine. Diss. Basel 1896. 368. und cine Karle (
459 f. Die ntupTirvetaalischen SprichlcÔrter der jüngere
kandschrifl . . . A^^. f. Alfred Pillet. Berlin, Ebcrinfi, 1897.
Tobler: tüchtige Arbeit). — 460—461 Ural Ludwig S
Anglais et les Frangaù (1725), Agg. v. Olio von Greyeri. Bern, St^L ,-
Co., 1897- XXI, Î99 S. 8» (Adolf Toblei). — 478 — 481 O. GI5de. dt^M
/raaiSs. /nierpuntlionsUAre. Marburg. Elwert, IB97- XII, 47 S, (George
Carel). — 4B1 f. Ed. Schwan, Grammatik áts Allframös., yAvfi. neu be-
arbeitet V. Dielrich Behrens. Tkeil I: Die Lautlehre. Leipzig, Keisland.
120 S. (A. Kisop). — 482 f. Franco Ridella, Una sventura postuma di Gia-
como Leopardi. Torino, Clansen, 1897. XIX, juS. 8« (Brano Schnabel>.
W. Cloétta.
NEUE BÜCHER.
Pompen Fabra, Coníribució a la gramática de la llengita catalana.
Barcelona 189S. Tipografìa L'Avenf. 8*. 112 S. Darslellung von Orlho-
f>raphie, Laat und Form der gegenwärtigen calalaniscben (ostcatal.) Schríñ-
iprache mit Rücluicfatnahme »uf Altcatalaiiísch und Lgteiniich, die gute
Dienite dem Leser neucaCalanischer Texte eu leisten geeignet iit, nod 1896
auf den Joes Qoralg in Barcelona durch einen Preis ausgezeichnet wurde. An-
gestrebt wird durch das Buch lagleich die Herbeiführung einer einheitlichen
caUlanischen Rechtschreibung.
A. Vidal et A. Jeanroy, Comptes consulaires d" AM, I3S9— 1360.
(Bibliothèque míridion. I" ser. torn. 5), Toulouie 1900, Privat. 8°. CI, 370 S.
Die Rechnungen det Siadiverwaltnng von Albi in den beiden Jahren, von
v. geschichllicb beleuchtet und erläulerl, von J. \a Kürze grammatisch iDa-
lysicrt, gleich wertvoll als liuliurgeschichtliche, wie als mundartliche Sprach-
denkmäler.
Jul. Poewe, Spracht und Versbuntt der Mystires inid. du XV, s.
(abgedi. V. A.Jubiual, Paris 1S37). Diss. Halle. 8*. 95 S. Sprache, Vers
und Reim erlahren in den Mystères noch eine swiespiltige Behandlung. Alte,
neue und mundartliche Sprachform, reicher und nnvollliommener Reim wird
noch zugelassen. Der beabsichtigte Vers ist in der Hs. oft nicht richtig ge>
schrieben, konnte aber leicht aaf die richtige Norm gebracht werden. Eine
Vergleicbung der Hi. ei^b viele Flñcbtigkeiten in J.'s Ausgabe.
e.G.
Neuer Verlag von Max Niemeyer in Halle a. S.
ILietzte IVenig^keiten :
Romanische Bibliothek herausgegeben von Wendelin Fi^rster.
XVII. Canchons und Partures des altfranzösischen Trouvère
Âdan de le Hale le Boehu d'Aras herausgegeben von Rudolf
Berger, kl. 8^ 1900. Mk. 12,— .
Bibliotheca Normannica. Denkmäler normannischer Litteratur
und Sprache, herausgegeben von H. Suc hier. Teil III: Die
Lais der Marie de France, herausgegeben von Karl Warnke.
8^ 2. vermehrte Auflage. 1900. Mk. 12,—.
Christian von Troyes sämtliche Wer^c nach allen bekannten
Handschriften herausgegeben vcj Wcndelin Förbter.
Bd. IV: Der Karreuritter (Lancelot) und das Wilhelmsleben
(Guillaume d'Angleterre). 8». 1899. Mk. 20,—. Ausgabe
auf Büttenpapier Mk. 30, — .
Suchier, H. FUnf neue Handschriften des Proven zalischen
Rechtslmehes Lo Codi. 4». 1899. Mk. 2,—.
— Die Handschriften der Castilianischen Uebersetzung des Codi.
4". 1900. Mk. 3,—.
Voretzsch, C. Epische Studien. Beiträge zur Geschichte der
französischen Heldensagen und Heldendichtungen. I. Die
Komposition des Huon de Bordeaux nebst kritischen Be-
merkungen über BegriflFe und Bedeutung der Sagen. 8".
1900. Mk. 10 —.
Druck von EhrharJt Karras. Halle a. S.
Ausgegeben den 4. März 1901. , - . ,
s
ZEITSCHRIFT
FÜR
EOMMISCHE PELOLO&IE
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. 6U8TÁT OBÖBEB,
PROFESSOR AN D^R UNIVERSITÄT STRASSBURO 1. E.
Î4»'
1901.
XXV. BAND. 2. HEFT.
HALLE
MAX NIEMEYER.
77/78 GR. STEINSTRASSE.
1901.
Die Zeitschrift erscheint in Bänden (von 6 Heften) zu 25 Mark
INHALT.
Carolina Michaelis de Vasconcellos, Randglossen zum altportugie-
sischen Liederbuch (i8. 4. 00) i
J. Zeidler, Der Prosaroman YsaJ^e Ic Triste (23. 12. 00) i
P. Toldo, Études sur la poésie burlesque française de la Renaissance
(19. 2. 00) 2
A. Pellegrini, Il Piccinino (4. 6. 99) 2
H. SCHUCHARDT, Franz, caillou ] coclaca, — Über Laut- und Bedeutungs-
wandel (IO. II. 00., 29. 12. 00., 24. 2. Ol) 2
W. Sucrier, Nachtrag zu Zeitschr. XXV 94 — 109 2
Manuskripte für die Zeitschrift sind an den Herf
Strafsburg i. Eis.,
Universitätsplatz 8
zu senden. An die Verlagsbuchhandlung Max Niemeyer
sind alle Honorar und Sonderabzüge angehenden Anfir
Wünsche zu richten.
Bandglossen zun altportagiesischen Liederbach.
Einleitung. II. Ein Mantel-Lied. HI. Vom Mittagessen hispanischer
Monarchen. IV. Pgnna-veira. V. Ein Seemann mocht' ich werden. VI. <7i-
neies — Non ven al Maio. VII. Eine Jerusalempilgerin und andre Kreuz-
fahrer. VIII. Tell' Affonso de Meneses. IX. Wolf- Dietrich. X. Das Zwie-
spaltslied des Bonifazio Calvo. XI. Im Nordosten der Halbinsel. XII. Romanze
von Don Fernando, XIII. Don Arrigo, XIV. Guarvaya, XV. Vasco Martins
de Hesende, XVI. Der Sang von der Wachtel. XVn. Grafen -Enkelinnen.
XVBI. Grüne Augen. ^SIX,. Oh pino pino ! pino florido ! XX. Zebrareiter.
XZKJ. Frauen- und Madchenlieder — Cantos de Udino, XXII. Serranühas,
XJXm. En un tiempo coliflores, XXIV. Cantigas de viläo, XXV. Flicken-
lieder. XXVI. Provenzalisches und Altfranzösisches. XXVII. Sel dissi mai,
X!X.Vin. Mazos e Maias, XXIX. Tristan und Isolde und andre bretonische
Stoffe. XXX. Livros de Linhagem, XXXI. Die Apokryphen der altportu-
giesischen Litteratur. XXXII. Langzeil • Gedichte und allerlei Metrisches.
EINLEITUNG.
Mit der Veröffentlichung meiner Beiträge zur kulturhistorischen
îïnd sprachlichen Ausdeutung der gallizisch- portugiesischen Lieder-
l>ûcher fahre ich gerade jetzt fort,* um den Cancioneiro da Ajuda,
zu dem die Stofimassen allzu sehr angewachsen sind, zu entlasten;
^'eichzeitig aber, um gewisse im Einleitungsbande dazu enthaltene
£fïesen durch eingehende Erörterung von darauf bezüglichen
^inzelnheiten heller zu beleuchten.
Abgeschlossen ¡st freilich kaum eine dieser Randglossen. Dazu
'^àtte ich die Geschichtsquellen viel genauer durchforschen ff/.ssen,
^Is es mir während der textkritischen und litteraturgeschic^tlichen
Studien zum Liederbuche mit den mir in der eignen ^'erkstatt
^ud in nächster Nähe zu Gebote stehenden Hülfsmitteln möglich
^3J". Nur als Materialiensammlungen wolle man sie betrachten.
Regen dieselben gerade durch ihre Unfertigkeit in Spanien
^der wo sonst man über die notwendigen Urkunden- und Chro-
uikensammlungen verfügt zu Widerspruch und Ergänzung an, so
^st die Zeit und Mühe, die ich an den spröden Stoff gewendet
uabe, keine verlorene gewesen.
^ Der Anfang {Randglosse I: Der Ammenstreit) erschien 1896 in Zeit-
Schrift XX, 145 ff. — Weiteres, über die 32 oben genannten Stoffe hinaus,
wd nachfolgen.
Z<itichr.t rookPhiL XXV. 9
130 CAROLINA MICHAELIS DB VASCONCELLOS,
Dafs ich dem Leser die erläuterten Texte der Regel nach
vorführe, so wie ich sie nach langem Umgang damit, leider aber
ohne CV und CB vor Augen zu haben, zu restaurieren vermag,
wird man billigen, da ja eine brauchbare kritische Ausgabe des
Gesamt -Liederbuches noch nicht vorliegt Desgleichen dafs ich
selbst einiges Garstige nicht umgehe, wenn es zur Feststellung der
Wahrheit beiträgt
Ich beginne mit Liedern Âlfons' X. oder auf ihn bezüglichen,
weil er als König, als Gelehrter, als Mensch und als Dichter an-
gleich tieferes Interesse verdient als alle übrigen Troubadours zu-
sammen.
Cesare de Lollis, der sich mit den profanen Gedichten des
Kastilianers in erspriefslicher Weise beschäftigt hat, und Ernesto
Monaci, dem wir die erste Erschliefsung der Liederbücher ver-
danken, seien diese Blätter gewidmet — aus Dankbarkeit für ihre
Leistungen, aber auch mit der ausgesprochenen Absicht, sie zur
Veröffentlichung der ganz unentbehrlichen Lesarten aus dem Can-
cioneiro Colocci-Brancuti und damit zur indirekten Bestätigung
oder Verurteilung meiner Restaurations- und Interpretationsversuche
zu bewegen.
U. £in Mantel-Lied.
So aufserordentlich sorgfaltig Cesare de Lollis seine Unter-
suchung über die uns leider in beklagenswert schlechtem Zustande
erhaltenen weltlichen Gedichte des gelehrten Alfons von Kastilien
auch geführt hat,^ so werden dieselben doch noch für lange Zeit
Anlafs zu Erörterungen und Berichtigungen hergeben. Auch zu Nach-
trägen, da keineswegs alles Nötige von dem italienischen Gelehrten
in Betracht gezogen worden ist Abgesehen von den zahlreichen
Liedern, in denen ein Rey^ ohne Angabe seines Namens und seines
Reiches, vorkommt,^ sowie von den seltneren, wo etwas bestimmter
ein König Alfons, ein König von Kastilien, ein König von Leon
und Kastilien erwähnt wird, scheint mir besonders erwägenswert,
wer jener Rey oder Senhor — Rey don Affonso — gewesen sein
mag, der in einigen unbeachtet gelassenen Tenzonen als Dichter
auftritt
^ Cantigas de Amor e ¿Le Maldizer de Alfonso el Sabio, Rè di Castigìia
in Stud, FU. Rom. vol. I 31—66 (1887).
s CV 37. 45. 157. 834. 347. 419. 420. 422. 424. 458. 466. 606.
50e. 5ie. 520. 534. 553. 572. 578. 587. 609. 613. 68L 632. 638. 684.
638. 639. 707. 708. 752. 755. 756. 758. 759. 863. 854. 886. 910.
915. 921. 932. 947. 953. 962. 963. 1015. 1024. 1032. 1036. 1087. 1088.
1043. 1053. 1054. 1082. 1084. 1103. 1131. 1143. 1157. 1172. 1175. 1184.
U86. 1189. U93. 1202. ~ CB 104. 464. 466. 476. 1606. 1612. 1614.
1516. 1518. 1520. 1521. 1524. 1525. 153L 1632. 1638. 1660. — Ohne
Scheidung solcher , in denen von Königen von Portugal (Sancho II., Al-
fons ni., D. Denis, Alfons IV.), Kastilien und Leon (Ferdinand m., Al-
fons X., Sancho IV., Alfons XI.) oder Aragon (Jaime I.) die Rede ist.
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIBDEltBUCH. I3Í
Drei einschlägige Stücke (CB 886, CV U68, CB 867) habe
ich bis jetzt untersucht und spreche sie, nach eingehender Ueber-
legungy Alfons X. zu. Das, welches wir als Mantellied bezeich-
nen dürfen y ist überschrieben:
Vaasco Gil fez esta cantiga^ d^escamV^ e de maldizer.
Es lautet: , ,
(I.)
Rei don Alfonso, se Deus vus pardon,
d' etto vus venho [ora] preguntar
[e peco] qne panhedes de mi dar
tal recado qne seja con razon:
5 ¿Qnen dà sea manto, qne Ih' o guard' alguen,
e Ih' o non dà tal qual o den, por én
que manda [én] o Livro de Leoni
tfDon Vaasco, eu fui ja clerizón
e degredaes soia estudar:
IO enas escolas n soia entrar
dos maestres aprendi tal liçon:
que manto d' outren non filhe per ren ;
mais se o m' eu melhoro, faço ben
e non sOo por aquesto ladrón."
15 Rei don Alfonso, ladrón por atal
en nulha terra nunca chamar vi;
nen vos, senhor, non o oístes a mi,
ca se o dissesse, diria mal.
Ante tenho-[o] por trageitador
20 — ¡se Deus mi valha! nunca vi melhor —
qnen assi toma pena de cendal.
„Z>0fi Vaasco, dizer-vus quer' eu al
d' aqueste preito que eu aprendi:
oi dizer que tragdtou assi
25 ja üa vez un rei de Portugal:
e p>or se meter por mais sabedor
ouv(e) un dia de trageitar sabor . . .
fez-se cavaleiro do Espita!." /Q3 X612 = 886.)
Lesarten, die ich berichtigt habe: i cätiga — 2 edescarnhe — Z. 3
venho preguntar quer ora punhade — 7 Solche pleonastische Wiederholung
von ¿n ist nichts Seltnes; doch könnte man auch lesen: que manäa{n) eno
tíuro de Leon? — 8 derhon — ^ E degreda — i^ o m* eu mit ethischem
Dativ? oder o meuì Mir scheint die erste Deutung einen passenderen Sinn
zu enthalten — 17 vistes würde besser ins Versmafs passen — 22 ^rea al —
2^ fei — Die üblichen Schlufskadenzen , in denen das Facit gezogen zu
werden pflegt, fehlen.
Don Vasco Gil hat in den Händen eines Königs Alfons seinen
Mantel belassen. Wie er sagt, zur Aufbewahrung. Nehmen wir
an, da man einem König doch nicht so ohne weiteres seinen Um-
hang zum Aufheben ûbergiebt, dafs er sein Eigentum dem Herrscher
zum leiblichen Schutze ausgeliefert hat, im Feldlager, auf der Jagd,
9*
»32
CAROUNA MICBAKLIS DE VASCONCELLOS,
bei Unwetter oder aber zum moralischen Schutte bei irgend eineitt
nächtlichen Abenteuer. — Daraus ersieht man, dah er zu dea
Vertrauensmännern des Monarchen gehörte {PrivaJos oder VaÜdos).
Ein solcher aber wufste auch, wie willkommen dem musenfreund-
licben Monarchen eine lustige gereimte Behandlung jedweden Vor-
kommnisses zu sem pflegte. Darum wirft der Höfling scherzend,
ais er das Kleidungsstück in veränderter Gestalt, anscheinend neu
hergerichtet, zurück erhält, die Frage auf: „Wenn lüner Knem den
Mantel borgt und erhält ihn nicht so zurück, wie er ihn her-
gegeben hat, mit welcher Strafe belegt ihn dann das leonesische
Buch?" — „Zwar habe ich in Scholarentracht dereinst Decretalicn
studiert und von den Magistern gelernt, man solle Niemand seines
Mantels berauben. Dafs aber ein Dieb sei, wer ihn verbessert,
das habe ich nicht gelernt." — So ungefähr lautet des Königs
Antwort. Das Wort Dieb weist der Vertraute des Herrschers
natürlich zurück. Vielmehr nenne er den einen Tausendkünst-
ler, der es verstehe, Zindel in Pelzwerk zu verwandeln. Als histo-
risches Beispiel ähnlicher Taschen Spielerei wird datin noch auf
einen König von Portugal hingewiesen, der einst, aus Schlauheit,
den Hospitaliter-Mantel angelegt habe. —
Dunklen Stoffs genug für den Kommentator. Zu viel sogar
für einen, der, den Quellen nahe und doch so fern, über so dürf-
tige historische Hülfsmittel verfügt wie ich. Eine Ueberzeugung
drängt sich freilich sofort auf. Ein König Alfons, zu dem von
Gesetz und Rechtspflege gesprochen wird, und der selbst auf seine
kirchenrechtlichen Studien Bezug nimmt, kann kein andrer sein
als der gelehrte Schöpfer des encyklopädischen SeUnario, des
Fuem Real mit den IVuet'as Ltyes, des Espejo de lodos ¡os derechos,
sowie der berühmten Süle Partidas — der eifrige Förderer der
Universität Salamanca, und zu gleicher Zeit der fruchtbarste Poet
seiner Tage.
Trotzdem mufs der Nachweis erbracht werden. Das livro dt
Leon, der portugiesische Koni g-ffpj^/ïii/i'/ir, cendal váa pena, maestres
wie degredats geben aufserdem noch zu suchen. Ob auch zu
finden?
Zunächst, was wissen wir über den in so vertrauten Beziebungea
zu König Alfons stehenden D.Vasco Gil, der sich in dieser Ten-
zone rechtsbeflissen zeigt, und vom Partner an eine portugiesische
rechtskräftige /a{aiiha erinnert wird? Der König giebt ihm den
¿Jon-Titel. ' Und da die Tenzone zwar eine scherzhaft spöttelnde,
aber doch mafs- und formvoll ist, müssen wir die darin enthal-
tenen Angaben für whkliche, nicht aber, wie in einigen schmähenden
Streitgedichten, in denen Spielleute wie Pero da Ponte und Lo u-
renço gehänselt werden, für Persiflage halten.' Jener Hinweis
II IdiJm fi^t derselbe.
I
I
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH.
133
sowohl wie der Name Vaasco deutet auf einen vornehmen Portu-
giesen. Nur von einem solchen berichten aber die Adelsbücher
der Troubadour-Epoche, und nur ein solcher tritt als Dichter in
den Cancioneiros auf. Er gehört zu einer jener kleinen Dynastien
aas der Nordprovinz [Entrt Doiro e Minho), die in den ersten
Jahrhunderten den Regenten ihr Herrscheramt sb-eitig machten.
I Sein Vater ist der alte, zu Pombeiro begrabene Landgraf Gil
I Vas^tus dt Savtrosa, der von 1200 bis gegen 1240 am portugie-
sischen Hofe unter drei Königen eine der vornehmsten Rollen ge-
spielt hat,' zulelït als einer der wenigen treuen Berater und Kriegs-
genossen Sancho's 11,2 £in Halbbruder somit des Recken D, Marlim
Gil. des vietgehafslen Vertrauten jenes Monarchen, als dessen
KAmpe er im J. 1245 die Schlacht bei Porto gegen die Partei
der Bischöfe und des Grafen von Boulogne leitete und gewann.
Während dieser D, Martim Gil aus der ersten Ehe des alten Egi-
áitíi IV/amoder Valasquiz mit D. Maria Ayres de Fornellos stammt'
— und somit den, ihrer ersten Jugendliebe zu Sancho 1. entsprosse-
nen Königssobn D. Martini Sanches seinen Halbbruder nannte* — ,
ging Vasco Gil aus der zweiten, bzw. dritten Ehe mit D. Sancha
Gonvalves d' Orvaneia^ hervor, die man um 1210 wird ansetzen
dürfen (spätestens). Durch noch eine Ehe mit einer Giroa. sowie
durch eine seiner zahlreichen leiblichen Schwestern — D. Teresa
Gi! , die in der Königsburg zu Leon längere Zeit als Favoritin
Alfons' IX. thronte, während eine der Bas tard löchler dieses Paares
später im Palast Alfons' X. glänzte, und eine andre im Nordosten
der Halbinsel im Stamroschlofs der Herren von Cameros regierte" —
> Mon. Lus. XV e. 4; XVI e. >!. — Hercnlano, Hai. Port. Il 358. 388.
495. 4g6. — In den Jahren tljj — 1140 war Gil Vasque« ädtlhalter von
Sonsa {ttnens Sausam, s. Mia. Lui. tV, Escríl. XIV); [I40 gehörte er noch
tn den LehendeD. — Seinen Namen liest man unter lahJreichen der in den
P. M. U.i Leges 351—630 mitgeteillen Urkunden, nämlich unter fast allen
von Alfons II. bcGtätigten OrUrechien.
* Wählend der Mindeijähriglieit dea Monarchen war er ein gewslt-
ihiliger LSndetusurpator gewesen. — S. Here. II joo — 506 and Nova Maäa
I \ 17s und n { 187.
* Dies Biiadnî» mus vor 1200 geschlossen worden sein.
< D. Martim äancbes verliels Faringal 1211, beim Ableben seines Vaters,
um «ich dem Hasse des Thronerben lu entliehen. Am leonesischen Hofe
kam er natârlich ca hohen Ehren, und ward mit drei oder vier Grafschafien
belehnt: IZT9 verwaltete ei LJmia und Sarria (lUsco, Hist. Leon. Ap. 6
|i.403): 1122 Limia, Toronho und Monlenegro (¿i/.&i^r. XLI Ap. 29 P- 3S7).
Dlis er auch Tiastimar regierte und freihcTrlich einem (¡»Hiziscben Adligen
SbenDlwottele, wird Jm Gnfenbuch (P. M, H.: Serif I. igS. 194) behaaptet,
nod von den meisten spateren Geschichtsschreibern wiederholt, i. B. von
Doaite Nunes de LeSo in seiner Genealogia (Schott, Hisp. Itlustr. II 1257).
Vtm »einen Kriegsthaten und dem ritterlichen i'inii, den er an den Tag legte,
wenn er gegen Portugal 211 Felde ziehen murste, berichtet der Graf von
Barcellot (Script. 1. c). — Lucas von Tuy gedenkt de« Sieges bei Tejada
(Schott IV 1 14), der in die letzten glorreichen Tage Alfoni' IX. fallt. Vgl.
anch Bsp. Sagr. XXX VT App. p. 142.
> Orbaiulia in lai. Dokun
L
Vgl. Randglosie XI und CA Kap. VI I
r.58.
3
134 CAROLINA MICHAELIS DE VASCONCELIX>Sy
waren die damals üblichen Verbindungen mit den ausländisdien
Dynasten und Vasallen hergestellt^ — An der Seite des Vaters
und des älteren Bruders erscheint Vasco Gil am portugiesischen
Hofe.2 Als Valascus Egidii unterzeichnet er 1238 einen Ausgleîdi
zwischen dem König und dem Bischof von Porto, D. Pedro Sal-
vador.3 Dafs er im Bürgerkrieg die Schicksale des Bruders teilte,
für seinen rechtmäfsigen Herrn das Schwert zog,^ bei dessen Sturze
ihn nach Kastilien begleitete, ebendort, während Sancho als hülsen-
der Mönch den kurzen Rest seines Lebens zu Toledo verbrachte,
in der Nähe des kastilischen Thronerben am ruhmreichen andalu-
sischen Feldzug mitwirkte, ist mehr als eine blofse Vermutung.
Vasco zählt nämlich zu den 300 AdUgen, unter welche Alfons X.
nach seinem Regierungsantritt die 1248 eroberte Stadt Sevilla ver-
teilte.^ An Macht und Ansehn hat er jedoch dem Martim Gil
den Rang nicht abgelaufen. Während jener in Elastilien verschie-
dene Schenkungsurkunden unterzeichnet — z. B. 25. Mai 1 254 die
Urkunde, durch welche die Ortschaften Cabra und Santisteban an
^ Script, 176. 197. 293. Die daselbst verzeichneten genealogischen An-
gaben sind nicht frei von Widersprachen. Das zur Kenntnis der Tronbidoiir-
Epoche Wesentlichste ist folgendes.
Aus der ersten Ehe des Alten von Soverosa mit der verlassenen Greliebten
des Königs gingen Martim Gil und Teresa Gil hervor. Das Uifro Velho (153)
nennt noch einen FemSo Gil, den das Ldvro do Conde als Sohn zweiter Ehe
bezeichet Martim Gil vermählte sich in Leon mit einer Castro, aus dem Ge-
schlecht der Pertigueiros de Santiago, Von ihnen stammt der erste Herr von
Albuquerque ab. — Teresa Gil, die mit dem Bruder 121 1 nach Leon aber-
siedelte, schenkte dem unverwüstlichen Alfons IX. vier oder fünf Kinder:
darunter Martim Affonso, der einer portug. Sousa die Hand reichte und Maria
Affonso, mit welcher, als junger Wittwe des Alvaro Femándes de Lara „o que
jaz em Fiteiro" (cf. Rod. Toi. IX e. 9), Alfons X. Beziehungen anknüpfte, denen
das Königskind Bringueira entstammt (vgl. Randglosse X).
Zu den Kindern aus zweiter Ehe mit Sancha Gonçalves d* Orvaneia —
im Uvro Velho {Script, 176) kommt sie erst in dritter Reihe — gehört aafser
unserm Vasco eine D. Guiomar, und ein Manrique (im Livro Velho Anriçue),
von dem weiter unten die Rede sein wird ( Anm. 5).
Die dritte bzw. zweite Gemahlin, die Spanierin Maria Gonçalves Giron,
brachte der Familie einen Zuwachs von weiteren fünf Kindern, von denen
nur eines, D. Dordia (d. i. Dordea = Dorothea), fur onsere Untersuchungen
in Betracht kommt.
Mit ihr und der Halbschwester Guiomar beschäftigt sich Jo3o de Gui-
1ha de im 37. Liede des CV, das ich am Schlüsse mitteile.
» Here. II 358 und 496.
' Diss, Chron. IV 2 App. No. 3.
* In einem Kampfe unweit Leiria's, über den nichts Näheres bekannt
ist, geriet er 1245 oder 1248 in Gefangenschaft. — Here. II 412 Ajun. 2: 414
und 425.
* Mon. Lus. XV e. 4 nennt in der Liste der portug. Sevilla - Streiter,
gleich nach dem Infanten D. Pedro, unsern D. Vasco Gril und seine Bruder
Manrique und Joäo. — In der Urkunde, wie D. Pablo de Espinosa sie in der
Segunda Parte de la Historia y Grandeza de la Gran Ciudad de Sevilla
druckt (1630), steht der Infant unter den Fürsten (f. i), die drei Brüder Gil
aber gleich zu Anfang der portug. Ritter, unter welche Gelmus verteilt wurde
(f. 7V). Zu den Granden, welche 1250 das Fuero de Sevilla unterzeichneten,
gehört er nicht.
Ri^NDGLOSSBN ZUM ÂLTPORT. UBDERBUCH. I35
Ubeda fielen, in Gemeinschaft mit zwei andern portugiesischen
Sevilla-Kämpfern^ — , kann ich wenigstens Vasco's Namen unter
solchen Schriftstücken nicht nachweisen. Und ebenso wenig in
der Heimat, wohin beide zurückgekehrt zu sein scheinen, nachdem
des Grafen von Boulogne Thronrecht mehr als durch päpstlichen
Machtspruch durch Sancho's Tod unumstöfslich, und weitere Oppo-
sition gegenstandslos geworden, momentane Eintracht Portugals mit
Kastilien aber durdi Alfons' III. Ehebund mit einer Tochter ÂI-
fons' X. hergestellt war.
Martim Gil finden wir seit 1255 in der Nähe Alfons' UL^
Von Vasco wissen wir nur, dafs er sich in Portugal mit einer
Tochter des D. Fernand' Eannes (mit dem Zunamen Che ira) aus
dem Geschlecht derer de Riba de Vizela e de Cambra, ge-
nannt D. Froilhe Femandes, vermählt hat^ Kaum später als 1 255,
da einer seiner Söhne, als er 1277 in dem von neuem entfachten
Bürgerkriege im Kampfe bei Gouvea fiel,^ bereits ein Töchterchen
besáis, D. Guiomar Gil II., mit welcher sich gegen Ende des Jahr-
hunderts ein Joäo Rodrigues de Briteiros vermählte, der in einer
späteren Randglosse wieder auftauchen wird.^
Der Zeitabschnitt, in dem also der historische D. Vasco Gil
mit König Alfons in Kastilien zu dichten Gelegenheit gehabt hätte,
umfafst die Zeit von 1247 bis etwa 55. Da der Fürst jedoch als
König angeredet wird, verkürzt sich die Frist, in der die Tenzone
entstanden sein muTs, auf die ersten vier Regierungsjahre. An
Alfons IX. zu denken, dessen Beziehungen zu den Soverosas laut
S. 134 Anm. I ebenso intime waren wie die Alfons' X., ist somit
nicht zulässig, trotzdem die Bezugnahme auf das Livro de Leon
dazu zwang, ihn zuerst nicht aus den Augen zu lassen.
^ Nobl, And, II c. I . Vgl. ebenda c. 9 die Schenkungsurkunde über die
an Baeza abgetretene Torre de Gil de Olit. Freilich kann es sich hier, und
in allen einschlägigen Fällen, auch um einen andern gleichnamigen portug.
Magnaten handeln, den Sohn des Gil Martins de Riba de Vizela. Um so
mehr als in der letztgenannten Urkunde dieser unmittelbar vor D. Martim Gil
imterzeichnet.
» Here, n 412. — P. M. H.: Le^^âs 665. 683.
» Scrij^. 153. 176. 199. 295. — Cheira wird im Spottlied CV 1080
erwähnt
* Nova Malia I § 183; Il § 149. 198 u. 54. — Ueber den Bürgerkrieg
gegen Ende der Regierung Alfons III. s. Here. Ill 150. — Mon, Lus. XV c.4
und Script, 4: Era MCCCXV feria V<» comissum fuit bellum inter Pet rum
stephani de thaauare et fernandum alfonsi de Caambria in quo belìo ex parte
fernandi alfonsi (seines leiblichen Vetters) nobilis quidam nomine donus
Egidius ucdasci solus inter iit et nullus alius {Chron. Conimbr.).
^ Gil Vasques II. war mit Aldonça Annes da Maia vermählt (cf. Nova
Malta I § 235), deren Reize Alfons III. bestrickt haben sollen. — Ein andrer
Sohn des Dichters, D. Martim Vasques, fìel 1286 bei Alfaiates an der
Seite des rebellischen Alvaro Nunes de Lara. Script, 295 und Mon. Lus.
XVI c 5 1 (wo übrigens sein Name nicht erwähnt ist). — Eine seiner Töchter,
Sancha Vasques, heiratete Femam Femandes de Lima e BaiSo, mit dem Bei-
namen Päo'Centeio = Roggenbrod. Beider Sohn, D. Joäo Femandes de
Lima — des Vasco Enkel also — vermählte sich mit einer Tochter des
Troubadours D. JoSo d'Aboim.
136 CAROLINA MICHAELIS DE VASCONCELLOE,
Die fragende Erwähnung dieses GeseUbnches, gleichviel ob
das Fuero Juzgo oder das Fuero de Leon gemeint ist, in die Zeit
1252 — 55 zu verlegen, geht auch darum sehr wohl an, weil sich
der König gerade damais aufs eifrigste seiner grofsartigeD gesetz-
geberischen ThätigVeit widmete. Noch vor 1253 wurde das íuíro
Real nebst den Ä'uevat Leyes sowie der Espejo de todos ¡os derechos
redigiert (d. h. ehe Alfons den Titel de Algarve angenommen hatte),
worauf von 1256 — 63 an dem umfassenden, aXs Stete Partidas inai'
bekannten Libro de ¡as Leyes gearbeitet wurde.
Noch eioen Zug aus dem Leben des Vasco Gii vermag ich
imzufuhren, der dafür spricht, dafs wir ihn mit dem rechtskundigen
Poeten identifizieren dürfen, der König Alfons anredet. Ursprüng-
lich war derselbe nämlich zum Geistlichen bestimmt gewesen. Wie
das Grafenbuch angiebt, halte er die ersten Weihen bis zum Sub-
Diaconus empfangen: fay d' epistola; vertauschte dann jedoch das
lange Gewand os longos pannos mit dem Ritterharnisch. Gleichwie
der König abet hätte er dementsprechend sagen können;
cu hii ja clerizón
e degrcdaïs soia cstudar,
denn ein Adliger wie er hatte Anwartschaft auf die höchsten Prä-
lateowürden, und mufsle regelrechte Studien absolviert haben.*
Anscheinend könnte man zweic:rlei unter dem Livra de Leon
verstehen. Das Livro Juzgo imd das Fuero de Leon?- Das wesl-
gotische Gesetzbuch blieb bekanntlich in Leon Jalirhunderte lang
rechtskräftig, selbst noch nach der endgültigen Vereinigung von
Löwe und Turm unter Ferdinand 111,, ja selbst noch nachdem
Alfons X. seine reformatorische Thätigkeit entfaltet hatte, in dem 1
idealen Bestreben, den allmählich den Mauren entrissenen Pro-
vinzen und ihren mit Sonderrechten verschiedenster Art privile-
gierten Städten und Städtchen ein einheitliches nationales Recht
zu geben, aus römischen Gesetzen, Westgoten-Sitte, Kirchen-
satzungen und dem in den Foraes und im Fuere viejo nieder-
gelegten traditionellen Brauch kunstvoll in einander gearbeitet^
' Aus den Scheoliunecii, welche Gil Vasques der Alte und sein Sohn den j
Hospitalitem und speiiell dem ICIoslet Pombeiro zuwies, darr man nicht fot-
gem, dafs der Dichter dem Orden zugehotle. Zum Teil waten dicselbrn
nichts als Herausgabe von konlgl. Sesitzlümetn, welche währrod der Minder-
jährigkeit Sancbo's U. usurpiert worden wnren. Das gilt i. B. von der Viltà
de Sesmires e toda a terra de yalles. Der Monarch halte dieielhen seinem
Kapellan geschenkt; dessen Sohne wurden sie vom Herrn von So
rissen, der sie, als es zum Sterben kam, den l^Iospìtalìtern vermachle. Nova
Malta I \ 1E3 and 275; 11 9S. 149. [87.
' Oder noch ein drittes? Ist das Liber Legis oder Judicium Legion . ^
das in § 1% der Cortes de Leon v. J. 118S erwähnt wird, nur dn andrer Name
für das Fuero Ju»goì Oder ist darunter eine Sammlung zu verstehen, in
welche die bonos mores, façanhas, d. h. Rechtssprüche, eingetragen wurden,
die iür ipätae Falle als Vorbild dienen sollten?
■ Auch was der Grnrskaniler Kastiliens in seiner Chronik Peters des
Grausamen zum Juhre 1351 (c. 19) berichtet, verdient Beachtung. Der Schi ult-
e
1
I
I
I
RANDGLOSSEN ZUM ALTPOKT. UEDERBL'CH. I37
I Bilan erinnere sich ferner, dais das Libcr Judimm audi über Leon
bínaos Galligkeit erlangte; dafs noch Ferdinand III. es für Car-
mona nnd Cordova in die Vulgürsprache umsetzen Iters,* sowie dafs
es etwas später auch auf Murcia ausgedehnt ward; und drittens
dafs im gallizischen Santiago de Compostella und allen ihm unter-
stellten Orten wenigstens Appellation an das Libro gestattet war.^
Seine Gültigkeit war freilich eine stark beschränkte. Beschrankt
eben durch das aus dem Gewohnheitsrecht hervorgegangene, fur
das Volk bestimmte lÄvro de I^on, welches Alfons V, — el dt los
bumot futrot — auf der lozo nach Leon berufenen Prälaten- und
Magnaten Versammlung redigieren und bestätigen liefs. Mit seinen
49 bedeutsamen, wellliche wie geistliche Bedurfnisse gleichmäfsig
berücksichtigenden Dekreten ward es rasch mehr denn ein blofser
Freibrief fur die Stadi, ein das Fuero Juzgo z. T, vervollständi-
gendes, z. T. ersetzendes Corpus juris für das ganze sich dehnende
ond entwickelnde Königreich* und, wie der ältere Kodex, hinaus
über die eigentlichen Grenzen des Landes,' und blieb ea bis ans
Ende des 13. Jhs. nnd noch ins 14. hinein (bis etwa 1356),
Ich meine — mit dem Vorbehalt, der sich aus S. t j6 Anm. 2
ergiebt — , dafs die Troubadours dies letztere im Sinne hatten,^
nicht aber den ja auch in Portugal herrschenden Goten-Kodex
alleÍTL Zwar wird derselbe in den alten Handschriften und von
den Benutzern bald Libtr, bald Foi^um genannt. Der Zusatz de
Leon kann jedoch von Rechts wegen nur den jüngeren Kodex,
und zwar vornehmlich Kanon 20 — 48, charakterisieren. Dafs man
auch diesen unterschiedslos bald Über, bald Foro genannt hat,
beweisen zum Ueberflufs unsere Cantigas.
taxx taotet: E llama-se, en Tolède, Caíteílano todo aquel que ts de tierra
dtl stñario dtl Rey de Caitilla do non se j'uiga for el Libro jfutgo. Deb-
Elcichen in der ahcn Chronik Atraas' X. (c, 9) die auf des Gelehrten Ge-
fclies^piegel beiügliehe .Stelle; mandó facer el fuera dt las ¡eyii, en que
aiummà muy brevemente muchas leyes de los derechos. E dia lo por ley e
per fuero a ¡a ciudad de Bürget e a otras cidades 1 villas del regno de
Castilla, ca en el regno de Leon avian el Fuero yuzgo que los Godos
avieron fecho en Toledo.
I ' Schlfci, Cesehiehie Spaniens II 412 — 41S; Amador de loa Rios 11410;
I Baist, Gnindrifs { 24.
» An welches Libro die Richter von Santiago de Compostella appellierea
■latlten, ob au das Fuero de Lean, oder an das Fuero yutgo, ist noch heale
eine Streitfrnge. — Zu Esp. Sagr. XXXV c, V(niit Anhang) s. Lopes Fer-
teifo, Fueros Municipales de Sanliage, 1895. — Cf. Rev. crii. I 131.
» Rod. Toi. (+ 1147) sagt von ihm: leges gothicas reparaiiit et alias ad-
didit guit in regno Legionis etiam hedie BÖservantur (V I9. Cf. VI 9 u. 13).
— LnC.T0d.fl9: Dedil ei bones foros el mares quoi debet habere tarn civitas
quam toíum legionense rignum a flumine Pisuerga usque ad extremam
GaUaeciae partem in perpttuum.
' Aguirrc. Concilia Bisp. IV 386. — Marin«. Ensayo Hist. Grit. 156.
— E,p. Sagr. XXXV c. V u, Ap. lï u. 16. — Aschbach, Spanien und Per-
tugi unter Almeraviden und Almohadea 8.363. — Schäfer, Gesch. Span.
n 414- — P- M. H.: Leges I 135.
* Die leoDcsischen Richter, an welche appelliert werden durfte, hiefsen
Jueces del LOiro y del Fuero.
138 CAROLINA MICHAELIS DB VASCOMCBLLOS,
Der Bezeichnung livro de Leon bedient sich, aufser D.Vasco
Gil, noch ein gallizisch- portugiesischer Dichter, wie ich zeigen
werde. 1 Vom foro de Lean sprechen mehrere.^ Alle natûrlidi
ohne des Gesetzes Inhalt und Wortlaut genau im Kopfe zu haben;
vielmehr mit dichterischer Freiheit in Fällen, wo sie ebenso gut
kurzweg das Gesetzbuch, das Gesetz hätten sagen können —
eine Verallgemeinerung, die bis 1255 begreiflich ist^ — , und länger,
da, wie gesagt, das grofse philosophierende Hauptwerk Alfons* des
Gelehrten niemals Anwendung fand, selbst in Kastilien nicht
Wo ein gallizischer segrel — Affons* £annes do Cotom,
dessen Hauptthätigkeit sich am Hofe Ferdinands III. und Alfons' X.
abspielt — in einem burlesken Schmutzlied ausdrücklich versichert
pero juro -vus que non sd
ben este foro de Leon,
ca pouc' á que aqui cheguei *
meint er nichts als „ich kenne die Landessitte hier in Leon
nicht", gerade so wie ein andrer Dichter einmal a for de Casiella
im Sinne von „nach kastilischer Art" verwendet*
Wo hingegen Ayras Peres Vuitorom, der eifrigste Ver-
teidiger Sancho's II., der mit Vasco Gil sicher bekannt war, von
einem zu Unrecht freigesprochenen Verräter handelt, der wegen
aleiv^ e iraiçon nach leonesischem Gesetz Todesstrafe verdient hätte,*
und auch wo der Admiral Pay Gomes Charinho von gewissen
Vorrechten redet,'^ ist die obige Auslegung nicht statthaft
Und erst recht nicht, wo ein andrer Gallizier, der mittelalter-
lich rüde aber lustige Schelm Joäo Ayres de Santiago, in einem
unsaubren Spottliede auf das Livro de Leon verweist Er stellt sich
darin liebeskrank; klagt die Schöne, die an seinem Tode Schuld
ist, des Mordes an ; und verlangt in zweideutiger Weise Anwendung
einer die Volksphantasie naturgemäfs erregenden, grausigen KriminaU
bestimmung, nach welcher der Todschläger im Grabe lebendig
unter seinem Opfer zu liegen kam: sepeliaiur vitms ei inier fectus
super eum projiaaiur.^
Diese Bestimmung findet sich jedoch keineswegs in dem Texte,
auf den der Spötter sich beruft, sondern, auf hispanischem Ge-
biete, in den Ortsrechten von Cuenca, Sepulveda, Baena, Plasencia,
und, auf portugiesischem, ausschliefslich im forai des fränkischen
* Joäo Ayres de Santiago. CV 1076.
« Ayras Peres Vuiturom OV 1096. — Affons' Eannes do Co-
tom OVmS. — Pay Gomes Charinho CV 1158.
' Nach diesem Datum wurde àd^s fuero real verschiedenen kastilischen
Städten verliehen und der Espejo oft zu Rate gezogen.
* OV 1113. — Darin handelt es sich in gröbster Weise um das Wort:
Und sie soll vom Manne gebären.
» CV 1028.
" CV 1096. — S. am Ende dieser Studie den Liederanhang (3).
7 CV 1158. — Es bildet den Gegenstand von Randglosse IIX.
8 OV 1076. — S. Uederanhang (4).
RANDOLOSSKN ZUM ALTPORT. LISDERBUCH. I39
Ortes Lourinhan und in Marmelar.^ Im Fuero de Leon § 24 wird hin-
gegen, wie schon im Westgotenrecht, Mord durch eine Geldsunmie
gesühnt: 100 — 500 Solidos, oder die Hälfte der fahrenden Habe
des Missethäters; und auch das nur, falls derselbe innerhalb neun
Tagen ergriffen werden konnte.
Eine Bestimmung über den Manteldieb enthält übrigens das
Fuero de Leon ebenso wenig wie das Fuero Juzgo, Ich würde
eine solche eher in den Aufiseichnungen vermuten, welche die
Grundlage des Fuero viejo bilden.^ Wem'gstens findet sich die
entsprechende Verfugung auf portug. Boden in einem Âdelserlafs
Alfons' IIL Siabelectmenio em como as casas dos filhos d* algo devem
ser guardadas, Sie lautet:
Item: qaemqiier que filhar capa on cerarne ou pele ou alguma vesti-
dura ou cobertura, peyte-a en dobro, ataa IX dias. E se o nom peytar
fique eno consentimento (sic! — statt cousimento := remaneat in causimento)
do meyrinho e peyte a mim por cada huum, dous mará vedis.*
Den Doppelwert hat der königliche Mantelempfanger unsrer
Tenzone genau genonunen wohl nicht gezahlt Jedenfalls aber
einen höheren: schweres Pelzwerk (pena)^^ an Stelle von leichtem
Seiden -Zindel {cendal) fi der nur für bestimmte Kleidungsstücke,
wie Frauenblusen oder -rocke, den Modeforderungen entsprach,^ als
1 Leges 448 u. 489. — Here. IV 86. 461; I 403.
' Ueber das traditionelle Gewohnheitsrecht des kastilischen Adels siehe
Lafuente I 382.
• Leges 191, — Cf. ib. 190: Decretum Domini Regis, Quicumque acce*
ferie alicui capam zuramen pellem aut aliquam uestem aut aliquod coope-
rimentum pectet ipsum in duplo usque cui nouent dies, et si iliud non pecta-
uerit remaneat in causimento de meirino et pectet mihi pro unoquoque II
morabäinos. — Cf. Äfon. Lus, XV e. 13.
• Ueber pennas s. Leges 192 — 196. — Vgl. Randglosse IV u. XIV.
^ Wären diese Randglossen speziell für Portugal bestimmt, so mufste ich
aber cendal, tendal, sindal Längeres und Breiteres mitteilen, da ein so gründ-
licher Kenner des Mittelalters wie Gama Barros I 534 bekennt, er wisse nicht
was das im Elucidario fehlende Wort bedeute. Da ich dem Ausland jedoch
nichts wesentlich Neues über Stoff, Farbe, Wert und Verwendimg zu bieten
habe, verweise ich die hiesigen Forscher auf Fr. Michel's Recherches sur les
Etojfes de soie (Paris 1852) und P. Meyer's Anmerkungen zum Flamenca-
Roman ; Du Gange s. v. cendalus, sendadus, — Was Portugal betrifft, so sei
nur bemerkt, dafs cendal auffallenderweise in der Preistabelle vom J. 1253
nicht vorkommt, wohl aber in der Kleiderordnung Alfons' IV. Im Lieder-
buch begegnen wir ihm in CV 847 und 948 (in Braga's Ausgabe auch noch
in No. 1031); bei Alfons X. in CM 282, 14. — Als Futterstoff steht es
meist gegensätzlich der penna, d. h. dem Pelzfutter gegenüber. Wo es sich
um Wertangabe handelt, neben Sammet und Purpur oder Scharlachtuch.
• CV 948: £ pesa-m' én e é mi mal
que Ih' escamiron seu brial
que era nov' e de cendal.
Im unmittelbar folgenden Spottlied wird dasselbe Kleidungsstück als brial de
Sevilha bezeichnet Aus den voranstehenden (945 — 947) haben wir erfahren,
dafs es zur Weihnachtszeit einer schönen Infançda geschenkt worden war.
Wieder ein andres Gredicht (CV 796) klärt darüber auf, was für ein Oberkleid
der Frauen -¿r¿a/ gewesen sein mufs.
140 CAROLINA MICHAELIS DE VASCONCELLOS,
Schmuck des Mantels eines Rùo-hûmfm aber dem Monarchen miß-
fallen, wenn nicht gar gegen einen Paragraphen der Kldderord-
nang veratofsen raochle. Ich sage ais Schmuck (guarniçSo), und
stelle mir vor, es handle sich um eine Einrassung — wie sie die
hochinteressante Prdstabelle Alfons' UI, vom J. 1253 unter cum penna
oder scotada cum pernia versteht.^
An einen Mantel para graph en wie den obigen aber dachten
Alfons X. und Vasco Gil, aller Wahrscheinlichkeit nach. Das por-
tugiesische Dekret war bald nach den Corles de Gui maraes (1250)
erlassen worden.- Den entsprechenden und gewifs vorbildlichen
hispanischen Text vermag ich nicht anzuführen, zweifle aber nicht
an seinem Vorhandensein schon vor den Cortes de Valiadolid vom
J. 1258. Auch eine Art Kleiderordnung mufs an beiden Höfen
damals erlassen worden sein, mit Ein Eel bestimmun gen ahnlich den
von Alfons IV. verfügten. > Das schliefsc ich aus einem Spotl-
liede des CV, worin einem filzigen Infan(on von demselben alfon*
sinischen Troubadour, der sich mit den Schwestern unsres Vasco
Gil beschäftigt hat,* vorgeworfen wird, er übertrete des Königs
Gebot — 0 degredo del rey; denn dieser habe verfügt, der Mantel
des Iiifançon solle alle zwei Jahre erneuert werden, er aber trage
den seinen nun schon im dritten oder vierten Jahre. ■'^
Das Studium der Dckretalien, auf das König Alfons sich
in seiner Entgegnung bezieht, könnte man mit einiger Wahrschein-
lichkeit ¡n die Epoche der Vorarbeiten zur Gesetzes -Reform ver-
legen, in der die Tenzone entstanden ist, um so mehr als schon
Ferdinand 111. dieselbe geplant und zu ihr angeregt hatte. Der
Wortlaut zwingt jedoch, an vergangene Zeiten, also an des Ge-
lehrten Mocedades, zu denken. Zwar wurde Salamanca erst
1254 (durch die Bullen Papst Alexander's IV. vom 25. Mai, 13. JuH
und I. Oktober) erweitert und den drei europäischen Esludos Gt-
ntralei — Paris, Oxford, Bologna — gleichgestellt, nachdem Alfons
' Für „Fuller" wurde forre, für „geiütterl" áehraáo gesagt, Leges I96.
Von der gamaeha, dem tabardo und maulo cum penna und sine penna ist
daselbst mehrfach, die Rede. Und in der tmgedtucktcn Verordnung von 1340
Imdet sich sogac com penna ou com cendal mit Be^ug auf tabardo, manto
oder pannos (¡m Sinne von „Aniug") Duliende von Malen, wo auseinaDder-
gesetit iai, welches Tuch, welcher Schnitt und welcher Bes^kti dem KSoig uod
der Königs familie, dem Rico-homem. dem Cavalleiro, Escudeiro und CidadSo
erlaubt war. und wie oft er sich beim Schneider neu einkleiden durfte. Siehe
Gama Barros I 533 — 536.
» Die Haupldekrete Alfons' III. über seinen eignen Hautbalt und den
seiner Untetihanen fallen in die Zeit von 1250— 1161 {Leget igt — 110),
* Es wird darin unter vielem andetu festgestellt, der Magnat dürfe sich
jSbrIich drei Ancüge com penna eu cam cendal, der Ritler ihrer xwei, der
Escudeiro sich jährlich einen neuen Anzug lem penna nem cendal lalegcn.
— In der ungleich einfacheren und sparsameren Zeit Alfons' III. muíste, dem
AüKhein nach, ein Anzug selbst dem Rico-homem und Infanion ganze iirei
* Jolo de Guilhade. CV 37.
> CVU03. S. den Liederanhang (5), Vgl. CVU09,
I
I
K&MDGLOS5EK ZUM ALTPORT. LISDERBÜCH. I4I
tvfci Jahre juvor (g. November 1252} die Staiuton angefertigt hatte,
kraft deren er vier Lehrstühle für Juristerei stiftete und reichlich
dotierte.^ Doch war kanonisches Recht ebenda schon früher in
der 1 220 von Alfons IX. errichteten und 1 239 von Ferdinand III.
erweiteiten Theologie -Schule von ausländischen Doctoren gelesen
worden.^ Und nidit minder in der bereits 1209 zu Falencia unter
minder glücklichen Auspicien gegründeten kastilischen Akademie.^
Die Selbslaussage des Königs in unsrer Canzone — ' brauchbat
als Beweis dafür dafs er Ihatsachlich eine Hochschule besucht
hat — zeigt nicht, ob das in Leon oder Kastilìen geschehen ist;
doch hört man in seinen eignen Liedern und in denen der Zeit-
genossen sowie in Prosawerken des 1 3. jhs. immer nur von acholas
and tieholarts dt Salamanca.^ Nie aber von den isiholat de Paienda,
die durch das rasche Aufblühen der jüngeren Schwester bald in
den Schatten gestellt wurden.
Ob des Königs Maestres die gleichen gewesen sind, die er
später zur Ausarbeitung seiner Ideen heranzog? Mestre Koldan?
Jacome RuiE? Mestre Mattin?
Dafs er als Student das Gewand des Klerikers getragen hat,
darf man als selbstverständlich gern glauben. Qerizon — übrigens
eine hispanische, keine gal lizisch- portugiesisch e Bildung^ — benennt
heute den Chorknaben {monaaüo), während die Scheideform cUri-
t«nU allgemeiner auf denjenigen angewendet wird, der, ohne ordi-
nierter Priester zu sein, in geistücher Tracht einhergeht; im tadeln-
den Sinne auch auf den Kleriker, der im Aeufsem und im Be-
tragen den Anforderungen guter Sitte nicht nachkommt. Im Portu-
I
' Mando e tengo for bun que haya un maestro en Leyes e yo le ai
quinientos maraVtJís Je ¡a/aria for ei año: e que haya un Bachiller Le-
gista. Otrosí mando que haya un Maestro en Decretos e yo le d¿ Ireieientot
maravedís cada año. Otrosí mando que haya das Maestros en Decretales e
ye que les di quinientos maravedí: cada año, Ordeaanças Reales X 5t, r
io den Adieiotui zur Partida II 31, t — 1 1, wo Aaifübriicbcs ñber die Esludios
Generales iteht.
■ Vidal, Memoria Hist, sobre la Universidad de Salamanca I8Û9. —
Unga, ffisl. Univ. 1 76. — Lue. Tud. (m Sdion IV 1 13) sagt: Hic [= Adefansus
Sex L*gionti\ salutari Consilio evocatiit magislros peritisstmos in sacris
Êtrifhiris &• constiiisü sckolas fieri Salmantia.
■ Luc. Tnd. {Scholt IV 109) Eo tempore (vor der Schlacht bei Lna Navas)
Hex Adeftnsus evocavi! magistros theologicos et aliarum artium
¡iberitlium &• Palintiie ¡cholas institua procurante reverendissimo &• nobi-
ksiimo viro Telli'one eiusdem civitatis episcopo. Quia ut aniiquilas re/eri,
temper ibi viguit scholaslica sapientia, viguit &• militia. — Rod. Toi. Vili
í. J4 ... sapientes a Gallis et Italia convocavit ut safientia disciplina a
regna suo nunquam abesset et magistros omnium facultalum Palentia
umgregavit quibus et magno stipendio est largùus: ut omni Studium cupienti
quasi manna aliquando in os infiueret sapientia cuiusiibet faculialis. Et
licet hoc fuit Studium interruptum, tarnen per Dei gratiam adhuc durât
(SchoW H uB). \g\. Risco 3BJ.
' CM 29L Vgl. Script. 185. — CV 410. USI. UB? ist von einem escolar
die Rede.
* Anch dadoTch ist der Reí Don Alionso aU KaitUier gekena<
142 CAROLINA MICHAELIS DB VASCONCELLOS,
gtesischen diente das etilsprechende cìttigon vor«'Ìegend sur Be-
iienDung des Scholaren, dessen longoi pannos geistlichen Zuschnitt
gehabt haben und noch heute bewahren.'
Nicht dem straffälligen Manteldieb, dem geschickten Gaukler
will der Vasall seinen König gleichstellen. Das für denselben vor-
geschlagene Wort tragtilador, das nicht zu den verpönten Schmäh-
worten, sondern dem usuellen Volkswörterscfaatze angehört,' war
und ist noch heute, neben rsirugeiianle, die übliche Bezeichnung
für den Jongleur, Taschenspieler und Nekromanten.^
Welcher unter den vier Königen von Portugal, die vor 1255
zu den Toten gehörten, mag dem König Alfons als Typus des
Muster-Gauklers und Mantel tau Sehers vorgeschwebt haben? Die
Antwort: natürlich der, welcher den weifsen Mantel mit dem roten
Kreuz der Hospttaliter getragen hat, scheint einfach; und ist es
doch nicht, bei unsrer erstaunlichen Unkenntnis über da^ Leben
der altportugiesischen Dynasten und ihr Verhältnis zu den Rjtter-
Sancho n. (t 1248), an den man zu allererst denkt, weil eB
der einzige ist, von dem die Geschichte meldet, er habe im Leben
wie im Tode jenes geistliche Gewand getragen, dem er den Zu-
namen Capello dankt, ¡st ausgeschlossen. Alfons, der ihn von An-
gesicht zu Angesicht gesehen, ihn von Portugal nach Kastilien ge-
leitet und das Schwert für ihn gezogen halte,* konnte wenige
Jahre später unmöglich vergessen haben, in weicher ungewöhnlichen
Tracht der im Kriege so tapfre, im Frieden lässige Monarch ein-
herging. Um so weniger als sein Grabmonument, das ihn als
I
* In fi-äi-eUrigon (CV lâOl) hat es böse Nebenbedeutung.
* Mit Rectit wird im Glossar lu den Mariculiedem des Königs das proT.
traigüar Irasgicl trasgilamens neben trasgeüo CH 77 gestellt (wniu noch
tragüader käme); mit ITorecht aber wird behauptet, die gal liziscbe Farm lei
Lehngut. Das ¡st sie ebenso wenig wie das kastiliiche trasechador (Alex. i8iï),
' Vgl. OrdenafBts Ag. III 15. 18, wo vom tragfitadvr gehandelt wird.
Trageitoi sind alle Gaukeleien — bei Soropila (16. Jb.); sabe mais tregeitos qat
Mm cigano — , aber auch spottende GeberJen. Im allen Gemeiad erecht der Sladt
Evora (iij. Jh.) findet sich i. B. ¡0 einet kuriosen Verordnung äl>er bo«e Weiber-
rungen (§ 1 13 Renda das bravas) die Bestimmung; t mandarom qus nem per
trtgtytos nem per remoquts nem fer cantigas se nam d^estem [Dx. Ebaf.
I 150) und (Lb. l8q); E fortm urdtitou e mandou que dagui eitdianle qualqver
mallur que em praça ou em rua . . . deestar per pallavra au trtjeito ou
per almara (f ) nu em remoque . , . pague par a primeira vet 50 rs. ; e p«r
a segunda seja presa e da cadia, jaaendo Ai tres dial, fague loo rs.; e per
a terceira ivi seja rrtfreada e degradada pubricamente com 0 frto nH btta
fora da cidade e seos termos, atoa merce del Rey. — Hente ist die Wcndui^
Iregeilar esgares [^ Fraticn schneiden, Faicn machen) recht beliebt.
* Die portug. Chroniken belichten nur, Alfons habe ihn geleitel: E des
alii emvÌDu Rey dorn Sancho polio if ante dorn ofomsa filha del Rty dorn fer-
nando de castella, e de leam, e el foy com el com muy gram cauaUaria t
leuou ho consigo pera caltela {Script. Jt), Andre Schriftstücke beweisen, daA
e* 1248 zum Kampf gekommen ist. Die Cron. Gen, kann ich nicht lu Rate |
ziehen. Das ganze Kap. 7 in der spanischen Cron. Alf. ist unbrauchbar.
I
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. I43
Franziskaner mit Kutte, Kapuze, Strick und Sandalen zeigt, in
Toledo vor den Augen beider Dichter stand. < Unmöglich konnte
er audi von Sancho mit aprendi und oi dizer berichten. Und ge-
rade einem der treuesten Vasallen des verleumdeten Entthronten
gegenüber, dessen Schicksal den König so ergriffen hat, dafs er
noch im Alter, verlassen nicht nur von seinen Vasallen, sondern
von dm eignen Kindern, ausrief:
Nunca assi foy vendudo
rei don Sanch' en Portugal.*
£s muís sich um einen vor Lebzeiten oder in der ersten
Kindheit Alfons' X. verstorbenen handehi:
Nicht um Alfons IL (f 1223), den harten Bedränger des
Klerus, der sich den Hospitalitem durchaus nicht geneigt zeigte
und ihren Uebergriffen auf dem Gesetzeswege entgegentrat'
£s bleiben somit nur Sancho L (f 121 1) und Affonso L Hen-
riques übrig (fu 85). Beide, besonders aber der jüngere, räumten
dem Orden grouse Freiheiten ein und beschenkten ihn mit Län-
dereien und Geldmitteln.^ Von keinem aber wissen wir, dafs er
ihm beitrat Von keinem auch, dais er dadurch irgendwelche Vor-
tefle hätte erringen können.
Die Frage bleibt also ungelöst
Die unbestimmte Form, wie der tenzonierende Monarch seine
Anspielungen auf eine ihm gerüchtweise zu Ohren gekommene
^ André de Resende erzählt in seinem Briefe Ad Barth, Kebedum
(p. 215), er habe den Entthronten zu Toledo in schemata monachi ex divi
Francìsci in quod propensus fuerat institutum gesehen. — Auch der Name
Capello, der nicht erst im 14. Jh. im Grafenbuch auftaucht {Script, 255), son-
dern schon im 13. ñblich war (ib. 21 u. 22 und Cr<m,Alf, c. 7; cf. Here.
II 328) und von den Zeitgenossen, wahrscheinlich im Heerlager des »»Grafen",
wie Alfons III. damals hiefs (CV 1088 u. 1080), geprägt worden ist, spricht
deutlich genug. {Capeludos und Capuchos = Kapuziner oder Kapuzer nannte
das Volk später die Junger des Heiligen von Assisi). — Frei Manuel de
Elsperança in seiner Cronica Serafica I 4 e. 36, S 3 und D. José Barbosa im
Catalogo das Rainhas p. 147 legen den Sachverhalt verständig dar. — Das
Bestreben des unzuverlässigen Nicolau de S. Maria nicht nur Sancho II., son-
dern auch Sancho I. und Affonso Henriques dem Augustiner -Orden einzu-
reihen, hat keine historische Grundlage {thron, dos Conegos Re gr antes) ^ ward
aber trotzdem von anderen geteilt, z. B. Anaceph, 99 ; Aschbach 11.
> CM 285.
» Leges 170. 555, 718.
* Von Affonso Henriques heilst es in der Chron, Breve', E este Rey
dorn affonso começou a hör dem de santiago e deu a o esprital de Jerusalem
oiteenta mil marauidis em our o pera comprar herdade de tanta renda per que
dessem aos enfermos da enffermaria senJios paäes quentes e senhos uasos de
uinho porque metessem cada dia em ora^om este Rey dorn affonso. — Im
Grafenbuch, wo sic mit sachlichen Varianten und natürlich auch in veränderter
Orthographie erscheint {Script, 255), wird noch hinzugefügt: e deu gramdes
Uberdades aa dita ordern do Espilai no priorado de Portugal, Ueber das
Xhatsächliche erhält man Auskunft in Gama Barros' trefflicher Hist, da Ad'
mmistracäo I 367 ff. — Sancho I. schenkte den Hospitalitem die Feste Belver
(ib. und Mon, Lus, IX e. li). — Vgl. Nova Malta,
144 CAROLINA UICHAELI5 DE VASCONCELXOS,
Mantel-Anekdote vorbringt, berechtigt jedoch au folgraider Vei>l
mutimg. Sie kann den einzigen Fürsten aus dem burgundísch- ^
portugiesischen Königshause, der thatsächlich dem Orden angehört
hat, betreffen: den im Jahre 1207 verstorbenen XX. Grorsmeister
D. AftonsQ de Portugal, einen Bastardsohn des ersten und
Halbbruder des zweiten Königs.'
Was Wunder, wenn mehr als ein halbes Jahrhundert nach den
Ereignissen (1194 war er Meister geworden) die Sage sich des
abenteu erheben cavalhiro do Espilai aus königlichem Geblüle be-
mächtigte und die heute unbekannten Gründe zu seinem Kinirilt in
den Orden als Gaukelei oder gelungenen Schelmenstreich ge-
deutet hätte, ihn obenein noch mit seinem gleichnamigen Vater
(D. Aßbnso 1.) verwechselnd?
Der Gedanke, der Mantel, mit dem Alfons X. die Dienste des
D. Vasco Gil belohnt hat, sei der einem Commmdador do Haspilal
zukommende gewesen, liegt nahe.^ Aber pafst dazu, dafs Pelewerk
{pena) an demselben zn sehen war?
Im Liederbuch findet sich noch eine Tenzone von bitterböser
Art, in der ein D. Vaasco mit einem unbekannten Spielmann
Pero Martliz die Entartung des Ordens geifselt.* Auf die Frage,
wer Meister {commendador) in der Knauserei, in Lüge, in Unzucht
und in der Verleumdung sui, wird zuerst entgegnet, der Mal-
dizenles seien an die tausend; dann aber werden die hervorragend-
sten in den übrigen drei Lastern namhaft gemacht. Darunter
ein Don Roy Gil, Ein Prior dieses Namens regierte den Orden
von 123J — 1244, bestätigt von Sancho II.' 1238 finden wir
D. Vasco Gil in dieses Königs nächster Umgebung. Kein andrer
D. Vasco tritt als Dichter in den Liederbüchern auf. Die Ten-
zone ward unter den Liedern des D. JoSo Scares Coelho auf-
bewahrt, der, wie unser Poet, sowohl am portugiesischen als auch
' Hisl. Gin. I 61. — Id der St. Johanniskircbe lu Santsrem (S. Jolo de 1
AlpoiSo) Isnitete seine Grabschtìft:
In ara MCCXKXV KaUnJji Mariii obiü Frater
Alphonstti Magister HospitaUt BierusalaH.
Quisquís adts qui morte cada ferltge plora
Sum quod tris, fueram quod es, pro me precer ora.
Seit 1S4S wird der Grabstein im Klastcrbor von S, FrtuiciEco aulbcwahrt. -
Andere haben gelesen: Era MCCXLK X A'ol. MartÜ.
» CV1132.
' CV 1020.
■ Figuetreilo, Nova Malla I 256 u. 295 — 301: 11 § 15. — Die Scbenkung I
von Palmella, Alcacer, Cezîmbra an den RitleTOcdea von Santiago und die
von Anoncheç nn Sanct» Cnii de Coimbra unleneiehnen {i^iS >""í "3^)
unter andern Rodericus Prior Hospüalis, D. Egid. Velase! lenrns Sau-
sam und D. Marl. Egidii Uneiis Rlpam Mimi, d.h. der Vater und der
Brader des Dichters. — Here. II 495. 496. — Der in der Temone gteichfalli
gegchmähte Roy Martina könate der so genaante Commendador de Tavara
lein, der noch 1251 in der Kühe AI fon;' lit. auftritt {Legis 190), doch be-
sonders uDier dem Vorgänger vod sich reden laachte. S. Figueiredo, JVona
Malta, Lish. 1800, I 5 190.
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. USDERBUCH. I45
am kastiUschen Hofe, und zwar scheinbar in engen Beziehungen
za den hier wie dort regierenden Königen nachgewiesen ist £s
ist also sehr wohl möglich, dafs D.Vasco Gil Verfasser der Ten-
zone ist Doch nur möglich. Und stände es fest, so wäre auch
damit weder erwiesen, dafs der Mantel, der den Gegenstand
dieser Glosse bildet, zum Ornat eines Hospitaliter-Komthurs ge-
hört hat, noch dafs D.Vasco Gil wirklich jemals ein soldier ge-
wesen ist
Ans den übrigen Versen des Vasco Gil ergiebt sich nichts
über sein Leben und Wirken. Weitere Spottlieder fehlen. Seine
Liebeslieder aber (CA 144 — 156) sowie das einzige erhaltene
Mädchenlied (CV 266) unterscheiden sich durch keinerlei Sonder-
zuge von denen seiner Zeitgenossen. Ob sie in Portugal unter
Sandio IL, oder am Hofe des Gelehrten, oder nach der Heimkehr
entstanden sind, als der Dichter um D. Froilhe Femandes warb,
mofs dahingestellt bleiben.t
Liederanhang.
(2.) OV87.
JoSo de Gailhade.
Deas! como se foron perder e matar
muí bSas donzelas, quaes vos direi:
foi Dordia (7Íl[es] e foi Graiomar
que prenderon ordin! Mais, se foss' eu rei,
5 eu as mandaría por én [a] queimar
'porque foron mund' e prez desemparar!
Non metedes mentes en quai perdiçon
fezeron no mund' e se foron perder?
Com' outras arlotas viven na raçon,
IO por muito de ben que poderon fazer.
Mais eu por alguen ja mort' ei de prender
que non vej' e moiro por alguen veer.
Outra bOa dona que pelo rein'(o) á
de bon prez e rica e de bon parecer,
15 se mi -a Deus amostra, gran ben mi farà,
ca nunca prazer verei sen a veer.
¿Que farei, coitado? moiro per alguen
(que non vej' e moiro por veer alguen)
[(jue ja non me pode fazer nenhun hen\,
CV. 2 uiui — hoas — 3 Oordia gii. Das Patronymicum hat sich nicht
eingebürgert. Um die fehlende Silbe zu gewinnen, wende ich die Form an,
die dem lat. Egidii der Urkunden genau entsprechen würde. — 7 pdicö —
% feion — 9 ar Ilotas — racon — 10 podom foM — 13 ouc doä — Bey no —
* Danach mufe präcisiert werden was in Gröbers Grundr. üb S. 109 und
bei Lang, CD, p. XXVHI und XXXV über Vasco Gil ausgesagt wird.
Zdttchr. t rom. PhiL XXV. 10
14^ CAROLINA MÌCHASUS Ì>£ VASCONCEIIX)^,
i8 Die reimlose Zeile ist Wiederholnng von 12. Ein offenbares Sdireîber-
versehen, das hoffentlich durch Einsicht des GB zu berichtigen sein wird —
besser als durch meine Konjektur.
Mit dem naiv -häretischen Inhalt vergleiche man (CB 1628)
die Klagen des Grafen Gil Peres bei einem ähnlichen Anlafs. Aos
olhos de muttos nao tinham talvez grande sabor de her eticas as palavras
do trovador J. de G. quando a/firmava que se fosse rei^ mandava
queimàr as donzellas Ordia Gii e Guiomar porque se foram perder
e matar em religiäo — so schliefst Gama Barros seine Darlegung
der Kloster -Entartung im 14. Jh. und der Weherufe des Frei Al-
varo Paes. — Daför dafs auch im 13., zur Zeit Guilhade's und des
Vasco Gil, die Sittenlosigkeit der Mönchs- und Ritterorden Anlafs
zu Klagen gab, enthalten die Liederbücher und die Adelsbûcher
Beweismaterial die Masse.
(3.) CV1096.
Ayras Peres Vuiturom.
Joan Nicolas soube guarecer
de mort' un om' assi per sa razón
que foi julgad' a foro de Leon
que non devia de mort* estorcer.
5 e socorren -s' assi con esta lei
„que. non deve justiça fazer rei
en ome que na mSo [non] colher*."
E pois el viu que devi* a prender
mort' aquel om' assi, disse -Ih' enton:
IO „ponho que fez aleiv' e traizon
e cousa ja per que dev' a morrer."
Dizede vos, se a terra leixar'
que me non achen î a justiçar,
¿se poden en mi justiça fazer?
I Johan incholas — 4 demo castorçer — 5 e/a correu Jsajsy —
6 rustica — 14 rusticar — 14 poder a,
(4.) cvi07e.
JoSo Ayras de Santiago.
Ay, Justiça, mal fazedes que non
queredes ora dereito fìlhar
de Mor da Cana porque foi matar
Joan Ayras, ca fez mui sen razón.
5 Mais se dereito queredes fazer,
eia so el devedes a meter,
ca o manda o livro de Leon,
Ca ihi quería gran ben e des i
nunca ihi chamava se non „senhor"'
10 e quando Ih' el quería mui milhor,
RANDGLOSSEN ZUM ALTPOllT. LÍSDBRBUCtí. 147
foi O eia logo matar ali.
Mais, Jostiça, pois tan gran torto fez,
metede-a ja so el Oa vez,
ca o mandan, e dereit' é assi.
15 £ quando mais Joan Ayras cuidon
qne onvesse de Mor da Cana ben,
foi o da logo matar por ¿n
tanto qne el en sen poder entrón.
Mais, Jnstiça, pois qne assi ¿ ja
20 metan -a so el, et padecer -á
a qne o a mni gran torto matou.
£ qnen-nos ambos vir* jazer dirá:
„beeito sej(a) aquel que o julgou".
3 In Zeile 16 steht caiia. Braga nennt die Heldin dementsprechend Cava;
doch wird Cana das Richtigere sein, da es ein gallizischer Orts- und Familien-
name ist, der auch sonst noch im Liederbuch vorkommt — 8 ^ra — 9 s^nof
— 10 ^ra — 13 soiU — 14 ffiû manda d d* eyte asjy — 17 mara —
20 mef ana (das wäre meterán »na, wodurch die Zeile um eine Silbe zu lang
wird) — 21 tro — 23 beeyto
Wie man sieht, stellt sich Joäo Â3rres als sterbend vor Liebe
hin, klagt Mor da Cana des Mordes an, und verlangt vom Richter
Anwendung des Gesetzes, auf das ich im Texte Bezug nahm. —
Wäre im Uede irgend ein Hinweis auf Krieg und Kriegsrecht, so
könnte man an die Gesetzbestimmung im Elsptjo dt todos los derechos
denken (III 8, 4; Opus. Leg, I 123), durch welche für Unruhstifter
im Feldlager angeordnet wird: Et qtd matare a otro, métanle so el
muerto,
(5.) OVU08.
Jo3o de Guilhade.
Par Dens, infanzón, queredes perder
a terra, pois non temedes el rei;
ca ja britades sen degred', e sei
que Ih' o faremos mui cedo saber;
5 ca YUS mandaron a capa, de pran,
trager <^[tf]j anos, e provar vus an
que vo'-la virón tres anos trager.
E provar- vus -á das carnes quenquer
que duas carnes vus mandan comer
10 e non queredes vos d' Qa cozer;
e no degredo non á ja mester
nen ja da capa non ei a falar,
ca ben tres anos a vimos andar
no vosso col' e de vossa molher.
15 E farà el rei córte este mes
e mandaran -vus, infanzón, chamar
e vos querredes a capa levar
e provar -an -vus, pero que vus pes,
IO*
14^ CAROLINA MICHAELIS DB VASCOMCBLLOS»
da vossa capá e (do) vosso gardacos
20 en cas del rei vus provaremos nos
que an tres anos e passa por tres.
I Par den — 3 birtades — 6. 7. 13 au9 — 14 deuefsa — 16 emädam
uos — 20 emas — 21 trano — ^.
Die Anspielung auf die zwei Fleischgerichte, die auf des Ritters
Tische aufgetragen werden durften, 'betrifft die Verordnung vom
II. April 1258 § 14 {Leges 209). Cf. RandgL IH
(6.) CVlfifiO.
Pero Martîiz, ora por caridade
vos que vus tëedes por sabedor
dizede-mi ¿quen è comendador
eno Spital ora da escassidade?
5 ou na franqueza? ou quen no forniz?
ou quen en quanto mal se faz e diz?
Se o sabedes, dizede verdade.
„Pois, don Vaasâ, un pouco m' ascoitade:
Os que mal fazen e dizen son mil;
10 eno forniz ¿ [mestre] don Roy Gil;
e Roy Martiiz é [o] na falsidade;
e (e)na (e)scasseza é-o seu prior.
Non vus pod' om' esto partir melhor;
se mais quiserdes, por mais perguntade."
15 Pero Marítiz, mui ben respondestes,
pero sabia -m' eu esto per mi,
ca todos tres eran senhores i,
das comendas comendadores estes;
e partistes - mi - o tan ben que m' é mal.
20 Mais ar quer' ora de vos saber al:
que (mi) digades de quen o aprendestes.
„Vos, don Vaasâ, ora me cometestes
d' outros preitos. Des i ar dig' assi :
non mi deu algo, pero Ih' o pedi,
25 o priol; e f..i e vos f.. estes
con Roy Gil(es); e meus preitos talhei
con frei Rodrigu' e mentiu-m'os; e sei
per aquest' a sa fazenda d' aqüestes."
Pero MartìtM, respondestes tan ben
30 en tod' esto que fuistes i con sen
de trobador; e cuid' eu que leestes.
Vos, don Vaasco, tod' esso m' é ben (?)
ei sis' e sei trobar e leo ben;
¡mais que tardi que mi -o vos entendestes!
I martuz. Die Dichtenden sprachen den Namen bald zweisilbig (l. ii.
29), bald dreisilbig. — 2 teedes — 5 Aus der Antwort in Z. il entnehme
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. I49
ich, dafs hier falsna stehen inulte. — 6 fm — 9 mal — 10 Man könnte
aadi Rodrigo statt Roy setsen — 1 1 fuftüz — 11 p*ol — 14 quisedes —
15 respondedes — 16 min — 19 epar ustos mho — 26 roygcd — 27 men*
ttumuAff — yò foysUs — 31^ troh. — 32 Der Reim ist nicht in Ordnung.
Die Findas sind ñberhanpt nicht regelrecht gebaat
m.
Vom Mittagbrod hispanischer Könige.
Die zweite Tenzone, als deren bis heute unerkannten Mit-
arbeiter ich Alfons X. betrachte, geht von einem hochstehenden
Beamten aus, der seinen Herrn ohne nähere Bezeichnung mit
Smhor anredet«
Dieser Beamte, der zu fragen anhebt, ist ein gallizischer
Edeknann, von dessen Thaten die Chroniken Alfons' X., seines
Nachfolgers und seines Enkels, mancherlei zu berichten wissen. ^ Da
ich sein Leben sdion anderwärts mit möglichster Genauigkeit er-
zählt habe,^ sei hier nur das Wesentlichste erwähnt Der 1295
durch die Gewaltthat eines politischen Gegners aus dem Weg
geräumte Pay Gomes Charinho hat im J. 1284 unter Sancho IV.,
und vielleicht auch schon unter dem Vorgänger, als Flottenadmiral
Dienste geleistet Laut Angabe eines seiner Lieder' war er bei
der Belagerung von Jaen (1246) mit thätig. Nach Aussage seiner
Grabschrift hat er an der Einnahme von Sevilla (1248) hervor-
ragenden Anteil gehabt Er ist Verfasser des höfisch mafsvollen,
doch charakteristischen politischen Sirventes, in welchem ein König
von Kastilien und Leon in Tadel und Lob mit dem Ozean ver-
glichen wird, unter Anerkennung seiner grofsartigen Freigebigkeit
sowie seines hohen Sinnes, aber auch unter Betonung seines Wankel-
muts und Jähzorns.^ Damit kann nur der gelehrte hispanische
Dichterköm'g gemeint sein.
Und da keiner von seinen Söhnen Poet war, in Z. 9 aber
das Wort rey fallt, aus dem Munde des Antwortenden und mit
deutlicher Bezugnahme auf ihn selbst,^ scheint mir die Urheber-
schaft gesichert
Doch hören wir das nicht ohne weiteres klare Gedicht.
(7.)
Üa pregunta vas quero fazer,
Senhor, que mi devedes a solver (?),
¿Por qué vZesUs jantares corner
que orne nunca de vosso logar
* Cr on, Alf, e. 76. — Cr on, Sancho e. 7. — Cron, Fern, ci.
> In der Einleitung zum CA Kap. VI Biogr. xxvn.
3 CV429.
« CA 866.
* Sonst hätte man in dem Senhor den Kronforderer und Infanten
D. Juan suchen dürfen, in dessen Diensten Charinho stand und von dem
sein Tod gerächt wurde.
150 CAROLINA MICHAELIS D£ VASCONCSLLOBy
5 comea? Esto como pode seer?
ca vej' ende os erdeiros qneizar.
f,P[a]ay Gomes, qutt* en yus responder
por vos íazer a verdade saber:
¡ouv'-aqui reys [e] de mayor poder
10 en oonqaerer e terras gnaanhar,
mais non quen onvesse mayor prazer
de comer, quando Ihi dan bon jantar!«
Senhor, por esto non digu' en de non
de ben jantardes, ca é gran razon;
15 mai' -Ins erdeiros /^r* an de Leon:
gtierreian vosco, porque an pavor
d' aver sob(re) (l)o seu con vosc(o) entençon
e ze Ibis parar outr' anno peyor.
itP\a\iiy Gomes, assi Deus mi perdón,
20 muy gran temp' á que non foi en Carrion,
nen mi deron meu jantar en Monçon;
e por esto non sOo pecador
de comer ben, pois [que] mi -o dan en don,
ca de muy bon jantar ei gran sabor."
(CV 1158 = Ind. 1624.)
Ohne erklärende Prosaüberschrift, wie fast alle aus Kastilien stammenden,
der präalfonsinischen oder alfonsinischen Zeit angehorigen Texte. — Ich habe
mehrfach nachbessern müssen. Im diplomatischen Abdruck des CV steht in
Z. I hüa — 2 afazer — der Schreiber hat also irrtümlich das Reimwort aus
Z. I wiederholt — 3 noiestes — 5 esto que pode seer, so dafs eine Silbe
fehlt — 7 (u. 19) Pae, so dafs abermals die Zeile zu kurz gerät Die gute
alte Form Paay fìndet sich im Index vor No. 145 ; in der Ueberschrift zu
CB 144 (= 116) und sonst öfters — 8 preuf> — ^ cd q^rer e en tiras q* —
15 fcñ:^ — 16 quartan — Etwa querianì Dann mûfste man die unwahrschein-
liche Lesart annehmen: mai* -lus erdeiros foro de Leon \ querian vosco —
18 out* no — 20 ¿m tëra — 21 foi, als I. Sg. statt des später allein üblichen
ßii, wie dutzendfach in den mitgeteilten Texten. — carrhou für carrhon, die
alte Schreibart von Carrion — 22 e p* esto nd söo p, — 24 bdo, vgl. V 4.
Die Dichter spielen mit dem Worte jantar. Dasselbe bedeutet
bekanntlich aufser dem gewöhnlichen Mittagsessen auch die Ab-
gabe, welche auf der Halbinsel in Friedenszeiten (einmal jährlich,
oder mehrfach, anfangs in Naturalien) für den Unterhalt der Könige
von den Gemeinden und Klöstern gezahlt wurde, wo jene gerade
mit grofsem oder kleinem Gefolge rasteten, ^ später aber in So/dos
* Die übliche Erklärung lautet: certa imposicäo de mantimento para a
casa e pessoa del rey quando hia fazer justiça pelo rey no; oder: para jantar
dos Reys quando väo pellas terras fazer justiça {Elucid. s. v.). — Ueber die
yantares in Spanien vgl. Schäfer, Gesch. Span, Il ^"j I, 514; in Portugal Her-
culano IV 402 — 408; Gama Barros I 342 — 349; Schäfer, Ge seh, Port. I 274 u.
I 166; s. auch Elucid, s. v. jantar — colheila — censo — parada — ser-
vico — comedura — comeduria\ — J. P. Ribeiro, Diss, Chron, IV 2 p. 124;
Refi, Hist. I 58, — Mon, Lus, XVI e. 27 (mit Bezug auf die erste Reise des
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. 151
und Maravedis, Einesteils wird scherzend auf die gesegnete, kurz
vor Abfiissmig der Tenzone wieder einmal bewährte Efslast des
Königs hingewiesen ;i andrenteils auf unberechtigte Einforderung
der y^if/ar- Abgabe. Bevorberechtete, die unerlaubterweise zur
Leistung herbeigezogen worden waren, hatten dieselbe teils erfüllt,
als grofsmûtige Geber {en don), teils sie abgewiesen: in beiden
Fällen aber gemurrt und Beschwerde gefuhrt.
Genannt werden Carrion und Monzón. Da es sich offenbar
um nahe beisammen gelegene Plätze handelt, die nach einander
vom reisenden Rechtspfleger besucht wurden, denke ich an Carrion
de los Condes und das in derselben Gegend gelegene Monzón de
Campos^ früher gemeinhin Monzón de Palenda genannt^
EUer mufs ich eine Parenthese machen. Mit meiner Bemer-
kung über Monzón stehe ich in Widerspruch zu C de Lollis.^ Die
Klage oder Anklage des dichtenden Königs
non mi der on meu janiar en Monçon
erinnerte den belesenen EUspanisten offenbar an eine hübsche Stelle
aus den angeblichen Memoiren En -Jaime's des Eroberers, worin
derselbe, die Verarmung des Reiches schildernd, unter anderm sagt:
t no hauiem a j dia quant nos entrant en Montfo que menjar, si era
la terra destroyda e enpenyoradaA Darum vermutet er, mit der in
unserer Tenzone genannten Ortschaft sei die aragonesische Festung
gemeint, aus welcher der künftige Eroberer von Valencia noch im
Knabenalter entfloh (12 10). Und dieser Einfall verleitete ihn
weiterhin dazu, aàBjantar zum bovage umzuwandeln,^ einer seit 121 1
(und noch 121 7) in Aragon von jedem Ochsengespann und später
auch vom Kleinvieh erhobenen Steuer.^^ Als ob nicht auch in
Aragon das jantar Sitte gewesen wäre.'' Als ob Jaime mit Carrion
zu thun gehabt hätte! Als ob Charinho an seinem Hofe erschienen
Königs D. Denis durch sein Land , 1 279). Dazu Nova Malta passim ; Esp,
Sagr. passim (z. B. XXI 65. 66. 82). — In Spanien sagte man übrigens la
yantar, wie n. a.,aas den weiter unten mitgeteilten Texten erhellt.
^ Einen andern Hinweis auf seine Eislust findet der Leser in einem
Scherzliede Alfons' X. gegen einen Geistlichen, dessen Passions-Predigten ihm
zu lang dankten (CV 78). Er spricht darin von gutem Salm und Ourenser
Wein. Es beginnt:
ConC eu em dia de pascoa quería ben comer,
assi queria bon son Ugeiro de diter,
pera meestre Joan!
* Rod, Tot. Vn e. 2.
> Stud. Fil. Rom. I 37 Anm. Vgl. meine Einwendungen in RandgL XL
* En Jacme c. ii.
* Anche Payo Gomes Charrinho (sic) al ». il 58 che è una cantiga
d* escarnho probabilmente occasionata dalV imposta straordinaria del bovaggio
(12 17) ricorda questa specie di reclusione di Giacomo I alludendo più speci-
ficamente alla miseria che circondò il povero re nel recinto di Montón,
* Schäfer, Gesch, Span, IH 290. — Schmidt, Gesch, Arag, 171 u. 450. —
Fueros de Aragon p. 104.
' Nur führte er im Osten den Namen cena. Vgl. Schäfer 1. c. und
Schmidt L c.
152
CAROLINA MICHAELIS DE VASCONCELLOS,
wäre! Als ob der aragonesische Monarch gedichtet hätte! — noch
daEU gallizisch- portugiesisch — und zwar in seinei bedrangten
Jugendzeit! — Da der Zusammenhang, in dem ich meine Auf-
fassung darlege, zur Genüge zeigt, dafs es sich um Alfons X. und
um Monzón de Falencia handelt,' darf ich die Paienthese
schon hier schliefsen.
Dafs und wann der König von Kaslillen und Leon die be-
treffende Strecke seines Reiches rech Isprechend durchzog, und
ob er dabei Monzón und Carrion betreten hat. kann ich freilich
nicht dokumentarisch nachweisen. Doch ist es aller Wahrschein-
lichkeit nach geschehen, als er die, nach isjährigen Erfahrungea
mit dem Esfiejo de los derechos, drohende Rebellion der mit der
neuen Gesetzgebung gleichmäfsig unzufriedenen leonesbcben und
kastilischen Granden und Ritter, die bereits nach Helfershelfern in
Navarra und Granada Umschau hielten, zu beschwichtigen ver-
suchte.^ Von Lerma und Burgos, wo er längere Zeit, zwbchen
1270 und 1271, verweilte, wird er auch den Ritt über den Pisuerga
von Falencia nach Monzón und Carrion und weiter bis zum Ksla
in das Herz des Zwillings -Kronreiches hinein unternommen haben,
ob auch die Chronik über diese Einzelnheiten und über den Kampf
um die jaiiiarei schweigt.^ Gebucht sind nur die Hauptanklagen,
wie sie 1 274 auf den Cortes zu Burgos und dann zu Almagro for-
muliert wurden — in dem Satze gipfelnd, König Alfons achte die
alten Freiheiten nicht: gue desaforaba a Castilla t Leon. Privilegien,
die von der uns beschäftigenden Abgabe, befreiten, waren relativ
selten, und konnte die Verletzung derselben nur von einer Mino-
rität empfunden werden. Denn das jatilar (ein alles Stückchen
Civiiliste) gehörte von Alters her zu den vier Dingen, deren die
Landesherren in Kastilien sich nicht entäufserten: justicia {Gerichts-
barkeit) — fonsadera (Landesverteidigung) — moneda (Münze) —
yaniar (Dynastenverpflegung) * — oder doch nur ganz ausnahms-
weise. Wie grofsen Wert sie darauf legten, geht daraus hervor,
dafs selbst bei Schenkungen von Schlössern, Burgen und Villen an
Königs-Frauen und -Kinder sie sich der janlares nicht zu ent-
äufsem pflegten.^
1 Id CV 937 isi thatsächlich die Cicca-Sudi gemcinl. Vyl. Randgl. XL
' Cronica c. 20 — 58. — Im Résumé bei Lafuente I 426. — Eine andere
Reise durch sein Reich, besooders (¡urdí Leon, behufs RechlspRege unter*
Dihm er im J. 1277 {Cron. c. 6g).
• Die strvieioi bilden nebst den dineros einen wesentlichen Teil der
Anklage. Das yantar trug in Portugnl bisweilen diesen Namen; doch handelt
es sich in (leu span. Texten, wie aus Cron. Alf. X c lì. 21. 25 und Cron.
Fern. IV c. IO eibellt, um Kriegsdienst und Kiiegsabgaben.
* Bsias guairo cosas son naturales del ¡eñorio del Rey que non devt
dar a ningún home nin ¡as partir de si gue pertenescen a et par raion del
señorío natural: justicia moneda fonsadera t sus yantares. Aus den Orde-
namientos der Corlea von Náicra (iljS) ging dieser Satz in das traditionelle
Gewohnheitsrecht von Kastilien über und blieb bis 1356 gültig. — Furro
Viejo 1 I,— Cf, Here. IV 401; Gama Barros I 81; Schäfer, Gesch. Span. 1 166,
» Im Friedens ïerlray von izo6 bedingt sieb dir Konig von KisliUcn
I
J
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. I53
Um solche Aosnahmen leonesischen Ursprungs, die der König
lit geachtet hatte, mufs es sich bei Charinho natürlich handeln.
Von einer Stadt, der solche MiJsachtung widerfuhr und die sich
dagegen aussprach — ehe die gemeinsame Erhebung der Ge-
schädigten stattfand — und der auch Alfons auadrücküch versprach,
nach dem Rechten zu sehen, sobald er sie auf seiner Reise be-
träte, bat sich wenigstens Nachricht erbalten. Und zwar handelt
es sich gerade um die Hauptstadt des alten Reiches: Leon.
O Irosi se querelUioD los peisooeros del concejo que el obispo les
tomaba la yantar dt! rey ... e desían que el concejo debLí haver esta
yantar . , , por donación de loi t<ycs b amosltaton pieiillejos delrey
O. Alfonso de Leon & del Rey D. Fernando sabre esta rason ... en que
tjaua escTÍplo que eslos Reyes daban ai concejo geaeralnienle quanto de-
lecho bavian en la alfós de Leon ... e quando el Rey vcoiese a la tierra
que el obiipo lie diese yaniir.'
Der von Sevilla aus im J. 126Ó und 1269 vom König er-
gehende Bescheid lautet, man solle warten:
faila qae el Rey veniese tn la ijetta e esloi
b verdad del fecbo & que el Rey fana y e
s que el concejo le diría
o seflor lo que por bien
y Dafs die leonesischen Freiheiten nicht aufgehoben wurden,
brauche ich hier nicht zu wiederholen. Noch 1293, ais die Ge-
meinden sieb verbrüderten zur Wahrung ihrer H o heilsrechte, und
dem König seine vier Nalurrechte nicht vorzuenthalten schwuren,
nkten sie dieselben mit Bezug auf die comestiones ein.
Yailar all du la solían baver los reys de fuero una vez en el afla
quando vcnirren al logii. s^si como la daban al tey D. Alfonso de Leon el
'CDció la balalla de Merida & a so fijo el Rey D. Femando;
□ioguQO si non al merino mayor una vei en el aBo en aquellos
logares du la deben dar de derecho, guardando loa previllegios tt las cartas
qoc los concejos han en esta raion."
^ bnei
von leinera leonesischen Vetter ans, daft derselbe von den ihm überlnssenen
Schlössern keineilei Dienstleistung lu verlangen habe aufser Atm j'antar : lina
j»r coma en ellos una vegada coda año [Esp, Sngr. XXXVI Ap. p. IJ4). —
AU Allons IX. im J. 1209. wie ich ¡m CA Kap. VI, Biogr. XXXVII eriShlt
habe, Ardon, Rneda und Villarpando an seine Gemahlin abtrat, verzichtete
n nidit anf sein JoR/sr-Recht noch auf die Meneda-Xhgaht: ixeiple quad
ritinto In ifsii villis comeslionim moderalam ei tnenin monetam sicut
in alia regno mea {Eif. Sagr. XXXVI Ap. p. 147). — Alfons X. verfuhr
tbenio, als er 128J der Königin von Ponugal, seiner Tochter BeaHii, die
Sädle Serpa, Moura, Noudar und MourSo zusprach (Afrn. Lus. XVI c. 27).
' Eip. Sage. XXXV Ap. SU p. 434 — eine über allleonesischc Rechts-
{¡tbräucbc ergiebig unterweisende Urkunde.
• Ib. 144-
MiJ, año Je I39J.
154 CAROLINA MICHAELIS DB VASCONCBLLOS,
Ob Carrion leonesisches Recht hatte, habe ich nicht feststellen
können. £s ist wahrscheinlich. Wie schwankend die Ostgrenze
lange Zeit blieb, dafs das fuero de Leon bis zum Pisuerga Gültig-
keit hatte, ^ und dais die Supplement-Gesetze der Königin Urraca
(1109) Carrion mitbetrafen, sind wichtige Einzelnheiten.
Damit ist erklärt, wie in der Jantar-Tenzone vom foro de Leon
— in dem schon in Randglosse II berührten, weiteren Sinne —
die Rede sein durfte.
Die zweimalige Erwähnung von erdeiros als solchen, die durch
des Königs Ansprüche oder durch seine neue Gesetzgebung be-
einträchtigt waren, könnte verleiten an Unterkunft i^pousadd) in ein^
der grofsen Kloster -Herbergen zu denken, wie sie gewöhnlich
nebst dem König nur den Stiftern und ihren Nachkommen — den
padroeiros, erdeiros oder naturaes — zukam.^ Natürlich veranlafste
die Verpflichtung zu derlei jantares sowohl ungesetzliche Forde-
rungen, als auch Klagen, Streitigkeiten und Mifsbräuche ver-
schiedenster Art Alle möglichen Bastarde und Agnaten verlangten
ihr jantar. Die Berechtigten stellten sich häufiger ein, als es sich
gebührte; brachten Gesellschaft mit, sogar weibliche; dazu grofsen
Dienertrofs mit Pferden, Falken, Hunden, und verlangten auserlesene
Speisen. Es gab Klöster — in Portugal, das ich jetzt mit in Be-
tracht ziehe — die jährlich für mehr als 300 Diners zu sorgen
hatten. Darauf bezügliche Verordnungen Alfons' III. vom J. 1 26 1 '
stellen unter anderm fest, dafs in sämtlichen Cisterzienser- Abteien
Portugals der König allein und sonst niemand in seiner Eigenschaft
als padroeiro und herdeiro zu bewirten sei* Auch in diesem Falle
werden andre mir unzugängliche hispanische und aragonesische
Parallelstücke als Vorbilder gedient haben.
Originell und individuell scheint mir hingegen die kernige
Verfügung einer biderben Klostergründerin aus der Provinz Entre-
Doiro^e^Minho, die an solch frevlem Gebahren Anstofs nahm. In
ihrem Testament bestimmt (1268) D. Chamoa Gomes i^» „Verlangt
Eine oder Einer meiner Sippe als Erbberechtigter Unterkunft in
diesem Kloster — im reizenden fruchtbaren Entr-ambo^-los rios — ,
so gebe man ihm einen Spaten in die Hand, ihr aber Wolle nebst
^ Luc, Tud. in Schott IV 89 : Dedit ei bonos foros et mores quos debet
habere tarn civitas quam totum legionense regnum a flumine Pisuerga usque
ad extretnam Gallœciœ partem in Perpetuum,
* Ueber erdeiros unterrichtet Gama Barros 1 342 — 9 ; Here. Ill 93 ; Elucid,
s. V. casamento — defensor — igreja — natural — herdeiro, — Schäfer,
Gesch. Port, I 166. — Ein Unterschied zwischen naturaes und erdeiros be-
steht nicht, trotz gegenteiliger Behauptung.
' P. M. H.: Leges 198 — 210.
* Item manda nosso senhor ElRey que os fnosteiros de Çistel do seu
rreino seiam enparados e nenhuum nom pouse en eles come ptidrom nem
herdeiro, e nenhuum nom seta padrom desses mosteiros nem herdeiro senom
ElRey (Leges 209).
^ Chamoa <^ Flammula (Llambra Lambra),
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LUDSRBUCH. I55
Rocken und Spindel; dazu ein Stück Brod, und Wasser so viel sie
trinkoi wollen.'*^
Doch zurück zn den Dekreten Alfons' m. Sie enthielten u. a.
genaue Angaben über das Menu, aus dem das obligate Kloster-
Jantar der Erdeiros zu bestehen habe; und femer über diejenigen
Speisen, welche Ricos 'homes und In/ançdes ihren Rittern, ELnappen
und Mannen zu bieten verpflichtet wareu.^ Nimmt man dazu, was
über des Königs eigenen Tisch bemerkt wird, so sehen die portu-
giesischen Mafsnahmen wie ein Nachklang derer aus, die im Nach-
barlande 1258 von den Cortes zu Valladolid ergingen. Einsicht
in die bezüglichen Teiite notgedrungen für später aufsparend, sei
nur verzeichnet was ein Vulgarisator dazu bemerkt, weil es der
Eislust des Monarchen zur Folie dienen kann:
£n las [cortes] de Valladolid se llegó a poner tasa a los gastos de la
casa real, se asignó para comer al rey y a la reina 150 maravedis diarios
y se previno qne mandase a los qne se sentaban a su mesa que comiesen
mas mesnradamiente y qne no ficiesen tanta costa como facian.'
Die Jantar-Abgabe wurde natürlich sehr verschieden berechnet^
Alfons IX. giebt in dem Friedenspakt von 1206 den von den ab-
getretenen Schlössern zu leistenden Betrag genau an — Valderas
z. B. zahlte 60 Maravedis.^ Beim Regierungsantritt Ferdinands IV.
(1295) erkannten ihm die kastilischen und leonesischen Gemeinden
je 30 Maravedis jährlich ixxfi Dem rebellischen Thronforderer und
Infanten D.Juan, zu dessen Partei unser Charinho gehörte, wurden
noch in demselben Jahre die Einwohner von Falencia abtrünnig,
weil er 5000 — 6000 Maravedis von ihnen verlangte.' — Die Un-
kosten in den portug. Klöstern wurden für jeden Adligen nur auf
2 — IG Maravedis geschätzt^ — Wenn der Merino im Namen des
Königs als Rechtspfleger reiste, hatte er in Ciudad Rodrigo, und
1 J. P. Ribciro, Refi. Hist. I 57.
* S. unten.
' Lafuente I 467. — D. Jaime hatte for seine Staaten schon 1234 zu
Tarragona Verordnimgen über den gleichen Gegenstand erlassen.
* Im portug. Staatsarchiv soll es ein Buch mit Preisbestimmungen für
die von den verschiedenen Städten, Orden und Klöstern zu liefernden Königs-
Jantares geben.
» Esp. Sagr, XXXVI Ap. 147.
• Esp. Sagr. XXXVI Ap. 162.
' Cr on. Fern. c. i: en las cortes de Valladolid fuera ordenado por todos
los de la tierra que non diesen al Rey por su yantar en cada villa mas de
30 maravedis de la buena moneda que era estonces (que corría cada maravedí
\%0 maravedis) e que el infante don yuan tomaba agora por yantar en cada
villa cinco o seis mili maravedis e que asi lo avia fecho en cada lugar do
fuera e que bien cuidaba que asi lo faria e lo demandarla agora en Falencia
cuando y llegase. — Cí, Benavides, Memorias de D. Fernando IV, II p. 3 u. 7,
wo auíser der Carta de hermandad de los concejos de Leon y Galicia die
Carta de Herrn, de los C. de Castilla abgedruckt ist.
• Leges 209.
156 CAROLINA MICHAELIS DE VASCONCELLOS,
hatten die mitbeschäiligten Alcalden (im J. 1209) je eine Henne
oder ein halbes Zicklein und dazu Brot und Wein zn fordern.^
Da es nicht meine Absicht ist, einen kulturhistorischen Au^tx
abzurunden, sondern nur die zum Verständnis unserer Tenzone
nötigen Aufklärungen zu bieten, breche ich hiermit ab.
An Spottgedichten 2l\xì janiares im gewöhnlichen Sinne — wenn
auch das Juridische mit hineinklingt, da es sich um offizielle
Leistungen des pendOo e caldtira führenden Nobile handelt — giebt
es ein reichliches Dutzend.^ Knauserige Ricos^homes und Infan^a^
welche ihren Mannen und gelegentlich auch den gastierenden Trou-
badours und Spielleuten schlechte Herberge und ein karges Mittags-
mahl vorsetzten, besonders an Fasttagen (die sich im ganzen auch
damals keiner übermäfsigen Beliebtheit erfreut zu haben scheinen);
— oder die gar einen solchen wandernden Cercalmon, wenn
er zur Essenszeit an den Thorweg klopfte, mit Hunden hetzen
liersen,^ werden weidlich durchgehechelt Einmal sehen wir in ent-
gegengesetzter Art die undankbaren Gäste selbst aufs Korn ge-
nommen,^ denen keine Gastfreundschaft gut genug ist, u|id die
sich, wenn überhaupt, so nur der Mutter Gottes und Sanct- Julian,
dem Schutzpatron der Hospitaliter, verpflichtet glauben, wenn es
ihnen auf Reisen in unwirtsamen Länderstrichen wohl ergeht. Eine
Anspielung auf ein portug. Dekret über das Jantar der Rkos^homes^
in der Satire des lustigen Gui l hade, die ich als Anhang zur
vorigen Glosse mitteilte, kennt der Leser bereits. Als solche fasse
ich wenigstens die Drohung auf:
£ provar- vus -á das carnes quenquer
que duas cames vus mandan comer
e non queredes vos d' Oa cozer.^
1st nun der Paragraph selbst auch nicht erhalten, so kann man
schliefsen, wie ungefähr er gelautet haben mufs, wenn man in der
königl. Palast- Ordnung liest:
Enna cozinha delRey nom adubem senom de dnas cames e a huma
seja de duas guisas . . . Em no dia do pescado para o jantar d6 tres
pescados, ou dé dous; e huum pescado seja adubado de duas guisas.'
^ Léges 890.
> CV 1001. 1002. 1027. 1029. 1046. 1047. 1084. 1108. 1168. 1166.
1167. 1168. 1170. 1171. 1177.
' CV 004 von Ruy Queimado; und ib. 1002 von Gonçal' Eannes
do Vinhal.
* CV 1001.
» CV 1108.
' Leges 199 § 14. Natürlich betraf die Verordnnng nicht des Königs
eigene Tafel. — In § 16 heifst es Em na coùnha dElRey de seu corpo adubem
para seu corpo como el mandar, — Von einer Mahlzeit Alfons' III. erfahren
wir, dafs es an Brot, Wein, Kapaun, mariniertem Lendenbraten and jungem
Zicklein nicht gefehlt hatte (CV 1084).
■ RANDGLOSBRK ZUM ALTPORT. UBDERHDCH.
Und dem entsprechend ¡n den Erlassen über die Klöster:
que non cotnhani no dia da carne se nom daas cames, e buma earn« scia
idubada de duas guisas; e em aquel dia qac as comeiem nom comhain
pescado .... E tcm[elh]auilniei)te no dia do pescado comham de tres
pescados oo de dous, e haum seia adubado de duas guìsasi e com esles
pescados combam truytas e bogas ou solho, irte (etc.).'
Auch auf dem Gebiete der Jantar-Satyre scheint übrigens der
kastítische Reí-Trovador — oder sagen wir lieber ein peninsularet
Rei-Ttovador, da es noch aoentschieden ist, ob Alfons X. oder
sein Grofsvater, der Leonese, Verfasser der Liedergmppe CB 456
— 466 ¡st — seinen Hoüingen und Söldnern mit tonangebendem
Beispie) vorangegangen zu sein. Wie et lachend in gewandten
Reimen einem seiner Magnaten nachsagt, derselbe habe ais einzigen
kalÍDaríscben Genufs einen geliochten halben Hammelschwanz auf-
Direi.vus d" ud ricome
com' aprendí que come!
Mandou coïer o vU orne
assi com' o cavaleiro!
das liann der Leser, falls es ihn interessiert, in Randglosu I nach-
schlagen.^ Statt das Lied ku wiederholen, biete ich ihm die übrigen
Speiselieder.
Freilich, selbst die königlichen spöttischen Gel egenheits verse
waren unter der südlichen Sonne nichts Neues. Einer der schmäh-
sñchtígsten und brutalsten Troubadours prove nzalischer Zunge, der
Held zahlreicher Skandal- und Schurken-Anekdoten,' der mehr als
abenteuerliche Katalane Guilhem von Bergadan oder Bergue-
dan, der gegen Ende des iz. Jhs. am Hofe Alfons' VIII. wie auch
im Palast zu Leon Gastrollen gegeben, hatte einst ein ähnliches Thema
angeschlagen.* Ob er ein Heft mit Schmäh 1 ¡edera eigner und
fremder Komposition zurôckliefs (untermischt mit den erotischen
Gedichten des Grafen Wilhelm von Poilou), ähnlich demjenigen,
welches Alfons X. in den Hunden des Dechanten von Cadiz wufste?^
Ob aus diesen der gelehrte Beschützer aller realistischen Lieder-
dichter den Anstofs zu seinen unflätigen Cantigas dt iscarnh' e
maldiur empfangen haben mag? Jedenfalls steht der provenzalische
Verfasser der Schmähreime auf einen filzigen Edelmann,' was Sinnes-
' Ugts 199 § IS. - In CV 1027. 103©. Uee hören wir von truytas.
piteados, ptixetas, salmon, Unguado, f antea.
' Zisehr. XX 165.
• Eine der Cento novtUt antiche beschàltigt sich bekanntlich mit ihm.
• S. übet ihn Mili, Trovadores 284—322; Bartsch im Jahrbuch VI
J31 — 188 u. VHI 116. — Seine Lieder veröffentlichte A. v. Keller schon 1849.
' cvas.
• Mül p. 317 No. 19. — Keller No. li. — E» beginnt;
Eu non cuidaba chantar,
quai casan non avia,
mas Atnautz del Vigiar
158 CAROUNA MICHAELIS DK VASCONCBLLOS|
art, Lebensführung, volksmäfsige Sprache, die metrische Gesta
seiner Lieder, 1 das Schmähen von Personen, rniverfrorene
nutzmig niedriger Worte, sowie dunkle Anspielungen auf hein
Gebräuche und Unsitten betrifit,^ den gallizisch-portugiesi
Dichtem so nahe wie wenige andre Troubadours.
Doch das gehört in ein andres Kapitel.
Liederanhang.
(8.) CVIOOL
Gonçal' Eannes do Vinhal.
Kn gran coita andamos con el rey
per esta cerra u con el andamos,
se non fosse que qnis Deas qne achamos
infançOes — quaes vus en direy —
5 que entran nosqn' en dOas cada dia
e jantan e cëan a gran perfia
e barlhan córte cada u chegamos.
Taes, par Deus, infançOes non sey
e todos nos d' eles maravilhamos ;
10 e pero os infançOes chamamos,
vedes, amigos, tanto vos direy:
en per infançOes non os terna,
mais son-z', a graça de sancta María
e san JuySo con que albergamos.
15 £ sempre por sa vida rogarey,
e dereit* é que todo'- lo façamos,
pois d' eles todos tant' amor filhamos
en sa terra — quanto vos eu direy:
qualquer d' eles nos fez quanto devia,
20 mais tant' é grande a nossa folia
que nulhas graças Ihis ende non damos.
I andaramo — 5 ddas — 6 ceam — 8 baruas tn/antífes caes,
bedeutet es vielleicht: Nao conheço Infançdes que sejam taes barvas d.
sejam homens tao honrados} — 9 etod9 «9 — IO. il. amicus — 15 -^
des — 16 fazamo — 17 câtamor — 18 tira — 20 qnda
m' en a mes en la via
c' audi 1' autrìer clamar
de mon sogre ab la corona
qu' el no 'I det a 1' ora nona
del peis, e iê 1' amaguar!
1 Bei ihm findet sich z. B. Bezugnahme auf den hispanischen G
an Vogelschau, der im gallizisch • portugiesischen Liederbuch einen so
Raum einnimmt.
> Alfons' X. hurtiges Knegslied O genete Pois remete O al/ara
redor (CV74), wonach das Leonoreta-lAtd des Lobeira gemodelt is
sein metrisches Vorbild im 24. Liede des Guilhem von Bergadan: Un tr\
Preste ¡aire Vol que chan pus suy chantaire. Vgl. Randgl, VI.
RANDOLOSSBN ZUM ALTPORT. UEDSRBUCH. I59
(9.) cviooa.
Von demselben.
Non levava on dinheiro(?)
ogan' a oùvi-a passar
per Campos, e quix poasar
en casa d' on cavaleiro
5 qne se ten por infançon,
e soltou-mi-un can enton
e morden -mi- o seendeiro.
Por meu mal enton senlheiro
oùvì ali a chegar
IO — que non chegassM — a logar
u atal fais [cava]leiro,
ca el se fosse çaton(?)
non fora ao vergalhon
roso(?) do meu seendeiro.
15 Non vistes peyor parado
albergue do que achey
enton quand' a el dhieguey ;
nen vistes mab estirado
ome ca fuy d' un mastin,
20 e fez -mi tal o rocin
que semelhava lobado.
Non fuy eu ben acordado,
poi'- lo da porta catey
dentro: porque o chamey,
25 pos -mi -o gran can enriçado
que nunc' a [morder] fez fin
ata que [el] fez en min
quai fez no rodn lobado.
I mn dulheyro — 2 ogane hu o ut pafsar — 9 ouualy a eh. — Il fais
Uyro — 12 çatô. Vielleicht santoni — \1 eU — 25 enrricado. Zu enrizar
= „l'.etzen" von *irritiare statt irritare} (cf. astur, enridar) vgl. Fuero Juzgo
Vni 4. 19. — 28 lobado ,,vom Wolf in Angst versetzt".
(IO.) CV10Î7.
Roy Paes de Ribela.
Veend' un rioome cen truitas
én compra duas por multas . .
e coz' end' a da.
Por quanto zi quer, apenas
compra én dnas pequeñas . .
e coz' end' a fia !
1 6o CAROLINA MICHAEUS DB VASCONCBLLOS,
Venden cen truitai vivas
e compra én duas cativas
e coz' end' a Qa!
I Ven hü r, dastruytas — 2 que — 4 ébtnas — 7 cruytas
(II.) CV1028.
JoSo Servando.
Comeron infançOes | en outro dia
apartados na feira | de sancta Maria,
e deron-lhi linguados | por melhoria
que nunca vi tan bOos | desque naci.
5 Eu con os apartados | fui enton i
apartado da vida, | e non comi.
Direi -vus como foron | i apartados:
deron-lhis das fanegas | e dos pescados
atanto per que foron | muy lazerados,
10 que des quando foi nado, | nunca chus vi.
Eu con os apartados | fui enton i
apartado da vida, | e non comi.
Apartaron -se d'eles | por comer ben,
melhor que comerían | en almazen,
15 e pois quando ao erger, | non podian én,
tirar mui ben as | pemas arcassy (?)
Eu con os apartados | fui enton i
apartado da vida | e non comi
I infançdes — 3 por nu Ihoria — 4 pontos — 6 dautda —
d* ajudaí Oder da vilai Ich verstehe den Gedanken nicht. — 8
e dos pajeados. Ob wir de% fanegas e dous pescados zu setzen hab«
l\ cd uos — entahy — 15 OJ erger — x^j eu com co arar tados
(12.) CV1046.
Roy Paes de Ribela.
Preguntad' un ricome
mui rico que mal come,
porqué o faz?
Kl de fam' e de sede
5 mata orne; ben (o) sabede,
porqué o faz.
Mal com' e faz nemiga!
Dizede-lhi que diga
porqué o faz.
(13.) CV1047.
Roy Paes de Ribela.
Un ricomaz, un rícomac
que de maos jantares íbaI
RAMDOLOSSBN ZUM ALTPORt. LIBDERBUCH. l6t
Qaanta came manda a cozer,
quand' orne vay pola veer,
5 se 8* ante muito non erger,
sol non pode veer u jaz!
Un ricomaz, un rioomaz
que de maoA jantares faz!
Quen vee qnal cozinha ten
10 de came, se s' i non deten,
non poderá estimar ben
se x' est carne, se [é] pescaz!
Un rìcomaz, un rìcomaz
que de maos jantares faz!
5 merger
(14.) CV 1084.
Ayras Peres Vuiturom.
Don (E)stevan, eu eyri comi
en cas del rey — nunca vistes melhor —
e cantarci vo'-lo jantar aqui
c' acha orne de falar i sabor:
5 non virón nunca ja outro tal pan
os vossos olhos, nen ar veeran
outro tal vinho qual eu i bevL
Nen vistes nunca, se Deus mi perdón
melhor jantar, e contar vo'-lo d:
10 á dez anos que non vistes capon
qual eu i ouve, non vistes, ben sei
melhor cabrito, nen vistes atal
lombo de vinh' e d'alhos e de sal
qual i a mi deu un de criazón.
15 Nen vistes nunca nulh' ome comer
com eu comi, nen vistes tal jantar,
nen vistes mais vicos' ome seer
do que eu sevi en nenhun logar,
ca a min non minguava nulha ren,
20 e mais viços' ome de comer ben
non vistes, nen avedes de veer.
I estauam — 4 caxa — 6 uosfus — '] a qual — 9 ^ cötaruo^{Ji)ey —
9 Ihi nam i deu hi hü de criazón — 20 uy io some
Der Spott gilt der Kurzsichtigkeit des D. £stevam, und nicht
•*ïi Essen an Königs Tisch.
(15.) cvuea.
Pero da Ponte.
Un dia foi cavalgar
de Burgos contra Carrion
Z«taehr.i roiBLPhfl. XXV. II
102 CAROLINA lÜCHASLtS DI VASOONCKLLOS,
e saiu-m' a convidar
no caminh' un infançon,
5 e tanto me convìdou
que oùvi logo a jantar
con el, mal que mi peson.
U m' en de Burgos parti
log* a Deus m' encomendei,
IO e log* a el prong* assi
que un infançon achei,
e tanto me convidou
que oüvi-a jantar logu' i.
com el, mal que mi pesou.
15 £ se eu de corazón
roguei Deus, baratei ben,
ca en pouca de sazon
àque-m' un infanzón ven,
e tanto me convidou
20 que oüvi-a jantar enton
con el, mal que mi pesou.
£ nunca (ja) assi comerei
com' enton con el comi,
mais u eu con el topei
25 quisera-m' ir e el i
atanto me convidou
que sen men grado jantei
con el, mal que mi pesou.
3 me conuydal — 7 concie — il infançon
(16.) cvuee.
Noutro dia en Carrion
queria[n] im salmon vender,
e chegou i un infanzón;
e tanto que o foy veer,
5 crecen • Ihi d* el tal corazón
que diss' a un seu om' enton :
„Peix ora quer oj' eu comer,
Ca muìt' á ja que non comi
salmon que sempre desejei;
IO mais pois que o ach' or(a) aqui
ja custa non recearei
que oj' eu non cômia, de pran,
ben da peixota e do pan,
ca rouit' á que ben non cêei.
15 Ca pois aqui salmon achei,
querrei oj' eu mui ben c¿ar,
ca non sei u mi-o acharei
RAKDGLOÔSÊN ZUM ALtPORT. LÎSDÈRBUCH. lój
des que me for d' este logar;
e do salmon qae ora vi,
20 ante qne x' o leven d' ali,
vay-m' fia peizota comprar.
Non qner* en casta recear,
pob salmon fre8c(o) acho siqner(?),
mais qner(o) ir ben d'el assfiar
25 e enviar a mia molher
— que morre por el ontrossi —
da balea qne vej' aqni,
e depois quite quen poder!
I cairhon fur carrhon. Das Versmaís verlangt: En outro dia —
comha — 14 ceei — l6 eear — 20 beuë — 21 müha — eopr* —
sinfur — 25 /'' — 28 quitar debdas s= Schulden bezahlen.
Als Lachsverkaufer haben wir den gallizischen Dichter nicht
betrachten. Daher die Konjektur querían in Z. 2.
(17.) ovue?.
D' un tal ricome vus quero contar
que noutro dia a Segovia chegou
de como foi a vila a refeçar,
pois o ricome na vila entrón;
5 ca o manjar que antes davan i
por dez sóidos ou por maravedí,
logu' esse dia cinc soldes tomou.
Ricome foi que vus Deus enviou
que vus non quis assi desamparar,
IO que vus a vila assi refezou
poi'- lo ricome veo no logar;
ca nunca eu tan gran miragre vi
polo azougue refeçar assi
mentr* o ricome mandava comprar.
15 £ a Deus devemos graças a dar
d' este ricome que vus presentou,
de mais en ano que era tan car*
com' este foi que ogaño passou;
ca pois este ricom' entrou aqui,
20 nunca maa careza entrou i
mentr' o rícome na corte morou.
7 cine soldo eor ñob — cinco wurde die Zeile um eine Silbe zu lang
^*^eii. Die übliche alte Form war cinque. Vgl. duc — 10 ^«9 —
^^•iougme — 14 mandara — opr* — 1$ Ca des — 17/5 caro im Reim
Offenbar ein herber Spott auf einen Machthaber, der für die
^^sen, auf deren Ankauf er ein Recht hatte, zu wenig bezahlte.
II'
tÒ4 CAkOLlNA MICHABUS DB VASCONCStXOS»
(i8.) CV1168.
Quen a sesta quiser dormir
conselhá-lo-ei a raxon:
tanto que jante, pense d' ir
á cozinha do infanzón.
5 E tal cozinha Ih' achara,
que tan fria casa non á
na oste de quantas i son!
Ainda vus eu mais direi:
eu que im dia i dormi
IO tan bOa sesta non levei
des aquel dia 'n que naci
como dormir en tal logar
u nunca Deus quis mosca dar!
É a mais fría ren que vi!
15 £ vedes que ben se guisou
de frìa cozinha teer
o infanzón, ca non mandou
des ogan' i fog' acender.
E se vinho gSar d' alguen,
20 ali Ih' o esfrìaran ben
se o frío quiser bever!
4 conunhado — IO /esta — 14 ^na — 16 tetr — 19
20 effriarà
Satire auf die kalte Küche eines geizigen Junkers.
(19.) CVU70.
Sueir' Eanes, este trobador,
foi por jantar a cas d' im infançon
e jantou mal, mais el vingou s' enton
que ar ajan os outros d' el pavor,
5 e non quis el a vendita tardar:
entanto que se partiu do jantar,
trobou-lhi mal, nunca vistes peior!
Eno mundo non sei eu trobador
de que s' ome mais devess' a temer
IO de x' el mui maas tres cobras fazer,
ou quatro, a quen Ihi maa barva for.
Ca desque vo'-lh' el cae na razón,
maas tres cobras ou quatr' e o son
de as fazer muit' é el sabedor!
15 E por esto non sei no mundo tal
ome que Ih' a el devess' a dizer
de non, por Ihi dar mui ben seu aver,
c'a Sueir' Eanes nunca Ihi fai
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. 165
razon, des que el despagado vay,
20 en qae Ihì trob' atan mal e tan lay
por qne o outro sempre Ihi qaer maL
4 aia mos — 9 deuajse — 16 äeua/sadüer — 18 stitrtarus — désquè
Satire auf ein Mittagsessen, mehr aber noch anf die schlechten
Verse des Sueir» Eannes. VgL CV 1U7. U70. U84.
(30.) OVU7L
Quand' en d' Olide sai
preguntd por Ayvar
e disse -mi log* assi
aquel que foy preguntar:
5 „senhor, vos creed' a mi,
que o sei mui ben contar:
Eu vus conto quant' á
d' aqui a cas don Xemeno<
un dia mui grand^ ai..
10 e un jantar mui pequeño.
Disse -mi u (me) d' el parti:
„quero -TUS ben conselhar;
a jomada que d' aqui
▼us oy queredes filhar,
15 seri grande, pois des i
eras non é ren o jantar:
por en TUS conto quant' i
d' aqui a cas don Xemeno:
un dia mui grand' ai..
20 e un jantar mui pequeño.
I dolide — 7 Wohl quanto dì
Wie ich die navarresischen Ortschaften 0///^, A}Tar nnd Don
Xemeno in Zusammenhang mit einander bringe, habe ich im CA
Kap. VI in der Biogr. XXXV des Pero da Ponte mitgeteilt Hier
genügt es zn verzeichnen, dafs Don Xemeno de Ayvar zu den
Navarresen gehörte, die mit König Sancho am Siege von Tolosa
12 12 teilnahmen.
(21.) CVUT7.
£n alm9eda vi estar
a un ricom' e diss' assi :
„quen quer un rioome comprar?**
E nunca i comprador vi
5 que o quisesse, nen en don,
ca dizian todos que non
darian un soldo por si
1 66 CAROUNA HICHAKUS DB VASCONCELLOS,
E d' este rìcome qnenqner
▼us pod' a verdade dixer.
10 Pois non après nenhnn mester,
¿qnen querrá i o sea perder?
ca el non faz nenhon lavor
de qne nolh' om' aja sabor,
nen sab' adnbar de comer.
15 Eu foron polo vender
preguntaron -no en gran sen:
„¿ricom, que sabedes fazer?*'
e o ricome disse: ^^ren!
non amo custa nen misson,
20 mais compro múi de coraçon
erdade, se mi -a vend' alguen."
E pois el diss' esta razón V
non oüvi molher nen baron
que por el dar quisesse ren!
2 ouin — 12 ccU tf/— 17 ricome — Vielleicht: ricome, que sab
(22.) CB 1508.
JoSo de Guilhade.
Vi eu estar noutro dia
infançOes con un rìcome
posfaçando de quen mal come,
e dix' eu que os ouvia:
5 Cada casa favas lavan!
Posfaçavan d' un escasso,
foy-os eu ascuitando;
eles foron posfaçando
e dixi-m' eu pass' e passo:
IO Cada casa favas lavan!
Posfaçavan d' encolheito
e de vil e de spantoso
e en sa terra lixoso,
e dix' eu enton dereito:
Cada casa favas lavan!
3 u. 8 posfaçâdo. Das Metrum zwingt uns pos/açand* a quen
zu lesen und in Z. 7 ^ eu os foy ascutíando zu vermuten — 9 pas
— II posfacaucL — 13 tira — I4 dizeu
Das Sprichwort bedeutet so viel wie: ca e là más f adi
und soll besagen, dafs es im Hause der Maldtzenies, was d
betrifft, nicht besser bestellt war als anderwärts. Viellei
in /(Was auch noch ein direkter Hinweis auf spärliche Kc
Tage Saubohnen? — Ob man meu passo e passo noch
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. UEDERBUCH. IÖ7
Rrn/stsein der substantivischen Natur von passo gesagt hat? Sonst
¿ommt im Liederbuch an ähnlichen Formen nur pauqu* e pouco und
nan^ i manso vor.
(23.) CB 1562 (= 425).
Nun es«
Un infançon mi-á convidado
que seja seu jantar loado
par mi; mais (eu) non -no ei guisado
e direi -vus por que mi aven:
5 ca ja des antan' ei jurado
que nunca diga de mal ben.
Diss* el: „poi' -lo jantar foi dado,
load' este jantar onrado.**
Dix' eu: „farla -o de grado;
IO mais jurei antan' en Jaén
na oste quando ñiy cruzado
que nunca diga de mal ben!
CB I Hun Infancon mha cdutdado — 2 doado — 8 onirado — IO Die
>liclie alte Form ist Geen,
Ob Ayras Nunes der Verfasser ist?
IV. Penn a V eira.
Das dritte Streitgedicht, mit dem ich mich beschäftigt habe,
\autet:
(24.)
üa pregunta queir* a el rey fazer
que se sol ben e aposto vistir:
¿porqué foi el pena veira trager?
Veer -Ih'- an bon pan' e queremos riir,
5 — eu e Gonçalo Martliz, qne 6
ome muit* aposto, per boa fé —
e ar queré'-lo-emos én cousir.
„Garda Perez, vos ben cousecer
podedes: nunca, de pran, foi falir
IO en querer eu pena veira trager
velha en córte, nen-na sol cobrir(?);
pero de tanto ben a salvarci:
nunca me d* eia en córte paguei,
mais estas guerras nos fazen bulir."
15 Senhor, mui ben me vus fostes salvar
de pena veira que trager -vus vi;
e pois de vos a queredes deitar,
se me creverdes, faredes assi:
X68 CAROLINA HICHABUS DB VASOONCBLLOS»
Mandade logu' est, e non aja i al!
20 deitade-a logu' en un mnradal,
ca peyor pena nunca d' esta vL
yyGarcia Perez, non sabedes dar
bon conselho — per quanto vus oí —
pois que me vos conselhades deitar
25 en tal logar esta pena; s' assi
o fezesse, faria mui[to] mal;
e muito tenh' ora que me mais val
o dà' -la en a un coteif' aqui. /Q3 4^5 -^ 867.)
I Hua preguntar ^r — 3 peqna — 4 Ich lasse ifeer und riir stehen.
Es bleibt dem Leser überlassen, welche von beiden Formen er kontrahieien
will — 5 goncalo ntrij% — 9 falquir — 10 en querer en — 14 ofías —
20 Dota loguen huñ — 21 peyior — 24 con f o/hades — 25 Eutal logar esta
pe^na caffi — 26 offezeffe faria mui mal — 27 ^ muj m^ ual — 28 Endata
£in König, der sich schmuck und gut zu kleiden pflegt, hat
ein minderwertiges, mit Buntwerk besetztes oder gefuttertes Gewand
getragen, wird darob lachend angegriffen, entschuldigt sich damit,
nicht bei Hofe, sondern im Kriege habe er den alten schlechten
Pelz angelegt, hört, obwohl der Angreifer seine Verteidigung gelten
läfst, die Aufforderung, denselben sofort auf den Kehrichthaufen
an der nächsten Mauer zu werfen, erklärt das für einen schlechten
Ratschlag und zieht vor, das abgetragene Stück einem seiner
Troupiers zu schenken.
Textkritisch bietet diese vierte Königstenzone keine sonder-
lichen Schwierigkeiten. Nur das Reimwort von Z. 9, an das ich
rühren mufste, bleibt fraglich, und unverstandlich der Schlafs
von Z. ii.i Daran, dafs wir in Z. 3 und 25 pena zu lesen haben,
ist nicht zu zweifeln, da pequeña weder in den Zehnsilbner pafst,
noch die zwei Adjektive ohne Substantiv einen Sinn geben, vcira
als Hauptwort aber im Portugiesischen nicht nachzuweisen ist^
^ Ob Cubrir alg, c, gleichwie cobrir'se de alg, c. bedeuten kann: „sich
einer Sache als Decke bedienen, sich mit einer Sache bedecken"? Dann
hätten wir zu verstehen: „ich habe nimmer den Fehler begangen, Bunt-
werk bei Hofe als Kleid zu tragen , und nicht einmal, solches als Decke oder
Hülle zu gebrauchen", nunca fui fahr en trager pena veira na córte, nen
sol (= nem tampouco) en {n)a cdrirF — In einem Spottgedicht Alfons' X.
(CV 66), das sich um einen diebischen Pilger dreht, tritt cobrir dreimal als
Reimwort auf — möglicherweise gleichfalls mit Bezug auf Pelzwerk (gris).
Doch ist die Bedeutung von Gris nicht sicher. Vielleicht ist Gris oder
Agris der Name des Bestohlenen:
dagris furtaran que por ¿n
non Ihi leixaran que possa cobrir,
und
e sol non cataln] como gris non ten
[/a] nunca cousa de que se cobrir,
Oder bedeutet Z. ii: „und nicht einmal Buntwerk zu bedecken — d.h. es
versteckt und bedeckt als ünterfutter zu verwerten"?
' Ueber die Entwicklung von varius und variare im Portug. spreche
ich in Randgl. XVI, aus Anlafs der Olhos verdes, wie schon gesagt ward.
RAKDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. tÓQ
^uhd pata vtira steht ja nnveifalscht in Z. io und i6, uns den
FWeg weisend.
Sachlich staunt man im ersten Augenblick darüber, dars diese
Pelisoite, die man gewohnt ¡st in Schilderungen und Verordnungen
als kostbaren Lusuastoff in einem Atem mit Zindel, Brocat, Schar-
lach. Sammet genannt eu sehen,' von einem Troubadour so ver-
ächtlich behandelt wird, als sei sie nicht gut genug für seinen
Herrscher. Man mufs sich erst darauf besinnen, dais wir am
glaiuenden, mit des Orients Kostbarkeiten prunkenden Hofe eines
peninsularen Fürsten weilen, und dafs auch der Teilnehmer an
niuerer Scherz-Tenzone kein auf Lohnung durch buntes Tuch be-
dachter Spielmann oder Berufsdichter, sondern ein fumehmer Herr
sein mufs — wie aus dem Gegenstand und der besonnenen Rede-
weise, mehr aber noch aus der Fassung der königlichen Entgeg-
nung hervorgeht Drittens und hauptsächlich dreht sich der Disput
om einen alten verbrauchten Pelz, nicht um pma vara an sich,
^uoiQ wir auch in der Angriflsstrophe die betreifende Angabe ver-
HiBsen.
^^ Darüber dafs im Süden im 13- Jh. und heute wiederum nicht
blofs zur Winterzeit, sondern selbst für Sommertrachten Pelzwerk
aufserordentlich gesucht war^ — man unterschied SaisonpeliT ptnna
de tastm und penna de veräo:^ was sich von dem alten Brauch im
nationalen Hirtenleben erhalten hat {çamarro, cafìts nebst çarrSo
oder zurrSo)', welche heimischen und welche ausländischen Sorten
hier Verwendung fanden;* wie für die zarteren kostbareren Gattungen
die aus der Provence übernommene Bezeichnung ptnna mit ihrer
hübschen bildlichen Gleichstellung des Hermelin, Nörz, Zobel,
Bunt- und Grauwerk mit Taubenflaum und £iderdunen benutxt
Ward.* für die daheim gewonnenen Felle aber pellis;'^ was die
Preistabelleo und Kleiderordnungen uns über das (bewerbe der
Schneider and Kürschner' verraten, darüber Uefse sich unter Ein-
' BeleestellcD bei Du Caage, Godefroy.
* Im Elucidane findet sich Dtchts Brauchbaieg. S. alfatuhe und anitia.
* P.M.a: legi, 191.
* legti igi — 196 eirahrcD wir von der Haut des Hiruhksibes [aenh,
Beaportni!- 'w*o. «om Ul. hinneus), de» DarohUschcs (gamilo), Lamnics {cor-
•Jario). Kjtlbe« (/¿nroail, Zickleins {fabräu), die wir nicht als Peliwerk zu
ticttaclittn gcwohat lind; dftno von Kslie {gato de iaia). Wildkatze Igalo
mumti). Fochs {gtäpitui), Frettchen {/uina und lourSo), Olter {lunlria).
3Jvder {marterenia), Gineta {genetai und einem mir unbekannten hibtrno. in
Jnn ich lubrtaa, eioeo jungeo Wolf, vermute; femer von vtslidos de catl/io.
Alle diese als fellis. — Die mtten daamarligen fimnai ilammcn von Her-
milin (armmiton), Ottet {iuntria), Haselmaus [dt HHonibui) und Hase. —
Antierdem wird ein Unterschied gemacht iwischen fettna blanca, purada.
i'tT¡a, mûerada (dies leute Worl kommt CV 1154 vor).
* Auch im Altspaniscben h»ben wir nalürlich /tHa und peRj vera,
^. 1, B. /i/o 7. 640. 1151. 1378.
* Heute ist ptU/ das einzige Wort; span. pelUJa.
1 Ftlùeiro CV 827.
I7â CAROLINA ïnCHAELIS DE VASCONCKLLOS,
beziehnng aller Stellen aus den Liederbüchern ein
Modebericht zusammenstellen.
Für unseren Zweck genügt es, zweierlei zu fixiere
1. Penna veira, d. h. die zwiefarbigen Felle' ei
kleinen und darum kostbaren, dem Hermelin und Nörz venvandtenl
osteuropäischen Nagetierchens — es sei mustela ¡ulriola^ oder nicht — ,
so geschätzt sie auch waren, zählten nicht zu den pannos reats,
à. h. sie blieben so wenig wie Grauwerk, Zobel und selbst Her-
melin für Konige und Fürsten durch ein Sondergesetz reserviert,
sondern wurden als Futter und Verbrämung von Mänteln tmd
Kapuzen aller Art ohne andre Beschränkung als der vom Geld-
beutel des Käufers gesteckten in den Handel gegeben. Das Lieder-
buch selbst liefert Beweise dafür.
Der alfonsinische Spielmann Pedr' Amigo de Sevilha 1
klagt sich einma!, er sei bei der Verteilung von panes und ^
Vitras zu kurz gekommen {CV 680).
Estévam da Guarda, der spottlustigc Kanzler des Königs
Denis, verhöhnt einen zum Edelmann beforderten Bauern, der, um
seine Glatze zu verdecken, sich eine ungeheure, mit pena
ausgestattete Kopfbekleidung {caparon) zugelegt hatte (CV 027).J
Uebrigens wird der Flaumpelz hier ausdrücklich nobre genannt.'
Derselbe Dichter erzählt ein andermal vom Verkaufe ge-1
brauchter pannos und pennas veiras durch einen Makler {CV 804).
2. Benutzt aber wurden die pennas varias auch von Königen,
wie unsre Tenzone zeigt. Diesmal fiel es freilich dem dichtenden
Alfons nicht ein, sich, wie in dem Gedankenaustausch mit Vasco
Gil, mit dem Beispiel eines andern Herrschers zu decken. Sonst
hätte er abermals auf einen König von Portugal hinweisen können:
Sancho I., der in seinem Testament seine einlas, esearlatat mid ,
penas varías seiner Tochter D. Sancha vermacht.*
Lieder-
tia bo^
m
\
Bei muradal an den berühmten Pafs der Sierra Morena
denken, der so manches Kriegsheer gesehen hat, liegt dt
rena n^|
lorcbatatH
Ire Tien V
> Die Uebersetznng „bunt" ist die besle, wo es sich um andre 1
■Is é»a pelílicfenid« Mäuschen handelt (Hund, Siate, Skorpion}, oder gar n
Menschenhaar. — Die dne der Fatben war weiis, die andre kaum immer
di« gleiche, bald rötlich, bald gtau, bald schwan. — Uniutreficnd sind jcden-
falli die ErklaTaugen der hi .spanisch en Berichterstati er: (SsDcbez-Jsner: vera
^ muy blattca; Cueto: blanca o baya; Braga: alvo ah'eiro). Sie slammen
alie aus einer Stelle im Werke des Erxptiesters, wo man liest: El axtHui
de fuera mas negro et cue caldera \ Es de dentro muy blanco mas que ía
fennavera (Str. 7). — tn Su. 640 bedeutet der Sau: La penna tiene blanto
et prieto, fero todos son conejos „es giebl weirse, aber auch dunkle Ka-
nin chen".
' Londrasinka als BMeichnUDg ei
eine kleine Oller-Art und hat nichts mit
» Man vergleiche noch CV BBO.
• Mon. Luí. IV. Eicrü. lU :6o.
jch natürlich anf.^l
r
RANDGLOSSEN ZDV ALTPORT. UEDERBÜCH. 171
kern Gnind vor. Man lasse dem Wort seine ursprürgliche appel-
lative Bedeutung.
So abgetragen, ¡n des Dichters übertreibendet Redeweise ter
den Mullhaufen reif, war das Stück, dafs es nur einem gemeinen
Soldaten überantwortet werden konnte. Wenigstens glaube ich,
wie ich schon früher dargelhan,' dafs wir einen peon unter eoUift
zo verstehen haben. Diesen Namen versuche ich jetzt — da ein
SniEx 'Hfe -f/i nicht vorkommt' — aus dem Arabischen herzu-
leiten, wo kalti/ ein langes Schwert bedeutet {latus enii's; /errum
ingtim et latum). Mit dem maurischen Ausstattungsstück, dem der
(oUift besagten Falles die Benennung verdankte,'' ging dieselbe
vermutlich wieder verioren. Sie kommt nur bei Alfons X. vor* und
einigen seiner Getreuen,' wenn wir ein iiagwürdiges Spottgedicht
aufsei acht lassen oder zu des Köm'gs Hab und Gut rechnen, das
derselben Gedichtgnippe angehört wie unser /Vwa-wira-Lied.
Damit sind wir zur Hauptfrage gekommen, ttm derentwillen
ich dasselbe aus seinem Zusammenbang gelöst und neben die zwei
Streitgedichte geslelll habe, die Alfons X, zugesprochen werden
müssen; wer nämlich ist der König, dem jene Gedichtgruppie an-
gehört? ^ Alfons X.? oder Alfons IX.? Hat nur der ital. Kopist
in der Ueberschrifl El Rcy don afftmso [<Ä CasttUa ê\ dt Uon die
eingeklammerten Worte ausgcla.ssen?^ Es scheint wenig glaublich,
da gerade die dichtenden Konige sowohl den Kardinal Bemt>o als
Angelo Colocci besonders interessiert haben. Steckt also ein Fehler
im Automamen, so wird er aus der Vorlage stammen, von der
Hfir nichts wissen, als dafs sie sich anscheinend in einem argen
Zustand befand. So lange die Urheberschaft des Weisen nicht
^m Hci
' Randgl. I Z. 158. 168. 169 sowie S. 71—72. — Tritt der eeleiß meist
*]i Fafisoildat und wie ein GemcÍDeT auf, 10 idieiiit Alfons X. die Gattung
doch einiDil (UV 74} in ^tuizer-KIeidnng voTzufuhrea (mit arminhosì und
erftladoíT). Ein aad^msl tragen aie ein Wams ans Katlun (perponlo dt
oJgedm) nod Hosen aus ZwiUieh {caifas de branquita) (CV 63). LangbSrtig
nnd «e aneh. Oder ist orfrlados etwa eine kastilische Form von horri-
füatatÍ
■ Tabtft = „Tachtcl" wciis ich nicht lu erUären. — Die Schreibart
t»ili/< kommt nur eiamil voi (CB 464). Vermutlich hat durch Verschreiben
das i KÌntn Plalr gewechselt.
* Solche Ueberliagung eines Sachnamens auf die Person, der sie als
Chiracleristicum dient, kommt oft genug vor. Ich erinnere nur an jaqui. den
jickenliagenden Soldateu, nnd guita, Tresse, das Spoltwoit far den modernen
ponog. Poliieiioldalen. — Ein Versuch, coieife wie golfim (Cran. Alf. c 75
p. 59) aus der Scb ach terminologie heriuholen, ist mir mifslnngen.
• CV es. 74. CH 32 a. 1»4.
• Rui Queimado CV 804; Coelbo CV 1034.
< /nd. 466—466.
* Uomiltetbar folgen, wie der Leser wei&, eine fromme und mehrere
ptofane Dichtongen AlfoDs' X. (467 — 496), denen die Uebeischrift El Rey don
afftnii) de Catlela e dt Lioit vorangeht. — Wiederholung von Namen als
nebcricbrif) ist aber sehr hanfìg. — Auch Alfons XL ist aasdrücklich als
Hcirichei beider Rdchc beieicbcet (607).
172
CAROLINA
DE VASCONCELLOS,
mit hinreichender Klarheit nachgewiesen ist, wird man immer wieder
versuchen müssen, im Rey de Leon den Grofsvater, Alfons IX^
zu erkennen.' Gelungen ist mir bis jetzt weder das eine noch
das andre. Der Majordomus D. Rodrigo (CB 464), Milta Fer-
nandes aus der Familie der Pertigueiros de Santiago (480) und
die Anwesenheit des Königs in Guarda (456) bringen vielleicht
die Lösung des Rätsels.^
Mancherlei scheint auf" Alfons X. hinzuweisen. In einem der
Gedichte ist von andalusíschen Städten in einer Weise die Rede,
als gehörten sie zum Reiche des Dichtenden.'' So aber konnte
der Leonese unmöglich von Sevilla, Lebrija und Alcalá' reden.
Das gilt auch von dem auf die Olivenwälder von Eìxarafe und
die alearías hinweisenden Spottlied.^
Was unsre Tenzone betrifft, so ist ihre Aehnlichkeit mit den
beiden bereits besprochenen recht grofs, sachlich wie fonnell;* von
allen übrigen Streitgedichten weicht sie hingegen ab, was Gegen-
stand und Einkleidung betriflï. Dazu kommt, dafs von Krieg die
Rede ist. Was wir sonst an Kriegsliedern ^ besitzen, stammt aber
aus den andalusischen Feldzögen Ferdinands IIL und seines Sohnes
Alfons und ist entweder Wurk des letzteren'' oder das seiner
Grofsen. Wie ich in den nachfolgenden Glossen zeige, möchte
ich dieselben in den Aufstand der sechziger Jahre \erlegen — in
eine Zeit also, in welcher Alfons X. noch, heiter und siegesfrob
sowohl als Gesetzgeber und Eroberer, als auch als Vater und Re-
gent, zum Dichten aufgelegt sein mochte.
' Nimmt man Heikunfl der betreiTenden Lisd« aus dem BCsitie eines
penÌD9u1aren SnmmleTS an, so isl ¡sl die Beidchnucg de Leen für Alfons X.
in hohem Grade unwahrscheinlich. Und Eclbsl ge^etit, sie slammlen aus pn>-
venialischem Gebiet, bliebe sie befiemdend. Fremde Troubadous haben ihn
dann und wann schlichlweg Rey de Leon geoattnl, doch nur wo das Metrum
solche Verkôizoag der Titulatur eiheischte, wie z. B. in der Tornada des poly-
glotten Sirventts-Descordo (Ratidgl. VIIIJ, oder auch V reyi cuy it Ues (Gaìraat
Riquier bei Mila 217!. lieblicher ist jedoch: reys deis Caílellds — R^i
Caiteìldt — Teys de Castela N'Anfos — reys N'An/os Casteldi cui Leoi <J
— Rei de Leen git'es senhars de Caslelas — el bot rey de Castela ffAnfot
que rey es de Lea und ähnliches mehr.
' Geographische Namen allein können den Ausschlag nicht geben. Dock
sei bemerkt, dsfg ein Va! de Canas [CB 464) zam Gebiet von PalencU ge-
hört uud dafs Campos (Lb.) auch von Alfons X. erwnhol wird (CV 65).
• CB 466. S. darüber CA Kap. VI, Biogr. XIV.
• Aleali Ui Real, oder de Benr.aide.
» CB 462. Vgl. 1. B. Cron. Gen. p. 39g (bei -Schimnacher I p. ^ti) : ca
en ei su Axaraf hauia bien iste dia cien mü alearías.
" Alie drei bestehen aus 2x2 Strophen in Zehnsilbnerai und allei
dreien fehlen die üblichen Schlafskadenzen , in denen der Sie);er wie der Be-
siegte das Facit zu ziehen pfl^. — Was die Zeilenzahl betrifft, stimmt
CB 357 nut zu CB 386; in der Rrimbindnng {ababccb lu 1
nicht genau,
■" Kriegslieder mir in dem Sinne, dais sie sich »nf Kriegsieit und Kri^o-
beliehen.
■ S. Rartdgl. V und VI,
I
I
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. UBDSRBUCH. 173
Gut wäre es, wenn wir wüfsten, wer der Garcia Perez ist,
der sich in so ^miliarer Weise an seinen Gebieter wendet — ob
auch mit etwas mehr Znrûckhaltmig als Charinho und Vasco Gil.
£r redet den König zu Anfang nicht direkt an, sondern überläfst
es ihm, ob er in eigner Person antworten oder einen Dritten damit
beauftragen will, seine Entgegnung in Reime zu bringen.^ Als
solchen Dritten schlägt er aber — wenn ich ihn recht verstehe —
einen seiner Genossen vor: Gonçalo Martins, als einen, der
nicht übel gewillt schien, sich am Pelzscherze zu beteiligen. Einen
Garda Perez, der zu dem Leonesen in engeren Beziehungen ge-
standen hätte, kenne ich nicht Hingegen einen, der zu Alfons' X.
Vasallen gehörte: jenen Schwager des Dichters und Admirals
Charinho, der 1282 als Meirinho Gallizien verwaltete, während
seine Frau die Veste Zamora den Umtrieben der aufrührerischen
Infanten gegenüber nicht zu verteidigen vermochte.^ Woher jedoch
die Sicherheit nehmen, dafs er und der Dichter ein und dieselbe
Person sind?
Auch von Gonçalo Martins vermag ich nichts auszusagen.'
Ich weifs nur, dads in dem im Liederbuch CB unmittelbar fol-
genden Gedicht ein D. Gonçalo angeredet wird> Und zwar wird
er auch dort vom König vorteilhaft geschildert als aposto t frt'
ntoso cavcdetro . , , de iodos comas comprido . , , e aposf e ben talhado.
Gleichzeitig wird auf sein Talent angespielt, mit ungeheurem
Schwerte sogar Feder- und Pelzwerk {pena) zu durchschneiden.^
Femer auf seine Anwesenheit in Andalusien — lauter Einzeln-
heiten, die uns zu statten kämen, wenn das Gedicht als ganzes
nicht gar so dunkel wäre.
Unter den Dichtem kommt Garcia Perez sonst nicht wieder
vor; Gonçalo Martins überhaupt nicht. Dafs es jedoch einen
Poeten dieses Namens gegeben hat, lehrt eine portugiesische Ur-
kunde.^ Er führte sogar den Ehrentitel trohador de Santarem,
Seine Tochter Maria Perez stand in intimen Beziehungen zu dem
vornehmen Troubadour JoÄo Velho de Pedragaes, der 1280 — 82
als Gesandter des Königs von Portugal am aragonesischen Hofe
weilte, um die Heirat mit der jungen D. Isabel zu pactieren.*^
Ueber die Schicksale des Trohador de Santarem und seinen etwaigen
^ Portugiesische Beispiele solcher Meinungsaufsening sind nicht bekannt.
Nar die provenzalischen Fälle, in denen N^At de Mons und Guiraut Riqxiier
im Namen AI fon s' X. das Wort ergriffen haben.
' Cron, Alf, c. 76; Randgl. I 22 und 45.
' In den Adelsbüchern kommen zu viele gleichen Namens vor, als dafs
sich Yerläfsliches hätte auskundschaften lassen.
* CB 466 Don Gonçalo, pois queredes ir ä* açui para Sevilha,
^ Schade dafs jenes grofse Schwert nicht als coteife bezeichnet wird!
* Vgl. Revista Lusitana V 136.
* Aires de Sa, Frey Gonçalo Velho, Lisb. 1898 p. 57. 123 und 47. —
£b Enkel des Paares wurde 1295 legitimiert; ein Sohn kam später an die
Reihe (1300).
}
174 CAROUKA MICHABUS DB VASCOMCBLLOSy &AMDQI.06SBM.
Aufenthalt in der Nähe Alfons' X. wissen wir nichts. Dafs aV>^
der von König Alfons verlachte schmocke Ritter D. Concaio sic^
auch als Dichter im satirischen Fache hervorthat, darf man viel-
leicht aus der Behauptung schliefsen:
a qnenqiier qne cometestes
sempre mal o escamistes.^
^ Cometer wie escarnir beâehen sich im Liederbudi der Regd a^^
auf spottende Dichter.
Carolina Michablis db Vascomcellos.
Der ProBaroman Ysaje le Triste.
EINLEITUNG.
Der Roman „Ysaye le Triste" ist uns, soweit bekannt ist, ¡n
jwei Handscliriftea überliefert. Die eine befindet sich auf der
Herzoglich Gothaischen Bibliothek in Gotha als No. 688, die
andere auf der GrofsherzogÜch Hessisclien Bibliothek in Darmstadt
als No. 25^4. Erstere sei hier kurz mit G, letztere mit D be-
KeichneL
G besteht aus einem 491 Blätter enthaltenden, mit schönen
kräftigen Farbenbildem gezierten Bande, dessen Deckel mit grünem
Sammet überzogen ist. Die Schrift ¡st ungleich und an vielen
Stellen stark verblafst. Der Inhalt ist durch Herausreifsen einzelner
Blätter unvollständig überliefert. So fehlen die g§ i — 3, die Hälfte
von § 20, die §§ 108^1 1 1, die zweite Hälfte von g 457. die ersite
Hälfte von § 458 und § 582. Aufserdem fehlen die Zusätze zu
den §§ 17, loz und 216. Die §§ 4, 9, 13 sind mit roten Ueber-
schriften versehen, die Anfänge der anderen §g werden nur durch
rote oder blaue Anfangsbuchstaben gekennzeichnet. Die Ueber-
schrift zu g 4 lautet: Communi Viiiä !a Royne accoutha a lontree
dun boys de fsaye le Trisk loqtul fut baptist ci nourry dun armütt,
zu I 9: Commani fets vtnoienl de nuyt ou dorme ¡enfant et luy bau'
imeni norriture sublilUment dont ¡ermitle fui moult effraye et umer-
vetlle, au § 13; Commant lermitle arriva au piid de la verte forest
ou il trouva lune des dames et toit luy monstra le lieu ou H demeuroit.
Aufserdem befindet sich auf dem ersten Blatt ein Wappen, das
bei Jacobs und Ukert „Beiträge zur älteren Lttleiatur oder Merk-
würdigkeiten der Herzoglich ôfi^entlicbrn Bibliothek za Gotha",
Band IIJ, i , näher beschrieben ist
D umfaTst 361 Blätter, ist in Leder gebunden und mit einem
Wappen verseben, das die Farben hiau und gelb enthält AI»
Schreiber nennt sich Sire Amoury de Noyelle adone a Douay. Mai
1449. Die Schrift ist gleichmäfaig, der Teit vollständig. An
Illustrationen sind nur vier schlechte Federzeichnungen vorhanden.
Neben diesen Handschriften sind noch zwei Drucke zu er-
wähnen, die 1522 in Paria bei Galliot du Pré und bei Bonfoni
und Philippe le Noir erschienen sind, lieber diese DrodK hab«o
gdiandelt John Dunlop in der „History of Gction" 1810, deuUcfa
von Liebrecbt 1842 und die Heraasgeber der „Histoire dea I
ì
176 ZBIDLER,
1776, Mai. Aufserdem finden sich kleiaere Noluen hierüber bei
Grasse „Die grofsea Sagenkreise des Mittelalters-', bei Schmidt in
den „Wieoer Jahrbüchern" 1825 Teil XXIX und bçi Rosenkranz
im „Handbuch der allgemeinen Geschichte der Litteratur". Die
soeben erwähnten Drucke werden hier aufser Acht gelassen, da
sie den Handscliriften gegenüber nur eine Verkürzung und Ab-
änderung des Inhalts bedeuten.
Ueber den Inhalt der Handschriften ist meines Wissens nnr
einmal gehandelt worden und zwar durch die Herausgeber der
oben erwähnten „Beiträge u. s. w.", durch Jacobs und Ukert. Die
Autoren haben ihren Betrachlungen nur die Hs. G zu Grande ge-
legt, da ihnen D noch nicht bekannt "ar. Sie beschreiben die
Handschrift sehr genau, geben den Inhalt ziemlich ausführb'ch,
wenn auch mit einigen Fehlem {¡a fontaine au Jacant statt Jayant,
Agrenam statt Agravain, Ganius statt Gaunes, De Fräs le Maloä
statt Desraes U Maloii) bis g 36 an und drucken dann die Erleb-
nisse Marcs und Troncs im Feengarten (§§514 — 516} und ein
Rondeau diplomatisch ab. Im übrigen haben sie sehr geringe
Mühe auf „diesen weitscliweiftigen Roman" verwandt, sonst dürñeo
sie nicht am Ende ihrer Abhandlung schreiben: „Von dem, was
dann weiter folgt, haben wir uns vergebens bemüht, aus der fast
ganz unleserlichen und noch überdies halb verblaTsten Schrift einen
zusammenhängenden Sinn zu entziffern. Nur die vier Endzeilen
der letzten Seite glauben wir so lesen zu müssen: en memoire kt
fais u. s. w." Bei sorgfältigem Durchlesen des Romans wäre es
ihnen auch nicht möglich gewesen, das Wort chresUat, das sidi
hundertfach in der Abkürzung xxfrnt findet, für die Zahl XXVII
zu halten. .
Der Roman „Ysaye le Triste" gehört dem Cyklus der Arthii> I
romane an. Anknüpfend an die glorreiche Zeit, da König Arthur
in Carduel (Wales) seinen Hof hielt, da die Ritter der Tafelrunde
auszogen, den heiligen Graal zu suchen und Abenteuer zu be-
stehen, führt uns der Verfasser des „Ysaye le Triste" die Thalen
der Nachkommen dieser Helden vor Augen. Noch leben bei Be-
ginn des Romana der greise König Arthur von Logres, die tapferen
Recken der Tafelrunde Tristan, Lancelot, Hector des mares, Lucan
le bontillier, Bohort de Gaunes, Blaienor und Blioberís de Gaunes,
Perceval, Brandalis, Lambeguet, Gaheriet; femer Mordred, Pala-
mede le mecogneu, Marc von Cornouailles nebst Gattin Yseut und
deren Kammerfrau Bongyen (Nachahmung von Brangien, die mit
Gouvernail das Königreich Leonois beherrscht). Aber auch der
Toten: Meliadus, Merlin wird gedacht. Die Königreiche imd be-
rühmten Oerttichkeiten werden vorteilhaft in den Roman hinein-
geflochten, so die Königreiche Logres, Leonois, Cornouailles, Nor-
galles, Orcanie, die Hafenstadt Ixuvrezep, die Stadt Sarras (aus
dem Grand Saint Graal), die Joyeuse Garde, der langjährige Auf-
enthaltsort Vseuts und die letzte Ruhestätte Lancelots du tac
Schliefslich bleiben nicht unerwähnt die Wälder: le Morois, Dai-
J
DBR PKOSAROUAN ÏSAYE LE TRISTE. 177
. uuites und Gaste FoiesL AuTser diesen, durch die Aithurromane
verbürgten Namen erwähnt der Verfasser noch Herbe !e renomme,
der voD Tristan zum Ritler geschlagen wird, den Riesen Pincenart
le juif, der von Tristan getötet wird, Hector d'Orcanie, der die
Rolle des Brehus als Verfolger des chevreuil übernommen hat, den
König Marsiadus von Norgalles, liohorl le picquart. Herrn von
Gais, Marc le roux, einen gewissen Macon le brun de Cornotiailles
und Craventor de l'outrageux passage. Schliefslich führt er noch
einen König Yrion ein, der zur Zeit Arthurs über Biamir und
Mitadii herrscht.
Ans dieser, durch die Arthurromanc verbürgten und nicht ver-
bürgten Generation schafft der Verfasser ein neues Geschlecht.
Ysage le Triste ist der Sohn Tristans und Yseuts, Brandor der
des Brandelis, le besgue de la halte roche der des Lambeguet,
Menet le mecogneu der des Palamede, Festion le blond und Gera-
fil le blond sind die Söhne Gaheriets, der sot sage ist der Sohn
BlaicnoTS, Oriant le grieu der Hectors von Orcanie, Harpan du
gue parfond der Herbes le renomme, Hergault (Hergo) der Bohorls
le picquart, Miriol der Pincenarts. Die Söhne Maçons le brun
sind le brun de l'engarde, Macon i'oconge {?) und le vacquîer de
l'escUire, die Neffen Craventors sind Argus und Octes. Anknüpfend
an die Oertlichbeiten nennt der Verfasser folgende Personen: la
douleareuse und le desorreillé de la Joyeuse Garde, und die dame
du chastel de Belle Garde mit ihren sieben Söhnen, von denen
rier später eine Rolle spielen: Atrides, Fidiger, Dispront und
Dieses zweite Geschlecht zeugt dann ein drittes, so dafs wir
auch die Heldenthaten der Enkel Tristans, Maçons und so weiter
im Romane dargestellt ñnden.
Diese Nachkommen aus der Zeit Arthurs mit ihren, nach dem
Master der Arthurtomane verwirrt dargestellten Abenteuern ver-
leiben dem „Vsaye le Triste" das Gepräge eines Romans der
Tafelrunde, und es vermögen daran nicht die anderen gewichtigen
Bestandteile des Romans, die den verschiedenartigsten Litleratur-
^ttuDgen entnommen sind, zu rütteln.
Hiermit ist die Frage berührt, welchen Vorlagen die aufser-
halb der Arthursage stehenden Personen und Ereignisse des Romaus
entnommen sind. Nun, die folgenden Auslübrungen werden darauf
Antwort geben.
Als wichtigste Vorlage unseres Romans kommen aufser der
Anhorsage die Chansons de geste in Betracht. Die Tötung des
Neffen Yrions {§ 295), die Scene, in weicher Vsaye den Pförtner
gegen einen Pfeiler wirft, dafs diesem die Augen aus dem Kopfe
fliegen (g 165) und die Ermordung des I'förtners (§ 4Q3) sind Züge,
die den Chansons de geste entlehnt sind. Die Erzählung von den
vergifteten Birnen (g 47Ò) ¡st eine Nachahmung derjenigen von den
^«gifteten Aepfeln in Parise la Duchesce, die Tötung der Köche
(Î 106) eine Nachahmung aus der Chaimon „Aliscans". Der Name
LiHMlif. t lem. Pba. XXV. la
k a
„s
ZEIDLER,
Oriant stammt aus dem „SchwaneDríttei", Ysoré von SpaDÌen
„Anseïs de Caithage". Diejenige Chanson aber, welche dem Ver*'
fasser des „Vsaye le Triste" den reichsten Stoff geliefert hat,
die Chanson „Huon de Boideaus".
Dem Einflüsse dieses Werkes mufs man es zuschreiben, dafs
stall der in den Arlhurro manen üblichen Einfalle der Sachsen die
der Sarazenen getreten sind. Um seine Quelle dem Leser nicht
zu verraten, giebt der Verfasser den Sarazenenführern ganz unbe*
kannte oder mehr allgemeine Namen, so: der Admiral von Persien,
der rote Löwe von Nubien, der Tartar von Cartaire, der König
der fremden Wüsten, der König der eisernen Brücke, die vierzehn
Riesen von den bitteten Gewässern, die Konige von Mekka, Afrika,
Creta, Carthago, Ungarn und andere. Nur in dem Namen Ori-
monde ist eine direkte Entlehnung aus „Huon" zu erkennen. Ori-
monde ist die Esclarmonde aus „Huon de Bordeaux". Im „Ysaye"
wie im „Huon" ist die Vertreterin der beiden Namen eine Tochter
des persischen Admirals, in beiden Erzählungen wird sie von
leidenschaftlicher Liebe zu einem vernehmen, christlichen Billei
ergriffen. Ihre Liehe wird von diesem verschmäht und erst er-
widert, nachdem sie Christin geworden ¡st. Für die Abweison^
die sie zuerst erfährt, rächt sie sich, indem sie Huon ins GeßDj
werfen und Marc hinterlistig überfallen läfst
Als ein weiterer und wichtigerer Einflufs, den der „Huon
Bordeaux" auf den Verfasser des „Ysaye" ausgeübt hat, bt día
Einführung der Feeen und besonders des Elfenkönigs Oberon an-
zusehen. Vom Anfang bis zum Ende des Romans begegnet uns
dieser Zwerg unter dem Namen Tronc {lat. truncus), wahrschein-
lich wegen seines kleinen und verkrüppelten Wuchses so genannt,
ohne dafs wir in ihm den verkappten Oberon vermuten. Hochstena
könnte man durch gwei Andeutungen, die sich in den §§ 516 und
560 finden, zu der Ansicht kommen, dafs in der Person Troncs
der alte Oberon verborgen sei. Diese Andeutungen sind enthalten
in einer Mitteilung der Fee Oriande an Marc, dafs Tronc dei
Sohn Julius Caesars und der Fee Morgue sei, nnd in der Aeufse-
rung Troncs Marc gegenüber, dafs er in Monmur geboren sein
soll. Erst am Schlüsse unseres Romans bekommen wir volle Klar-
heit darüber, dafs wir in dem schlauen Pagen Ysajes den Elfen-
könig Oberon vor uns gehabt haben.
Als dritter, nicht gerade wesentiiclier Einflufs des „Huon" ist
der zu erwähnen, den die drei Personen im „Huon", der römische
Kaiser Neron, die Fee Murgalle und der Riese Orgueil mît
zwei kupfernen Rittern auf den Verfasser des „Vsaye" ausgei
und ihn zu den wunderlichen Geschichten in den §§ 560 — I
574 — 78, 554—55 veranlafst haben.
Eine weitere Vorlage für unseren Roman dürfte in der Chante*'
fable „Aucassin und Nicolette" zu erblicken sein. Es handelt sich
hierbei um die Person der Nichte des Königs Yrion, Maitbe,
welche genau wie Nicolette die Frauenkleidung mit der Männer-
nn^
idfl
nen
1
DSR PR06AROMAN YSAYB LB TRISTE. 1 79
tiddong vertauscht (der Zug, dafs sie ihr Gesicht mit Kräutern
dunkel färbt, um besser als Mann zu erscheinen, fehlt zwar), dann
eine Haxfe zur Hand nimmt und als Spielmann das Land durch-
streift und den Gehren des Meeres trotzt, nur um ihren Geliebten
wiederzufinden.
Von Romanen aus anderen Sagenkreisen haben der „Eracles"
des Gautier d'Arras, der „Florimont" und der „Eneas" die Namen
Fárides (-us), £dor (persisch = Blume) und die Scene mit dem
PfeUschufs (§ 422) dem Verfasser des „Ysaye*' geliefert
Es erübrigt nun noch, einen Blick auf die in den Hand-
schrijften enthaltenen Gedichte zu lenken. Wie schon Jacobs und
Ukert erwähnen, finden sich in den Hss. mehrere Gedichte, die
man mit dem Namen „lay*' bezeichnen kann. Es sind dies die lays
accordants, deren viele sich schon im Prosa -Tristan finden und
auf welche nicht weiter eingegangen zu werden braucht
Wichtig aber ist, festzustellen, was in den von Jacobs und
Ukert erwähnten 17, resp. 15 Blätter füllenden „lays" enthalten ist
Das erstere Gedicht ist eine Nachahmung des allbeliebten
Rosenromans von Guillaume de Lorris und dessen Fortsetzer Jehan
de MeuDg. Das Versmafs, die paarweise gereimten Achtsilber, ist
vollständig gewahrt, desgleichen auch die Allegorie, wenngleich im
„Ysaye" einige neue Gestalten aufh'eten (vgl. § 363). Eine Probe
ans dem „Ysaye" sei hier gegeben.
Au corps m'entra sans fendre pel;
trop m'en deal, mais point n'en appel.
Beaa parlers, ly gens, ly gentienz,
je croy qu'il n'en est plus de tieulz,
estoit droittement par del*efl
et tenoit sa main a son les
en disant: Dame, vos amis
en cest propre lieu a mis
moy pour monstrer a vo corps bel,
qui n'est point de taint de corbel,
que nient ceux sont en paradix
qu'aiment et qu'amerent jadis.
Depuis bien garde m'en donnay,
mes tantost tout ly pardonnay.
Schliefslich ist noch zu erwähnen, dafs sich der Verfasser des
»Yaaye" durch die Schilderung des vergter im Rosenroman veran-
lagt gefühlt haben mufs, ebenfalls einen solchen vergter (§§ 514 — 16)
20 beschreiben, was ihm dann auch gut gelungen ist.
Das auf den 15 Blättern enthaltene Gedicht ist eine wenig
getreue Nachahmung der „Vœux du paon". Während das eigent-
liche Versmafs der „Vœux du paon", der Alexandriner, durch den
?*ö2en Roman des J. de Longuyon hindurchgeht, sind in unserer
E^rstelluDg nur die ersten zwölf Verse in dieser Versform ge-
schrieben. Die übrigen Verse sind völlig ungleich, und hin und
12*
i8o
wieder taucht eia rondeau auf. Auch der ehrwürdige Pfau
nicht mehr vorhanden, sondern durch eine Rohrdomniel eiseti^
und die sogenannten „neuf preux" (Christen, Heiden. Juden) kehren
wieder ia Liebespaaren und deren Dienerinnen: Marc, Hergault,
Henry de Lyon — Orimonde, Sardine, Englentine — Alyor, Es-
clade, Parianne.
Es bleibt nun noch übrig, die Frage nach dem Autor und
der Abfassungszeit des Romans zu beantworten, Ueber den Ver-
fasser wird im „Ysaye" nichts erwähnt, Es heifst immer in den
Handschriften: or disi ¡t conit, wer aber diesen conte verfafst hat,
wird nicht verraten. Aus den in den Hss. enthaltenen Wappen
habe ich auch nichts Belangreiches für die Person des Verfassers
ermitteln können und mufs so die Frage über den .\utor unbe-
antwortet lassen. Hinsichtlich der Abfassungszeit glaube ich ein^.
genauere Zeit als Dunlop und Grasse feststellen zu können. Dium
lop versetzt den Roman in das Ende des XIV. oder den Aniang,
des XV. Jahrhunderts, Grasse in das XV. Jahrhundert. Ich glaube,
der Roman gehört noch dem XIV. Jahrhundert an. Das XV. dürfte
vi/s (lat. vetas, vgl, Viesroche §417} nicht mehr gebraucht haben, und
für das Vorhandensein der Rotruenge (g 558} noch im XV. Jahr?
hundert müfste erst der Beweis gebracht werden,
Inhalt
[t. Tristan von Leonois ist der Neffe des Königs Marc
Cornouailles, Yseut die Gemahlin Marcs.
z. Marc vetläTst eines Tages Tintagel und begiebt sich nacb
einem elf Meilen von Tintagel gelegenen Schlofs. Die Abwesen-
heit des Königs benutzt Yseut, um Tristan herbeizurufen, Tristan
bleibt eine Nacht bei ihr. Bald darauf wird Yseut schwanger.
3. Als die Zeit der Entbindung herannaht, vorläfsl die Königin
mit ihrer Kammerfrau Bongj'en ihr Schlofs und begiebt sich iu
den benachbarten Wald, le Morois genannt, {Marc wohnt Eur Zeit
bei l'estrange passage einem Tournier bei,)] '
4. Yseut und Bongyen lassen sich an der fontaine au jayant
nieder. Da erscheint Lucan le boutillier, der auf Befragen der
Damen erklärt, er wolle Marc bestrafen, weil dieser Tristan auf
verräterische Weise tödlich verwundet habe. Yseut sinkt bei dieser
Nachricht ohnmächtig zu Boden.
5. Lucan le boutillier reitet davon. Als Yseut wieder zum
Bewufstsein kommt, schreit sie laut auf und schenkt um die neunte
Stunde einem Knaben das Leben. Der Knabe hält in seiner
linken Hand ein Schwert aus Fleisch und But. Yseut läfat einen
in der Nähe wohnenden Einsiedler herbeiholen nnd beichtet diesem
alle ihre Sünden, die sie in einem dreifsig Blätter starken Buche
aufgezeichnet hat
\
lacbfl
' £] fehlt in G.
[er starken tinche h
DBR PROSAROMAN TSATE LE TRISTE. l8l
6. Der Einsiedler macht zunächst Yseut heftige Vorwürfe,
giebt ihr aber mit dem Zeichen des Kreuzes Absolution, da er
ans dem Buche ersieht, dafs nur der Zaubertrank die Schuld an
allem habe.
7. Der Einsiedler will nun den Knaben taufen. Er will ihm
den Namen Justice geben, da der Knabe ein Schwert mit auf die
Welt gebracht habe. Yseut aber bittet ihn, dem Knaben einen
Namen zu geben, der sowohl an sie als an Tristan erinnere. Da
giebt der Einsiedler dem Knaben den Namen Ysaye le triste und
tauft ihn mit dem Wasser der Quelle. — Nach fünfzehn Tagen
mft Tristan die Geliebte an sein Sterbebett. Sie eilt zu ihm, und
als sie ihn bereits tot vorfindet, bricht sie tot an seiner Seite
nieder.
8. Lancelot hört von dem Verrat Marcs und fallt mit 6000
Mann in Q)mouaiIIes ein. In seiner Begleitung befinden sich
Bohort de Gaunes, Hector des Mares, Perceval de Gaunes, Gaheriet
und andere.
9. Eines Nachts vernimmt der Einsiedler, unter dessen Obhut
sich nun Ysaye le triste befindet, einen schönen Gesang und sieht,
wie vier weifs gekleidete Feeen in sein Haus eintreten, das Kind
nehmen, es baden und ihm Nahrung geben. Der Einsiedler will
seine Cousine, die die Amme Ysayes ist, wecken; die schläft jedoch
zu fest. Da nun die Feeen alle Abende wieder erscheinen und
immer dieselben Handlungen mit dem Kinde vollziehen, fafst der
Einsiedler endlich Mut, die Damen anzureden.
10. Er fragt sie und erfahrt von ihnen, dafs sie den Knaben
ernährten, weil die Amme dazu nicht imstande sei.
11. Die eine der Feeen erzählt ihm femer, wie Tristan und
Yseut ums Leben gekommen sind. Sie wisse das von Merlin,
dessen Seele im Walde Damantes in Grofs-Britannien sich befinde,
wo sie unter einem schönen Baume auf Befehl der Dame vom
See eingeschlossen sei.
12. Merlin habe ihnen dort von den gröfsten Rittern der
Welt erzählt und Tristan als den hervorragendsten geschildert.
Dieser habe mit Yseut einen Sohn gezeugt, der sich bei Sarban
befinde. Hier erschrickt der Einsiedler, als er seinen Namen hört.
Schiiefslich sagt ihm die Fee noch, dafs sie den Knaben mit der
Milch der Ciarisse, der Gemahlin des Königs Caradoc, ernährten.
13. Eine zweite Fee befiehlt ihm, die Amme im Stich zu
lassen und mit dem Kinde sich nach einem Kreuze zu begeben,
^ sich am Ende des Waldes befinde. Der schlafenden Amme
^^kt sie einen goldenen Ring an den Finger. Dieser Ring vault
*^ trésor. Hierauf nehmen sie den Einsiedler Sarban nebst Ysaye
^^ Und verschwinden bei dem Geschrei eines Hahnes in der Nähe
einer Einsiedelei. Der Einsiedler findet das Kreuz und sieht am
^eeresufer ein Schiff, das für vier Tage Lebensmittel enthält. Am
^^ü2e läfst er sich nieder, wie die Fee es ihm befohlen hatte.
1 4. Die Amme, welche in der Einsiedelei allein zurückgeblieben
l82 ZeiDLER,
¡St, bemerkt 2u ihrem Entsetnen, dafs Vsaye verschwunden ist Sie
sucht ihn, UDd als sie ihn nicht findet, setzt sie sich weinend aaf
die Schwelle der Hauathür. Hier bemerkt sie den Ring und siebt
in dem Steine desselben das Bild Ysages. Ein vorbeireitender
Ritter erkundigt sich nach ihrem Schmerze und erfahrt von ihr,
was sich zugetragen hat. Sie bittel den Ritter, Sarban zu verfolgen
Tind ihr das Kind zurückzubringen.
15. Der Ritter, Namens Agravain, macht sich auf and fìndet
Sarban mil dem Kinde am Fufse des Kreuzes. Er verlangt da>
Kind, Sarban aber weigert sich, es auszuliefern. Da bindet Agra-
vain sein Pferd an einen Baum und versetzt Sarban mit emem
Baumzweig einen wuchtigen Hieb, ^'saye stöfst hierbei t
artigen Schrei aus, dafs das Rofs des Ritteis sich losreifst and
Agravain so gezwungen ¡st, Sarban zu verlassen und das Pferd
wieder einzufangen.
16. Sarban nimmt den Zweig in der Hofhnng, dafs Ysaye
ihn später einmal damit rächen werde. Da beginnt das Meer i
steigen, der Einsiedler mufs das Schiff besteigen und wird drei
Tage und drei Nächte auf dem Meere herumgetrieben.
17. Am Morgen des vierten Tages kommt er an einen Felsen,
Dort trifft er eine der Feeen wieder, die ihm befiehlt, in den
Wald zu gehen. Im Walde begegnet er den vier Feeen insgesamt,
wie sie sich in einer Quelle die Hände waschen. Er redet sie an,
erhält aber keine Antwort Er geht weiter und trifft einen Zwerg,
¡a plus ¡aide creature du monde. Von diesem wird er in ein Haus
geführt, das die Feeen erbaut hatten. Nun verlangt der Zwerg
das Kind, Sarban giebt es ihm aber nicht £s entspinnt sich ein
Streit, der erst durch die Feen geschlicitet wird. Diese erklären j
nun auch Sarban, dafs er, Ysaye und der Zwerg künftig zusamme
leben müfsten. [In diesem Hause bleiben die drei so lange, I
Ysaye 3 '/î Jahr alt ist] '
18. Eines Tages meldet ein Ritter dem König Arthur in (
Carduel (Galles), ein Kind sei geboren, welches ihn (den Ritter) \
später einmal töten werde. Dies habe ihm eine weise Frau gesagt J
19. Das Kind, das jetzt erst ein Jahr alt s '
Tristans von Leonois. Auch werde noch sein Bruder, Cravenlor i
de l'outrageux passage, von dem Sohne Tristans gelötet werden. I
Der Ritler heifst Nabel de l'outrageux passage. Als der König 1
den Ritter angehört hat, sagt er, er glaube nichts von all dem, \
denn Tristan habe keinen Sohn gehabt.
20. [Eines Morgens begeben sich der Zwerg, Namens Tronc, J
und Ysaye in den Wald und begegnen einem Ritter in Begleitung J
zweier Damen. Der Ritter spottet über Troncs Häfslichkeit und 1
fragt, wer der hübsche Knabe sei. Da sagt Tronc, das werde erJ
noch erfahren.] Ï Ueber diese Antwort erzürnt, ergreift der Ritter I
DER PROSAROBfAN TS ATE LE TRISTE. 183
den Zwerg nnd zerdrückt ihn fafst Da holt Ysaye den Baum-
zweig Agravains (§ 16) herbei und schlägt den Ritter derart damit
aaf den Kopf, dafs diesem das Blut vom Kopfe strömt. Gefragt,
weshalb er das gethan habe, erwidert er dem Ritter: pour ce que
lu faiufis crier mon ver let
21. Der Ritter freut sich über Ysaye, umarmt ihn und reitet
davon. Von einem anderen Ritter, Mordrec, erfahrt Tronc den
Namen des vorigen. Es war Agravain. Als Mordrec davongehen
will, sagt ihm Tronc, der nie lügende Merlin habe ihm erzählt,
Mordrec werde seinen Vater umbringen, und der beste Ritter
werde so durch den schlechtesten ums Leben kommen. Wütend
will sich nun Mordrec auf Tronc stürzen, dieser aber flüchtet in
den dichtesten Teil des Waldes, wohin der Ritter ihm nicht zu
folgen vermag.
22. £in halbes Jahr nachher begeben sich Sarban, Tronc und
Ysaye in den Wald Damantes, um das Grab Merlins aufzusuchen.
Sie suchen, aber finden es nicht. Da hören sie auf einmal Merlin
aus dem Grabe heraus stöhnen. Sie gehen zu ihm und finden,
dafs sein Grab vollständig bewachsen ist. Tronc fragt Merlin, was
ihm fehle, worauf Merlin antwortet, er möchte etwas über Arthur,
den er erzogen habe und der jetzt tot sei, erfahren.
23. Merlin fragt Ysaye, wer er, seine Eltern, Grofs- und Ur-
grofseltern seien. Ysaye, der die Frage nicht versteht, lacht darüber
and sagt: „Gesegnet seist du, mein Freund, und verflucht seien
meine Feinde, denn ich hasse sie."
24. Hierauf fragt Merlin Ysage, was er gern sein möchte.
„Ein Adler." Ob er aber lieber laboureur oder chevalier werden
möchte. ^^Chevalier.'^ Da sagt ihm Merlin, er werde einmal von
Lancelot du lac zum Ritter geschlagen werden.
25. Als Ysaye fünfzehn Jahre alt ist, eröflnet er dem Ein-
siedler den Wunsch, sich von Lancelot zum Ritter schlagen zu
lassen. Sarban und Tronc reden ihm ab, geben aber doch seinen
Bitten nach und machen sich auf den Weg. Sie durchschreiten
die verde forest, den Wald Darnantes, eine prairie und gelangen
schliefslich in die gaste forest. Beim Eintritt in diesen Wald er-
klärt Tronc seinen Begleitern, dafs infolge eines Brudermordes,
den Dimustra an Dedalus le vis (beide Söhne des Königs Sehen
von Grofs-Brilannien) verübte, der Wald als gaste forest bezeichnet
werde. Sie treffen ein Häuschen an, aus welchem eine Stimme
ihnen zuruft, sie möchten für Lancelot, der hier begraben sei, ein
Gebet verrichten. Sie gehen zum Grabe, heben einen grofsen
Stein ab und erblicken ein Skelett in einem bleiernen Kasten.
Die Nacht verbringen sie in der Kapelle. Am folgenden Morgen,
nach der Messe, erfüllt der Einsiedler Ysayes Bitte, indem er Ysaye
mit dem rechten Arme Lancelots den Ritterschlag erteilt. Diese
Cérémonie begleitet er mit einer Rede, worin er Ysaye ritterliche
Pflichten mitteilt
26. Nach dieser Feierlichkeit erscheinen die vier Feeen wieder
iS^ ZEICILER,
und überreichen Ysaye ein Pferd, ein Schwert, einen Schild und
einen Helm. Trane, Ysaye und der Einsiedler kehren hierauf in
ihre Klause îurûck.
27. Das Pferd Vsayes erhall die gröfsten Freiheiten. Es läuft
den ganzen Tag im Walde ht-nira, kehrt aber des Abends pünkt-
lich zurück. Eines Tages befinden sich die drei Gefährten an
dem puits de l'aventure und vernehmen ein lautes Geschrei. Sie
gehen dem Geschrei nach und treffen einen vaitt, der îiinea unter
Thränen berichtet, dafs sein Herr, Herbe le renomme, von einem
Pferde getötet sei, als er ihm habe den Sattel umschnallen vfolieu.
Sein Herr sein ein berühmter Ritter gewesen, der von Tristan zum
Ritter geschlagen sei. Ysaye verspricht nun dem Knappen, dera
Sohne Herbes, eine Entschädigung zu teil werden zu lassen.
28. Eines Tages bittet Vsaye den Einsiedler, ihn das Fechten.
zu lehren. Sie fechten zuerst mit Schwertern, dann mit Baum-
zweigen. In beiden Fechtarten zeigt sich Vsaye überlegen.
zg. Ysaye, der zum Manne herangereift ist, reitet eines Tages
mit Tronc in den Wald. Hier wird er von einem Ritter, Harpan
du gue parfond, angehalten und gefragt, wo der Ritter wohne,
dessen Pferd seinen Valer getötet habe. Ysaye giebt sich als dei«,
betreffenden Ritter zu erkennen und bietet H arpan Sühne an-
Dieser schlagt sie aus und es kommt zum Kampf,
30. Harpan wird getötet. Vsaye und Tronc kehren in ihr«
Klause zurück und finden den Einsiedler tot vor. Harpan hatt^
ihm den Kopf abgeschnitten. Sie begraben den Einsiedler in det"
Kapelle und verlassen ihren langjährigen Aufenthaltsort. Ste kommeik.
vor ein schönes Schlofs und klopfen an. Eine Dame antwortet
ihnen, sie werde keinem Ritter Eintritt in ihr Schlofs gewähren^
aufser demjenigen, der sie an einem Ritler rächen werde.
31. Dieser letztere Ritter, Namens Desrayes le maloit, habt=
den Leichnam Lancelots aus diesem Schlosse geraubt und in dies
gaste forest geschleppt. Der Ritter sei dann in der folgenden Nachts
wiedergekommen und habe ihre Eltern getötet, die Knechte und.
Mägde verstümmelt. Sie selbst habe ein Ohr dabei verloren^
Dieses Schlofs heifsc die Joyeuse Garde und sie la douloureuse de
la Joyeuse Garde. Desraes wohne auf dem chastel redoute am
Ende des Waldes.
32. Ysaye verspricht der Dame, sie an dem Ritter rächen en
wollen, und begiebt sich zu diesem Zwecke mit Tronc nach dem
chastel redoute. Durch einen Knappen läfst er Desraes zum Kampfe
herausfordern.
33. Nach einiger Zeit erscheint der Ritter mit seinen fiünf
Söhnen auf dem Plan.
34. Ysaye überwindet alle sechs Ritter und läfst sie lebend
auf einem Wagen nach der Joyeuse Garde fahren. Die Namen
der Ritter sind: Desraes, Vester, Duon, Thom, Perlus le roux de
la verle montagne und Bruneil.
35. Auf Wunsch der douloureuse de la J. G. schneidet Ysaye
DER FRCKAROUAN YSAYE LE TRISTE. l8g
Rittern die Fäuste und Füfse ab und läTst ihnen so Tut ihre
msamkeit Gerechtigkeit widerfahren. Die Nacht verbringt Ysaye
Schlosse, Tronc ivacht über die Waffen, und das Pferd Ysayes
frei herum.
36. Am anderen Morgen sieht Vgaye, wie die douloureuse
eine andere Dame die Heraen der sechs Ritler essen. Auf
Ysayes Frage, weshalb sie das ihälen, erklären sie, sie thätcn es.
um sich besser an ihren Feinden zu rächen. Hierauf tritt der
achuehnjährige Bruder der douloureuse ein und dankt Vsaye. Er
ein Ohr — das andere hatte ihm Desraes abge-
litten — und heifst daher le desoreille de la Joyeuse Garde,
'e schlägt ihn ara folgenden Morgen zum Ritter.
Die Erzählung wendet sich zur Amme Ysayes.
38. Die Amme, Bise, begicbt sich nach Tinlagel zu einem
ildscbmied, um sich nach dem Wette des Ringes zu erkundigen.
erfährt von dem Goldschmied, dafs der Ring einen Irtsor wert
Neugierig, woher der Ring stammt, hiiiei er Bise, ihm dies
sagen, und erfährt so die Geschichte von der Entführung Ysayes
:ch Sarban. Er will den Ring kaufen, da aber Bise nicht ein-
igt, bittet er sie, in einem halben Jahre wieder zu kommen,
begiebt sich hierauf nach Loisemont zu ihrem Vater Clabant,
■ibaul/. Dieser lafst sich die Geschichte Ysayes ruhig er-
ilen und sagt ihr dann, Saiban habe den Knaben zu ihrer Tante
Igen, woselbst er sehr gut gepflegt werde.
9, Ysaye und Tronc begegnen auf ihrem Marsche einem
der ihnen erzählt, dafs man seit dem Tode Arthurs seines
s nicht mehr sicher sei, da Jeder Ritter jetzt si^lber den
Herrscher spielen wolle. Auf ihrem Wege worden sie das Schlofs
Menets Ic mecogneu, des Sohnes Palamedes Ic mecogneu, anlreflen.
Dieser Ritter sei sehr grausam und lasse von seiner fouslumt nur
ah, wenn ihn jemand besiege. Ysaye beschliefst, den Kampf gegen
Menet anfznnehmen. Er reitet nach dem Schlosse und läfst durch
eine Zwergin, die unter eiuera Baume sitzt, den Ritter herausrufen.
Diese bediente sich hierbei eines Klingelzuges, der von dem Baume
aus nach dem Schlosse führte. Der Ritter erscheint sofort. Es
kommt xum blutigen Kampfe, in welchem Menet vom Pferde ge-
worfen wird und mit gebrochenem Arm ¡n sein Schlofs getragen
werden mnfs.
40. Tronc benachrichtigt nun den Pförtner von dem Unglück
des Schlofsherm. (Das Pferd Menets schenkt er einem vorbei-
gehenden Armen.) Dieser läfst nun Menet auf einer Bahre ins
Schlofs tragen. Menet selbst lädt Ysaye ein, in dem Schlosse,
»elches ihm jeUtt gehöre, zu übernachten. Ysaye folgt der Ein-
ladung. Tronc aber, der sich auch mit ins Schlofs begeben will,
»ird die Thür vor der Nase geschlossen.
41. Im Schlosse angekommen, wundert sich Ysaye, dafs Tronc
nicht bei ihm ist. Er bittet deshalb den Pföriner, Tronc zu suchen.
[>iescr fürchtet sich vor Tronc, und so mufs ein anderer den Zwerg
I
1 86 ZeiDLER,
suchen. Tronc wird bald darauf vor seinen Herrn gefuhrt. AllA
Bewohner des Schlosses sind über Troncs H âfsl ichkeil enUetiti'^
und Menet fragt Vsaye, Tronc mache ihm tvobl mehr Schande als
Ehre, i'saye aber ninami Tronc in Schulz. Vsaye wird i
Menet nach seinem Namen gefragt, worauf Ysaye ihm ausweicht
und ihn bittet, er möge ihm am folgenden Tage die vier Wege, .
die vom Schlosse abfuhren, erklären.
42. Menet klärt Vsaye sofort darüber auf. Die vier Weg
seien der rote, schwarEe, grüne, weifse. Der rote Weg sei <
Weg der Schlacht oder des Blutes, Diesen haUe Paumart le \
meil mit sechzig Rittern besetzt. Jeder Ritter, der an sein
Schlosse vorbeikomme, müsse mit ihm fechten. Wird er besiegt,'!
so ist er Paumarts Gefangener, siegt er aber, so darf er auf Pao- I
marts Seh lofs jede andere couslumt einführen. I
Weg, so fahrt Menet fort, sei der des Todes. Er führe nach dem
chastel de l'eogarde, welches sieb im Besitze eines Sohnes des
Macon le brun de Cornouailles befinde. Dieser habe die üble
Gewohnheit, Ritter sowohl wie Damen gefangen zu nehmen. Die
Ritter werfe er in den Kerker, die Damen aber gebrauche er.
Sollte sich eine Dame sträuben, so würde sie ebenfalls einge-
kerkert, oftmals sogar verbrannt.
43. Vsaye ist über diese Grausamkeit erregt Ueber deal
grünen Weg erfährt Vsaye von Menet, er führe nach einer grünes 1
Wiese. Dort hielten sich zwölf Feeen auf, die jeden Wanderet 1
fortschleppten, und man wisse nicht, was aus diesem werde. Det ]
weifse Weg sei vollständig ungefährlich.
44. Auf Vsayes Frage, woher diese couslumes stammen, erzählt.
Menet: Drei |ahre nach dem Tode Arthurs veranstalten Rai
le prince de Galles und der roi des cent chevaliers ein TumìcK
Nach dem Feste kehrten alle Ritler heim, zwanzig jedoch bliebe
bei Ramant. Als sie eines Mittags bei der Tafel safsen, trat dessen
Schwester mit einem limosi» auf silberner Platte herein und sagte,
derjenige von den Rittern, der den besten Plan habe, solle den
limosin bekommen, demjenigen aber, der die kühnste Thal voll-
bringe, wolle sie ihre Liebe schenken. Da gelobt Marc le rooij
er wolle dem König Bohort le pícquart, le sire de Guis, die Krön«
entreifsen. Die übrigen Ritter an der Tafel waren Vettern Bobortt^
und versprachen ihm, ihn in diesem Kampfe zu unterstützen. Ali
es aber nachher zum Kampf kam, übten die Vettern Verrat. Bo-
hort wurde besiegt Marc schlug ihm den Kopf ab, verwüstete
das Land und baute in der Nähe sein Schlofs Qermoustier aufl _
Als der Sohn Maçons le brun von diesem Verrat der Vettern hörtq
beschlofs er, nicht mehr die Pflichten eines Ritlers erfüllen 1
wollen. Auch Paumart beschlofs dasselbe.
45. Am folgenden Morgen schlagen Vsaye und Tronc ■
roten Weg ein. Sie sehen vier Häuser am Wege liegen,
sind sie bis hierher gelangt, als vierzig Reiter auf sie losstüi
und von Vsaye Waffen und Pferd verlangen,
DBR PROSAROMAN Y5ATE LE TRISTE. 1 87
46. Ysaje weigert sich. Die Ritter stürzen auf ihn los, müssen
sich aber vor den wuchtigen Hieben Ysayes wieder zurückziehen.
47. Als Paumart seine Leute fliehen sieht, rüstet er sich selbst
und stürzt auf Ysaye los, wird aber von Ysaye aus dem Sattel
geworfen.
48. In dem darauf folgenden Schwerterkampf ergeht es Pau-
mart nicht besser. Er wird besiegt und erklärt Ysaye, er könne
mit ihm und seinem Schlosse machen, was ihm beliebe. Ysaye
mid Tronc gehen nun zunächst mit Paumart ins Schlofs.
49. Hier bittet Ysaye Paumart, er möchte seine Hand in die
seines Knappen legen. Paumart weigert sich zuerst, da er Tronc
fär einen Teufel hält, bald aber thut er es auf Zureden Ysayes.
50. Nun sagt ihm Ysaye, er solle für die doulce dame ein
Kloster bauen und siebzehn Mönche hineinsetzen. Dann würde
Christus ihm seine bösen Thaten verzeihen. (Die Zahl 17 wählt
Ysaye zum Andenken an 1 7 tote Ritter, von denen 1 2 durch Pau-
mart, 5 durch Ysaye getötet sind.)
51. Paumart dankt Ysaye und läfst das Kloster bauen. „Es
fuhrt noch heute den Namen chastel de Taumosne.*' Nun reiten
Tronc und Ysaye weiter und konmien zu einem Schlosse, vor
welchem vier scheinbar schlafende larrons liegen, die unter dem
Rufe: vassaux a la belle dame vous estes prins entfliehen. Ysaye
tritt in den Schlofshof ein. Dort hört und sieht er niemand. Kaum
aber hat er sein Pferd in den Stall gebracht, als mehrere Ritter
über ihn herfallen und ihn gefangen nehmen. Tronc wird vor
den Schlofsherm geführt. Dieser wundert sich über Tioncs Häfs-
lichkeit, findet ihn aber sehr spafshaft und nennt ihm auch seinen
Namen: le brun de Vengarde, Den Namen Ysayes aber erfahrt er
von Tronc nicht Im Laufe des Gesprächs erhält Tronc auch die
Erlaubnis, in Begleitung des Kerkermeisters seinen Herrn besuchen
zu dürfen. Beide begeben sich zu Ysaye. Kaum hat aber der
Kerkermeister die Thûr geöffnet, als ihn Ysaye schon ergreift und
ihm den Kopf abschlägt.
52. Tronc bittet nun Ysaye, ihm in kurzer Zeit in den Saal
zu folgen. Tronc geht in den Saal und läfst alle Ritter herein-
treten. Kaum aber sind sie hier versammelt, so erscheint Ysaye
bis an die Zähne bewaflhet
53. Ysaye hält nun vor den Rittern eine Rede, in welcher
er sie auffordert, von ihren Gräuelthaten abzulassen und lieber ein
Gott wohlgefälliges Leben zu führen. Le Brun spottet darüber.
54. Ysaye wird wütend und erschlägt alle 34 im Saal be-
findlichen Ritter. Tronc steckt das Schlofs in Brand.
55. Ysaye kehrt hierauf in das chastel de Taumosne zurück,
freut sich über Paumert und die siebzehn Mönche und drückt
dann noch den Wunsch aus, die douloureuse de la Joyeuse Garde
^ind Menet le mecogneu mögen in Zukunft hier ihren Wohnsitz
^ufsdilagen.
56. Während Ysage mit den Mönchen redet, erscheint eine
1 88
Dame zi\ Pferde und fragt nach Ysaj-e. Sie ist von der Witwe
eines reichen Ritters, die sieben Kinder bat, abgeschiclit worden,
um Ysage zu bitten, sie gegen die Belästigungen eines Ritteis,
Craventor de l'outrageiix passage, der sie wegen ¡hre^ Reichtums
und ihrer Schönheit begehre, zu schützen. Die Dame wohnt aaf
dem chastel de belle garde. Ysaye fragt, woher die Dame ihn
kenne. Da antwortet die Dame, man kenne sein Schwert Justice,
seinen Zwerg, sein Pferd und nenne ihn uberai) den ekevaliir A
grace. Ysaye verspricht zu helfen.
57. Die Amme Bise pflegt Drianl, das Kind ihres Onkels,
sehr gut, weil sie es fur Vsaye liält. Eines Tages erblickt sie in
dem Steine des Ringes nicht mehr das Bild eines Knat>en, sondern
das eines Ritters. Da erinnert sie sich zufallig der Mahnung des
Goldschmiedes, sie möchte in einem ' Jahre wiederkommen. Sofort
bricht sie mit Driant auf, und sie erfahren von dem Goldschmiede,
dafs der Knabe zum Ritter herangereift sei, er trage einen tscu
blanc a l'tspee vermeille. Diesen solle sie aufsuchen. Bise und
Driant machen sich nun auf den Weg und erkundigen sich überall,
ob jemand den Riller mit dera weifseo Scbüd gesehen habe.
58. Die Dame (§ 56), Ysaye und Tronc- brechen vom chastel
de l'aumosne auf und kehren am Abend bei einem yö/-«/it'r', Gartus
de la forest aux lyons, ein. Daselbst werden sie gut bewirtet
Während des Essens erzählt ihnen der Wirt, dafs bei ihm noch
zwei Ritter übernachteten. Diese wollten am nächsten Tage nach
dem chastel de l'aumosne aufbrechen, um den Tod ihres Bruders
2U rächen. Diese Ritter hiefsen Macon l'oconge (?) und le vacquier
de l'esclaire und seien Brüder des brun de l'engarde. ^'saye bittet
nun den Wirt, die Ritter am folgenden Morgen nicht fortEuIassen,
da er ihnen noch etwas zu sagen habe. Hierauf gehen alle lu
Bett. Am folgenden Morgen sind die beiden Brüder schon rar
Abreise fertig, als der Wirt sie darauf aufmerksam macht, dafs im
Erdgeschofs ein Ritter logiere, der sie zu sprechen wünsche. So-
fort vermuten sie in diesem Rilter den Mörder ihres Bruders. Sie
klopfen an die Thfir und als ihnen nicht geöfhiet wird
sie die Thür ein. Da aber tritt ihnen Ysaye, der vollständig ge-
wappnet ist, entgegen.
59. Die Brüder fragen nun Ysaye, ob er etwas von
Mörder ihres Bruders wisse. Ruhig erklärt ihnen Ysaye, dafs er
ihn getötet habe. Nun stürzen sich die Brüder wie wahnsinnig
auf Ysaye, werden aber schon nach kurzem Kampfe gelötet.
60. Als die Wirtsleute und die Dame die Leichen sehen, dnd
sie entsetzt. Vsage aber beruhigt sie, indem er sie über den Vor-
gang aufklärt. Hierauf reiten Ysaye, Tronc und die Dame weiter
bis zum Abend. Da sie kein Wirtshaus finden, wohl aber in einem
Gehölz ein Feuer erblicken, schicken sie Tronc ab, um zu seheUf
was das Feuer bedeute.
1
schlagen
idig ge-^l
on detail
'§J'
Q halben Jabre,
J
DER PROSAROMAN YSAYE LE TRISTE.
^K 61. TroDC sieht, wie vier Scliurken ein gewaltiges Feuer an-
^^ezûndet haben, und ruft Ysaye herbei. Bei dessen Ankunft ent-
fliehen sie. Nnn reiten die drei Gefährten weiter, bis sie nach
Cannes kommen. Dort zeigt ihnen eine gnte alte Frau ein
V.irtshaus.
62. Sie blopfen an die Tbür des Hauses. Ein Mädchen
Öffoet, erschrickt aber beim Anblick Troncs und rult den Wirt,
Dieser sieht Tronc auch und erklärt, ihnen kein Nachtquartier
geben sn können. Da Ysaye sieht, dafs er Troncs wegen kein
Ußlerkommen finden kann, so setzt er Tronc hinler sich aufs
Pferd und verdeckt ihn mit seinem Schild. Dann reitet er nach
einem anderen Gasthaus und erhalt ohne weiteres Quartier.
6j. Während Tronc auf dem Pferde bleibt, begeben sich
Vsaye und die Dame in das Speisezimmer. Der Wirt safs mit
seiner Frau und seinen beiden Kindern (ta und 11 Jahre all) be-
reits an úiix Tafel. Als Ysaye und die Dame sicli niedergelassen
haben, verbietet die Mutler den Kindern, das Beste vom Tbche
zn nehmen. Da befiehlt ihnen der Vater, der der Meinung ist,
dafs er die Kinder ernähre, die Mutter zu prügeln. Dies führen
die Kinder solorl aus. Ysaye, hierüber erzürnt, halt dem Vater
eine Rede über Kindererziehung. Da aber der Vater nicht ver-
stehen will, so bricht Ysaye mit den Worten ab: car l'av<ngle n'a
que faire de chandeUi et le sours n'a que faire de sermon. Der Wirt
heifst Damas de Cannes. Nach dieser aufregenden Scene gehen
alle su Bett. Am folgenden Morgen brechen die drei Reisenden
auf und treffen unterwegs einen varici, der ihnen folgendes erzählt:
In dem ilause des Damas hätten sich um Mitternacht die Kinder
geschlagen und wären dabei aus dem Fenster gestürzt. Der Vater
sei aufgestanden und habe seine Ftau getötet, da diese die Kinder
nicht genügend bewacht habe. Ihn selbst aber hätte man ins Ge-
fängnis geworfen und werde ihn nun hängen.
64. Nachdem sie den vaUl verla.'isen haben, kotmnen sie nach
einem Schlofs, aus welchem ein Ritter, Bisart 1e navarois, heraus-
tritt und Ysaye zum Zweikampf herausfordert Bisart wird besiegt.
Beim Abschied bittet er Ysaye, er möge seinen Sohn, Duma le
motdreur, zum Ritter schlagen. Ysaye will diesen Wunsch erfüllen.
65. Allmablicb nahem sich die drei Gefährten dem chastcl
de la belle garde. Sie kommen an einen Flufs, auf dessen jen-
seitigem Ufer sich das Seh lofs beñndeL Ysaye und die Dame
besteigen einen kleinen Kahn, während Tronc auf dem Rücken
des Pferdes Y'sayes über den Flufs gelangt.
66. Die Besitzerin des Schlosses begrüfst vom Fenster aus
die Ankommenden, steigt dann die Treppe herunter und Öfihet
die Thür. Ysaye wird nun von allen wegen seiner Schönheit be-
vninderl, aber auch Tronc wegen seiner Häfslichkeit angestaunt.
Erregle nun Tronc schon bei den Menschen Anstofs wegen seiner
hälslichen Figur, so war dies noch vielmehr bei den Hunden des
190 ZBIDLER,
Schlosses der Fall. Diese hätten ihn sicher totgebissen, wenn er
sich nicht auf den Rücken des Pferdes geschwangen hätte.
67. Die Dame des Schlosses und Ysaye beraten nun, was sie
gegen Craventor thun sollen. Ysaye sagt ihr, er wolle gegoi alle
Mannen Craventors kämpfen. In dieser Absicht beschliefst er,
Tronc mit einer Herausforderung an den feindlichen Ritter abzu-
schicken.
68. Die Dame wundert sich, dafs Ysaje sich Troncs in so
wichtigen Angelegen bediene. Da entgegnet Ysaye: ß'orce vauU
plus sans sens, mats sens est bon sans force; car je le vous prouœray,
Marsiadus, der König von Norgalles, war in einen Krieg mit Ysayes
Grofsvater, Meliadus von Leonois, verwickelt Der letztere hatte
nur halb so viel Truppen als Marsiadus.
69. Trotzdem siegte Meliadus durch die Schlauheit eines
Krüppels, dem zwei Glieder fehlten und der fünf Jahre hindurch
krank gewesen war.
70. TroDC begiebt sich nach dem Schlosse Craventors und
bittet dort um Einlafs. Da Craventor gerade schläft, mufs Tronc
warten, bis Craventor ihn vorläfst.
71. Vor Craventor geführt, erklärt Tronc, er komme im Auf-
trage der Dame von Belle Garde und eines tapferen Ritters, der
es sich zur Aufgabe gemacht habe, alle Bedrängten zu schützen,
und fordere ihn auf, von seinen Liebesanträgen abzulassen, da die
Dame sich doch nicht, besonders nicht mit ihm, verheiraten werde.
72. Craventor erwidert, er werde die Dame nie in Ruhe
lassen und lieber mit dem Ritter kämpfen. Sollte der Ritter be-
siegt werden, so verlange er folgende Geiseln: die Dame, die
sieben Kinder, Marcadigeil (Bruder der Dame), Duridron (Onkel
d. D.), Dromedia (Schwester d. D.), Alise (Kammerfirau), Tradition
(Vater d. D.). Sollte er besiegt werden, so werde er eine gleiche
Anzahl von Geiseln stellen.
73. Tronc überbringt Ysaye die Antwort Craventors und teilt
dann diesem die Namen der Geiseln mit, die die Dame verlange.
Es sind dies: Nabel (Bruder des Cr.), Vidira de Castrange, Ariste
de Fluyr, Heipas le bleu (Onkel des Cr.) und drei cousins germains»
74. Craventor ist bei dieser Nachricht sehr betrübt, da diese
Geiseln seine besten Ritter sind. Dann sagt er Tronc, dafs er am
nächsten Tage zum Kampfe bereit sei.
75. Nach dieser Unterredung führt Craventor seine Geiseln
nach dem Schlosse de Belle Garde, und sonderbarer Weise ftagt
ihn nun die Dame, was er mit ihren Geiseln zu thun gedenke,
worauf Craventor erwidert, er werde sie und ihre Kinder ver-
brennen, die anderen Geiseln hängen lassen.
76. Am folgenden Morgen rüstet sich Ysäye zum Kampfe.
Als ihn ein Ritter Craventors erblickt, wendet sich dieser an Tronc
mit der Frage, ob jener der chevalier cheiif sei, der gegen seinen
Herrn kämpfen wolle. Tronc weist ihn ob dieser Beleidigung zu-
recht und sagt ihm, dafs sein Herr der berühmte Ritter Ysaye le
DBR PROSAROMAN YSAYB LB TRISTE. IQ I
Triste, der Sohn Tristans, sei. Da bricht der Ritter in Thränen
aus und sagt, jetzt sehe er, dafs es für Craventor keine Rettung
mehr gäbe.
77. Der Kampf beginnt, und Ysaye siegt
78. Craventor und seine Geiseln werden vor die Dame des
Schlosses geführt Diese läfst sofort ein grofses Fest feiern und
dorma a Ysaye san corps et ses biens a sa volonte,
7 g. Im Schlosse wendet sich Ysaye an den Ritter, dem Tronc
den Namen Ysayes mitgeteilt hatte — es war Senecques le bleu —
und bittet ihn, Stillschweigen über seinen Namen und seine Person
zu beobachten. Senecques verspricht dies.
80. Nichts desto weniger geht Senecques in der Nacht zu
Craventor, teilt diesem den Namen Ysayes mit und erbietet sich,
im Verein mit Craventor Ysaye im Bette zu ermorden. Craventor
ist mit diesem Plane einverstanden, und beide schleichen nach
Ysayes Schlafzimmer. Senecques klopft an und bittet Tronc zu
ôfihen, da er seinem Herrn die traurige Botschaft zu übermitteln
habe, dafs Craventor gestorben seL Tronc entgegnet ihm, sein
Herr schlafe jetzt, er möge spater wiederkommen.
81. Craventor und Senecques entfernen sich. Tronc weckt
seinen Herrn und bittet ihn sich hinter die Thûr zu stellen.
Darauf kommen Craventor und Senecques wieder, Tronc öf!het,
sie finden das Bett leer vor. Tronc erklärt ihnen nun, sein Herr
sei in jenem Zimmer, dessen Thûr sie geöffnet sähen. Sofort be-
geben sie sich dorthin. Tronc eilt ihnen nach und schliefst sie ein.
82. Ysaye tritt nun aus seinem Versteck hervor, läfst die
Thär des anderen Zimmers önhen und schlägt den Verrätern das
Haupt ab.
83. Ysaye schlägt nun noch den übrigen Geiseln Craventors
die Köpfe ab und läfst sie von Tronc in einen Sack werfen.
84. Tronc schleppt diesen Sack nach dem Schlosse Craventors
und überreicht ihn den dort versammelten Rittern. Dann entfernt
er sich schleunigst. Ysaye will nun vom chastel de Belle Garde
aufbrechen. Da fragt ihn die Dame, wie sie ihm danken könne.
Ysaye befiehlt ihr, für die Toten eine Messe lesen zu lassen.
Aufserdem solle sie vier von ihren Söhnen zu Rittern, drei zu
Geistlichen heranbilden lassen. Auch solle sie wieder einen Gatten
nehmen, der sie gegen die Angriffe der Freunde Craventors
schützen könne.
85. Während Ysaye mit der Dame redet, erscheint ein Knappe
und bittet Ysaye, er möge sein Versprechen einlösen und ihn zum
Ritter schlagen. Er heifse Duma le Mordreur und sei der Sohn
Bisarts le Navarois. Um Ysaye ein Zeichen seiner Tapferkeit zu
geben, brüstet er sich damit, dafs er bereits zwölf Menschen aus
geringfügigem Grunde getötet habe. Ysaye rät ihm, erst die Ge-
sinnung zu ändern und zu seinem Vater zurückzukehren. Doch
bleibt Duma noch eine Nacht hier. Als er am folgenden Morgen
Ysayes Frage, ob er sich eines besseren besonnen habe, mit nein
beantwortet, befiehlt ihm Ysaye, sein Haupt xa beugen. Anstatt
des Ritterschlages versetzt ihm Vsaye den Todesstreich.
Frau mit einem jungen
einem Ritter, der ihr Sohn
. im Morois in Cornouaillet
Kurze Zeit hierauf tritt
Manne ein und erkundigt sich nach
sei und der ihr vor neunzehn Jahrei
geraubt sei. Es ist Bise mit Driant.
87. Sie erzählt ferner, wie Sarban aus Loisemont und sie dea
Knaben erzogen hätten, wie der Knabe geraubt sei, und erzähh
auch die Geschichte mit dem Ringe. Da fragt Ysaye, wie der
Kuabe geheifsen habe, worauf sie erwidert: Ysaye le Triste.
88. Ais Bise ausgesprochen hat, erscheint eine Fee, giebl
Ysaye einen neuen Schild, nimmt der Amme den Ring von dem
Finger und verschwindet wieder. Erstaunt fragt Ysaye Tronc, was
das bedeute. Da erzählt ihm Tronc, die Fee sei dieselbe, welche
der Amme den Ring an den Finger gesteckt habe. Sie habe ihn
wieder zurückgeholt, weil die Amme den wiedergefunden bab^
den sie gesuclit habe. Ysaye küist nun seine Amme und begrüEt
auch seinen /rere de layt. Bise wird von der Dame des Schlösset
reichlich mit Kleidern bescbeul^t.
89. Ysaye vertraut nun seine Amme dem Schutze der Dama
an. Driant àufsert den Wunsch, zum Ritter geschlagen zu werden.
Ysaye weist ihn darauf hin, dafs er erst Heldenlhaten vollbriogcil^
müsse, ist aber bereit, ihm das WafTenhandwerk beizubringen-
go. Ysaye, Driant und Tronc nehmen hietauf Abschied, Unter-
wegs treiïen sie einen valil, der einen Wagen mit Lebensmitteln.
mit sich führt. Ysaye fragt ihn, wohin er wolle. „Zum chrvoltef
sot sage du chaste! mal assis" ist die Antwort des vahi. Neugierige
wiîshalb dieser Ritter den wunderbaren Namen sot sage führe, bittrt
Ysaye den Knappen, ihm diesen Ritter £u schildern.
91. Der tia/et erzählt hierauf: In diesem Lande lebte ein
Ritter Blaienor, ein Bruder des Blioberis de Gaunes. Blaienor
mit der Tochter des Königs von Norgalles verheiratet und zeugte-
mit dieser einen Sohn. Letzterer wurde der gelehrteste Mann
dieses Landes, so dafs viele Leute Rat Lei ihm holten. Einea.
Tages erschien auch ein Fräulein bei ihm, Claire la plus belle mit
Namen. Zu dieser fafsle der c/erc, wie er genannt wurde, eine
unaussprechliche Liebes» eiguii g und bat um ¡lire Hand. Sie
nicht abgeneigt, doch zog sie es vor, zuerst ihre sechs Brüder
Rat zu fragen,
ga. Die Brüder wünschten ihr aber eher den Tod als dieatt'
Heirat Als der clere davon Kunde erhielt, wurde er vor Zorn
wahnsinnig. Von da ab nannten ihn die Leute den so¡ sagt, Vod
dem Unglücke dieses Königssohnes erfuhren Bohort de Gaunea
und Hector des Mares und eilten herbei, um die sechs Brüder
zu strafen. Sie tüteten die Brüder, und nun stand dem sof sagt
kein Hindernis mehr im Wege, Ciaire zu heiraten. Der sot sagt
wurde wieder gesund, gab sich aber von nun an dem Ritletband-
werke hin. Jedoch habe er eine eigentümliche Fechtweise. £]
DBR PROSÁROMAN TSAYB LB TRISTE. 1 93
fechte nar mit Baumzweigen. Denjenigen, den er besiegt, nimmt
er mit aaf sein Schlofs mal assis (wegen der Niedermetzlung der
9ech9 Brüder Claires so genannt) und beschäftige ihn dort, den-
jenigen aber, der ihn besiegt, schlage er zum Ritter. Ysaye fafst
nun sofort den Plan, Driant in diesem Kampfe zu erproben. Ysaye,
Driant und Tronc reiten nun nach dem Schlosse. Da begegnen
ihnen drei Ritter, die ihnen erzählen, dafs der sot sage früher
die Angewohnheit gehabt habe, die Besiegten zu seinen Dienern
zn machen.
93. Jetzt befolge er einen Rat Claires, alle schönen Frauen
im Umkreise von einer Meile um sein Schlofs einfangen zu lassen,
um sie dann zu verbannen. Diesen Rat hatte Ciaire dem sot sage
aas dem Grunde gegeben, weil sie es nicht dulden wollte, Frauen
von ihrer Schönheit in ihrer Nähe zu haben.
94. Die Ritter verabschieden sich, und Ysaye erfahrt von dem
valetf der noch bei ihm ist, die Namen der drei Ritter. Der erste
sei Brandor, der Sohn des Brandalis, eines Ritters der Tafelrunde.
Der zweite sei der Sohn Lambeguets, der Palamedes le mecogneu
besiegt habe, als dieser die Königin Yseut vom Hofe Marcs ent-
fuhren wollte. Man nenne ihn le besge de la haulte roche. Der
dritte sei Festion le blond, der Sohn Gaheriets. Als Ysaye dies
vernommen hat, schickt er Tronc zum sot sage und läfst ihn zum
Kampfe herausfordern. Tronc trifft den sot sage mit Ciaire an.
Qaire erschrickt bei Troncs Erscheinen. Der sot sage nimmt die
Forderung Ysayes an. Unterdessen lehrt Ysaye Driant fechten.
95. Bald darauf fìndet der Kampf statt. Der sot sage und
Driant sind mit Baumzweigen bewaffnet. Driant erhält zwei wuchtige
Hiebe auf den Helm, so dafs er den Kampf aufgeben will.
96. Da Driant sich sehr feige benimmt, fragt ihn der sot sage^
woher er stamme, worauf Driant erwidert: aus Loisemont bei Tin-
tagel in Comouailles. Darauf fragt der sot sage, ob nicht sein
Begleiter (Ysaye) vielleicht den Kampf gegen ihn aufnehmen wolle,
wenn er zu feige sei. Da antwortet Driant, dafs sein Begleiter
dies sehr gern thun, er aber lieber 15 Tage barfufs gehen würde.
97. Ysaye schneidet zunächst für sich einen Zweig ab von
4^2 Fufs Länge und einer Dicke von 3 Fäusten. Dann tritt er in
den Kampf ein. Der Kampf ist für Ysaye schwer, doch gelingt
es ihm bald, dem sot sage einen Hieb zu versetzen, dafs dieser
ohnmächtig vom Pferde stürzt und 12 Zähne verliert.
98. Als der Besiegte wieder zur Besinnung kommt, lobt er
Ysayes Stärke. Ysaye will aber davon nichts wissen und schreibt
Seinen Sieg der Unterstützung des père glouteux zu.
99. Nun befiehlt Ysaye dem sot sage folgendes. Er solle ihm
huldigen, seine Geliebte solle verbannt werden, an dem Todestage
<ier sechs Brüder (le lendemain de la Trinité) solle er für alle, die
<iurch seine follie umgekommen sind, beten und beten lassen, und
^ias Schlofs solle fortan den Namen chastel revertiz führen. Den
gefangenen Rittern schenkt er die Freiheit.
ZdtKfar. £ xon. Phfl. XXV. 13
194
loo. Ara folgenden Tage bricht Ysaye mit Driant Und Tronc
auf, ohne dem sot sage seinen Namen
lOi. Auf ihrem Wege kommc-n sie nach Louvrezep, einem
Meereshafen. Dort wird Tronc von einem vaiti angeredet. Dieser
wünscht Troncs Herrn zu sprechen, von dem man sage, er habe
Paumatt besiegt und das rote Schlofs eingenommen. Tronc ruft
Ysaye herbei.
102. Als Vsaye herankommt, überreicht ihm der vnUt eines
Brief, welchen Marthe, la nièce au roy Yrion do Blamîr, ihm send&
Ysaye làTst den Brief von Tronc vorlesen, [äj/ ¡a filk Hmlin Itm-
pereur de Greise qui est frères Yrion^ '
103. In diesem Briefe teilt Marthe Ysaye mit, dafs sie ihn
unsterblich liebe, obwohl sie ihn noch nie gesehen habe, Sie
tränme von ihm, sie mache chansons seinetwegen, sie sei liebe»-
krank. Er möge kommen und sie von ihrer Krankheit heilen. Vod
ihm hänge es ac, ob sie am Leben bleibe oder sterbe. Am
Schlüsse bittet sie, Ysaye möge ihr durch den ra/i/ Nachiicht zuteil
werden lassen.
104. Nachdem Ysaye den Inhalt vernommen hat, seufzt er
lief und bittet den valel, einstweilen bei ihm zu bleiben. Dann
werde er ihm Antwort geben. Darauf begeben sich die vier Ge-
fährten zu einem reichen Bürger, um dort zu logieren. Bei diesem
erkundigt sich Ysaye, auf welchem Wege er nach Sollenoys ge-
langen könne. Darauf erwidert ihm der Bürger, er müsse einen
halben Tag lang über das Meer fahren, dann komme er zu einer
Burg, die von gins ¿armes belagert würde. Auf Vsajes Frage,
was dort vorgefallen sei, erzählt der Bürger folgendes:
105. £ine Anzahl junger Leute seiner Stadt hätten in der
Maizeit einmal sich den Scherz erlaubt, ein der Burg gehöriges
Schiff zu kapern. Dies war ihnen aber nicht gelungen, wohl aber
hallen sie es sich gefallen lassen müssen, dafs 25 ihrer Leute ge-
fangen und gehängt wurden. Am Schlüsse seiner Erzählung bittet
er Ysaye, er möge seinen Landsleuten helfen, die Burg einzu-
nehmen.
106. \'saye entgegnet ihm iiierauf, er könne nur die Partei
der Burgleute ergreifen, da diese im Rechte seien. Nun wendet
sich Ysaye an Tronc und beauftragt ihn, einen Brief an Marthe
zu verfassen. Diesen Brief übergeben sie dem valet. Am folgenden
Tage besteigen sie ein SchilT und fahren nach der Burg.
107. Nachdem sie ans Land gestiegen sind, entlassen sie dea
vatel. Da dieser aber für seine Herrin noch ein Geschenk wünscht)
geben sie ihm auf Troncs ßat Driant mit. Driant und der vald
entfernen sich. Tronc aber begiebt sich in das Ilauptzelt der Be-
lagerer und verlaugt den Führer zu sprechen.
[108. Bald erscheint auch Ysaye und läfst sich
Führer die Ursache des Kiieges darstellen. Da diese Erzählung
■ [j ZuihU von D.
I
I
I
DER PROSAROMAN TSAY£ LH TRISTE. I95
genaa den Thatsachen, die ihm der Bürger mitgeteilt hat, ent-
spricht, sagt er, die Belagerten seien im Recht, und er werde ihnen
helfen. Tronc und Ysaye verlassen unbehelligt das Hauptzelt und
hieben sich nach der Burg, woselbst ihnen, allerdings erst nach
Ablegung der Wa£fen, Eintritt gewährt wird.
109. Ysage bemerkt lauter abgemagerte Leute und erfahrt
von diesen, dafs bereits alle Lebensmittel, ja sogar alle Elatzen,
Hunde, Pferde und busies aufgegessen seien. Ysaye weint, als er
dies hört, und bittet Gott, den Armen zu helfen.
I IG. Femer erfahrt er, dafs bereits Kinder geschlachtet, ge-
kocht und gegessen seien.
111. Ysaye, der ermüdet ist, legt sich zur Ruhe, während
Tronc das Pferd bewacht, damit es nicht auch noch aufgezehrt
werde. Um Mittemacht weckt Tronc seinen Herrn, da er bemerkt
bat, wie die Belagerer am Gestade Lebensmittel aus den Schiffen
holten. Sie verlassen beide die Stadt] ^ Ysaye legt sich in einen
Hinterhalt, wahrend Tronc den Befehl erhält, aufzupassen en quel
point ceulx de Post estoient,
112. Kaum hatte sich Ysaye in den Hinterhalt gelegt, als
Tronc die Nachricht bringt, die Feinde seien eingeschlafen und
nur 50 Mann hielten Wache; ferner kämen vom Gestade her sechs
Wagen mit Lebensmitteln, die nur durch 20 Mann geschützt seien.
Ysaye sprengt sofort aus seinem Versteck hervor und stürzt sich
auf die Bedeckung der Fouragewagen. Er tötet zunächst den
Führer, dann stürzt er sich auf die andern. Sein Pferd ist ihm
im Kampfe behûlflich dadurch, dafs es furchtbare Fufstritte austeilt.
113. Während Ysaye gegen die Bedeckung kämpft, geht Tronc
zu den Trofsknechten und erzählt ihnen, es seien 100 vor Hunger
wahnsinnig gewordene Männer aus der Burg entflohen, die nun
alles, was ihnen entgegentritt, niederhauen. Jener Ritter, der gegen
ihre Bedeckung kämpfe, sei auch einer von den Wahnsinnigen.
Schleunigst verlassen nun die Trofsknechte die chareiiest Tronc
aber holt Leute aus der Burg herbei, die die Wagen in die
Stadt ziehen.
114. Nachdem Ysaye die Bedeckung niedergemetzelt hat, eilt
er nach der Burg. Schon aber folgen ihm neue Feinde. Vor der
Burg entspinnt sich nun ein mörderischer Kampf.
1 1 5. Tronc, der in der Burg ist, erinnert sich, dafs sein Herr
derjenige ist, der draufsen gegen eine Uebermacht von Feinden
kämpft Er bittet die Fallthür herunter zu lassen, damit sein Herr
eintreten könne, dann aber die Thûr schleunigst wieder zu heben.
116. Die Einwohner der Burg erfüllen seinen Wunsch. Ysaye
weicht nach der Fallbrücke zurück. Als Ysaye gerettet ist, wird
die Thür gehoben. Dabei fallen 8 von den nachdringenden
Feinden in den Graben, 16 aber werden gefangen genommen.
^ [] fehlt in G.
13'
IQÖ ZElDLBRy
Nach dieser Anstrengung lassen sich die Bewohner der Burg die
erbeuteten Lebensmittel gut schmecken.
117. Ysaye hält während der Nacht am Thore Wache. Am
nächsten Morgen sieht er zwei Ritter kommen, die ihn aufTordem,
die Gefangenen herauszugeben. Sollte er dies nicht thun, so
würden sie die Burg angreifen. Ysaye läfst sich durch diese
Drohung nicht einschüchtern, sondern erwidert ihnen, falls ihre
Führer bis zum nächsten Tage nicht Frieden geschlossen haben
sollten, würde er allen Gefangenen die Köpfe abschlagen. Et avant
ce je suis prest de moy mustrer corps a corps contre les plus hardis.
118. Um ihnen auch ein Beispiel seiner Kraft zu geben, geht
er zum Thor hinaus und schlägt dem einen der beiden einen Arm
ab. Entsetzt fliehen die Boten davon.
119. Bei ihrem maistre angekommen, erzählen sie, dafs der
Ritter, den Gott den Feinden geschickt habe, kein Mensch, sondern
eine Art fouldre de tempête sei. £r sei in der Nacht ganz allein
aus der Burg gezogen, habe 45 Mann der ihrigen getötet und ihnen
6 Wagen mit Lebensmitteln abgenommen. Aufserdem habe er noch
viele Gefangene in der Burg.
120. Dann zählen sie die Bedingungen auf, die Ysaye ihnen
gestellt habe. Da treten zwei Boten ein, die über das Meer ge-
kommen waren, um dem souverain de ceuLx lesquelz estoient dos einen
Brief zu übermitteln.
121. Sie sagen dem baii/y von Louvresep, sie seien gekommen,
um den berühmten Ritter zu suchen, der Paumart u. s. w. besiegt
habe. Sie hätten den Auftrag, ihm die Krone des Königreiches
Logres anzubieten. Sie erkundigen sich, ob er vielleicht unter
ihnen sei.
122. Als der bailty dies vernimmt, beschliefst er, sich Ysaye
zu untewerfen. Sofort treten 500 Mann barfûfsig und barhäuptig
den Weg zur Burg an.
123. Sie fallen vor Ysaye nieder und bitten um Verzeihung
für ihre oulirages, Ysaye erwidert ihnen, er sei gamicht derjenige,
den sie suchten. Er sei ein pauvre chevalier.
124. Die Bürger entgegnen ihm darauf, sie wüfsten wohl,
wen sie vor sich haben, und bitten nun um Freigabe der Ge-
fangenen, sie wollten dagegen auch die gestellten Bedingungen
eingehen.
125. Ysaye giebt nun die Gefangenen frei, die Städter ziehen
ab. Er bleibt noch acht Tage in der Burg, um seine Wunden
verheilen zu lassen. Dann bricht er mit Tronc auf.
126. Driant und der valet der Marthe kommen an dem Schlosse
Vadans de Dran gor vorbei, dessen Besitzer die Gewohnheit hatte,
jeden bewaffneten Mann anzufallen.
127. Als Driant den Ritter auf sich zukommen sieht, wirft er
vor Angst die Waffen fort.
128. Vadan läfst nun Driant unbehelligt durch sein Gebiet
ziehen. Nach vier Tagen erreichen Driant und der valet das König-
DER PR0SAR01£AN TS ATE LE TRISTE. 197
reich Miradir. Der valet verschafift nun zunächst dem Dnant ein
gutes Logis bei einem reichen Bürger, welcher mit Marthe gut be-
freundet ist Dann begiebt er sich zu Marthe, erzählt ihr, wie er
Ysaye gefunden hat, giebt ihr den Brief und erzählt ihr, dafs Ysaye
seinen Bruder Driant vorausgeschickt habe.
129. Hierauf schildert er Ysaye näher.
130. Als Marthe den Brief gelesen hat, fallt sie in Ohnmacht
Als sie wieder zu sieht kommt, ruft sie laut: Tres doulx amy, venez,
venez^ vous perderez votre amye,
131. Sie steckt den Brief in ihren Busen und begiebt sich
zu Driant Sie umarmt und kûfst ihn heftig. Dann bittet sie ihn,
fortan im Schlosse zu wohnen. Mais bien saichez que oncques ne
fust telle feste que Y Hon luy feist quant il fut venu a la court,
132. Nach einiger Zeit erscheint Yrìon in Marthes Kammer
und findet sie, wie sie ein Schnflstûck abfafst. Sie ist so sehr in
ihre Arbeit vertieft, dafs sie ihren Onkel garnicht bemerkt, dann
aber jäh erschrickt, als er ihr das Schriftstück fortnimmt Yrion
liest es durch und lacht darüber.
133. Das Schriftstück ist eine chanson ^ in welcher Marthe
Ysaye als die Blume der Ritterschaft verherrlicht
134. Der Köm'g liest die chanson zwei- bis dreimal durch und
erkundigt sich dann bei Marthe, wer der Ritter sei, den sie liebe.
Da antwortet sie ihm, sie kenne ihn selbst noch nicht, und bittet
ihren Onkel, ein Turnier zu veranstalten. Dann würde er ihn
schon sehen. Yrion verspricht ihr, das Turnier bald zu ver-
anstalten.
135. Yrion teilt nun seine Absicht Driant mit Da sagt ihm
Driant, es gäbe keinen tüchtigeren Ritter als Ysaye. £r selbst
habe einmal gesehen, wie Ysaye dem sot sage einen so gewaltigen
llieb versetzte, dafs dieser ohnmächtig zusammenbrach. Nun ist
Yrion aufs höchste gespannt, wie dieser Ritter wohl aussehen mag.
Er schickt sofort Herolde ab und läfst als besten Preis im Tournier
ein Pferd und 40 besaus émargent aussetzen.
136. Ysaye kommen zum Schlosse des Va{u)dan de Drangor,
villette sur la mer» Ysaye wird von Vadan angegriáfen, siegt jedoch.
Ysaye erkundigt sich nun nach dem Namen des Gegners. Dieser
nennt seinen Namen und erzählt Ysaye, dafs er ein Kind bei sich
habe, das man Vorphelin de Guis nenne. Dieses Kind habe er
gegen einen Ritter zu schützen, der auf dem zwei Meilen ent-
fernten Schlosse Clermoustier wohne und dem Kinde nach dem
Leben trachte.
137. Ysaye erkundigt sich nun, woher dieses Kind stamme.
Da erzählt ihm Vadan, das Kind sei der Sohn Bohorts le piquart,
sire de Guis, und führt nun dieselbe Geschichte an, die wir schon
aus § 44 kennen. £r habe nach dem Tode Bohorts das Kind zu
sich genommen. Ysaye verspricht ihm nun, den Tod Bohorts an
^iarc le roux zu rächen.
138. Ysaye, Tronc und Vadan betreten das Schlofs. Der
iq8 ZEIDL8R,
Knabe üflriel iliiien. Ysaye kufst ihn. Am folgenden Morgen c
kündigt er sich bei dem Knaben nach dessen Alter nnd erfäbit j
von ihn), dafs er 15 Jahr alt ist. Im Verlaufe des Geapräches
bittet der Knabe Ysaye, seinen Vater an Marc le roux zu rächen.
Ysaye befiehlt nun Vadan, sich sofort mit seinen 40 Rittern za
rüsten und in einen Hinterhalt zu legen. Auch der Knabe solle
sich rüsten.
139. Ysaye trad Tronc reiten nun nach Clermouslier.
140. Tronc will sich zu Marc le roux begeben, wird .
von dessen Ritlern angehalten und gefragt, wer ihn sende,
antwortet ihnen Tronc: It maistrc dis chasUeux. car il Us ehasiù
d'une verge quii porle a ìa resun de espee. Die Ritter sagen ihm,
solch thörichtes Geschwätz hätten sie seit Arthurs Tode noch i
gehört, er möge seinen Herrn selbst kommen lassen.
141. Ysaye erscheint und fordert sämtliche Ritter auf,
ÏU bewaffnen und in einem grofsen Saal lu saramen zu treten , wo«
selbst er ihnen dann seine Mission mitteilen werde.
142. Sobald die Ritter versammelt sind, erklärt ihnen Yss
(lafs er gekommen sei, den Tod Bohorts le pica« zu rächen. Da
verhöhnt Marc Ysaye, indem er ihn einen guesterez (lat. castratila)'
nennt Wütend hierüber zieht Ysaye sein Schwert und haut aW
die Ritter ein. Die Mannen Marcs hören die wuchtigen Hiebe na
Saale und eilen ihrem Heim zu Hilfe.
143. Tronc verläfst das Schlofs, um Hilfe zu holen. Er (
verfolgt, rettet sich aber dadurch, dafs er in einen in der Nähe
des Schlosses iliefsenden Flufs springt Vorher jedoch war es ihm
noch gelungen, das Haus eines Bürgers in Brand za stecken.
144. Beim Anblick des Feuers geraten die Bürger sov
als auch die Mannen Marcs in Bestürzung. Diese Bestürzung be-
nutzt der hartbedrängte Ysayt;, um zu entfliehen. Da aber triffi
Vadan mit seinen 40 Rittern ein, besiegt die Ritter und nimmt di
reichsten Bürger gefangen. Am folgenden Morgen lüfst Vsaye, a
dessen Seite sich das enfant de Guis befindet, die gefangenen
Bürger, 40 an der Zahl, vor sich treten.
145/6. Auf einem Stuhle stehend, hält nun Tronc eine ge»
waltige Rede darüber, dafs Gott mit seinem Herrn und Vadaa
gewesen sei und die Feinde wegen ihrer Grausamkeit vernichtet
habe. Sein Herr verlange Sühne.
147, Die Bürger ziehen sich zu einer Beratung zurück ur«
beschliefsen auf Anraten des Siasaries, jede Forderung der Í
zu erfüllen.
148, Nach der Beratung teilen sie Ysaye ihren Entsctiluíl
mit Da befiehlt ihnen Tronc, sie sollen das enfant le Guis, He*
gault le blond, als König von Qermoustier anerkennen.
149, Ysaye schlägt nun Hergault zum Ritter. Hergault \
anstaltet ein Fest Während dieses Festes werden nun noch Sia«
saries und Josue, ein Sohn des Garlus de la forest aus lyons, von
Ysaye zu Rittern geschlagen.
DER PROSAROMAN YSAYE LS TRISTE. IQQ
150. Auf den Wunsch Marthes hin begeben sich der valet
und Dnant nach der Hauptstrafse von Miradir, um von einem
dort befindlichen Zelte aus die Ankunft Ysayes zu erwarten. Auf
dem Wege nach dem Zelte zeigt Driant wieder seine grofse Feig-
heit, so dafs der valei zu ihm sagt: Si vous fussiez un autre Je
deisse que vous feussiez ou erragies ou couari on que vous eussiez la
vene bestournee,
151. Nachdem sie eine Zeitlang im Zelte verweilt haben,
kommt ein Trupp Reiter vorbei. Nach wiederholten Aufforderungen
seitens des valet begiebt sich Driant zu dem Führer des Trupps
und erfahrt von diesem, dafs in kurzer Zeit ihm ein Ritter folgen
werde, der sehr berühmt sei und einen escu blanc a lespee vermeille
trage. Da sagt ihm Driant, dafs dieser Ritter sein Bruder sei, und
bittet den Ritter, er möchte seinem Bruder mitteilen, dafs er (Driant)
wieder nach Comouailles gehen werde pour ce que je scay bien que
su me trouvoit que mener me vouldroit au iournoy,
152. Der Ritter lacht über die Feigheit Dnants, bittet ihn
aber, seinem Bruder einen Grufs vom Ritter Hergault zu über-
mitteln. Dann erzählt er (Hergault), wie er seine Güter durch
Ysaye wiedererlangt habe. Dieses hört auch der valet und macht
sich eiligst auf, Marthe diese Nachricht zu überbringen. Driant
aber ferit cheval des espérons par telle maniere quii fut un au avant
que Ysaye le vist.
153. In kurzer Zeit sind die Ritter des ganzen Königreiches
zum Turnier eingetroffen. Marthe, die noch immer nichts von
Ysaje hört, läfst in allen Zelten nach dem Ritter mit dem eseu
hlanc a lespee vermeille fragen. Da ihr Bote ihr aber mitteilt, dafs
Ysaye noch nicht da sei, fallt sie in Ohnmacht.
154. In diesem Zustande findet sie Yrion. Als sie wieder zu
sich kommt, erklärt sie auf ihres Onkels Frage, was ihr fehle, sie
wolle nichts wieder essen, bevor sie nicht ihren Geliebten gesehen
habe. Sie wolle lieber sterben, als den Zustand, in dem sie sich
jetzt befinde, länger ertragen.
155. Yrion sucht Marthe zu beruhigen. Da ihm das aber
nicht gelingt, geht er zu seinem Ratgeber Henry und erzählt diesem
von Marthes Kummer. Da rät Henry, der König solle alle Ritter
aus den Zelten treten lassen. Dann würde er sehen, welcher von
den Rittern einen solchen Schild trage.
156. Von Marthes Kummer und dem Anlasse dazu erfahren
bald alle Ritter, aber niemand hat den Ritter mit dem escu blanc
ö lespee vermeille gesehen. Nur einen Ritter mit einem escu blanc
(aber ohne rotes Schwert) hatte man bemerkt.
157. Yrion folgt nun dem Rate Henrys und läfst sämtliche
Äitter an seinem Palaste vorüberreiten. Marthe und er betrachten
^on den Fenstern aus die Ritter. Da bemerken sie einen, dessen
^child genau wie derjenige Ysayes aussieht. Es hatte nämlich der
^ § 156 erwähnte Ritter Paumart d'Arbise, de la marche de Logres,
200 ZBIDLBR,
sire de Perrorentín, auf seinen escu blanc ein rotes Sdiwert
malen lassen.
158. Marthe ist sehr erfreut bei dem Anblicke des Ritters,
da sie ihn für Ysaye hält Sie holt ein rotseidenes Herz und giebt
es ihrer Kammerfrau mit der Bestimmung, es dem Ritter zu über-
reichen und ihm zu sagen, er möchte in der Nacht zu ihr kommen.
159. Yrion veranstaltet ein grofses disner^ an welchem 400 ducs^
conies, chevaliers und eine grofse Anzahl Damen teilnehmen. Mau
saichez que Marthe fui la plus belle et la plus joyeuse de toutes.
160. Während des £ssens tritt ein Zwerg, ohne Hut und
ohne Schuhe, wohl aber mit einem grofsen Stock versehen, in den
Saal und verlangt Marthe zu sprechen. Der Portier fuhrt ihn zu
Marthe. Ueber seine HäfsHchkeit staunen alle Festteilnehmer, car
trop estoit hideux,
161. Der Zwerg ûbergiebt Marthe einen Brief Ysayes. Marthe
eikennt sofort in dem Zwerge den Pagen Ysayes. Sie befiehlt nun
einem valet. Tronc in ein besonderes Zinmier zu fuhren und ihn
dort gut zu bewirten.
162. Nach dem Essen geht Marthe in ihr Zimmer und liest
den Brief.
163. Hierin teilt Ysaye ihr mit, dafs er am Abend als armer
Ritter, ohne Wafifen und zu Fufs, in Miradir eintreffen werde.
164. Als Marthe den Brief gelesen hat, singt sie vor Freude
und umarmt Tronc. Da erscheint der Ritter Paumart, der seinen
Schild geändert hatte (§ 157). Seine Fälschung wird von Tronc
sofort aufgedeckt, denn Tronc weifs, dafs der Vater Paumarts,
Patrides du chastel noir, und sein Grofsvater, Hector le bleu, nur
einen escu blanc getragen haben. £r sagt dem Paumart: Et si
vous fustes fils de bonne mere si portez ses armes demain au toumoy .
certes vous noseries. Ueber diese Abfertigung ist der Ritter wütend,
aber Marthe verabschiedet ihn mit folgenden Worten: Allez vous
en et pensez en vous purger de ceste besoigne . car sil est ainsi mort
avez desservie. Beschämt zieht der Ritter von dannen. Aber auch
Tronc verla ist Marthe, um Ysaye herbeizuholen. Er findet seinen
Herrn noch an derselben Stelle schlafend, an welcher er ihn ver-
lassen hat.
165. Tronc weckt Ysage. Ysage geht nun zu Fufs nach
Blamir (Miradir), während Tronc zu Pferde folgt. Er findet den
Palast Yrions verschlossen und ruft den Pförtner. Dieser aber will
Ysaye wegen dessen schlechter Kleidung nicht einlassen und schimpft
ihn rihault escrimelle. Wütend hierüber ergreift Ysaye den Portier,
dreht ihn mehrmals im Kreise herum und wirft ihn dann mit
solcher Wucht gegen einen Pfeiler, dafs ihm Augen und Hirn aus
dem Kopfe fliegen. Als das Yrion erfahrt, läfst er Ysaye vor sich
kommen und fragt ihn nach seinem Namen. Ysaye aber entgegnet
ihm barsch, er sei nur gekommen, um an dem Turnier teUzunehmen.
Seinen Namen aber werde er nicht nennen.
1 66. Marthe kommt hinzu. Sie vermutet in dem ribault ihren
DSR PROSAROMAN TSAYE LB TRISTB. 20I
Geliebten und bittet den König um Gnade för ihn. Der König
gewahrt Ysaje Gnade.
167. Marthe läfst nun Ysaye in ihr Zimmer kommen und
fragt ihn nach seinem Namen. Je suis U votre Ysaye. Als sie
dieses hört, käist sie Ysaye, und beide vergiefsen Thränen der
Freude. Hier tritt ein escuyer ein mit der Meldung, der König
bitte Marthe und Ysaye, sich zum Turnier zu begeben. Alle Ritter
seien schon zum Kampfe bereit
168. £s seien aufser den ihrigen etwa 800 Ritter aus Lothringen,
Brabant, Burgund, Deutschland, Gales und der Lombardei erschienen.
169. Marthe, die zunächst ein Waffenstûck Ysayes sehen will,
schickt eine ihrer Dienerinnen zum König mit der Bitte, das Turnier
erst am folgenden Tage stattfinden zu lassen. Darauf solle sie zu
den einzelnen Zelten gehen und fragen, ob ein Ritter zu einem
Lanzenkampf bereit sei. Die Dienerin führt den Befehl Marthes
aus und meldet dann, dafs ein Ritter Yreult de Tisle estrange zum
Kampfe bereit sei.
170. Yreult erscheint bald darauf und fordert Ysaye mit den
Worten: Je vous deffii.
171. In dem darauf folgenden Zweikampfe siegt Ysaye. £r
wirft Yreult vom Pferde und beendet damit den Kampf. Er ver-
läfst den Kampfplatz und wird von allen Leuten ob seiner That
angestatmt
172. Yreult wird in sein Zelt getragen. Von seinen Leuten
gefragt, qui mouvoit a fin telle jouste^ schildert Yreult den Kampf
und sagt, er sähe seine Niederlage nicht als eine Schmach, sondern
als eine Ehre an.
173. Ysaye und Tronc werden von einem Bürger eingeladen,
bei ihm zu logieren. Dieser hat von dem Zweikampfe bereits ge-
hört, weifs aber nicht, dafs sein Gast der Sieger ist Erst von
seinem Nachbar wird er darauf aufmerksam gemacht.
174. Vom Turnier zurückgekehrt, erkundigt sich Marthe bei
ihrer Kammerfrau, welchen Weg der Sieger eingeschlagen habe.
Da diese ihre Frage nicht beantworten kann, weint Marthe heftig,
» indem sie dabei ausruft: amy puisque je tay perdu je veul estre perdu,
175. Während Marthe sich in Klagen ergeht, erscheint der
hourgeoist bei welchem Ysaye und Tronc wohnen, und meldet ihr,
dafs in seinem Hause ein Ritter logiere, der in dem Zweikampfe
gesiegt habe.
176. Marthe dankt dem Bürger und sagt ihm, sie werde in
der Nacht vor seinem Hause erscheinen. Als der Bürger sie ver-
lassen hat, läfst sie ihren pallefroy satteln und begiebt sich zu
Vsaye. Tronc öfihet die Hausthür und führt Marthe zu Ysaye.
Ysaye entschuldigt sich, Marthe verlassen zu haben. Die entfernt
gelegene Wohnung habe er nur deshalb bezogen, damit ihre Freund-
^haft nicht entdeckt werde. Marthe verzeiht Ysaye und sagt: Je
^ vous pardonne^ mais je vous prie, faites estaindre celle torche,
177. Dann legen sie sich zu Bett, Das Resultat ihrer Liebe
ist, wie wir später sehen werden, ein Knabe, Marc l'essilliet.
folgenden Morgen begeben sich Ysaye, als Ritter gekleidet,
Marthe, als Knappe verkleidet, nach dem Palaste Yrions. Trane
folgt später. Kaum sind sie hier angekommen, so erscheint Ytion
und bittet Marthe, sich zum Turnier zu begeben.
178. Ysaj-e begiebt sich zum Kampfplatz und trifft mit Her-
179. Das Turnier beginnt. Marthe schaut von einem tstkafauli
ans dem Kampfe zu. Als sie Ysaye und Hergault erblickt,
sie vor Freude aus: Rtg-irdtz, comment ìh feront.
180. Ysaje vollführt Hei dent baten , Hergault kämpft an
ner Seite.
181. Ysaye besiegt Dizon mit seinen drei Knappen. Er ver-
setzt ihnen solche Hiebe, dafs sie nicht wufsten, ob es Tag oder
Nacht war.
i8z. ßizon wird mit entblöfstem Haupte durch Tronc zu.
Marthe geführt. Diese harte Strafe traf ihn, weiter, trotzdem dais
er besiegt war, Ysaye noch einmal hinterlistig überfallen hatte.
183. Hierauf kämpft Ysaye mit Samuel l'AIIemant und Daccas
le Proven chois.
184. Ysaye besiegt beide und erregt dadurch grofse Be— ^
wundening.
185. Alles weicht vor ihm zurück. Tabart von Coulogne^
der Widerstand zu leisten versucht, erhält von Ysaye einen der-
artigen Hieb, dafs ihm die Augen aus dem Kopfe fliegen.
186. Während des Turniers pflegte Ysaye die Pferde der be-
siegten Ritler Marthe zuzuführen. Am Abend des Turniws zahl*¿
Marthe 28 solcher Trophäen.
187. Nach dem Turnier begeben sich die Rit 1er in ihre Zeiten'
Die ToU-n, 12 an der Zahl, werden begraben.
188. Ysaye und Tronc begeben sich zu Marthe, die sie herí'
lieh empfangt.
189. Sie giebt ihnen reichlich zu essen, verläfsl daoo i
Ysaye, da der König nach ihr verlangt hat.
1ÇO. Nachdem Ysaye gegessen hat, legt er sich in MarlhcV
Bett Tronc begiebt sich in ein benachbartes Zimmer. Kurze Zeit:
hierauf erscheint Marthe und legt sich zu Ysaye.
191. Während der ganzen Nacht hören Vsaye und Martha
Tronc im Nebenzimmer heftig weinen. Als Marthe sich am fol-
genden Morgen nach seinem Schmerze erkundigen will, Dimmt
Tronc seinen Herrn zu sich und erzählt ihm folgendes:
IQ2, Die Feeen, die ihm die Ueberwachung Ysayes anver--
traut hallen, hätten ihm auch befohlen, darauf zu achten, dafs
Ysaye sich mit keinem Weibe einlasse. Diesen Befehl habe
ungeachtet gelassen, und deshalb hätten ihn die I'eeen in der v
hergehenden Nacht mit Stöcken gezüchtigt. Daher /(/ doeut.
193. Als Ysaye dies vernimmt, beschliefst er das Land inner-
YÍATH LE TRISTE.
203
»lb dreier Tage zu verlassen. Diesen Entachlufii teilt er Marthe
die aber nicht recht daran glauben will.
ig4. Ysaye begiebt sich hierauf zur Messe, woselbst er von
Etiten Rittern bewundert wird. Nach der Messe fragt Yrion Vsayc
\ Bach dessen Namen, Ysaye aber weicht ihm aus.
195. Ysaye begiebt sich zum disner. Als er den Saal belrill,
^.trstatiDt alles über seine Schönheit
iq6. Wahrend des Essens bringt Tronc eine Schüssel in den
I Sul and reicht sie Herganlt. Dieser bietet sie seiner Nachbarin,
I òei iamt de Fragoirt, an, die diese aber mit der Bemerkung
I nriickweist, sie könne die Speise nicht essen, die der häfsliche
I Page gebracht habe. Kurze Zeit hierauf erscheint Tronc wieder
it einem hairon in der blofsen Hand und überreicht diesen Ysaye.
Er img den hairon in der blofsen Hand, weil ihm der Koch keine
Schüssel hatte geben wollen. Als nun der Koch gar sieht, dafs
Ttonc den hairon dem besten Ritter, Ysaye, in dieser Art über-
r*ichl, steigert sich seine Wut aufs höchste, und er beschliefsi.
Tronc ins Feuer zu werfen.
197. Als Tronc in der Küche erscheint, will ihn der Koch
wjreifen. Tronc aber entschlüpft, nimmt einen Kessel mit sie-
dendem Wasser und wirft ihn dem Koch an den Kopf. Der Koch
lienlt laut und läuft hinter Tronc her, der inzwischen aber schon
^i Ysaye SchuU gefunden hat. Als Yrion diesen Zwischenfall
fffihrt, lacht er herzlich.
igS. Nicht lange Zeit hierauf erscheinen zwei Damen, die
lleriogin von Caradan und die Tochter des Herzogs von Ostrisse,
u|)d überreichen Ysaye den Preis des Turniers; ein Pferd, das mil
í'ilber beschlagen ist und einen Elfenheinsattel trägt.
1159. Ysaye dankt für die Ehre, die ¡hm zu teil wird, sagl
^^<^x, der Preis gebühre seinem Heim, Hergault, der alle die
»nchligen Hiebe ausgeteilt habe.
ZOO. Erst auf Hei^nlts Bitten nimmt Ysaye den Preis an,
"ffnerkt aber dabei: et nt fuge pas, ehe fu dieux.
I 201, Hierauf erhebt sich Yrion, lobt Ysaye und führt seine
^eldcnthaten aus früherer Zeit an. Darauf wird noch ein zweiler
US an Samuel l'Allemant verteilt.
202. Nach dem Essen tritt eine schwarz gekleidete Dame ein
»d iiberreicht Ysaye ein Brief, der von dem gaiant du hault hurt
Aex forest noire (Grofa- Britannien) herrührt
;. In diesem Briefe fordert der Riese Ysaye höhnisch auf,
■öiöge KU ihm kommen und versuchen, die coutumes, welche er
'*8fiùhrt habe, abzuschaffen.
. Ysaye fragt nun die Dame nach ihrem Namen und er-
n ihr, dafs sie Ciaire, die verbannte C;emahlin des sol
W< sei.
105. Ysaye giebt ihr den Bescheid, er werde ihr bald eine
^'worl an den Riesen mitgeben,
106. Yrion fragt Marthe, ob sie sich näher mit Ysaye ein-
204 ZEIDLBR»
gelassen und ob Ysaye ihr ein Versprechen gegeben habe. Den
ersten Teil der Frage bejaht Marthe, aber hinsichtlich des zweiten
Teils bittet sie ihren Onkel, persönlich mit Ysaye Rfickspradie xn
nehmen. Yrion thut dies, und Ysaye verspridit ihm, alle seine
Wünsche zu erfüllen, sobald er seine Reise vollendet haben werde.
207. Tronc schreibt im Auftrage Ysayes einen Brief an den
Riesen und ûbergiebt ihn der Ciaire.
208. Ysaye nimmt am folgenden Tage Abschied von Marthe,
da er, wie er sagt, eine secrete besotgru auszufuhren habe. Sie bittet
ihn, bald zurückzukehren. Dann bricht Ysaye mit Tronc und Her-
gault auf.
209. Untenvegs treffen sie einen Ritter mit ausgerenkter
Schulter, Namens Orient li grieux, Sohn Hectors von Orcanie und
Vetter des Königs von Orcanie. Dieser war aus Arragonne ge-
kommen und war soeben von einem wilden Pferde zu Boden ge-
worfen worden. Tronc setzt ihn nun auf Ysayes Pferd. Nach
einem langen Marsche erreichen sie Qermoustier. Hier erfahrt
Hergault von seinem fermier folgendes:
210. Während Hergaults Abwesenheit sei der Onkel Marcs le
roux in das Gebiet Hergaults eingefallen und habe in 15 Tagen
50 Leute getötet £rst durch einen Ritter, der einen vergoldeten
Schild mit einem halben Löwen getragen habe, sei der Onkel
Marcs besiegt worden.
211. Sofort wird Onant als der Besieger des Feindes erkannt
und sehr geehrt Die Leute aus der Stadt begrûfsten ihn: benoisU
soii celle qui te porta et henoist soies tu,
212. Hergault begleitet Ysaye, Tronc und Oriant bis zur
„Burg", woselbst man vor Ysaye Kleider ausbreitete, über welche
er gezwungen war zu gehen. Hier nimmt Ysaye Abschied von
Hergault
213. Ciaire, welche über das Meer gefahren ist und sich jetzt
in Logres befindet, trifft auf ihrem Wege zu dem Riesen einen
Ritter Ostentins li navarois, bei welchem sie übernachtet Sie er-
zählt diesem, dafs sie von Ysaye komme, welcher in den nächsten
Tagen nach dem chasiel du hault hurt kommen werde. Da sagt
ihr Ostentin, dafs er ebenfalls 'Ysaye suche, um an ihm den Tod
seines Bruders Dumas le mordreur zu rächen.
214. Ciaire bittet nun Ostentin, den Brief Ysayes zu dem
Riesen zu tragen, da sie sich vor der maulvaise coustume fürchte.
215. Am folgenden Morgen begiebt sich Ostentin zu denm
Riesen, Namens Miriol, und giebt ihm den Brief.
2 1 6. Hierin schreibt Ysaye, dafs er gedenke, ihn (Miriol) miC^
Gottes Hilfe zu besiegen. [Et jay pendu mon seel escript a Blamir^
Ian Vß et XIIII (614) estamps de Grasce et ou mois de may,]^
217. Als Miriol den Brief gelesen hat, lacht er höhnisch.
218. Ysaye, Oriant und Tronc fahren zu Schiff nach dec^r
» [] Zusatz in D.
DER PROSAROMAN YSATE LR TRISTE. 205
Ai^agne. Dort erblicken sie einen grofsen Wald. Ysaye erfahrt
anf sein Beilagen von den Schiñsleuten, dais in diesem Walde
der stärkste Ritter hanse. Ysaye läfst hierauf ans Land fahren» er
und Oriant steigen aus, während Tronc zurückbleibt, um die See-
leute am Weiterfahren zu hindern. Ysaye und Oriant reiten in
den Wald hinein und legen sich ermüdet unter einen Baum. Kaum
haben sie sich gelegt, so werden sie durch grofsen Lärm geweckt
nnd Ysaye sieht, wie ein berittener Mann ein chevreul verfolgt
nnd tötet
219. Ysaye und Oriant reiten nun diesem merkwürdigen Ritter
die ganze Nacht hindurch nach. ' Da sie ihn aber nicht erreichen
können, legen sie sich unter eine Tanne. Da aber kommt der
Reiter wieder und verfolgt einen Wolf, der ein anderes Tier in
seinem Maule hat
220. Sie reiten ihm wieder nach, verirren sich aber in der
Dunkelheit Am hellen Morgen kommen sie an einen Felsen.
Hier finden sie zu essen und zu trinken. An einem Baume er-
blicken sie 20 Schilde, darunter einen, der auf goldenem Grunde
mit einem halben Löwen bemalt war. Diesen Schild erkennt Oriant
als denjenigen seines Vaters und glaubt, dafs sein Vater von dem
hier wohnenden Ritter getötet seL
221. Während sich Ysaye und Oriant in Betrachtungen er-
gehen, kommt Tronc herbeigelaufen mit dem Rufe helas. Ihm
folgte der chevalier de la forest. Dieser stürzt sich zunächst auf
Oriant und schlägt diesen mit einem Hiebe nieder. Schwerer wird
¡hm der Kampf mit Ysaye. Beide Recken teilen gewaltige Hiebe
aus, bis sie eine halbe Stunde lang bewufstlos liegen bleiben.
222. Der Kampf entbrennt von neuem, schliefslich aber müssen
sie wegen allzugrofser Erschöpfung vom Elampfe ablassen.
223. Tronc holt Moos und Blätter und heilt die Wunden
Ysayes in zwei Tagen mit Wein. Nach dem Kampfe giebt sich
der chevalier de la forest zu erkennen. Er heifst Hector d'Orcanie.
Er habe, so erzählt er, mit seiner ersten Frau einen Sohn gezeugt
Dieser sei aber zwei Jahre nach der Verheiratung mit der zweiten
Frau ausgewandert Er habe sich darauf aufgemacht, seinen Sohn
wieder zu finden.
224. Ein Jahr lang sei er gewandert, dann sei er in diesen
Wald gekommen und habe mit einem Einsiedler lange Jahre zu-
sammengelebt Jetzt sei der Einsiedler aber gestorben.
225. Hier fällt Oriant seinem Vater um den Hals und erzählt
ihm dann, wie es ihm ergangen ist. Seine Stiefmutter habe ihn
töten wollen, man habe ihn dann aber an Kaufleute von Argesille
verkauft. Von hier sei er zum Könige von helle marine geflohen,
^' Von da wieder aufgebrochen und habe seine Stiefmutter, die
*^P wieder verheiratet habe, wiedergesehen. Da dankt der Vater
'^ts Gott, küfst seinen Sohn und fallt ihm infolge des Blut-
''^'íístes tot in die Arme.
226. Ysaye und Oriant beschliefsen nun, Hector in einem
206 ZEU)L£K,
Kloster zu begraben, uDd schicken Tronc behufs uäberei ErlnuM
digung ab. Tronc wiid von einem Ritter nadi einem Kloster ge-
wiesen. Dann meldet er das Resultat seiner Erkundigung se'
Herrn. Sie legen nun den Leichnam auf ein Pferd und i
nach dem Kloster. Auf dem Wege hierhin wirft Ysaye, der sehr
geschwächt ist, den Ritter, dem Tronc begegnet war und der \ssfh
herausforderte, vom Pferde.
227. Im Kloster angekommen, lassen sie vigiles
Am folgenden Morgen , nach der Messe, begraben sie Hedoc
Tronc mufs nun sämtliche Schilde, die Hector besessen hat, im
Kloster aufhängen. Zu seinem grofsen Erstaunen gewahrt Ysaye
unter den Mönchen seinen frire de lait Dn'ant, welcher vor Schao
gar nicht zu sprechen wagt.
228. Ysaye erráhrt von ihm, dafs seine Mutter Bise auf d
chastel dt belle garde wohne und die Frau eines reichen Ritten
geworden sei. Dieu en soil loe, sagt Ysaye.
229. Ysaye, Oriant und Tronc verlassen das Kloster, reiten
an einem Schlofs vorbei und gelangen in einen Wald- Hier stoCsea
sie auf einen Trupp Reiter. Den Führer desselben, den Koni;.
Estiahier de Sorlyon, läfst Y'saye durch Tronc zu einem Lanieop
kämpfe herausfordern.
230. Estrahier nimmt die Herausforderung an.
231. Ysaye besiegt nun 11 Ritter. Unter diesen befinden si<¿
Estrahier, Ysas le roux. Cadra, der Bruder Estrabiers, Vrinan^
Moraint, sire du blanc isle.
232. Ysayt besiegt Eduarl, fils au conte de Noithantonna
(Northhampton). Oriant besit^gt Romart du rouge isle, Alixaudre
le sage, Blanchandin des angles. Die besiegten Riller begehen
sich nun ku Fufs (die Pferde hatte ihnen Tronc abgenommen).
nach dem Kloster, in welchem sich Driant befindet, und erfahrtS'
hier, dafs am vorhergehenden Tage zwei Ritter und ein Zwaq
einen Toten in dem Kloster begraben hätten.
233. Bald darauf erblicken Romart und Moiaint ihre Schildl
an der Wand und erkennen sofort in dem toten Ritter HecUM
d'Orcanie. Sie beschiiefsen nun, Ysaye und Oriant sofort 1
zureiten.
234. In kurzer Zeit erreichen sie Ysaye, Oriant und Tronq
und Estrahier erkundigt sich bei Oriant, ob er der Sohn Hectoi
sei. Auf Orianis Frage, weshalb er dieses zu wissen wünsche, et
klärt ihm Estrahier, er habe ihn schon drei Monate lang gesudi
um ibm die Krone von Orcanie anzubieten.
235. Ysaye und Tronc verabschieden sich von Oriant uo
Estrahier. Estrahier krönt hierauf Oriant und erkundigt sich b
ihm, wer der tapfere Ritter gewesen sei. Oriant zählt nun Yeaya
Thaien auf, wodurch Estraliier vollständig über den BegleiteC
O riants unterrichtet ist.
236. Ysaye und Tronc gelangen nach Sarras und ü berna* hteo
hier. Wäbreod des Abendessens fragt dec Wirt, bei welchem Ysa^
BER PROSAKOMAN TSAY£ LE TRISTE. 207
ñberoachtet, ob sie vielleicht von einem Ritter gehört hatten, der
gi^en den Riesen Miriol, den Sohn Pinœnarts le juif, kämpfen
wolle. Ysaye erwidert ihm, dieser Ritter werde in zwei Tagen
ankommen.
237. Am folgenden Morgen reitet Ysaye weiter. Als er an
den Fluís, der bei Sarras vorbelfliefst, gelangt, bittet er einen
Schiffer, das Pferd, auf welchem sein Page sitze, zum König Yrion
za bringen und der Nichte des Königs einen Grafs von dem Ritter
za abermitteln, der den Si^ im Turnier zwischen Miradir und
Blamir davongetragen habe. Hierauf reitet er weiter und erblickt
ein Schlofs, das auf einem Felsen liegt und von Wasser umflossen
ist. Am Rande des Wassers sieht er die Leichen zweier Frauen.
£r erschrickt darüber und weifs nicht, was er denken soll.
238. Von einem valet erfährt er, dafs der in dem Schlosse
wohnende Riese die Frauen getötet habe. Dieses wäre seine cou'
turne. Der Riese besitze die Kraft von zehn Männern.
239. Der valet erzählt weiter. Als einmal der König Estrahier
mit dem duc de Bretagne habe Krieg führen wollen, habe es ihm
an Geld gefehlt Da habe ihm der Riese 3000 Stück esterlings
geliehen. Hierfür habe er das Schlofs von Estrahier erhalten. Die
coustume habe er von seinem Vater, dem Juden Pincenart, dem
Tristan von Leonois den Garaus gemacht habe. Kaum hat der
Knappe dies erzählt, da erscheint der Riese und ruft Ysaye zu:
Défendez vous, varlet.
240. £s kommt zum Kampf. Der Riese unterliegt, und Ysaye
schneidet ihm den Kopf ab. Den Kopf trägt Ysaye nach dem
Schlosse und befiehlt den Leuten, denselben im ganzen Lande
herumzutragen und den Frauen mitzuteilen, dafs sie jetzt ruhig
das Land passieren könnten. Ysaye und Tronc reiten weiter und
gelangen nach einem Schlosse, welches den Brüdern Argus und
Octes gehörte. Diese waren Söhne der Venisse, einer Schweser
Craventors de l'outrageux passage. Von dem Siege Ysayes über
Miroul hat Venisse bereits gehört und ist deshalb sehr erfreut,
einen solchen tapferen Ritter beherbergen zu können.
241. Nachdem Ysaye seine Waffen abgelegt hat, entblöfst
einer der Brüder Ysayes Schild, der in Zeug eingehüllt ist, und
erkennt sofort in Ysaye den Mörder ihres Onkels. Diese Ent-
deckung teilt er seiner Mutter mit Während die Brüder die Ab-
sicht haben, Ysaye zu ermorden, rät die Mutter, Ysaye in der
■Nacht gefangen zu nehmen und dann in den Kerker zu werfen,
^d Schild Ysayes aber als Siegeszeichen über der Thür des
^'blosses aufzuhängen.
242. Diesen Vorschlag nehmen die Brüder an. Sie überfallen
^^Ä>e und kerkern ihn sowohl als Tronc ein.
243. Ysaye kann sich nicht erklären, wie es möglich gewesen
*^^ ihn einzukerkern.
244. Als Marthe eines Tages mit ihrem Onkel zusammen ist,
ilur unwohl. Ihr Oheim verläfst sie und befiehlt ihr, sich zu
^o8 ZEIDLBR,
Bett zu legen. In Gegenwart ihrer Damen beklagt sie sich nnn
darüber, dafs Ysaye schon 8^/2 Monate von ihr fort sei Dann
fällt sie in Ohnmacht
245. Yrion sitzt in seinem Zimmer. Da verdunkelt sidi die
Sonne und eine Stimme ruft zwei- bis dreimal ganz laut: LtnfaU
est ne qui ja tiara peur. Yrion erschrickt und fragt seine Weisen,
was dieser Ruf zu bedeuten habe.
246. Da tritt ein Fräulein in sein Zimmer und sagt ihm:
Sire Roy, voire niepce Marthe est accouchée dun enfant.
247. Yríon geht in Marthes Kammer und als er von einem
Fräulein hört, dafs der Knabe von dem Ritter ctu blanc escu a lepee
vermeille stammt, ist er im höchsten Grade erfreut
248. Da erscheint der Schififer aus Sarras (§ 237) und über-
reicht Yrion das Pferd. Der König ist sehr erfreut und schenkt
dem Schiffer vier besans d*or und ein Pferd.
249. Hierauf tritt ein Ritter Yrions, Namens Marc, ein und
bittet um die Ehre, den Knaben erziehen zu dürfen. Diese Bitte
wird ihm gewährt. Nach ihm wird der Knabe Marc genannt
250. Ysaye klagt Tronc sein Leid im Kerker. Tronc aber
tröstet ihn und hofft, noch Mittel und Wege zu ihrer Befreiung
zu fìnden.
251. Ein Diener bringt ihnen Wasser und Brot und ver-
höhnt sie.
252. Argus erscheint nun an der Kerkerthûr und fordert
Ysaye auf, gegen die beiden Brüder zu kämpfen. Würde er siegen,
so sollte ihm die Freiheit zu teil werden, im andern Falle der
Tod. Ysaye fleht nun Gott um Hilfe an. Er tritt in den Saal,
und da er sehr geschwächt ¡st, bittet er um Speise und Trank,
erhält aber nichts.
253. Ysaye verläfst den Saal und besteigt sein Pferd. Er
bittet Tronc, hinter ihm aufs Pferd zu steigen und ihn während
des Kampfes zu halten.
254. Ein Ritter kommt herbei und fragt Ysaye, ob er krank
sei. Ysaye erzählt ihm nun, wie er gefangen genommen und wie
er behandelt worden ist
255. Wütend eilt der Ritter in den Saal, wirft den Brüdern,
ihre Feigheit vor und erbietet sich, für Ysaye zu kämpfen. Ec
zieht sein Schwert und schlägt Argus zu Boden.
256. Octes stürzt nun auf den fremden Ritter. Auch Argu^
rafft sich wieder auf, erhält aber einen Hieb in die Brust bis au "3
die Leber. Der fremde Ritter schlägt dann Octes den Kopf ab^-
Als die Mutter ihre beiden Söhne tot liegen sieht, heult sie laut:^:
Der Ritter aber packt sie bei den Haaren und bedroht sie mi --
dem Tode. Hierauf verkündet der Ritter seinen Erfolg Ysaye un^^
giebt sich diesem als Yreult de l'isle estrange zu erkennen (§ 169*^
257. Ysaye, Yreult und Tronc begeben sich in das Schloff
Auf Ysayes Frage, was er mit Venisse, dem Kerkermeister u. s.i^^
thun solle, erwidert Tronc, man solle sie einkerkern.
DER PROSâKOMAN YSAYE LE TRISTE. 20g
258. Dieser Vorschlag findet Beifall und wird von Yreult aus-
geführt Dann wird Ysaye gepflegt
259. Vier Wochen nach dieser Áfifaire erscheint Ciaire, die
veibannte Gattin des soi sage. Vor Ysaye geführt, bereut sie alle
ihre Thaten und bittet diesen, ihr zu gestatten, zum so/ sage zurûck-
k^iren zu dürfen. Ysaye erlaubt ihr dies und giebt ihr einen
Brief mit Ciaire kehrt nun zu ihrem Gatten zurück, der sich
sehr über Ysayes Brief freut
260. Marthe beklagt sich über Ysayes Fembleiben. Sie weint
und sdireibt einen lay.
Lied 2. Je vueil faire un joly lay
poor lamour de mon amy
• ••••...••
Lyray querant si jay tant vye.
261. Marthe liest ihr Gedicht laut vor. Dann nimmt sie ihren
Sohn, küfst ihn, sagt ihm, sie müsse ihn jetzt verlassen und nennt
ihn [Marc] essilüL Darauf rüstet sie sich zur Reise und verläfst
in später Stunde den Palast Yrions. Sie reitet zu einem Bürger
und erhält Einlafs.
262. Auf die Frage der bourgeoise, weshalb sie in so später
Stunde konmie, antwortet sie, sie habe mit ihrem Onkel einen
Streit gehabt
263. Die Flucht Marthes wird sofort bemerkt, und es werden
Reiter zu ihrer Verfolgung ausgeschickt.
264. Eines Tages verlassen Ysaye und Yreult ihren neuen
Wohnsitz, um in den Wald zu reiten. Tronc wird zur Bewachung
des Schlosses zurückgelassen. Kaum haben sich Ysaye und Yreult
entfernt, als zwei Ritter vor dem Schlosse erscheinen und nach
Argus und Octes verlangen. Die beiden Ritter heifsen Ardant
d'Acre und Perceval le noir. Tronc sagt ihnen, er öffne ihnen
nicht, sie möchten vielmehr den beiden Rittern nachreiten, die
soeben das Schlofs verlassen hätten.
265. Sie reiten nun Ysaye und Yreult nach und fordern sie
zum E^ampfe heraus. Ysaye tötet Perceval, Yreult kämpft g^g^xi
Ardant
26Ò. Der Kampf zwischen Yreult und Ardant bleibt unent-
schieden. Auf Ysayes Vorschlag hin geben sie den Kampf auf.
Yreult ist ganz erschöpft und mufs zwei Jahre warten, um seine
•Bünden zu heilen.
267. Nach geraumer Zeit verläfst Marthe das Haus des Bür-
S^Ts in der Kleidung eines escuyer. Bei Blamir begegnet sie einem
"^^ter, der sich mit ihr in ein Gespräch einläfsL Auf seine Fragen
^'"^lart sie ihm, dafs sie nach Clermoustier zum Ritter Hergault
^olle, den sie aus dem Turnier zwischen Miradir und Blamir kenne.
"^^ sagt ihr der Ritter, diesem Turnier habe auch ein tüchtiger
-er beigewohnt, der einen silbernen Schild mit rotem Schwerte
igen habe.
^«tacbr. L rom. PhiL XXV^ I4
2 IO ZEIDLBR,
268. Als der Riiter ihren Geliebten erwähnt, weint Marthe,
und als er nach dem Grunde ihres Weinens fragt, sagt sie, ihres
toten Vaters wegen. Dann fragt der Ritter sie nadi ihrem Stande.
Jongleur^ war Marthes Antwort So reiten sie bis Qermoustier.
Der Ritter Ostentin de lisle, ein guter Freund Hergaults, findet
diesen bei Tisch. Auf Hergos Frage, ob er allein gekommen sei,
sagt er, er sei in Begleitung eines ménestrel gekommen« Dieser
(Marthe) wird geholt und spielt so schön auf seiner Harfe, dafs
alle Ritter und Damen im Saale vergessen zu speisen. Das Lied,
welches Marthe dazu singt, handelt von einem Mädchen, das ihren
Geliebten Ysaye le tristre sucht
269. Hergo fragt nun, wer das schöne Gedicht verfafst habe,
worauf Marthe ihm erwidert: Marthe, die Nichte des Königs Ynon,
auf ihren Freund Ysaye le triste. Hergo bittet nun den menatrdt
bei ihm zu bleiben. Er aber erwidert, sein Weg führe zum König
Estrahier von Sorlion, der nach ihm verlangt habe. Reich be-
schenkt verläfst der ménestrel am folgenden Morgen Qermoustier
und kommt zur „Burg'^ Hier bleibt er drei Monate, dann fährt
er auf einem Schiff nach Sorlion. Als der Schifi^ierr Geld von
ihm verlangt, nimt er seine Harfe und singt:
Lied 3. Je sui en mer pour querré
Celly que voel amer.
270. Solchen schönen Gesang haben die Schifier noch nie
gehört. Das Schiff fahrt ab. Unterwegs erhebt sich ein Stnrm,
der ménestrel wird ohnmächtig. Die Schiffer beschliefsen, ihn za
plündern und ins Meer zu werfen. Sie entkleiden ihn und ent-
decken, dafs sie es mit einer Frau zu thun haben. Als Marthe
sieht, dafs sie erkannt ist, stöfst sie mit dem Kopf gegen die
Schiffswand, so dafs ihr das Blut aus der Nase strömt Die
Schiffer geben ihr nun die Kleider zurück. Auf die Frage des
Schiffsherrn, weshalb sie die Kleider gewechselt habe, erklärt sie,
sie werde es ihm später erzählen. Unterdessen ist das Schiff in
la haulte Bretagne angekommen.
271. Nun erzählt Marthe auf Verlangen des Schifiisherm, sie
heifse Betris und habe früher einmal eine gefahrliche Krankheit
gehabt. Infolge dieser Krankheit sei sie gezwungen worden, Manns-
kleider zu tragen.
272. Der Schiffsherr ist sehr ärgerlich und sagt Marthe, wenn.
er gewufst hätte, dafs sie eine solche Krankheit besessen hätte, s(^
hätte er sie nicht aufs Schiff genommen. Marthe verläfst nun das
Schiff samt ihrem Pferde und reitet singend in den Wald. Si^
freut sich, dafs sie entschlüpft ist
Lied 4. Refrain : II ne men cault de meschief.
273. Als sie ihre chanson beendet hat, erscheint ein Ritter
und lädt sie, die immer noch als ménestrel verkleidet ist, ein, bei
ihm zu bleiben, um ihn und seine dame zu unterhalten. Martlie
DER PROS\ROMAN TS\T£ L£ TRISTE. 211
villigt ein. Sie kommen en la tenti, wo sich die schönste Dame
ier Welt befindet Ihr singt Marthe eine Chansonette vor:
Lied 5. Jayme che que doy amer.
274. Die Dame findet Gefallen an dem ménestrel und bittet
Im» drei Wochen bei ihr zu bleiben. Nach acht Tagen gesteht
lie ihm ihre Liebe. Der ménestrel Marthe geht darauf ein: ta
ffolomie soi't la myenne, und erzählt der Dame, er stamme aus Blamir.
Sein Vater sei Kaufinann in Clermont in Barcaire. Er habe drei
Brüder, die über 33 Jahre alt seien. £r selbst sei 30 Jahre alt
Das glaubt aber die Dame Sänne nicht, weil der ménestrel keinen
Bart hat Infolge dieser Luge wird der ménestrel entlassen. Marthe
idtet nun weiter. Am Ende des Waldes angekommen, erblickt
sie ein Schlofs. Sie zieht nun ihr Frauenkleid an und reitet nach
dem Schlofs. Dort erblickt sie einen Ritter, es ist Ysaye, und ruft
ihm zu. Ysaye, der sie nicht bemerkt, geht vom Fenster fort
Tronc fragt Ysaye, ob er öffiien soll, eine j'ongleresse begehre Ein-
tritt Ysaye erlaubt dies. Tronc führt sie zu Yreult, der noch
immer krank ist Sie erhebt ihre Harfe und singt einen lay.
Lied 6.
In diesem klagt sie über ihren treulosen Geliebten, der sie ge-
schändet und verlassen habe, /e suis riche femme a pooir.
275. Ysaye ist über den lay erstaunt Auf seine Frage, von
wem das Lied stamme, antwortet Marthe, sie habe es von der
Nichte Yrions gehört, die jetzt ausgezogen sei, um ihren Geliebten
n sachen. Marthe erkennt Ysaye nicht, wohl aber Tronc und
fragt diesen, warum er nicht mehr bei seinem Herrn sei. Tronc
antwortet, sein Herr sei in St Jacques en Galisse gewesen und sei
jetzt zum König Estrahier von Sorlion aufgebrochen. Tronc belügt
Marthe, da er sie erkannt hat, denn er hat Grund zur Lüge et
to le scavez selong chi que le livre le devise chy devant, (§ iQi).
276. Tronc erzählt ihr weiter, er sei seinem Herrn nicht ge-
folgt, weil er einen kranken Ritter zu pflegen habe. Dann bittet
er Marthe, sie möge zum König von Sorlion gehen. Dort werde
sie gut aufgenommen, da sie mit ihrer Harfe die Tochter des
Königs, die dieser wegen ihrer Schönheit gefangen halte, er-
freuen könne.
277. Tronc giebt Marthe zu essen. Als sie sich schlafen ge-
^^gt hat, fragt Ysaye Tronc, wer diese jongleresse sei. Die Tochter
^es Schneiders des Königs Yrion. Ysaye beauftragt nun Tronc,
^ zu sagen, sie möchte ihm sofort Nachricht bringen, wenn sie
etwas von Marthe erfahre. Am folgenden Morgen bricht Marthe
*^ und erreicht in der Nacht das Schlofs Ardants d'Acre, erhält
^ keinen Eintritt
278. Sie reitet noch mehrere Tage hindurch, bis sie nach
^ïlion gelangt Hier erhält sie von Estrahier die Erlaubnis, ihre
neuen lays und chansons vortragen zu dürfen. Während des
*^ns singt sie: Ein Mädchen sucht ihren Geliebten.
Lied 7. Refrain: Mais certes je ne poorroye.
14*
2 1 a ZEXDLEB,
279. Der König fragt sie nach dem Veifasser des Gedicbte&
Marthe, die Nichte des Königs Yrion, habe den lay gedichtet am
ihres Geliebten Ysaye le triste willen. Marthe erkundigt sich nun
beim König, ob Ysaje, den sie zu sprechen wünsche, nicht bei
ihm weile. Als Estrahiei ihre Frage verneint, bittet sie ihn, sie
so lange Zeit in Sorlion zu beuirten , bis er ankomme. Estrahier
gestattet ihr dies gern, bittet Marthe aber, seiner Tochter Gesell-
schaft zu leisten. Von vier Rittern und der Schwester des Königs,
der Königin von Schottland, begleitet, wird Marthe in den Turm
geführt.
280. Die Königin stellt nun ihrer Nichte Yvoire Marthe alt
die schönste Sängerin der Welt vor. Yvoire bedankt sich. Die
Königin verläTst hierauf die Zelle. Marthe giebt sich Y'voire gegen-
über ala Chrestienne aus. Marthe singt:
LicJ 8. Jay par mainies Ibis chauLe
plus «¡sc que je ne soye.
2S1 — 5. Marthe und Y'voire klagen einander ihr Leid. Beide
lieben unglücklich, und Marthe sagt: piui aime on /qtI, pitu est
286. Alle, die aufserhalb des Kerkers die Worte Maithcs
hören, sind über ihre Klugheit erstaunt.
287. Als Ardanl d'Acre noch krank zu Bett liegt, erscheint
sein cousin germain Elias und läfst sich den Kampf Ardants und
Percevais mit Vsaye und Yrcult erzählen. Darauf entfernt er ach,
ohne ein Wort zu sagen.
288. Er holt eine Anzahl Armbrust- und Bogenschützen her-
bei und zieht gegen Ysayes Schlofs, das sich inzwischen um drei
Insassen vermehrt hat, denn Ysaye hatte drei ribaulli aufgenommen.
289. Ysa)e, Tronc und die drei rihaulls verteidigen das
Schlofs. Wegen ihrer Tapferkeit schlägt Ysave die drei rtbauUs
zu Rittern.
2go, Nun machen die ribauUs einen Ausfall. Sie driiigeD
siegreich vor, bis schliefslich der eine von ihnen getötet tmd ein
zweiter schwer verwundet wird. Da eilt Ysaye ihnen zu Hilfe und
schlägt die Feinde zurück. Nur mit grofser Mühe entllieht Elias.
2QI. Elias eilt zu Ardant und teilt diesem den Vertauf des
Kampfes mit. Da erklärt ihm Ardant, an sdncT Niederlage sei
nur der Z^-erg ^'saycs Schuld. Dieser trage auch die Schuld an.
Percevais Tode, da er ihm geraten habe, gegen Ysaye zn kämpfcn-
2Q2. Am folgenden Morgen macht sich Elias wieder auf din
Weg nach dem Schlosse Ysayes, dieses Mal aber als armer Maniv
gekleidet. Kurz vor dem Schlosse bindet er sein Pferd an eioei»
Baum und geht nach dem Schlosse. Hier wirft er sich zur Erde
und fängt an, laut zu klagen. Tronc geht zu ihm und fragt ibn*
was ihm fehle. Da sagt ihm Elias, seine Frau liege in der Nâl>«
und gebäre gerade ein Kind, Tronc möge mitkommen und ^*
holen. Tronc geht nun mit Elias. Sobald sie aber aufser Sic^*^
DER PROSAROMAN YSAYE IE TRISTE.
t Schlosses sind, nimmt Elias den Zwerg unter den Arm, be-
igl sein Pferd and reitet zn ArdanL
293. Vsaye bemerkt bald das Fehlen Troncs.
294. Zwei Tage lang klagt er über seinen Pagen, Dann ver-
it er sein Schlofs der Obhut des immer noch kranken Yrcult
id der 2wei nlaalis an und macht sich aaf, Tronc zu suchen.
295. Marc wächst auf. Er wird ein übermütiger Junge. In
r Köche zerbricht er die Töpfe und schüttet die Speisen aus.
len Neffen des Königs wirft er in einen Brunnen. Um ihn an
iteren Ausschreitungen zu hindern, läfst ihn Yrion in einem
um einsperren.
296. Dieses hilft aber nichts. Denn als ihn Vrion einmal
lachen will, wirft er ihm einen Topf mit Wasser auf den Kopf.
wird nun in ein Zimmer gebracht, das nach der Strafse ge-
Sn ¡st Hier aber wirft er seine Kleider auf die Strafse, so dafs
in ihn oft ganz nackt antriffL Nun wird Marc in einen anderen
irm gebracht, wo er 14 Jahre bleibt
297. Ein Jahr ist es her, seitdem Ysaye sein Schlofs verlassen
it In vollständig heruntergekommenem und blöd sinnigem Zu-
Uande an einem Brunnen in der ¡ande verle sít^.end, hndet ihn ein
liner Baiut le breton. Dieser fragt Ysaye, ob er wisse, wie dio
li Ritter hiefsen, die soeben vorbeigezogen seien, worauf Ysaye
tnidert, der Ritter solle ihm lieber ein Stück Brot geben. Ein
:Ud«iei Ritter, Condely d'Arbise, erscheint und lûmpft mit Barut.
Badi dem Kampfe erfahrt Barut von Condely die Namen der
Ktben erwähnten sedis Ritter: Hergault, le desorreillé de la Joy.
Garde, Menet le mecogneu, Paiunart le vermeil, le sot sage, Titus
de l'ombre {cousin germain a Hergo).
298. Barut erfährt weiter, dafs diese sechs Ritter von Yrion
«Mgeschiclrt .seien, um Ysaye le triste lu suchen, und dafs sie in
Bäciitet Woche nach Blamir zurückkehren würden, um über ihren
&foIg zu berichten.
299. Eines Tages vernehmen die ribaulls aus den Kerkern
äw Schlosses Klagen. Schnell erkundigen sie sich bei Yreult und
■fiibreti, dafs diese Leute Ysaye haben meuchlings ermorden wollen.
Da öffnen die ribaulli die Kerkerthüren und schlagen den Ge-
' igenen die Köpfe ab.
yxy, Estrahier veranstaltet ein grofses Fest und lädt viele
nJttei dazu ein. Unter diesen befindet sich auch Barut. Barut
^ebi sich in Begleitung Ysayes nach SorlioTi. Am ersten Abend
™w Reise kehren sie bei Yreuit ein.
301. Vreult erzählt nun Barut, wie Ysaye und er in den
"•sili dee Sdilosses gekommen sind. Da Ysaye während des Ge-
Ì^àches sich komisch gebärdet, fragt Yreult Barut, was (ür einen
ïlarren ei mit sich führe, und lacht über Ysaye.
joz, Ysaye verbringt die Nacht auf dem Hofe.
JOj. Ysayes Pferd erkennt seinen Herrn wieder. Es wiehert
•"i versucht die Thür des Stalles aufiubrechen. Als ein Stall-
214 ZBIDLER, DER PROSAROMAN TSAYE LE TRISTE.
knecht {ribauli) am folgenden Morgen die Thûr öffnet, ergreift
das Pferd die Flucht
304. Der rihault will nun das Pferd wieder einfangen, kehrt
aber unverrichteter Sache wieder zurück. Er verhehlt die Flucht
des Pferdes einen Monat hindurch dem Yreult, dann aber erzählt
er ihm davon, worüber Yreult sehr ärgerlich ist.
305. Barut und Ysaye kommen in Sorlion an, woselbst Ysaje
wegen seiner zerlumpten Kleidung von den Kindern geneckt wird.
Am Hofe Estrahiers finden Turniere statt Am dritten Tage nach
der Ankunft Baruts findet eine quintaine statt. Dem Sieger wird
ein Pferd als Preis versprochen. Kein Ritter bringt das Waffen-
kunststûck fertig. Da bittet Ysaye seinen Herrn Barut, sich an
dem Wettbewerb beteiligen zu dürfen. Ysaye erhält die Erlaubnis
und ûbertrint alle Ritter. Da fragt ihn der König nach seinem
Namen. Jehan neime man ihn, sagt Ysaye. Obwohl der König
ihn für soi hält, gestattet er ihm doch, an der Tafel teilzunehmen.
Hier wird er der Yvoire und Marthe vorgestellt Marthe erkennt
ihn aber nicht.
306. Eines Tages findet der Küchenmeister Ysaye schlafend
in der Küche. Wütend hierüber verbrennt er Ysaye den Bart
Ysaye aber ergreift ihn und wirft ihn samt drei anderen Ködien
ins Feuer. Als der König von dieser That Ysayes hört, ist er zu-
nächst sehr erregt. Nachdem er aber den Sachverhalt gehört hat,
lobt er Ysaye. Seit dieser Aifaire wagte es niemand, Ysaye irgend
welches Leid zuzufügen.
307. Hergaul t kehrt mit seinen Genossen nach Blamir zurück
und erstattet dem König Yrion Bericht über seine erfolglose Reise.
Vor Gram wird nun Yrion 17 Jahre lang krank.
308. Yrion ist alt und schwach. Er läfst Marc zu sich kommen.
Ein Ritler, der Marc holen soll, giebt diesem gute Ratschläge:
Amy, il faui que soyez dauire condiiion que vous navez este ei que
vous soyez humble f de bonnqyre, paiieni aux pauvres, cruel aux ennemys^
honnorez ceulx qui soni a honnorer, amez vos amy s, allez volontiers a
leglise u. s. w.
309. Marc erscheint vor Yrion. Vous me demandez, que vous
fauli il?
310. Yrion übergiebt ihm nun die Verwaltung des König—
reiches. Marc verspricht ihm, ein tüchtiger Mann zu werden. Di^
erste That ist nun, ein Turnier zu veranstalten. Er schickt
diesem Zwecke sechs Boten aus, welche in Armuse, Murtoire, Dox--
malie, Sorlion, Bretaigne und Allemaigne die Ritter zum Turnip
einladen.
(Fortsetzung folgt.)
Zeiolek.
Stades sor la poésie burlesque française de la Benaissanoe.
(Saite.)
Attaques personnelles.
Sí la poésie burlesque en veut surtout aux femmes, elle
n'épargne pas pour cela les hommes. Je ne parle pas ici des
pièces composées contre le sexe fort, appartenant en propre à la
satire; nous retrouvons là une sorte de réaction ou de vengeance
des femmes ou de ceux qui en entreprirent la défense.^ La poésie
^ Cette sorte de réaction commence an XYI« siècle. Mademoiselle de
Romieu (París, 15CI1) composa son „brief discours sur l'excellence de la
femme", se proposant de démontrer comment elle „surpasse celle de l'homme".
Elle a recours pour sa thèse à la Bible, à la yierge Camille, à Sémiramis et
aux Amazones même et n'oublie pas non plus „de Phriné le courage notable".
Les femmes l'ont emporté sur les hommes en toutes les époques, mais c'est
surtout en Italie, ou elles briUent d'une vive lumière:
„Si l'Itale vouloit les siennes estaler
Si brave ne seroit qui s'osast esgaler."
Au commencement du XVII^ siècle, Isaac de Ryer, si cette pièce appar-
tient bien à lui (cfr. Le temps perdu et les gayetés, Paris, 1624), composa une
Risponse aux espines du mariage (probablement celles de Jean Philippe Vario,
Paris, 1604), ou il se demande ce que l'homme déviendrait, sans le mariage.
C'est la femme, qui donne la naissance à l'homme et c'est par le mariage
que celui-ci devient „subtil et caut". Le mariage a aussi le mérite de dompter
les caractères les plus fìers et rien ne saurait égaler le bonheur de celui qui
possède une fenmie de bien. Si parfois il arrive que la femme enfreint les lois
de la fidélité, c'est que le mari manque, le premier, à ses devoirs. M^ne Lie-
bault, répondant à ce qu'il parait aux stances de Desportes, envisage la
question sous un autre point de vue. Elle combat le mariage, la source dit-
^e de toutes les misères de la femme, ce qui ne devait pas trop natter
Pamour-propre de son mari.
Enfin Regnard, dans sa poésie sur le mariage, entreprit la défense de
^e institution , se tenant dans un juste milieu sans outrer les louanges du
^20 sexe et donnant aux maris ces conseils remplis de bon sens:
„Pour être heureux époux, soyez toujours amant;
Que bien plus que le sacrement.
L'amour à jamais vous unisse;
Et pour faire durer le plaisir entre vous,
Que ce soit l'amant qui jouisse
De tout ce qu'on doit à l'époux."
^ tard, dans les pièces de Gacon (œuvres, Cologne, 1696), on trouve une
r* íwí/r^ les maris, oîi l'auteur prétend s'opposer à son adversaire, Boileau,
* Ce qu'il écrivit contre le beau sexe.
326 , P. TOLDO,
burlesque s'en prend plutôt à certains hommes, qai se trouvent
dans des conditions parti culières, aux pédants, aux couitisan^^
aux ivrognes, aux bouffons, et aux poètes eux-mêmes. De
foule d'épigrammes enjouées, de descriptions plaisantes et d'éph'
taphes souvent très cyniques.
' Je laisse de côté U poésie pèdantesqn«, formant un genre i pari, ot
I'lnspiralion ilalicnne me parali évidente. Pour ce qui tit des conitisaii«, M
composa contre eux de véritables salircB, où l'iinitalian iCalienDe n'y a ptöqoi
rien ä voii bien qu'on ait combattu cette «Dgeance, dans la Péninsule, avK
beaucoup d'acb atoe ment. On peut voir, eotre autres cboses, ce qa'tn iS
Fandolfo Collenuccio, dans son Specchio d' Esopo, le Canunelll, dam sesTtii,
i'AlélÎR. dans «iL Cortigiana et le Caporali dans sa Certe. Je rappelle, a
panant, l'ode de Ronsard (lËe du IIT livre), les sonnets de Joachim da B«II(f
adressés à Ronsard, Ii Eixet, ì Belleau et ì. toui ses imis vivant Ì la am,
la description de ce gentilhomme, qui
fait de l'amourcuï, mais c'est comme je croy
Pour couvrir le soupçon de quelque pins grand vice",
aussi bien que les Regrets, où Du Bellay combat ces vieox singes „conila
faisant les Roiï". N'oublions pas non plus son poUt courtisan, le eourlâslt
retiré de Jean de la Taille, les satires de Vauquelin de la Fresnaje, AeA
l'imitalioD ilalienne a élt ètudiie par M>' Joseph Vianey, (cfr. Revue deiUai"'
vcrsilés du midi, 1895 p. 386 — 400} et toutes les pièces dirigées co ' "'
mignons, depuis VisU des Hermaphrodilei, due à la plume d'ArtUS
bLcui d'Embry, jasqu'an recueil general du Cabinet du roy de Franct í,Íi. liîlW
renfermant Us indignités de ¡a C-eur, les bljsOHS de la Court, les conlrt-
veritet de la Cour, pièce dirigée contre le maréchal d'Ancre, le caleckiime
des courtisans etc. Jean de la Jeaséc (Œuvres, Anvers, 15S]) dédia lui tud.
plusieurs compositions en vers ì ce sajet, Îmiiant de piès t>u Bella;r A
Agrippa d'Aubigné, dans ses Tragiques, aussi bien que dans les '
du taren de Faeniste, fait sentir aux courtisans ses griffes de lion.
Au commencement du XVII<: siècle, ce genre de satire paraît acqaéril
tine force nouvelle. On n'a qu'i ouvrir le Cabinet satirique pour roi
que Sigognea, Benhelot et les antres ont écrit là-dessus. Rappelons
les satires du sieur Annibal de l'Orlile contre les cours de l'Europe.
cadet Angoulevenl, s'en prend, ^ son tour, Ì. un courtisan, qui luì a
l'amour de Margot et Dolorens, toujours à la même époque, assaille les pcält
tyrans, vivant à la campagne, dont lea libéralités „sont des coups de basloD*.
Les mignons de la Cour qui font „Irañc de la cajolerie" ne sont pas moiu
en butte Ì son ressentiment. Personne ne saurait faire sa fortune an Lourr^
sans suivre toute sorte de vices et il en exclue;
„Qui n'est poudré, musqué, qui a'esl pront au devis
Qui i gauche ou à droite ne donne des advis,
Qui n'aide à lost mourir à la France mourante;
Qui ne sçait comme ou met im pucelage en vente."
Théophile Viaud , dans sa requeste au roi, se moque des genlilhommes,
lui lournircnl le dos, au moment oii il lombn en disgrace de son prince.
Plusieurs de ces pièces parurent, pour des raisons très faciles â 1
prendre, sous le voile de l'iinonyme. Telle est, par exemple, celle poi
la titre du Corbeau de la ¡Jour, aa corbeau se parant des plumes arrac
au peuple, le Tableau des ambitieux de la Cour, tracé „du pincesu di
vérité par maislre Guillaume A son retour de l'autre monde", ce qni se
arrivé en lâll. Le Parnasse dis paites salyriques renferme aussi plusie
pièces toudinnt ce sujet, au nombre desquelles il faut faire une place ä part
visions d'Ariitarçue. d'ime violence extrême, aux visions de la Cour en si
de celles d'Aristargue et ä VAmbitian d'un courtisan. On peut consn
amai Vesfadon satirique du sienr d'Esternod, le „discours des abm de
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 21J
Pour les épîtaphes burlesques en Italie, je n*ai qu'à renvoyer
le lecteur à celle du Machiavel sur la mort de Pierre Soderin, et
avant lui aux sonnets du Pistoia ^ et à ceux de la plupart de ses
contemporains. Le Lasca nous fait voir les muses pleurant en
grec, en latin et en vulgaire, la mort de Ser Fruosino ,,il fior
d* ogni pedante**: il se moque entre autres de Giovanbattista Celli,
qui, de son vivant:
„Fu tenuta filosofo morale,
Da quei che fanno i beccafichi lessi,
d'Mfonso de' Pazzi:
„il quale
Vivendo non fu uomo, né animale,
Or morto non si sa quel eh' ei si sia",
de Tasso menuisier, du Certaldo, d*un certain messer Fantini, de
Yisino Mereiaio, qui
„Malo per burla e mori da dovero"
et de beaucoup d'autres. Dans la seconde moitié du seizième
siècle, Curzio da Marígnolle' paraît se distinguer dans ce genre
et tout le monde rappelle Tépitaphe suivante, qu'il dédia à Raf-
faello Navesi:
„Il re degli spioni e marioli
Qui giace morto, che per testamento
Lasciò di far la spia a' soi figliuoli."
£n France les testaments et les épîtaphes burlesques sont à Tordre
du jour. Nous avons tout d*abord ceux de Marot, ensuite Pierre
le Loyer Angevin se moque de la mort d'un certain Janicot, et
Motin, Sigognes et toute la joyeuse bande des contemporains de
Régnier composent à Tenvi une foule de plaisanteries de ce genre.
Je cite au hasard le tesiameni d'un vérole dû à la plume de Si-
France" du sieur Auvray et ses „visions de Polidor en la dté de Nisance"
(cfr. Le banquet des Muses, Rouen, 1623). Enfin *Courval Sonnet, dans son
Gentilhomme (cfr. Les exercices de ce temps), s'en prend à ceux qui à la cour
ont appris à „flatter, mentir, dissimuler", n'ayant pour toute science que l'art de
„Guérir la gale à quelque chien courant"
l^c du Ryer dans son Temps perdu, chanta, les louanges et les maux de
» coQr, se proposant de démontrer ce que l'on y trouve de bon et de mauvais,
îî^s sa conclusion est toutefois pessimiste. Il faut s'arrêter à ce point, c'est-à-
"'^^ à la fin de la Fronde, pour retrouver, dans ce genre de satire, quelque
Cuose de vraiment original, correspondant aux sentiments de l'époque. On
^tQi<i|-2 ensuite encore des plaintes plus ou moins vives contre la cour, ne
^^cbaDt pas assez priser les beaux esprits, mais ce seront des épancbements
^^ écrivains médiocres rongés par l'envie, auxquels il est interdit de con>
j^Pler de près la majesté de Louis XIV« et la splendeur de sa cour.
. °*i^re, Boileau, Racine, tous les esprits distingués du XVII« siècle, savent
V*^rniais que c'est au Louvre qu'ils recevront le prix dû à leur génie et les
Î'^quis ridicules devront courber leur tète, devant le plus grand poète co-
°"9Ue de la France.
* éd. Renier, 79, 83, 84, 85, etc.
' Djsp. CLXitl de la Scelta 4i curiosità letteraria.
2 1 8 p. TOLDO,
gognes, la poésie sur le trespas d*une des pUu fameuses macçuerelUs
de la court où Motín peut donner libre essor à sa licence de lan-
gage et le testament d'une jeune courtisane d'un auteur anonjrme,
se trouvant au milieu d'autres compositions semblables. Ensuite
dans le Cabinet satirique (éd. Gaud- Paris, 1859 — 60), on voit pa-
raître Vêpitaphe de Caboche excellent portefaix insérée dans les satires
bastardes du Cadet Angoulevent (Paris, 16 15), suivie par d'autres
poésies sur ce thème lugubre; rappelons enfin le tomheau d*Angou-
latent du sieur Auvray, renfermant des inspirations tirées de Rabe-
lais et où il est question d'un maquerenx de la pire espèce. Le
tombeau de Marion, du même auteur, commence:
,,Cy gist pleine d'infectíon,
La maquerelle Manon."
L*épitaphe cynique, où Ton rit aux éclats sur un tombeau encore
béant, n'a rien qui puisse nous intéresser. Il suffit d'en constater
l'existence.
Enfin, pour exciter les rires, les contemporains de Régnier
et ses imitateurs, nous présentent une foule de combats burlesques.
Outre celui bien connu de Bergerac contre un singe, je rappelle
le Combat de Régnier et de Berthelot, par un anonyme, ceux
des courtisans, des Ursine et des Perrette, dont nous venons de
parler et le grand et périlleux combat de quatre courtisans dû à la
plume d'un anonyme, qui fait descendre du ciel le dieu Mars,
pour séparer ces „gentils hermaphrodites". Parfois ces combats
ne sont que des allégories très froides. Telle est, par exemple,
celle que l'on composa en prose, au commencement du XVIP siècle,
sur „le grand et fameux combat sur la place de la poitrine, avec
le general Rhuma, le colonel Brouillard, le capitaine Vent Coulis,
le comte de Catharre et le marquis de Fluxion".
Dans ces luttes plus ou moins plaisantes, les poètes, les
ivrognes, les courtisans et les femmes perdues s'injurient, en em-
pruntant le langage des halles, viennent aux mains, se battent,
s'égratignent et la vulgarité triomphe, traînant les Muses dans
la boue.
On s'amusait aussi en Italie à d'autres plaisanteries d'un goût
plus ou moins douteux. Les poètes étalaient, avec une gaieté évi-
demment simulée, leur mauvais équipage, ou tournaient en ridicule
celui de leurs confrères ou adversaires. Fort souvent l'exposition
de ces misères avait pour but d'émouvoir le cœur de leurs Mécènes,
à la sourde oreille, car les poètes en général et surtout les bur-
lesques, tâchent, à cette époque, soit en Italie soit en France (peut-
être aussi dans tous les pays du monde), de tirer tout le profit
possible de leur muse et vivent dans les cours des princes, dans
un état de domesticité, plus ou moins mortifiante. En laissant de
côté les personnages illustres, tels que l'Arioste, obligés de ronger
le frein et de servir, là où leur esprit aurait dû les faire dominer,
et pour nous tenir seulement aux poètes burlesques, rappelons le
POiSIB BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 2ig
BdlÎDcioni« Matteo Franco, Luigi Paid, Antonio Cammelli attachés
i Lndovic le More, ä Lamrent le Magnifique, à la maison d'Esté
etc. et laissant percer, dans leurs vers, le dépit et la rancune contre
ringratitude de leurs seigneurs et contre les orgueilleux courtisans,
les regardant du haut de leur grandeur. Et tous ces poètes
n'oublient pas de nous exposer aussi leurs petites misères. Tantôt
ils se plaignent de ne recevoir pas les présents promis depuis
longtemps, tantôt de devoir courir de ville en ville, employés à
des charges, qu'ils croient fort au-dessous de leurs mérites et plus
souvent encore ils font voir leurs haillons et le manteau tombant en
pièces. C'est surtout le manteau, la partie principale et la plus
voyante de leur habillement, qui les intéresse au plus haut degré.
Je rappelle, entre autres, ces vers célèbres du Burchiello:
,Jo porto indosso nn cosi stran mantello,
Che mai Barbier v* aifilerìa rasoio
E servirebbe per iscotitoio
Si eh' io sto involto come nn fegatello/'
Et le poète continue en nous faisant voir:
„Le calze, e '1 gonnellino, e '1 giubberello
(qui) han più bachi eh' un vaglio, o colatoio/*
Une plainte sur le m^me sujet se trouve répétée dans les vers du
Bellindoni^, du Bramante, du Pistoia 2, du Strazzola' etc. et ces
plaintes se rapportent aussi à d'autres parties de leur habillement,
aux bas troués et aux hauts-de-chausse en désordre. Ces poètes
courtisans se plaignent aussi de leurs chevaux ridicules,^ qualifiés
du titre de „vecchie rozze".
Les poètes burlesques de la France n'oublient pas non plus
de chanter les manteaux troués et toutes les misères de leur vie,
mais c'est plutôt la misère des courtisans, cachée sous Tapparence
de la splendeur, qu'ils livrent au ridicule. On n'a qu'à ouvrir le
Cabine/ satiriqiu. On y voit la „Satire sur le manteau d'un cour-
tisan'*, manteau qui a changé de forme et de couleur, qui vit la
prison et la faim et qui peut conter les aventures héroïques de
son maître et surtout „les coups de bastón" qu'il
„A reçus et non pas donnez/'
Ce pauvre manteau est dans un état pitoyable, mais:
„Une chose le reconforte,
C'est qne jamais on ne le porte
Aux batailles ny aux dangers.**
I^ même Sigognes nous fait la description du „pourpoint^* d'un
autre courtisan, pourpoint rongé par toute sorte d'insectes:
> Éditon citée p. XIII.
' cfr. édition des œuvres du Cammelli par Cappelli et Ferrari, Livorno,
1884 p. lOS sqq.
• cfr. art. de V. Rossi: Giom. Stor. della Ictt. ital. XXVI p. 35.
* éd. du Cammelli citée p. xiS sqq.
zzo F. TOLDO,
„Pièces sor pieces on y boulte
Tant de fois qu'on peut estre en doulte
S'il reste rien da vieux pourpoint.
Ainsi la nef Pésasicnoc,
Bien que chnngèe à l'ancienne,
A la forme, qai ne meurt pas."
Et ici eocore le pourpoint donne occasion à l'auteur de s
de la lâcheté „la couarde froidure" du courtisan:
„Si tu aïois outre ta bave.
Pourpoint quelque chose de biave
Pour t'appeler au lieu d'honneur,
On lairroit arrière les larmes,
Mais ton caquet ce sont les armes,
Ne plus ne moins qu'a ton seigneur."
Des
vers, on le
qui pour la forme de i
; que pour le
sens sont encore plus mesquins, que les pièces d'habilleraent, dont
il est question. Et la satire burlesque des habits continue.
lit ensuite et toujours dans le même recueil, une ode
par le sieur de Bouteroue „sur le haut de chausse d'un couriisan",
où il fait menlion du „manteau vieil" célòbró par son confrère.
Ce haut de chausse appartenant à un petit hobereau de Beausse,
élait jadis une couverture destinée à couvrir les ânes et les mulets,
et il faut reconnaître, ajoute le poète, qu'en passant sur le corps
du couriisan, il n'a pas changé de deslinée. Au travers de
toutes les transformations possibles, tantôt jupe, tantôt manteau, le
drap est arrivé á n'en pouvoir plus et il attend désormais un repos
honorable :
„Haut de chausse, vieil et nuUadc
Alangé de gr¡iisse el de pelade.
Donner un conseil je (e veui.
Tu es pelé comme Ion maistre,
Comme luy pour ne point paroi site
Porle une coifle de cheveu».-
; pourrait être plus fade. Après les manteaux,
es hauts de chausse, on a la „Satire sur le
d'un anonyme, celle „sur
par le sieur de la Ronce,
e sur l'espée d'un courtisan"
3ur „l'inventaire d'un cour-
Et la conclusioi
les pourpoints ■
chapeau d'un courtisan" duc à la pli
les bas de soye d'un autre courtisan"
qui est aussi l'auteur d'une autre „satyi
et le sieur Berthelot compose A son I
tisan" arrêté pour des dettes criardes.
Que l'on ajoute ce que le cadet d' An gou lèvent dans ses
Safins baslartlfs (Paris, 1615) chante de „la metamorphose d'une
robbe et Juppé de satin blanc", devenue „toute barbue à longs
eiels".
On se moquait aussi des défauts personnels. On chanta eu
Italie et en France des pauvres sires, tnuisformés «n sqnHet
I
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 221
des bossus, des estropiés et pis encore. < Mais la partie du
corpsy qui l'emporte dans ce genre de plaisanteries, c'est le nez,
que les poètes d'Italie célébrèrent depuis les débuts de leur litté-
rature jusqu'au Guadagnoli, en plein XIX^ siècle. Le Dolce chante,
par exemple, les mérites de cet ornement de notre fìgure et le
Bwchiello (éd. citée, p. 122) en décrit un
„di buona razza, e ben oompiato
Spugnoso e rosso assai più eh' un rubino,
E '1 mosto, che va giù nel' pellidno
A tutte r altre vene dà tributo."
£n France, que je sache, le premier qui s'en occupe c'est Godard,
suvi au siècle suivant par le sieur Âuvray (Rouen, 1623). Ce nez,
dont parle Auvray, peut servh: à toute chose, savoir en hiver
d'écran, en été de parasol et à d'autres usages plus intimes.
Naturellement les louanges du nez permettent des équivoques
licencieuses et la description des narines et d'autres détails est
on ne pourrait plus dégoûtante.
L'occasion de cette plaisanterie est due à l'amour d'une jeune
^le pour un homme doué d'un nez formidable et recèle peut-
être une vengeance:
„n n'est pas toujours veritable
Que chacun ayme son semblable.
Puis qu'on void d'un contraire sort
La plus camarde de la rue
Estre amoureuse devenue
D'un grand nez à double ressort.^'
Parmi les compositions poétiques sur le nez, je rappelle celle due
^ la plume de Jacques Gorlier „escuyer de la Grand Court" et
auteur du Juvénal François (Paris, 1624). Dans cet ouvrage mêlé
^^ prose et de vers, Gorlier nous conte comment il avait un ami
intime „dont l'humeur me revenoit fort", s'amusant à tenir bonne
^ble et à y convier un „bouffon" âgé de soixante ans, très ridi-
cuJe, grand buveur et par conséquent doué d'un nez gros, bossu
^* rouge. Cet excellent ami du poète à la fin du dîner, après
avoir enivré le bonhonmie, s'amusait à lui jouer le tour le plus
P'^'sant du monde (au dire de Gorlier), c'est-à-dire il „se jettoit
^^'^ caste trongue enluminée et la pinçoit avec tant de violence,
^^'^ le sang en découloit dans un verre copieux qu'il tenoit à la
^aitxci çg q^j faisait „pâmer de rire" toute la société. Le sieur
^^^lier, inspiré par cette aventure, composa une „fantaisie" sur ce
^^ extraordinaire et cette fantasie n'est qu'une sorte de capitolo ^
^^* lui permet d'enfiler un grand nombre de vers de ce genre:
I ^ * Pour ces horreurs physiques je renvoie au Berni, au Franco, au Bel-
^^^^^nî et pour la France aux recueils cités et surtout aux œuvres des con-
^Î^rains de Régnier.
222 P. TOLDO,
„O nez plus ronge qn'éc&rUte,
Nez qui plus qu'on Soleil édate,
Nez de pourpre getnlien,
Nez fait d'un rayon de planète,
Plus monstrueux qu'une comete,
Et qu'un fallot aérien • . ."
et ce nez est rapproché des rubis, des marbres à couleurs variées,
de l'écorce des arbres, de la croûte du pain et honoré des titres
les plus illustres. Autour de ce nez le poète crée une légende.
Comme la vendange de la dernière année a été fort peu satis-
faisante, les buveurs se rendent dans l'Inde y visiter Bacdius, et le
supplier de venir à leur secours. Bacchus console ses fidèles en
leur assurant qu'ils trouveront à Paris un nez merveilleux, re-
celant une source intarissable de vin. De même que Pantagruel,
Panurge, frère Jean et les autres personnages de la légende de
Rabelais, nos buveurs se rendent, en pèlerinage, à la recherdie
de ce nez transformé en dive bcu/eille. Ils trouvent son malheu-
reux possesseur à Paris, devant Tîle du Palais; s'approchent de
lui, remplis de révérence, en chantent les louanges et en tirent,
après beaucoup de cérémonies, une source merveilleuse d'un vin,
on ne pourrait plus exquis. Rien de plus fade que cette plaisan-
terie, malgré toul le fatras mythologique et une certaine élégance
de forme.
Aventures fâcheuses.
Relativement aux moyens de transport, nos ancêtres ne voya-
geaient pas moins que nous; l'Italien de la Renaissance était sur-
tout infatigable, mais lorsque, après les ennuis et les craintes d'une
route malaisée et dangereuse, ils arrivaient au lieu de leur desti-
nation, crottés jusqu'à la ceinture, harassés de fatigue et de faim,
ils ne voyaient pas paraître l'entrée confortable et splendide de
nos hôtels modernes. Il fallait se contenter, le plus souvent, d'une
„osteria", où Ton soupait mal, où l'on dormait pis encore, si Ton
ne préférait avoir recours à l'hospitalité de quelque curé, chiche,
malpropre, dont la maison et les lits recelaient déjà des hôtes
constants et fort peu agréables.
Bien avant le Berni, dans les sonnets, par exemple, de Cene
de la Chitarra d'Arezzo (éd. citée), on entend déjà de ces plaintes
et l'on en trouve des traces chez Antoine Pulci, ^ auquel on sert
pour souper, une vieille poule, dépassant en résistance le cuir.
Ces plaintes se renouvellent chez le Burchiello,^ chantant le mau-
vais gite et la mauvaise table et chez Bernard Bellincioni,^ qui adresse
là-dessus une épi tre en vers à son maître Laurent de Médicis:
^ cfr. Raccolla di rime antiche toscane, vol. m p. 301.
' Sonetti del Burchiello, del Bellindoni etc., éd. de Londres, 1757 p. 91.
115. 116.
3 éd. Romagnoli son. 138. 141. 90.
POéSIB BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 223
»iQnesto, Signor, ti fo in nna osteria,
Anâ mi par più presto ano spedale;
£11' è la penitentia al naturale
£ 1' ostiero è fratel de la pazia."
Mais c'est là un fou, qui connaît fort bien ses intérêts et qui ex-
ploite, on ne pourrait mieux, les malheureux, qui tombent sous
ses griffes. Notre poète est obligé d'avaler im certain vin „che a
Bon ne ber non po' far maie''; il essaye la resistance de ses dents
contre un pain, que la moisissure a orné d'une barbe vénérable
et pour surcroit de malheurs, il doit se coucher dans une chambre
ouverte à tous les vents
„Che '1 tetto mi par Argo da cent' occhi/'
11 arrive, une autre fois, à notre Bellincioni de loger chez un
prêtre, dont il peint la générosité, dans un vers très expressif:
„La sua casa è un mar! qnando vi piove.*'
Un camarade du Bellincioni, messer Matteo Franco,^ s'adressant
au même Laurent le Magnifique, lui expose des aventures, qui
rappellent de près celles qui vont inspirer sous peu la muse en-
jouée du Bemi. Notre Franco, après un malheureux voyage, de-
vient l'hôte d'un „Piovano", qui le loge dans sa „pieve strana, e
maledetta'' le faisant coucher au milieu de:
„Palei, pidocchi, cimici e forfecchie"
et excusez du peu. Décidément les curés en veulent à messer
Franco, car un autre „piovano", après un dîner capable d'ôter
l'appétit aux plus a&imés, lui offre un lit où:
„v* eran dentro schiere
Di certi cimicion come monete,
£ tutta notte attesi a far comete.'*
Ces troupes de punaises, seront transformées par le Berm', dans
les armées que Xerxès envoie contre la Grèce. Il n'y a qu'une
suDple amplification.
Dans un troisième sonnet, toujours adressé à Laurent de
«ïédicis, et toujours sur le même sujet, Matteo Franco renchérit
^'' les détails d'un mauvais souper:
„Timido aceto avemmo, et olio ardito,
Insalata, anzi sciocca, passa, e dura:
Pan che iacea salnitro per le mura.
Vin vecchio, tondo, quadro e rimbambito.'^
^ camarade Louis Pulci a des descriptions pareilles, celle, par
^^ïïiple, d'un dîner, où un paysan transformé, pour l'occasion, en
^*^^stique, trébuche et renverse les plats ^ sur les conviés et les
8^ ^Sonetti di Matteo Franco e di Luigi Pulci, éd. Rossi, 1759 p. 83.
2
éd. citée p. 142.
2Z4 ^- TOLDO,
descriptions de nuits malheureuses et de dîners ridicules se multi-
plient sous la piume de tous ces joyeux confrères. Voici le Pistoia,'
chantant, de même que le Franco:
„De 1' insalata mal «ondiu bai U^so
E pan piloso più dor che un sasso:
Filava el vin per la paura fotte."
et qui est abh'gé de passer à son toar, une fort mauvaise nuit:
In certi lÎDioletd di saccone"
aussi propres que la uappe:
„Una tovaglia lavata col grasso
Che moslrava la mensa pei le porte."
L'Arétin, tout en vivant dans un milieu plus splendide et ne par-
tageant pas les misìires de ses confrères en Apollon, dut cepen-
dant connaître les mauvaises tables, comme il connaissait, sans
doute, les mauvaises compagnies. Au moins ou est porté à le
croire, en lisant la description qu'il fait dans sa Cortigiana (V. 15)
d'une certaine salle à manger, oii „si mangia sopra una tovaglia
di pin colori che non ¿ il grembiale dei dipintori". Dans les
vers du Strazïola, nous entendons répéter la description d'une nuit
passée au milieu de toute sorte d'insectes.^ Ce sujet est toujours
le même avec plus ou moins de détails. Tout le monde connaît
le capitolo célèbre du Berni sur l'aventure, qui lui était arrivée à
Povigliano, où le curé du \'illage avait voulu le loger, coûte que
coûte, chez lui. Ce curé est une sorte de pédant, qui introduit
le poète, dans sa maison, à travers les orties et les épines, qui
l'entourenL Le dîner se compose d'un potage fort noir et d'an
goût douteux, d'un vin aigre et la vaisselle est en harmonie avec
le contenu. Le verre, par e.iemple, sue de honte el ne peut se
tenir debout, et le Ut n'est pas certainement meilleur. Ses draps
sont blancs, comme le fond d'une marmite:
„Paieran cotti in broda di fagiaolì"
et peuplés des hôtes bien connus, livrant une bataille formidable
au malheureux, qui ose se coucher. De même que les matelots,
qui s'échauffent, en agitant leurs bras, notre Bemi passe la nuit,
dans un mouvement continuel, se souffletant pour chasser et luer
ses terribles ennemis, caressé de temps en temps des ailes des
cha uves- souris, volant librement dans cette chambre^
Mattio Francesi dédie, à son tour, un (apitelo à la Maia netti,
où il coucha dans une misérable auberge après avoir soupe d'une
couple d'œufs sans sel. Le Mauro, en faisant ta description de
son voyage à Rome, n'oublie pas non plus les ennuis que son mU
> éd. Renier pttC XX son.iti: éd. Cappelli -Femri p. So. 93.
* cfr. l'aiticle de Mr V. Rossi dan; le GÍotu. Stör, della lell. il. XXVT
POéSŒ BDIU.ESQDE FRANÇAISE DE LA RBKAISSANCB.
225
mid cause et pins tard l'Abati, dans son Fíaggió, répétera les denx
■ntees motifs, le souper composé „di sposo gallo" et d'une poule
l^e l'âge a rendue vénérable et le lit, oit ¡I attendi avec impa-
ïtieDce, la pointe du jour
In nero letlo a ritrovar l' iiiirora."
Il n'y a, A cette époque, qac messer Francesco Coppetta, qui
chante les louanges de „1' Osteria", mais il ^il bien qu'il soutient
par là un paradoxe, non moins évident que les /oJi de la fièvre,
de la pestilence etc. formant les délices des autres poètes de son
temps. Il arrive en outre que, dans ces cabarets, on rencontre des
pédants et des fâcheux, lorsque le fâcheux ne vous rend pas visite
diez vous, ou ¿ l'Eglise. Cesi là une inspiration tirée d'Horace,
mais le fâcheux italien se confond, le plus souvent, avec ce pédant,
auquel les poètes et les prosateurs de la Péninsule avaient dédié
une littérature tout entière.
Dans la poésie française, on rencontre, à tout moment, les
sujets inspirateurs des poètes burlesques de l'Italie et Régiùer est le
premier, que je sache, à s'y essayer. Dans sa dixième satire, il
itons expose comment sa mauvaise étoile le ni tomber sous les griffes
d'an fâcheux et ce fâcheux s'empare de lui, comme une araignée
de sa proie, le mène à sa maison, l'oblige de partager son dîner
et Ini fait si bonne chère, que le malheureux poète est forcé de
prendre la poudre d'escampette. L'inspiration tirée du Bemi est
ici évidente. Mais sa fuite le fait tomber de fièvre en chaud mal,
car, dans la satire suivante, on le voit dans une chambre sale,
sombre et remplie de toute sorte d'ordures.
Dans le Cabinel safyrique. que nous connaissons déjà, les con-
temporains de Régnier, savoir Sigognes, Motin, Berthelot, Maynard,
s'amusent (ort souvent à des descriptions pareilles, mais sans
ancone originalité. Voici, par exemple, ce que chante, à ce pro-
pos, le sieur de Sigognes, réunissant la mauvaise table et le
gîte, selon le type commun à tous ces rédts:
„Entre la pace n b panaise
^^^ Sans chaire ny uns tabouret
^^^1 Je sais ici mal ì mon aiie
^^^^L Desïus le lict d'un cabaret
^^^^^^^^H Riduil sans besoin de dielte
^^^^^^^^^h A faire un malbeureux repas
^^^^^^^^H De deux <Eufs en une omeiclle
^^^^^^^^^ Et Dianmoins e
^^p}D Loreu
^ppédauta, c
it joai gras .
I Lorens, d'après Régnier, répète la descriptioi
i repas de
Que dispale
le couper o
et dont la malpropreté est telle que les mets les plus exquis ne
p«nn-ent exciter l'appétit de notre auteur. Ailleurs (voyez Tricolet,
tuia. FhiL XXV. ¡.
J
220 P. TOLDO»
Variétés bibliographiques p. 290) il a le malheur de rencontrer un
fâcheux, dont il ne sait comment se débarasser et il se trouve par
là dans une autre situation identique à celle de Régnier. Un
autre fâcheux se présentera ensuite à Angoulevent, qui aura beau-
coup de peine à se tirer d'affaire. Cet inconnu s'approche de notre
cadet, tandis que celui-ci contemplait le spectacle de Paris, à la
tombée de la nuit: il l'oblige de se rendre dans un fort vilain
logis et d'admirer, coûte que coûte, une collection vraiment extra-
ordinaire, mais dont Rabelais avait déjà donné le modèle:
„Pour le premier article une aulne d'arc en ciel, . . .
Une dragme des fleurs de Jeanne la pucelle,
Le busque de Lays, quatre plumes de Taîsle
Du petit Cupidon"
et avec cela „les pleurs" de Marc Antoine „enchâssées en de l'oi^,
Torteli de Grandgousier, de Teau du déluge „pétrifiée", des che-
veux de Morgante,
„Un peu de la sueur d'Alexandre le Grand"
et un commentaire de PArétin, composé par un napolitain.
Dans le Parnasse des poèUs soiyrtques par le sieur Théophile
(1625), on lit une autre composition dans le même goût, les
Regrets faits sur un fascheux logis et qui commencent par une
sorte de prière, répétée dans le cours de la pièce et assez com-
mune, à ce genre de compositions:
„Délivre moy seigneiu: de ce triste séjour
De ce fascheux logis ou j'oi crier sans cesse,
Les maistres, les valets, les hostes et l'hostesse ..."
Théophile se plaît, en outre, à la description de toutes les hor-
reurs de cet hôtel; il nous représente l'escalier, où l'on trébucht^
à chaque pas, le grenier qui lui sert de chambre à coucher, et ci^
il trouve „la troupe affamée" des souris. Dans ce grenier on e^ '
exposé au vent, à la pluie et à la fumée et le lit est en rappo^
direct avec la propreté de la chambre:
„Délivre moy seigneur de tous les mendians
Qui sont dedans le lict, comme poux et punaises
Puces et autres gens taut galoux que galoises."
Courval- Sonnet dans ses Exercices de ce temps imite directeme^^
Régnier, en exposant ses aventures avec un fâcheux:
„Attentif à la messe un jour à saint Eustache
Un jeune cavalier relevé de pannache,
La botte blanche en jambe, et la gaulle en la main.
D'un curedent de roze entretenant sa fain.
Me vit devotieux, à genoux en prières."
L'aventure de Régnier se répète, dans ses moindres détails,
fâcheux tire de sa poche un sonnet, dont il menace le malheut^^
Courval et ce qu'il y a d'assez original, c'est Tétrange confu^^
POiSIB BURUSQUB FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 227
des œuvres et des mots de cet importun, confondant „camaleón''
avec „pantaleons" et chantant:
„qu'Ovide en sa meteropsicose
DesmeDt, Pitagoras en sa Metamorphose/'
Avec Sarazin nous nous retrouvons de nouveau dans un fort
mauvais gîte. Le poète est logé „à une hôtellerie" qui rappelle
de près celle de Théophile:
„Saisi d'un déplaisir extrême,
En rêvant j'attens le matin,
Dans un lit ou le sommeil même
Pourroit bien perdre son latin.
Toute la nature sommeille;
Mais non, j'ai tort, je m'apperçois
Que dans ce beau lit où je veille
Les puces veillent avec moi . , ."
Saint- Amant, à son tour, dans son Mauvais logement^ nous décrit,
avec beaucoup de verve, comment il passa une nuit blanche:
„Giste dans un chien de grabat.
Sur un infame lict de plume,
Entre deux draps teints d'apostume
Où la vermine me combat . . .'*
Quelques efforts qu'il fasse, il ne peut fermer un oeil de toute la
nuit; il voit sur sa tête voler les chauves-souris, il se croit entouré
de lutins et entend autour de lui des bruits étranges. Les souris
courent librement dans sa chambre, les cousins le piquent „d'une
fureur extresme" et il doit soutenir un véritable combat:
„L'un sur ma main donne en sang -sue;
L'autre sur ma trogne se rue.
Me rendant presque tout meseau
Je les poursuy, je les attrape.
Et sans m'épargner le museau
Pour les y tuer je me frape."
-^si que le Bemi, dont l'imitation est évidente, il compte les
*^cures de son martyr, en entendant tous les coups de la cloche,
^chant, d'éviter la vilaine couverture, qui s*oñre à ses baisers et
^ tournant de tous les côtés „comme un oyson à la broche".
Vers la même époque ce Billault, mieux connu sous le nom
^ maître Adam menuisier de Nevers, dont nous avons fait la
^^Hixaissance tout à l'heure, décrit, dans un sonnet, les horreurs de
crhambre, où les draps „sont blancs comme ébène" et où la
^^té le ronge de tous les côtés. La comparaison de Tébène
*^^^« comme on voit des dents aux draps de lit
Sarrasin lui aussi avait eu le malheur de rencontrer un fâcheux
. ^'est étrange qu'il le rencontre, tout justement comme Courval,
^*^On dans une église au moins tout près d'elle:
15»
J=
u assez Urd et si
G chez nioy pour
Celui qui l'airéte est un marquis, qui le force, nouvelle
avec ses devanciers, d'écouter une composition en vers,
dare d'avance, ainsi qu'Oronte du Misanthrope, on ne
plus channante:
„Je l'u déja monslrée & plndeurs beiui eaprits
Et Dul, sans me dater, n'en parle avec mespns."
Sairasin, de même que ses prédécesseurs, ne dit mot et profite de
la première occasion, pour se sauver.
Mais le maître à tous, avant Molière dans la peinture des
fâcheux, est sans doute Scarron, qui dans sa satire adressée au
maréchal d'AIbrel, nous offi^ une foule de variétés de cette nom-
breuse famille, en embrassant les deux sexes. Il y a ¡es fâcheux,
qui jouissent de l'estime publique et qu'on est forcé d'écouter avec
déférence; il y a le fächeus dont:
„Tout ce qu'il dit eil pointe d'épigrimmes",
d'autres, qui vous accablent de cérémonies:
„Je ïis un jour deui hommeä de la sorte
h'eslocader en s'offraol une porte.
Sans qu'aucun d'cui eût jamais le dernier,
El leur conflit fut d'an quart d'heure entier",
d'autres encore, qui courtisent toutes les dames et qui se croient
irrésistibles, Íes „diseurs de rien", cens qui font de longues visites,
ceux qui chantt-nt, ceux qui récitent leurs vers, ceux qui vous con-
tent, à tout propos, de vieilles historietles á faire dormir debout
et enfin les parasites, les mauvais plaisants, les admirateurs impor-
tuns et les amis de tout le monde. C'est à cetle dernière classe
qu'apparu en t:
„Le franc bourgeois, qui fait l'homme de cour.
Et quand il est chez les jrens de la ville
Qui dit tout sec, Turenoe, Longueville
1
(Se gardant bien de dor
Le fâcheux et le repas eimuyeux
chose, car on rencontre aussi:
r du monsieur) . . ."
: forment souvent qu'u
s les jours vous prie
n michant repis,
n'y retourne pM."
i pécheresses, devenues béguines, ont un
rang à part et le poète burlesque précède, par là, le plus célèbre
des auteurs comiques de ta France. Et ce n'est pas seulement
dans cette composition que Scarron s'en prend à l'engeance des
importuns. Dans une épitrc à monsieur d'Elbène, il lui conte
t dâ endurer les discours ennuyeux d'un membre de
,.... (L')imporlui;
D'aller chez lui pieni!
El le fait tel qu'oi
Les précieuses.
comment il ;
POÉSn BURLESQUE FR4NÇAISB DB LA RENAISSANCE. 229
k nómbrense &mflle des fâcheux. Celui, qui vient de lui rendre
visite, se déclare poète burlesque et lié d'amitié avec tous les
écrívaíns en renom de son époque:
„Colletet m'a iidt boire avecque Furetière.
J'ai fumé quelquefois avecqne SaiDt-Amant."
On comprend qu'au moment où Boileau prenait la plume pour
traiter ces différents sujets, ce genre était déjà vieux et n'aurait su
présenter aucune originalité, si ce n'est dans la forme.
A suivre.
P. TOLDO.
n Fiooimno.
(Fortsetzung; s. Ztschr. XXIV, 329.)
V.»
I.
Veni colomba speciosa mea
Che, al eterno, madre fusti eletta;
Refugium est qui confident in ea;
Del tuo Alessandro, madre, i preghi
accepta.
Regine et concubine, laudante ea,
A te ricorro regina perfetta:
Aperiens os meum qui nuntiare.
2.
Prego che scaldi il debole inteletto
O dolce madre, non mi abbandonare
Ch* io possa dir dell' imperio perfetto
Che Sigismondo re fassi chiamare:
Re di Buemmia imperadore è detto
Del populo Roman sanza fallare
£ come a Lucha fece arannamento
Quel sacro impero e giusto reggi-
mento.
3-
In questo canto ancor vo' che si
spande*
De' Venetiani 1' armata lucente.
De' Genovesi la sconfìtta grande
£ del guasto che a Lucha die il pos-
sente'
E della giente dello imperadore
Come contra di lor mostrar valore.
I Venetiani si fenno un' armata
La qual mandomo in nel porto Pisano
A* Genovesi si fu poi dirizzata
Ardendo là rìndrca monte e piano
E i Genovesi si fen radunata
Per volerli cacciar se de" potranno
£ un' armata fenno in pochi die
Di dieci navi e quindici galee,
5.
I Venetian, siccome mio dir snona,
Venti galee e molto bene in punto;
Nessuna nave* né trista né buona.
Ma una galeazza^ lor raggiunto
Da i Fiorentini fa con gente buona,
Experta in mare e poi '1 valor con-
giunto,
Con senno e con destrezza, a me m
pare
Che 'n tutto là mal non può capitare
6.
I Grenovesi d' animo gentile
I Venetiani andarono a trovare
^ Nel Ms. 1661 manca questo canto come pure parte del seguente 61
air Ott. 85.
* Spande. Reminiscenza Dantesca (Inf.; 26; 3).
3 // possente: il popolo Fiorentino.
* A, cioè, contro.
'^ De: forse sta per dessi.
* Sott.: era.
^ Galeazza: nave maggiore della galea, di forma lunga e piatta.
n. PICCININO.
Id nel porto Pisan, toiíiulo a vile
TuUa I' armali loro, e capitale
Non ne facea tjurìi» genie virile.
I VeDelian col senno, che più vale
Che U ïUpccbia, sltelli sì serraron
Addosso a Genoveii si cacciare.
Genovesi erano in naove sette,
calce e cola n' eran diece'
Cbt de' oimici lot mai si credette
Che a trovar 1' «ndasscr, come fece.
Quelle de' Veoelìani strette strette
Il vento in nelle vele Teria bresce,*
Sicché co' remi era lor forza andare
Cht '1 vesto dava all' uno M' altro
S.
Parbino (?) era silocco, e poco stante
E Marïnaccio e poi un po' Provenza
Un po' di ponentin tanto che avante
Co' Venetian s' abbocca, poco slantc
Levante fa con tutta sua poasenza;
Be' Vcnetiali le vele gonliaro
Quelle de' Genovesi allor giù cascato.
9-
Nove galee de-' Genovesi prima
Co' Venetian si futo rìlrovaie;
Or qai di morti furo la rovina:
Pali di ferro e le lance giltaCe
E colle vele piene ne venia
La i;aleazïa e suo armali campioni :
All'ammiraglio' questa si feria
De' Gcnnvcsi, e non valse difesa
Chi presa I' ebbe seni' altra contesa.
De' Genovesi sei galee venían
Driëto a queste nove, fermamente;
Vedendo il capitan menarne via,
Ver' Genova si vollan prestamente;
Le Dove luroD prese, in fede mia.
Salvo che una che v' era il possente
Marian da Piombin che via s' andoe
E per forza de' remi elli scampo«.
DeU'i
Oh quanti
Sani e feriti per
mar trabuccare.'
Alle braccia li pigliai
Ognun sua parte assa
Come se liixKno orsi
beo diiendea
iwer lioni,
e furo
E iiivi preso il magno capitano
Di Spinola Francesco, di valore;
Chi fuggite non fusser per certano
Quelle galee e che se di buon cuore
Ognim ferito avesse, com' io spiano,
Per certo i Venetian! presi eran tutti
Là dove ¡ Genovesi fur distrutli.»
'ì-
A Vinegia lomar con gran vittoria.
Del pre^o capitano e d' altra giente
E della rotta grande fer memoria
Davanti al duce* ci a tuli' altra gienle,
E imprigionalo fu, come la Moria
Dice, Francesco Spinola valente.
Di Lucha e dell' imperio vo' contare.
Picciola Lucha, ben ti puoi gloriare
Chi '1 mondo tolto ismosso hai per
11 duca di Milan per te aiuiate,
Senesi e Geooveu, e poi il lovruio
'. Se il poeta intende dir brtseia {piccolo spiro di vento fresco),
vento brescia feria nelle vele quelle de" Veneiiaoi etc
' Trabuccare = traboccare, cioè, precipitare dalle barche nel mare.
■ AlV ammiraglio: contro la nave ammiraglia.
' Costruisci: Se quelle galee per certo non fossero ftiggitc, e se ognuno
avesse ferito di cuore, i Veneziani sarebbero stati presi dove i Genovesi
fiuon distiutli.
* Dtâce, per doge. Era doge Francesco FoicatL
»3»
A. PELLEGROn,
Impendoi le tì«k ■ govcnurc
UrnOc c mansiiclo dolce e piano
Con principi e baroa di littii degni.
sana aliti Mgai.
Fa ncevnto con gtaa r
In Lacha bella, nobile cìUad«:
L' onoi eti' egli «bbe, dir io noi polra
Poichi invino non li
Di Umesio fu ippanto > Irentna gìoino
Nel mille quattrocento trmUdae
Che in Lad» entiò t' impcndoi
■domo.'
Uh qiunU festa tn i Laccheü tnt
Vedendo qaell' imperio sì eìoconiJo
E prìncipi dirìeio a due a due
E poi baron marchen e cavabeii,
Donzelle, comi, tagua e scndierì.*
l6.
D' ogni belli idomo è sua persona.
Excellente, gentil viene e contante.
Prude Ole, fotte, siccome il dii snocia.
Giusto, cnapûâcente e temperante
Quanto mai fuise imperio di cotona,
Consiglio, onote avea con riilii taaI<^
Altiero, ornile, «obrìo et astinente
E forte, in bello spirto e intelligente;
Fede, speranza aves con carìtade.
Liberale eia, il giaio in mia œdenu,
E ben pareva degna maèslade.
TroTOSsi allor Gonfalonier maggiotc
Nicolao bttcgbi nobii cittadino,
E con molli Lacchesì, sanu enore,
Fuor della porta entrarono in camino
Andar' in contra dello imperadorci
Con riverenza ginocchioni e inchino
E drente la cittì 1' accompagnato.
E feKa e allegtessa e i grand' onori
Che fcT Lacche»* all' Imperador cara
Tulli vestiti di vari colori.
Di lana e seta quando in Lucha entrato!
Cherìci e preti dcDa porta faori
E molte ailiquie sante si portare
E cantando tolta voce: „ Clemen tissime
„Veni regìe Buëmie potentissime."
10.
E riposati furono al palagio,
A tutti suo baron fu dato stanza
Chi ríposare si potemo ad ^o,
E per la terra chi canta e chi dana
Pct amor dell' imperio a tale agio.
Pochi di ste, vi giuro in mia leinza,'
' Sigismondo re de' Romani.
* Tolgo dal Morelli {Ricordi cil. I pg. lOJ): „Lo imperadore venne ■
„Lucca a di ... di ... con Soo cavagli Uogheri. (Numero di cavagli et ba-
„roni che venneno in Italia etc.) Iji penona dello 'mpera dore con limila ca-
„vagli — . Il Re di Polonia con iz m. cavagli e looo arcierL II Sìg. Pippo
„da Fioreuza (Filippo Spano degli Scolari) fatto Capitano Generale et dandogli
„il detto iropeiadore io m. cavagli — . Lamoretlo Torco in persona con
„Il miglia cavagli — . Mess. Marsilio da Ferrara, fallo per delto impendorc
„Duca di Padova, et di Trcvigi, et dagli ti m. cavagli — . Mess. Brun
„dalla Scala, fitto pet lo 'mperadore Conte di Verona, con X m, cavagli — .
„£1 Doge de li Veneziani al suo setvigio con J m. cavagli — . El Conte
„Orano della Magna, con 5 mila cavagli — . Andrea de Patma, btlo pet
„lo 'mperadore Capitano Generale, con XX m. fanti — . Fagino Cane, EitM
„pei lo 'mperadore Vicario, et Doge della gente, con 5 m. cavagli — . Cale-
„lani siano armati a posta di detto Imperatore, corpi di quaranta di G«lie ~
„Sommano in tutto cavagli 94 m. et fanti 20 m. e corpi 40 galee. — Zaib-
te¿U' piar, di doiuello. Ragaiti: iatendì, servi gioianìssimi.
» Sotl.: per.
• Sott.: 1' articolo i.
' L' imperatore venne in Lucca I' ultimo di Mag^o e vi rimase t6 {forili
(Vedi op. ÓL di A. FeUegrini}.
IL PICCININO.
233
Cbè 1 franco Niccolò da Tolentino
Mandato fa dal comun Fiorentino
21.
A dare il guasto ai poveri Lucchesi;^
Ma poco goadagnaro, in fede mia:
Per la pianura si fdron distesi
Siccome giente piena di resia'
Ardendo ed abbruciando que' paesi,
Segando il grano la lor fantaria.
Egli era un grosso campo senza fallo:
UoDuni d' arme sei miglia a cavallo,
22.
De' fanti a pie ben mille cinquecento.
Qnando la gente dello imperadore
^ntì tal cosa, con grande ardimento
Si armaron tutti con allegro cuore:
Ben cinquecento faron, comMo sento;
Malico* conte è *1 lor conducitore.
E in neir arme costui forte e fiero ;
Armato tucto poi montò a destriero.
23.
Í-0 imperador chiamò '1 guerrier va-
lente:
»»Io ti comando che niun prigione*
^^nì di quella dispietata giente,
»Tagliati sian sanza remissione
^hì alla corona mia non è ubbidiente/'
^ispnose il conte Matico .... :
»»oanta corona, tale aflfar mi piace
j»E di tal cosa non sarò fallace.'*
F **•
^ot della porta usci 1 baron sicuro,
^^ imperador a cavai fu montato
^ alquanti baron 1' accompagnaro;
^^ Veder la battaglia, fuor fu andato,
ti
»»
E i cittadin assai su per lo muro"
Con balestra ognuno e bene armato
Se bisognasse, i cittadin sovrani;
Or ecco il conte Matico alle mani.
Matico conte gentile e gagliardo
Alla battaglia entrò sansa dimoro.
Né mica fé' come vile e muzardo*
Che colla lancia abbattè du' di loro;
Poscia la spada trasse sanza tardo,
£ la sua giente per cotal tenore
Ben seguiva, ciascun prode e valente.
Ferendo sempre sanza dir mai niente.
26.
Il capitan veggendo tal sembianti
Di que' Todeschi^ il feroce assalire,
Con ben mille cavalli si fue avanti
Ferendo con ismisurato ardire:
Tollentin, sempre gridar tutti quanti,
E que' Tedeschi ferian sanza mire
Sopra de' Florentin, con ardimento
Ferendo e dando lor mortai tormento.
Sanza fidare 1' un 1' altro di niente
Cominciò tal battaglia, com' io intendo,
À destra et a sinistra fortemente,
E V una parte e 1' altra vien ferendo.
A i Fiorentini non valeva niente,
S' eran feriti, dire : „A te m' arrendo",
Che que' Tedeschi niente intendeano
Sicché a mercè niun non ne prendeano.
28.
Que' Buemi ferìano di buona voglia
Con masse, dardi, lance e chi con
spade
* Niccolò da Tolentino arrivò 1* 8 Giugno del 1431 — . Di questo assalto,
r op. cit. di A. Pellegrini.
* Rtsia, per eresia.
* L' autore chiama sempre questo personaggio, di cui si ha anche me-
^^*^a in Pietro Rossi (R. I. S.; XX; 42) e nel Cavalcanti (op. cit.; I; 489), il
?^^te Matico o Maticho. Forse era quel conte Matillo de Tollomitz (dice
• ^ongi: in una sua pubblicaz. per nozze A. D* Ancona) che apparisce con
^.^ signori del seguito di Sigismondo nel diploma rilasciato al Marchese
^ Ì^dantova, il 6 Maggio 1432. Lunig, C, D, voi. i. 1376.
* Sott: disse.
^ Sott.: andarono.
* Mutardo = musardo: sta per ozioso.
' Sott.: e.
234
A. PELLEGRINI,
Facendo a i Fiorentín portar f^nn
doglia ;
Di segar lasciar le gente brade*
Il gran perchè tremavan come foglia.
Di loro scampo non vedeano strade,
K que' Tedeschi al ferir avizzati
Parean sopra di lor cani arrabbiati.
29.
La battaglia era grande e perigliosa
Que' dell' imperio e '1 campo Fioren-
tino,
Niccolò Tollentin non trova posa
Veggcndo la sua giente venir meno,
Giente Tedesca vede valorosa
Che della morte niente temeno;
Poi prestamente la lancia abbassava.
Sopra i Tedeschi a ferir se n' andava.
30.
Vedendo ognun siccome il capitano
Era entrato di fresco alla battaglia.
Ognun feria come guerrier sovrano
Sopra i Tedeschi eh' eran di gran
vaglia;
A que' Tedeschi il populo Lucano^
Fu grand' ajuto, se Cristo mi vaglia;
Con le balestre da van gran tormento
A quel da Tolentin, siccome io sento.
31.
Or chi vedesse quel gentil barone
Malico conte alla battaglia experto!
£ nel star parea proprio un dragone
Ardito, forte e di grandezza certo,
Veracemente pareva un lione.
Col brando, e sempre lo teneva erto,
Un valoroso paladin feria
De* Fiorentini: il capo si partia,
32.
E morto cadde del cavai di botto;
E poi a quel feria un altro appresso:
Ferillo in sulla spalla, il baron dotto,
D' un grieve colpo senz* altro interesso
Che morto il giita a terra tutto;
Un altro ferì poi e tanto in grosso
'Quante arme avea indosso li divise
E del destrieri in terra morto il mise.
33.
Ahi ! quanto d'arme ni 1 baron robusto
Non è 'n nel mondo lingua che 1 con-
tasse.
Render fa 1' alma allo Padre celate
Che con la spada un suo colpo toc-
casse.
Volgendosi aspro, valoroso e destro,
Certo pareva che vampo menasse.
E la sua giente il^ segue con ardire
E i buon Lucan ne fanno assai morire.
34.
E quel da Tolletin veggendo tale
Fortezza in que' Tedeschi e ne' Lu-
chani.
Diceva: ,Jo giuro al re celestiale
„Che questa giente son peggio che cani
„E mai tal giente vidi io si bestiale
Non curar lo morir, e chi alle mani
Viene, nissun di lor può far ragione
„D* esser li morto, e non d' esser pri-
gione,
3S.
„Onde torniamo addietro." Si dicea
Alla sua giente, e poi si abbandona
In ver' Firenze quanto più potea,
£ la sua giente drieto lui si sprona.
E cosi bella giente si partea
E giurava alla madre corona:
„In quel di Lucha mai non veroe,
„Questa è la prima e mai ritorncroe.* •
36.
Drieto ai Fiorentini sperona forte,
Matico, nobil valoroso conte:
Ben lo seguia sua giente per tal sort, e
E i buon Lucchesi per vendicar V ont^
Molti di lor mettendo a crudel mort^
Il sole andava già sotto del monte
Onde i fuggenti via lassono gire
E 'n verso la città volsen redire.
tt
If
* Brade: viene dal provenzale Braidis e vale, impetuoso, focoso,
2 Si sott, il verbo. ^ Leggi: che quante etc,
^ // = Io. Si riferisce a Matico.
IL PICCININO.
ajS
37-
li Todeschi e coi popui Luchano,
DiTinli all' ìmpcTlec fu ginocchiato
El egli il benedisse con sua mano.
Veilule avea le prove del campione,
In salla spaila a quel baron sovrano
Dji della roano, disse: Io di proinello
Per San di vos che sa ud ben vallelto.
j«.
Riposali jHÌl giorni, a parlar prese
L' imperad ore e disse: „Io vorrei
„Che voi mandaste san za più conlese
„Per <)iic)ti i qoali voi chiamate giudei,
„Fate che T^¡Dan qní a me palese
,Jsti qui sani nisi giura Dei."
Mandato fu per lor leai' altro dire
E Tur davanti a lor fatti venire.
39.
Eisendo avanli a lui que' j^udei liisli,
Lo imperador cniriiaciava a parlare:
„Vm ii dicetli in passione Crhriili.
„Che »olo Cesar ha sopra voi a Tare,
„Da che' voi tiele «otto i rniei conquisli
„Mille ducali fate dì portare."
I Malico conte chiamò sania lena'
KB dice: Tanas ibi bastalena.'
r 40.
Ud gitel londo fe'¡ poi comandoe
A que' Giudei che qui entro entrasse.
Mille dncali apportali vi Tue
Prima che di quel giro uom si giollasse.
Contetìone' auai vi si Te' sue,
E iiu convìnti, e mostra che pagasse
Hille ducati oltre più di cento
De' quali «1 conte Teron donatnentn.
41.
„Voi li diceste, dicea Io impetìeio,
passione del buon signor Yhesù
' Saiua Una; subito.
' Bailalena: a tatto pc
* C«ntesiÒne, forse SI« ]
• D^ per devi.
' SotL: era.
' Intendi: conquiatando
„Nisi Ceiarem habemus Rej^e Altiero
„Cezare sum, saper ben lo de'' tu,
„Torlo niaìuu vi faccio a dir lo vero."
Ciascun di que' Giudei umile fu,
Lo im peri er del servizio ringraziar o
E poscia a lot magioi
Poscia ]' imperador lettore scrisse
A Siena a tutte le lancìe speciale
El al prefetto che per lui venisse,
Che ai trovava a Siena in vciiladc
Detto prefeilo, perchè '1 papa misse
n campo alle sue terre onde levale
Le furoD tutte, e Vclralla la prima,
Sutri e Civitavecchia che è di stima.
«-
Onde quel genliluom detto prefetto,
A Siena con sua giente hi riJuttu
E bene in punto, signor vi prometto.
Con dugenlo coisier a suo condntlu
E dugento uomini d' arme di lui sotio
Che ciasceduQ un paladin parea;
Argento, robbe e denar assai avea.
DelU
i persona
sua gè
ntile e magno
Ben
somigliavi
1 schiatta reale
E di forteiia
non av
«a compilo,
Del sangue di
David
1 generale;
Coir
imperio .
;iedell<
: ìxt guadagno
Tutu
: sue lem
jperl
ui conquistare ,•
E da
. Sieni si
mosse
quel barone
E insieme gir
con lui
i il conte Anton
45-
Dalla Petgala, dico, il baron forte;
Da Napoli quel Carletto garzone
Con venti lance segui per tal aorte;
Questo gentile e pregialo baione
Avea sua gìenle bene gagtiärda;
as*
Axirhr v* tu im áhro campióne
Chr âaDr .... Aatcmdlo è rhiamito,
>nìaair òr* Senes sempre sUto.
40.
r>. ve:' Firenze, pd pssso srmre,
XjMäifs: Xirrxklc' da Tolentino,
Arr^iUkhriTX- fcTJ smra cercare,
vTlhf cTk ir nel!' arme cpme nn paladino,
V riuir&pe: t: Tenne, z ncm dancàare,
Konjijonifr òl Gnaldn. ¿iiemcr fino.
XirSJear mwcrosà a tal conTcgno
C :C r.-nnni: ài Finrenza avea isde^no.'
\¡;*ura»:' er* ianr s neî nnvn Pisano,
Or inmijrlia caTalb e pâù r' area
t^url M)rbeienr x rakv sovrano.
.V. r.-tft'.e .Vains ¿a Pi&a si scrirea:
Cbe coasc^ccr pmss andv salvo e
A Mì'uud:" o dc'Tinq-De £ piacea,
C¿c pies ^UL ireste e im aascnn
Cito
to.
Nà!^\^ e »cu san:' essere
Cs<sìe::e i c:>=:e tal cosa per vera
CVc *bbi* ^zi^iìs-^s cv>. comtm Fioren-
üno:
>5*\>.è ¿Î trini le::ert scriTeva
AÎ Co! est«» ac^bil paladino.
Che LoJotìcc» chi&aiAi si ijcera.
E un idiTo cbiâsiaio Arisimico^.
Ch* è da Trivisi. il » signor Ardiccione,
vCb> *n quel di Lacha era ciascun ba-
rone^
49.
Che armati sian ciascun con sua bri-
gata,
£ quince fu dalla Perula il conte.
Fmri il pnifetlD w...^ ^^ j. , . ^^^
Carìetto con le forze tanto praote.
Della lance ipnratr la mwnin,
£ come i Fiorbiîb, sobo a lor
Da Tolentin Niccolò fapitawo,
Accattalmga e Carapd sovrano.
SO-
£raTÌ ancor dal canto Fiorentino
Nicolò da San Pietro, qnel barane;
(Del Dnca di láilano fa campion fino)
Ad una rotta rimase prigione;
Dì qnaresima fn, siccome io stimo,
E d' esta rotta non ne fo mensioae;
Picdola fo, ma pur sansa conteso,
Niccolò da San Piero ri fa proo.
SI-
I Florentin di prìgion lo caTaroo
A petition d'nn Pisano Gambacorta;
Con cento lance qnel guerrier sol-
daron;
Fiero* battagliator, et honor portL
Di contra, armati, costor s'accanqMroa.
La dncal giente di dò si conforti:
„Se voi venite noi li rinceremo
„E senxa fallo noi li rompiremo
„Che Michektto è in gran diviàoiie
„Col coman di Fiorenza, certamente
„Contra di noi el non farà difenskne,
„E questo mi ha promesso lealmente.**
A Lodorico quel gentil barone
E signor Ardiodon fu di presente;
Con tutta la brigada entrò 'n camioo,
Dirieto poi lo segui Arismiuo.
53.
Chi di ver' Lucha e chi di Yetwo Siena
Tutti trovarsi armati la brigata,
E '1 conte Antonio colla &ocia strena,'
* Nome proprio. Vedi, Finzi (op. cit.).
* Leon» perchè col comun etc.
^ Di Lodovico Colonna, vedi il Cavale, (op. cit.; I; 208).
* Intend.: E a un altro etc. — Di Arismiuo, vedi il Cavale, (op. dt.;
voi. cit.; pg. cit.) e il Finzi (op. cit.).
' Litend.: E al signor etc.
* Sott.: fu.
* Sirena: forse strenua. Nel Cavale, (op. cit.; vol. cit.; pg. 106): strema
e bellicosi viri.
IL PICCININO.
237
2)î «joel di Pisa, intendi mia pensata,
Cagli altri capitani essendo a cena
Coti sua loqnentia sempre isbardel-
laU:^
^imm tatti armati, dicea, 'n sol mattino,
„£ assalteremo il campo Fiorentino.**
54.
(^xann consiglia quivi il suo parere;
n prefetto dicea: M^gli ^ buon detto.**
£ '1 Colonnese per farli piacere,
Cli^ quel consiglio avea buon effetto,
IHcsea: „Ordinon con senno e con
sapere.**
E simflmente diceva Carletto:
Da. IrÌTis, Arsimin: non furia, dice,
„Se sopra lor volete eser felice.**
55.
£ stretti a cerchio e tenendosi a mano
Finxiaron sopradetto parlamento.
U conte Antonio da Pisa, quel sovrano,
In Hartì rientrò la sera drento.
Mettere in punto fé' ciascun villano
^Ua balestra e con lor fornimento;
^ ^orì, i capitani &n comandato
^lie inuanti giorno sia ciascun armato.
56.
^i¿ non dormia quel franco capitano
^ Tolenlin Niccolò, con ardire;
^^^ ne pensa il bue, una il villano.'
-^Qtta la giente sanza sofferire'
'aceva armare perchè sapea certano
'^oie i nimici il vengano assalire
. *P*® secrete ha dal contrario canto,
'cchè di loro affar sa tutto quanto.
Po- . "•
^^ il cancellieri di subito appellava;
_ ^ìchcletto dicea che scrivesse
^ tutto r affar ú V avvisava
Che 'n punto con su giente si mettesse,
E la mattina, quando s* appicciava
La gran battaglia, per ala fendesse:
„Se in tal maniera fai, âremo honore
,,£ agli avversari darem pena e dolore,
s«.
„So che va, la volpe vecchia, piana.**
Di tutto il fatto Micheletto avisa,
Onde il comanda a sua giente sovrana
Che siano io punto sanz' altra divisa,
Armati e schierati in sulla piana
Di qua dall'Amo del terren di Pisa.
In sul mattino l' un' e 1' altra gente
Erano armati tutti virilmente.
59.
Ben gloriava Marte Dio sovrano
Veggendo tanti armati a tale armare
E tutti eran del populo Cristiano
Non per Gerusalemme conquistare
A trarla fuor delle mani del Soldano,
Ma per la fede santa disertare.*
L' Inferno ne faceva gran letitia
Che vi aspettavano anime a divitia.
60.
Tutti li Dei con Marte furon tosto
Accompagnarlo per udir tal arte,
Mercurio, Giove e Vener senza sosto,
Minerva con Nettuno e Fiuto parte
Vedendo il Ciel al suo voler disposto.
Tra tutti gli altri Dei godeva Marte
Vedendo tal battaglia con disire.
E tanti siri si presso allo martire.
61.
Lodovico Colonna, quel saputo,*
Dicea cosi: „O cavalier sovrani,
„Per esser ciaschedun di noi temuto
„Schiere quattro con du' capitani
„Ognun sia* e fia più ritenuto'
* IsbaréUllata, per grandissima.
^ ' Altro antico e simile proverbio è: Una ne pensa il ghiotto e un* altra
^<^ernaio,
* Sofferire, Nel senso di aspettare.
* Disertare: dal lat. éUserere,
* Saputo: dicesi di colui che presume di sapere. Ma è mal usato nel
'^^^^ di persona che sa il conto suo.
* Sott: guida.
' £ sarà più forte.
A. PELLEGSm,
.JI ompo DOHTO e natene tern ni."
Colale »Bat ■ (siti ri piuca,
Cbe û bccacr le sdiicrc ogmm úíms.
61.
Il conte Anton da Pì%t lo fi prímaío.'
La prima »cbìera e 1 cotopigua Cu-
letto;'
Qnel Della Pergola p'aiioro e gajo
La sMODda gviàb Ini e '1 Ptefctto
(De' Btmici non curano un dcDÜo);
La lena tchicn di virtù ricetto
Lodovico CoioDna e ino bríganlc'
La nia campagnix, le laace speuate.
63.
La quitta Kbera il SÌg Ardiccione.
Con t(» lui da Tieviti Aiinoino.
In ogni schicia v' avea mille barimi
Cbe djichedun pareva un paUdioo
E io ogni ichiera dngeato pedoni
Col conte Anton da Piia baron fino.
Harligiani, Palateli, con Ini andoe;
Di qoe«ti mai verno V abbandonoe.
64.
Da Tolentin Niccolò cspitaDO
1^ Mliiere falte avrà che* dubitava.
Niccolò da San Piero, quel lovtano,
La piima,* e Accalabriga il lecondava*
Con I' altra ichiera fu in quel verde
E Carapello la letH guidava;
La quatta condncea, «" el dir non
Da Tolentin quel Niccolò ponente.
Avea con aeco nna gran pedonaglia
Della qual non mi curo raccontare.
Sopra li alcioni schierali in biltaglia
Li lor niinici stavano' aspellare
Che sapeano tutta la lor assembraglia
Gridando, Duca Daca,
67.
E sopra Niccolò con ■•
Ch' Í da San Pietro, qui
Feline forte i! baron d"
Maniaconioso e
(Che d' ira nun ti rodeva d
„SI provveduto liom Bon |
Dice in tra ti; e poi giidai
„Ferite %a; alla morte. alU
68.
(
Ben lo scgnia tutta la ma WcaU,
Ognun più ñero che lion e yafiatle,
E la &ua lancia il buon conte abbai-
Primo che scontra abbaile di pi
La lancia in cento peni la fiaccata.
Trasse la spada poi arditamente
E lopra a Carapello un colpo dava
Che in piana terra per foru il mandava.
69.
Di tal viitii laMÒ quel capo gir«
Chi lall I poco a togli eili la vita.
La gente sua vendendol ti (eiirr.
Il seguìlavan come gente ardita.
I Mastigiini 1 pii, con buon volere,
A chi cadeva toglievano la viu
I
' Prinime: primo. Dmle (Inf.; V; 1): Cosi disci
* Int.: a guidare la prima schiera furono etc,
* Brigante: Soldato a piedi. Soli,: goidò.
' C/u: delle quali.
* Sott: guidava.
■ Int.: e Accatabnga che lo secondava etc.
* So«.: ad.
L del cerchio p
I
IL PICCININO.
239
£ de' pedoni faœvan tal macello
Ch* en una scurità pur a vedello.
70.
E Carapello allor rímase preso
Con moltrì altri baron per tal tinore.
£ vedendosi allor cotanto offeso
Da Tolenlin, il gentil feritore,
£ per avere la sua gente difeso,
Nella battaglia entrò con gran romore
Con Cattabriga e con le sne masnate
In sulla veste le lance abbassate.^
7'.
Addosso al conte si mise a ferire.
Sicché molti di lor ne scavalcaro.
Allotta cominciarono a fuggire
£ 1 conte li sgridava a tal riparo:
„Voltate, non v' incresca il sofferire.** *
Allotta entrava in nello stormo' amaro
Dalla Pergola il conte grazioso
E *1 prefetto da Vico grazioso.
72.
-Ahi quante prove fé' quel giovinetto
Ch' è d* Agnolo dalla Pergola figliolo!
Primo che scontra, fé* dell* erba letto ;
^upp^ la lancia e poi nel folto stuolo
^Itre si caccia; e quel gentil pre-
fetto,
^ome sparvier in sulla quaglia, duolo * ;
"rinaji che landa rompa sua persona
^1 abbatte quattro, come mio dir suona.
73.
niente valeva lo ferire,
Ma
**^ da San Pietro Nicolò valente
I>i
I>a
In
<)iiei del Duca assai facea morire ;
^ era via a quel baron possente
^^ni luoco pel suo grand* ardire,
^arletto il seguía, s* el dir non
mente.
f^*^otta alla battaglia entrò su poi
*-^<lovico Colonna; e tutti i suoi
74.
Entrar con lui, quelle lance spezzate,
Arismin dietro a lor con Ardiccione
Sopra ì nimici colle lance restate;
Lodovico Colonna prò barone
La sua possanza mostrò *n veritade.
La lancia abbassa il valente campione
Ad un; con tal virtù lo feri forte
Che M cacciò del destrieri e dielli morte.
75.
Quelle lance spezzate ogntm seconda
Ferendo tutte con grand* arroganza.
n Colonnese, cui gran forza abonda,
Trasse la sua spada (rotta la sua lanza);^
La prima schiera passa e la seconda.
Dinanzi ognun li fugge per dottanza,
£ quel da Tolentin vede sua giente
Fuggir: meravigliosi fortemente
76.
£ dimandava a suoi: „Chi è costui
„Che si soletto la mia gente caccia?**
£ tosto li rispondeva un de' sui :
„Li huomini come rape fende e
schiaccia ;
„Credo che il diavol sia e non altrui^**
£ chi pur può, a suo scampo procaccia
Di fuggir quanto può per que' sentieri.
E i nostri li segui van volentieri
77-
Or chi vedesse Jacopo valente
Che è di Siena e Boldruin da Soragno,
Polo, Alibrando, cavalier possente,
£ Pierin Turco di possanza magno,
Da Cimasola, se*l mio dir non mente;
Bartolomeo e Piero suo conpagno
Che de* Visconti si faceva dire.
Tutti ferian con valoroso ardire.
78.
Delle lance spezzate eran costoro
Abbattendo i nimici e scavalcando
* Sott.: avendo.
* Sofferire: sopportare. Cavale, (op. cit.; I; 129).
* Stormo: adunanza di uomini per combattere, dice il Diz.
* Sott: portava.
^ Lansa, per lancia. Sott.: Essendo stata.
' E non altrui = e non altri.
242
A. PBixBORnn,
E morto 1' abbatti sopra la via
E sopra lor ferìa con gran dispetto:
A ogni luoco ^li era dato via.
Assai sostenne di vfto ' Ì1 prefetto:
E '1 conte Anton e 'l Eenlil Colonnese
Contra i nimici ster setnpre a difese,
96.
Ma niente valeva, la loi contesa
Che la lor gente tulla in fuga andava.
E que' de' Fioreatin aüa distesa
La da cai gente se m pi e seguitava,
AI conte Anton di ciò forte li prese,
E 'l Colonnese a lui si rivoltava:
Verso di Marti spronar fortemente
Veggendo fuggir vìa tutta la lor gente.
97-
E Micbeletto siegue li sconñlti
Ducbeschi: uecì'.le con grande iniqui-
tade;
E que' pedon di Marti ú perfetti
Tutti eran tnisi al tagtio delie spade
Si cbè le dure voci degli afflitti
Faceano un tuono accesso di pictade.
Combattendo incakiando e scavalcando,
E di molti prigion g i van pi g I Un ilo.
98.
Di Marti fino alle poilc cacciaro
La ducal gente con grievi martiri'.
Più di trecento pHgion si pigliaro.
A sella vote V i molti destrieri.
Quanto vendesti lor tuo saper caro,
O Micbeletto, a' Dncheschi guerrieri:
Gran quantità dì morti e dì feriti
E di gagliatiii gentili e ardili,
99.
E riposarsi in Marti quella sera
Con grande sìÌsddo la ducbescbn genie.
Ai Fiotentin fu nolo siccome era
Il campo rotto del duca po^senle:
Le campane suonaro alla primiera.
cioè, inver
' Martiri.
Reminisc
. Dantesca.
» Sott.: acc
endono.
• A luce: ¡1
• Fie, forse
per, fia e
quindi, sia.
' SU, forse
per, COMC
(come dice
Su *o ogni torre il fiioco* di presente
Perchi Io vcggan tutte lor castella
Che mai non ebben la miglior novella.
100.
Tu si vedevi '1 fuoco a San JinHano
Perchi da Lucba bene si scorgi*,
E simil, Monte Chiaro e Mon Sommano,
Pistnja, Prato colla Scarpirìa,
Simil Pescia col Borgo a Buggiano
E Volteira, per la fede mia.
Tu vedevi fuoco al monte Saminiata.
Barga, Valdriana e in ogni lato.
Di tal cosa ben puoi far baldoria,
Firenze, e a Micbeletto render gratia
Cbe t' ba scampaio, come dice mia
Di lingraEÍarlo non ti veder »alia
Chi mai di te non era più memoTÌa
Per la vìrtii che in lui tanto si spalla;
A luce' t' ha rendala un tal affare
Ni con laudo di tuie operare.
Tempo non era di tutta penitenlia
O mal adetto Giugno primo die:
O Diavol com' bai tu tanta potenlia
Che ab eterno ricordo ne fie'?
O maladetta stella e tua influenti«
Che il Duca di Milano percoso ha sic*,
E molte profetic tu hai mancate
Cbe 9) do vea disfar quella cittade.
103-
Anco ne viro in bella e gloriosa
Speratila ancor di vederti punita
De' tradimenti e della brutta e
Che voi usasle, o falsi sodomita.
Le nove piaghe alla croce famosa
Di cotal atto a cbi piii puö sì Tnnta,
Orribil visio tua natura prende
O quauto per quest'alto Dio l'offende!
a il basso popolo) e quindi, ctaL.
I
I
I
r
IL PICCININO.
243
104.
La spada di lassù non taglia in fretta,
II tuo buon Dante tcstimon si rende.
Quél Gesù Cristo, gìostitia perfetta,
(Jnicuiqne vera trìbnendo,
Secondo 1' opre tue, malvagia setta,
Non si ritardi che per tempo essendo
A te non paja, e tu o dolce Iddio
Provede, etemo padre giusto e pio.
105.
In sono stanco e tutto pien d' affanno,
Però mi voglio alquanto riposare.
£ voi vi poserete col buon anno.
£ poi dirò nell' altro mio cantare
Come l' imperio a Siena con affanno
Andò, e anco vi vorrò narrare
Del Piccinin la rotta ismisurata
Che in Voltolina a Venetiani ha data.
Finito quinto canto.
(Continua.)
A. Pellegrini.
16*
Frani caillou] lat cocfaca (vgl. Rom.xxix, 43881). —
Laut- and BeaeDtnogswandel (vgl Rom. xxix, 583 L).
verdeo :
; nicht 1
t aoter Donner und Blitz
kündigt; iDÖgen sie uns bei dem AafsQchen von Woitgieichungen
noch 90 gebieterisdi tor Augen stdien, wir selbst babeo sie erst
ans Woft^eicbfmgen abgexogen, za denen wir auf primitive Weise
gelaugt sÊod. Diese allgemein befabrene Bahn habe ich nicht ver*
lassen ab ich Rom. Etjio. U, 13 ff. der Ait nod Meoge lautlicbef
tUKi begrifllicfaer Überein.s ümmmi gen eine unmittelbare Beweiskraft
bennals; imd w» mir „soit par pusillanimilé, soit par principe"
hier nicht su folgen vermag, den bitte ich wenigstens zu sagen
«eldie wesentlich andere Beurteilung des von mir dem lat. cochUa
nnlergeordoeteo romanischen Stoffes überhaupt möglich wäre.
Welche „wesentlich** andere; denn dafs im Einzelnen genug sa
ergânien, za tilgen, ni bericfactgeo ist, das habe ich teils \aa
<.-omherein ingestandeo, teils ergibt es sieb ohne Weiteres aus der
skizzt^nhaflen Form die ich gewählt habe. Ich will nun eine gani
kleine Partie meiner Darlegung — nämlich die auf welche A- Thomas
mit dem Finger hingewiesen bat, in die Masterform umgiefsen,
mufs mich aber dabei auf die mir äugen blick lieb zur Verfügung
stehenden Thatsachcn beschränken , obwohl mir keineswegs entgetÄ
daTs Manches noch gröfserer Aufklämng bedürftig ist.
Wenn wir die dunkle oder siriltige Herkunft eines Wortes iu
Licht seuen wollen, so werden wir uns zunächst nach Wôrtetn
umschauen die mit ihm in einem handgreiflichen Zusam
stehen; an das Axiomaliscbe reichen wir hier freilich bei Weitem
nicht berat). Niemand bezweifelt dafs in caillou derselbe Stamm
enthalten ist wie in caü, chail, 'lie, ohne dafs sich die UnmÔglÎdi-
keit des Gegenteils erweisen liefse. Ebenso sicher erscheint mir
dafs das norm. pik. caytux, eaHleu „Miesmuschel" kein ander»
Wort ist als das franz. caillou, alt und md!. auch cailleu; nur sage
ich nicht daTs ich diese Meinung „pour ríen au monde" aufgeben
würde — fììr gute Gründe ist sie zu haben. Solange solche nicht
vorgebracht worden sind, halle ich daran fest dafs für cai/ eine
Herleitung nicht angenommen werden darf die nicht auch fur
•raillm und für cayeux pafsL Endlich ist die dritte Entsprechung
im Auge zu behalten, nämlich die zwischen franz. caillou, prov.
ealhau und port ntlAae (von Raynouard, Dies, Littré, Körting med:-
1
FRANZ. CAILLOU | LAT. COCLACA. 245
wnrdigerweise calhäo geschrieben). Von dem zweiten Wort ver-
matet Diez, ohne triftigen Grund, dafs es entlehnt sei, von dem
dntteD behauptet er es, ohne Angabe eines Grundes.
Ich bespreche zuerst Meyer -Lübkes Gleichung chaüt caillou \
gall. *kUjoy ^kalljov- j kymr. caill „Hode", Plur. ceilliau (Ztschr. XIX,
96 f.). Über das Besondere dafs die Singular- und die Plural-
form ohne Unterschied des Sinnes im Romanischen fortleben, geht
Mejer-Lübke hinweg. Auch das was er über „Stein" | „Hode"
bemerkt, hatte meine Bedenken nach dieser Seite hin nidit zer-
streut; jetzt allerdings könnte ich ihm zu Hälfe kommen, nachdem
ich gefunden habe dafs deutsches Stein^ dän. stem (vgl. schwed.
pMgsim), engl, s/one, kymr. careg, ir. doch, gael. dach neben der
Bed. „Stein" auch die: „Hode" besitzen. Dieses doch gehört, nach
Stokes -Bezzenberger, zusammen mit kymr. caül zu *kal „hart sein",
auf das Andere caillou ohne Weiteres zurückgeführt haben. £s fragt
sich wohin kymr. cell/ und callcs/r, cyllestr (bret. kaillastr) „Feuerstein"
za stellen sind, welche man ebenfalls als keltische Verwandte von
uaüou angesprochen hat. Es bleibt aber bei der von Meyer - Lûbke
gefundenen Deutung der französischen Wörter eine Schwierigkeit
ober die ich durchaus nicht hinwegzukommen vermag. Darf man
in kymr. ceilliau ein gall. *kalljoV' sehen? Allerdings entspricht
kymr. -«« (alt -0«, später -«/) einem gall. *-av'es, -oif-es (vgl. Lu-
i9Ms), aber das ist die Pluralendung von »-Stänmien. Sie hat sich
vie andere Pluralendungen im Kymrischen und im Brittischen über-
haupt weit über die Grenzen ihres ursprünglichen Gebietes aus-
gegossen. Vielfach hat sich daneben noch die oder eine ältere
Endung erhalten, z. B. (llygad) llygaid und llygadau\ [Ilo) lloi und
^> [fforch \ lat /urca) ffyrch und fforchau, oder es haben sich
beide Endungen miteinander verschmolzen, z. B. [doch \ mlat. ciocca)
cfych und clychau; [sani \ lat sanctus) saint und seintiau; am Deut-
Msten ist das ersichtlich in dem dreifachen [ty) tai, teiau, tyau.
Innerhalb des sekundären -0«- Gebietes hat wiederum ein unter
bestinunten Bedingungen entstandenes -i-a« um sich gegriffen.
Wenn nun auch diese brittischen Analogiebildungen nicht nur, zu-
folge den Schwankungen und Abweichungen, in die jüngste Zeit
Iwiab, sondern teilweise, zufolge den Übereinstimmungen, in frühe
Zeit hinaufreichen, so dürfte es doch sehr kühn sein sie schon
¡Jem Gallischen zuzusprechen. Ob alte Zeugnisse für ceilliau bei-
cubringen sind, bezweifle ich; der Plural war und ist wohl von
diesem Worte nicht gar zu gebräuchlich, man sagt häufiger: y ddwy
^däi (bret. ann daou gell). Sodann aber möchte ich die Frage
anfwerifen ob nicht ceilliau ein ebensolcher Plural ist wie seintiau,
niit andern Worten auf einen Sing. *call zurückgeht. S. Evans führt
'later „testicle" an: caill und ceillen. Das letztere ist eine Singu-
htivform, welche einen Plural caill voraussetzt; vgl. z.B. í/íf/ „Blatt",
Rw.áai/ „Laub", davon wieder deilen „Blatt" (daneben dalen, Plur.
^*iw«). Gleichbedeutend mit ceillen ist eirinen, das aus eirin
»Hoden" („Pflaumen") abgeleitet ist. Das pluralische caill mag
X46 B. SCHCCBARDT,
duich àas daneben aufliommende ceiltiau in die Siagnlarbedeiitiu _
gedrängt worden sein. Ganz ebenso bl dtigr „Thrâne" eigeatJicfaM
Plorai zu dem gleichbed. dagr (daJber singularisiert ; deigryn),
dieser Funktion aber durch dagrau {drigrau) iiiseUt; so sagt der
Nordlc)-nue taint („Heilige") für den Sing, tant, u. s. w. Kjmr. *(aU,
faul, sa erklärt, stimmt so brei. kall, ktH, nur dafs dieses männlich,
jenes weiblich bt {vgl. dtr, du Hod<), und demnach müssen wir J
wohl für das Gallbche *kaU-o i^kall-ä), nicht *kaU'jo ansetzen. Ditfl
zweite Form hat in dem ^\. caUiomaTots „Huflattii;h" keine festa V
Stütze; in dem ersten Teil dieser Zusammcnselzuag kann nur ein '
Wort stecken das „Huf"- oder „Fufs" bedeutet {vgl. tqui ungula,
Roíshíf, pas-d'âne oder saioS de eheval, colt's foot. kymr. (am yr
fbol, brel, pao-marc'h, troad-march). Das Bretonische kennt noch
kalc'k .,Hode" ¡ *kal-ko. Das alür. taullatk webt auf einen «-Stamm
zurâck. Schliefslich wird durdi die getrennte Verbreitung von
iailiou, talhao die Wabrscbeinlichkeit keltischen Ursprungs noch
gemindert, die nach der Zahl der sichern Ergebnisse sowie nad)
gewissen allgemeinen Eiwägongen für ein romanisches Wort über-
haupt keine allzngrofse bu Wie anders als diese Gleichung
Kwbchen taillou und ceiltiau wirkt auf uns die ein welche Mcyer-
I.übke selbst unmittelbar nach dem hier erörterten Artikel biingl,
zwischen lad. {obwald.) carmun „Wiesel" und einem aus dem
Deutschen und Litauischen nur erschlossenen gall. *karmdn-.
Kellizität dieses Wortes scheint mir, wenn ich das bei dieser Ge-
legenheit ervi'ähnen darf, durch das ínschríftliche Carmo Aditami Hb,
erwiesen, das ich bei Holder angeführt Ende (auch die Römer
kennen Mustela als Männenaamen), und überdies vermute ich 'kar-
mon- sowohl in kyrar. carhum m. „Henneiin" {^Ihvni „nackt"?)
als in breL kaerd w. „Wiese!", das durch die Analogie des frani.
belette nor beeinflufst sein würde; denn die Ähnlichkeit beider
Wörter ist zu grofs um als eine ganz zufällige zu gelten, ander-
seits entspricht dem breL katr „schön" nicht kymr. ear*, sondera j
cadr „stark".
Gegen calculus \ chail, woran Thomas festhält, habe ich an sich '
Nichts einzuwenden. Ein vulgärlaL eauculus ist allerdings seit vi
haltnismäfsig früher Zeit und häufig belegt; darf man aber mit
Meyer-Lübke annehmen dafs dadurch auf dem ganzen Gebiete
ein 'cactus ausgeschlossen wäre? Ober das Verhältnis von caitlim.
zu chail schweigt jedoch Thomas. Das schon von Littré bean- -J
standete Suffix -avus wird im DicL gen. wieder aufgewärmt 1
von Meyer-Lübke neuerdings abgelhan. Indessen hätte er nicht \
sagen sollen „dafs prov. -au, afr. -ou, -0, -eu sich nur unter -com,
-au vereinigen lassen"; er \iaX, fau, fou, fo, feu \ fagas vergessen.
V. Henry Les. étym. du breton moderne S. 50 ist geneigt die
lateinische und die keltische Herleilung von caillou miteinander in
verknüpfen, wobei sich im Romanischen Urverwandtes (kelL *kal-tto-
„hart", lat. caltum; kelL 'kat-ko- „Hode", lat calculus) wieder En-
^ngefunden hätte. Dafür dafs die Grundbedeutung von eaillam
\
I
t
FRANZ. CAILtXJD LAT. COCLACA.
247
die des HarLen sei, wird angefiihrt „que sur loute la cate eaíllou
signifie .rocher'". Es kann sich ja mit caiUou ebenso verhalten
wie mit pierre \pttra; aber die Sprache Itann auch umgekehrt vom
Kieiaereo zum Gröfseren vorgeschritten sein, wie ja die lat Dichter
silex im Sinne von „Felsen" gebrauchen. Von der Endung in
eaiüou redet Henr>' nicht
Wenn diese etymologischen Versuche der Forra caillou nicht
Herr werden, so berücksichtigen sie cailleu „Miesmuschel" nicht
einmal. Man könnte nun sagen: indem ich von vornherein Beides
zusammenstelle, gelte mir die Ähnlichkeit zwischen den beiden
Dingen als eine ganz augenßllige, und ich dürfe demnach einen
besondern Beweis für die Entwickelung „Kiesel" ¡ „Muschel" nicht
verlaogen. Ich bin kurzlich auf dem Gerolle eines Flusses hin
Vond her gewandert, und habe mich davon überzeugt dafs die
zwar die mannichfaliigsten Gestalten zwischen Kugel und
Jicibe aufweisen, zum gröfseren Teile aber doch solche welche
1 dtr verbreitetsten Muscheln mehr oder weniger ähneln. Da-
i suchte ich mich in den Vorstellungskreis einfacherer Menschen
1 versetzen , und V^h begriff es dafs man die Steine nach den
Uuscbeln mît denen sie die Wiege teilen, benannte, das Unorga-
nische nach dem Organischen, das doch zunächst Aufmerksamkeit
und Teilnahme enegte. Kurz, die AufTassung der Kiesel als
falscher oder todter Muscheln, oder geradezu als versteinerter,
dünkt mich natürlich. Hingegen vermag ich mir die der Muscheln
als KJesel nicht zu vergegenwärtigen, und man wird sich dafür
auch nicht auf die Bezeichnung einer gewissen Schnecke als Buc-
cinum lapillus „Sleinchen" berufen. Eher auf die eines platten
Kuchens als gaiette im Franz., das man aligemein (so auch im
Diel, gén.) von gaUl „{platter) Kiesel" ableitet; doch wenn auch
dieses wieder auf das gleichbedeutende altfranz. gal zurückgeht,
so bt damit die Forlpilaniung von gatel zu gaUlte noch nicht
Liiwii ii II — auch bleibt za ermitteln woher gal kommt.< Wenn
■ ' Ich will nur darauf aufmerksam machCD dab ICaliín anís« galltUa
p^liiffiiwicback" luch du gallttlo mit einer verwandten Bedeutung kennt.
Toslt. gaüelli «nd nach Fanfani „certi sgonfiolii di pasta alquanta dolce . . .
frílli i» padella" (úe heifsen aDch coccoli; vgl, Rom. Etym. II, 24). Piem.
golii eiklílt Zaili al» „specie di schiacciata, che li fa in forma d' un gallo,
o d'un fantoccio, quando si cuoce il pane, per dalla ai fandulli, gaietta,
focacdo, libum. popannm, gaiette". Di« erinnert wiederum an sädfranz. ^ iiu
Je fasle „coq en pite qnc l'on lait coire an toui pour donner ì un enfant"
(Muliat). HÎDgegen lafst sich ein Zusammenhang von beare, gaihrl ,,firod"
[von Weilen, Roggen. Mais), galhou „Stück Brod" mit galk, galkou „Hahn"
schwer annehmen. Anilere Wörter der Ge&talt galletto, -a weisen mit eröfacrcr
oder geringerer Bestimmtheit auf galla „Gallapfel" hin. Insbesondere das von
den franc. Wbb. verieichnete galei „Nelitjoje", welche Bedeutung das Diet.
e*n. als «weiterle technologische von „Kiesel" fa&t. Der Ausdruck ¡st iñd-
fraaiôsisch; an der Koste von Celte bedeutet gallet die .JCoikbojc" fur das
kleine Gangai (Zugniti) — in Oilspaníen bcifsl die „Kotkboje" iüt den
Palangre ¡Angelschnur) gall (vgl, kat. gall „Wasserblase", »i»g. lunir à galloi.
iUl gamre, galUggiart, start a galla). Ich halle e* nicht eininal für ^i-
248 H. SCHOCHARDT,
CS sich darum handelte Zeugnisse fär das Umgekehrte, die Be-
nennung des Kiesels nach einem organischen Gebilde, vorzu-
bringen, so würde die Herkunft des span, gui/a „Kiesel" voa gtttja
„Kichererbse" (Ztschr. XXUI, 195) ein nichi anzufechtendes sein.
Noch näher läge lat. siüx „Kiesel", siliqua „Fruchlhülse", kirchensl.
sioilia „Muschel", ska/a „Fels" (Briigmann Vergi, Gramm.' 1, 855).
Doch bedürfen solche vorgeschichtlichen Bedeutungsübergänge selbst
des fremden Licbles mehr als dafs sie Licht zu spenden geeignet
wären. Ich kann mich wohl mit der Anführung eines einzigen Be-
leges für „Muschel" ¡ „Kiesel" begnügen; denn er ist nicht nur an
sich einwandsfrei , er deckt sich auch lautlich mit den in Unter-
suchung stehenden Wortformen, und schliefst somit schon die
Lösung der ganzen Aufgabe in sich. Ich darf mir nicht das \''er-
dienst beimessen diesen Zusammenhang entdeckt zu haben; aber
ich bin auch nicht im Stande zu sagen wem es gebührt — ich
weifs nur so viel dafs Mistral zu südfranz. caiau das lat cocklax,
gr. xáyiXrjS, stellt, von denen aber die lat. Wortfonn nicht belegbar
isL Wie sich xafX^i, xoyx^i^iov im Lat. ganz eingebürgert
haben, so zwar nicht x6xXo<; (für *xoyx-^°'i'¡ "Ri- xofï-v-Xij),
das nur als Fremdwort bei Plinius vorkommt {eochloe PI.), aber doch
die uns hier insbesondere angehenden:
xoxXla<i \cochlia „Schnecke".
xà^i-rj^ „Schnecke"; Suidas
sagt: iiSoq £o»D(pioi) Tíi'óc,
wie er xo^Xlàiov deutet
als: ilSoq K,(OV^Iqv \ *eaclacu
I südfrz. eacarna „Schnecke",
radl.-frz, cai/ku „Muschel".
cockliai „lapides marini vel ilu-
mínales" (Cael.Aur,); vgl. auch
De-Vit zu einer Stelle des
Martyr, Rom.
(>tXa%, x¿xX>ig (xáxXi^).
xax^'-'^e (^° '"^ ^*^- 4 '^^
Schol. Theokr. VI, 1 2), daneben
neugr. auch xoxXáói „Flufa-
oder Meereskiesel" j coeiaeae
„lapides ex ilumine rottmdi
ad cocblearum simili tudinem"
(Paul. Diac.) \ prov. ea/hau, franz.
caillou „Kiesel".
Das Verhältnis dieser Formen zueinander ist ganz klar und schlieJst
die Annahme einer Verwandtschaft von xójjiijg sei es mit dem
lieh ausgeschlosscD dafs irgend ein Zusammenhang iwiscben galla und alüranz.
gai bistcbt; man erwäge südiranz. galo „Gallapfel" und „Spielkugelchen" (wanu
sich vielleicbt die Verben gaUja „im Siebe hin und hec schüttela", „Kiesel tön
und her bewegen", mdl.-frani. gaUr, gaeller „Steine u. A. toUeo") anichliesscn.
Auch im Slawischen haben wii diese BedenlQBEsentwickelnng: scib. gaäca,
siovi.galka „Gallapfel", Ischech. hdlka,. Gallapfel", „Kugel", „SpUlkügelcben"
[haluika „Knödel"), polo, gaita „Kugel", „ Spie Ikögel eben", nilhea. sfatta
., Kugel", russ. gaita „bunte Glaskugel" (vielleicht iit von dieser Seile her im
Anlaut bcdnBu&t russ. galjka „Kiesel", das ich filr grìech. Jfnilie, neu jföJltxae
„Feuerstein". /aUxt „Kiesel" halte). Man vergleiche noch sard, (log.) Idd-
darà, láddira „Gallapfel", ¡addia, laudier a „Kiesel" (doch will ich nicht
verhehlen dafs F. Rolla im See. saggio di un voc. etim. sardo S. 78 Utâdija
am *kipiiicH¡a eiklErt), und {¡ewisie Fortselzongen von cocÀlaa.
I
I
I
r
FRANZ. CAIEXOU LAT. COCLACA.
249
gleichbedeutenden ;[ái<§, sei es mît Hagel aus. Das Griechische
kennt in der Ableitung nicht blofs -ñx-, sondern auch -äx,-\ so
haben wir t. B. mit a friivvag „Thunfischchen", xìXaaS, „Leiter",
mit « ¿ß/Jpiil „Meerwolf" (von Xä^Qoq ..gie"'g")' öto/iff«^ .-pf^h-
lerisch" (von <ix¿^<foc, „Prahlerei"). Dem Xl&a§, -äxoc „Steinchen"
steht gegenüber das gleichbedeutende dor. ipôç^ag, -âxoç. Bei
manchen Wörtern sind wir über die Messung nicht unterrichtet
oder durch die Wörterbücher in unzuverlässiger Weise. An xoxiüx-,
xaji^Xüx- jedoch ist nicht zu zweifeln, da das a dem Jon. atu tj
von xójfíjjx- entspricht; vgl. Ïçti§,-7jxo<; ^ ^poê. '¿Ço§, -âxoç.
Wie der Wechsel von a und o im Stamme zu erklären ist, bleibt
für die Hauptfrage ohne Belang. Vielleicht wirkte xÓÀXV -.Purpur-
schnecke" ein {xôxXoç, xoyxvlr/ bedeuten dasselbe); vielleicht
xa^Xá^íiv „plätschern". Jedesfalls brachte mau dies Verb mit
xaxif¡s in Zusammenhang: rò xi/ía xaxXá^ti sei so viel wie
iptQÓfiívov èm Torç xaxXjjxaç tpo^st xai ^x^I. Es findet sich
such mit o, und I^grand verzeichnet gerade xo^iaÇw als die
l-cigentliche volkstümliche Form im Neugriechischen. Im Itoma-
■ BÌschcQ setzt sich coMca mit beiden Uedeutungcn fort; aus den
KKom. Etym. wiederhole ich hier andeutungsweise:
„Kiesel", „Stein":
„Schnecke", „Moschel":
3. (TOS, erosa, croi.
burg, crntge de rivetre
„Flufsmuschel" (liolland
Faune pop. Ill, 219),
4. (ocie, cocida, cogolo.
7. eeqiu, euco, eoeh, cuce.
9. chioccola, eliiocquclo.
14. ciecchtU, eionghelt.
Uai. croyo, cqyo „Kiesel", dessen wechselnder Anlaut Verdacht er-
regt, läfsl sich doch mit der cocklea-Gmp^e vorderhand nicht ver-
tinigen. Und ist es nun zu kühn wenn ich dieser Doppelkette
das Glied:
■ I. ceghia, caj, call, ckail, -Ue
pañfíige? Bas a für o kann ja zunächst aus xá.fXr¡^ auf cochUa
' 'flbertragen sein; es karm aber auch aus andern Wrätem stammen
die begrifflich mit co<hUa aäsozüert worden sind. Der thataäcblidic
Wechsel zwischen a und <i liegt in so viel andern aynonymcn Won-
fbimen gleichen Ursprungs vor:
t. coghia, caj.
. {cochlea ,^hildkröte" StaL
Silv.) coda, cócora,
5. eroga,
7. coca,
crasa.
II. SCHÜCUABDT,
Bcaoiiders allurdings in uj)Lii^lonter Silbe:
7. cocognt, cacagnò.
coquelit,
17. ccioille,
1. 5. cuclun.
cagoulho (àspidi Ír^nz.cíigoui/U). ■
Man vergleiche noch cogit/a — tagoult, coucùuliuho — cacaìucho, coi-
(olha — cascolila, cascabel — rascabel, cosco — rasco, eseottgassa —
cscagassa, escorcoiiía — esfarcaia ü. s. w. „Ofi en croita ce qu'on
voudra". Aber wird denn in andern Fällen, mag auch über das
eintliefseiidc Wort noch gröfserc Unsicherheit bestehen, die Ver-
tretung des o durch a in Zweifel gezogen? litwa in locusta \ pla-
nista, tortuga ¡ tariugal Ich habe schon gesagt dafs auch der
welcher die Phonetik als alleinige Herrin anerkennt, nicht sicher
davor ist „qu'il ne sòme les ruines sur sa roule". Das Diet, gún,
haut mit einem kräftigen Hieb die eine Torte in drei ganz ver-
schiedene Torten auseinander; tourte könne nicht von lat. tsrius
d. h. tortus zu lorquere herkommen, und der Ursprung \on tarte sei
unbekannt. Aber torta lebl ja fort in südfranz. torto (^ toreo) — kjinr.
tort, bret. torz beweisen weder fñr 0, noch für 0, für letzteres
neap, tarlano, kal. íórlanu „Bretzel" | tortula; die Verschiedenheit
zwischen ofFenera und geschlossenem Vokal pflegt bei gleicher Be-
deutung nicht als Anzeichen verschiedenen Ursprungs aufgefafsl zn
werden , selbst wenn noch keine passende Erklärung dafür vorliegt.
Für tprta \ Ifrta weifs ich keine; man entschliefst sich schwer daxu
an *lçrrere zu denken, das verschiedenen romanischen Formen in
Grunde eu liegen scheint, aber noch schwerer einen £infliifs von
turlitr anzunehmen, das ja nicht in dem Sinne von „Taubtf"
schlechtweg vorkommt (vgl. südfranz. couloumb, couloumbo „tauben-
formiger oder mit einem Taubenbild versehener Kuchen", itaL
colombina „tau ben förmiges Osterbackwetk") ; auch die „pâtés d«
lourtres" helfen hier nicht weiter. Mit einiger Sicherheit läfst sich
hingegen behaupten dafs tarte aus einer Verschmelzung von ¡orla
mil tarlaruin „Weinstein" hervorgegangen ist. Die Herleitung dieses
Wortes vom arab. durdi „Bodensatz von Milch, Ol, Wein" ist in
jeder Beziehung unwahrscheinlich; wohl aber haben die Araber es
ihrerseits von den Südeuropäcm entlehnt: larlir. Wie immer es
zu deuten ist, es dürfte nicht aus a Ichemistischen Kreisen staimnen,
solidem ein alles volkstümliches sein, das sich in die Gelehrten-
stuben genächtet hat. ICs wird gleich àcm/aecuìa (tpéxltj, C^êxXfj),
das von ihm abgelöst worden ist, in einem weiteren Sinne gegolten
haben, wie ja auch das span. -arab. farfar ijarlaq) bei Simonet mit
den Bedd. „Ölhefe" und „Weinhefe" verzeichnet ist, Das südfranz.
rmtso vereinigt mit den Bedd. „Weìnhefe", „Weinslein" auch die:
„Scharre" (franz. gralin), und diese letzte, vermute ich
I
1
A
FRANZ. CAILLOU { LAT. COCLACA. 25 I
dem iartarum geeignet. Die Scharre, d. h. der innere Belag des
Kocbgefafses, die angebackene Kruste der Speise ist nicht immer
etwas Verächtliches oder Verachtetes; sie bildet öfters das Deli-
kateste der Speise, die daher in der metallenen oder thönemen
Form aufgetragen wird. Der Teil gibt dann leicht den Namen
iars Ganze ab; vgl. altit crosta far crostata, franz. gratin (un ex-
cellent gratin, un gratin de pommes de terre). Und so hat sich
denn zunächst aus tortuia -\' tartaro ein tartara entwickelt, welches
so viel war wie „Scharrtorte", d. h. Torte mit guter Kruste (in ge-
wissen Gegenden Thüringens bezeichnet Scharrplatz allerdings den
letzten, aus zusammengescharrten Teigresten gebackenen Kuchen).
\\3\. tartara ist nach Tommaseo -Bellini eine „torta, fatta di pappa,
mandorle e zucchero"; nach Fanfani kommt das Wort in den
Luxusgesetzen des 13. und 14. Jhrhs. oft vor und lebt heute noch
im Gebiete von Arezzo. Cherubini erklärt mail, tartera, tártara,
tariarm als „torta cotta in tegame con tegghia sopra, e composta
di latte, zucchero ed uova insieme dibattuti" (ähnlich Monti); Zalli
piem. tartra als „vivanda fatta con latte, ova dibattute, ed aromi,
il tutto rappreso col fuoco a modo di pasta tenera"; Malaspina
parm. tarira als „torta fatta con latte, uova dibattute, mandorle e
zucchero". Man setzt die tartara dem lattar olo der Marken, der
mada Venedigs gleich. Das ältere Französisch kennt noch die
Form tartre (Littré gibt Beispiele aus dem 14. und 16. Jhrh.); indem
sich dies wiederum mit tourte mischte, entstand entweder tarte
oder (lina.) tourtro. Torta ist demnach die Stammform an die sich
die übrigen anlehnten und begriflflich anglichen; dafs mit diesen
Abarten oder Unterarten der torta bezeichnet wurden, ergiebt sich
aus dem Nebeneinandergebrauch: ,,turtas quas appellant tartas^^
PC.; Piacenza 1402), ,,tor telline a modo di tar tar e^^ — „la torta,
ia tartara, la tarlar etta^^ (Tommaseo -Bellini), „tarirons, tourteau^*
(Godefroy). Die Form mit 0 hat sich gelegentlich auch die ur-
sprüngliche Bedeutung der Form mit a beigelegt: bask, lortika
».Bodensatz", „innerer Belag von Koch- und andern Gefafsen"
(span, tortica „Törtchen").
, *Caclacu für *caclaca bedarf keiner ausführlichen Begründung;
^^^^ê ist männlich wie auch xoxXlaq, und es mochten lapis, silex,
iftxujn einwirken. Thatsächlich sind die auf cochlea zurückgehenden
romanischen Wörter für „Stein" fast alle männlich, doch steht z. B.
neben chail noch chaille.
^Caclagu für *caclacu habe ich angesetzt um nicht in Widcr-
^^eit rnit franz. -ai \ -ac \ ^acu zu geraten. Es ist aber dieser Über-
y^Z mitten zwischen -(ijeu \ -neu \ -ogu \ 'ocu (lieu) und -icu \ ^çgu
\'(^u (Grieu) sehr auffallend, und man hat ihn in der That, aber
^t 2^ gewaltsamen Mitteln, aus der Welt zu schaffen gesucht.
Y^ ^ in *caclagu liefse sich aus Dissimilation erklären; aber auch
'^lideres ist möglich, es kann sich damit verhalten wie mit dem g
von ital. lago, für das freilich selbst noch keine befriedigende Deu-
^% vorliegt Doch stimmt dazu das südfranz. lau, und zu diesem
252 H. SCHUCHÀRDT,
wieder cacaran, calhau\ mit altfranz. lai vertragt sich hingegen
caillou nicht.
Thomas gibt die Möglichkeit von *caciacu, *caclagu za; nur
durfte er jenes nicht auf Rechnung einer ,,confusion entre les mots
grecs xox^ct^ et xáx^j^** setzen — das sind ja mundartliche
Formen eines und desselben Wortes, es handelt sich blofs um
dorischen oder jonisch-attischen Vokal. Wenn er dann meint dafs
*caclagu ein — ihm zufolge unmögliches — „déplacement d'accent"
erfahren haben mûfste um zu caillou zu werden, so nimmt er offen-
bar das cocläcae von Porcellini und De -Vit in gutem Glauben hin,
und so könnte ich denn mit besserer Begründung ihn dessen be-
schuldigen wessen er mich beschuldigt, nämlich: „de faire trop
bon marché de la phonétique".
Ich jedoch halte mich weit entfernt von solchen Verallge-
meinerungen, nicht sowohl weil man den Personen, sondern weil
man der Wissenschaft selbst damit zu nahe tritt Und bei dieser
Gelegenheit möchte ich einem Mifsverstandis vorbeugen. Wenn^
man in meiner gegenwärtigen und in meiner früheren Auslassung^
über den Artikel von Thomas etwas von Unmut spüren sollte, so
verwechsele man doch einen Oberton nicht mit dem Gmndton.^
£in Urteil das sich in einer bestimmten Frage einem andern aus —
fûhrlich begründeten gegenüberstellt, sollte, falls es einem fluchtigeik_
Eindruck entsprungen ist, überhaupt nicht aufs Papier gebracht
werden; falls es auf durchdachten Gründen beruht, nicht ohne
deren Angabe oder doch Andeutung. Wird anders verfahren,
so besteht im Allgemeinen die Gefahr dafs Behauptetes sich ah
Bewiesenes verbreitet, und für den Urheber des ersten Urteils die
Verlegenheit dafs er in Unkenntnis dessen was gegen ihn vorliegt^»^
sich weder zu verteidigen vermag, noch sich zurückzuziehen Anlaf^^-
hat. Statt dafs die Verhandlung sich bis zu irgend einem Aus^
gleich stetig fortsetzt, wird sie plötzlich gesperrt. Ich hatte micl^ —
auf G. Paris' ablehnende Äufserung über sage \ sapidus (Rom^i—
XXVIII, 165) bezogen und sehe nun dafs sie in einer etwas^
andern Form erfolgt ist als mir vorschwebte. Er würde die Frage
gern erörtern, nur fehle es ihm gerade an Zeit dazu. In der
Sache wird dadurch Nichts geändert; ich befand mich über seine
Meinung um so mehr im Unklaren als die Bemerkung dafs man
seit Diez sage auf *sapius zurückführe, nicht richtig ist. Jetzt hat
er in seiner Besprechung von H. Bergers „Die Lehnwörter . . . ."
(Journ. des Sav. Mai -Juni igcx)) S. 26 diese Frage wiederum be-
rührt, allerdings nur mit leisem Fingerdruck. Er ist zu keiner
festen Ansicht gelangt; aber das Diezsche aus nesapius abgezogene
*sapius hat er aufgegeben und setzt eine Form sapius „du latin
des clercs" an, deren Erklärung ungewifs und die „dans la pro-
nonciation des clercs" zu sabius geworden sei. Den Anteil der
Geistlichen an der Bildung und Weiterbildung des Wortes vermag
ich mir nicht recht vorzustellen; die Hauptsache aber bleibt doch
dafs "^sabius nur aus einem dreisilbigen *sapius hätte hervorgehen
^BZR LACT- cm 1
bai isL
Freund oder soost J
SDtg<igen Prüfung wäitSgc, md ¡A k
SD vanea ehe ae i "
jener £
dafs sie riastnàsoil et t^^iremf and das x«ale Wart h Dracte
heïvodiebt. &o «-emiwie k^ da& nv die AbakitI tkx SmggeMàoo
dnichans fem gele^eo bat. vnd idi giari»e asdi ttaWifMirt ktiae
f Handhabe för t ' - - . ~
Die Beleaditiing io der A. Thonaa ■
logieen" gezeigt bat, starnati xas eñiei i
ei selbst ona im Dankdn láü« (l Ztscte. XXIT, 592 lE). liuwitdwii
hat G. Patis, mit dem, wie idi renante, TVinas Uer ñhrtrífwti—M,
doen InirzcQ Bendit ober E.W«deden SAfift: .Gtefat cs Lant-
gesetze?" ver&Senllidil (Rom. XXDÎ, 583 f), nd dardi diewn OlOe
ich mich dazu aogei^ tat laienaae laeiiies Falles joies Feld der
Prinzipien dod mit einem Blii± aas der Mflhärpenyetlwe m om-
spanoen da:^ ich oft genug daidhffl^ iahe an midi vor der
EmeaeniDg solcher Arbeit xa xbaiai. In Bezog asf das Vint**n^
in We<i)sslers Arbdt weicht meine *"'»*' *aa der I^iimdiien
kanm ab; der Gnmd- ood Aafhoii aber fordert airiiDWi Wìder-
^rncb heraus. Das Verfaältius swisdien der Praxis and áa ítia-
lich verkñndigten Lehre, vddies Wedaslcr an die Spilxe stcit, bat
er nicht richtig tsbÍA: jene ist dieser Toian^gegangen — «iederaai
geuöge das Beispid *on Asoolis «Saggi ladini" — , diese ist nor
ein Versuch jene za kodifizieten; dnrdi die Aninahme wrt so
vielem Abgeüunea ood Seit«ätlsli^eDdeii bâlst die Erôrtenn>g der
nodi l^^endigen oder wieder bdebten Streit&age sehr an Scfaäife
ein; diese ist zodem aas áei dedoktiven ^ihäre in die indnktire
VNpflanzt und auf ein enges Gebiet etngcscbrâakt, and damit laut
scfa scbliefslich die Absoimbeîl des lltds nidit verdnigeiL Aber
anch an sich geacnnmen macht nns derselbe za sdiaflen. „Gflit
CS Lautgesetze? " gehört zu den T.x istJ-nciaHragwi. ood diese haben
den allgemeinen Sinn: „ist etwas in der VorstdloDg VotitandMies
auch in Wirklichkeit vorhanden l"*. Die beiden Arten des Vor-
handentetos scheiden sich deulltch z. B. iu äei Frage: »gibt es
Centaaren?", in der Dosrigen flieisen sie ineinand«: ober. Idi
vermute, dct Ver^sser hat mit dei Tltet&age besageo wollen: «ver-
flieot das was als Lautgesetze gilt [ihm selbst gdten durchaus nicht
alle Lant^-eränderungeD ab solche], diese Bezeichcncg?"; dann
wenigstens wäide das letzte Woit dei Schrifl dazu stimmen: „In
diesen Sinn kòacen «»ir nach wie vor von .Lauigeseucn' sprechen."
Der betrefende Sinn ergibt sieb aus einer bestimmten Definition
des Wortes „Gesetz". Aber dei Aasdruck „Laulgesetze" bl^t
254
H. SCHUCHARDT,
mehrdeutig: Wechssicr selbst gibt zu dafs die zunächst danintet
zu verstehenden empirischen GesoUe durch kausale ïu ersetzen
seien; es sind andere Lautgesetze denkbar als die der Laat-
geschichte, und die Entstehung des Ausdrucks — nach VVechssler
ist es eine Abkürzung aus „ Wohl lau tsgesetz" — macht uns ihn
nicht annehmbarer, tio viel also stellen wir (est dafs hier ein
Strtit um Worte vorliegt, und die steten Mifsverstaudnisse über
die man sich beklagt, sind die fast notwendige Folge der Freiheit
die sich Jeder nimmt ein Wort so oder so zu deuten, einen Be-
griff so oder so zu bezeichnen. Auch in den Aufserungen voa
G. Paris über die Wechssl ersehe Schrift ist das terminologische
Element nicht reinlich ausgeschieden, obwohl er selbst alle Ein-
Wendungen von der eioen Seite auf ein Mifsverständnis zurück-
führt. Die I^sung: „i! y a des lois phonétiques, et ces lois, comme
telles, ne souffrent pas d'exception" betrachtet er „corame tellement
évidente qu'il suffit de l'énoncer pour qu'elle s'impose". Der Um-
stand dafs sie sich eben nicht Allen aufgedrängt hat, spricht schon
genügend für ihre Nicht-evidenz, diese ergibt sich aber direkt aus
der Möglichkeit ihrer verschiedenen Interpretierung. G. Paris sagt;
„il faut prendre ici le mot de lois dans un sens particulier et
restreint"; und wem will man es verbieten die „dérogations que
l'on constate dans toute langue aux lois qui régissent les
mutations phonétiques" mit dem Namen „exceptions" zu belegen?
W. Wundt Völkerpsychologie (1900) I, i, 350 sagt dafs bei den
empirischen Gesetzen, zu denen die „Lautgesetze" zu zählen seien,
„von einer ausnahmslosen Geltung unter keinen Umständen die
Rede sein könne". Wenn G. Paris meint dafs die „dérogations"
deshalb nicht als „exceptions" zu gelten hätten weil — er bebt
dies in der Schrift hervor — „elles n'ont jamais un caractère pho-
nétique", so liegt hier ein Zirkelschlufs zu Grunde; er betrachtet
die phonetischen Derogationen nicht als solche, sondern als Laut-
gesetze die sich mit den andern Lautgesetzen kreuzen. Noch unsicherer
ist der Standpunkt Wechsslers; indem er die „Lautgesetzlichkeit",
die „Ausnahmslosigkeit" nur gewissen Lautveränderungen zugeslebt,
andern nicht, werden ohne Weiteres diese Prädikate auch für die
ersteren aufgehoben oder doch in Frage gestellt. Die Erwägung
dessen was „characlère phonétique" ist, führt uns übrigens aus den
Worten in die Dinge; es handelt sich hier um den Ursprung der
Lautwandlungen. Insofern ich mir sie innerhalb des Gesprochenen,
wie innerhalb der Sprechenden allmählich sich ausbreitend vor-
stelle, solile ich auf die Zustimmung von G. Paris rechnen dürfen.
Denn er denkt über Mundartenbegrenzung im Wesentlichen wie
ich; und mit Recht hat Wechssler den innigen Zusammenhang
dieses Problems mit dem andern anerkannt, daher auch dessen
freilich schon dem Ausmafs nach unzureichende Behandlung in die
des letzteren eingcschallet. Femer räumt G. Paris ein dafs die
Lautgesetze niemals unter zwei gleichen Bedingungen wirken; und
wenn er endlich sie nur als das Ergebnis von Konstatierungea
J
ÜBER LAUT- UND BEDEDTDNOSWANDEL. Î55
innerhalb der Vergangenheit bezeichnet und sie zu Anwendungen
auf Zakünfliges für ungeeignet erklärt, so denkt er vielleicht auch
an den GegensaU ïwischen den voUendelen Thatsachoii und den
voran fgegangenen En twickel ungen. Wie sich zu alledem das Fest-
halten an Jener starren Formel schickt, vermag ich nicht zu be-
greifen. Schliefslich uieint G. Paris: „nier quii en existe [Laut-
gesetze] ce serait admettre dans une évolution naturelle des faits
fortuits, c'est-à-dire des effets sans cause, ce qui est absurde".
Damit sind wir wieder mitten im Wertstreit drin. Läugne ich die
ExisteiiE von Lautgesetzen oder dtr Lautgesetze (was auch nicht
ganz dasselbe ¡st — Wcchssler spricht etwas allzukurz von „Geg-
nern der Latitgeselze")? Gewifs nicht die jener kausalen Gesetze
tun die es sich im Zusammenhang der angeführten Worte streng
genommen nur handeln könnte. Offenbar aber bezieht sich G. Paris
auf ihre bunten Wirkungen und die erkenne ich als That-
sadien an, spreche il)nen aber den Charakter von Gesetzen ab.
Gerade weil mir alle Lautgeschichte von unbedingter Gesetzmäfsig-
kdt durchwaltct erscheint, wehre ich mich gegen eine Ausdrucks-
weise welche die Gesclzmáfsigkeit auf gewisse an die ObErdäche
tretenden Erscheinungen beschränkt oder doch in ihnen gesteigert
sein läfst. Von jener Gesetzmäfsigkeit darf man sagen dafs sie
evident ist; denn sie bildet einen Teil derjenigen Geselzmäfsigkeit
der alles Geschehen unterworfen ist. Auch anderswo gibt es für
die wissenschaftliche Erkenntnis kein Gesetzloses, keinen Zufall,
keine Ausnahme; wollte man, mit irgend welchen Ausdeutungen,
dergleichen anderswo finden, so würde man es sicher auch in der
Lautgeschichte finden können. Die Betonung der absoluten Gesetz-
mäTsigkeit des Lautwandels mochte — freilich nicht in der be-
liebten Formulierung — gewissen Aufstellungen und Verfahrungs-
weisen früherer Zeilen gegenüber berechtigt sein, heute kann sie
keinen andern Sinn und Zweck mehr haben als die Geseizmäfslg-
keit auf andern Gebieten zweifelhaft erscheinen zu lassen, beson-
ders auf dem des Bedeutungswandels. W. Wundt Völkerpsycho-
logie 1, II, 4JZ nennt es auffallend dafs manche Sprachforscher
liier von einer ähnlichen Geselzmäfsigkeit wie auf dem Gebiete
des Lautwandels Nichts wissen wollen, und ebend. S. 437 stellt er
die Forderung auf „dafs der Bedeutungswandel, ebenso wie der
I^Qtwandel, überall einer strengen Geselzmäfsigkeit unterworfen
Hi, deren Erkenntnis nur in vielen Fällen durch die Konkurrenz
"•annigfacher Ursachen verschiedenen Ursprungs erschwert ist".
^i jeder etymologischen Untersuchung sind I-autwandel und Be-
•fe a längs Wandel miteinander in Einklang zu bringen; unkritisch ver-
'äfart wer den einen über den andern vernachlässigt. Wird den
■•f-anigesetzen" das alleinige Bestimmungsrecht zuerkannt, dann ver-
^Ofacht sich allerdings unsere Arbeit in handwerksmäfsiger Weise.
"ir brauchen uns z. B. über die Herkunft von aUer nicht mehr
'**^*ï Kopf zu zerbrechen; wie trouver auf "tropart zurückgehen
256
NACHTRAG ZU ZRITSCHR. XZV 94 — IOC.
mufSy so aller auf * alar e (zu ah fus) oder *allare (zu allaius, wie
span. port, legislar zu legislado).
(Zu Rom. XXX, 154.)
Ich hatte gemeint dafs die Gründe mit denen ich meine
romanischen £t3m:iologieen stütze, berücksichtigt zu werden ver-
dienen. Á. Thomas ist nicht dieser Ansicht Der Beschuldigung
des Dogmatismus widerspricht er nicht, er bestätigt sie: „la science
a parlé par la bouche de M. Gaston Paris ... je ne crois pas
qu'il y ait lieu à revision''. Von nun an sollen also die wissen-
schaftlichen Fragen ex cathedra entschieden werden.
H. SCHUCHARDT.
Nachtrag bu Zeitsehr. XXV 94—100.
Zu der Aufzählung der Handschriften der Prosaaaflösang auf S. loi
fuge ich hinzu, dafs die ehemals Pannier gehörige Handschrift sich jetzt am
der National bibliothek in Paris befindet als Nouv. acq. fr. 4083, 15. Jahr-
hundert, und wirklich unsern Text enthält ; desgleichen gehört auch die Hand-
schrift aus Besançon (Nr. 588, 1 6. Jahrhundert) hierher, sodafs sich die Zahl
der Handschriften auf 23 beläuft.
Die ebenfalls S. lOi nach Stengel erwähnte Handschrift Oxford Douce 337
enthält dagegen nicht unsre Prosa, wenn auch einen Text verwandten Inhalts.
Ebensowenig hat die ebenda zitierte Handschrift Oxford Laud 622 (662 ist
Druckfehler bei Stengel) zu unserem Text unmittelbare Beziehung; über
die darin enthaltene (und mir noch aus 6 andern Handschriften bekannte)
Battle of Jerusalem des Adam Davy vgl. Ward, Catalogue of romances I 187
bis 188.
Ob ein in der Handschrift 2426 aus Cheltenham enthaltenes Libro della
destrucción de Jerusalem in diesen Zusammenhang gehört, vermag ich leider
nicht anzugeben.
Weiter möchte ich noch auf die Berner Handschrift 537 hinweisen, die
aus dem 14. Jahrhundert stammend einen deutschen Text von der Zerstörung
Jerusalems enthält. Zwar ist der Anfang nicht erhalten, doch stimmen die
ersten vorhandenen Worte (sie sind gedruckt in Herm. Hagen, Catalogus
codicum Bernensium (bibliotheca Bongarsiana), Bernae 1875, S. 448) so genau
zu dem entsprechenden Stück des provenzalischen Textes (Revue des langues
romanes XXXII 582), dafs ich glaube, dann eine deutsche Uebersetzung der
altfranzösischen Prosa vermuten zu dürfen.
An Drucken des Prosaromans sind zu den S. JOI — 102 zitierten noch die
in Brunet, Manuel du libraire, 5. Aufl. t. V Sp. 1185 — 1188 aufgeführten
II Ausgaben zuzufügen, die die Destruction als Fortsetzung zu einer Vie de
Jésus-Christ enthalten. Ebenda Sp. 1188 findet sich auch ein provenzalischer
Druck erwähnt.
Waltusr Suchixr.
Max Niemeyer, Verlagsbnchliaiidlaiig in Halle a. 8.
la eluigcD Woclien etscbeint:
Francesco Petrarcas Triinniibe. in kritischem Texte bersBI
gegel»en von Karl Apiifl. gi. 8". I£t01. cr. Mk. 12, — .
Letzte ÜVenigfUeiten;
Romanische Bibliothek herausgegeben von Wendelin F»rslei|
XVII. CaucbouB nud Parturee des altfraozösisebeD Trouve
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mill Sprat-he, herausgegeben vnn 11, Sachier. Teil 111:
Lais der Marie de Franee, herausgegebeu von Karl WnmkJ
S". 2. vermehrte Anflage. It'OU. Mk. 12.—.
Christian von Troyes sämtliehe Werke nach aileu iiekaoate
Handaehriften herausgegeben von Weiidcüu Filrete^
Bd. IV: Der Karrenritter (Lancelot) uud das Wilbelnisleti«
(Guillaume dAiiglelerre). 8". 189Í». Mk. 20,—.
auf Btltteniiapier Mk. ■in,—.
VoretZSCh, C. Epische Htadien. Beiträge znr Gescbiehte doj
franziisisehen Heldensagen uiid Heldendiebtnngen.
Kom|iii9ition des Huon de Bordeaux nebet kritischen 1
merkuDgen ttber Begriffe nud Bedeutnng der Sagen. 84
um. Mk. 10,—.
!Koinmis9ìon^vei*lagr:
Förster, Wendetin. Cnnserie philologique fait« k la Sûeié^
Ramond avec un appendice. L'Etjmologie dn francs
Gatstre. Extrait du Hnlletin de la Socidti lianinnd. IBM
8« Mk. 1,— .
Ausgegebefn den 8. Mai 1901.
ZEITSCHRIFT
FÜR
ÄOMLÄIilSCHE PHILOLOGIE
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. eVSTAY ORÖBEB,
PUOFBSSOR AN DRR UNIVERSITÄT STRASSBURO I.E.
1901.
XXV. BAND. 3. HEFT.
HALLE
MAX NIEMEYER.
77/78 GR. STEINSTRASSE.
I9OI.
Die Z^ttschrHt erscheint in Banden (von 6 Heften) zu 25 Mark.
INHALT.
Seite
P. Toldo, Études sur la poésie burlesque française de la Renaissance.
Forts. (19. 2. 00) 257
Carolina Michaelis de Vasconcellos, Randglossen zum altportugie-
sischen Liederbuch. Forts. (18.4. 00) 278
Theodor Kalepky, Zur franzosischen Syntax (31. 5. 00) . . • . . 322
VERMISCHTES.
A. Horning, Die betonten Hiatusvokale im Vulgärlatein (28. 10. 00) . 5|l
H. Schuchardt, EccUsia (30.11. 00) 344
— Franz. bouée } mhd. beuchen (20. i. 01) 34S
— Yxzxiz, glaive (20. I. Ol) 345
— Franz. breUUe, bretellüre (20. i. Ol) 346
— Franz. //«> „Scholle" (20. 1. Ol) 346
— Franz. /t/r^/}(d. Z><»rii^//) (20. 1. Ol) 349
— Ischl\ Insula? {20,\, Oi\ 349
— Fnnz, permaine (20. I. Ol) 3S3
W. Meyer -LÜBKE, luì, saia, saio, frz. jai> (28. 11. 00) 3S^
— líAÍ. usdo, frz, huis {i^, l. Ol) 35$
BESPRECHUNGEN.
G. Weigand, Teutsch u. Popea, Lehrbuch der rumänischen Sprache
zum Schul- und Selbstgebrauch (16. 6. 00) 3^^
Ph. Aug. Becker, Paul Runge, Die Lieder und Melodien der Geilsler
des Jahres 1 349 nach der Aufzeichnung Hugos von Reutlingen,
nebst einer Abhandlung über die italienischen Geifslerlieder
von H. Schneegans und einem Beitrage zur Geschichte der
deutschen und niederländischen Geilsler von H. Pfannen -
Schmid (20.7. 00) J^^
— Carl Voretzsch, Epische Studien (16.8. 00) ^^^^
Berthold Wiese, Giornale Storico della Letteratura italiana. Anno XVm,
Voi. XXXVI, 3; Anno XIX, Voi. XXX VH, i; Supplemento 3.
1900 (2. 3.; 6. 3.; 12. 3. 01) ^^^
W. Mever-Lübke, E. Freymond, G. G., Romania No. 115 (28. 11. 00;
16. 4. 01; 25. II. 00) ^
Berichtigung ^T>^
Manuskripte für die Zeitsohrift sind an deo Heranageb^'^'
Strafsburg i. Eis.,
UniversitätsplatB 8
zu senden. An die Verlagsbuchhandlung Max Niemeyer in TSaO^
sind alle Honorar und SonderabBÜge angehenden Anfragen uB^
Wünsche zu richten.
Études sor la poésie burlesque française de la Benaissance.
(Suite.)
Les paradoxes.
Les pièces, que nous allons examiner, ne sont pas toutes, à
vrai dire, des paradoxes, selon l'acception commune de ce mot,
mais elles renferment toutes une exagération évidente, qu'on ne
saurait definir autrement On sait que le paradoxe n'était pas in-
connu à l'antiquité classique; nous verrons souvent les poètes bur-
lesques citer, avec complaisance, leurs ancêtres grecs ou latins et
parfois en exagérer le nombre et le caractère. Toutefois c'est sur-
tout en Italie que ce genre littéraire crût d'une vigoureuse poussée
et Ton aurait beaucoup de peine je ne dis pas à analyser, mais
seulement à citer toutes les compositions, dans ce goût Louer
tout ce qui paraissait le moins digne de louange, ou blâmer ce
qne tout le monde croyait digne de respect et même de révérence,
révéler l'esprit souple du sophiste dans la démonstration de l'absurde,
rompre en visière à la vérité et au bon sens, se moquer de toute
chose, des misères de la vie aussi bien que des malheurs les plus
^reux, et les plus dignes de compassion voilà les éléments con-
stitutifs de ce genre. 11 y a sans doute beaucoup de légèreté
forale dans ces plaisanteries, mais il ne faut pas oublier que le
"re, ce remède prôné par Rabelais, aide à supporter les douleurs,
qoi nous accablent et il ne faut oublier non plus, que sous le voile
^^ la facétie et de l'extravagance, on rencontre parfois, je ne dis
P^ fort souvent, quelques vérités assez profondes.
Le paradoxe neurit en Italie surtout au XVI*^ siècle et le Bemi
^ toujours là au premier rang. Nous l'entendons chanter la pesti-
lence, cette épidémie, qui ravageait de son temps le midi de
'"Europe et à laquelle il dédie deux capitoli, ce qui constitue un
Véritable tour de force. La première argumentation, en faveur de
J^ thèse, c'est à peu près la même que le Manzoni met dans la
^<^^che de Dom Abbondio:
yyPrìma che porta via tutti i furfanti
Gli strugge, e vi fa buche, e squarci drento,
Come si fa dell' oche 1' Ognissanti."
7'^ le Berni contìnue, en énumérant tous les bienfaits de cette
"^nédiction du ciel. Les églises, par exemple, se vident et l'on
P^Ut s'y promener à son aise, ce qui devait constituer un bon-
^eitichr. L rom. PhiL XXV. ^^
258 p. TOLDO,
heur, fort énìgniatique pour nn écrivain, dont le sentiment religieux
était plus que douteux, les lois perdent leur force (étrange bien,
pour l'ennemi de tout „(nrfante"!), on f>eut se passer de tout tra-
vail et vivre à son aise, sans compier que c'est là le temps pro-
pice, pour attraper une bonne charge, ou un héritage. Ces deux
Capìtoli pourraient s'appeler l'bymaii de lY-goïsme, si l'on n'avait
tort de prendre au sérieux, ce qui a élé composé, dans un but
tout à fait plaisant.
Il y a moins de paradoxe, ou pour mieux dire le paradoxe se
transforme simplement en exagération, dans les louanges onlréei
que le poète italien adresse aux pèches, aux chardons, au jeu de
la „primiera" etc., mais le paradoxe réapparaît dans ce qu'il chante
d'un certain pot intime et dans son apologie de la dette, de
l'aiguille et de la pive. Là où le sujet manque, en lui-même, d'in-
spiration comique, ou en retrouve très facilement dans l'obscénité.
On voit les choses les plus innocentes se prêter, sous la plume
de ces écrivains, à des allusions et à des transformations piia-
pesques, et ici de même que dans les „canti carnascialeschi" il
faut toujours demoler l'équivoque, ce qui ne présente d'ailleurs
pas trop de difficulté. L'équivoque et l'obscénité constituent donc
les éiémenls les plus communs des capitoli. Les contemporains et
les disciples du Öemi enchérissent sur ses défauts. Voici, parmi
les plus connus, Giovanni della Casa, qui exalte, entre autres,
les mérites de la itissa et qui déclare qu'il n'y a rien de mieux
que d'être toujours fâché. Il chante aussi les louanges du Four,
sujet qui se prête aux équivoques les plus effrontées. Varchi
loue les pêches, les œufs durs, le fenouil etc., le Mauro exalte la
fève, le deshonneur, le lit et le mensonge, chanté aussi par Vincent
Martelli, Molza fait l'apologie de l'excomunication, le Dolce du
crachat, des cloches et de la soif, Louis Tansillo trouve qu'il n'y
a rien de mieux que la teinture des cheveux et de la barbe,
l'Arétin dédie des vera à la fièvre quarte, Messer Bino au verre,
l'Allori (Bronzino) à la galère et au tapage, et plus tard Sansovino
chantera les bottes et Mathieu Franzcsi reviendra sur le sujet de
la goutte traité par Ferrari et exaltera aussi la pauvreté, les cure-
dents, la toux et les marrons. On peut rappeler aussi ce que l'on
écrivit du fuseau, de la balance, des oignons etc. mais ce n'est
pas dans mes intentions de pousser trop loin une telle recherche.
Je n'ai qu'à renvoyer le lecteur aux recueils les plus connus, savoir
à celui de Broedelet (1726 Usecht al Reno), de Van-der Bet
(Leida, 1824) et à un autre* qui démontre la grande popularité
de ce genre en langue vulgaire et en latin, en prose et en poésie
dans l'Europe tout entière. Il faut toutefois faire une place distincte
 Anton Francesco Grazzini, plus connu sous le nom de Lasca.*
I
4
' Voycx le récacil „disscrtationum ludricnram
Lngduni Balav. 165S, apud Frana Hcgerum
' Rime burlesche c diz. Ve none, Florence iSE
POÉSIE BURLESQUE PKANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 2^9
On voit qu'il composait ses Càpi/o/i, quelquefois» au moins, sur
commande et qu'il choisissait tout exprès des sujets arides, pour
noir plus de mérite à en fiEÛre ressortir le côté plaisant. En louant
les sabots, il écrit, par exemple, à M. Lorenzo Scala:
„Voi m' aTete pregato eh' io componga
Sopra un soggetto secco e senza rìsa,
Lorenzo mìo ; Dio voglia eh* io m' apponga."
Cette composition du Lasca nous présente une autre source du
burlesque. Pour démontrer la versatilité de leur esprit, ces poètes
combattent eux-mêmes bien souvent ce qu'ils viennent de louer et
ils jouent, par là, en même temps le rôle d'accusateurs et celui de
défensears d'un certain sujet C'est le triomphe du sophisme. Le
Varchi, par exemple, qui a chanté, conmie nous venons de voir,
les mérites innombrables des œufs durs, écrit aussi un capìtolo
contre son sujet „contro all' uova sode'*, Tansiilo loue les aulx et
les blâme ensuite; et le Lasca fait suivre à la louange des sabots,
le blâme de ces sabots mêmes. £n outre, après avoir célébré les
plaisirs de la chasse, toujours avec la même force de conviction,
il écrit „In disonor della Caccia'* et „la Iode del pensiero" est
suivie par le sujet contraire „contro il pensiero". 11 combat aussi,
toujours pour démontrer cette facilité d'avocat, pouvant démontrer
le pour et le contre d'un même sujet, ce que d'autres poètes bur-
lesques avaient célébré avant lui.
Messer Giovanni della Casa s'en était pris à ce nom de Jean,
qui formait son désespoir et notre Lasca chante le même nom,
ïnais pour le louer:
„Giovanni è proprio un nome da signore,
Da re, da papa: e buon per 1' universo,
Quand' un Giovanni sarà ìmperadore."
Mattio Francesi avait célébré les gants et le Lasca écrit à M. Pan-
dolfo Martelli „in dispregio de' Guanti"
„Voi mi fareste far quistion con Ciano,
Messer Pandolfo mio caro e gentile,
S' a biasimare i guanti metto mano.
Paiono a molti un portar signorile,
Ma io son della vostra opinione.
Che sieno una cosacela brutta e vile/'
et ainsi il continue pour plus de cent vers. Plusieurs poètes
»étaient inspirés à la fidélité du chien et le Lasca compose un
^ütre capitolo „In dispregio de' Cani" et il loue les barbes, proba-
blement pour la seule raison de démontrer le contraire de ce que
*^ autres, le Ferrari par exemple, avaient soutenu. Parfois, malgré
^ désir de la nouveauté, ces poètes burlesques se rencontrent
daiis les mêmes sujets. Lasca chante à peu près ce que M. Bino
avait déjà célébré dans son „Bicchiere", lorsqu'il envoie „certi vetri"
Une dame inconnue. Il exalte les châtaignes qu'Andréa Lori
17*
26o p. TOLDO,
VBuait de célébrer et le Mauro avait déjà parlé avant lui des plaisirs
de la chasse. Les sujets des capitoli du Lasca appartiennent
d'ailleurs presque toujours au même type et ils gardent, pour
cela, la même physionomie. Outre les sujets indiqués, il chante
la Saucisse aussi bien que Mattio Francesi, les bains de l'Arne et
ici il y a même du sérieux, le jeu de la „Palla al calcio" et celui
du „Maglio", les melons, les petits pois, les épinards, le „Taffe-
ruglio", les tourtes, les „Pesceduovi", le plaisir de s'asseoir, les
cornes, la soupe, qui avait inspiré aussi Domenichi et le dépit où jl
rappelle la Stizza du Della Casa, etc. Il n'oublie pas non plus
ce sujet rendu si célèbre par Erasme de Rotterdam, dans sou
capitolo „in Iode della Pazzia", et il en dédie un aulre ù „Nannina
Zinzera corligiana", où le burlesque est remplacé, par ce culte à
la beauté physique et à l'amour des courtisanes, auquel notre auteur
sacrifiait aussi bien que les autres poètes de son temps. Matteo
Francesi avait composé un capitolo „contro lo sberettare" et le
Lasca dans ses „ottave", revient sur le même sujet „contro aile
sberrettate-'. Les sujets du burlesque ne sont donc rien moins
que nombreux et lorsqu'un sujet a été mis à la mode par un écri-
vain célèbre, les autres sont poussés ä s'y essayer à leur tour.
Au milieu des tous ces poètes, Ortensio Lando, prosateur de
beaucoup de mérite, ne saurait Ctre oublié non plus; ses paradoxes
devinrent une source inépuisables pour tous les bateleurs parisiens,
débitant de même que Bruscambille des prologues facétieux, sui
les théâtres populaires, ou tâchant par là d'exciter la curiosité de
ceux qui achetaient leurs remèdes étonnants. Je n'ai qu'à ren-
voyer aux „paradossi cioè sententie fuori del común parere" de
l'écrivain italien. On y trouvera plusiers sujets qu'on lit aussi chez
Bruscambille et chez ses confrères aussi bien que dans les prologues
du théâtre de Larivey. Rappelons, au milieu de ces biztarrie du
Lando, les éloges de la pauvreté, de la laideur des hommes et des
femmes, de l'ignorance, du manque de domestiques, de l'exil, de
la prison, de la guerre, de „!' ignobiliià", de la femme deshonnête,
de la famine, de la lâcheté, des pleurs, de la mort, des blessures,
de l'ivrognerie, de la cécité, de la folie etc., tout cela mêlé á des
critiques burlesques contre des écrivains célèbres, savoir: Boccace
Cicerón, Aristote. Giovanfrancesco Ferrari, ce poète du burlesque,
que nous avons eu déjà l'occasion de citer, paraît s'inspirer fort
souvent à son compatriote. Il se moque de même que lui de
Cicerón et d'Aristote, en employant, à peu près, les mêmes argu-
mentations et il chante à son tour et de la même manière la laideur
des femmes, la folie, le bonheur de vivre sans domestiques, les
pleurs, la cécité, la prison, l'ignorance et les „Fuorusciti"',
Voilà le fonds constitutif de ce genre de plaisanteries italiermea,
que je vais examiner, dans la littérature franvaise, en les divisan^
I
POéSIB RÜRLFSQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 201
selon leurs caractères différents, en chapitres bien distincts. Une di-
vision rigoureuse n'est pas d'ailleurs possible, car les sujets les plus
étranges et les plus disparates vont se présenter à nos yeux«
Contre l'Honneur.
Âmadis Jamyn, le rival de Ronsard, le poète courtisan de
Catherine de Médias, de Charles IX et d'Henri III, est bien connu
poor cette sorte de capitolo qu'il composa contre l'honneur et qui
n'est, comme on le sait depuis longtemps, qu'une imitation de
ceux du Mauro. Il faut pour bien saisir le sens et le caractère
de cette imitation rappeler à notre souvenir la pièce de l'écrivain
italien, laquelle en certains endroits cesse d'être seulement plai-
sante, pour acquérir une véritable importance satirique.
Mauro en s'adressant „al prior di Jesi" lui dit que la nature
a fait toute chose avec beaucoup d'à-propos et que ce sont les
hommes, qui l'ont corrompue, faute de la bien comprendre et à
cause de leurs vices. L'auteur sait d'ailleurs qu'on va l'accuser de folie
et d'extravagance parce qu'il blâme ce que tout le monde honore,
mais loin de se laisser imposer par l'avis d'autrui, il déclare
que s'il était pape ou empereur, la première chose qu'il ferait, ce
serait de chasser ou d'excommunier cette sorte de maladie de
l'honneur, qui empoisonne tous les plaisirs de l'humanité. Selon
1er partisans de cette divinité rien n'est aussi beau que le travail
et aucune mort n'est plus glorieuse que celle qu'on reçoit sur les
champs de bataille. Il en est de même de l'honneur en matière
d'amour; c'est lui qui nous défend tout plaisir, de sorte que le
poète est réduit au point qu'il porte envie aux chiens et aux chats,
qui ne se soucient guère de ce fantôme invisible et impalpable.
Les chevaliers n'ont que ce mot à la bouche et à cause de lui,
ils sont toujours prêts à se passer Tépée au travers du corps, c'est
pour cela qu'on n'entend parler que de duels et de meurtres.
Enfin l'honneur est pis que la jalousie et que l'esclavage même
et il s'apprête de le servir sur la table de son ami cuisiné, dit-il,
comme il faut. Dans un autre capitolo^ Mauro * revient à la charge.
L'honneur, ajoute-t-il cause presque tous les maux du mariage,
Dous empêche de nous habiller et de nous déshabiller à notre
^ et ce qui pis est c'est là la source des guerres, des divisions
des peuples, de la famine et de toute sorte de misères.
Le début de Jamyn peut indiquer le caractère de cette imi-
tation, car il s'agit bien entendu d'une imitation et non pas d'une
traduction plus ou moins fidèle.
U y a même une certaine petite originalité de détails, surtout
^s la conclusion, mais tous les points principaux, que nous
venons d'indiquer, se retrouvent aussi chez le poète français:
* Voyez Œuvres poétiques de Amadis Jamyn avec sa vie par Colletet
^ ane introduction par Brunet, Paris, 1879, 2 vol. et l'édition de Paris, 1575.
202 P. TOLDO,
„Je ne me plains d'Amoar, de ma Foy, ny de vous
Je tne plains de l'honncuT <]ui Dotii aveagle tous,
De l'Honneut vieil Tyran qui commande le monde,
Faisanl que dessus luy toute chose se fonde;
Et si c'est un nom vain sans pioñt ny plaîsii
Qui mei empescbement en l'amoureux dciir,
Nom qui cause aojouril'liuy les querelles doutEuses
Qui seul pipe au besoin les pucclles honteuses."
Il faut en convenir: la forme n'indique aucun progrès stir l'original,
qui n'a pas, à son tour beaucoup de valour. L'jd<^e de l'Honnenr
faisant obstacle à l'amour est répétée sous toutes les formes [los-
aibles, Jamyn resume toutefois d'une manière heureuse le long
discours de son prédécesseur, pai une maxïiae philosophique, hicu
connue aux anciens:
„Et suivant la Nature on ne peut s'igarer"
et les sentiments de l'instinct naturel sont mis en contraste avec I
ceux de la loi humaine. Quelquefois il traduit presque á la lettre j
et, dans ce cas, le texte italien n'y gagne pas trop:
„Ce fantosme importun nous presse les talons,
Il BOUS empoigne au flanc par tout oii nous allons.
Il couche dans nos licts, et, sorcier redoutable,
A disner, ä souper, s'assied Îi nostre table;
n marche sur nos plis, sani jamais estre lai.
Et semble qu'à toute heure il devance nos pas."
„Ovunque per lo mondo il piS tì mena.
Questo importuno honor li è sempre al fianco,
Teco sen viene al letto, al pranzo, e a cena,
E mai di seguitarti non è stanco.
Anzi par che '1 tuo passo ognor avanzi,
Sfarla 1' arbitrio di n^ituta ir.tnco."
Aussi dans la comparaison entre la goutte et la fièvre la j'alousia 1
et l'honneur, la traduction est littérale, mais elle ne vaut point l'oiH 1
Jamyn a surtout lo tort de n'envisager la plaisanterie ilalienne
que sous un point de vue plus borné et il laisse de cóle ce que
le Mauro avait dit à propos de l'honneur, qui nous pousse à
nioiuir même pour une sottise ce qui constitue la partie seh<k et
sérieuse de sa plaisanterie:
„E dicon. che '1 morir di landa í bello,
O di colpo di stocco, o d' archibugio.
Come Fabrìcio, Cesare, e Marcello.
E e' havei ne la schiena un gran pertugio,
O nella pancia d' una colobrìno,
Tì Ta gir a le stelle senta indugio.
O quanto più mi par cosa divina.
Star riposatamente in quel mio letto,
E giacer da U »nt a la matlioal"
r
POÉSIE BUKLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 263
Est-Cf que Jamyn craignait blesser les sentiments guerriers de la
France de soit temps, en s'inspirant, ¡ci encore au poêle itatien?
J'ai fait procéder la plaisanterie de Jamyn, parce qu'elle est la
seule avec celle de Régnier qui soit connue et c'est la seule aussi
on le sujet italien paraU développé le plus. Mais avant Jamyn
le capilolo du Mauro avait été connu et imité en France et plus
á la lettre encore que Jamyn ne le fit ensoite. Un opuscule publié
à Lyon (De Tournes, 1547) renferme les éloges ou blasons de la
Goutte et de la Quarte, dont le sujet, comme nous venons de le
démontrer est puisé à l'Italie et une troisième pièce en vers, qui
porte le titre: Blason dedamataire au déshonneur de l'honneur, qui
est bien celui du Mauro: Jn dishoner dtlC honore.
Rien ne pourrait faire supposer que Jamyn eût connu cette
composition: les deux auteurs français ont dit puiser directement
k-ur inspiration au capitolo italien et ils ont procédé aussi d'une
manière assez différente. Il faut toutefois convenir que l'imitation
de Jamyn l'emporte de beaucoup sur celle de son confrère de
Lyon, Celui-ci n'écrit que pour démontrer qu'on peut se moquer
de toute chose et il a le tort de le dire:
„Poétisant d'Honneur c
N'ayant corps, n'entre,
grand Chimere,
mondains moleste:
oua je proleste,
Et le bUsmant,
Que je le fais pour r
Tont mettre on pieult, focs divine science."
L'auteur craint évidemment qu'on ne l'accuse d'immoralité et l'on
voit qu'il SB donne l'air, ¡tvec beaucoup de sans-géne de créateur
de ce beau sujet. Après avoir déclaré avoc Mauro que l'Honneur
n'est que vanité:
„Ne coBsistanl en rien fors qu'en paiole"
et qu'on ne sait quelle est sa couleur, l'anonyme invite Pégase à
sortir de l'Olympe pour le combattre, et ce souvenir mythologique
ajoute encore à la froideur de sa plaisanterie. D'ailleurs celle
invocation est tout ce qu'il y a d'original, avec le souvenir d'Eve
et d'Adam, jouissant librement de leurs amours, dans le Paradis
terrestre, pensée qui lui est suggérée évidemment par ce que le
Mauro avuit dit de l'âge de l'innocence. Mais ce que Jamyn laissera
en partie de côté, c'est-à-dire les maui que l'Honneur cause à l'hu-
manité, abstraction faite de l'Amour, nous le retrouvons entièrement
dans le blason, oii l'on se moque de ceux qui mettent leur gloire
à mourir „de Hacquebuse ou lance". La plaisanterie tourne à l'ob-
scénité lorsque l'anonyme français, en s'éloignant du texte italien,
recherche oA les femmes ont placé cette divinité, mais dans la
conclusion il revient à Mauro en imitant de près quelqueti ver»
que le poète italien avait insérés dans son deuxième capilolo.
L'auteur italien déclare que s'il médit de l'Honneur ce n'est pan
qu'il ne le craigne:
«64 p. TOttx),
„Vi giuro a Dio, eh' io noD ho pelo addotso
Che non s' imccì quand' esso mi tocca . . ."
et le poète français:
„Qnoy que ci? soie tant la ñaesae el rase
De cesi Honneur me (ait craindre et m'amuse
Que louteafoii qu'il vient au devint moy,
Tremble de peur et sois en tel esmoy
Que tous plaisirs je laisse pour le suyvre
Ayinanl plus lost mourir, que sans lay vivr«."
Cest là une déclaration bien plus complète que celle de son de-
vancier italien, qui est loin de duclarer si franchement d'en suivre
toujours les lois.
Théophile Viaud, à son tour, revîeni, après les deas écrivains
français, sut ce sujet (cfr. éd. Jan net 1856). Dans une satire d'un
caractère général, où il peint toutes les folies de l'humanité, il
n'oublie pas celle de s'exposer aux dangers, pour le vain plaisir
de la gloire:
„Cesluy-cy veut poursuivre un vain liltre de vent,
Qui pour BOUS maintenir nous perd le plus souvent,
Il s'allache ï l'honneur, suit ie destin severe
Qu'une sotte costume ignorammeol revere.
De sa condition je prise le bonheur,
Et trouve qu'il fait bien de mourir pour l'hontieur."
Rappelons aussi la VI" satire de Régnier, successeur immédiat du
Mauro et de Jamjn et ce qu'Antoine de Baif chante là-dessus, en
»'adressant A une dame:
„Maudit EQLt l'honneur qui vous cousle
La perte de tant de plaisir!
Le vain biuit d'un vent vous digonste
Du bien que vous pourriez choisir."
Théodore Agrippa d'Aubigné, dans ses Tragiques,
Misirei de la l'rance (éd. elz. p. 67) s'en prend, a
à ce faux honneur, mais sous un autre point de v
qu'il combat est celi
tant de meurtres et il rappelle par \k
1 parlant des
z longuement
car l'honneur
tant de duels et de
des argu mentati 01
plus sérieuses du Mauro. Le sieur de la Vallctrye (Paris, Vallel,
1602) dédia à son tour dix-huit sonnets „au faux honneur des
dames". C'était envisager le capiloio du Mauro, d'une manière
encore plus bornée.
Le sieur de la Valletrie débute en considérant lui aussi l'hon-
neur, comme un vain fantôme, auquel sa belle a tort d'ajouter foi;
„Madame que l'Hooneur cnipesche de bien faire
El de cueillir le fruict du monde le plus doul.
Apprenez en cea vers ik rabbalie les coups
Dont il assault l'amour et te pense défaire.
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE I.A RGNAISSANCE. 265
Vous y verrez comment aymer n'esl point foifaiic,
Comment l'Honneui c'est rien qu'an faux bruit parmy vous,
En tjoi vostre Esprit croit pour n'esttc pas resous
Non plus qu'un cœui de femme en quelque bon affaire . . ."
Il continue en expliquant que l'honneur ne prétend que le secret
et qu'il est sauf lorsque personne
^la leçon de Tartuffe:
; sait ce qui
„Le reproche d'Hontieur pour les sottes fut faict
Qui ne peuvent cacher un amoureux ctTecI,
On qui ne peuvent pas s'empechet de le dite:
Et non pour celle-là qui ù cachettes rit
Et qui cueille ä propos les fruicls qu'elle desire,
Cat l'Honneur ne se perd que per faule d'esprit."
AìlletiTs il s'en prend encore à ce „demon" qui remplit l'esprit de
sa maîtresse et dont elle devra se repentir, lorsque la jeunesse
l'aura quittée pour toujours. C'est le vieil argument des poètes
latins: Jouissons tant que la jeunesse nous sourit:
„Car l'Honneur vous tepaist d'une raison cornue,
Aña que la vieillesse à votre front venue,
Od vous baysse autant qu'on vous pntle d'amour."
S'approchant du texte italien, le sieiu' de la Valletrye, considère
tous les maux, dont cet Honneur est la cause:
LS il s'en éloigne bientôt pour rechercher celui qui a ét¿ l'in-
teur de ce nom fatal. Ce dut être quelque mari avocat, vivant
au tribunal et craignant que son absence ne lui fût fatale; ce
furent les femmes laidc.i, voulant se venger des joies, qui leur
sont défendues. Enfin après avoir épuisé tous les arguments pos-
sibles, il conclue que si sa belle l'aimait vraiment, elle ne se .sou-
derait guère de ce vain spectre „cet Idole d'Erreur" (c'est le mot
du Mauro) parce que:
^,.Un amour mediucre est subject à la peut,
Mais un amour ardent n'eu fut jamais en peine"
c'est là la seule argumentation qui ait quelque valeur.
Un autre poète, d'un mérite bien plus distingué et qui n'est
guère connu, bien qu'il soit digne d'intéresser les savants. Du Lorens
dans ses Premières satires (i'^"' du 2""= livre, Paris, 1876, Librairie
„Que ta naissance fut aux hommes malhi
Toy qui du nom d'Honneur iodignemeal
Car tout ce qu'il advient de bon-heut lu
Fat le pouvoit acquis i. ta loy rigoureuse;
Pat (oy le jour fut fail une nuict toiclireuse.
Par toy la liberté fut mise dans les fers.
Les Paradis d'amour d e vin d rent des enfers
El l'eau fui refusée à la soif amoureuse."
206 p. TOLDO,
des Bibliophiles) en s'adressant à la Reine et dans un bat, qa*on
verra bientôt assez intéressé, revient à la charge. Mais chez lai
le paradoxe se tient dans des bornes relativement raisonnablei
Il est d'accord, par exemple, avec le Mauro en ce qu'il Tappdle
„un fantastic idole" et qu'il plaint tant de sang répandu, pour ce
fantôme insaisissable, mais il en comprend aussi la valeur morale
et cette aspiration à la gloire, qui fait rêver Dom Quichotte, et
qui chante dans le cœur du soldat:
„C'est un subject qui est, et jamais ne se voit,
La chymere pour qui Dom Guichote resvoit . . .
C'est ce que chacun croit, et peut estre qui n'est,
Qui en comparaison passe tout interest
De bouree et de plabir: un fantastic idole,
Qui en leur pauvreté les pauvres gens console
D'un doux imaginer: au milieu du malheur
Vous les oyez crier: „Nous sommes gens d'honneur!"
C'est la splendeur qui fait reluire les familles.
C'est cette belle fleur que l'on recherche aux ñlles.'*
Mais avec cela il cause aussi bien des troubles et ici toujours avec
une certaine originalité, il passe à envisager les différents aspects
de cet honneur, selon les passions des honmies. Pour les maris
on comprend facilement en quoi il consiste; pour les femmes ce
n'est en général que le culte de leur beauté, pour l'avare il ^^^
renfermé dans son coffre, pour Pamoureux ce n'est que la cot^"
qucte de celle qu'il aime. Quant au „chevalier français'* il
„le pose en certain point:
Qui des moins insolens la conscience point:
Si de la moindre injure ils ont quelque scrupule,
Ny les edicts du Roy, ny du Pape la bule
Les pourront empcscber d'en demander raison/*
Enfin:
„Chacun court à Thonneur, mais par chemins divers'*
et rhy¡)Ocrite s'en pique plus que les autres, car son affectation d*«^'
vertu, qui lui fait défaut, n'est, à tout prendre, qu'un culte Q*^
rend à cette divinité invisible. Pour le poète l'honneur doit ^^
rendu tout d*abord à Dieu, ensuite au Roi et il le lui rend^
avec plus d'élan, s'il ne devait lutter contre la misère, qai
serre de près:
„Si j'avois seulement la benediction
De vostre Majesté, Princesse liberale.
Ou qu'on vescut de chant, comme fait la cigale.
Ma foy, je chanterois à la belle saison;
Mais j'ày l'esprit brouillé du soing de ma maison,
De payer une rente au terme qu'elle expire.
Ce qui fait qu'à toute heure, il n'y a pas faim de rire.**
i
I
POÉSIE BOKLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCB, Zby
On voit que pour notre poète l'hoiineui ne consiste pas seulement
ft ¿crire de beaux vers, mais aussi à en tirer quelque profit.'
Eslemod dans son Espadon satyrique (cfr. l'éd. de Cologne,
1680) s'écrie à son tour que
„L'baaneur ce n'est que vent, ce n'est que fumée
Que ne gÍ5t qu'aui cffels d'un peu de reEûmmÎe"
et le chevalier de l'Hermite (cfr. Meslanges de Poësies héroïques
et burlesques, Paris, Loyson, 1Ó50) ne manque pas d'en vouloir
lui aussi à cette fausse divinité, qui empêche à sa belle de lui
démontrer ses tendres sentiments à son égard;
„Le charme de l'honneur csl im cbaime imparfait
Qui doit lier la langue et non pas ton euviel . . ."
Enfin il fallait bien qu'il y eât au milieu de tant de blasons in-
jurieus contre ce pauvTe honneur, quelqu'un qui en prît la défense
et en elTct après tant de critiques, nous voyons un conlcmporain de
Ronsard, Jacques Pelletier qui en chante „la louange" en 1581.
Cet éloge est pris au sérieux et n'a rien à voir avec le burlesque,
qui nous occupe, dans ce moment Mais, disons-le, en passant, la
défense ne vaut guère l'accusation.
Apologie de quelques défauts d'ordre moral
et des misères de la vie.
Du Bellay exalte la médisance;
„Parce qu'en mesdisant on dit le vËriM"
et il suit partant jusqu'à un certain point le procédé contraire de
celui du Mauro, le défenseur du mensonge. £l le mensonge trouva
lui aussi, quelque temps après et en prose son apologiste français,
qui sut donner à une inspiration générale empruntée évidemment
à son confrère d'Italie, un aspect plus varié et un développement
plus considérable. Si, selon l'opinion des philosophes dit l'ano-
nyme, les choses les plus estimables, sor.t celles, qui apportent le
plus d'utilité à l'homme, rien ne devrait être mis au dessus du men-
songe. „Tous les Chaldecns. Egyptiens, Grecs et Romains, re-
cognoissans que la vérité estoit par trop foible pour retenir la
populace en bride, ont forgé des religions d'une infinité de men-
songes, ont faict un Jupin avec un foudre A trois poincles, Neptune
avec un trident, Cupidon avec des sagetles . . Numa Pompilius
donna un plus ferme establissemenC à ces lois et à sa grandeur . . .
avec Egèrie . . Autant en fit Minos en Crete, Solon à Athènes,
Xicnrgne, Zoioastre, Mahomet . . Les chefs de guerre et les
1 ■ DaoB les saUres de Du Lorens (La Vn< de l'éd. du Bibliophile. 1S76)
I Uacelte s'ícríe, en s'adressant Ì tine jeune fìlle, qu'elle veut corrompie:
„Quittez ce point d'honneur, qui les esprits empiche"
. I ici il n'est pas question d'aa païadoxe on d'une plaisanterie, bien que
I nnipitstioo »oit toujours U tntme.
268 p. TOI DO,
financiers en leurs fonctions en ont grand besoin, les jnges en l'ad-
rainistralion de leurs charges efre." Il en est de môme des avocats,
qui sans voiler la vérité ne sauraient plus comment s'y prendre
pour la défense de leurs clients, des marchands qui doivent y
avoir recours pour débiter leurs marchandises et des amoureux,
í¡ui vivent dans un mensonge continuel. Pour ce qui est des
courtisans ils „seroienl tenus pour vrais marjoles et pescheurs d'es-
crevices, s'ils ne pratiquoient ce beau role, auquel par manière de
commentaire, ils joignent la dissimulation, sa cousine germaine en
ligne directe et colaterale". Et quoi dire des médecins, des maris,
et des femmes? Et il conclue non sans une poinle de malice „si
la vérité n'a point besoin de l'éloquence, il faut bien par nécessité
que l'éloquence serve au mensonge, autrement elle seroit inutile".
L'inspiration italienne paraît évidente lorsqu'on lit l'éloge de
la vérilé qui suit immédiatement c'est á dire cetle demonstration
du contraire, à laquelle ont recours si souvent les auleurs bur-
lesques de la Péninsule.
La Pauvreté trouva à son tour en France deux avocats p!u3
ou moins convaincus, comme elle en avait trouvé un en Italie,
en Messer Mathieu Francesi . . Reray Belleau et Jean Godard en
entreprirent la défense, en employant, à peu près, les mi^mcs argu-
mentations, mais sans se montrer trop enthousiastes de la loger
chez eux. Godard, par exemple, soudent, de même que Francesi,
qu'elle
„est honncstc et vcrtusuie
Cai elle Aiil lousjoDre les fc?stitis el banquets . . ."
et que nous avons là par conséquent i'ennemie naturelle de tous
les vices et surtout de l'orgueil:
,JI n'y a tien qui soil sous la cape des deux
Qui se monître plus doux, plus humble et gracieui."
Elle se moque des rêves ambitieux, aime le travail, se contente
de fort peu de chose, mais malgré tout cela, le poète, en véritable
ingrat, ose ajouter:
„Quant D mont respect. Vierge, je te supplie
De lascher un petit ta chaîne qui mt lie
El me strre trop fort."
Je ne sais jusqu'à quel point l'Allori, et G. F. Ferrari qui chan-
it^rent les délices de la Galea étaient convaincus des mérites réels
de leur sujet. Toujours est-il qu'ils trouvèrent á leur lour un imi-
tateur au delà des Alpes, en Jean de la Jessée (Premières œuvres
françaises, Anvers, 1583), l'arai de Ronsard, de Belleau et de Du
Bellay. Jean de la Jessée suivit de près la mode d'Ilalie en
chantant ensuite le contraire de ce qu'il venait de louer, mais il y
eut en cela, outre que l'esprit d'imitation, des raisons tout à fait
personnelles. Peut-5lrc était-il plus convaincu du blâme que des
louanges et fort repenti même de ces dernières.
POÉSIE BURLESQUE FttAXÇAlSE ÜK LA REíNAlSSANCE.
269
1 i'm-
Le Ferrari, dans son eapitalo ,4n lode della prigione", 1
spiratìon du Lando me paraît évidente, déclare qu'il n'y a nen de
plus beau, à son avis, que de vivre dans un lieu, ofi l'on n'a pas
de voleurs à redouter, oii l'on est à l'abri des guerres, des ¡inputs,
des domestiques et des vices. N'est-ce pas une marque de dé-
férence l'escorte de soldats qui vous suit partout et l'histoire n'est
pas là avec Régolus, pour vous assurer que les héros peuvent bien
y vivre et y mourir? L'Allori, á son tour, dédia à la Gaha un
véritable pelit poème, mais entre l'acception de prison cl de Gaita,
il y a des différences assez sensibles. Lequel de ces deux modèles
a été suivi par De la Jessée?
Je ne suis à même de pouvoir le déterminer. Rien de pins
évident que cet air de famille qui unit ces quatre pièces: le poète
fiançais loue par exemple, de même que ses devanciers, la prison
parce qu'on y vit en parfaite sûreté et parce qu'on y acquiert
maintes vertus, savoir l'humilité et la sobriété. Tous les trois
tombent aussi d'accord dans le tableau qu'ils nous offrent des
ennuis de la vie libre, en faisant par là ressortir la paix et la
douceur du contraire et ils n'oublient pas non plus l'honneur du
cortège des gardes. Le capitolo de La Jessée hl' manque pas d'un
certain mérite littéraire et renferme aussi des idées assez originales.
Il commence par poser une question:
„Si les biciia et joyeaus, es maisons reccllci,
SoDt beaucoup moins commans et de plus chère garde
Que CGUS que le vulgaire es bouliques regarde . . .
Qu'il vaut miens eslre en asseoiance
Dans une close demeurante,
Que vivre au large cl n'eatie pris?"
La terre elle-niêrae n'est après tout qu'une prison; l'âme, qui nous
rapproche de la divinité, est renfermée dans le corps et quoi qu'on
dtee contre la prison, elle ne cesse d'avoir:
„... csli dans ce monde
Le séjour des herautz de Dieu:
Et q
3 fill. Diet
les plus célèbres,
i le souvenir du
E^al â son Pere supresme
N'ait eu patience en ce lieu.'
I^ Grèce et Rome virent souvent leurs héros,
renfermés entre les murs ¿traits d'un cachot (et ii
Lando et du Ferrari me paraît plus que probable); le dieu Mars
ltii>môme y demeura quelque temps et d'ailleurs:
„L'advcraili n'esbraole un homme gcncreus;
Le serrage, les cepz, les chuisnes, les menottes,
Font seulement frayeur ä ces personnes sollcs,
Pleines de lâcheté, voire d'un cieur peureus."
Voilà une pensée sérieuse une pensée d'Horace, qui vient se mCIer
t ä propos, à la plaisanterie du sujet.
270 p. TOLDO,
Dans la Conlreprison il y a un souvenir direct de Tltalie
lorsque la poète rappelle:
,,Les sdngties (stinche) de Florence et les cachots de Monee**
et le burlesque ici nous présente un aspect assez curieux en ce qae
La Jessée, après avoir chanté la prison, dut en éprouver la rigueur.
C'était un tour de la destinée. Ce n'est pas, s'écrie La Jessée un
lieu fait pour les hommes, aimant, de leur nature même, la liberté
et en laissant de côté toute plaisanterie, il ajoute:
„Voyla pourquoy, si j*en sors désormais,
Je ne veas point y retoamer jamais,
Fuyant, hlamant, sa loge et ses retraittes;
Et franchissant le Guichet je criray
Adieu paniers, les vendanges sont faîttes."
Les injustices des gens de robe et les misères des plaideurs a\'aient
inspiré à leur tour et fort souvent la muse satirique, comique et
burlesque des poètes des deux nations, mais personne, avant Jean
Passerat, n'avait songé de rechercher la diviniU des procès. C'est là
ce que l'écrivain français fait avec beaucoup d'adresse. De même
que les mystères sacrés, remarque-t-il, on traite les procès:
„En toute reverence et grande cérémonie
Pour rendre leur venue aux mortels incertaine
Les Dieux les viennent voir ayant des pieds de laine,
Les procès au venir marchent si doucement
Qu'ils ne sont entendus pour le conmiencement,
Puis d'un son esclatant leur presence est connue,
Les Dieux et les Procès sont voilez d'une nue."
On sait comment les divinités se querellaient entre elles du temps
du siège de Troie. 11 en est de même des avocats, qui s'injurient
au barreau, paraissant même devoir venir aux mains:
„Et au sortir de là, ils s'en vont boire ensemble.**
Les Dieux vendent leur aide aux mortels à un prix parfois très
élevé ; il faut les supplier longtemps, les adorer dans leurs temples
et songer toujours à eux:
„Avant que par procès soit riche une partie
Il se faut coucher tard, et se lever matin . . .
Remarquer un logis, assiéger une porte,
Garder que par derrière un conseiller ne sorte,
S'accoster de son clerc, caresser un valet . . ."
Enfin les procès font, de même que la divinité, des miracles écla-
tants. On voit, par exemple, les boiteux marcher, poussés par
le besoin de ne pas manquer une audience et
„comme les luts d'Orphée ou d'Amphion
Leur occulte cabale attire métairies
Villages et chasteaux, rentes et seigneuries."
Ils partagent aussi de la nature divine dans l'incomprensibilité de
leur langage, souvent plus obscur que celui des oracles et si l'on
POÉSIE BURLESQUE FSANÇMSK DR LA RENAISSANCE.
27 •
I
I
fait aux Dieuï dea sacrifices coûteux, il va sans dire que dans les
procès cette sotte de sacríñces sont à l'ordre du jour:
„Japitcr couiTocf d'un don va s'appaisanl:
Un ngoareax procès s'adoucit d'uD ptèscnl."
Enfin les procès peuplent, aussi bien que la divinité, le monde
tout entier et dominent entièrement ceux qui les suivent. Dans
nn sonnet notre Passerat revient sur le même sujet, en rapprochant
les femmes des procès, parce que, entre autres clioses,
„Tous lieux par beaux prcseni se rendent favorables,
Toas dem sans rien donner prennent à toutes mains."
La plaisanterie est donc doublée de satire et, le poêle, qui avait
dû se plaindre de la justice de i^on temps, visait ici évidemment
à une sorte de vengeance.
Un autre poète, que nous connaissons déjà, Annilial de
rOrligue {Paris, 1617) entreprit les louanges d'un sujet, qui avait
intéressé le Bemi. dont le capihh „in Iode del debito" était au
nombre de ses pièces burlesques les plus connues. Ici encore pas
d'imitation littérale, mais plutOt cet air de famille que nous venons
de constater pour d'autres compositions pareilles. La FeikiU du
dthttur débute par déterminer la supériorité que celui-ci garde
vis-à-vis de ses créanciers, forcés de le traiter avec beaucoup d'égaid
et d'en ménager l'amitié. Le débiteur démontre en outre une
intelligence vivç, un esprit doué de ressources:
„C'est avoir le courage brave
L'esprit et l'iloquence grave,
Avoir mÉlhode et entrcgenl
De trouver lo uj ours de TRcgent
Poor entretenir la marmite"
et il n'y a rien en cela de honteux car même les plus grands rois
sont souvent forcés d'emprunter à lout le monde. Il arrive quel-
quefois que le débiteur est poui^uivi par la police, mais s'il connaît
bien son métier, il saura l'éviter, quitte la nuit à se moquer „du
sergent", soit qu'il se tienne à la fenêtre, soit qu'il sorte pour
„visiter la taverne". D'autres argumentations sont communes au
sujet de la prison. Si la garde veille à la porte du débiteur, c'est
qu'on le traite en prince, si on le mène en prison, il y trouve
beaucoup d'amis, qui le revoivent, les bras ouverte; si on l'habille
en vert, c'est là la couleur des conquérants. Enfin quoi qu'il
arrive, il est toujours plus à son aise que ses créanciers, de sorte
qu'il conclue que:
„C'est une choie tris boune
Debvoir et ne payer personne,"
Vers la même époque, en l6iq, Vital Bedéne avait révélé à ses
lecteurs „le secret de ne payer jamais", mais ¡ci sous l'apparence
de la plaisanterie se cache un but satirique. Le poète en veut aux
nobles bouifis d'orgueil, qui ne remplissent point leurs engagements
2J1 P. TOLDO,
et il y a de petites scènes, rappelant de près celle entre Don Juan
et monsieur Dimanche, dans la comédie célèbre de Molière.
En 1616 parurent à Paris les Opitsatüt /ranfoùts des Holmans,
contenant l'éloge de l'avarice et le blâme de l'amitié composés en
prose par Antoine Holman sous le titre de Paradoxes. Plus tard,
en 1634, le aieur de la Giraudière, dans ses joyettx épigrammes,
chanta „l'apologie du pendu", sujet, qui appartient bien á lui et
qui malgré son apparence d'enjouement est, on ne pourrait plus,
lugubre. Le burlesque se fonde ici sur l'observ-ation que comme
il n'y a rien de beau dans l'univers, qui ne soit pendu, l'homme
qui finit de la sorte est supérieur, de beaucoup, à tous les autres.
Voici le discours du personnage en question, qui chante lui-même
sa prosopopèe:
„Passant je te supplie araste,
Et Ú lu trouves deshonesle
D'estie ainsi pendu par le col,
Au gibet av«c un licol
Je t'nppiendrois que la potence
N'est que pour les gens d'importance . . ."
Et en effet il n'a pas de peine à démontrer que tous les corps
célestes sont pendus dans l'espace, que les fruits pendent des
arbres et que bien des personnages illustres ont dû endurer ce
genre de supplice, y compris le Sauveur, allusion cette dernière
fort irrévérencieuse, dans la bouche d'un croyant
Ce genre de plaisanteries continua pendant tout le dix-sep-
tième siècle et nous en retrouvons aussi quelques exemples au
siècle suivant. Je rappelle, entre autres, l'éloge de la Paresse, dédié
à un moine et attribué à Voltaire (1728) qui commence: „La
paresse est une volonté constante et déterminée de ne rien faire;
c'est le quiétisme de la raison humaine; c'est le silence du désir;
c'est le sommeil du malheureux découragé; c'est le grand préser-
vatif de tous les maux au moral, comme au physique". Enlin la
paresse est une sorte de niratJna. La conclusion n'est pas moins
paradoxale et a l'air d'une démonstration géométrique „l'homme
est né dans un cercle dont la Paresse habite le centre et dont l'in-
quiétude cherche à briser la circonférence". Ce sont là les derniers
échos de ce genre d'inspiration burlesque née en vers finissant en
prose et renfermant parfois des prétentions satiriques.
L'apologie des maladies.
„Je at luis pas de ceux, qui d'un vers triomplunt
Déguisent une mouche en forme d'Elephanl;
Et qui de leurs cerveaux coucbent i toute reste
Pour louer la folie, ou pour louer la pesie,"
Malgré celte déclaration, où Du Bellay a l'air d'en vouloir au
Uerni, au Lasca, ii Scribane de Vérone, et ù la grande famille
des burlesques d'Italie, il »'entreprend pas moins l'éloge de
d
POÉSIE BURLESQUE FRANÇAISE DE LA RENAISSANCE. 273
sordité» ¿loge qu'il adresse à son maître Ronsard frappé de cette
maladie.^ Cest même par les vers cités que cette apologie com-
mence, car le poète a bien l'apparence de prendre fort au sérieux
son sujet, peut-être pour une pensée délicate à l'égard de l'illustre
malade. Au fonds cependant le paradoxe domine et avec lui le
burlesque. Dans cette longue enumeration des avantages que la
surdité apporte, il suit d'ailleurs le même procédé de ses dévan-
ders d'Italie. Il s'agit de prendre le contre-pied de l'opinion
générale et de ne regarder qu'un côté de la médaille. Pour tout
le monde la surdité est la source d'une foule de désagréments;
elle nous ravit le plaisir de la causerie intime, elle nous défend
les douces harmonies, elle nous expose à bien des dangers, enfin
elle nous rend parfois même ridicules. Du Bellay regarde de
l'autre côté et découvre le paradis terrestre. Le sourd, dit-il, est:
Il . . . privé de sentir roaintefoîs
L'ennay d'an faulx accord, une mauvaise voix,
Un fascheux instmmenti un bruit, une tempeste.
Une cloche, une forge, un rompement de teste,
Le bruit d'une charette et la doulce chanson
D'un asne, qui se plaint en effroyable son."
Tout cela n'est pas moins vrai et l'on pourrait appliquer le même
''aisonnement à tous les sens, qui nous mettent eu rapport avec
'^ choses extérieures. Le sourd continue-t-il est libre des discours
ennuyeux, des amours, qui causent notre perdition, du rôle de
^nseiller des princes; enfin Ronsard pourra tirer son profit de
^® que les ignorants appellent un malheur, pour se dédier, dans
cette solitude de l'esprit, aux vers, qui le rendront immortel. Tout
^^*^ est dit avec beaucoup de verve et de délicatesse: malheu-
resement dans la conclusion le mauvais goût du temps l'emporte,
le poète nous offre un grand tableau allégorique, où la surdité
présente toute fière devant le lecteur, entourée d'autres per-
^^Unifications, la Mélancolie, l'Etude et l'Ame imaginative. Cest
'^ Vain que j'ai cherché parmi les compositions burlesques des
f^^etes de la Péninsule, ce sujet inspirateur de Du Bellay; il se
*^^^t que mes recherches n'aient pas été heureuses, mais il se
E^^t: aussi et c'est là ce qui me paraît le plus probable, que Du
*^H^y n'ait tiré de ses devanciers italiens que l'inspiration du
^r^ï'e. Nous avons affaire à un écrivain, qui n'a pas besoin de
^^viilles, pour marcher.
Il n'en est pas de même de l'auteur du „blason en l'honneur
^r la Goutte" ^ cité tout à l'heure et qui paraît redevable à messer
«la^lteo Francesi de quelque chose de plus qu'une simple inspi-
^^lon. Au moins est-on porté à le croire en voyant que les
^evu pièces ont des rapports intimes, même dans les détails. Ce
^ cfr. Uhymne de la surdité.
' Blason etc. Lyon, Tournes, 1547.
Zdtichr. £ rom. Phfl. XXV. 18
i
POÉSIE BUKLEâQUE FRAiÎÇAISE DS LA KENAlS^jANCB.
Z75
La Goutte inspira encore d'autres poètes. Sarasin entre autres
(Œuvres, Rouen, 1658} a une „Balade de la misère des Goûteux",
où il chante le contraire de ses devanciers. C'est l'inspiration bur-
lesque du ecnlrt, que nous venons de constater chez ses pré-
décesseurs d'Italie. Et cette idée d'opposition paraît évidente, dans
ces vers où il rappelle ceax qui en ont chanté les lonanges:
„Miint authcur antique et recent,
Bien instruit en toute doctrine,
SouslicDt que la Goule descend
De copulation divine."
Plus tard dans une composition anonyme en prose (Paris, 1654),
on cclébta „les graces, droits, privilèges et faculté de ceux qui
sont enclins d'avoir les gouttes, tirez des Fermes et Archives des
protomisérahles". Le début suffit pour faire comprendre le caractère
de cette pièce; „11 est ordonné et permis de grace speciale par les
maîtres de 1' Arch icon frerie des Goutteux; premièrement, malgré tous
les envieux, que celuy qui a les gouttes peut en tout temps, âge
et saison porter un bâton et le peut choisir tel et de tel bois que
bon luy semblera . . . secondemL'nt il a permission irrevocable d'aller
tout bellement et à son aise sans jamais se hâter, ny courir . . .
Tiercèment . . . luy est permis s'appuyer sur les bras et épaules de
sa femme, serviteur ou servante" et ainsi de suite. L'auteur con-
tinue en nous représentant „les sept stations des gouttes et indul-
gences à gagner sans aller à Rome" savoir la station à l'orteil,
l'autre aux chevilles, !a troisième aux genoux etc. et le tout est fini
par la „Recepte très-utile pour les gouttes" composée de „patîenlis
lachrymarum gutlas viginti, specierum clamoris et juvamenti anna
zij. electuaril stientiae ziropus cum siropo patientiae probatae".
Dans le recueil cité, on trouve aussi le „blason de la Quarte",
qui pour le titre rappelle l'éloge de la „Quartana" dû à la plume
de Pierre Aretin; mais l'auteur anonyme cite, lui-même, ses sources,
en remontant à l'antiquité, sans exclure, pour cela, les modernes:
„Je veui aussi ä l'exemple notable
Des plus Sfavane modernes et antiques,
CaDDDÛer par raieoQS autentiques
L» Quarte, icy l'engin net ci tant.
Car Fhavorin jadis en feit autant:
Puis Menapie, Encomiaste eiquis,
En dit maints loi; et duquel ty enquis
Maints BTgumens pour fomiei sa louange."
Ce n'est pas la peine de s'arrâter longtemps sur ce blason dépourvu
de tout mérite littéraire. La Quarte nous donne une „douce
langueur", nous permet le repos, tandis que tout le monde tra-
vaille, nous rend intéressants et ne nous ennuie que pendant peu
d'instants.
1 Œuvres, Paiis, 1617.
, (t l\ TOLDO»
\
\\\ \ ^^\\\\\\^^^\\^'\\w\\X vlw XVll* «Me, rOrtigue provençal essaya,
\ *N»vv ^\*\^v su\ ^M.ioU v»«i A^îùi Visììi inspiré ritalien Ferrari. C'est
\ y^'Sv ^v\0\ ^v,u Uvi luòuw^ .j^tuncccaùocis que les deux écrivains
^V>V\VH\S viVv^ihv^ c 4-^ .Ti.': ¿y ^iii'ùitLX ec il T& sons dire que c'est
l-\ M\^^ vSsV^ >;ui Ä* v^V *>Mîio:ap xa paradoxe et aux plaisan-
wa«na ^kvvsN^cîi^ li ^'e :ic«s ^r:tè^ de beaccocp de maux,
vi-v vs*>i.v s'^SKK" 4ttc ,x^^4^wac^ a*p¡ai:ie. i'èciìi e\-TÌé le Ferrari
.C*î»< «a swmailcssat. icsics.
• ,«** .- .lau** cnii«atti -B* .Î4U2A 'MT
*'
Af
vta» •««ai4 «1»^ %ciwun> aautrait qu'à défendre le plaisir
,i "^ ^ ^,v*. >> ><4a4i '^!x nu moyen bien sûr pour les ramener
i H**— ' 444îcu*i^ jxíutí mabuilit* a des vertus thérapeutiques;
*«ii ,w» u •*<» ^fcWâiii peut marcher, la lete haute et sûr de sa
>>^iK^« 1«* im.ä:v .IUI» :ouie d'autres maux; c'est là une sorte de
'■«A^quíís. ^uA »c»u^ ;.'iv>it'|^e et qui nous rend presque invulnérables.
^ivv i ««k^^ -« uui^ur Ü y a aussi des rapports intimes et cela
. V*«; ^^.uv ijii H^c le:^ eîiprits délicats ne se détournent pas d'elle:
..Cai Uà i^^olle et les amours,
v: out «.v^otstre toujours,
1'v.M:^ l<» d«us ont des délices
l\'« j:et:uies et des supplices
^ui D« se peuvent cacher.'*
H^'^v <.'iiuu»k>^ic de gii//€ que l'auteur tire du mot galant en
..Vu ptÎDce en ce siècle icy
IVite le tiltre des Galles"
^-; wNii ta^>pv4is intimes avec les plaisirs de Vénus sont aussi une
Jiu;io utuiquc de $i>n importance. La déesse de la beauté n'a su
\Va4 (saxnv'i. b-utiu les {Uàuvres qui en sont atteints exploitent la
v\^iu^Kivüi<^i ^Iv« ^ciis riches, pour qui bien d'autres misères n'ex-
».l.A ^Ue est là calamite,
V}ui lAÎct IvuilUr leur marmite . . .
i>» eattopici et boiteux,
iVtt )vr\>^nes marmiteux,
iV« chaïUians pleins de vice,
tsMii souv«At par artifice,
POÍSIB BURLESQUE FRANÇAISE DB LA RENAISSANCE. 277
Voir leurs membres escorches,
Comme de lepre touchez."
Les rapports entre cette maladie et les plaisirs de Vénus, nous
permettent d'aborder un autre sujet, qui joue, dans la littérature
italienne, une rôle assez important, sous le nom de mal francese.
Dans le Recueil de poésies françaises des XV* et XVP siècles, * on
lit le Triumphe de très haulie dame Verolle et le sieur d'Estemod
dans son Espadon saiyrique^ s'en occupe â son tour, mais pour
s'en plaindre vivement II se plaint surtout de ce que la nature
épargne aux chiens ce cruel malheur. Les bêtes ont toute sorte
de privilèges, y compris celui de ne payer jamais leurs amours:
„Ils n'y payent pas un douzain:
Nous autres donnons la pistole
Et n'en avons que la vérole,
Souventesfois pour nostre gain."
^e qu'il y a, dans cette composition, d'assez plaisant, c'est le
langage pédantesque du médecin, un véritable Diafoyrus, dictant
^^te ordonnance:
„Ad refrigendum sa poictrine,
Carpet de la therehantine
Pour toller l'inflamation:
Et si intus est quelque ulcere,
D'une seringue on pourra faire
Per saepius l'iniection.
Ergo vale, cher filióle
Je vais chez pharmocopole."
^^Ppelons encore une composition due à la plume de Jean Dant
AlbigçQig (Paris, 162 1) „en l'honneur de la calvitie". Dans son
^Pitre au lecteur, notre écrivain rappelle l'oraison grecque, que
^ynesias avait composé sur ce sujet, mais les argumentations en
^^Ur de sa thèse, se bornent à bien peu de chose et peuvent se
^^UtQer dans cette considération que les cheveux sont „la plus con-
J^Hiptible des choses" parce que le poil distingue les animaux des
Pénames. Et c'était là un sujet, qui sous le nom de „pelatina" avait
'aspiré aussi les auteurs burlesques d'Italie et surtout le Ferrari.
On voit que l'apologie des maladies trouva en France un sol
^oins propice que dans la Péninsule. Le nombre des com-
positions sur ce sujet est quelque peu borné: la peste n'eut pas
P^T exemple son poète français et exception faite pour l'hymne
^^ l'ami de Ronsard, elles méritent à peine qu'on les cite.
^ cfr. éd. Montaiglon, i vol.
A suivre.
P. Toldo.
i
WBL slIpyrtufftBMtfcffiì Liederbach.
*nU'ix\.
V. Eia Seemann utdcàt*' tek werden,
eia SLaotoiaxiJi ntàcâLt' tek sein!
ITiiâESQMa >«ât tuai mkk amas wnr Abeckrabem and Heraus-
nt^ ^ob^rv^tectidi MuHisieâksii Gg<&htes* unseres könig-
r?tHiibMQitf:^ üiUKkBMSi^ mir am ^ testkntisch herzustellen,
:$tHi^ Olli' >»Ufee Smoäck ta G8 mììgikk kt^ uid um kurz anzu-
j^^jigM» ^«4;^ ìcài 3tìr >iÑtt Lvi^Qft víesseiben denke. Was die £în-
>d»»¿%u<$: >^atdl» s^ ^tK:kt «$ imttir den ctatí¡^as de escamh* e mal-
in^*' >:*ci«^ <i^ vmm Ailbtfc^X spricht rm in der ersten Person,
sÌQ<s» jfekA^;;!^t^^MÌtitìdi itti Namen und aas der Seele eines andern,
4^03$«:^ >K>t«i«CÒt 4111^% vnmcmiiieiie Selbstbekenntnisse ihn ergötzt
^S^ ïtt^4H«ii% Awch was Gedankengehalt, Wortreichtum und
vMMmuuhkM^ t^i^«v«}^4kktHt des Rkjthmas betrifit, gehört es zu den
tNi^t^ ^^^ÒHK r^istiscben Scherzgedichte
Wi<^ UMti $t9h^ besteht es ans 4X13 Zeilen, Septenarios, unter-
tnìMH mit 2^ve¿»übiiem, an 2. und 4. Stelle. Jedes der beiden
$Uvi>h<?iH**^*"^*^ unterscheidet sich durch den Reim. Dieser aber
kKl utimittt^lbar gebunden, was dem Liede einen frischen volks-
iieiUSi^ü Tou verleiht. Zwei weibliche Reimworte wechseln mit
^ÒH^m männlichen: ^-aräo "On ^inha in Str. i und 2; -ado ^ar -eiro
in ^i und 4. Am Schlüsse aller Strophen kehren die damit als
AvM^au^ï^unkt oder Thema des Gedichts gekennzeichneten giftigen
$kv^(>i<.>n<> wieder; nicht als Kehrreim, doch kehrreimartig.^ — Wei-
liMV linier nach gleichem Schema
7177 7tT77777
« * * * • • *
aabbaabboobbo
«tud mir nicht bekannt.
^ Man w«rfe einen Blick in Braga*s metrisch wie sprachlich völlig mifs-
gUkkUn Abdruck. — Gut sind daran nur einige aus Monad's Note herüber-
l^nomiuvn» l'refter.
* Waruiu C. de Lollii nicht CV mit GB collationiert hat, ehe er seine
Studio? vcroftentllchte, ist mir unklar.
* l>Mk wiirvi nach der im OA von mir befolgten Charakterisierung: Can'
(i^n U4 m^^iirim 4X13 — Setenarios e Binarios nos versos 2 e (> de cada
0iUi^^ — Cf//<ii doàras: AAbbaabboobbo — Rimas breves e Itm^as:
• ««i/t* •*>»# ^%nha nas estro/kes l e 2; »ado ^ar -eiro nas estrofkes ^ e ^^
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIBDBRBUCH. Zjg
(25.)
Non me posso pagar tanto
do canto
das aves, nen de seu son,
nen damor, nen d' am[b]içon,
5 nen d'armas — ca ei espanto
por quanto
mui [mui] pengosas son —
come d' un bon galeón
qne m-alongu' e muit' aginha
IO d' este demo da Campinha
u OS alacrSes son.
Ca dentro no coraçon
senti d' eles a espinha!
£ juro, par Deus lo santo,
15 que manto
non tragerei nen granhon,
nen terrei d' amor razon,
nen d' armas — porque quebranto
e chanto
20 ven d' elas ced' a sazón —
mais tragerei un dormon,
e irei pela marinha,
vendend' azeit' e farinha;
e fugìrei do ponçon
25 do alacrán, ca eu non
mi sei outra meezinha.
Nem de lançar a tav(o)lado
pagado
non s8o, se Deus ro' ampar,
30 oimais, nen de bafordar.
O andar de nout(e) armado,
sen grado
o faço et o roldar!
Ca mais me pago do mar
35 que de seer cavaleiro,
ca eu foi ja marinheiro,
e quero • m' oimais guardar
do alacrán encontrar
que me foi [picar] primeiro.
40 £ direi -vus un recado:
pecado
ja mais me pod' engañar
que me faca ja falar
en armas, ca non m' é dado.
45 DOado
28o CAKOUNA MICHAELIS DE VASCONCBLLOS,
m' é de ar én razOar,
pois las non ei de provar.
Ante quer' andar sinlheiro
e ir come mercadeiro
50 algtia terra buscar
a me non possan culpar
alacrán negro nen vciro. (Ind. 467 = CV 63.)
2 tanto — 3 dues — ^ da miçô — 8 b^o ; statt böo, das vor dem Sub-
stantiv zu hon werden mufs. Sowohl bei Monaci als auch bei Bra^a figuriert
im Namenverzeichnis D. Beno Gaìeon\ — il hues ala traes son. Daraus
wurde bei meinen Vorgängern: hu é mala traesson (tratcon) — 18 ^ ötäco —
20 ne — 22 marinha — 23 uedenda zeue effarma. Braga druckt a ceV,
als handelte es sich um Talg. Ob er aceb* schreiben wollte und an aterre
= acibar dachte? Die Form ohne r existiert jedoch nicht. Dafs übrigens
Talg und Aloe an Bedeutung dem Mehl gleichstehende Handelsartikel sein
könnten» wird Niemand behaupten. — 24 effuguey da pacò — 25 alarram.
Passo do alazäo pafst weder in den Zusammenhang, noch in den Reim. —
26 phy — ouq(ü)a — 27 Entweder ist nem zu streichen, oder tavlado zu
setzen (wie auch in CV 955). — 29 sfco — 30 adeo» woraus ich nichts zu
machen weifs. Ersatz zu schaffen, wie ich versucht habe, ist leicht. A dia
fur de dia, im Gegensatz zu de noute der 31. Zeile, pafst nicht ins Versmaß
und ist unportugiesisch. Doch welche Lesart bietet CB? — 33 grad offaço
z a rolda — SS f/^'" caualro — 36 i.Sg., wie unzählige andre Male. —
38 — 39 do alacra e có'nar, woraus Braga coronar macht. Es scheint in Z. 39
ein zweisilbiges Zeitwort zu fehlen: picar, ferir, chagar, oder sinnverwandtes.
Culpar wie in Z. 5 1 wäre auch zu brauchen. Ich wähle picar, im Gedanken
an die weiter unten angeführten Sprichwörter. Paläographisch läge jedoch
tornar näher als encontrar. Dann mufste man Konstruktion und Sinn ganz
verschieden fassen und in Z. 39 anders ergänzen. Etwa:
e quero m* oimais guardar
do alacrán, e tornar
[o] que [eu"] me foi primeiro
im Hinblick auf die vorausgegangene Zeile ca eu foi ja marinheiro — 42 ia
ia mei. Hier steckt offenbar noch ein Irrtum. Die erste Hälfte der Schlufs-
strophe befriedigt nicht, doch ziehe ich vor, an den überlieferten Buchstaben
festzuhalten. — 44 dad — 46 do ad me deas en rrazonar — 48 qanday —
49 com — culpa a lacra negro ne ueys.
Unkriegerisch gesinnt, hat einer der Unterthanen des Königs
von Leon und Kastilien — das Lied selbst bezeichnet ihn als
einen Ritter — widerwillig Felddienste gethan, wozu Rang und
Gesetz ihn vermutlich zwangen. Nach dem Meere sehnt er sich,
nach einer frischen Seebrise, einer guten Galeone, oder einer hurtig
segelnden Dromoney auf der er seine Waaren von Hafen zu Hafen
fahren kann. Weder Vogelsang noch Liebeslust, weder Ehrgeiz (?)
noch Kampf, weder die Tracht des hoffähigen Kriegers (Mantel
und wallendes Haar, bzw. Vollbart?) 1 noch Ritterspiele verlocken
ihn. Uns unbekannte Ereignisse haben den in ihm schlummernden
Hanseatengeist geweckt — ca eu ja fui marinheiro! Vor allem
aber haben körperliche und seelische Schmerzen den Wunsch nach
^ ^^Q^^^^^^* grenhon, grinhon bezeichnen aport. meist üppigen Bart-
wuchs (CV02. 74, CM 86. 293); doch auch das Haupthaar (CV 305:
granhdes). — Nach CV 02 vi un coteiffe de muy gran granhon scheint es
sich mehr um Kriegs- als um Hoftracht zu handeln.
RANDGtOSüEN ZÖM iLTPORT. LIEHEKBUCH. 281
Freibeit und Einsamkeit gezeitigt — ante gutr andar tinlheiro. Näm-
lich der Bifs giftiger Scorpione und girtigcr Stachelzungen, denn
alacrán ist doppelsinnig, wie die Klage zeigt, sie hätten ihn Uli ia
the core 0/ his heart verwundet.'
Wann und wo? Während einer der andalusischen Unter-
nehmungen und vermutlich in den sechziger Jahren, wie die
übrigen Kriegsgesänge, iu denen König Alfons die Schwächen
seiner Vasallen lachend geirselt.i wenn anders die Campinha die
helfse Niederung des Guadalquivir ist, weicher dieser Name eignet.^
Und wer ¡st der so unheldenhafte Held, den er an den Pranger
stellt? Einer jener sentiraeulalen Gallizier, denen man so oft nach-
sagt, dafs sie, als Schweizer der Halbinsel, vons Heimweh nach
Meer und Gebirge (soidade, saudade) oder der morrinha gathga,
einfachem Landleben, der gaita de /olles, der mumheira und dem
melancholischen alatala gepackt werden, nicht blofs in den kasti-
lischen Einöden, sondern überall wohin das Schicksal sie führt?'
Wie gefürchtet alle Arten Scorpione auf der Halbinsel waren
und sind, zeigen zur Genüge die Sprichwörter: Si te pica et alacrán,
llama al cura y sacristan — Si te pica el alacrán, fres dias comerás
pan — Quien de alacrán está picado, la sombra te espanta. Für be-
sonders giftig gilt der schwarze, o lacran da unha negra (span, de
uña rtegrd)fi Gewifs ist es derselbe, den König Alfons negro nennt.
Veiro (variui) hingegen mag eine scheckige, vielleicht auch die
blafs rötliche Species sein, die, soviel ich weifs, heute die aller-
verbreitetste ist." Von beiden besitze ich Exemplare (4 — 5 cm),
die bei Moncorvo für mich gefangen wurden — in derselben
Gegend also, wo der böhmische Freiherr Leo von Rozmital seiner
Zeil, mit den Augen der Frucht, Scorpione grofs wie Jagdhunde
entdeckt hat' Dafs ihr Stich tötet oder wahnsinnig macht, ist
' Niichwci&en kann ich Alacrán a\% aleunha von beslìminten Pcisonen
Treilich nicht.
» H. Randglosse VI.
* La Campiña biers beli»nnt]Ích die den Minren entrissene Provini,
welche Cordova, Basna, Edja und Lucena umfnfste. — Ediisi, Ed. Leyden,
p. 174, — Sie wird im 13, Jh. ofi erwihol. Von Alfons X, mit Beiug auf
seine andalusischen Feldzüge in den CU z. B. SIB, 9. U.
* Im I4' Jh. war dieser Rnf schon traditionell, — Aus det Chronik
Alfons' XI. stammt der Satz: Las de Galicia eran ornes di mnnfaiìns que
avian muy grave de los sacar de ta fierra. Freilich folgt der Zusali a menos
de Us dar alga {Cran. Alf. XI CXII!). Für gewinnsüchtig gill der Galliiier
noch heute.
* Id Portugal steht neben alacrSa noch alacral, alacrau, alacrae, alacrd
lacran, ¡aerai und iacrau (Minho) nebst lacraia {Tras-os-Montes. wegen ìacaìo,
lacaittì). — Braga scheint da« volkstümliche Wort nicht zu kennen. — In
seUem Glossar steht alacrd = ttcido antigo; daiu kann nur die Fatben-
bezeichnnng negro ou veiro ihn veranUrst haben. — Uebei die Etymologe
«.Doxy (oder auch Körting 344).
' Ich glaube, dafs die röliiche die gewölmÜche mitleUändische Ari ist
(scorfio eurofaeus); die schwane aber eioe afrikanische {scorbio lunelanus
oder maurus).
1 Bibl. Litt. Ver. Shirt. Vn p. 77 u. 179 (oder Libros de An/aaa VIIT 83)
/n circumjaeenlibut monlibus magna est copia serfenium. scorpion ' '
ZSZ CAROLINA ÏUCHAELIS DE VASCONCEtXOS,
eia Dogma. Und wo nach mindestens achttägigen peínígendeti
Schmerzen Heilung eintritt, glaubt das Volk an ein Wunder; ein
klein weiüg auch an die Kraß des angewandten ûui'U d' alacrat^
(port, anidra lie a/acräfs) oder der scoronerà htpania.^
Das von Aifons für eine Art Segel las Ischi ff angewendete grie-
chische Wort dormon ist auf der Halbinsel, wie überall, nur im
Mittelalter übtich gewesen. Aus galüzisch-port Quellen kann ich
sogar kein andres Beispiel anzuführen. Doch hat Lissabon gewifs
mehr als das einzige Mal, von dem ich weifs, einen dromon (oder
eine dromunäa ^ mhd. dragmund, tragmuni) in seinen herrlichen
Hafen einlaufen sehen,*
Nachtrag. Während die im Herbst i8gg niedergeschriebenen
obigen Selten in Strafsburg ruhten, erschien in Italien ein Aufsatz,
in dem C de Lollis sich mit dem hübschen Seemannsliede befafsL*
Den Inhalt beurteilt er ganz anders als ich. Er glaubt Aifons X.
in seinem eigenen Namen ernst und gramerfüllt reden zu hören.
Und zwar gegen Ende seines reichen ruhelosen Lebens, als der
kastiliscbe König den bekannten schmerzlichen Prosabrief nach
Afrika sandte, bei seinem allen Feind Abu-Jusuf Milgefühl und
Hülfe suchte und ihm die Krone als Pfand anbot. Ja, der das
Grundraotiv unsres Gedichtes bildende Wunsch, das Heer zu be-
fahren, giebt in des Italieners Augen sogar der sich an den editen
Prosabrief anlehnenden melancholischen Ich-Romanze
lo sali de U mi licrra
p»ra ¡r a DìoB »er vit
gröfsere Authentizität, weil in ihren letzten Worten aus des Mon-
archen Munde die gleiche Absicht tönt, wie weiland Apollonins
auf hohem Meer zn enden
I »c morir ea las ondas
I
. Scorfionei sunt eanû ftaalírii midiccris magmltidint, terg»
varialo et pido, guales nulius unguam nostrum consfexit.
' Similia ¡imilibuí und nomrtt omen. — Ich denke an die Lanze Achilb
und an die pottugiejischen Sprichwörter; d mordedura de c3o. fello Je cüo —
a fetida de c3a com pello a
■ Siconanera
éiconanera von scorpione abzuleiten soil leider nicht angehen? Man
toll bei cortice stehen bleiben (Körtiog Z924)? Jedenfslls aber hat dai Volk
die beiden Worte und Dinge im obigen Sinne in Beziehung zu einander ge-
bracht nnd sieht in der scarsonera hispánica cinc Anli-Scorpion-Wureel. —
KaM. eiconott, nebst pathologisch daraus gebildetem escuena, kaL estorse
etcurfó {•nä.T'ittm, cap. 85 p.lSî), çatuescorfOo, ilal.iiTDrdjn/ giftige Kröte.
* im J. 1184. bei cinca vergeblichen AngrifT der Almobaden. — S. Here
n 463 nach R. de Diceto {Imagines Hiiloriarum, apnd Twisten, Hist. AngL
Script, p. 614). — Uebcr o(fòn<ar, mlat. dromon [lai. Elym. XIX l, 14),
all&i. dromon, span, durmon dromon [Gran Cong. IV e. Jî), port, dormo»
vgl. Do Gange s.v. dromones; den allipan. Alet. 1861; Diei El.t^t^; Kör.
ting 37OJ. — Gaud, de Figueiredo betont drimon, als wäre der gtrech, '
mabgebend, i\t Unrecht, wie uosre cantiga tcigl-
' Siud. Ftl. Rom. vol. Vni 380—386, Ich erhielt da» betögliche
' n Joli 1900.
1. Accent ^^
: Hell 2X H
I
RANÜGt-OSREV 7V%Í Al TrORT. IIEOERRUCH. 283
Darauf erwidre ich einerseits, dafs wir von Alfons X. kein die
Romanzenform des XV. und XVI. Jhs. treu vorbildendes Gedicht
kennen und überhaupt nur ein kurzes span. Vess&agraent;' dafs aus
dem XIII. and XIV. Jh. keine Romanze vorhanden ist; dafs nichts
die geschickt den Ton der Klageromanzen nachahmende Schöpfung i
als allertúmlich ausweist, weder die Sprache noch Glossen, noch
Nachahmungen, noch Citate; dafs Alonso de Fuentes, der erste,
der sie 1550 mitteilte, wahrscheinlich ihr Verfasser ist, sich der
Romanzenform bemächtigend, um in archaischer Sprache diese wie
andre poetische Geschichtsepisoden frei umzugestalten.*
Andrerseits vermag ich an den abenteuerlichen Wunsch nach
einsamem Seefahren von seilen des 60 jährigen kummervollen
Monarchen nicht recht zu glauben. Jedenfalls nicht daran, dafs
der von Kindern, Freunden und Vasallen verlassene, dessen Ausrut
□Dnca assi foi vendudo
rey don Sancho en Portugal
wir bereits kennen, in einem so frischen Gedicht in kunstvollen
nnd leichtfürsigen Strophen seine geheimsten Gedanken preis-
gegeben hätte. Und wenn schon — niramerraehr konnten sie
dahin zielen, in einem Lastschiff an der Küste als Oel- und Mehl-
händler entlang zu segeln: vendend' aseii' e /arinha! Nimmermehr
konnte damals der Verfasser von Marienliedern der Liebe, dem
Ehrgeiz, Waifenspiel und Kriegsdienst (langweiliges Postenstehen
bei Nacht miteinbegriffen) entsagen.*
Ich bleibe dabei, das Gedicht als ein im Namen eines Andern
voller Ironie gesprochenes Scherzgedicht aufzufassen — eines Qi-
valeiro, dem thatsächlich die giftigen Scorpione der andalusischen
Campinka und, infolge seines wenig mannhaften Benehmens dabei,
auch die giftigen Zungen der Genossen^ wehe gethan und den
Kriegsdienst verleitet hatten.
Was den Test betrifft, so freue ich mich der Ueberein Stimmung
in unserer kritischen Bearbeitung, bemerke aber, dafs leider in
diesem Falle die Einsicht in CB zur Textverbesserung nicht eben
viel beigetragen hat" In folgenden Einzelnheiten scheint mir
Lollis das richtige getroffen zu haben.
Er setzt alacrá, wie Z, 38 und 52, und PI, alacräes, wie Z. 11
» Cfr. Grundri/s nt> 181
' Sie hebt wie alle Klageroin«nien dci XV.
DBiuen an, gebt dann aber za d über.
' In der betreffenden Romanie sind die Ere
den spätecea vom Jahre llSi gemischt.
' Eh ja fui [foi) marinheiro halle Alfoni lut Not
SeviUi, an seine Kuute von Alicmte nach Tunis (1257)
von Valencia nach Tarragona (1274) denkend.
* Darauf weist das culpar = „anklagend schädige
Strophe bin.
* Z.yi a de 9 bleibt nngelöst,
G. Baiit {§ 41 und 53} erwähnt die Ro-
id XVI. Jhs. mit /-Asso-
isse des Jahres 1174 ndl
Not sagen Itünnen, an
und an die Flucht
der letzten
Ib Z.7 «ntctBfal es LoMi, dfe Mlcnde SObe xa oginzen,
a wâ dardi Wiedofaol^ig vom m^ odv <hnk Seixang von muflo.
Z. lOL Aas ai^^âiia den SigeBBaaMB henosEiüesm ist ihm
- Gegen ttk àóm A a^^Ñ*« ht absolot nichts
" " - - - £jjj ^¿jg](tjy
Z, 19. 22. 24 und oft Won der Accent anf / and dì Er
eottpódit dei AuBpndte dnidons nicbL
Z.Z4. fímtam hat mit fmrnf*» < pmmaeiit nichts zu than und
bedeuet kemenregs «Stich oder Gdff mit den stachligen Fang-
Es ist nejmcfar p&ii^mt, mit dngeiogtem Nasal wie im
Wfon. potila, imd bedientet Gift von Nattem, Sdilangen, Drachen,
Scorpionen, Spinnen nnd andera iKten. im Gegensatz eu htrha
htrhula «Fflanzengifi".' Man vergleiche im geistlichen Liederbach
dea Königs Gedicht No. t8i^ Dann lautet der Refrain:
Ben pode Sancii María
guarir de loda pofon
poti madr' i do que tríUoa
o basilis-^a' e o dragon.
Und in der vierten Strophe hcifst es i-o o pcf^n tallou d' da d. i.
1 verwnrnJcten Ungetüm {p<scha), dem Drachen, von dem
die üelierHcbfift erzählt: Ftia é dun omt cut ya a Sania Maria dt
Salat ti ackou un dragon na carrríra cl mali' o et il ficou gafo do
puf on ti poü taca- o San/a María. In einem andern Liede (CM
" S, EUgiada Cinto XVI Sir, il (ed. 1785 bici« alacriu).
• Cf. Cane, de Saena No. 203, 7 Peer muerde que alacrán und Celestina,
•d. Vnleht-Delbosc p. 29.
• S, Mende* Piato, PertgrinafSes e. 161.
• Die Gruodforni mil auslauten de m i bielel das Morisko-Gedichl A. 173;
ütatrobri r gusanos ..Grabirirnier".
• Ci Rev. Lui. I Ï98.
I
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. 2S5
226, 8) ist von Spinnen die Rede {agiul poçon tan lixoso). Wie man
sieht, war das Wort doppelgeschlechtig, männlich vielleicht weil
das Volk darin ein Augmentativ eines vermeintlichen po{o erblickte.
Heate ist pocäo weiblich und benennt den Arzneitrank. Piçonha
aber — ursprünglich „Vergiftungsmittel" — ¡st Verbalsubstantiv
von ptçonhar, s^s.tí. posoüar pomoñar <i poüonare.^ Vgl. altportug.
pofoetiio für pdf Strilo im Josalat 42 und tnpcçdado CH 169, 3.
Z.2b. Es ist ¡hi «= „ihm" und nicht l/i' y zu lesen, da kein
Rückweis auf poçon [nella puntura, wie Lollis annimmt) darin
stecken kann.
Z. 27. Die alte, eigentlich kastiliscbe, doch auch in Gallizien
und Portugal übliche Form für „Gerüst", die spater mit der Sache
nicht verloren ging, wohl aber auf „Theaterger üsi" und „Schaffot"
übertragen ward, ist dreisilbiges lavlado, bzw. labiado tauhdo. Die
üblichen Wendungen sind laucar (seil, ptdras) a ¡aviado {span, ¡ansar
à tablado), ferir lab¡ado {Aleï. ijqç), brüar o lavlado (vg!. CV 966)
(span, ¡ansar el tablado). Heute sagt man in Portugal mit Bezog
auf Spieihäuser lavolagem, tavoleiro, ¡avalado.
Z. 31. Warum mite statt noute, da dei Diphthong ou sich in
beiden Liederbüchern fíndeL?
Z. 31 und 33. O andar . . . e o roldar scheint mir nach wie
vor sinnen Isprechend er.
Z, ¡b. In der allen Sprache ist die Scheidung von Jui i. Sg.
und /oi 3. Sg. noch nicht durchgeführt. In Z. 39 liefs auch Lollis
ruhig /oi für i.Sg. bestehen.
Z. 41^43. S. oben. Ich verstehe: Der Teufel (pecado, ohne
Artikel wie dimo) wird mich nimmer wieder verleiten {Ja mais me
pod' engañar), von Waífen zu reden (cue me faca ja fa¡ar en armas),
denn mir ist das nicht gegeben (in non m' ¿ dado). Ueberflüssig
ist es (ür mich darüber zu disputieren [DSado m' i de ar ¿n rasBar),
da ich mich ihrer nicht länger zu bedienen haben werde [pois ¡as
non ei a provar). Siaít fatar läse man gern pegar.
Z. 45. DSado, neben enddado von don, ursprünglich immer mit
nasaler Resonanz. Vgl. z. B. CV 131, 16. 237, 14. 570. 16. 1165, 21.
US?, S - — wenn das Til auch bisweilen über dem a stehl.
Z. 48. Sinlkeiro seniheiro <, singu¡arius kommt in der Bedeu-
tung singelo „einfach" im Allport nicht vor. Der Sinn ist hier,
wie stets, „einsam und allein"; später in abgeleitetem Sinne: „ab-
gesondert, sonderbar". CV 454, 2. 771,1. 772,7, 897,2. 900,8.
992, 11 {soa sinÜiiyra). 1002, 8. 1099, 8. UeO, 18.
VI. Kriegslieder.
Geneles. — Non ven al mayo!
Unter Einbeziehung einiger andrer, mehr oder weniger groU-
getiänkter Spöttereien auf Ereignisse der andalusìschen Grenzkriege
' Ct. gmll. vitonha neben visSo<^vi
aSü CAROLINA MICHAELIS DE VASCONCELLOS,
aus der Zeit Alfons' X. hat mein VorgäDger ■ sowohl das ktiege-
rische Mailied, welches an den miti el alterlichen Brauch anknüpft,
am 1. Mai Heerschau über die für den SommerfcldEUg gegen den
Erbfeind verfügbaren Truppen ahzuhalten,^ als auch die mciser-
hafie Schlachtschildi'rung förderlichst untersucht, in welcher der
auf seinem Berbcrrofs anstürmende Gentle und der furch [gel ahmte
Coleife einander gegenüber gestellt sind. Und an seinem End-
ergebnis ist nicht zu rütteln. Die Cantiga, welche mit dem Prä-
ludium anhebt:
0 gene le,
1 alraiai corredor
o coteife eoe pavor —
sie betrifft einen Sieg der Mauren über die Christen zur Sommer-
zeit im Flnlsgebiet des Guadal(¡uivir.3 Und das temperamentvolle
Sirvent<;s, dessen hübscher Kehrreim dieser Mitteilung zum Neben-
litel dient, ist keineswegs auf einen einzigen Verräter gemünzt,
sondern der Zomausbruch eines kastilisch-leonesischen Fürsten
gt^gen eine ganze Reihe lässiger, abtrünniger und selbstsüchtiger
Vasallen oder Verbündeter, die ihn im Kriege verlassen haben.'
Der besiegte Monarch des ersten Gedichtes wie der schmählich
im Stich gelassene des andern, der in wildgewordenem Humor
sein eignes Mifsgeschick verlacht, ist kein andrer als Alfons X.
— d. h, der Verfasser des Salve Rainha, womit die als Werk eines
Rey de Castella e de Leon bezeichnete Gedicbtgruppe anhebt,
in welcher die beiden Lieder enthalten sind.
Wenn ich trotzdem darauf zurückkomme, so mag zur Ejit-
schuldißung dienen, dafs es Cesare de Lollis weder geglückt ist,
die Ereignisse und die Zeit noch den Ort genauer herauszuschälen,
auf welche die Gedichte sich beziehen, noch auch sämtliche Einzel-
Anspielungen darin ausreichend zu erklären. Dunkelheiten über-
genug sind übrig geblieben, um immer von neuem zur Forschung,
teils im Liederbuch selbst, teils in den historischen Quellenschriften
' SiMd. Fil. Rom. IV 41—56.
* Die EtnberuTuag (0 chamamenio, et llamamiento') geschali viel frSber,
oft im Febmar. Die Mosate März und April dienten ziu Vorbeteitung.
" Stud. m. Som. IV 51: ... cai Mori eembatti ripetutamente Ai/aiue X.
e ad una deUe fante battaglie che accaddero puh riportarsi la descrivane
della tant: 74 . . . il teatro delle guerre Ira Alfonso X ed i Mori Ju quasi
sempre il suolo d" Andalusia che il Guadalquivir attraversa per lungo tratto
del suo corso. — Nfihtrc» iibfr den Kampfplali folgt weiter unten. — Die
Möglichkeit, dils es sich um Alfons VIIL und die Schlacht von AUicos
handeln kennte, war vorher (46 — 47) erörtert und mit stichhaltigen Gründen
zurückgewiesen worden. Aach die andre, Alfom IX. und der Sieg von Las
Navas sei im Spiel. — Von Alfons XI. ist nicht die Rede.
' Sfogo d" un principe contro la defetione dei suoi vaísalli o dei suoi
alleali (49) . , , petrebòe alludere ai tradimenti e alle disenioni di motti tuoi
sudditi (SI).
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. 287
inboieizeD. Beim Vergleich der Lieder unter einander und durch
Stadien der Prosawerke des 13. und 14. Jhs. fällt dann bald hier-
bÌD| bald dorthin ein Lichtstrahl und verhilft zu sachlicher Aus-
deatang von Formeln, Begriffen, Anspielungen. Als solchen Licht-
blick betrachte ich die Einsicht, dafs eine in mehreren der ein-
schlägigen Gedichte enthaltene Vocabel ein unauffälliger, von dem
ital. Gelehrten nicht beachteter Wegweiser zur Bestimmung der
Entstehungs-Gelegenheit und -Zeit ist Ich meine das Wort GeneU.
Auch ziehe ich noch andre Kriegslieder von Vasallen in Be-
tracht, natürlich nicht ohne zu versuchen, sie textkntisch herzu-
stellen, so arg verderbt auch einige darunter sind.
De Lollis hatte ausführlicher die vier Gedichte des Königs
bebandelt (CV 69. 74. 77. 79 = I — IV); nebenbei zwei von Pero
Gomes Barroso (CV 1065. 1056 == VII— Vili); eines von Gil
Perez Conde (CB 1520 = Xll); ganz flüchtig noch ein Stück
von Affonso Mendes de Bèsteiros (CB 1558 = IX). Ich füge
ein weiteres Liederpaar von Barroso hinzu (CV 1063 und 1054
= VI— VII), sowie etliche von Gil Perez (1616—18. 1522—24).
Ms Anhang betrachte ich dann ein paar nur indirekt damit zu-
sammenhängende Kriegsgesänge von diesem sogenannten „Grafen''
wie auch von Bèsteiros (1625. 1526. 1530 — 32 und 1550). —
Bas aller Wahrscheinlichkeit nach in dieselbe Zeit gehörige Lied
vom Seemann ward in der vorausgehenden Randglosse schon be-
sprochen.
A. Die Gedichte
26 — 29 von Alfons X., Rey de Castella e de Leon.
I.
(26.)
Don foan, quand' ogan(o) aqui chegon,
primelrament' e viu volta a guerra,
tan gran sabor ouve d' ir a sa terra
que logtt' enton por adail filhou
5 seu coraçon; e el fex-lhi leixar
— po'- lo mais toste da guerra longar —
prez e esforco, e passou a serra.
£n esto fez com' [om]e de bon sen
en fìlhar adail que conhocia
IO que estes passos maos ben aabia,
e el guardo[u] - o logu' enton muy ben
d' eles e fez -H de destro leixar
lealdad' e de seestro lidar
[e levou-o a Portugal (?) sa via!]
15 O adail é muy gran sabedor
que o guîou por aquela carreira,
porque [o] fez desviftr da fronteira
e en tal guerra leixar seu senhor.
CAROLINA UICHAEUS DE VASCDÜCSLLOS,
E dîrti-*iu al que Ihi fez leixat;
lo ben que podia (acer, por lieu,
íí'-lo pocT alen a Talaveiti. —
&Iuiio Toy ledo, se Deas m« pcidon,
qaando se viu d' aqueles pasïos fora
que vus ja dix', e diss' ai essa ota:
15 „Pac Deus, adiil, moil' ei gran mon
de sempre vus mia fazeoda leixai;
e ja mais nunca cuìdei passar Lora!
E ao demo von acomendar
30 prez d' este iniiDd(D) e armas e Ii<kr,
ca ben é jogo de que oroeo chora."
(CV 69.)
CV: \ ffeSo. Diese dreisilbige Form Vax fulano, die häuSg vorkomml,
isl an dieser Stelle unannehmbar, doch liegt kein Grund vor, sie statt iti
zweisilbiges foon, in yoan oder gar in yo3a umzuwandeln. Weiteres im CA.
Man mocble Jian belotien. — 3 uelta t guerra — 4 logúete — 7 es/orcc —
S /et — bÍB. Vor dem Subst. ist die apokopierte Form die gebräuchliche,
was uns zwingt, eine Silbe einzuschieben. Stati om (wegen der Wiederholung
ausgefallen) könnte et auch o sein: fei a come de hon seit ^ <¡ eu —
13 íeesira leîxar lidar — 16 pem qla — 17 dtsguiar; ein mir UDbekanotea
Wort, wogegen desviar oft vorkommt, z. B. CV1B08. — 18 seno' — 19 ues
— 10 peda — II Í feie 0 — calaueyra — 27 mùua desft legasftta —
30 lidax — 31 ca nò, was mir widersinnig vorkommt. Wer dem Kriegs-
handwerk Lebewohl sagt, kann nichl iulsem, dasselbe sei ein Spiel, das der
Mctisch nicht beweine.
Heuer in Z. i zeigt, daTs unser Gedicht, wie alles Gal lizisch-
Portugiesische, bald nach dem Ereignis gedichtet worden ist.
Wenn nicht im Feldlager selbst, so im Winterquartier nach Be-
endigung der Campagne. — Zu voUa a guerra^ „den Krieg er-
öffnet" vgl. man Espejo III 5, 17: ìa halaHa es vuelta und siendo ¡a
batalla vuelta: „sobald der Kampf sich entsponnen hat"; „sobald
man handgemein geworden war". — Adail (altspan. adalil, neuspan.
adalid) (4) war der offizielle, aus dem Arabischen übernommene
Name des Wegführers bei Einfällen in Feindesland, Et rangierte
gleich nach dem eigentlichen Heerführer oder cabditllo, wie man
aus den Gesetzen des Espejo ersieht (111 8, 3 — 6 u. g), und war
natürlich ein Leichlberil tener.' — Die Serra (7) ¡st aller Wahr-
scheinlichkeit nach dieselbe, welche der Held des folgenden Stücks
überschritt Möglich dais es sich sogar um die gleiche Persön-
lichkeit handelt, die auch in No. VIII Zielscheibe des Spottes ist
und zufälligerweise den Namen Joan führte.
In der fehlenden Zeile 14 vermute ich eine Ortsangabe, wie
am Schlüsse der übrigen drei Stanzen, 1st der verhöhnte Feigling
wirklich der, welchen Affonso Mendes deBèsleiros auslacht, so
darf man Portugal einfügen. Das Reimwort mufste in -ia enden.
' Vgl. Uetcnlano IV 146,
I
RANDGLOSSEN ZUM ALTPORT. LIEDERBUCH. 289
Ir sa via ist eine im Liederbuch an die hundert Mal gebrauchte
Formel für ,^ich auf den Weg máchenos ,^uf- und davongehen'S
nausreifsen".
Habe ich recht mit obiger Annahme, so dürfen wir an
Talaveira la Real bei Badajoz denken. — Mit calaveira (Hispanis-
mus für port cavara „Totenkopf"?) weifs ich hier nichts anzufangen.^
Und der Ort Calavera (Murcia) würde uns in ein von Granada,
dem Guadalquivir und der Campiña allzu weit entferntes Gebiet
führen. — Carreira (16) ist im Liederbuch wie in den zeitgenössischen
Prosatexten das for „Landstrafse, Heerstrafse" gebrauchte Wort.
Lora del Rio (28) liegt nordwärts von Sevilla.
(27.) n.
o genete
pois remete
seu alfaraz corredor
estremece
5 e esmorece
o coteife con pavor.
Vi coteifes orpelados
estar may mal espantados,
e genetes trosqniados
10 corrían -nos arredor,
e . . . . mal aneados
perdían a [sa] color.
Vi coteifes de gran brío
eno meio do estío
15 estar tremendo sen frió
ant' os mouros d' Azamor.
£nchia-se d' eles río
qu'Auguadalqoivir mayor.
Vi en de coteifes azes
20 con azes
mais ca rapazes,
e ouveron tal